15 Jahre Bürgerkrieg hatten von Beirut, dem „Paris des Orients“, nur noch Trümmer übrig gelassen. Aber seit einigen Jahren entstehen in der Ruinenlandschaft täglich neue Marmorfassaden. Alteigentümer im Zentrum Beiruts werden enteignet – sie erhalten statt dessen Aktien der Baugesellschaft „Solidere“, die den Auftrag hat, der Stadt ein neues Gesicht zu geben. Die Ruinenheime schiitischer und syrischer Flüchtlinge müssen weichen, Premierminister Rafik Hairi will die Stadt in neuem Glanz erstrahlen lassen. Er formuliert eine ehrgeizige Utopie: „Mit diesem Projekt werden wir unseren alten Platz als Finanz- und Dienstleistungszentrum der Region zurückerobern.“Während viele Menschen in Beirut zwischen stinkenden Müllbergen hausen, träumt der Premierminister einen 12 Milliarden Dollar-Traum von 24 Wolkenkratzern, einer Avenue, die breiter ist als die Champs-Elysees und unterirdischen Parkplätzen für 40.000 Autos. Für den Bürgerkriegsflüchtling Samir Wamod kommt das ganze einem neuen Kampf ums Überleben gleich – er ist fassungslos: „Die Granaten und Bomben konnten uns in all den Jahren nicht vertreiben, nun müssen wir gehen.“ Das „Solidere“-Ziel, aus der Asche des alten Beirut eine neue Metropole zu erschaffen, ist umstritten. Viele Beiruter wollen einen Neuanfang und die Stadt neu beleben. Doch wie hoch ist der Preis dafür – und wer muß ihn zahlen? (Text: arte)
Chandigarh – die Stadt, die 1948 aus dem Nichts erbaut wurde. Ein politisches Manifest für das neue, unabhängige Indien, dessen Strukturen sich von der Agrargesellschaft zur modernen, demokratischen Industriegesellschaft wandelten. Chandigarh ist gleichzeitig ein Manifest Le Corbusiers, des Hauptpropheten der modernen Architektur: Er war überzeugt, daß die Industriegesellschaft eine neue Wohnform und eine neue Städteplanung brauchte. Die Stadt sollte strikt unterteilt sein in Arbeits- und Freizeitbereiche. Jeder Bereich sollte autonom sein. Menschen sollten in Hochhäusern leben und arbeiten – in Gebäuden, die monumentalen Inszenierungen gleichen. Chandigarh war der Versuch Le Corbusiers, die abendländische Moderne der indischen Kultur anzupassen. Aber haben nicht vielmehr die Inder die Stadt Le Corbusiers erobert?Der Film zeigt die Menschen die in der Stadt leben. Menschen, die diese künstliche Stadt dazu genutzt haben, etwas eigenes daraus zu machen – etwas, das ihren Wünschen und Bedürfnissen entspricht und weniger den Visionen von Le Corbusier. Rechtsanwalt Gupta kennt die Glanzzeiten Chandigarhs aus seiner Kindheit und aus Erzählungen seines Vaters. Dieser gehörte zu den Pionieren, die sich gleich zu Beginn hier niederließen. Gupta schwärmt von seiner Stadt und der Lebensqualität, die sie anbietet. Zwar war die anfänglich geplante Trennung verschiedener Lebensbereiche nicht durchzuhalten. Gebäude wurden umfunktioniert. Die Utopie der Anfänge mag als gescheitert gelten. Aber auch die ärmsten Einwohner Chandigarhs wie zum Beispiel der Rikscha-Fahrer Satish möchten nirgendwo sonst leben. Satish räumt ein, daß das Leben für ihn hier auch nicht leichter ist als anderswo – aber die Leute sind anders. (Text: arte)
Wie ein Magnet zog die Stadt bei ihrer Gründung 1960 die verschiedenartigsten Menschen an, die alle mit der gleichen Erwartung kamen: Sie wollten in einer Stadt leben, in der es keine sozialen Unterschiede geben sollte und jeder willkommen war. Der Städteplaner Lucio Costa hatte den nationalen Wettbewerb für den Grundriß der neuen Stadt gewonnen. Er entwarf die Hauptachsen der Stadt als Kreuz – als Symbol für Zeit, Raum und Ewigkeit. Inmitten der Einöde des Landesinneren wurde Brasilia hochgezogen. Der Architekt und Mitbegründer Brasilias Oscar Niemeyer faßte einige Jahre nach der Entstehung der Stadt die Anfangsjahre zusammen: „Brasilia war ein großer mutiger Entwurf, der sich zum Ziel gesetzt hatte, die Entwicklung von fünfzig Jahren in fünf Jahren vorzunehmen. Die Eile war eine Frage des Enthusiasmus.“Aber durch den Militärputsch 1964 wurden die Menschen in Brasilia brutal aus ihrem Traum herausgerissen, bevor die Utopie sich in der Realität entfalten konnte: „Es war fast wie ein Kindermord, der Tod einer Stadt während ihrer Geburt.“ Luiz Umberto, Architekt und Professor für Fotografie hat den Militärputsch miterlebt. Heute sind die sozialen Gegensätze in Brasilia krasser als anderswo in Brasilien. Luiz Umberto führt uns durch die Stadt. Er arbeitet an der Universität von Brasilia, die während des Militärputsches besetzt wurde: „Intellektuelle wurden festgenommen die Stadt wurde ihrem eigenen Schicksal überlassen.“ Dennoch ist Luiz Umberto Brasilia treu geblieben. Was ist es, das die Pioniere Brasilias noch hält? Trotz aller Rückschläge gilt Brasilia bis heute als die Denkmaschine des Landes. Warum übt es auch auf junge Leute eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus? (Text: arte)
Das Leben ist ein „Jubelfest“: Celebration – der Name der Stadt ist Programm. Hier schafft der Unterhaltungskonzern Disney seit 1995 Realität nach eigenem Drehbuch. Zwei Meister der amerikanischen Architektur, Robert Stern und Jacquelin Robertson, haben eine Stadt errichtet, die ein Lehrbeispiel für den modernen Städtebau werden soll. Ziel des „New Urbanism“ ist es, den seelenlosen Vororten Amerikas neues Leben einzuhauchen. Autos sind in die Hinterhöfe verbannt. Die nostalgisch anmutenden Einfamilien-Häuser mit offener Veranda strahlen Ruhe und Harmonie aus. Die Familie steht im Mittelpunkt des Konzepts – aber nicht isoliert, sondern in der Nachbarschaft vernetzt. Den Planern von Disney ging es um die Wiederbelebung alter amerikanischer Tugenden wie dem Gemeinschaftssinn. Der Film zeigt Menschen, die sowohl der Eintönigkeit der normalen Kleinstädte als auch der Kriminalität der Großstädte entkommen wollen.Pat und Ken Liles leben mit ihrer Tochter Kelly in Celebration. Es stört sie nicht, daß der Disney Konzern von der Farbe der Vorhänge bis hin zu den Blumen, die im Garten erlaubt sind, alles regelt. Ken Liles findet andere Aspekte wichtiger: „Wir haben viel Kontakt zu unseren Nachbarn, wir treffen uns in der Stadt und unternehmen viel miteinander.“ Kommunikation steht für Ken Liles nicht nur im Privatleben im Vordergrund – Kommunikation ist sein Beruf: Er betreibt das elektronische Netz, das alle Bürger über Glasfaser verbindet und über alles informiert, was in der Stadt passiert. Lokalpolitik scheint die Menschen weniger zu interessieren. Sie akzeptieren es, von einem Disney Manager als Bürgermeister-Ersatz regiert zu werden. Ist die lückenlos durchgeplante Privatstadt das Modell der Zukunft? (Text: arte)
Die zweite Staffel von 360° – Die GEO-Reportage widmet sich im Februar dem vermeintlich schwachen Geschlecht – und zeigt dabei, daß Frauen einfach anders stark sind als Männer.In den Chefetagen der Unternehmen, in der Politik oder im Showbusiness: Wenn es um Einfluß und Führung geht, um Macht und Autorität, dann stehen Frauen weltweit meist in der zweiten Reihe. Würde die Welt anders aussehen, wenn Frauen das Sagen hätten? Der Film zeigt eine solche Enklave: Die mexikanische Stadt Juchitán, in der die Frauen den Ton angeben. Wenn die Hebamme am Wochenbett verkündet „Es ist ein Mädchen“, löst das ein lautes Freudengeschrei aus, denn die Frauen sind in Juchitán die Stammhalterinnen. Beim Tod der Eltern erben automatisch die Töchter, nicht die Söhne. Frauen haben als Heilerinnen spirituelle Macht. Nicht zuletzt beherrschen die Frauen in Juchitán, der „Stadt der Blumen“, das gesamte wirtschaftliche Geflecht. Männer dürfen zwar die Felder bebauen, aber der Handel liegt ganz in Frauenhand. Wie kommen ausgerechnet in Mexiko die Frauen an die Macht?Ab ihrem fünfzehnten Geburtstag sind in Juchitán alle Frauen „Reinas“, also „Königinnen“. Der Film verfolgt die Schicksale verschiedener Frauen einer juchitánischen Familie, die aufwendig den Geburtstag einer „Reina“ plant. Beim Goldschmied wird edler Familienschmuck angefertigt, alle Frauen helfen mit zu kochen und Trachten zu besticken. Nach langer Vorbereitung feiern die Frauen schließlich pompös und überschäumend – die Männer sind eher Beobachter. Wird ein Junge 15 Jahre alt, findet nur eine wenig beachtete Feier statt. Unsere neue „Reina“ weiß noch nicht genau, was sie später machen will: Fischverkäuferin, wie ihre Mutter, das Familienoberhaupt, will sie nicht werden. Im Moment besucht sie die technologische Schule – danach stehen ihr als Frau noch alle Möglichkeiten offen. Ist die matrilineare Gesellschaft, in der Frauen im Mittelpunkt stehen, besser oder einfac
„Women first“ – so nennt sich ein Trend in der internationalen Entwicklungspolitik. Frauen werden als Zielgruppe der Hilfsorganisationen entdeckt: Auf Grund der traditionellen Rollenverteilung beschränkt sich ihr Aktionsradius auf das häusliche Umfeld. Deshalb sind sie leichter zu erreichen als Männer, die tagsüber unterwegs sind. Außerdem haben Frauen subtile und weitreichende Einflußmöglichkeiten innerhalb der Familie, wenn es um Hygiene, Gesundheit und Bildung geht. Wer eine Frau erreicht, erreicht also die ganze Familie. Die Grameen-Bank hilft Frauen, neue Einnahmequellen zu erschließen. Sie vergibt in Bangladesh Kredite an Frauen, die keine andere Sicherheit vorweisen können als vier andere Frauen, die für sie bürgen. Die Rückzahlungsquote liegt bei 95 %.Eine junge Frau leistet sich mit Hilfe eines Grameen-Kredits ein Handy, und verdient nun als „Telefonzentrale“ ihres Dorfes den Familienunterhalt. Für jedes Gespräch, das ein Nachbar bei ihr führt, kassiert sie eine kleine Gebühr. Da es in den ländlichen Gebieten kein Festnetz gibt, ist das Handy eine ansehnliche Einnahmequelle. Die Frau muß zum Geld verdienen nicht einmal das Haus verlassen – dies würden ihr die gesellschaftlichen Spielregeln auf dem Lande auch verbieten. Sie hat den Kredit allerdings nur erhalten, weil sie sich und ihre Familie verpflichtet, 16 Regeln einzuhalten, mit denen die Grameen-Bank versucht, gesellschaftliche Standards zu etablieren. Dazu gehören beispielsweise die Alphabetisierung, der Latrinen-Bau und die Ächtung der Mitgift. Das Handy – in Bangladesh kein Statussymbol, sondern ein Ausweg aus dem Teufelskreis der Armut. (Text: arte)
Die Pille brachte den Frauen die erste sexuelle Revolution. Eine zweite Revolution steht vor der Türe: Macht die Reproduktionsmedizin in Zukunft Frauen für die Geburt überflüssig? Haben Sexualität und Fortpflanzung bald überhaupt nichts mehr miteinander zu tun? Bereits heute können Männer und Frauen noch nach ihrem Tod durch ihre eingefrorenen Eizellen und Samen Kinder zeugen lassen. Die Wissenschaft überwindet die biologischen Grenzen des Körpers. In Tierexperimenten werden die medizinischen Möglichkeiten voll ausgereizt: Japanische Wissenschaftler haben bereits Ziegenföten in einer künstlichen Gebärmutter am Leben erhalten. Auch in der Humanmedizin sind wir noch lange nicht an die Grenzen des Machbaren gestoßen. Hier werden vor allem durch nationale Gesetze Schranken gesetzt.Frauen in unterschiedlichen Stadien ihres hormonellen Lebenszyklus sehen ihre Rolle als Frau unter den neuen medizinischen Vorzeichen unterschiedlich. Für die 8fache Mutter Gertrud Scheer, 44, ist „jedes Kind ein Geschenk Gottes.“ Die 17jährige Sue Hermenau hat gerade die Pubertät hinter sich. Für ihre Generation sind die neuen Entwicklungen in der Reproduktionsmedizin besonders relevant. Die künstliche Gebärmutter lehnt Sue entschieden ab: „Ich hab’ doch keinen Bock, daß mein Kind später sagt, meine Mutter ist eine grüne Badewanne.“ Sue ist auch gegen das Klonen von Menschen – wie wohl die meisten Deutschen und Franzosen. In den USA hingegen gründeten Homosexuelle mit Kinderwunsch eine „Pro-Klon“-Initiative, die inzwischen auch regen Zulauf von heterosexuellen Frauen jenseits der fünfzig hat: Sie hoffen auf eine späte Erfüllung des Kinderwunsches. Welche Gefahren und Chancen bringen die neuen medizinischen Möglichkeiten? (Text: arte)
Frauen sind weniger aggressiv und haben ein schlechteres räumliches Orientierungsvermögen als Männer. Ist das ein Vorurteil, allgemeine Erfahrung, oder läßt sich dieser Geschlechterunterschied wissenschaftlich belegen? Was wissen Psychologen und Gehirnforscher? Bislang galten Verhaltensunterschiede zwischen Männern und Frauen als Resultat geschlechtsspezifischer Erziehung. Heute forschen Wissenschaftler nach biologischen Ursachen wie der embryonalen Prägung des Gehirns oder nach frühkindlichen Hormoneinflüssen. Der Film stellt aktuelle Studien zu der umstrittenen Frage „Natur oder Umwelt“ vor.Ein Tierversuch: Ratten suchen im Labyrinthkäfig das Ziel. Wenn männliche Ratten kastriert werden, verirren sie sich. Daraus folgern Wissenschaftler, daß bei Ratten das Hormon Testosteron den Orientierungssinn bestimmt. Gilt das auch für Menschen? Ist der niedrige Testosteronspiegel bei Frauen ausschlaggebend dafür, daß sie schlecht Stadtpläne und Landkarten lesen können? – Karatemeisterin Andrea Riegel mußte bis zum schwarzen Gürtel in Karate einige Hürden überwinden: „Es war für mich schwierig, beim Kämpfen Aggressionen rauszulassen. Wir haben immer gelernt, daß es unweiblich ist, aggressiv zu sein.“ Ist es wirklich die Erziehung, oder sind es nicht doch unterschiedliche biologische Grundlagen? (Text: arte)
Die Regenwälder, die Lungen der Erde, werden Mitte des nächsten Jahrhunderts ersticken, zurück bleiben dann riesige Wüsten – so die neuesten Prognose britischen Klimaforscher. Ist der Pessimismus berechtigt? Immerhin versucht man seit Jahren auf internationaler Ebene verstärkt, den Regenwald zu schützen. Der neueste Trend: Der Regenwald ist kein Museum, seine Ressourcen sollen genutzt werden – aber ohne ihn zu vernichten. Die dritte Staffel 360° – DIE GEO-REPORTAGE im März 1999 zeigt beispielhaft einige Pilotprojekte aus aller Welt – geben sie Grund zur Hoffnung? Im Regenwald von Französisch-Guyana arbeitet der Forscher Philipp Gauchet mit detektivischen Spürsinn: er ist auf der Suche nach neuen Froscharten. Der Forscher arbeitet am liebsten nachts. Nur dann kann man den nachtaktiven Glasfrosch beobachten, der ausschließlich auf Bäumen lebt. Philipp Gauchet hat schon verschiedene neue Froscharten entdeckt: „Das ist das Faszinierende an meiner Arbeit: die alltägliche Möglichkeit, etwas zu entdecken, was noch kein Mensch gesehen hat.“ Nirgendwo sonst auf der Welt existiert eine solche Artenvielfalt wie im Regenwald. Die unzähligen Tiere und Pflanzen haben sich ihren Lebensraum in vier „Stockwerke“ aufgeteilt – irgendwo findet jeder ein Plätzchen für sich: Das Erdgeschoß, der Boden, ist das Revier des Jaguars und anderer Säugetiere. Die Strauchschicht ist der erste Stock. Wo umgefallene Baumstämme eine Lichtung schlagen, wachsen vor allem Farne und kleine Bäume. Sie bilden ein buntes Gewirr, in dem sich der Kolibri wohlfühlt. Die nächste Etage sind die bis zu 40 Meter hohen Baumstämme, die von dichten Wipfeln gekrönt sind. Hier im Blätterwerk, dem obersten Geschoß, turnt eine unüberschaubare Anzahl von Tieren herum – wie viele Arten, weiß niemand. Seit Beginn der Neunziger Jahre wird die Wipfelregion mit Hilfe von Hängebrücken, aufblasbaren Plateaus, Lastkränen und Gondeln erforscht.Aber Eile ist geboten: Fast 50% der
Der Schweizer Fotograf Karl Amman lebt seit 25 Jahren in Afrika. Er hat sich den Schutz des Regenwaldes sowie den Schutz der Affen zur Lebensaufgabe gemacht: „Die Primaten sind die nächsten Verwandten des Menschen. Wir können nicht zuschauen, wie sie ausgerottet werden.“ Es ist schwer, die lokale Bevölkerung zu überzeugen. Sie verstehen nicht, wieso man Menschenaffen schützen soll. Der Häuptling eines Stammes im Regenwald von Kamerun erklärt: „Gorilla-Fleisch ist süß, besonders die Finger. Wir haben schon immer Affen gegessen. Wenn kleine Jungen Gorilla-Fleisch essen, werden sie stark. Wir wollen nicht, daß Weiße kommen und sich in unsere Angelegenheiten mischen.“ Welche Chancen – und welches Recht – haben Regenwaldschützer wie Karl Amman mit ihrem Engagement?Wenn internationale Holzkonzerne ihre Schneisen in den Kameruner Regenwald schlagen, sprechen sie gerne von „selektiver Extraktion“, denn sie fällen immer nur ein bis zwei Urwaldriesen pro Hektar. Aber bis der gefällte Baum von Bulldozern zur nächsten Piste geschafft wird, sind etwa 70% des Hektars vernichtet. Damit ist wieder ein Stück Lebensraum der Regenwald-Einwohner, der Pygmäen, zerstört. Gleichzeitig macht die Erschließung des Regenwaldes durch die breiten Trassen für die Holztransporter den Weg frei für eine weitere Ausbeutung des Regenwaldes: Wilderer können tiefer in den Wald eindringen, als dies bislang möglich war. Sie erlegen wahllos, was sich auf den Märkten verkaufen läßt. Besonders Gorilla-Fleisch ist begehrt im kommerziellen „Bush-Meat-Handel“. Der Film stellt die Zusammenhänge zwischen der Bedrohung von Umwelt, Mensch und Tier im Regenwald dar. (Text: arte)
Der 75jährige Schamane Takuma lebt im Xingú Nationalpark in Brasilien. Er hat sich geschworen: „Den Weißen erzähle ich nichts. Die haben immer nur genommen.“ Eines Tages lernt er Marc von Roosmalen kennen, einen niederländischen Botaniker, der für das „Institut für Amazonenforschung“ arbeitet. Die Ziele der Pharma-Industrie interessieren den Akademiker nur am Rande. Sein primäres Interesse gilt den Wirkstoffen, die im Regenwald verborgen sind. Der Film dokumentiert, wie Takuma Vertrauen zu Europäern faßt – wie er ihm sein Wissen über die heilende Wirkung von Kräutern, Wurzeln und Baumrinden anvertraut. Wem sonst soll Takuma sein Wissen weitergeben? Die jungen Leute seines Stammes zieht es hinaus in die „zivilisierte Welt“ – sein Sohn will kein Schamane werden. Marc van Roosmalen schreibt nieder, was Takuma ihm erzählt – so geht das Wissen nicht verloren. Ein Geschäft auf Gegenseitigkeit mit Vorbild-Charakter?Seit Generationen nutzen die Völker des Regenwaldes die Heilstoffe, die ihnen die Natur großzügig zur Verfügung stellt. Der Regenwald ist eine Goldmine – erste Vorstöße lassen für die Zukunft reiche Ausbeute erwarten. Chinin, das erste wirksame Mittel gegen Malaria, wird aus der Rinde des Chinchona-Baumes gewonnen. Viele Heilpflanzen wurden von Pharmazeuten nur entdeckt, weil sie einen festen Platz in der traditionellen Medizin der Waldvölker haben. Erst in den letzten Jahren haben Wissenschaftler begonnen, die Heiler der Waldvölker, die Schamanen, ernst zu nehmen. Seither wächst die Zahl pharmazeutischer Expeditionen. Werden es die Regenwald-Länder schaffen, sich gegen die Pharmariesen zu behaupten und sich die Oberhoheit in Sachen Regenwald zu erhalten? (Text: arte)
Die Kindersterblichkeit ist hoch in dem kleinen Himalaya-Dorf Bhujung. Deshalb setzen Eltern möglichst viele Kinder in die Welt in der Hoffnung, daß wenigstens ein paar überleben und zum Familienunterhalt beitragen. Die Rechnung geht kurzfristig auf: Die Bevölkerung des kleinen Nepal-Dorfes wächst – aber auch die Armut. Um zu überleben nehmen die Menschen dem Regenwald alles, was sie von ihm bekommen. Der Wald löst sich in Rauch auf – für Feuerholz. Umweltschutz kann sich hier niemand leisten. Aber ein Schutz des Regenwaldes funktioniert nicht ohne die Unterstützung der Bevölkerung. Deshalb bezieht das „Annapurna Conservation Area Project“ (=ACAP), das den Regenwald retten will, in alle Entscheidungen die Bewohnern von Bhujung mit ein. Sie übernehmen Verantwortung und beteiligen sich an der Finanzierung der Projekte. Regelmäßig überprüfen sie ihre eigenen Prämissen. Der Verein „Geo schützt den Regenwald“ fördert dieses Projekt in Nepal.“Meinem Kind soll es einmal besser gehen“ – dies ist wohl die Hoffnung aller Eltern zu allen Zeiten. Die Mutter in Bhujung, die ihr Neugeborenes liebevoll im Arm wiegt, setzt alles daran, daß diese Hoffnung wahr wird. Während der Schwangerschaft hat sie gemeinsam mit anderen Frauen den Bau von Toiletten unterstützt: Früher wurde die Notdurft an den gleichen fließenden Gewässern verrichtet, aus denen man später das Trinkwasser schöpfte. Ein perfekter Weg zur Krankheitsübertragung – nicht nur für Kinder. Während es früher normal war, daß die Nabelschnur mit einer rostigen Rasierklinge durchtrennt wurde, werden die Kinder heute durch eine ausgebildete Hebamme zur Welt gebracht. Das Neugeborene soll später auch zur Schule gehen. Bildung schafft Bewußtsein für den Umgang mit Rohstoffen: Die junge Mutter hat seit kurzem einen Boiler in der Feuerstelle, der Wärme speichert. Es reduziert den Holzverbrauch beachtlich, daß nun nicht mehr für jeden Tee neues Wasser aufgesetzt wird. Die Zei
Der Tropicana Club in Havanna war vor der Revolution für die Schönheit seiner Tänzerinnen berühmt. Auch jetzt nach der Wiedereröffnung will das Tropicana an diesen Ruhm anknüpfen und der Welt Kubas Schönheiten vorführen. Doch die Mädchen, die nun in der Riege der Auserlesenen tanzen, sind keineswegs jüngere Kopien der alten Garde. Hat die Revolution mit ihrer radikalen Ideologie auch das traditionelle Schönheitsideal des Landes beeinflusst?
Schönheit entsteht im Auge des Betrachters – so das Sprichwort. Demnach müsste jeder Mensch Schönheit anders empfinden. Einige Evolutions-Biologen vertreten jedoch die Theorie, dass es eine Art „universelle Schönheit“ gibt und wir alle schon mit der Fähigkeit geboren werden, diese zu erkennen. Tragen wir alle ein genetisch vorprogrammiertes „Schönheitskonzept“ in uns? (Text: GEO Television)
Schon immer hatte jede Gesellschaft ihre Schönheitsideale, an denen ihre Mitglieder sich selbst und andere maßen. Doch in den letzten Jahrzehnten setzten westliche Medien derart unrealistische Maßstäbe, dass ihnen kaum noch jemand gerecht werden kann. Eine neue Krankheit breitet sich aus, die bereits mit der Magersucht verglichen wird. Body Dysmorphic Disorder: Die Patienten finden sich ohne objektiven Grund unerträglich hässlich.
Der Homo sapiens – in Sachen Intelligenz hält er sich gerne für die Krone der Schöpfung. Aber kennen wir alle Formen der Intelligenz – wie läßt sich Intelligenz definieren und messen? Diesen Fragen geht 360° – die GEOREPORTAGE nach.“Jessica war schon immer anders als die anderen Kinder: Mit zehn Monaten sprach sie ihren ersten vollständigen Satz, mit zweieinhalb konnte sie lesen, mit sechs war sie Gleichaltrigen intellektuell um vier bis fünf Jahre voraus“, Joanna Smith erinnert sich noch genau an die ersten Lebensjahre ihrer hochbegabten Tochter. In der Schule hatte es die Kleine nicht leicht: Mitschüler mochten sie nicht, weil sie sie für eine Streberin hielten. Ihre Mutter schickte sie schließlich auf das schottische Hochbegabten-Internat Cademuir. Hier dürfen die hochintelligenten Kinder endlich so klug sein, wie sie wirklich sind.Wissenschaftler schätzen, daß zwei bis fünf Prozent der Kinder, die jedes Jahr geboren werden, einen IQ von über 130 Punkten haben. Damit sind sie nach der klassischen Definition Hochbegabte. Sie gelten als Überflieger, werden beneidet, aber auch mißverstanden. Dabei wird Hochbegabung oft gar nicht erkannt: Die Kinder fühlen sich in der Schule zum Teil derart unterfordert, daß sie aus Langeweile abschalten und die Leistung nachläßt. Andere werden zu renitenten Störenfrieden oder versuchen ihren Wissensvorsprung zu verstecken, um der sozialen Ausgrenzung zu entgehen. Diese psychische Belastung ist groß. Das Internat Cademuir bietet ihnen die Chance für ein neues Leben.
Meditation mit Mozart – so beginnt mitten in einem der ärmsten und gefährlichsten Viertel von Los Angeles für die Kinder der zweiten Klasse der Musikunterricht. Und Mozart zieht die Kinder ganz in seinen Bann: „Es fühlt sich an, als würde ich im Schnee tanzen.“ „Ich bin glücklich, wirklich glücklich.“ Diese Form des Unterrichts ist Teil eines Experiments der Universität von Kalifornien unter der Leitung von Dr. Gordon Shaw. Musik verbessert das räumliche Vorstellungsvermögen des Gehirns. Wenn die Zweitkläßler an elektronischen Keyboards üben, lernen sie, daß bestimmte Töne eindeutig an bestimmte Orte auf der Tastatur gekoppelt sind. Außerdem schneiden Kinder, die Musikunterricht nehmen, bei Mathematiktests deutlich besser ab.Auch der Frankfurter Musikpädagoge Hans-Günter Bastian ist überzeugt: „Musik macht klug.“ In einer Langzeitstudie an einer Grundschule in Berlin-Wedding haben 90 Schulkinder, die zu Hause keine Möglichkeit zum Musizieren hatten, sechs Jahre lang ein Instrument gelernt. In den ersten vier Jahren waren die Leistungen der „Musikkinder“ kaum besser als die der 60 Kinder, die im Unterricht nicht musikalisch gefördert werden. Aber nach vier Jahren kam es zu einer explosionsartigen Verbesserung der schulischen Leistungen der „Musikkinder“. Vielleicht hilft uns die universelle Sprache der Musik tatsächlich, intelligenter durchs Leben zu gehen?
Für viele Menschen ist der Hochzeitstag der schönste Tag ihres Lebens. Doch leider hält der Bund fürs Leben oft nicht das, was er verspricht: Fast die Hälfte aller Ehen wird geschieden, die Liebe wird zur Katastrophe. Ist so ein Scheitern vorhersehbar? Können Fehlverhalten in der Partnerschaft vermieden werden?
Laut Psychologen entstehen 95 Prozent aller Verkehrsunfälle durch die gefährliche Kombination aus Risikobereitschaft und menschlichem Versagen. Also nicht das Auto ist gefährlich, sondern der Mensch, der es steuert. Aber was macht uns so rücksichtslos? Und wie können wir den Rowdy in uns aufhalten?
Glück gehabt, sagt der Volksmund, wenn wir einem Unheil knapp entronnen sind. Doch das Glück, das wir uns erträumen ist ein anderes, ein beständigeres. Gianni Conte fand dieses Glück erst nach seinem Motorradunfall, der ihn an den Rollstuhl fesselte. Das mag paradox erscheinen, doch die empirische Sozialwissenschaft gibt ihm Recht. Ein lang anhaltendes Glücksgefühl erlangt man nur, indem man Schwierigkeiten bewältigt und an ihnen wächst. Nicht ohne Grund ist die Anzahl der glücklichen Menschen in Deutschland seit 1954 gleich geblieben, während der Lebensstandard enorm stieg. Wir suchen das Glück auf dem direkten Weg. Das Problem dabei ist: Mehr Geld, mehr Komfort und mehr Freizeit machen uns nicht glücklicher. Mihalyi Cszikszentmihalyi, Psychologe an der Universität von Chicago, behauptet, dass „Flow“ der Schlüssel zum Glück sei. So nennt er das „Einswerden mit der Tätigkeit, neben der alles andere bedeutungslos wird“. Der Glücksforscher hat über 6.000 Menschen weltweit befragt und fand das totale Flow-Erlebnis in den unterschiedlichsten Berufsgruppen und Gesellschaftsschichten – vom Fließbandarbeiter bis zum Fallschirmspringer. Sie alle teilen die gleiche Erfahrung und bezeichnen sich als glücklich. 360° – Die GEO-Reportage deckt auf, warum manche Menschen scheinbar das Glück für sich gepachtet haben, während andere vergeblich darauf warten. „360° – Die Geo-Reportage“ berichtet über die Heilwirkung des Lachens, die wir vielleicht unbewusst wahrnehmen, aber bisher unterschätzt haben.
Lachen macht glücklich! Die Reportage beschreibt die Heilwirkung des Lachens, behandelt die Volkskrankheit Depression und verrät, wo die glücklichsten Menschen der Welt leben.
Die indonesische Insel Bali gilt als Paradies, an dessen Stränden unzählige junge Paare aus aller Welt ihre Flitterwochen verbringen. Doch den Einwohnern Balis ist das Konzept der romantischen Liebe fremd. In ihrer Sprache gibt es nicht einmal ein Wort dafür. „360° – Geo Reportage“ reist zu einer der ältesten Kulturen der Welt, wo Liebe alles andere als eine Privatangelegenheit ist.
Die SEEBA ist eine Einheit des Technischen Hilfswerkes, die Rettungsdienst bei Katastrophen leistet. Die freiwilligen Helfer waren unter anderem nach einem schweren Erdbeben in der Türkei im Einsatz.
Sie erreichen Höhen von mehr als 30 Metern und rasen mit Geschwindigkeiten von bis zu 700 Stundenkilometern auf die Küsten zu: Tsunamis, alles zerstörende Riesenwellen. Wissenschaftler arbeiten an der Erforschung dieses Naturphänomens und an der Entwicklung effektiver Frühwarnsysteme.
Gewaltige Vulkanausbrüche und verheerende Erdbeben, Riesenwellen und Dürrekatastrophen: Naturgewalten lassen sich nicht kontrollieren. Doch immer wieder gibt es Menschen, die sich damit nicht abfinden wollen. Weltweit stellen sich Wissenschaftler, Rettungsexperten und Betroffene den Kräften der Natur und versuchen, die unberechenbare Gefahr in ein kalkulierbares Risiko zu verwandeln.
Millionen von Menschen leben im Schatten von Vulkanen. Jeden Tag müssen sie damit rechnen, dass die schlafenden Riesen plötzlich zum Leben erwachen. Für die Menschen auf der Karibikinsel Montserrat wurde dieser Albtraum wahr: Im Juli 1995 brach der Vulkan La Soufrière aus. Ein Großteil der Insel wurde unbewohnbar.
Im Foxwoods-Casino haben schon viele das schnelle finanzielle Glück gesucht und mussten dann doch wieder als arme Schlucker nach Hause fahren. Die Reportage wagt einen Blick hinter die Plastikfassaden der indianischen Glücksspielwelt. Hier bekommt das, was als Märchen begann, Züge eines Krimis.
Schach ist kein reines Strategiespiel. Es reicht nicht aus, nur die Regeln zu kennen. Wer siegreich sein will, muss die Schwächen des Gegners studieren und ausnutzen. Das in Indien erfundene Kriegsspiel wird heute in internationalen Meisterschaften ausgetragen.
Generation um Generation schaffen sich Kinder im Spiel ihre eigene Welt. Sie toben und träumen, bauen und zerstören. Sie ahmen Erwachsene nach und leben ihre Fantasien aus. Doch warum ist das Spielen so wichtig? Und welche Auswirkungen haben Computerspiele auf die Kreativität und das Sozialverhalten?
Raufende Hunde, tobende Katzen, neugierige Raben und selbst Fische zeigen: Spielen ist im Tierreich ein weit verbreitetes Phänomen. Tierforscher untersuchen, ob Spielen stets einen Lernzweck verfolgt oder manchmal einfach nur dem Zeitvertreib dient.
Sie tauchen nach versunkenen Schiffen voller Gold und Juwelen, durchstreifen Wüstengebiete mit Metalldetektoren oder plündern antike Gräber: Moderne Schatzjäger. Die italienische Polizei befindet sich im ständigen Kampf gegen den Schmuggel mit dem kulturellen Erbe.
Sie tauchen nach versunkenen Schiffen, durchstreifen Wüstengebiete mit Metalldetektoren oder plündern antike Gräber: Moderne Schatzjäger. Die Dokumentation begleitet Sammler, die sich auf die Suche nach Meteoriten aus fernen Galaxien machen. Für manche von ihnen sind sie wertvoller als Gold.
Moderne Schatzjäger lassen nichts unversucht, mit Hilfe modernster Technologien Kostbarkeiten von einst zu heben. Schatzjäger Mo Molinar will in den Gewässern vor Florida nach der 1715 versunkenen spanischen Flotte suchen. Die Schiffe waren beladen mit Gold und Juwelen für die Braut des Königs.
Moderne Schatzsucher sind immer auf der Suche nach etwas Einzigartigem. Im Niemandsland zwischen Thailand und Kambodscha suchen Juwelenhändler nach Rubinen. Tag für Tag riskieren Minenarbeiter ihr Leben in einem Gebiet, das von Landminen verseucht ist.
Schamanen finden die Ursachen für Krankheiten in den Seelen ihrer Patienten. Nikolai Orschak leitet eine Schamanenklinik in Sibirien. Für die Menschen in Tuwa ist er Heilpraktiker, Psychotherapeut und Seelsorger in einem. Die Dokumentation analysiert die Heilkünste des sibirischen Schamanen.
Die Züchtung menschlicher Haut ist in der modernen Heilkunde bereits möglich, Ohr- und Gelenkknorpel werden bald folgen. Selbst innere Organe sollen sich eines Tages züchten lassen. Viele Kranke hoffen, durch diese Fortschritte bald ein besseres Leben zu führen.
Pro Jahr sterben mehr als 22.000 Menschen am Lassa-Fieber. In Deutschland erlangte die Krankheit durch den Tod der Kunststudentin Annegret V. traurige Berühmtheit. Der Mediziner Jan ter Meulen vom Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg arbeitet in Guinea an der Erforschung der Tropenkrankheit.
Immer mehr Ärzte setzten auf High-Tech-Medizin. Sie vertrauen auf Computergesteuerte Geräte, die punktgenau eingesetzt werden können. Die Dokumentation beobachtet einige dieser medizinischen Roboter bei der Arbeit und besucht die Operationssäle der Zukunft.
Der Cop der Zukunft könnte einen möglichen Angreifer bereits im Voraus mit Wärmekameras entdecken und ihn per Computer-Erkennungssystemen identifizieren. In den USA sind solche Ermittlungsmethoden schon fast Realität. Bereits heute ist bei der Polizei modernste Technologie im Einsatz.
„360° – Die Geo-Reportage“ erzählt die Geschichte des Kunstfälscherpaares John Drewe und John Myatt und zeigt, wie bereitwillig sich die weltweite Kunstszene täuschen ließ. Selbst renommierte Auktionshändler wie „Christie’s and Sotheby’s“ glaubten an die Echtheit der Fälschungen.
Die Welt des Verbrechens fasziniert Menschen aller Kulturen, und so zählt der Krimi in Büchern, Filmen und Fernsehen zu den erfolgreichsten Genres überhaupt. Egal, ob trickreiche Kunstfälscher, Drogenschmuggler oder monströse Serienmörder – sie alle bevölkern unsere Phantasie. Die Realität erzählt jedoch andere Verbrechergeschichten: Hier gilt es mittels neuester Technologie und psychologischem Fingerspitzengefühl die Bevölkerung vor Kriminellen zu schützen. Dabei kommen sowohl Computer-Erkennungssysteme als auch molekularbiologische Methoden zur Ermittlung des genetischen Fingerabdrucks zum Einsatz. „360° – Die Geo-Reportage“ begibt sich mit der Bestsellerautorin Patricia Cornwell in die Leichenkammern der Gerichtsmedizin.
Robert Ressler ist einer der Pioniere auf dem Gebiet des „profiling“. In den 70er-Jahren konnte der FBI-Agent beweisen, dass ein psychologisches Profil helfen kann, Serienmörder zu fassen. Heute bildet die FBI-Akademie in Quantico im US-Bundesstaat Virginia landesweit Profiler aus.
Das Aquarium in Sydney ist eine Wunderwelt für Wasserscheue: Besucher können trockenen Fußes auf dem Meeresboden spazieren gehen und sich von der Magie der Ozeane berauschen lassen. In 50 Großbecken auf 4.000 Quadratmeter Fläche werden über 650 heimische Tier- und Pflanzenarten gehalten.
Im Dezember 1999 verunglückte der Tanker „Erika“ vor der bretonischen Küste. Bereits einige Monate später gab die französische Tourismusindustrie Entwarnung, die Strände seien wieder sauber. Umweltschützer prüfen, welche langfristigen Folgen die Tankerhavarie für Mensch und Tier haben wird.
Auf der Erde gibt es 1,4 Milliarden Kubikkilometer Wasser. Doch der größte Teil des Vorkommens besteht aus salzigen Meeren oder Dauereis. Wissenschaftler und Ingenieure in aller Welt arbeiten deshalb daran, die größten Wasserreservoire unseres Planeten anzuzapfen: Meere und Ozeane.
Für die ersten Rettungseinsätze auf See wurden noch Ruderboote eingesetzt. Heute sind es aufwändige High-Tech Schiffe. Die „Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger“ zählt zu den modernsten Seenotrettungsdiensten der Welt. Seit der Gründung im Jahr 1865 konnte die deutsche Flotte über 65.000 Menschen aus dem Meer retten.
Jeden Sommer brennen allein in der Provence knapp 300 Quadratkilometer Wald ab. „360º – Geo Reportage“ begibt sich auf eine nervenaufreibende Feuerpatrouille durch die beliebte Urlaubsregion im Süden Frankreichs.
Im Böhmerwald in Tschechien gibt es noch Urwälder, unberührte Hochmoore und sprudelnde Wildbäche. Doch der letzte Märchenwald Europas ist in Gefahr. Borkenkäfer und die touristische Erschließung des Parks machen der Natur gleichermaßen zu schaffen.
In China weitet sich die Wüste immer weiter aus, selbst Städte wie Peking werden von Sandstürmen heimgesucht. Die Bevölkerung führt einen verzweifelten Kampf gegen die Wüste. Schutzwälder und Mauern sollen die Menschen vor dem Schlimmsten bewahren.
Der Wald ist in Finnland ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Lange Zeit versuchte man, ihn genauso zu bewirtschaften wie Felder: Wälder wurden komplett kahl geschlagen und wieder neu ausgesät. Naturschützer protestieren schon lange gegen den Kahlschlag und propagieren eine schonendere Art der Holzgewinnung.
Jedes Jahr machen sich mehr und mehr Expeditionen ins Himalaja-Gebirge auf, um den Mount Everest oder benachbarte Gipfel zu besteigen. Der Kräfte zehrende Aufstieg bringt die Bergsteiger an ihre physischen und psychischen Grenzen. „360° – Die Geo-Reportage“ begleitet eine deutsche Expeditionsgruppe, die den Cho Oyu bezwingen will, der mit über 8.000 Metern einer der Giganten des Himalaja-Gebirges und der sechsthöchste Berg der Erde ist.
Bis vor 100 Jahren glaubte man, der Mensch könne nicht tiefer als 30 Meter ohne Atemgerät tauchen. Eine neue Generation von Freitauchern, die so genannten Apnoe-Taucher, haben die Grenzen weit nach unten verschoben. Die Extremsportler brechen immer wieder neue Tiefen- und Längenrekorde.
Radrennprofis betreiben eine der härtesten Sportarten. Profi-Radsportler wie Andreas Klöden vom Team Telekom haben ihre körperlichen Grenzen nahezu ausgereizt. Umso mehr zählen jetzt optimale Ausrüstung und neue Erkenntnisse aus der Sportwissenschaft.
Die „Heiligen Aussteiger“ von Paschupathinat in Nepal leben in Askese und fügen sich Schmerzen zu, weil sie hoffen, dadurch von Gott erlöst zu werden. „360° – Die Geo-Reportage“ wagt sich an die Grenzen der menschlichen Existenz und bietet atemberaubende Eindrücke in ebenso faszinierende wie befremdliche Welten.
Im Gegensatz zu seinem asiatischen Artverwandten galt der afrikanische Elefant lange Zeit als unzähmbar. Doch eine Elefantenschule im Busch von Botswana beweist das Gegenteil: Seit zehn Jahren trainiert Amerikaner Randall Moore die Dickhäuter und bildet sie als Arbeitstiere aus.
Einst folgten die Sami ihren Herden zu Fuß durch die Weite der westlichen Finnmark, heute hüten sie ihre Herden mit Hilfe von Schneemobilen. Doch trotz dieser Anpassung an die moderne Zeit ist die Lebensform des Nomadenvolkes bedroht: Waldbesitzer klagen gegen die alten Weiderechte der Sami.
Die Beziehung zwischen Mensch und Hund basiert vor allem auf Vertrautheit und Loyalität. Hunde sind heute viel mehr als Weggefährten des Menschen. Blindenhunde sind wahrscheinlich die bekanntesten Diensthunde. Aber mittlerweile werden Hunde auch als Betreuer für gehörlose Menschen, Körperbehinderte und Epileptiker eingesetzt und verbessern die Lebensbedingungen der betroffenen Besitzer ganz entscheidend. Chris Marshall verlor als Kind sein Gehör und kann lediglich sehr tiefe oder laute Frequenzen wahrnehmen. Durch den Begleithund Dizzy hat sich sein Leben verändert. Die Verständigung zwischen Chris und Dizzy erfolgt über trainierte Zeichen. Die Idee, dass Hunde nicht nur blinden Menschen helfen können, stammt aus den USA und wurde Mitte der 80er Jahre auch in Europa umgesetzt. Die Ausbildungsmethoden ähneln sich für alle Arten von Begleithunden: Wiederholung und Belohnung sind die wichtigsten Grundlagen. Trainiert werden zuerst einfache Kommandos. Später werden diese zu komplexen Aufgaben zusammengesetzt. Die Entscheidung, ob ein Hund für eine Ausbildung als Begleittier geeignet ist, fällt bereits im Welpenalter. Außer der körperlichen Verfassung spielen Charakter und Temperament des Tieres entscheidende Rollen. Hunde lernen selbst kleinste Veränderungen im Verhalten eines Menschen zu registrieren, wie erweiterte Pupillen, ein Zucken der Finger oder andere typische Merkmale, die zum Beispiel einem epileptischen Anfall vorausgehen.
Schon vor hunderten von Jahren haben Beduinen bei religiösen Festen Kamelrennen veranstaltet. Heute ist aus der Tradition ein High-Tech-Sport geworden: Die Scheichs in den Vereinigten Arabischen Emiraten zahlen bis zu einer Million Dollar für ein perfekt gezüchtetes Tier.
Jahrhundertelang beflügelte der Name Timbuktu die Fantasie der Europäer. Legenden über unermesslichen Reichtum rankten sich um den Ort in der Wüste von Mali. Heute ist Timbuktu eine isolierte Stadt: Die Sahara rück unaufhaltsam vor, und die Bewohner leben in ständiger Angst vor politischen Unruhen. (Text: Discovery Channel)
Die Topnaar in der Wüste Namib sind eines der letzten Wüstenvölker der Erde. Wie bei vielen Naturvölkern ist ihre traditionelle Lebensweise bedroht. Die Kultivierung und der Anbau der Nara-Melone könnten Arbeitsplätze schaffen und die Existenz der Topnaar sichern. (Text: Discovery Channel)
Die Architekten David Pearlmutter und Isac Meir erforschen die Bauweisen antiker Wüstenstädte. Ideale Wohnbedingungen fanden sie in der jordanischen Wüstenstadt Petra. Vor mehr als 2000 Jahren haben die Nabtäer hier in Felsen gehauene Häuser mit einem angenehmen Wohnklima gebaut. (Text: Discovery Channel)
Die „Anaszi-Foundation“ hat sich auf Survivalkurse für straffällige Jugendliche spezialisiert. Zwei Monate lang müssen sich die Jugendlichen in der Wüste Arizonas behaupten. Dort lernen sie, mit der Natur in Einklang zu leben und die Tradition eines Indianerstammes fortzuführen. (Text: Discovery Channel)
Justo Gallego Martinez folgte vor 40 Jahren einer Eingebung und begann, eine eigene Kathedrale zu bauen. Die Kirche in einer Madrider Vorstadt wird nicht etwa von einer Baufirma errichtet, sondern von dem mittlerweile 75-Jährigen selbst. (Text: Discovery Channel)
Wilfried Merle und Klaus Müller gingen in den 60er-Jahren als Entwicklungshelfer nach Venezuela. Auf der Halbinsel Paria haben sie ihr persönliches Paradies gefunden und sich der Rettung des Nebelwaldes verschrieben. (Text: Discovery Geschichte)
Fast zehn Millionen Menschen leben im Großraum Los Angeles, inmitten der südkalifornischen Wüste. Die eigenen Süßwasserreserven sind längst ausgeschöpft. Die Stadt lebt von Wasserimporten aus der Umgebung, ein skrupelloses Geschäft. (Text: Discovery Channel)
Nach der Wende wurden die Trinkwassernetze von Ost- und Westberlin verbunden und auf 7.700 Kilometer erweitert. Das kostbare Nass kommt jedoch nie zur Ruhe. Immer wieder wird es gepumpt, gefiltert, geflockt und umgewälzt. (Text: Discovery Channel)
Am Gotthard-Massiv in der Schweiz wird seit 1995 am längsten Eisenbahntunnel der Welt gebaut: Die 57 Kilometer lange Strecke durch die Alpen soll die Fahrzeit zwischen Zürich und Mailand erheblich verkürzen. 2012 soll der erste Hochgeschwindigkeitszug durch den Tunnel fahren. (Text: Discovery Channel)
Istanbul ist eine bunte und hektische Metropole zwischen Europa und Asien. Nur im Straßenverkehr herrscht häufig absoluter Stillstand. Da lediglich zwei Brücken die Stadt über den Bosporus hinweg verbinden, stehen Pendler regelmäßig im Stau. Der Bau einer dritten Brücke soll Abhilfe schaffen. (Text: Discovery Geschichte)
Es ist ein harter Job. Die sogenannten Haenyo auf der südkoreanischen Insel Cheju sind Frauen, die bis zu drei Minuten ohne Atemgerät tauchen – oft bis zu 20 Meter tief. Dabei suchen sie nach Muscheln und anderen Meeresfrüchten. „360° – Geo Reportage“ zeigt einen aussterbenden Beruf. (Text: arte)
Manuel Cambejo ist Fischer am Rio Negro in Amazonien. Er fängt Zierfische und verkauft sie zu Dumpingpreisen an mächtige Händler, die sie weiter an Aquarienliebhaber in Europa, Japan und Nordamerika liefern. „360° – Die Geo-Reportage“ berichtet von einem Fischer in Brasilien, der im Netz der Industrie gefangen ist. (Text: arte)
Jedes Jahr fordern Lawinen weltweit rund 200 Menschenleben. Schweizer Forscher haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Gefahr berechenbar zu machen. Mit neuen Vorhersagemethoden und Rettungsgeräten versuchen sie, die Zahl der Opfer zu verringern und Verschüttete zu retten. (Text: Discovery Channel)
Der Sardar-Sarovar-Damm ist die größte Staumauer Indiens. Jetzt soll das Prestigeobjekt am Narmada-Fluss um 100 Meter erhöht werden, doch die Menschen im Narmadatal weigern sich, ihre Felder und Dörfer zu verlassen. Die Bauern haben sich zusammengeschlossen, um gegen das Stauprojekt zu kämpfen. (Text: Discovery Channel)
In der lebensfeindlichen Sahara haben Wissenschaftler einen sensationellen Fund gemacht: Sie entdeckten in Mauretanien Wüstenkrokodile, die seit Jahrzehnten als ausgestorben galten. Die Tiere leben in der Nähe von kleinen Flachwasserseen, die während der kurzen Regenzeit entstehen. (Text: Discovery Channel)
Bis in die 70er-Jahre waren Biber aus weiten Teilen Europas verschwunden. Dann gab es erste Wiedereinbürgerungsversuche an der Donau bei Wien. Heute haben sich die Nachkommen der damals ausgesetzten 42 Exemplare neue Lebensräume erobert: Autobahnböschungen, Abflussrohre und Parkanlagen. (Text: Discovery Channel)
Das Maha Kumbh Mela ist das größte Fest der Welt. Alle 12 Jahre versammeln sich rund 70 Millionen Menschen an einer Flusskreuzung in Nordindien, um im heiligen Wasser des Ganges zu baden und der Erlösung im Nirvana ein Stück näher zu kommen. (Text: Discovery Channel)
Das Buzkashi-Spiel ist ein uraltes Reiterspiel der Tadschiken um einen Tierkadaver, das auf Dschingis Khan zurückgeht und dessen Tradition noch heute gepflegt wird. „360° – Die Geo-Reportage“ begleitet einen der Teilnehmer zum größten Wettkampf des Jahres. (Text: arte)
Das Auto der Zukunft fährt mit Wasserstoff, aus seinem Auspuff kommt nichts als Wasser. In Sacramento, Kalifornien, forschen DaimlerChrysler, Honda, Ford und Volkswagen gemeinsam an einem erdölunabhängigen und völlig emissionsfreien Auto, das schon bald über die Straßen rollen könnte. (Text: Discovery Channel)
Rund 10.000 Flugzeuge sind weltweit im Einsatz, allein im europäischen Luftraum liegt die Zahl der Flüge bei derzeit knapp neun Millionen jährlich. Bis zum Jahr 2015 wird sich der Flugverkehr verdoppelt haben. Experten sorgen sich zunehmend um die Sicherheit auf den verstopften Luftrouten. (Text: Discovery Channel)
Die Insel Ngambe im Victoriasee ist ein einziges großes Waisenhaus. Unter Flusspferden und Waranen leben hier 30 junge Schimpansen, die ohne den Schutz der Insel und die Hilfe ihrer menschlichen Betreuer nicht überleben könnten. Alleine in der Wildnis wären sie verloren. (Text: Discovery Channel)
„360° – Die Geo-Reportage“ begleitet einen Mann, der in den Wäldern des Yellowstone-Nationalparks für das Überleben der letzten frei lebenden Bisons kämpft. (Text: arte)
Costa Rica beherbergt fünf Prozent der gesamten Artenvielfalt der Erde. Anstatt den Regenwald für Viehzucht und Ackerbau abzuholzen, versuchen die Menschen hier, von der Natur zu leben, ohne sie zu zerstören. Dabei haben einige Bauern eine besondere neue Aufgabe gefunden: In Farmen züchten sie seltene Schmetterlingsarten und verschicken die Tiere in die ganze Welt. (Text: Discovery Channel)
Die Buschmänner in der Kalahari nehmen in ihrer Umgebung die kleinste Veränderung wahr – sei es ein abgeknickter Ast oder eine Tierspur. Ein Wissenschaftler in Südafrika will dieses uralte Wissen mit neuer Technik verbinden. Er hat einen Minicomputer entwickelt, in den die Ureinwohner ihre Naturbeobachtungen mit Hilfe von Symbolen eingeben. (Text: Discovery Channel)
Schlepperbanden haben in den Bergregionen Nepals ein leichtes Spiel. Die Menschen dort sind gutgläubig und auf jede Rupie angewiesen. Schnell landen Mädchen statt in einer rosigen Zukunft in den großen Rotlichtvierteln. Ihre einzige Hoffnung ist die Hilfsorganisation Maiti Nepal, Mutter Nepal, sie kämpft für die Befreiung der verschleppten Mädchen. (Text: Discovery Geschichte)
In Oranjemund, im Süden Namibias, betreibt die Namdeb Diamond Corporation eine der größten Diamantenminen der Welt. Für viele Bewohner dieser Region ist Diamantenschmuggel eine Art Volkssport. Die firmeneigene Stadt mit etwa 10.000 Einwohnern ist deshalb streng abgesichert: Ohne Kontrolle kommt hier niemand rein oder raus. (Text: Discovery Geschichte)
Die Gauchos in Argentinien gelten als Überbleibsel einer vergangenen Epoche. Bis heute hat sich ihr Leben kaum geändert. Viele leben noch ohne Wasser und Strom, sitzen aber stolz im Sattel. Die Dokumentation begleitet Eleuterio Flores, einen 72 Jahre alten Gaucho aus Leidenschaft, bei seiner Arbeit in den nördlichen Bergen Argentiniens. (Text: Discovery Channel)
Mit Ende 70 ist Titi Tamporu der älteste Mann im Gebiet der Kisongo Massai im südlichen Kenia. Der alte Massai lebt mit seiner 16-köpfigen Familie noch heute wie seine Vorfahren. Doch die Rolle der Alten beginnt sich zu wandeln: Während ihre Autorität langsam schwindet, besetzen jüngere Männer lokale Regierungsposten und kontrollieren die Weiderechte. (Text: Discovery Channel)
Zusammen mit dem Psychologen Mario de Silva macht sich der Zahnarzt Roland Garve auf zu den Suruahá-Indianern im Urwald Amazoniens. Weil sie ständig Zuckerrohr kauen, haben viele schlechte Zähne. Außerdem hat dieses Volk eine hohe Selbstmordrate. Schon ein entlaufenes Huhn kann Auslöser sein, sich zu vergiften. (Text: arte)
William und Susanne Megill haben ihr Schiff „Stardust“ in ein Forschungslabor für Grauwale umgebaut. Naturliebhaber und Walfreunde können eine Woche lang zusehen, wie die Meeresbiologen arbeiten und sie dabei sogar unterstützen. (Text: Discovery Channel)
Wenn sich in Ontario der Sommer dem Ende neigt, beginnt bei den Ojibwa-Indianern die Ernte des kanadischen Wildreises. Die Samen des Seegrases werden auf traditionelle Art vom Kanu aus geerntet und sind eine der wichtigsten Einnahmequellen dieses Stammes. (Text: Discovery Geschichte)
In Madagaskar sind Tote nicht wirklich tot. Für die Madagassen schlafen sie nur im Jenseits und können jederzeit geweckt werden. Etwa alle sieben Jahre werden die Toten deshalb ausgegraben, gewaschen und neu eingekleidet, begleitet von einem großen Fest. (Text: Premiere)
Vor den Toren Budapests liegt ein Asyl für Tiere, in dem Wölfe und Bären Unterschlupf finden. Finanziert wird das Projekt durch ein internationales Tierschutz-Netzwerk und durch die Auftritte der Vierbeiner in Filmen und Dokumentationen. „360° – Geo-Reportage“ wirft einen Blick hinter die Kulissen. (Text: arte)
Mit Anbruch der Dunkelheit öffnen in den belebten Straßen rund um die Temple Street in Hongkong die Nachtmärkte. Dann erscheinen auch die Straßenköche mit ihren mobilen Garküchen, die dem Hygieneamt der Stadt allerdings ein Dorn im Auge sind. „360° – Die Geo-Reportage“ begleitet den Straßenkoch Kim Sing Yiung, der seine fahrbare Küche immer dort hinlenkt, wo gerade das Geschäft boomt. (Text: arte)
„360° – Die Geo-Reportage“ geht mit den Berkutschi, den kasachischen Adlermännern, und ihren Greifvögeln auf die Jagd. Bevorzugte Beutetiere sind Füchse und Wölfe mit ihren wertvollen Pelzen. (Text: arte)
Safran wird nicht von ungefähr als „rotes Gold“ bezeichnet. Ein Kilo dieser blutroten, getrockneten Narben wird auf den Basaren in Marokko für über 4.000 Euro gehandelt. Auf den Märkten Europas wird oft ein Vielfaches dieses Preises verlangt. Der Gewürzhändler Jean-Marie Thiercellin kauft seine Ware nur direkt beim Erzeuger. (Text: Discovery Channel)
Kuba – das ist auch das Land der Luxuszigarren. Kaum ein Tourist, der ohne eine Havanna, Cohiba oder Montechristo nach Hause fliegt. Doch viele der Zigarren sind Fälschungen. In kubanischen Hinterzimmern arbeiten ganze Clans von professionellen Zigarrenfälschern. (Text: arte)
Knapp die Hälfte der Bevölkerung Venezuelas haust in den sogenannten „barrios“, den Elendsvierteln der Stadt. Seit 1975 hilft eine Stiftung, Kinder von der Straße zu holen. Über 110.000 Kinder spielen in einem der inzwischen 180 Nachwuchsensembles. Auch die Dirigenten Gustavo und José Abreu arbeiten für das einzigartige Musikprogramm. (Text: Discovery Channel)
90 Prozent der weltweiten Bernsteinvorkommen werden in Kaliningrad gefördert. Besonders begehrt ist der See-Bernstein. Obwohl die Förderung nur dem Staat erlaubt ist, tauchen immer mehr Menschen nach den Steinen, die Küstenregion zwischen Polen und Litauen ist zu einem Schmugglerparadies geworden. (Text: Discovery Channel)
Tagsüber sind sie Bauern, Fischer, Handwerker oder Tagelöhner. Nachts werden sie zu Mumienjägern. In den letzen Jahren hat die Anzahl der „Huaqueros“, der Grabräuber, die sich durch den Diebstahl und Verkauf alter Artefakte über Wasser halten, in Peru stark zugenommen. (Text: Discovery Channel)
Der Berliner Minenexperte Mario Boer hat mit seiner Truppe bereits über 2.000 von den Sowjets hinterlassene Landminen in Afghanistan aufgespürt und entschärft. Ohne seine Minensuchhunde wäre dies nicht möglich gewesen. Boer bildet Hunderte Afghanen zu Hundeführern aus und lehrt sie, Welpen zu Minenspürhunden abzurichten. (Text: Discovery Geschichte)
Der Australier Mike McDowell bricht mit einer Gruppe von Forschern und Abenteurern auf, in der Saragossasee einen Schatz zu bergen. In 5.000 Metern Tiefe soll das Wrack einer spanischen Galeone liegen – schwer beladen mit Gold. (Text: Discovery Channel)
Die Kinder dachten sich nichts dabei, als sie das Bienennest in der verfallenen Hütte mit Steinen bewarfen. Doch Sekunden später brach in dem ärmlichen Viertel am Stadtrand von Tucson, Arizona, die Hölle aus: Ein Schwarm von vielen Tausend Bienen fiel über die Störenfriede her. Die Kinder konnten flüchten, doch ein Nachbarhund wurde Opfer der Killerbienen. Es dauerte Stunden, bis Spezialisten die Bienen unter Kontrolle brachten und das Nest vernichteten. (Text: Discovery Channel)
Das Kinderheim „Bornehjemmet“ in Grönland veranstaltet mit Kindern aus Problemfamilien eine Art Therapie-Expedition: Zwei Monate lang fahren die Inuit-Jugendlichen mit Hundeschlitten 1.500 Kilometer in Richtung Nordpol. Hier sollen sie lernen, im Eis zu überleben, zu fischen, zu jagen und dem Frost zu trotzen. (Text: Discovery Channel)
Néstor ist Viehhierte in Uruguay. Da die Arbeit schlecht bezahlt ist, möchte er an einer Doma teilnehmen, der südamerikanischen Variante des Rodeos. Die 200 Dollar Preisgeld sind mehr als das Doppelte seines Monatslohns. Néstor trainiert hart für den Wettkampf, schließlich will er seiner Frau von dem Geld ein neues Kleid kaufen. (Text: arte)
„360° – Die Geo-Reportage“ begleitet den Forscher Sir Peter Blake auf seiner letzten Mission in die Weiten des antarktischen Kontinents, in das Herz des ewigen Eises. (Text: arte)
Fledermaus-Forscher Detlev Kelm erforscht im Regenwald von Costa Rica nicht nur das Verhalten von Fledermäusen, er will sie auch einsetzen, um den Regenwald wieder aufzuforsten. Die Flattertiere sollen in der Nähe von gerodeten Gebieten angesiedelt werden, um Blüten und Samen zu verbreiten. (Text: Discovery Channel)
Jedes Jahr im Sommer streichen sich die Tierparks in aller Welt einen Termin im Kalender rot an. Es ist der Tag, an dem der Hluhluwe-Umfolozi-Park in Südafrika wilde Tiere versteigert. Verkauft werden diejenigen Arten, deren Bestand so groß ist, dass sie das Gleichgewicht im Park bedrohen. 360° – Die Geo-Reportage ist live dabei wenn es wieder heißt: „Zum ersten, zum zweiten, und … verkauft!“ (Text: Discovery Channel)
Neun Monate lang fällt in der indischen Metropole Mumbai, dem ehemaligen Bombay, kein Tropfen Regen. Sehnlich warten die 15 Millionen Einwohner auf den Juni. Dann bricht der Monsun über die Stadt herein und bringt Abkühlung – doch er verwandelt ihre Straßen auch in reißende Ströme. (Text: Discovery Geschichte)
Im Gefängnis von Palma Sola sitzen die gefährlichsten Mörder und Dealer Boliviens ein. Doch schlecht geht es den Insassen des Luxusgefängnisses nicht. Es gibt Geschäfte und Restaurants und für die entsprechende Summe sind sogar Bodyguards oder Auftragskiller zu haben. Die Doku beobachtet den Autodieb Carlos Gamibia in der Stadt der Mörder. (Text: arte)
Es ist früher Morgen in Lhasa, Tibets „heiliger Stadt“: Die Lehrerin Sabriye Tenberken sitzt zwischen ein paar Kindern auf dem Hof und füllt Reiskörner in einen großen Wasserball – er rasselt laut, als die Kinder mit ihm lostollen. Andere singen ein tibetanisches Morgengebet, Reisigbesen scharren über den Steinboden. Kinder holen Wasser oder waschen Wäsche. Es ist ein normaler Morgen für die blinden Kinder von Lhasa. „Blindsein ist nicht komplette Dunkelheit. Ich hatte noch nie das Gefühl, im Dunkeln zu stehen“, erklärt Sabriye Tenberken, die seit dem zwölften Lebensjahr selbst blind ist. Vor fünf Jahren ist die 30-jährige Deutsche nach Tibet gegangen, um dort blinde Kinder zu unterrichten. Das Leben für die Menschen im Hochland von Tibet ist hart – und Blindheit gilt als schlechtes Karma, als eine Strafe für Untugenden im vorherigen Leben. Deshalb wird gar nicht erst versucht, den Kindern zu helfen. Aber Tenberken nahm sich der Ausbildung blinder Kinder an, ritt dafür zu Pferde über die Dörfer. In ihrer Schule bringt sie heute 28 Kindern Lesen und Schreiben bei, das heißt, den Umgang mit der Blindenschrift und der Blindenschreibmaschine. Sie zeigt ihren Schülern, wie sie mit dem Stock laufen und sich orientieren können. Sie unterweist sie in Mathematik, Tibetisch, Chinesisch, Englisch. Um den Kindern wirklich zu helfen, ist Mitgefühl gut und wichtig – Mitleid aber schwächt sie nur, sagt Sabriye Tenberken. (Text: arte)
„360° – Die Geo-Reportage“ begleitet den Musiker Milan Mladenovic zum Brassmusik-Festival in Guca, wo er mit seiner Familien-Kapelle um die Auszeichnung „Erste Trompete“ spielen wird. (Text: arte)
Im Juli und August steigt der Pegel des Jenissej in Sibirien bis zu sieben Meter an. Dann beginnt die Zeit der Floßschiffer. Männer wie Alexander Otzenko transportieren bis zu 25.000 Baumstämme auf riesigen Flößen von den Holzfällerdörfern zum Polarhafen von Dudinka. (Text: Discovery Geschichte)
Die Reportage begleitet das marokkanische Paar Henou und Hassan vor und während der traditionellen Hochzeitszeremonie der Berber und beobachtet das außergewöhnliche Marktgeschehen im nordafrikanischen Hochland. (Text: arte)
Samstagabend in Berlin Kreuzberg. Im vierten Stock eines Eckhauses sitzen 600 festlich gekleidete Gäste an langen Tischen und warten auf das Brautpaar. Das aber kommt – ganz nach Brauch – immer zuletzt. Organisiert hat die Zeremonie der 37-jährige Mehmet Gemici, einer der größten türkischen „Hochzeitsmacher“ in Berlin. Und heute will der jüngste Sohn seines engsten Mitarbeiters und Freundes Musa Coskun heiraten. Gegen halb acht ist es endlich soweit, das Brautpaar betritt den Saal. Zu den Hochzeitsklängen stellen sich die Gäste in zwei Reihen auf, reichen sich die Arme und bilden einen Tunnel, durch den das Brautpaar zur Tanzfläche gelangt. Wie im Rausch werfen die Gäste Konfetti um sich. Das Brautpaar tritt seinen ersten Tanz zu den Klängen des Dügün Alayi an. In ihrem weißen Satin-Kleid und dem mit Blumen bestickten Schleier sieht die Braut wie eine orientalische Märchenprinzessin aus. Jedes Jahr werden in Berlin rund 500 türkische Paare getraut. Und jede Branche möchte mitverdienen. Ob der türkische Partyservice für das Festbuffet, der Florist für das Blumengesteck am Auto oder der Juwelier für den Brautschmuck. Reichlich Arbeit auch für türkische Zuckerbäcker, Musiker, Getränkehändler, Friseure, Möbelgeschäfte und Fotografen. Die Branche boomt, denn die türkische Bevölkerung in Berlin ist jung. Und solange das „Miteinander gehen“ unüblich bleibt und die Paare weiterhin mit spätestens 25 Jahren heiraten, wird die Hochzeitsindustrie florieren und einer wie Mehmet Gemici nicht klagen können. (Text: arte)
An den Küsten von Madagaskar sind viele Ortschaften auf dem Landweg nicht erreichbar, der Zustand der Straßen ist oft verheerend. „360º – Die Geo-Reportage“ beobachtet die Frachtschiffer auf ihren abenteuerlichen Handelsfahrten vor der wilden Westküste Madagaskars. (Text: arte)
Abalones sind gigantische Seeschnecken, die zu den teuersten Meeresdelikatessen der Welt gehören. Aus dem Perlmutt ihrer Schale werden beliebte Schmuckstücke hergestellt. Doch der Bestand der Abalones ist stark gefährdet, der kommerzielle Fang limitiert. In Südafrika macht die Polizei Jagd auf Wilderer und Schmuggler. (Text: Discovery Channel)
Es ist das einzige Frauengefängnis in Rumänien, überbelegt mit 1.500 Gefangenen: Targsor bei Ploiesti. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs gehörte das Gelände zu einem Kloster, danach wurde es ein Lager für Feinde des Ceausescu-Regimes. Erst seit der Wende ist es ein Frauenknast. Etwa 300 Insassinnen wurden wegen des gleichen Deliktes zu langen Haftstrafen verurteilt: Mord am Ehemann. Um sich gegen ihre häufig gewalttätigen Männer zu wehren, entledigten sich die Frauen ihres „Haus-Patriarchen“ in der Regel durch eine Verzweiflungstat. So auch Daniela Hristodor. Die 35-Jährige arbeitet heute in der Gefängnisnäherei. Sie wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt, weil sie bei einem Streit ihren betrunkenen Ehemann erschlagen hat. Der Alltag im Gefängnis ist für die Gattenmörderinnen schwierig, denn sie fühlen sich nicht als Kriminelle, sondern eher als Opfer, die keinen anderen Ausweg wussten. Seit die 39-jährige Zinica Trandafirescu Leiterin der Haftanstalt ist, hat sich in Targsor einiges geändert. Es gibt eine neue Krankenversorgung, besseres Essen sowie Theater- und Musikgruppen. Auch der Kontakt mit den Familien der Inhaftierten wird gefördert. Trandafirescu möchte die Taten ihrer Gefangenen nicht bagatellisieren. Sie will mit einem humanen Strafvollzug helfen, den sozialen Hintergrund eines Gattenmordes begreifbar zu machen. (Text: arte)
Die Insel Iturup liegt im Süden der Kurilen, östlich von Russland zwischen Kamtschatka und Japan. Der Vulkanologe Professor Genrikh Steinberg und sein Team können die Insel nur mit dem Hubschrauber erreichen. Heftige Erdbeben und Vulkanausbrüche haben die Landschaft geprägt. Der Ausbruch des Kudryavi liegt erst Jahrzehnte zurück und hinterließ ein riesiges Lavafeld. Aus zahlreichen Spalten quillt dampfendes, nach Schwefelwasserstoff riechendes Wasser. Unter diesen extremen Bedingungen entstand eine einzigartige chemische Verbindung: Rheniumsulfid. Das darin gebundene Rhenium schmilzt selbst bei einer Hitze von über 3.000 Celsius nicht. Es ist für die Raumfahrt ebenso von Interesse wie für Medizintechnik und Industrie und gilt als wichtiges Metall des 21. Jahrhunderts. Ein Kilo davon hat einen Wert von 1.500 US-Dollar. Um das wertvolle Element zu gewinnen, müssen die Forscher direkt in die Hölle hinuntersteigen. Die Gasmaske ist ihr einziger Schutz. Steinberg und seine Männer arbeiten auf bis zu 900 Grad Celsius heißem Untergrund und in giftigem Schwefeldampf. Zehn Jahre Forschung und harte Arbeit stecken in dem Projekt. Aufgrund der extremen Wetterbedingungen und der gelegentlichen Taifune können die Wissenschaftler dort nur von Juli bis September arbeiten, um den Rohstoff mit einer eigens entwickelten Methode zu gewinnen. Professor Steinbergs Mission ist ein Wettlauf gegen die Zeit. (Text: arte)
Sie können in zehn Jahren Millionäre sein oder morgen von einem Tigerhai getötet werden. Die australischen Perlmuscheltaucher haben einen gefährlichen Job: Stundenlang suchen sie auf dem zehn Meter tiefen Meeresgrund vor der Küste Westaustraliens nach Riesenmuscheln, in denen später wertvolle Perlen wachsen sollen. (Text: Discovery Channel)
Der Arbeitsplatz von Lo Tak Wah liegt irgendwo zwischen Himmel und Erde. Täglich balanciert er in bis zu 300 Meter Höhe auf schwankenden Gerüstkonstruktionen aus Bambus. Meister Lo ist Bambusgerüstbauer in Hongkong. Er praktiziert eine über 2.000 Jahre alte Technik, die auch im Zeitalter der Glas- und Stahlpaläste nicht aus der asiatischen Metropole wegzudenken ist. (Text: Discovery Channel)
Nordkorea, der letzte kommunistische Staat Ostasiens, ist verarmt, isoliert und von der Welt abgeschottet. Der GTZ-Mitabeiter Christoph Bürk betreut hier eine Spende der Bundesrepublik Deutschland: 27.000 Tonnen Rindfleisch, das zur BSE-Krise in Deutschland niemand mehr essen wollte, werden als Winterhilfe an sechs Millionen Hungernde verteilt. (Text: Discovery Channel)
Bisher bestimmten Stammesfehden und Bürgerkriege den Alltag der Menschen im Niger. Ein von der UNO unterstütztes Projekt soll jetzt den Weg in eine friedlichere Zukunft aufzeigen: Wer seine Waffe abgibt, bekommt als Gegenleistung ein mechanisches Kurbelradio. Bei der Bevölkerung kommen die Geräte gut an, außerdem schaffen sie Arbeitsplätze. (Text: Discovery Geschichte)
Die Al-Kharj-Wüste gehört zu den trockensten Regionen der Erde. Inmitten dieser Gegend ist in den vergangenen Jahren ein hochmodernes Landwirtschaftsunternehmen entstanden: „Al Safi-Danone“, eine der größten Milchfarmen weltweit. Sie versorgt ganz Saudi-Arabien und seine Nachbarländer tagtäglich mit Frischmilch. Ein Besuch dieser Hightech-Oase mitten in der Wüste und zeigt den Tagesablauf der 2.800 Angestellten und der 32.000 Kühe. (Text: arte)
Trotz Armut und Misswirtschaft boomt der Videomarkt in Nigeria. Jedes Jahr werden 600 Videos in Spielfilmlänge produziert. Große Kinos gibt es nicht. Stattdessen versammeln sich die Menschen vor den Fernsehern, in den Hinterhöfen, an Straßenecken oder in einer der zahllosen Kneipen der Armenghettos, um die einheimischen Streifen zu sehen. (Text: Discovery Geschichte)
Die meisten ursprünglich in Australien lebenden Beuteltiere sind aus Europa eingeschleppten Raubtieren wie Katzen und Füchsen zum Opfer gefallen. Nadelbäume haben Australiens Wälder überwuchert. In Warrawong Earth Sanctuary, dem ersten privaten Schutzgebiet für australische Tiere und Pflanzen, haben fremde Zuwanderer nichts zu suchen. „Tod den Katzen!“ lautet John Wamsleys Schlachtruf. Die Dokumentation beobachtet den radikalen Naturschützer bei der Arbeit in seinen privaten Reservaten in Australien. (Text: arte)
Pferdewetten sind in Hongkong das einzige legale Glücksspiel. Die Wettumsätze sind an einem Tag höher als die aller deutschen Rennbahnen zusammen in einem Jahr. Die Rennställe in Happy Valley ähneln einem Hochsicherheitstrakt, das Trainingsgelände verfügt über riesige Schwimmbecken, eine eingene Pferdeklinik sowie ein Dopingkontrolllabor. (Text: Discovery Channel)
In den Bergregenwäldern der äthiopischen Provinz Kaffa verbirgt sich ein botanischer Schatz: wilder Kaffee, in einzigartiger Vielfalt. Hier hat das weltweit populäre Getränk seinen Ursprung. „360° – Die Geo-Reportage“ begibt sich zu den Ursprüngen des Kaffees – in die letzten Bergregenwälder der äthiopischen Provinz Kaffa. (Text: arte)
Jedes Jahr im September spielt sich an der mexikanischen Oaxaca-Küste ein einzigartiges Naturschauspiel ab: Zehntausende von Schildkröten drängen aus dem Wasser, um ihre Eier im Sand abzulegen. Noch in den 80er-Jahren wurden die Tiere gnadenlos gejagt. Die Biologin Martha Melendez überwacht heute den Schutz der gepanzerten Riesen. (Text: Discovery Geschichte)
Auf den ersten und sogar den zweiten Blick wirkt Tara, die junge Hausdame des Hotels, wie eine elegante samoanische Lady. Dabei ist sie nur äußerlich eine Frau – biologisch ist sie ein Mann. Auf Samoa nennt man Menschen wie Tara Fa’afafine. Gibt es in einer Familie zu wenig Mädchen, die bei der Hausarbeit helfen, erzieht man einen Jungen als Mädchen. Diese soziale Umwandlung der Geschlechter hält meist ein Leben lang: Weibliche Männer sind Teil der traditionellen Kultur Polynesiens und gesellschaftlich akzeptiert. In vielen Familien gibt es sogar zwei oder drei Fa’afafine. Sie leben wie Tara die klassische Frauenrolle: Zusammen mit ihrem Freund wohnt sie bei seiner Familie in einem kleinen Dorf, putzt, wäscht, kocht und hütet die Kinder. Im christlichen Samoa bewegen sich die Fa’afafine in einem Spannungsfeld von religiösen Geboten, westlichem Rollenbild und den alten Traditionen Samoas. Als homosexuell gelten sie nicht – eine Fa’afafine fühlt und begreift sich als Frau, ihre Beziehung zu Männern gilt als heterosexuell. Und sogar der Pfarrer des Ortes meint: Fa’afafine sind eine Schöpfung Gottes – Bibel hin oder her. (Text: arte)
„360° – Geo-Reportage“ begleitet den Wildhüter Pavel Fomenko in die Wälder der Amurregion, wo sich der Kampf um das Überleben der sibirischen Tiger entscheidet. Fomenko jagt jedoch nicht das seltene Tier, sondern Wilderer, die den Tiger töten und auf dem Schwarzmarkt verkaufen wollen. (Text: arte)
Die „Bodysnatcher“, die an jedem Wochenende Verletzte und Tote auf den rostigen Ladeflächen ihrer Pick-up-Trucks abtransportieren, retten, wer zu retten ist – nach ihrem buddhistischen Glauben verbessert sich so ihr Karma im jetzigen und im folgenden Leben. So wie Tide Bunloerit, der ein Doppelleben führt: Am Tag spielt er den strahlenden Helden einer TV-Seifenoper, nachts sammelt er Tote, die niemand beklagt. Zusammen mit den anderen freiwilligen Rettungshelfern der Ruam Katanyu-Foundation räumt er jedes Wochenende in den Straßen und Hinterhöfen von Bangkok auf. Im Gegensatz zu ihm sind die meisten freiwilligen Helfer eher stille, unscheinbare Menschen: Angestellte, Kleinunternehmer, Arbeiter und Handwerker. Ihr gemeinsamer Anreiz hat einen religiösen Hintergrund. Jedes gerettete Leben, jeder bestattete Tote bringt ihnen Ansehen und Punkte auf dem religiösen Ehrenkonto. In der Vorstellung der thailändischen Buddhisten stiften die Seelen von Toten, die Opfer von Unfällen oder Gewalttaten wurden, Unheil für die Lebenden. Sie zu beruhigen ist die Mission der Mitglieder der buddhistischen Ruam Katanyu-Foundation. Weil in Thailand kein staatlicher Rettungsdienst existiert, finanziert sich die Freiwilligenorganisation über Spenden. (Text: arte)
Der Vogelhandel ist seit Jahrhunderten chinesische Tradition, denn Vögel sind Ausdruck von Reichtum und Kultur. Die meisten und unterschiedlichsten Vögel findet man auf dem Markt der chinesischen Hafenstadt Guangzhou. Die Tiere sind zum Teil gezüchtet, werden aber auch der freien Wildnis entnommen, was den Bestand mancher Arten bereits reduziert hat. (Text: Discovery Channel)
Die ertragreichsten Goldgruben Russlands liegen heute zwischen der weiten Jenissejsteppe und den Ausläufern des langsam ansteigenden Sajangebirges, mitten im Herzen Sibiriens. Hier befinden sich auch die Förderstätten von Konstantin Tzelidse. Seine Gesellschaft gehört zu den rund 600 privaten Unternehmen, die heute das Gold Russlands suchen. Seine Männer kämpfen neben Dreck und Schlamm gegen Mücken bei Sommertemperaturen von bis zu 35°C. Und das täglich zwölf Stunden, ein halbes Jahr lang, solange die Saison dauert. Nur Hartgesottene halten das durch. Doch die Aussicht auf den schnellen Reichtum lockt die Männer. Und Tzelidse testet bereits die nächste Generation von Förderstätten, hochtechnisiert und das ganze Jahr über einsatzbereit.
Oberwischau und das angrenzende Wassertal sind Orte lebendiger Geschichte. Umschlossen von den tiefen Wäldern der Karpaten fanden hier Rumänen, Juden, Ungarn und Deutsche eine gemeinsame Heimat. An diesem Ort märchenhafter Sagen und Geschichten überlebte eine vergessen geglaubte Verbindung aus Feuer, Wasser und Stahl – eine der letzten mit Dampf betriebenen Waldbahnen Europas. Der junge Feuermacher Gheorghe Andreica setzt die Kleindiesellok „Cozia-1“ sechs Tage in der Woche unter Dampf. Immer schon war das Wassertal ein Zentrum des Holzeinschlags. Und auch heute noch transportiert die Schmalspurbahn Holzfäller hinauf in die tiefen Wälder der Maramures und etwa 200 Tonnen Holz zurück ins Tal. Doch die Waldbahn ist bedroht – durch Überschwemmungen und die ökonomische Schwäche der Region. Gheorghe Andreicas größter Wunsch ist es trotzdem, eines Tages Zugführer der Waldbahn zu werden. Doch dafür muss er sich in den Augen seines Chefs erst einmal bewähren. Und so ist jede Fahrt für Gheorghe Andreica eine Reise mit Emotionen, Ängsten und Hoffnungen. (Text: arte)
Nahezu verloren wirken die Marquesas im nördlichen Teil Französisch-Polynesiens. Weit entfernt von jedem Kontinent liegen die vulkanischen Inseln inmitten des Pazifiks. Und doch prägten die Kultur ihrer Bewohner, ihre Kunst und Sprache einst den gesamten südpazifischen Raum. (Text: arte)
Irgendwann begann Senhor Joaquim, Großgrundbesitzer und passionierter Reiter, auf seiner Farm Straßenkinder aufzunehmen. Er gibt ihnen ein Zuhause, schickt sie zur Schule und bildet sie zu virtuosen Reitern aus. Mit ihren wagemutigen Reitkünsten begeistern sie regelmäßig das Publikum gut besuchter Shows. „360° – Die Geo-Reportage“ zeigt, wie vernachlässigte Jungen auf einer Pferdefarm in Brasilien Vertrauen und Selbstbewusstsein gewinnen. (Text: arte)
Wer es sich leisten kann, zieht sich hinter Mauern und Elektrozäune zurück. In Johannesburg hat die Angst vor Kriminalität in den letzten Jahren bizarre Formen angenommen und ein neues Stadtbild entstehen lassen. Abgeschottete Hochsicherheitsburgen vornehmlich weißer Afrikaner existieren neben den Townships der Armen. „360° – Die Geo-Reportage“ begleitet in der geteilten Stadt zwei Bewohner, die täglich von einer Seite auf die andere wechseln. (Text: arte)
Der raue Nordwesten Brasiliens ist die Heimat einzigartiger Gefährte, der Paco Pacos. Ende der 80er Jahre waren viele Glückssucher und Abenteurer in das verschlafene Peixoto gekommen. Sie suchten in der Umgebung nach Gold. Doch der Boom dauerte nur kurz. Als die Goldsucher wieder gingen, ließen sie jede Menge Schrott und Wasserpumpen zurück. Jair Graff war der Erste, der entdeckte, dass man mit den Dieselmotoren der Pumpen auch sehr effektiv ein Fahrzeug antreiben kann. Seitdem hat er über 460 Paco Pacos gebaut. Ihre robuste Karosserie ist aus den Einzelteilen diverser Autotypen zusammengesetzt. Die Gefährte eignen sich hervorragend für Feld- und Transportarbeiten im unwegsamen Gelände und sind meist mit ein paar Hammerschlägen zu reparieren. Aber die Existenz der Paco Pacos ist gefährdet. Denn auch in dieser entlegenen Dschungelregion soll eine Straßenverkehrsordnung eingeführt werden. Danach gelten Autos, deren Böden mitunter aus Holzplatten bestehen und die auch schon mal ohne Bremsen fahren, als Gefahr. Jair Graff sieht seine Existenz bedroht und sucht nach Wegen, die Behörden von der Notwendigkeit der Paco Pacos zu überzeugen. Zusammen mit seinen Kollegen organisiert er eine Demonstration in Form eines Paco-Paco-Geländerennens. (Text: arte)
Tagsüber hütet die 13-jährige Neraj Jath Ziegen in der dürren, ausgetrockneten Felslandschaft am Rand der Wüste Thar. Nach Sonnenuntergang besucht sie die Abendschule ihres kleinen Dorfes. Und in ihrer knappen Freizeit ist sie Ministerin für Ackerbau und Viehzucht im „Parlament der Kinder“ von Rajasthan. „360° – Geo Reportage“ zeigt das Leben einer ungewöhnlichen indischen Parlamentarierin zwischen Ziegenstall und Politikbetrieb. (Text: arte)
Bogenschießen ist im Königreich Bhutan eine traditionelle Domäne der Männer. Umso erstaunlicher ist, dass es ausgerechnet eine junge Frau bis an die Weltspitze schaffen könnte. „360° – Geo Reportage“ zeigt die 25-jährige Tshering Chhoden bei ihrem Kampf um die Teilnahme an der Olympiade. (Text: arte)
Der Manila-Express hat seine Gleise nicht für sich allein. Menschen wie die Fischverkäuferin Editha Jayko haben direkt auf und an den Schienensträngen Wohnungen und Verkaufsstände gebaut, betreiben dort ihre Geschäfte und betreuen ihre Kinder. Mitten durch diese ungewöhnliche Nachbarschaft fährt der Lokführer Cesar Capena täglich 30 Kilometer vom Zentrum der Metropole Manila in den Süden und zurück. Und immer hat er Angst, jemanden zu überfahren. „360° – Geo Reportage“ zeigt Menschen, die nach dem Fahrplan des Manila-Express leben. Cesar Capena kneift die Augen zusammen. Schweißperlen glänzen auf seiner Stirn. 42 Grad Celsius herrschen in dem engen Führerstand seiner Lok, als er die Geschwindigkeit drosselt. Capena ist vorsichtig, denn schon viermal hat sein Zug auf dieser Strecke einen Menschen erfasst. Zur gleichen Zeit bedient Editha Jayko ihre Kunden. Sie lebt seit 15 Jahren an den Gleisen der Philippine National Railroad in Manila und verkauft Fisch. Als aus der Ferne das Signal der Lok ertönt, räumt sie in Sekundenschnelle ihre Fische zusammen. Dann rattert der Zug vorbei. Schon Augenblicke später lassen sich Editha Jayko und die anderen, die hier leben, wieder auf den Schienen nieder. Das Szenario wiederholt sich täglich im Stundenrhythmus. Nur Zentimeter bleiben zwischen dem ratternden Zug und den Hüttenwänden, den Gemüseständen, Wäschereien und dem Stuhl des Friseurs. 70.000 Menschen leben in den südlichen Ausläufern der Megacity Manila unmittelbar an den Schienen der einzigen noch existierenden Eisenbahnlinie. Sie haben das öffentliche Land besetzt. Dem Gesetz nach können sie nicht ohne weiteres verjagt werden, denn sie haben Gewohnheitsrechte. Vor einer Räumung müssten die Behörden ihnen ein Ersatzgelände zuweisen. Doch die Behörden sind vorsichtig, denn auch die Siedler sind Wähler. (Text: arte)
Mitten in der sibirischen Steppe, nahe der mongolischen Grenze und nur 100 Kilometer vom Baikalsee entfernt, steht das Kloster Iwolginsk. Es war das einzige buddhistische Kloster, in dem die Mönche auch während der Sowjetdiktatur ihren Glauben praktizieren konnten. Ihnen gelang es, ein Geheimnis zu bewahren, das erst jetzt an die Öffentlichkeit gelangt ist: Im Innern ihres Tempels bewahren sie die Leiche des Chambo Lama Itigilow auf. Der hohe buddhistische Priester starb vor über 75 Jahren, sein Körper ist jedoch bis heute nicht verwest. Zwei Männer wollen dieses Rätsel nun ergründen – jeder auf seine Weise. Der 27-jährige Mönch Bair, zu sowjetischer Zeit von seinen Eltern religiös erzogen, obwohl der Buddhismus damals unterdrückt wurde, lebt seit vier Jahren im Kloster Iwolginsk. Dort wird er in die Geheimnisse der buddhistischen Philosophie und tibetischen Heilkunst eingeweiht und widmet sich nebenbei der Erforschung des Lebens und Sterbens von Chambo Lama Itigilow. Auch der Pathologe Juri Tampoleev versucht, das Geheimnis des Lamas zu lösen. Er durfte den Leichnam vor einigen Jahren untersuchen und möchte eine wissenschaftliche Erklärung für dessen guten Zustand finden. Der junge Mönch Bair hingegen reist auf der Suche nach Itigilows Lebensstationen durchs Land und findet Menschen, die von Itigilow und seinem Wirken erzählen können. Dabei geht es ihm nicht nur um die Vergangenheit der Buddhisten in Sibirien, sondern auch um seine eigene Zukunft. Denn Itigilow wurde längst zum Symbol für die Wiederauferstehung des Buddhismus in Sibirien. (Text: arte)
Auf den Straßenmärkten in Rio de Janeiro werden Affen, Papageien oder Schlangen, die illegal in den Wäldern Brasiliens gefangen wurden, unter der Hand weiterverkauft. „360° – Geo Reportage“ beobachtet einen brasilianischen Naturschützer bei seinem Kampf gegen den verbotenen Tierhandel. (Text: arte)
Vor den Backsteinfassaden mit Ladenschildern in den unterschiedlichsten Sprachen stehen Garküchen, aus denen Dampfwolken von Chilihuhn-Tamales und Curry-Reis quellen. Mariachi-Melodien, indische Filmmusik und thailändische Schlager prallen in einer wilden Kakophonie zusammen. Aus den ewig hupenden schwarzen Taxilimousinen steigen in Saris oder Kimonos gehüllte Frauen und mit Federn geschmückte amazonische Heiler. In kleinen Gärten wachsen Bohnen, Koriander, Mais und Bananen. Die Roosevelt Avenue wird auch Vorhof der USA genannt. Queens ist Anlaufstelle für viele Einwanderer, zuerst wegen der billigen Wohnungen und der schnellen Subway zu den Jobs in Manhattan, später, weil ganze Gruppen von Freunden und Verwandten nachziehen. Seit zwei Jahrzehnten ist die Roosevelt Avenue der Spiegel lokaler Turbulenzen auf dem Globus: Guerillakampf in Kolumbien, Kollaps des Sowjetreiches, Verfall des Kaffeepreises, Ausbruch des Vulkans Pinatubo auf den Philippinen – nach jeder Katastrophe kommen hier Flüchtlinge an und bilden neue Nachbarschaften, während Italiener, Griechen und Deutsche aus der ersten Einwanderungswelle das Viertel längst in Richtung Manhattan verlassen haben. Die Journalistin Elizabeth Mora-Mass kam vor 17 Jahren aus Kolumbien hierher. Wegen eines brisanten Artikels über einen Drogenbaron war ihr mit dem Tode gedroht worden und sie hatte innerhalb kürzester Zeit ihr Land verlassen müssen. In schonungslosen Reportagen für die amerikanische und die kolumbianische Presse beschreibt sie heute das Leben der Einwanderer und prangert Ungerechtigkeiten an. (Text: arte)
Er wurde als Sohn eines Tuareg-Prinzenpaares in Timbuktu geboren, wuchs mit acht Brüdern und Schwestern im Niger auf und ist heute einer der erfolgreichsten Modeschöpfer Afrikas: Seidnaly Sidhamed, Künstlername Alphadi. Schon als kleiner Junge liebte er es, seine Mutter und die Schwestern zu schminken. Aber da es in einem muslimischen Land wie dem Niger verpönt war, sich als Junge mit Mode zu beschäftigen, ging Seidnaly nach Paris, um dort zu studieren. Seither begeistern seine Kollektionen mit afrikanischen Stoffen, Mustern und Schmuckelementen auf Modeschauen in aller Welt. Lange vor Ankunft der Europäer war es für Afrikaner wichtig, gut auszusehen und elegant gekleidet zu sein. Wohlhabende afrikanische Familien beschäftigten persönliche Schneider. Wie für den Adel am Hof der französischen Könige war die Kleidung ein Ausweis der gesellschaftlichen Stellung. Schönheit und Eleganz sind uralte Werte in Afrika. Afrikanisches Kunsthandwerk wie die Goldstickerei hat bis heute überdauert. Die Wiederbelebung dieser afrikanischen „Haute Couture“ hat der modebegeisterte Alphadi zu seinem Lebensinhalt gemacht. Inspiriert von der Wüstenkultur der Tuareg, passt er deren traditionelle Kleidung an die Mode des 21. Jahrhunderts an, modernisiert uralte handwerkliche Fertigkeiten, Farben und Symbole. Der globale Modestar Alphadi beschäftigt in seinem Atelier in N’Djamena, der Hauptstadt des Tschads, örtliche Handwerker, Weber sowie Silberschmiede und unterstützt junge afrikanische Talente auf dem Weg in die Modewelt. 20 Jahre Berufspraxis, Boutiquen in Paris und Washington und ein in der Fachpresse bewunderter Stil haben Alphadi zum berühmtesten Stilisten Afrikas gemacht. Michael Jackson, Hillary Clinton, Isabelle Adjani und Bernadette Chirac trugen und tragen seine Kreationen. (Text: arte)
In Dakar, der Hauptstadt Senegals, zu überleben, ist für viele Menschen eine Frage der Improvisation und der Kreativität. In einigen Vierteln wurde aus der Not ein neuer Wirtschaftszweig geboren. Die Menschen sammeln, was andere weggeworfen haben, und verwerten diese Abfälle. Die Reportage zeigt, wie alte Konservendosen in Spielzeugautos, Lampen und Koffer verwandelt werden, wie aus Kronkorken Körbe, aus Motorteilen Kochtöpfe und aus Autoreifen Eimer werden. So entstehen Gebrauchsgegenstände für die Armen, aber auch Spielzeug und Möbelstücke, die in Europa als Kleinkunst gehandelt werden. (Text: arte)
Kalifornien, Anfang August: Während andere in der Sonne braten, suchen 15 Urlauber das wahre Leben hinter dem kalifornischen Traum von Sonne, Sand und Meer. Vom Fahrrad aus entdecken sie Kaliforniens Hinterhof. Sie radeln durch atemberaubend schöne Landschaften zu den sozialen und politischen Brennpunkten des Sonnenstaates und erkunden unter anderem die harten Lebensbedingungen illegal eingewanderter Mexikaner. Sie nehmen Themen wie Immigration und Freihandel, Umweltverschmutzung und Rassismus ins Visier. „360° – Die Geo-Reportage“ dokumentiert, was hinter dieser ungewöhnlichen Fahrradtour steckt. (Text: arte)
Neun lange Monate hat der Winter Sibirien im Griff, nur unterbrochen von einem kurzen heißen Sommer. Eis und Schnee und die im Frühjahr aufgeweichte Tundra machen die Fortbewegung zu Land beschwerlich, oft unmöglich. Die einzige Chance, Distanzen zu überwinden, sind in diesen Jahreszeiten die Polarflieger. Andrej Gainanow ist seit 22 Jahren als Pilot am Polarkreis unterwegs. Er bringt zum Beispiel Kinder von Rentierzüchtern nach mehrmonatiger Trennung aus dem Internat zu ihren Eltern oder Erdölarbeiter zu ihren Familien. Der Film begleitet Gainanow an Bord seines alten Mi-8-Hubschraubers. (Text: arte)
Seine letzte Ruhestätte, so eine Legende, soll König Salomo in Dagestan auf dem Salbuz-dag gefunden haben. Seither gilt der über 4.000 Meter hohe Berg als heilig. „360° – Die Geo-Reportage“ hat sich mit einer kleinen Gruppe auf den Weg zum Gipfel gemacht. (Text: arte)
Holger Steinle reist um die Welt, um historische Flugzeuge aufzuspüren. Besonders interessiert er sich dabei für die Deutsche Luftfahrtsammlung, die in den Wirren des Zweiten Weltkrieges verschwunden ist. „360° – Geo Reportage“ hat Steinle bei seinen Recherchen in Norwegen und Polen begleitet. (Text: arte)
Kakao war schon bei den Ureinwohnern Südamerikas ein beliebtes Nahrungs- und Genussmittel. Sie verwendeten den aromatischen Criollo-Kakao – eine völlig andere Kakaosorte als die, aus der heute handelsübliche Schokolade hergestellt wird. Die empfindliche Criollo-Pflanze wächst nur noch in schwer zugänglichen Regenwäldern Venezuelas. Sie zu kultivieren ist schwierig. Der italienische Schokoladenhersteller Gianluca Franzoni züchtet seit mehreren Jahren auf einer Plantage im Nordosten Venezuelas Criollo-Edelkakao, um daraus Schokolade herzustellen, wie sie schon die Mayas kannten. (Text: arte)
Ein paar Bretter und vier Räder aus Kugellagern bestimmen ihr Leben. Auf ihren selbstgebauten Seifenkisten fahren die Balineros die höchste und gefährlichste Passstraße Kolumbiens hinunter, um überall dort mit anzupacken, wo sie gebraucht werden. Ohne diese Männer würden die Fernfahrer, die ihre Waren über den Pass transportieren, oft scheitern. „360 Grad – Die Geo-Reportage“ zeigt das Leben der Balineros am Pass der Línea 5 und begleitet einen Fernfahrer nach Buenaventura, der wichtigsten Hafenstadt Kolumbiens am Pazifik. (Text: arte)
Urubichá ist ein staubiges Dorf mit 4.000 Einwohnern im bolivianischen Amazonasgebiet. Hier gibt es nur einfache Lehmhütten, giftige Schlangen, Esel, Schweine und Hühner, ein Telefon, drei Kramläden, keine Autos – aber ein Barock-Orchester. Jedes vierte Kind im Dorf spielt ein Instrument oder singt im Chor. (Text: arte)
Wenn Ousmane Dodo in die Zeltlager der Tuareg-Nomaden kommt, wird er als Freund und Heiler willkommen geheißen. Als einziger ausgebildeter Krankenpfleger und Geburtshelfer in der Ténéré-Wüste in Niger kümmert er sich um die gesundheitlichen Sorgen und Nöte der hier lebenden Menschen. Um seine Patienten zwischen Sanddünen und Dornensteppe zu finden, ist er oft mehrere Tage mit seinem Kamel unterwegs. „360° – Die Geo-Reportage“ hat Ousmane Dodo auf seinen Visiten bei den Tuareg begleitet und miterlebt, auf welche Grenzen die moderne Medizin in der traditionellen Welt der Nomaden stößt. (Text: arte)
Der Regenwald im Osten Ecuadors beeindruckt durch spektakuläre Naturschauplätze, eine große Artenvielfalt und Wasserfälle, die das gesamte Amazonasbecken speisen. Doch im Norden des Landes sind bereits weite Teile des Landes durch Ölförderung verseucht. Nur wenige Einheimische wagen es, gegen die drohende Ölförderung im unberührten Osten zu protestieren. Dazu zählen die Einwohner des kleinen Dorfes Sarayaku. Nun will ein ausländischer Konzern wieder Probebohrungen auf dem Gebiet des Dorfes durchführen und seine Interessen notfalls mit Gewalt durchsetzen. „360° – Die Geo-Reportage“ hat die Dorfbewohner bei ihrem Kampf gegen die mächtigen Ölförderer beobachtet. (Text: arte)
Der Manila-Express hat seine Gleise nicht für sich allein. Menschen wie die Fischverkäuferin Editha Jayko haben direkt auf und an den Schienensträngen Wohnungen und Verkaufsstände gebaut, betreiben dort ihre Geschäfte und betreuen ihre Kinder. Mitten durch diese ungewöhnliche Nachbarschaft fährt der Lokführer Cesar Capena täglich 30 Kilometer vom Zentrum der Metropole Manila in den Süden und zurück. Und immer hat er Angst, jemanden zu überfahren. „360 – Geo Reportage“ zeigt Menschen, die nach dem Fahrplan des Manila-Express leben. (Text: arte)
Zwölf Millionen Urlauber aus dem Reich der Mitte kommen jährlich auf die Ferieninsel Hainan im Südosten Chinas. Viele von ihnen mit der Absicht, sich in diesem Urlaubsparadies das Ja-Wort zu geben. Unter ihnen sind auch Tao Li und Jing Xu. Das Paar aus Zentralchina will am „Hochzeitsfestival“ teilnehmen – einem Spektakel, das zu den Höhepunkten auf der Insel zählt. „360° – Die Geo-Reportage“ hat die beiden begleitet. (Text: arte)
Der Japaner Kikuo Morimoto fördert in Kambodscha die traditionelle Webkunst und verschafft mit der Anpflanzung von Maulbeerbäumen und der Herstellung hochwertiger Seidenstoffe Hunderten von Menschen ein Einkommen. „360° – Geo Reportage“ zeigt, wie in Kambodscha die alten Künste und Traditionen den Menschen einen Weg in die Zukunft weisen. (Text: arte)
„Kommst du nach Ouessant, siehst du dein Blut. Kommst du nach Molène, siehst du dein Leid“, sagt ein bretonisches Sprichwort. Kapitän Michel Stephan lässt sich von dem schweren Seegang, der rund um die beiden französischen Inseln herrscht und schon manchem Schiff zum Verhängnis wurde, nicht aus der Ruhe bringen. Mit seiner Mannschaft ist er auf dem Postschiff „Enez Eussa“ im tückischen Atlantik unterwegs, um die abgeschiedenen Felseninseln mit allem Lebensnotwendigen zu versorgen. Und das jeden Tag, denn die Inselbewohner sind auf sein Schiff angewiesen. „360° – Die Geo-Reportage“ hat ihn begleitet. (Text: arte)
Die Eheleute Sarangerel und Badbold ziehen mit ihren 54 Kamelen, 26 Rindern und etwa 230 Schafen und Ziegen durch den Südwesten der Wüste Gobi. Die Bedürfnisse der Tiere bestimmen den Tagesablauf. Der Geschmack von Kamelmilch und Ziegenblut, der Geruch von Tierschweiß und Wollfett und das Gefühl von Eiswind und Sonnenbrand auf der Haut bestimmen das Leben. Noch fühlen sich viele Kamelzüchter eins mit der Natur, die sie umgibt. „360° – Die Geo-Reportage“ zeigt das ursprüngliche Nomadenleben der Kamelzüchter in der Mongolei – auch wenn sie inzwischen Fernseher und Autos besitzen. (Text: arte)
Vor zwölf Jahren hat Claudine André ein Schutzgehege für Bonobos in der Republik Kongo gegründet. Die Reportage zeigt die erste Geburt eines Bonobo-Jungen im Reservat und begleitet Claudine André bei ihrem Versuch, die gefährdeten Affen zu schützen und ihnen wieder ein Leben in freier Natur zu ermöglichen. (Text: arte)
Die Baikal-Amur-Magistrale, eines der größten und schwierigsten Eisenbahnprojekte der letzen 100 Jahre, zieht sich 4.000 Kilometer quer durch Sibirien. 30 Jahre dauerte ihr Bau, und neben der Trasse wuchsen Städte und Siedlungen, die nur durch die Bahn mit der Zivilisation verbunden sind. (Text: arte)
Es gibt nur wenige Orte auf dieser Welt, an denen sich Meer und Berge auf so dramatische Weise begegnen wie am Monte Sarmiento im Süden Chiles. Charles Darwin nannte das Gebirge einst „das erhabenste Schauspiel Feuerlands“. Unmittelbar am Wasser gelegen und über den umliegenden Bergketten thronend, ist es weithin sichtbar. Seine Höhe von 2.300 Metern mag gering erscheinen, doch selbst erfahrene Alpinisten begegnen ihm mit Respekt. Das Ehepaar Patricia Soto und Rodrigo Fica will diesen Berg bezwingen. Ein gewagtes Unterfangen, an dem schon so mancher Extremsportler gescheitert ist. (Text: arte)
Die so genannten Mecaniqueros im kubanischen Havanna sind private Jungunternehmer im sozialistischen Kuba. Sie entwickeln skurrile, aber erfolgreiche Geschäftsideen wie etwa ein Restaurant im heimischen Wohnzimmer oder Lichtschalter aus Deo-Dosen. Dabei agieren sie sehr geschickt im Verborgenen und wandeln immer auf dem schmalen Grat zwischen Legalität und Verbotenem. „360° – Die Geo-Reportage“ zeigt Ariél und seine Freunde, die dem strengen Castro-Regime mit viel Witz und Organisationstalent immer wieder ein Schnippchen schlagen. (Text: arte)
Das Eremitage-Museum von Sankt Petersburg beherbergt viele Kunstschätze von Weltruhm. Hunderte von Besuchern stehen täglich vor dem Winterpalast an, um die Ausstellungen zu besichtigen. Sie wundern sich, dass sie am Eingang auf einen Kater treffen. Vasya heißt das stolze Tier und es gehört zu den über 50 Katzen, die in der Eremitage zu Hause sind. „360 – Geo-Reportage“ zeigt das Leben der Palastkatzen in der ehemaligen Zarenresidenz an der Newa. (Text: arte)
Seit etwa 7.000 Jahren ziehen Schäfer mit ihren Herden zu den Gipfeln der Pyrenäen hinauf. Wie sie die Tiere führen müssen und wohlbehalten über den Sommer bringen, lernten die meisten von ihren Vätern. Doch mit dem Niedergang der traditionellen Landwirtschaft im 20. Jahrhundert drohte der Beruf des Schäfers auszusterben. Seit einigen Jahren kommen wieder junge Männer und Frauen in die Pyrenäen. Sie wollen – der Hektik moderner Zivilisation überdrüssig – an der Seite erfahrener Schäfer die Kunst des Herdenführens lernen. Die Reportage begleitet den 24-jährigen Yann Amouret, seinen Lehrmeister und ihre Herde einen Sommer lang. (Text: arte)
Der russisch-orthodoxe Priester Nikolai Stremski und seine Frau Galina haben seit 1992 mehr als 60 Kinder adoptiert, die alle aus zerrütteten Familien stammen. Im Laufe der Zeit ist aus der Großfamilie ein Chor hervorgegangen, der auch international Gastspiele gibt. Das gemeinsame Singen, so Nikolai Stremski, stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl der Kinder. (Text: arte)
Das Gift der Schwarzen Witwe ist 15-mal stärker als das der Klapperschlange. Doch dieses Gift kann – als Medizin eingesetzt – auch Leben retten. In der Wüste von Arizona betreibt das Ehepaar Chuck und Anita Kristensen eine Spinnenfarm. Regelmäßig gehen die beiden auf die Jagd nach den giftigen Tieren. Auf ihrer Farm leben neben den Schwarzen Witwen unzählige andere Gifttiere wie die braune Einsiedlerspinne, Skorpione und Riesentausendfüßer. Die Kristensens halten und züchten die Tiere, um sie zu melken und das Gift an Forschungseinrichtungen zu verkaufen. Diese entwickeln daraus neue Medikamente – etwa gegen Herzerkrankungen oder bestimmte Krebsarten.
Die Masuren im Nordosten Polens sind eine der wenigen Gegenden Europas mit noch intakter Natur. Hier leben Biber, Hirsche und Wildschweine, in den Seen tummeln sich Hechte und Aale. Die Menschen leben seit Generationen von Jagd und Fischfang. Manche legal, viele illegal. Um professionell Fischzucht zu betreiben, hat der ehemalige Förster Andrzej Falkowski einige Seen vom Staat gepachtet. Das hindert seine Nachbarn jedoch nicht, weiter in seinen Seen zu fischen. Der Streit zwischen Pächter und Bauern dauert schon Jahre. „360° – Die Geo-Reportage“ hat die Region besucht und beobachtet, wie die Bewohner versuchen, den Konflikt zu lösen. (Text: arte)
In der Yongtai-Mädchenschule für Kampfkunst beginnt Guo Jias Tag um 5.30 Uhr mit Konditionstraining. Nach dem Frühstück folgen Dehnübungen und Kung-Fu-Kämpfe mit verschiedenen Waffen wie Säbel, Speer und Schwert – und auch ganz normaler Schulunterricht. Nur am Sonntag hat Guo Jia frei – und in den einwöchigen Frühjahrsferien. Die harte Ausbildung empfindet Guo Jia als Privileg. Außerdem lebt sie gerne mit so vielen Mädchen zusammen. Das Zimmer teilt sie sich mit zehn anderen; warmes Wasser oder gar Badezimmer gibt es nicht. Zum Duschen fahren die Mädchen sonntags mit dem Bus zu einem Badehaus in die nächste Stadt, nach Dengfeng. Diese Stadt trägt den Namen „Kung-Fu-City“, denn hier gibt es über 80 Kampfsportschulen, mit mehr als 60.000 Schülern aus ganz China. Der Abschluss an einer Kung-Fu-Schule ist hoch angesehen. Doch nur sehr wenige Mädchen trainieren in diesen gemischten Schulen. Umso spannender ist für Guo Jia und ihre Mitschülerinnen das bevorstehende Sportfest, bei dem sie auch gegen Kampfsportlerinnen einer anderen Schule antreten werden. Als besondere Vorbereitung und Ehre dürfen die Mädchen mit einem Mönch aus dem nahegelegenen Shaolin-Tempel trainieren – jenem weltberühmten Kloster, in dem einst Zen-Buddhismus und Kung-Fu entstanden sind. Nach der Kulturrevolution waren viele der Mönche verfolgt worden, die Lehre des Kung-Fu war verboten. Inzwischen aber unterstützt der Staat den Wiederaufbau des Klosters, das, bekannt durch viele Filme, zu einer Touristenattraktion geworden ist. Der Shaolin-Mönch gehört zu den wenigen, der den Schülerinnen noch den Unterschied zwischen moderner, am Leistungssport orientierter Kampfkunst und traditionellem, mehr auf Spiritualität zielendem Kung-Fu erklären kann. Gut vorbereitet wollen die Kung-Fu-Kämpferinnen auf ihrem Sportfest zeigen, was sie können. (Text: arte)
Wer unbedingt mit dem Auto nach Tuktoyaktuk will, muss Geduld haben – wenn er Pech hat, neun Monate lang. Das Inuit-Dorf an der Küste von Kanadas Beaufort Sea ist nur wenige Winterwochen lang über eine Straße zu erreichen. In der übrigen Zeit gibt es nur eine sehr teure Flugverbindung. Erst wenn das Eis auf dem Mackenzie River mehr als einen Meter dick ist, beginnt die Straßenwacht mit ihrem alljährlichen spektakulären Projekt, dem Bau einer knapp 200 Kilometer langen Straße aus Eis. „360° – Die Geo-Reportage“ hat die Bauarbeiten beobachtet und die Einwohner von Tuktoyaktuk durch ihren Alltag begleitet. (Text: arte)
„Bei jedem Tor würden wir am liebsten erstmal zehn Minuten lang lachen“, sagt Juana Estrada Huamán. Sie ist Verteidigerin im Fußballteam von Churubamba, einem kleinen Andendorf in Peru. Jeden Tag spielt sie auf 3.850 Meter Höhe gemeinsam mit zwei Dutzend weiterer Bäuerinnen Fußball. Kicken ist für sie Spaß, Spannung und auch Flucht vor ihrem harten Alltag aus Feldarbeit, Viehzucht, Haushalt und Kinderversorgung. „360° – Die Geo-Reportage“ begleitet Juana Estrada Huamán und ihre Mannschaft während einer Reihe turbulenter Spiele. ARTE zeigt diese Reportage innerhalb des Programmschwerpunktes zur FIFA-WM 2006. (Text: arte)
Mustangs stehen in den USA für Freiheit und Abenteuer. Werden die Herden zu groß, müssen einige der Wildpferde eingefangen, zugeritten und verkauft werden. Mike Buchanan, Mitarbeiter der Vollzugsanstalt „Honor Farm“ in Wyoming, sieht Parallelen im Freiheitsdrang seiner Häftlinge und der Mustangs und brachte die Pferde in das Gefängnis, damit sich Mensch und Tier gegenseitig zähmen. (Text: arte)
Lalani Hyatt ist Rangerin in einem der Nationalparks Tasmaniens, ein Traumjob für die Vierzigjährige. Doch die Provinzregierung plant eine Neubesetzung ihrer Stelle. „360° – Die Geo-Reportage“ begleitet die Rangerin beim täglichen Einsatz für die Natur und bei ihrem Kampf gegen Buschfeuer und Behördenwillkür. (Text: arte)
Seit über 100 Jahren kämpft sich eine Dampflok regelmäßig die steilen Berge des Himalajas hinauf. Ihr ist es zu verdanken, dass der berühmte Darjeeling-Tee einst seinen Weg in die ganze Welt fand. Die Engländer bauten die technisch einmalige Himalaja-Bahn im Jahre 1881. „360° – Die Geo-Reportage“ begleitet den Heizer Chandra Mangar Bamadur und zeigt, was für eine große Rolle eine kleine Bahn im Leben der Menschen spielen kann. (Text: arte)
Im Grenzgebiet zwischen Russland, China und der Mongolei leben die Maral-Hirsche. Ihr majestätisches Geweih ist in der fernöstlichen Medizin ein beliebtes Heilmittel. Sibirische Wildhüter treiben die Tiere in den Sommermonaten zusammen, um ihnen den Kopfschmuck abzusägen. Trotz großer Erfahrung gelingt den Männern die Treibjagd nicht immer reibungslos. „360° – Die Geo-Reportage“ hat den Wildhüter Sasha Tcherepanov und seine Brüder bei ihrer Jagd beobachtet. (Text: arte)
Auf den Dächern Kairos existiert eine Parallelwelt. Die älteren Hochhäuser der Metropole sind so konzipiert, dass deren Bewohner ihren Bediensteten kleine Hütten auf dem Dach errichten lassen konnten. Die Hausangestellten holten ihre Familien und Bekannten nach, und es entstand eine Stadt über der Stadt. „360° – Die Geo-Reportage“ zeigt das Leben in luftiger Höhe. (Text: arte)
Viele junge Männer in Burundi haben sich eine uralte Tradition zum Beruf gemacht: Sie sind „Batimbos“, Trommler, die in dem kleinen afrikanischen Land als Botschafter des Friedens und der Hoffnung gelten. „360° – Die Geo-Reportage“ begleitet einen dieser Trommler und seine Freunde zu einem ihrer großen Auftritte. (Text: arte)
Noch vor zehn Jahren war Ilakaka ein unbedeutendes Dorf auf Madagaskar. An der einzigen, unbefestigten, Straße reihten sich die Lehmhütten der Rinderzüchter und Fremde kamen nur selten vorbei. Heute dreht sich in Ilakaka alles um Edelsteine, die Stadt hat schätzungsweise 30.000 Einwohner und täglich werden es mehr. Denn seit vor acht Jahren ein Hirte im Staub einen glitzernden Saphir fand und über Nacht reich wurde, kommen täglich Busladungen neuer Glücksritter. „360° – Die Geo-Reportage“ begleitet einen von ihnen bei seiner Suche nach dem großen Glück. (Text: arte)
Henryk Wolski ist begeisterter Seefahrer. Neun Mal ist er um den Erdball gesegelt. Zusammen mit einer siebenköpfigen Mannschaft möchte er nun eine alte Wikingerroute erkunden. Ausgangspunkt der Expedition ist Polens Hafenstadt Danzig. Dort wird die „Welet“, der originalgetreue Nachbau eines Wikingerschiffs, ablegen und Kurs auf Odessa nehmen. Für die 2.500 Kilometer lange Strecke benötigten die Wikinger fast zwei Jahre. Wolski will sein Ziel in drei Monaten erreichen. „360° – Die Geo-Reportage“ begleitet den polnischen Kapitän und seine Mannschaft bei dem Abenteuer. (Text: arte)
Eine riesige Staubwolke liegt über Chuquicamata, der größten Kupfermine der Welt im Norden Chiles. 15.000 Bergarbeiter sprengen rund um die Uhr Felswände, transportieren mit gigantischen LKWs tonnenweise Geröll und schmelzen bei glühenden Temperaturen Kupfer. Alles muss der Mine weichen, selbst die benachbarte Bergarbeiterstadt. Wo einst Leben blühte, verschütten riesige Schutthalden Straßen und Häuser der ehemals 22.000 Einwohner zählenden Stadt. Auch die Familie von Bergarbeiter Raul Alfaro muss ihr Heim verlassen. „360° – Geo „ zeigt, wie die Kupfermine ihr Leben bestimmt. (Text: arte)
Im Norden Thailands liegt das Kloster „Zum Goldenen Pferd“. Mitten im Dschungel lebt Abt Phra Khru Ba Neau Chai mit 15 Novizen, die er nach den Lehren Buddhas erzieht und in der Kampfkunst Muay Thai ausbildet. Die Region ist seit Jahren Schauplatz von Drogenhandel und Kriminalität. Während früher Opium angebaut wurde, wird heute im „Goldenen Dreieck“ zwischen Thailand, Burma und Laos mit chemischen Pillen gedealt, so genannten Yabaa-Pillen. Der Abt versucht, den Mönchen und Bewohnern der umliegenden Dörfer eine Perspektive fernab von Drogen und Gewalt zu geben. „360° – Die Geo-Reportage“ begleitet ihn bei dieser Mission. (Text: arte)
Lemlem Makebai und ihre Tochter marschieren Tag für Tag kilometerweit bei glühender Hitze durch das felsige Hochland von Eritrea zur Wasserquelle. Ihrem Bergdorf fehlt jede Anbindung an die moderne Welt. Die Frauen kämpfen in dem von Dürre und Armut gezeichneten Bergland ums Überleben. Doch jetzt gibt es Hoffnung, man hat ihnen einen Esel versprochen. „360° – Geo Reportage“ zeigt, wie ein kleiner Esel ein Leben verändern kann. (Text: arte)
Haie werden von den Menschen seit jeher gefürchtet. Doch längst sind die lautlosen Jäger der Meere in ihrer Existenz bedroht. Weil Haifischflossensuppe in Asien als Delikatesse gilt, müssen Millionen der Meerestiere ihr Leben lassen. Auch auf den Südseeinseln Französisch-Polynesiens steigen immer mehr Fischer in das lukrative Geschäft mit Haifischflossen ein. Mit fatalen Folgen für die Unterwasserwelt. 360° – Geo-Reportage begleitet Yves Lefèvre, einen begeisterten Taucher und Tierfilmer, bei seinem Kampf für das Überleben der vom Aussterben bedrohten Haie. (Text: arte)
Seit mehr als 20 Jahren führt die 62-jährige Elitha Suarti Heirunas, genannt Etti, ihren Schönheitssalon im Zentrum der Stadt Bukittinggi auf Westsumatra. Ihr Salon ist eine Institution. Plakate mit asiatischen Schönheiten verraten die neuesten Trends, auch wenn das Kopftuch der wichtigste Haarschmuck der meisten Frauen bleibt. Denn auf Westsumatra ist der Islam Hauptreligion, Haarefärben und Make-up wurden lange als unrein empfunden. „360° – Geo-Reportage“ zeigt den Weg der selbstbewussten Unternehmerin Etti und begleitet sie bei ihrer Gratwanderung zwischen islamischer Tradition und Moderne. (Text: arte)
Am Rande des Samburu-Nationalparks in Kenia liegt das Dorf Umoja. Einfache Lehmhütten auf roter Erde, spielende Kinder und meckernde Ziegen – auf den ersten Blick ein gewöhnlicher Ort. Und doch ist hier alles anders, denn in Umoja leben ausschließlich Frauen. Seit 1990 finden sie hier Zuflucht vor Zwangsehe, Männergewalt oder Genitalverstümmelung. Gemeinsam übernehmen die Frauen ganz selbstverständlich auch traditionell männliche Aufgaben wie Viehzucht oder Schlachten. Eine Provokation für die patriarchalisch geprägte Gesellschaft der Samburu. „360° – Geo Reportage“ zeigt, wie die Frauen von Umoja ihren Weg zu mehr Unabhängigkeit und Selbstbestimmung finden. (Text: arte)
Lettgallen ist ein abgelegenes, ländliches Gebiet im Südosten Lettlands. In der fast vergessenen Region scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Wege sind weit, es gibt kaum öffentliche Verkehrsmittel und nur wenige Läden, in denen die Dinge des täglichen Bedarfs zu kaufen sind. Die meisten jungen Leute haben Lettgallen längst verlassen. Geblieben sind die Alten und diejenigen, die sich auf findige Weise durchschlagen. So hat Janis Cukmachs seinen klapprigen Kleinbus in einen gut bestückten Dorfladen umfunktioniert. Damit fährt er durchs Land, um Brot, Fische oder auch Gummistiefel zu verkaufen. „360° Geo Reportage“ hat ihn begleitet. (Text: arte)
Kurze, kühle Sommer und lange, kalte Winter bestimmen das polare Klima der nordrussischen Tundra. Die wenigen Menschen, die auf der Halbinsel Kanin ausharren, müssen nicht nur den Elementen trotzen, sondern auch dem Sand, der wüstengleich vom Weißen Meer her über das Land zieht. Immer, wenn der Wind weht, verschwinden die Holzhäuser der kleinen Stadt Schoina ein Stück weiter unter den Sanddünen. Wer nicht zur Schaufel greift, dessen Haus versinkt. (Text: arte)
Hell blinkt die Leuchtreklame in Bangkoks Vergnügungsviertel Patpong bei Nacht, laute Musik dröhnt aus den Bars. Auf den Gehwegen sind Nachtschwärmer, Prostituierte mit ausländischen Freiern, Touristen und Tuk-Tuk-Fahrer unterwegs. Mobile Garküchen bieten an jeder Straßenecke duftende Köstlichkeiten an. Auch San Supathanakuns Snacks sind sehr beliebt: Auf ihrem Verkaufskarren liegen in kleinen Blechschüsseln frittierte Heuschrecken, Wasserkäfer, Ameisensalat, weiße Seidenwürmer und knackige schwarze Skorpione. „360° – Geo-Reportage“ begleitet die resolute Frau, die mit ihren krabbelnden Delikatessen ihr Schicksal selbst in die Hand genommen hat. (Text: arte)
Wie die Surfer auf Hawaii suchen wagemutige Segelflieger in den argentinischen Anden die perfekte Welle. Nur, dass diese sich unsichtbar in 12.000 Meter Höhe in der Luft befindet. Sie suchen die von straffen Winden hinter den Bergen erzeugten Wellen. Mit diesen so genannten Leewellen gelingen Rekord-Segelflüge. Aber diese Wellen sind auch unberechenbar und verantwortlich für zahlreiche Flugzeugabstürze. Eine kleine Gruppe Wissenschaftler und Piloten – unter ihnen der Weltrekord-Halter im Segelflug Klaus Ohlmann – ist mit ihren Segelfliegern aufgebrochen, um dieses gefährliche Windphänomen zu erkunden. Mit den Ergebnissen ihrer turbulenten Flüge können sie die Luftfahrt sicherer und komfortabler machen. (Text: arte)
Am äußersten Zipfel Russlands, zwischen Asien und Alaska, liegt Kamtschatka. Die Halbinsel ist mit ihren glasklaren Flüssen, kochenden Seen und bis zu 4.000 Meter hohen feuerspeienden Vulkanen eines der letzten Naturparadiese der Welt. Wer in dieser rauen Abgeschiedenheit lebt, muss vieles entbehren und hat oft einen ungewöhnlichen Beruf, so wie Alexej Maslow, der Lachszähler von Kamtschatka. Rund 200 Flüsse fliegt er pro Saison mit dem Hubschrauber ab, um zu schätzen, wie viele Lachse darin ziehen. (Text: arte)
Auf Kamtschatka zu arbeiten, war der Traum der Vulkanologin Ludmilla Ossipenko. Nirgendwo anders brodeln so viele heiße Quellen und gibt es so viele Feuerberge wie auf dieser Halbinsel im Osten Russlands. Der Weg dorthin führt Ludmilla Ossipenko durch verkohlte Wälder, niedergebrannt durch den Ascheregen der Vulkane. Vor 31 Jahren ereignete sich hier einer der sechs größten Ausbrüche der vergangenen 2.000 Jahre. Noch immer entströmen den Spalten giftige und brennendheiße Gase. „360° – Geo Reportage“ begleitet die Vulkanologin bei ihrer Arbeit am Rand gigantischer Krater und im sagenumwobenen Tal der Geysire. (Text: arte)
In El Morro, an der Nordostküste Venezuelas, leben die Menschen seit jeher von der Sardinenfischerei. „Wenn es keinen Fisch gibt, sind wir erledigt, es gibt kaum andere Arbeit“, sagt die 78-jährige Luisa Vargas. Sowohl die Familien ihrer sieben Kinder als auch die ihrer 52 Enkel leben vom Meer. Doch in den letzten Jahren haben die Fangerträge massiv abgenommen, und damit sind die Lebensbedingungen für die Menschen der Region härter geworden. Seit acht Monaten bleiben die Sardinen vor El Morro ganz aus, und mit jedem Tag ohne großen Fang spitzt sich die Lage zu. „360° – Geo Reportage“ hat Luisa Vargas und ihre Familie bei ihrem täglichen Kampf ums Überleben beobachtet. (Text: arte)
Sie sehen aus wie ein aufgeklapptes Taschenmesser auf acht Beinen. Dabei sind die Roten Landkrabben ausgesprochen friedlich – und eine Rarität. Sie sind nur auf der Weihnachtsinsel im Indischen Ozean zu Hause, dort allerdings in Massen. Bis zu 120 Millionen Tiere bevölkern das Archipel. Sechs davon versucht der Brite Steve Morris einen Monat lang im Auge zu behalten. Er will untersuchen, wie die Krabben ihren Weg vom Regenwald an die Küste finden, wo sie sich alljährlich zur Paarung treffen. Auf ihrem Weg über steile Klippen und Straßen riskieren die Tiere immer wieder ihr Leben. ARTE zeigt diese Sendung innerhalb des Programmschwerpunkts „Wasser Welten“. (Text: arte)
Kniestöße, Schläge mit den Ellenbogen, hohe Kicks mit dem Schienbein gegen die Rippen des Gegners – im Muay-Thai-Kampfsport ist fast alles erlaubt. Selbst im Training kommt es zu Knochenbrüchen, Knockouts und bleibenden Verletzungsspuren. Muay Thai, der Nationalsport Thailands, zählt zu den härtesten Kampfsportarten der Welt. Für viele Sportler ist er ein Weg aus der Armut, denn mit Muay Thai lassen sich Ruhm, Ehre und viel Geld verdienen. Doch wer den Sprung zum Profi schaffen will, muss von Kindesbeinen an trainieren und stößt täglich an seine physischen und psychischen Grenzen. 360° – Geo Reportage zeigt die Welt junger Muay-Thai-Kämpfer. (Text: arte)
César Romoleroux zieht seit zehn Jahren mit seinem fahrbaren Vergnügungspark quer durch die kolumbianischen Anden. Bis vor kurzem herrschte hier noch Bürgerkrieg. „360° – Geo-Reportage“ hat ihn begleitet und mit ihm ein Land erlebt, das versucht, sich aus dem Schatten der Vergangenheit zu lösen und in eine neue, erfreulichere Zukunft zu steuern. (Text: arte)
Auf der Suche nach mehr Respekt und Beachtung haben einige Prostituierte in Rio einen ungewöhnlichen Weg eingeschlagen. Mit ihrem Modelabel „Daspu“ sorgen sie für Aufruhr in der brasilianischen Mode-Szene. Selbst die internationale Presse hat die originelle Prostituiertenmode entdeckt. „360° – Geo Reportage“ begleitet die Frauen aus Rio vom Strich auf den Catwalk. (Text: arte)
Im Wüstenstaat Oman ist Regen die Ausnahme, natürliche Flüsse oder Seen existieren nicht. Und doch haben die Menschen hier an vielen Stellen die Wüste zum Blühen gebracht. Möglich macht dies ein über 1.500 Jahre altes Kanalsystem. Zuständig für die Wartung des Aflajsystems ist der Wakil, der Wasserwächter. Von ihm hängt das Überleben in den Dörfern des Sultanats ab. „360° – Geo-Reportage“ hat den Wakil Suleyman Al Riyami in seinem Bergdorf besucht. (Text: arte)
Auf der Amazonas-Insel Marajo leben seit mehr als 80 Jahren asiatische Wasserbüffel. Die schweren, aber friedlichen Tiere werden vor allem zur Feldarbeit eingesetzt. Aber auch die örtliche Polizei bedient sich ihrer als Reittiere. Leiter der einzigen berittenen Büffelstaffel der Welt ist Hauptmann Roberto Abasalao. „360° – Geo Reportage“ hat ihn und seine ungewöhnliche Truppe auf ihren wuchtigen Reittieren begleitet. (Text: arte)
Nirgendwo in Europa gibt es so viele Fischotter wie in Ungarn. Das ist kein Geschenk der Natur, sondern vor allem der Verdienst eines Mannes, Pál Gera. Er gilt als einer der renommiertesten Tierschützer Ungarns und engagiert sich seit Jahren für die possierlichen Otter. Im Winter nimmt Pál Gera verwaiste Jungtiere auf, zieht sie mit der Flasche groß und bringt ihnen das Schwimmen und Jagen bei. Und Pál Gera zieht gegen Fischer zu Felde, die in den Tieren immer noch Fischdiebe und ihre ärgsten Feinde sehen.
Im Osten Ungarns liegt die Puszta, eine einzigartige weite Steppe, bekannt für riesige Viehherden, die Noniusz-Pferde und die Csikos, die Reiter der Puszta. Attila Szekely ist einer der besten Csikos. Seine Spezialität ist die „Ungarische Post“, eine weltbekannte Reitformation, die auch „Puszta-Fünfer genannt wird. In rasantem Galopp dirigiert Attila sein Gespann aus fünf Pferden, während er auf den beiden hinteren Pferden steht. Nur wenige Reiter beherrschen diese Kunst. Auf einem Pfingstreitfest soll Attila seinen Ruf als bester Reiter verteidigen. Doch es wird schwierig werden, Attila hat Ärger mit einem seiner beiden hinteren Pferde. (Text: arte)
Der Delfinbestand Perus ist gefährdet. Das gilt nicht nur für die Meeresdelfine, sondern vor allem für die äußerst seltenen rosa Flussdelfine der Regenwaldregionen. Trotz offiziellem Fangverbot werden in Peru nach Schätzungen der peruanischen Umweltorganisation „Mundo Azul“ jährlich mindestens 20.000 Meeresdelfine getötet – zum menschlichen Verzehr und als Fischköder. Für die Fischer ist der Delfinfang eine wichtige Einnahmequelle. Dass lebende Delfine allerdings viel mehr Geld einbringen könnten, wollen der deutsche Biologe Stefan Austermühle und seine peruanische Frau Nina Pardo beweisen. Sie propagieren Delfintourismus statt Delfinfang. (Text: arte)
Auf 4.000 Metern Höhe thront das Dorf Dankhar über dem Spiti-Tal im Himalaja. Hier, im kargen indischen Grenzgebiet zu Tibet, lebt der Postbote und Bauer Dilip Kumar mit seiner Frau und sechs Töchtern. Täglich muss er den steilen Weg in das zehn Kilometer entfernte Tal hinunter, in dem das Postamt seinen Sitz hat. Die Region wird immer wieder von schweren Erdrutschen heimgesucht. Außerdem ist das Dorf oft wochenlang vom Postverkehr abgeschnitten. In diesem Sommer kommt es für Dulip Kumar noch schlimmer. Er fürchtet, nicht zum Dalai Lama gelangen zu können, der in den kommenden Tagen ganz in der Nähe sein wird. Doch eine lokale Gottheit prophezeit ihnen gutes Wetter. (Text: arte)
„Der Erfolg steckt in guten Schuhen.“ Nirgendwo scheint die alte chinesische Weisheit zutreffender als in Wenzhou. In der Hafenstadt werden fast alle in China hergestellten Brillen, Rasierer, Schlüssel, Schlösser und 80 Prozent aller weltweit verkauften Feuerzeuge produziert. Vor allem aber ist Wenzhou die Welthauptstadt der Schuhe. Nirgendwo werden mehr Schuhe hergestellt als hier. Doch liebäugeln bereits einige Unternehmer mit Niederlassungen in Afrika. Dort ist die Produktion billiger. „360° – Geo Reportage“ hat sich in der Schuh-Metropole Wenzhou umgesehen. (Text: arte)
Blauer Himmel über Florida. Im Teich neben dem Haus springen Fische. Es wäre ein Idyll, säße nicht versteckt im Schilf ein Alligator. Die Hausbesitzerin ist aufgebracht, denn ihr letzter Hund wurde von einem Alligator gefressen. Sie alarmiert Scot Barbon, einen von Floridas 40 staatlich zugelassenen Alligator-Trappern. Die rücken immer dann aus, wenn sich Menschen durch Panzerechsen gestört fühlen. Hauptberuflich ist Scot Barbon Rasenpfleger, doch seit die Menschen ihre Häuser immer tiefer in die Natur Floridas bauen, kann er sich vor Alligator-Notrufen kaum noch retten. „360° – Geo Reportage“ begleitet Scot Barbon auf seiner Jagd nach den Alligatoren im Vorgarten. (Text: arte)
Am stillen Ufer des Seligersees zwischen Moskau und St. Petersburg balancieren junge Leute auf aufgetürmten Rollen, jonglieren mit Bällen und Ringen, machen Handstand auf Stützbalken oder verrenken ihre Körper. Es sind Studenten der Moskauer Zirkusschule, die hier für zwei Wochen trainieren. Ihr Lehrer Igor Teplow, ein ehemaliger Zirkusartist, hat die Reise in die verlassenen Dörfer rund um den See organisiert. So lernen die angehenden Artisten die Menschen und deren Alltag abseits der Großstadt kennen. „360° – Geo Reportage“ geht mit der Zirkustruppe rund um den russischen Seligersee auf Reisen. ARTE zeigt diese Sendung innerhalb des Zirkusschwerpunktes im Weihnachtsprogramm. (Text: arte)
In der Regenzeit, wenn die Wälder entlang des kambodschanischen Tonle Sap Sees im Wasser versinken, verlassen die Fischerfamilien ihre schwimmenden Dörfer. Sie fahren in Paddelbooten hinaus, um mit Treibnetzen Wasserschlangen zu fangen. Bis zu sieben Millionen Exemplare werden jährlich erbeutet, um die Nachfrage der lokalen Krokodilzuchtfarmen nach billigem Tierfutter zu stillen. Das hat viele Schlangenarten an den Rand des Aussterbens gebracht. Eine bisher kaum beachtete ökologische Katastrophe. (Text: arte)
In Ostafrika ist der Glaube an Hexen immer noch präsent. Häufig werden Krankheiten und Tod mit Hexerei und Zauberkünsten in Verbindung gebracht. Das öffnet der Hexenjagd Tür und Tor. So fallen allein in Tansania Hunderte von Menschen, vor allem Frauen, dem Hexenwahn zum Opfer. Eine Journalistin und ein Professor für Soziologie haben sich auf die Suche nach den realen Motiven für die Verfolgung angeblicher Hexen und Zauberer gemacht. – „360° – Geo Reportage“ hat die beiden begleitet. (Text: arte)
In den Arenen des Lucha Libre, des mexikanischen Catchens, kämpft immer das Gute gegen das Schlechte. „Lady Warrior“ zum Beispiel ist eine „Ruda“, sie verkörpert das Böse und wendet auch mal eigentlich verbotene Kampftricks an; dann tobt ihr Publikum. Lucha Libre ist die populärste Sportart in Mexiko, beliebter noch als Fußball. Fast ein Viertel aller Kämpfer sind Frauen. Es ist grelles Volkstheater, das vor allem die ärmeren Schichten begeistert. Ganze Familienclans – vom Kind bis zur 80-jährigen Greisin – strömen mindestens einmal pro Woche in die Arenen. Beim Lucha Libre dürfen Kämpfer wie Zuschauer Grenzen überschreiten, fluchen und obszöne Gesten machen, die sonst verpönt sind. „Schimpfworte sind für mich Komplimente“, sagt „Lady Warrior“, „das bedeutet, dass meine Rolle als Böse, als ‚Ruda‘, funktioniert.“ Die Verwandlung in „Lady Warrior“ war nicht leicht. Ihr ganzes Leben lang war sie von der Magie des Lucha Libre fasziniert. Als 17-Jährige fasste sie dann gegen den Willen ihres Vaters den Entschluss, Kämpferin zu werden. Heute verdient sie tagsüber als Obstschälerin das Geld für sich und ihre zwei Töchter, am Abend steht sie maskiert im Ring. Und noch immer träumt sie davon, eines Tages als Kämpferin der Oberliga im berühmtesten Tempel des Lucha Libre, der Arena Mexico, Karriere zu machen. Den Termin für ein Probetraining musste „Lady Warrior“ aber schon einmal absagen, weil eine ihrer Töchter krank war. Nun hat ihr Promoter eine zweite Chance ausgehandelt. (Text: arte)
Wie überall auf der Welt haben auch die Menschen in Afrika eine Abscheu vor Ratten. Der Wissenschaftler Bart Weetjens sorgt gerade dafür, dass sich das ändert. Er hat entdeckt, dass die 80 Zentimeter langen und 1,5 Kilo schweren Riesenhamsterratten mit ihrem außergewöhnlichen Geruchssinn in der Lage sind, den Sprengstoff TNT zu erschnüffeln. Das bedeutet eine Hoffnung für den afrikanischen Kontinent, liegen dort doch noch Millionen Antipersonenminen im Boden. Die heimtückischen Waffen fordern jährlich bis zu 20.000 Opfer. „360° – Geo Reportage“ begleitet eine Ratte von ihrer Geburt über das monatelange Training bis zu ihrem ersten rettenden Einsatz auf einem Minenfeld in Mosambik. (Text: arte)
Eddie Juntilla macht sich auf der Philippineninsel Mindanao auf den Weg in den Regenwald. Dort trifft er sich seit 14 Jahren mit Kahayag, einem weiblichen Philippinenadler. Mit über zwei Metern Flügel-Spannweite gehört sie zu den eindrucksvollsten Vögeln der tropischen Regenwälder. Eddie Juntilla ist ihr Pfleger und gleichzeitig ihr „Lebenspartner“. Da der Bestand der Philippinenadler stark bedroht ist, bemüht sich die Adler-Schutzstation auf Mindanao, die Tiere nachzuzüchten. Die Weibchen bekommen einen menschlichen „Ersatzpartner“ zugeteilt, der ihrer Fortpflanzung mit künstlicher Befruchtung auf die Sprünge helfen soll. – „360° – Geo Reportage“ erzählt die Geschichte einer ungewöhnlichen Partnerschaft zwischen Menschen und Adlern. (Text: arte)
Die afro-brasilianische Kultur ist nirgendwo so lebendig wie in Salvador de Bahia. Hier war bis Ende des 19. Jahrhunderts der Hauptumschlagplatz für Sklaven in Brasilien. Die Westafrikaner brachten ihre Musik, Rhythmen und Tänze mit. Aber auch Glaubensvorstellungen und Riten kamen mit den Sklaven und vermischten sich mit katholischen Einflüssen. Daraus entstand die afro-brasilianische Religion Candomblé. (Text: arte)
Die Landschaft um Bogor ist der Garten Eden Indonesiens, der für seine artenreiche Vegetation bekannt ist. Hier praktizieren die Menschen die Jahrtausende alte Pflanzenmedizin Jamu. Einst wurde das Wissen um die Wirkung der Kräuter nur innerhalb bestimmter Heilerfamilien weitergegeben. Heute ist es die Alltagsmedizin eines ganzen Volkes. (Text: arte)
Die Loire im Herzen Frankreichs ist einer der letzten wilden Flüsse Europas. Der Fluss windet sich über 1.000 Kilometer durch ein natürlich geschaffenes Bett ohne Staudämme und ohne Flussbegradigungen. Die Menschen an seinen Ufern haben sich eine eigene Kultur bewahrt. Sie leben in Tuffsteinhäusern, ziehen Wein und züchten andernorts längst verschwundene Gemüsesorten. Ihr Leben verteidigen sie standhaft gegen moderne Einflüsse. Der Maler Jean-Jack Martin ist einer von ihnen. (Text: arte)
„Drehen Sie bitte Ihren Kopf nach links, dann nach rechts. Einmal lachen und einmal ernst schauen. Danke, wir melden uns bei Ihnen.“ So schnell endet ein Bewerbungsgespräch im Leben von Angelo Amoretti. Seit er in Rente ist, arbeitet er als Komparse. Und er hat sein Gesicht schon im Hintergrund vieler Filme gezeigt, zum Beispiel in „Gangs of New York“ von Martin Scorsese. Am nächsten Tag muss Angelo eine Kostümprobe absolvieren – der letzte Schritt, um bei einem Film angenommen zu werden. Da der Kostümfundus begrenzt ist, wird der Komparse ausgetauscht, wenn er nicht zur Kleidung passt. (Text: arte)
Nunavik ist eine unwirtliche arktische Region. Unter oft schwierigen Flugbedingungen sichern Piloten jeden Tag die Verbindung der Dörfer mit dem Rest der Welt. So fliegt die 34-jährige Anouk Alarie eine robuste kleine „Twin Otter“ über die Weiten der Tundra. Sie versorgt die Menschen mit Lebensmitteln und Baumaterial. Oder sie fliegt Kranke oder Verletzte aus, die vor Ort nicht behandelt werden können. 360° – Geo Reportage begleitet die Pilotin auf ihren Flügen in den hohen, kalten Norden Kanadas. (Text: arte)
Seit Jahrhunderten fischt das Volk der Imraguen vor der mauretanischen Küste. Die Rollenverteilung war bisher klar geregelt. Die Männer brachten den Fang nach Hause, die Frauen verarbeiteten ihn und bereiteten daraus den beliebten Trockenfisch zu. Seit sich in den letzten Jahren jedoch immer mehr internationale Fischtrawler in dem Gewässer aufhalten, geht der Ertrag zurück und das fragile Gefüge in den Imraguen-Dörfern droht zu zerbrechen. Nun schmieden die Frauen einen Plan, um dem drohenden Teufelskreis aus Armut und Arbeitslosigkeit zu entkommen. – „360 – Geo Reportage“ hat sie beobachtet. (Text: arte)
Zwölf namibische Schüler aus der Hauptstadt Windhoek treten in die Fußstapfen ihrer Vorbilder Charles Darwin und Alexander von Humboldt. In der unwirtlichen Kalahari gehen sie auf eine Expedition, um mehr über ihr Land und über sich zu erfahren. Geleitet wird die Expedition von EduVentures, einer gemeinnützigen Vereinigung namibischer und internationaler Wissenschaftler. Die Forscher wollen die jungen Namibier für die Naturwissenschaften begeistern und gleichzeitig Bildung vermitteln, unabhängig vom Geldbeutel der Eltern. „360 – Geo Reportage“ hat Schüler und Wissenschaftler in die Kalahari begleitet. (Text: arte)
Moncado McCanley und sein Sohn, Angehörige des indigenen Volkes der Miskito, bereiten sich für einen Tauchgang vor. Wie die meisten der Langustentaucher in Nicaragua haben die beiden kein eigenes Boot. Stattdessen heuern sie auf einem großen Industrieboot an, das in den nächsten zwei Wochen Hunderte Langusten fangen will. An der Miskitoküste im Osten Nicaraguas ist das der einzige Job – und ein gut bezahlter dazu. Doch die Männer riskieren bei jedem Tauchgang ihr Leben. Ihre Ausrüstung aus kaputten Atemschläuchen, verrosteten Dichtungen und Pressluftflaschen ohne Druckanzeige ist oft uralt. In den letzten Jahren sind unzählige Taucher verunglückt oder erlitten die gefährliche Taucherkrankheit. Diese tritt auf, wenn der Taucher nicht genug Zeit zum langsamen Auftauchen hat. Lebenslange Behinderungen oder gar der Tod sind die Folgen. Die einzige Chance, die Taucherkrankheit ohne Schäden zu überstehen, ist die schnelle Behandlung in einer Dekompressionskammer. Allerdings gibt es davon nur eine einzige an der ganzen Ostküste. Sie kam vor Jahren über eine private Hilfsorganisation aus Miami und hat bereits etlichen Indianern das Leben gerettet. Leiter der Organisation ist der Amerikaner Joshua Izdepski. Er inspiziert das Krankenhaus von Puerto Cabezas, besucht kranke Taucher in den Dörfern und macht sich auf den Booten ein Bild vom unzureichenden Tauchequipment der Miskito. Angeblich zum Schutz der Indianer will die Regierung in zwei Jahren das Tauchen nach Langusten verbieten – doch dagegen wehren sich die Miskito. Das Tauchen und Fangen der weltweit begehrten karibischen Langusten ist ihre einzige Einkommensquelle. (Text: arte)
Der Süden Ugandas am berühmten Victoriasee ist eine von Hügeln und Bergen geprägte Region und somit nicht gerade dafür prädestiniert, sich per Fahrrad fortzubewegen. Doch da Motorroller und Autos für die meisten der hier lebenden Menschen unerschwinglich sind, bleiben Fahrräder ein beliebtes Fortbewegungs- und Transportmittel. Sie dienen auch als Taxis: man nennt sie Boda-Bodas. Der 28-jährige Joseph Mukisa ist seit gut acht Jahren Boda-Boda-Fahrer. Mit seinem Fahrradtaxi durchstreift er fast täglich die Straßen seines Stammreviers in Jinja, einer Stadt nahe der berühmten Nilquelle. Doch das Rad, auf dem Joseph sitzt, gehört ihm nicht. Seit sein eigenes Boda-Boda gestohlen wurde, muss er täglich Geld für die Miete eines geliehenen Rads ausgeben. Lange schon wünscht er sich wieder ein eigenes Boda-Boda. Doch da ist der hohe Anschaffungspreis. Hilfe verspricht sich Joseph Mukisa vom „First African Bicycle Information Office“ (FABIO). Die Helfer der Organisation wissen, wie wichtig Fahrräder für das öffentliche Leben Ugandas sind. Ohne die Drahtesel blieben viele Waren bei den Produzenten liegen, kranke Menschen kämen in Notfällen nicht ins Hospital und Fahrrad-Chauffeure wie Joseph Mukisa hätten keine Arbeit. FABIO unterstützt Interessenten beim Erwerb des eigenen Fahrrads, bietet selbst fabrikneue Räder zu subventionierten Preisen an oder vereinbart mit den Käufern faire Ratenzahlungen. Auf diese Konditionen setzt auch die Kioskbesitzerin Florence Musoke. Sie lebt außerhalb von Jinja und benötigt ein neues Rad für ihre täglichen Wareneinkäufe. „360° – Geo Reportage“ zeigt den Alltag im Fahrradland Uganda und die Möglichkeiten, zu einem neuen Rad zu kommen. (Text: arte)
Wer es in New York schafft, schafft es überall, dachte sich der italienische Fleischersohn Tony Amato, als er in den 40er Jahren in die amerikanische Metropole kam, um sich den Traum vom eigenen Opernhaus zu erfüllen. Mit seiner Frau Sally kaufte er ein heruntergekommenes Haus in der Bowery Street, einer damals berüchtigten Straße Lower Manhattans. Das Haus bekam eine Bühne, einen Orchestergraben, einen Kostümfundus und Werkstätten. Die 107 Plätze waren von Anfang an ausverkauft. Noch immer ist der nur 1,50 Meter große Tony Amato Mittelpunkt dieser Miniaturoper. Der 88-jährige Maestro dirigiert, singt lacht und schimpft. Er steckt mitten in den Proben zu „Così fan tutte“, der letzten Produktion der Saison. „360 – Geo Reportage“ wirft einen Blick hinter die Bühne des kleinsten Opernhauses der Welt. (Text: arte)
Das Haupthaar gilt vielen Menschen als Spiegel und Aushängeschild der Persönlichkeit. Kräftig, voll und glänzend soll es sein. Doch oft fehlt es an Dichte oder Länge. Deshalb helfen immer mehr Menschen mit fremdem Haar nach. Die künstliche Haarpracht stammt größtenteils aus Indien, gefertigt aus Haaren, die in den Tempeln von Gläubigen geopfert werden. (Text: arte)
Der 60-jährige Kazuo Watanabe hat sein Leben dem grünen Tee gewidmet, wie sein Vater, sein Großvater und überhaupt seine ganze Familie. Der Biofarmer ist Teebauer und hat seit Jahren einen großen Traum: Er will den besten Tee Japans produzieren. Wie nah er seinem Ideal kommt, zeigt sich auch dieses Jahr erst wieder bei der Ernte. Zehn Tage dauert es vom Beginn des Pflückens bis zur trinkfertigen Teeportion. Der Teebauer Watanabe setzt auf behutsame Herstellungsmethoden ohne Pestizide. Seine Plantagen liegen inmitten der imposanten Vulkanlandschaft auf der Insel Kyushu. Ihr nährstoffreicher Boden, das saubere Quellwasser und das subtropische Klima schaffen ideale Voraussetzungen für das Wachstum der Teepflanzen. In Japans Teephilosophie geht es um den Fluss der Lebensenergie Qi, die alles durchströmt. Wie man eine Tasse Tee zubereitet, so will man leben. Die Teekunst sucht – wie alle japanischen Künste – die tiefe Verbindung zwischen Mensch und Universum. Jedes Jahr an der Teebörse von Kagoshima, Japans größtem Umschlagplatz für grünen Tee, zeigt sich, dass der Konkurrenzdruck unter den Teebauern immer größer wird. Auf den Auktionsterminen bestimmen Geschmack und Nachfrage den Wert jeder einzelnen Sorte. Während der ersten Frühjahrspflückung werden in Kagoshima 50 Prozent der Jahresproduktion umgeschlagen. Der größte Teil davon bleibt im Land, denn aus Japans Alltag ist Grüntee nicht wegzudenken. Wird Kazuo Watanabe mit seinem Tee den erhofften hohen Preis erzielen können? (Text: arte)
In einem Dorf im Südwesten Marokkos verlässt Arbia el Kasri um 6.00 Uhr morgens das Haus. Vor fünf Jahren war es für eine Frau unvorstellbar, außerhalb des Hauses Arbeit zu finden. Doch nun sind es einige Hundert, die sich täglich in kleinen selbst gegründeten Kooperativen einfinden. Hier stellen die Frauen Arganöl her – eine Kunst, die Marokkanerinnen bereits seit Jahrhunderten beherrschen. Das Öl ist reich an Nährstoffen und äußerst schmackhaft. Doch erst seitdem es Feinschmecker und Kosmetikfirmen in Europa entdeckt haben und sich der Preis pro Liter vervielfacht hat, lohnt sich für Einheimische wie Arbia el Kasri die mühselige Herstellung in der Kooperative. Bis zu drei Tage und rund 40 Kilogramm Früchte braucht es für einen Liter Arganöl. Zuerst sammeln die Frauen die etwa pflaumengroßen Früchte der Arganie, ein zur Abwehr von Feinden mit Dornen besetzter Baum, der weltweit nur hier im Südwesten Marokkos wächst. Nachdem die Früchte getrocknet sind, werden die Kerne vom Fruchtfleisch entfernt und mit Hilfe von Steinen aufgeklopft – ihre Schalen sind 18-mal härter als Haselnüsse. Die innen liegenden Samen werden dann noch geröstet und gemahlen, bis das kostbare Öl gewonnen werden kann. Das Geschäft läuft gut für die Frauen, dennoch fürchten sie schwierige Zeiten. Zum einen bedroht Abholzung den Bestand der Arganien, die bis zu 250 Jahre alt werden, und zum anderen werden die Bäume von den Ziegen der Nomaden kahlgefressen. Hinzu kommt, dass mit dem Interesse europäischer Verbraucher zunehmend westliche Firmen ins Land streben, die das Öl dank moderner Maschinen schneller, sauberer und zuverlässiger produzieren. Werden Arbia el Kasri und ihre Kolleginnen der Konkurrenz trotzen können? (Text: arte)
Die Wiege der Uhrmacherei steht in den Bergen der französischen Schweiz. Mit den Namen der beiden Städtchen La-Chaux-de-Fonds und Le Locle verbinden Kenner höchste Präzision. Denn hier begann der Weltruhm der Schweizer Uhren. In dem lichtdurchfluteten Atelier ist es still. Leise tickt und surrt es an den Arbeitspulten. Emilie Choulad, Restaurationsstudentin im zweiten Studienjahr, muss für ihre Diplomprüfung eine historische Uhr restaurieren und versuchen, die ursprünglichen Funktionen wiederherzustellen. Ersatzteile gibt es keine – jede Uhr ist ein handgefertigtes Unikat. Um diese Uhren zu restaurieren, braucht man eine Philosophie, das Bewusstsein über die Einzigartigkeit der Objekte, die einem anvertraut werden. „Komplikationen“ heißen zum Beispiel jene Uhren, die neben Minuten und Stundenanzeigen weitere Funktionen haben. Sie können Sekundenbruchteile stoppen, das Datum oder astronomische Angaben anzeigen oder die Zeit durch akustische Signale wiedergeben. Auch Diego Azconegui gehört zu den sechs bis acht Nachwuchsrestauratoren, die pro Jahr an der CIFOM, der Technischen Hochschule von Le Locle, aufgenommen werden. Wie Emilie Choulad kämpft er nicht nur mit der Uhr, sondern auch gegen die Zeit, um rechtzeitig vor Ablauf der Prüfung fertig zu sein. Er liebt diesen Beruf: „Hier habe ich leidenschaftliche Menschen gefunden, die keine Stunden zählen, die nur für die Uhren leben … Das Schlimmste ist, letztendlich, von der Zeit eingeschränkt zu sein. Das ist nicht einmal für einen Uhrmacher leicht zu ertragen. (Text: arte)
Wer im Kaffeeanbaugebiet Kolumbiens etwas auf sich hält, fährt einen „Willys“. Der legendäre Geländewagen aus den USA wurde bekannt als „das Auto, das den Zweiten Weltkrieg gewann.“ Seit den 50er Jahren ist der Vater aller Jeeps auch in Kolumbien im Einsatz, denn das robuste Fahrzeug ist wie geschaffen für das bergige Gelände. Bis zu 50 Prozent Gefälle müssen die Fahrzeuge bewältigen, denn etliche Fincas sind nur über unbefestigte Pisten erreichbar. (Text: arte)
Die Menschen im argentinischen Paraná-Delta sind besorgt. Immer mehr Menschen entdecken das Mündungsdelta des Río Paraná, rund 30 Kilometer nördlich von Buenos Aires gelegen, zum Entspannen oder als Ziel von Wochenendausflügen. Da die bisherigen Liegeplätze für die Touristenboote nicht mehr ausreichen, soll nun ein neuer Hafen angelegt und außerdem ein modernes Einkaufszentrum gebaut werden. Die Alteingesessenen wissen kaum noch, wo sie ihre Boote festmachen sollen. Dabei ist der schwimmende Untersatz überlebenswichtig im Delta. Was woanders das Auto ist, ist hier der Frachtkahn, das Kaufladenboot oder der Mülldampfer. Nur so kommen die Menschen auf den verzweigten, kilometerlangen Wasserstraßen voran, die dem Paraná-Delta auch den Ruf als Venedig Südamerikas eingebracht haben. Kapitän Oskar Bruzzone – genannt Chiqui – lebt seit über 30 Jahren mit seiner Familie im Delta. Hier kennt ihn jeder als zuverlässigen Frachtschiffer. Auch er sieht die Gefahren, die seiner Heimat durch die großen Bauvorhaben drohen. Andererseits profitiert er auch davon, denn die neuen Projekte verschaffen ihm Aufträge. Und so versucht er, die Schäden in Grenzen zu halten und das Delta für seine Bewohner zu retten. Er trifft sich mit dem Bürgermeister der Stadt Tigre, dem Wirtschaftszentrum der Region. Ob er den Politiker überzeugen kann, nicht nur an die zahlungskräftigen Touristen, sondern auch an die Lebensqualität der Deltabewohner zu denken? (Text: arte)
Bali ist ein Tropenparadies und die Insel der Götter. Dem 42-jährigen Hindu-Priester Rai Budarsa gelang es als Erstem, Wein auf Bali zu kultivieren. Dreimal im Jahr kann auf der tropischen Insel geerntet werden. Für den Unternehmer ein Segen – doch für den gläubigen Hindu-Priester in Anbetracht der vielen religiösen Feste und Zeremonien eine Herausforderung. Ob Rai Budarsa der Balanceakt zwischen dem harten Alltag eines Unternehmers und den religiösen Verpflichtungen eines Priesters gelingt, davon erzählt die „360° – Geo Reportage“. (Text: arte)
Der Wolkenkratzer „Taipeh 101“ ragt 509 Meter in die Höhe. Wie ein gigantischer Bambus aus Glas und Stahl dominiert er die Skyline von Taiwans Hauptstadt. Tag für Tag strömen über 10.000 Menschen in den Büroturm, den ein Feng-Shui-Meister mitkonstruiert hat, so dass die Lebenskraft – das Chi – ungestört fließen kann. Wie aber ist es um die Sicherheit des Bauwerks bestellt? Taiwan ist mit über 40.000 Beben pro Jahr eines der aktivsten Erdbebengebiete der Welt. Außerdem fegen jährlich drei bis vier tropische Wirbelstürme mit bis zu 250 Kilometern pro Stunde über die Pazifikinsel. (Text: arte)
Im Jahr 1825 sind die Trappistenmönche in das Kloster Oelenberg im südlichen Elsass eingezogen. Seitdem verläuft das Leben hier nach den gleichen strengen Regeln des Heiligen Benedikt. „Ora et labora – Bete und arbeite“ lautet der Grundsatz für die Benediktinermönche. Ende des 19. Jahrhunderts gehörten über 200 Geistliche der Abtei von Oelenberg an. Heute sind sie nur noch 14. (Text: arte)
Entlang der Nordküste Russlands verläuft eine der am schwersten zu befahrenden Meeresstraßen der Welt. Die Nordostpassage ist ein 6.000 Kilometer langer Seeweg durch das Polarmeer. Für die Containerschiffe, die küstennahe Industriezentren wie Norilsk versorgen, ist die eisige Route im Winter aus eigener Kraft nicht zu bewältigen. Insgesamt drei mit Atomkraft angetriebene Eisbrecher müssen sie in Schlepp nehmen und durch das meterhohe Eis ziehen. „360° – Geo Reportage“ hat einen Polarfrachter durchs Eismeer begleitet und dabei einen selten gewährten Blick ins Innere der russischen Atomeisbrecher-Flotte geworfen. (Text: arte)
Elf Millionen Schafe gibt es in Wales, weit im Westen Großbritanniens. Und die besten Hütehunde der Welt, die Border Collies. Der Schaffarmer Nigel Watkins trainiert seine Hunde für die Hütehunde-Weltmeisterschaft. Er ist amtierender Vizeweltmeister und gilt als Naturtalent im Führen von Hunden. Die diesjährige WM findet direkt vor seiner Haustür in Wales statt. Ein Grund mehr für Nigel Watkins, dieses Mal den Titel zu gewinnen. „360° – Geo Reportage“ begleitet den Waliser vom Frühjahr bis zum Herbst durch seinen Alltag zwischen Lämmergeburt, Hundeauktion und Welpenkauf bis hin zum Wettkampf vor dem Herrensitz Newton House. (Text: arte)
Die Insel Idjwi liegt mitten im Kiwusee, zwischen Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo. Obwohl seit Jahren von Krieg und Leid umgeben, blieben die Inselbewohner von Gewalt verschont. Und Idjwi wurde zu einem Zufluchtsort für Zehntausende. Deshalb begreifen die Menschen auf Idjwi den Frieden als höchstes Gut, auch wenn ihr Alltag von Armut und Mangel geprägt ist. (Text: arte)
Ohne sie gäbe es keinen Handel und keine Familienfeste, keine Einkäufe auf dem Markt und keine Arztbesuche: „Norry“, die Bambusbahn, ist für eine ganze Region im Norden Kambodschas die Lebensader. Denn im verminten Land gibt es nur wenige Straßen. Die improvisierte Bahn, die aus Draisinen mit Bambusfläche besteht, ist weder verboten noch genehmigt. Aber sie wird dringend benötigt. (Text: arte)
Seit Generationen stehen Gurkhas als gefürchtete Krieger im Dienst der britischen Armee. Für die heranwachsende Jugend aus den abgelegenen Bergdörfern des Himalaya-Massivs in Nepal ist ein Leben als Soldat auch heute noch ein heiß ersehntes Lebensziel. Mit dem Sold auf europäischem Niveau können sie ihre Familien großzügig unterstützen und damit auch deren Ansehen erhöhen. (Text: arte)
Die schottische Insel Islay ist Heimat von acht traditionellen Whisky-Brennereien, die unter Kennern einen ausgezeichneten Ruf genießen. Das Wasser, der Torf und das Jod aus dem Meer sind die besonderen Elemente des Whiskys, der diese Insel bekannt gemacht hat. Und die Herstellung des berühmten Getränks sorgt für Arbeitsplätze auf Islay, ist Stolz und zugleich Lebensgrundlage ihrer charismatischen Bewohner. „360° – Geo Reportage“ zeigt, wie das schottische Nationalgetränk Leben und Arbeit der Menschen auf Islay bestimmt. (Text: arte)
Inmitten des größten europäischen Waldgebietes liegt ein kleines Stück Wildnis verborgen, der Nationalpark Bayerischer Wald. Dass dieser Wald nicht bewirtschaftet wurde und so zahlreichen bedrohten Arten eine Heimat bietet, ist dem Engagement von Naturschützern zu verdanken. Dabei genießt ein Tier besonderen Schutz: der Biber. Doch die fleißigen Nager haben nicht nur Freunde. So manchem Bauern geht der Schutz der Pelztiere zu weit. „360° – GEO Reportage“ begleitet zwei „Bibermanager“ vom Naturschutzbund Bayern bei ihrer Mission, Frieden zwischen Bauern und Biberfreunden zu stiften, und zeigt dabei die Schönheit der Bayerischen Wälder. (Text: arte)
Jedes Jahr gehen in Spanien mehrere Zehntausende Hektar Wald durch Feuer verloren. Besonders in den heißen Sommermonaten, wenn das Land ausgetrocknet ist, wüten unzählige Brände und vernichten ganze Regionen. Gelingt es nicht, die Feuer stoppen, wird in 50 Jahren die Hälfte der spanischen Wälder für immer verloren sein. Um diese Entwicklung aufzuhalten, bekämpft eine Feuerpatrouille mit Hubschraubern und Löschflugzeugen Brände bereits aus der Luft. „360° – Geo Reportage“ hat die Männer dieser Staffel besucht und sie einen Sommer lang bei ihren Einsätzen begleitet. (Text: arte)
Die Fanggründe von Akbar Tshasak liegen in der iranischen Provinz Gilan bei Bandar Anzali, einer traditionellen Fischerstadt an der Südwestküste des Kaspischen Meeres. Dieser riesige Binnensee beherbergt 90 Prozent des weltweiten Störbestands. Akbar Tshasak fischt gemeinsam mit zwei Kollegen im Auftrag der staatlichen Fischereibehörde. Für jedes Kilogramm erbeuteten Kaviars erhalten sie umgerechnet ungefähr 300 Euro. Früher konnten die Störfischer sich und ihre Familien von ihrer Arbeit gut ernähren. Aber die Fische sterben zusehends aus. Vor zehn Jahren zogen die iranischen Fischer jährlich noch rund 120 Tonnen Kaviar an Land, heute sind es nicht einmal mehr zehn. Neben der Umweltverschmutzung bedroht vor allem die Störwilderei den Fischbestand. Obwohl die staatlichen Patrouillen zuweilen auf Schwarzfischer scharf schießen, ziehen viele Wilderer im Schutz der Dunkelheit hinaus aufs Meer, in der Hoffnung auf den großen Fang. Dabei fangen sie auch Jungtiere. Der Bestand kann sich so nicht erholen, denn ein Stör benötigt je nach Art zwischen sieben und 20 Jahre, um geschlechtsreif zu werden und Eier zu produzieren. Als Folge des reduzierten Fischbestandes müssen auch die legal arbeitenden Fischer länger auf volle Netze warten und weiter auf das Meer hinausfahren. Weil das Wetter am Kaspischen Meer sehr schnell umschlagen kann, geraten viele Störfischer immer wieder in schwere Stürme. Allein 2008 ertranken mehr als 20 Fischer vor Irans rauer Küste. Seit vielen Tagen schon wartet Akbar Tshasak vergeblich auf einen großen Stör in seinem Netz. Wird er bei seinen nächsten Fischzügen mehr Glück haben? (Text: arte)
Georgien galt zu Sowjetzeiten als der Weinkeller der UdSSR. Auch nach dem Zusammenbruch des Riesenreiches blieb Wein eines der wichtigsten Exportgüter des Landes. Erst seit Russland ein Embargo verhängt hat, ist der Export dramatisch eingebrochen, und Georgien sucht nach neuen Absatzmärkten. Denn der Weinanbau im Kaukasus läuft nach wie vor auf Hochtouren, wird Jahr für Jahr sogar effektiver. Kleinbauern, freie Kooperativen und Weingüter nach westlichem Vorbild wetteifern um Ertrag und Qualität. „360 – Geo Reportage“ zeigt eine Weinregion im Wandel, zerrissen zwischen einer Jahrtausende alten Tradition, dem sowjetischen Erbe und den Anforderungen des modernen Marktes. (Text: arte)
Der Chilene Erich Guital führt als Lotse durch die Magellanstraße, jene Meerenge, die Feuerland vom südamerikanischen Festland trennt. Die Gegend ist berüchtigt für ein unbarmherziges Wetter mit plötzlichen Umschwüngen und tosenden Stürmen. Seeleute fürchten die Passage. Starke Strömungen, unberechenbare Orkane, tückische Fallwinde, zahlreiche Untiefen und ein Labyrinth aus zahllosen kleinen Inseln machen jede Fahrt zu einer Herausforderung. (Text: arte)
Falken sind ein fester Bestandteil der arabischen Kultur. So gehört die Jagd mit den imposanten Greifvögeln auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten seit Jahrhunderten zur Tradition. Nahezu jede Familie besitzt einen oder mehrere Falken. Um die Gesundheit der kostbaren Greifvögel kümmert sich die deutsche Tierärztin Margit Müller. Sie ist seit acht Jahren Leiterin des „Abu Dhabi Falcon Hospital“, der größten Falkenklinik der Welt. (Text: arte)
Auf der jemenitischen Insel Sokotra lebten die Menschen über Jahrtausende im Einklang mit der Natur. In der Abgeschiedenheit des Indischen Ozeans konnten nicht nur urzeitliche Drachenblut- und Weihrauchbäume überdauern, sondern es entstanden auch eine eigene Sprache und Kultur. Seit 2008 ehrt die UNESCO Sokotra als Weltnaturerbe. Gleichzeitig verlieren jedoch die strengen Regeln, mit denen die Beduinenstämme die Natur traditionell schützen, an Kraft. „360° – Geo Reportage“ begleitet einen Berghirten über die urtümliche Insel vor dem Horn von Afrika und zeigt seinen Willen, die Traditionen der Inselbewohner zu bewahren. (Text: arte)
In den ländlichen Regionen des Jemen herrschen archaische Strukturen und Frauen haben hier traditionell wenig Rechte. Um ihnen mehr Selbstbestimmung zu verschaffen, legt die Internationale Hilfsorganisation Care die Leitung von Projekten immer häufiger in die Hände einheimischer Frauen. Das führt unweigerlich zu Konflikten mit den traditionsbewussten Stammesführern. Die Reportage begleitet den selbstbewussten Streitschlichter Mohammed Saad in das Bergdorf Al Sabre. (Text: arte)
Eine Maorilegende bestimmt die Strecke eines Ultramarathons, der auf Neuseeland stattfindet. Sie erzählt von einem Jungen, der mit seinem Volk an der Küste lebte und eines Tages von seiner Mutter gebeten wurde, Süßkartoffeln für das Essen zu suchen. Doch statt die Kartoffeln auszugraben, beschloss er, sie von einem Nachbarstamm zu stehlen. Sein langer Weg, 63 Kilometer den Strand entlang, wird noch heute nachgelaufen – beim berühmtesten Marathon Neuseelands. „360° – Geo Reportage“ hat die Vorbereitungen zu diesem Lauf beobachtet und erlebt, wie der einstige Diebstahl noch heute die Gemüter erhitzt und verschiedene Stämme entzweit. (Text: arte)
Am Ende der Welt, vor der Landzunge „Lands End“ an der Küste der südenglischen Grafschaft Cornwall, liegen die Isles of Scilly. Etwa 2.000 Menschen leben auf diesen Inseln am Eingang des Ärmelkanals. Einige arbeiten als Fischer, viele aber leben von der Blumenzucht. Denn der nahe Golfstrom sorgt ganzjährig für ein mildes Klima, das Millionen Blumen entlang der Atlantikküste sprießen lässt. Die Churchtown Farm hat sich auf Narzissen spezialisiert. Deshalb wird hier besonders vor den Osterfeiertagen mit Hochdruck gearbeitet. Heiko De Groot hat die Tage vor Ostern auf der Blumenfarm verbracht und verrät dem Zuschauer so manches Geheimnis, um prächtige Blüten zu erzielen. (Text: arte)
An der Todesküste – der Costa da Morte – im äußersten Nordwesten Spaniens wagen Fischer ihr Leben, um die von Gourmets begehrten Entenmuscheln zu ernten. „360° – Geo Reportage“ hat die Männer begleitet, die nicht nur mit Wind und Wetter zu kämpfen haben. Ihre Existenz ist auch durch Wilderer bedroht, die illegal Hunderte von Kilogramm der gefragten Schalentiere einsammeln. (Text: arte)
Die Salinen von Maras liegen im Hochland der peruanischen Anden. Sie bilden ein weit verzweigtes Salzlabyrinth. Tausende terrassenförmig angelegte Becken fangen das warme Salzwasser des Berges auf. Während das Wasser in der Sonne verdunstet, bleibt an den Rändern und am Wannenboden eine kostbare weiße Kruste zurück: das Maras-Salz. Noch heute gewinnen die Nachfahren der Inka auf diese traditionelle Weise das „Weiße Gold“ der Anden. „360° – Geo Reportage“ zeigt den harten Alltag der Salineros. [Lang] Anfang Mai endet in Perus Hochland die Regenzeit. Sieben Monate lang lagen die Salinen brach. Nun kann die Familie von Emilia Atapaucar endlich damit beginnen, ihre acht Salinenbecken zu reinigen. Sie benötigt die Einnahmen aus dem Salzverkauf dringend. Denn die 23-jährige Tochter Mariella steht kurz vor der Entbindung, und ein Aufenthalt im Krankenhaus ist teuer. Bereits zur Zeit der Inka dienten die Salinen von Maras als ergiebige Salzquelle. Im 16. Jahrhundert plünderten die spanischen Eroberer die Silber- und Salzvorkommen Perus. Heute ist Maras ein armes Bergdorf, dessen Bewohner die Salinen eigenständig bewirtschaften. Jede Bauernfamilie besitzt an den steilen Andenhängen zwischen fünf und zehn Terrassenbecken. Die meisten Bauern haben sich zu einem Kollektiv zusammengeschlossen, doch wirklich ausreichend Geld verdient hier niemand. Das große Geschäft mit dem Salz machen die Exporteure, die das „Weiße Gold der Anden“ zu hohen Preisen in die Industrieländer liefern. Seit einigen Jahren findet das Anden-Salz in Europa und Amerika immer mehr Liebhaber. „360° – Geo Reportage“ begleitet eine Salzbauernfamilie bei der mühevollen Ernte des kostbaren Salzes. Emilia Atapaucar hofft inständig, dass ihr Enkelkind nicht zu früh zur Welt kommt, damit sie in den ersten Wochen der Salzernte genug Geld für dessen sichere Geburt verdienen kann. (Text: arte)
Lange galt British Columbia als El Dorado der Holzindustrie. Die einseitige Ausrichtung der Wirtschaft auf die Ausbeutung der Wälder bereitet jedoch gewaltige Probleme, und das nicht erst seit der Wirtschaftskrise. Neue Lösungen müssen gefunden werden, um die Waldwirtschaft und die Wälder zu erhalten. „360° – Geo Reportage“ hat Cal March besucht, einen der letzten Holzunternehmer dieser Gegend, und erlebt, wie die moderne Holzwirtschaft die Zukunft meistern will. (Text: arte)
Auch dem kirgisischen Hirten Bachit sind die klimatischen Veränderungen in seiner Heimat, dem an der Grenze zu China gelegenen Tien Shan-Gebirge, aufgefallen. Die Gletscher der bis zu über 7.000 Meter hohen Gipfel tauen im Frühling im Vergleich zu früher viel schneller. Eine Folge der Klimaerwärmung mit noch ungeahnten globalen Auswirkungen. Bachit hat sich auf diese Situation eingestellt. Er treibt seine Viehherde im Mai aus dem Dorf hinauf auf eine 3.000 Meter hohe Sommeralm. „360° – Geo Reportage“ begleitet ihn und seine 600 Tiere auf dem abenteuerlichen Treck durch gefährliche Schluchten und reißende Gebirgsströme. (Text: arte)
Ama – Frauen des Meeres – nennen sie sich. Bis ins hohe Alter holen sie kostbare Meeresfrüchte vom Grund des Ozeans, trotzen der Tiefe nur mit der Kraft ihres Atems. Ihre Haut ist von Wind und Wasser gegerbt, ihre Stimmen tief und laut. Seit Jahrzehnten teilen sich neun Frauen von der japanischen Halbinsel Shima ein Boot und sind zu einer engen Meeres-Familie zusammengewachsen. „360° – Geo Reportage“ taucht in die geschlossene Welt einer Gruppe von Ama ein. (Text: arte)
In den letzten Jahren erlebte die Luffa-Pflanze in Paraguay ein erfolgreiches Comeback – als Badeschwamm. Die Luffa-Schwämme werden heute in alle Welt verkauft. Vielen armen Bauernfamilien sichert die Gurkenpflanze das Überleben. Wenn es nach der Umweltaktivistin Elsa Zaldivar geht, soll Luffa nun in Paraguay auch für den Bau von Häusern eingesetzt werden. Das einst von dichtem Wald überzogene Land ist heute in weiten Teilen komplett abgeholzt. Viele Menschen haben praktisch keinen Zugang mehr zu bezahlbarem Baumaterial. „360° – Geo Reportage“ fragt, ob Luffa wirklich die Lösung ist. (Text: arte)
Zwischen der Karibikküste und den Hängen des Talamanca-Gebirges wächst einer der letzten großen Urwälder der Erde. Seine Baumriesen ragen 40 bis 70 Meter hoch in den Himmel. Hier, im Südosten Costa Ricas, baut der Ingenieur Peter Gascar zusammen mit seinem Freund Orlando Hernandez, einem Indio vom Volk der Teribe, das höchste Baumhaus der Welt. „360° – GEO Reportage“ begleitet die Bauarbeiten am Kletterseil in Schwindel erregender Höhe. (Text: arte)
15 Jahre ist es her, als im zentralafrikanischen Ruanda Auseinandersetzungen zwischen der Hutu-Mehrheit und der Tutsi-Minderheit zu einem grausamen Völkermord führten, dem über eine Million Menschen zum Opfer fielen. Inzwischen hat sich vieles geändert. Ruanda hat sich wirtschaftlich und politisch stabilisiert, und Hutu und Tutsi gelingt es, friedlich miteinander zu leben. Das ist vor allem ein Werk der ruandischen Frauen. „360° – Geo Reportage“ hat die starken Frauen Ruandas besucht. (Text: arte)
Saint-Pierre und Miquelon – direkt vor der Küste Neufundlands liegt der französische Archipel, vom Mutterland beinahe vergessen. Der Kabeljau machte die Inselgruppe über Jahrhunderte lang reich, bis ein französisch-kanadisches Abkommen seinen Fang wegen Überfischung untersagte. Heute ist auch die raue Schönheit der Inselnatur bedroht. „360° – Geo Reportage“ zeigt die Menschen von Saint-Pierre und Miquelon in ihrem Konflikt zwischen Selbsterhalt und Verantwortung der Natur gegenüber. (Text: arte)
Kaum eine bewohnte Insel der Welt ist weiter entfernt von jeglicher Nachbarschaft als das britische Überseeterritorium Saint Helena im südlichen Atlantischen Ozean. 2.000 Kilometer sind es bis zur afrikanischen und 3.000 bis zur südamerikanischen Küste. Dass die Briten Napoleon hierher in die Verbannung schickten, hat seinen Grund. Denn von Saint Helena gab und gibt es praktisch kein Entkommen. Bis heute hat die Insel keinen Flughafen. Rund 4.000 „Saints“, wie sich die Inselbewohner nennen, leben auf dem isolierten Eiland. „360° – Geo Reportage“ zeigt ihren Alltag. (Text: arte)
Im Phong Nha-Ke Bang Nationalpark in Vietnam werden jedes Jahr neue Tiere und Pflanzen entdeckt, und das trotz Abholzung und Wilderei. Das Gebiet ist noch immer vom Krieg geprägt: Die Blindgänger aus dem Krieg werden bis heute von den Menschen gesammelt und zu Geld gemacht. Ein gefährliches Geschäft, das jedoch langsam zum Erliegen kommt. Die Einheimischen suchen deshalb nach Alternativen, zum Minensammeln und zur Wilderei. Der Nationalpark bietet sie. Es herrscht Aufbruchstimmung. „360° – Geo Reportage“ hat die Region besucht und den ehemaligen Wilderer Nguyen Van Hoan bei seinen Patrouillen als Helfer der örtlichen Ranger begleitet. (Text: arte)
Der arktische Herbst ist kurz. Wer kann, verlässt jetzt die nördlich des Polarkreises gelegene Insel Spitzbergen, um dem Winter zu entfliehen. Eine kleine Gruppe von Menschen jedoch bleibt. Es sind vor allem Studenten, Wissenschaftler und Logistiker: Zu ihnen gehört Rupert Krapp. Von der Hauptstadt Spitzbergens aus beliefert er all jene, die in einsamen Stationen und auf Forschungsschiffen versorgt werden müssen. „360° – Geo Reportage“ hat den Deutschen auf seinen Touren durch die raue Landschaft und malerischen Fjorde Spitzbergens begleitet. (Text: arte)
Das Department of Land and Natural Resources (DLNR) besteht aus insgesamt zwölf Abteilungen, die sich mit verschiedenen Bereichen des Ressourcenschutzes auf der Inselgruppe Hawaii beschäftigen. Randy Awo ist zum Beispiel Leiter der Naturpolizei auf Maui, der zweitgrößten Insel des Hawaii-Archipels. Jeden Tag kontrollieren er und seine Kollegen illegal ausgelegte Fischernetze sowie die Einhaltung der Fangzeiten und überprüfen Fanglizenzen und die Jagdausrüstungen der Wildschweinjäger. Ihre Aufgaben reichen vom Schutz der Grünen Hawaiianischen Meeresschildkröte und ihrer Eier bis zum Einsatz gegen illegalen Marihuana-Anbau. Randys Motivation für seine Arbeit ist die Liebe zu Hawaii, zu den Tieren und Menschen der Inselgruppe. Die Liebe zu dem Lebensgefühl, das die Hawaiianer verkörpern, ihre Gelassenheit, Lebensfreude und tiefe Spiritualität, bestärkt ihn in seiner täglichen Arbeit. Randy Awo macht seinen Männern des DLNR, die auch per Jetski oder Motorrad Wilderer und Drogenhändler verfolgen, klar, dass ihr Beruf mit einer großen Verantwortung verbunden ist. Dazu ruft er sie immer wieder am nächtlichen Strand zusammen und schärft ihnen ein: „Erinnert euch bei allem, was ihr tut, an Kuleana.“ Dieses hawaiianische Wort bedeutet viel mehr als nur „Verpflichtung“ oder „Verantwortung“ – es ist eine Lebenseinstellung. (Text: arte)
Die Männer der Bergrettung in den kanadischen Rocky Mountains sitzen nach nur wenigen Minuten im Hubschrauber, wenn in der Zentrale ein Notruf eingegangen ist. Sie versorgen Wunden, lindern Schmerzen und befreien Menschen aus großer Gefahr. Häufig blicken die Kollegen dabei auch dem Tod ins Auge. (Text: arte)
Bereits zu Zeiten der Pharaonen zogen Kamelkarawanen durch die Sandwüste zwischen dem heutigen Sudan und Ägypten, beladen mit Elfenbein, Salz, Straußenfedern und anderen Kostbarkeiten. Bis heute folgen Beduinenstämme in der Sahara uralten Handelsrouten, nur sind inzwischen die Kamele selbst die Ware, die nach Ägypten verkauft wird. Einer der gefährlichsten Pfade, der Darb al-Arba’in („Der Weg der 40 Tage“) führt von Kordufan und Darfur nach Süd-Ägypten. „360° – Geo Reportage“ hat einen erfahrenen Karawanenführer auf dieser strapaziösen Reise begleitet.
Angola ist ein Land im Umbruch. Gebeutelt durch einen jahrzehntelangen Bürgerkrieg, erlebt der afrikanische Staat am Atlantik heute einen Wirtschaftsboom. Während massive Ölförderung die Preise in der Hauptstadt Luanda explodieren lassen und die wirtschaftliche Entwicklung ankurbeln, bleiben die ländlichen Regionen isoliert. Mit dem Wiederaufbau der alten Benguela-Bahnlinie hoffen die Menschen jenseits der Hauptstadt, vom Handel zu profitieren und auf ein besseres Leben. (Text: arte)
Das Donaudelta in Rumänien gilt als eines der letzten Naturparadiese. Sein kilometerweites Geflecht aus Röhrichten, schwimmenden Inseln und Flussarmen dient vielen bedrohten Tierarten als Rückzugsgebiet, so auch der größten Pelikankolonie Europas. In den letzten zwei Jahrzehnten ist eine weitere Spezies hinzugekommen, wilde Pferde. Als die kommunistischen Kolchosen ihre Dienste einstellten, zogen sich zahlreiche Arbeitspferde ins Donaudelta zurück. Über 2.000 leben heute in der Region. Naturschützer laufen Sturm gegen diese ungebremste Ausbreitung, denn die Herden drohen das natürliche Gleichgewicht im Delta zu zerstören. (Text: arte)
Die Tierärztin Phulmoni Gogoi hat einen Anruf bekommen. Ein Sambar, auch Pferdehirsch genannt, ist auf den Reisfeldern aufgetaucht. Dorfbewohner haben ihn eingefangen. Gogoi muss nachsehen, wie es dem Tier geht, und es an einen Ort bringen, an dem es sicher ist – vor allem vor den Menschen. Die Tiere geraten immer wieder mit der Zivilisation in Konflikt, denn im dicht besiedelten Indien ist nur wenig Lebensraum für sie geblieben. Überall säumen Hütten die Straßen, wird Reis oder Tee angebaut. Der Kaziranga-Nationalpark ist mit etwa 430 Quadratkilometern eine Insel inmitten der Zivilisation, wenn auch nur halb so groß wie Hamburg. Jedes Wildtier, das sich aus dem Park herauswagt, fällt auf und stört. Elefanten und Nashörner können auf den Äckern große Schäden anrichten, Tiger und Leoparden machen den Menschen Angst. „360° – Geo Reportage“ begleitet Phulmoni Gogoi und ihren Mann Prasanta Boro, die für den „Wildlife Trust“ arbeiten und die Landbevölkerung sowohl aufklären als auch als Unterstützer gewinnen wollen. Mittlerweile ist der Verlust an wilden Tieren so groß, dass jedes einzelne für den Bestand von Bedeutung ist. Die Ärzte wollen jedes Exemplar retten. Es ist ein erster Erfolg, dass Dorfbewohner nun anrufen, um einen Sambar zu melden. Denn viele Landbewohner haben so sehr gegen die Armut zu kämpfen, dass sie sich um das Überleben von Wildtieren kaum kümmern können. Dieses Mal kann die Tierärztin den Hirsch vor der Zivilisation retten. (Text: arte)
County Kerry im Westen Irlands gehört zu den ursprünglichsten und für viele Menschen auch schönsten Regionen der Insel. Doch die raue Küste fordert jedes Jahr ihre Opfer. Freizeitsegler, Surfer und Schwimmer unterschätzen die Kraft des Ozeans, Fischer geraten in Seenot, und an Land verleiten die spektakulären Klippen manchen Wanderer, zu nah an die Felskante zu treten. Bei einem Notfall rücken die Freiwilligen der traditionsreichen irischen Küstenwache aus. Per Rettungsboot, Hubschrauber und mit Spürhunden suchen die Helfer nach Verletzten und Verschollenen. „360° – Geo Reportage“ hat die Lebensretter der Dingle Coast Guard begleitet. Ein Mann ist von den Klippen gestürzt und liegt leblos auf den umspülten Felsen. Ein anderer Mann seilt sich, von seinen Kollegen gehalten, die steile Wand hinunter, um den Verletzten zu bergen. 21 Lebensretter umfasst das Team der Coast Guard der irischen Halbinsel Dingle. Mindestens einmal in der Woche treffen sie sich zum Training. Dieses Mal hat Einsatzleiter Frank Heidtke eine Kletterübung angesetzt. Die Klippen an der Westküste Irlands stehen in einer rauen Gegend. Sturmböen vom Atlantik fegen mit ungebrochener Kraft Richtung Festland, Regen peitscht auf den nackten Fels. Bis zu 200 Meter ragen die Klippen an einigen Stellen fast senkrecht aus dem Atlantik. Diese wilde Küste ist das Einsatzgebiet der Irish Coast Guard. Und die Lebensretter haben in der Region Dingle viel zu tun. Neugierige Touristen, risikofreudige Abenteurer, aber auch sorglose Einheimische unterschätzen die Gefahren der gewaltigen Klippen und wagen sich oft zu dicht an den Abgrund. Schon ein unachtsamer Schritt oder eine heftige Windböe kann die leichtsinnigen Menschen auf dem rutschigen Felsen ins Straucheln bringen und in die Tiefe stürzen lassen. In solchen Fällen sind die Lifeguards die letzte Hoffnung. Deshalb sind die Männer auch rund um die Uhr einsatzbereit. Der deutschstämmige Einsatzleiter Frank Heidtke ist seit Jahren im
Australiens Rinderfarmer stehen vor einem Problem: Ihnen laufen reihenweise Cowboys weg. Die Männer satteln um und arbeiten lieber im Bergbau – für besseres Geld. Statt harter Kerle treiben nun immer mehr junge Frauen die riesigen Viehherden kilometerweit durch das Outback. Sie reparieren Zäune, reiten Pferde zu und verkaufen die Herden auf Viehauktionen. Eine neue Zeit bricht im Outback an – die Zeit der Jillaroos, der Cowgirls. „360° – Geo Reportage“ begleitet eine Farmerfamilie und deren Töchter durch Wochen voller Arbeit und großer Entscheidungen. Die 19-jährige Flicky arbeitet auf der Farm ihrer Eltern als Jillaroo, als Cowgirl. Zusammen mit ihrer Schwester Emma Jane muss sie in harten Zeiten mit anpacken. Denn es gibt keine Cowboys mehr, seit die Bergbauminen im ganzen Land mit lukrativen Jobs locken. Rinderfarmer im Outback müssen sowieso fast alle um ihre Existenz kämpfen. Eine fünfjährige Dürre zwang sie, hohe Kredite für Futter aufzunehmen, die sie durch die fallenden Fleischpreise nicht zurückzahlen können. Dazu kommt, dass wochenlange Regenfälle auf dem ausgetrockneten Land zu Überschwemmungen geführt haben – ein Problem löst das andere ab. Doch die Farmer lieben ihre Tiere und ihren Beruf. Aufgeben, um einen Job in der Stadt anzunehmen, ist nur die allerletzte Option. Zum Glück vieler Farmer gibt es neuerdings junge Frauen wie Flicky, die die harte Farmarbeit nicht scheuen. Die Mädchen kommen oft mit verklärten Ansichten in die Wildnis. Sie träumen von romantischen Abenden am Lagerfeuer und Ausritten im Sonnenuntergang. Doch die Realität aus Arbeit, Einsamkeit und Abgeschiedenheit sieht anders aus. Im Outback funktionieren kein Fernsehen und kein Mobiltelefon. Die nächste Stadt ist oft eine Tagesreise entfernt. Freunde treffen oder sich verlieben klappt hier nicht ohne weiteres. Und dennoch wächst die Zahl der Jillaroos. Flicky und ihre Schwester erleben bewegte Wochen auf der elterlichen Farm, bevor sie sich endg
Vor über 500 Jahren gründete ein indischer Guru die Gemeinschaft der Bishnoi, eines Volks, das sich dem Schutz allen Lebens verschrieben hat und in enger Verbindung mit Pflanzen und Tieren lebt. Die Heimat ihrer Nachkommen ist noch immer die Wüste Rajasthans. Dort verteidigen die Bishnoi bis heute ihre traditionellen Regeln gegen die Einflüsse der modernen Welt, notfalls unter Einsatz ihres Lebens. „360° – Geo Reportage“ hat dieses Volk besucht und erlebt, wie einfach und zugleich schwierig es sein kann, in der heutigen Zeit seinen Idealen treu zu bleiben. Die Wüste Thar im Nordwesten Indiens. Schon früh am Morgen geht Ramniwas Budhnagar hinaus, um Wasser und Futter für die wilden Tiere bereitzustellen. Ramniswas’ Familie gehört zum Volk der Bishnoi. Bishnoi bedeutet „29“, abgeleitet von den 29 Geboten, die Lord Jambeshwar vor etwa 500 Jahren für seine Gemeinde aufstellte. Zu jener Zeit drohte das Land durch Konflikte zwischen Muslimen und Hindus und Rivalitäten innerhalb der verschiedenen Kasten auseinanderzubrechen. Jambeshwar glaubte, dass der einzige Weg aus dieser Situation ein absoluter Respekt gegenüber jedem Leben ist. Dafür stellte er die 29 Regeln auf. Sie betreffen die tägliche Hygiene ebenso wie die Art zu sprechen, die Ernährung, das Mitgefühl und das Vergeben gegenüber anderen. Die verbieten, Tiere zu töten und Bäume zu fällen. Damit gehören die Bishnoi seit 500 Jahren zu den ersten Umweltschützern der Welt. Bis heute versuchen sie ihren Idealen treu zu bleiben, in einer globalisierten Welt, in der wenig Platz für Individuen und Lebensformen jenseits der Moderne ist. Die jungen Bishnoi wandern ab in die Städte. Diejenigen, die bleiben, kämpfen weiter für die Rechte der Tiere, verarzten verwundete Gazellen, pflegen sie in den eigenen Tempeln gesund. Aber sie haben die Zeichen der Zeit erkannt. Längst greift Ramniswas auf moderne Kommunikationsmittel wie Mobiltelefone zurück, organisiert Demonstrationen, über die
Die Falklandinseln – ein Archipel im Atlantik, unweit des südamerikanischen Festlands. 1982 kämpften hier Argentinien und Großbritannien erbittert um die Vorherrschaft, bevor die argentinischen Truppen kapitulierten. Heute sind die rund 200 Inseln des britischen Überseeterritoriums wieder ein Naturparadies: Hunderttausende Pinguine bevölkern die Küste, die knapp 3.000 hier lebenden Menschen versuchen, mit der Isolation zurechtzukommen. „360° – Geo Reportage“ hat die raue Schönheit der Falklandinseln mit der Kamera eingefangen. Sally Poncet, gebürtige Australierin, lebt seit über 30 Jahren auf den Falklandinseln. Die Biologin kümmert sich um den Schutz der Pinguine, besonders der Königspinguine, die hier in großen Kolonien leben und brüten. Der Erhalt und die Wiederherstellung der ursprünglichen Natur stehen im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Fünf von weltweit 18 Pinguinarten leben auf den Falklandinseln, Hunderttausende Brutpaare. Menschen hingegen sind selten: nur knapp 3.000 Insulaner wohnen hier, rund 600 Kilometer vor der argentinischen Küste – die meisten sind Briten. Seit dem Falklandkrieg gibt es keinerlei wirtschaftliche Verbindungen zum südamerikanischen Nachbarn, nicht einmal eine Schiffs- oder Flugverbindung existiert. Aber die Falkländer haben sich eingerichtet in der Isolation. Wer sich zwischen den Falklandinseln fortbewegen will, bemüht die inseleigene Fluglinie. Lebensmittel kommen aus Chile oder dem fernen England. Doch die Narben des Krieges sind weiterhin sichtbar – etwa auf den noch immer nicht geräumten Minenfeldern oder den weißen Holzkreuzen für die gefallenen Argentinier. Die Natur hingegen hat den Krieg vergessen – die einzigartige Schönheit der schroffen Küstenlandschaft, die mit hohem Tussakgras bewachsenen Felsen, die Pinguine – das alles lockt von Jahr zu Jahr mehr Besucher auf die Inseln und fordert Umweltpioniere wie Sally Poncet, Strategien zum Schutz zu entwickeln. Denn bis heute wissen selbst viel
In Australien leben unzählige giftige Tiere, so auch die giftigste Schlange der Welt, der Taipan. Dass es heute ein Gegenmittel zum Gift dieser gefährlichen Schlange gibt, ist Männern wie Bryan Grieg Fry zu verdanken, die das Sekret sammeln und untersuchen. Regelmäßig durchstreift der Forscher aus Melbourne das australische Outback, um die scheuen Reptilien zu fangen. Das Gift des Taipans ist um ein Vielfaches stärker als das einer Kobra und führt zu tödlichen Muskellähmungen und Atemstillstand. Vor allem wenn der Taipan, wie viele andere Schlangen auch, während der Regenzeit menschliche Siedlungen aufsucht, geht unter Australiern die Angst um. Das ist die beste Zeit für Schlangenfänger wie Kristopher Foster. Bis zu fünfmal am Tag rückt er aus, um verirrte Taipane, Braunschlangen oder auch harmlose Teppichpythons aus Wohnungen zu holen. Was treibt Menschen wie ihn oder Bryan Grieg Fry dazu, sich freiwillig einer solchen Gefahr auszusetzen? Bryan Fry ist als Biologe und Chemiker den positiven Eigenschaften des Schlangengiftes auf der Spur. Isoliert können dessen Bestandteile dazu verwendet werden, geschädigte Nerven wieder aufzubauen und Herzprobleme zu bekämpfen. Wiegt dieser Nutzen die Gefahr auf, der sich Fry täglich aussetzt, und wird der gefürchtete Taipan mit seiner Hilfe in Zukunft zu einem lebensrettenden Nutztier der medizinischen Forschung?
Es ist März am Baikalsee. Durch eine bizarre Landschaft aus Eis und Schnee bewegt sich ein kleiner Konvoi vorsichtig über den zugefrorenen See. Erst vor zwei Tagen ist hier ein Lkw mit kompletter Ladung eingebrochen, obwohl das Eis um diese Jahreszeit einen Meter dick ist. Expeditionsleiter Igor Chanajew ist Biologe am Limnologischen Institut der Russischen Akademie und will den Baikal-Omul, eine heimische Felchenart, auf seinen Gesundheitszustand untersuchen. Die geschätzten 1,5 Millionen Omule im Baikalsee sind nach den aktuellen Studien nicht bedroht. Sie leben in großen Tiefen, und die Selbstreinigungskraft des Sees, für die korallenförmige nur hier vorkommende Schwämme verantwortlich sind, ist der Garant für ihr Überleben. Die Fischer rund um den See angeln den Omul zum Eigenbedarf, lediglich auf den Märkten der Region ist dieser Fisch zu erstehen, ein Geheimtipp für Besucher aus ganz Russland. Reich werden die Menschen am Baikalsee durch den Fisch allerdings nicht. Doch können sie sich ein Leben ohne „ihren“ Baikalsee und „ihren“ Omul nicht vorstellen. Aber wie ist es aus Sicht der Forscher um die Zukunft des Omuls bestellt?
Das Leben des Norwegers Steingrimm Snäve und der Schwedin Hjördis Matti ist eng mit der Erzbahn Skandinaviens verbunden, die die schwedische Stadt Kiruna mit dem norwegischen Hafen Narvik verbindet. Beide haben ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht – Hjördis als Bahnhofsvorsteherin, Steingrimm als Ingenieur. Nun möchte sich Steingrimm einen langgehegten Traum erfüllen. Er macht sich auf die Reise nach Schweden, um dort auf einer der legendären Dampfloks der Kirunabahn mitzufahren. Hjördis fährt ihm entgegen. Sie arbeitete als eine der ersten Frauen an einem der kleinen Bahnhöfe der Strecke und kennt Steingrimm seit vielen Jahren. An der Grenze zwischen Norwegen und Schweden, etwa auf der Hälfte der Strecke, wollen sich die beiden Eisenbahnfans treffen. Die Erzbahn hat eine bewegte Geschichte. Um 1900 begannen Hunderte Wanderarbeiter mit dem Streckenbau. Felsen wurden gesprengt und Fässer mit Zement über die Fjorde hoch in die Berge geschleppt. Heute werden bis zu 68 Waggons, voll beladen mit Eisenerz, von einer Doppellokomotive gezogen – mit einer Gesamtlast von 8.500 Tonnen. Eine Pionierleistung damals und wegweisend noch heute für den internationalen Güterverkehr. Spezialisten aus der ganzen Welt interessierten sich für die Konstruktion und Wartung der Schienen. Und die Mitarbeiter sind stolz auf die Kiruna-Erzbahn, so sagt zum Beispiel Lokführerin Catrin Lönnström, die seit 18 Jahren den kolossalen Zug durch Schweden lenkt „schließlich steuere ich die stärkste Lokomotive der Welt“.
Bis 1975 war Sikkim ein unabhängiges Königreich. Nach militärischen Auseinandersetzungen verkündete Indira Gandhi das Ende der Monarchie und den Eintritt Sikkims als 22. Staat in die Indische Union. Noch heute sind weite Teile Sikkims militärisches Sperrgebiet. So auch das Dzongu, eine Hochgebirgsregion im Norden Sikkims, in der nur die Lepcha siedeln dürfen. Saffu, ein Dorf an einem steilen Berghang auf 2.500 Metern Höhe, ist die Heimat des Schamanen Dechen Lepcha und des Knochendoktors Mandela. Beide kümmern sich seit vielen Jahren um die Gesundheit der rund 200 Einwohner von Saffu. Im Dzongu forscht auch Bharat Pradhan vom Institut für Umwelt und Entwicklung des Himalayas. Gemeinsam mit Biologen und Medizinern der Universität Gangtok will er das umfangreiche Wissen der Lepcha dokumentieren. Bharat Pradhan ist nach Saffu gekommen, um von Dechen und Mandela mehr über die einmalige Heilkunst der Lepcha zu erfahren. Und er will im Dschungel, der gleich hinter den Häusern von Saffu beginnt, die artenreiche Pflanzenwelt des Dzongu studieren. Auf kleinstem Raum gedeihen hier weit über 4.000 verschiedene Pflanzenarten. Ein Paradies für Botaniker, die erstaunliche Heilprozesse bei den Lepcha beobachten können. Möglicherweise kann die westliche Schulmedizin hier noch etwas lernen?
Gene Winfields Grundstück wirkt wie ein bizarres Oldtimermuseum. Hier ein rostiger Cadillac, die Windschutzscheibe zum Spinnennetz zerplatzt, dort ein Ford Pick-up ohne Motorhaube. „Schatztruhe“ nennt er seinen Schrottplatz. In seiner Werkstatt bekommen die Einzelteile Glanz. Winfield ist Spezialist für Custom Cars und Hot Rods, aufgemotzte und frisierte oder gar neu gebaute Oldtimer. Im Kalifornien ist ohne TÜV alles möglich. Der berühmt-berüchtigte Winfield schraubte schon als Jugendlicher die schnellsten Vehikel zusammen und holte sich einen Pokal nach dem anderen, ob bei legalen oder illegalen Autorennen. Er ist einer der ganz Großen in der kalifornischen Custom Car-Kultur, die nach wie vor lebendig ist. Showstar Jay Leno zeigt Gene seine berühmte Autosammlung, die über 200 Oldtimer umfasst. „Gene ist der Held meiner Jugend“, sagt er. „In der Schule sahen wir uns heimlich Magazine mit Bildern seiner Hot Rods an.“ Dem agilen Winfield sieht man sein Alter nicht an. Er lässt keine Autoshow und kein Rennen aus. In El Mirage, dem legendären ausgetrockneten Seebett, will er in diesem Jahr sogar mit zwei Rennautos starten und seinen Geschwindigkeitsrekord von 325 Stundenkilometern brechen.
Das Dörfchen Puplovo, in der russischen Taiga. Zu einer Handvoll Einheimischen mitten in der Wildnis gesellte sich vor fünf Jahren eine weitere Bewohnerin: die junge Französin Laetitia Becker aus Straßburg. Es scheint, als habe sie hier das vollkommene Glück gefunden, in dem schlichten Holzhaus, in dem sie mit ihrem Pyrenäen-Schäferhund Thalis ganz allein dem harten russischen Winter trotzt. Hier kann sie sich ihrer Lebensaufgabe widmen: der Verhaltensforschung von Wölfen. Mittlerweile beherrscht sie nicht nur die Landessprache sondern auch die der Wölfe. „360°- Geo Reportage“ hat die ungewöhnliche junge Frau und ihre Wölfe in der russischen Einsamkeit besucht.
Die französische Fremdenlegion, 1831 gegründet, war schon immer ein Auffangbecken für Menschen, die ihre Heimat verlassen wollten oder mussten. Zahlreiche Berühmtheiten kämpften in der berüchtigten Legion: darunter der amerikanische Jazzsänger Cole Porter, der umstrittene deutsche Schriftsteller Ernst Jünger oder ein Nachfahre Napoleons, Prince Louis Bonaparte. Im Ersten Weltkrieg kämpften 44.000 Legionäre aus 100 Nationen gemeinsam, allein im Zweiten Weltkrieg starben mehr als 9.000 Männer dieser Einheit. Ende der 60er Jahre stationierte die französische Regierung zur Sicherung des Weltraumbahnhofs in Kourou die ersten Fremdenlegionäre in Französisch-Guayana. Seit den 80er Jahren unterhält die Legion nahe dem Dorf Régina ein Trainingszentrum, in dem Legionäre zum Regenwaldkämpfer ausgebildet werden. Der Kanadier Sébastien Terrot und der Russe Nikolaj Potapov sind erst wenige Monate in der Truppe – für die beiden Junglegionäre ist der Einsatz im südamerikanischen Regenwald eine gewaltige Herausforderung. Zusammen mit 15 weiteren Legionären absolvieren sie einen Ausbildungskurs, der die Männer abhärten soll – physisch und psychisch. Ihr Ziel ist es, zwei Jahre lang für guten Sold an der grünen Grenze zwischen Brasilien und Französisch-Guayana eingesetzt zu werden. Dort sollen sie illegale Einwanderer und Goldsucher abwehren, die versuchen, der Armut in ihrer Heimat zu entfliehen. Sébastien Terrot und Nikolaj Potapov gehören zu den Grünschnäbeln in der Gruppe. Werden sie die Strapazen im Regenwald überstehen? (Text: arte)
David van Gennep stieß schon als Teenager zur Stiftung „AAP“ (Niederländisch für „Affe“), die vernachlässigte oder unter unwürdigen Bedingungen gehaltene Menschenaffen aus Zoologischen Gärten, Zirkusunternehmen, Forschungslaboren und Privathaushalten befreit. Er arbeitete neben der Schule hier als Tierpfleger. Heute ist der Biologe und Immunologe Chef der Stiftung und ein echter „Affenflüsterer“. Wie kaum ein anderer versteht er es, mit den Tieren zu kommunizieren. Ständig reist er quer durch Europa, manchmal bis in die USA, um misshandelte Menschenaffen aufzuspüren. Die entscheidenden Tipps bekommt er meist von Tierschützern. Manchmal dauert es Monate, bis die alarmierten Behörden reagieren und ein Tier beschlagnahmt werden kann. So lebte auch die Schimpansendame Fiffi jahrelang eingepfercht in einem engen, rostigen Käfig im Obergeschoss eines abgehalfterten Safariparks nahe Paris. Tiefe Kratzspuren an den Wänden zeugten von verzweifelten Befreiungsversuchen. Das verwahrloste Tier wog bei seiner Befreiung über 90 Kilo. Das war vor zwei Jahren. Heute ist sie 35 Kilo leichter und Mittelpunkt einer neu zusammengestellten Affengruppe. Die erfolgreiche Integration befreiter Menschenaffen in neue Familienverbände haben sich David van Gennep und seine rechte Hand, der Ungar Mike Seres, zur Aufgabe gemacht. So begleitet Seres eine Affengruppe in den „Kittenberger Zoo“ im ungarischen Veszprém, in dem sie ein neues artgerechtes Zuhause finden. Und David van Gennep bricht ins spanische Alicante auf, um sich seinem aktuellen Lieblingsprojekt zu widmen, einer neuen, großen Auffangstation unter freiem Himmel. Hier werden die Affen fast wie in freier Natur leben können – für die Tiere das Paradies auf Erden. (Text: arte)
Es sind die letzten ruhigen Tage in Sedilo, einem Bergdorf in Zentralsardinien, nahe dem Lago Omodeo. Viele der rund 2.400 Einwohner sind Hirten. Begriffe wie Ehre und Familie haben große Bedeutung, und lange Zeit war das Leben im Dorf noch von Blutrache und Entführungen überschattet. Sedilo ist ein Dorf der Reiter und Austragungsort des größten Spektakels auf Sardinien – der Ardia. Bei diesem Pferderennen zu Ehren des Heiligen und ehemaligen römischen Kaisers Konstantin geht es nicht um Geld, sondern um Ruhm und religiöse Gelübde. Schon als Jugendliche haben sich die Männer des Dorfes dafür in das Buch des Priesters eingetragen, der jedes Jahr den ersten Fahnenträger, den Anführer des Rennens, bestimmt. In diesem Jahr ist Don Agostinos Wahl auf Giovanni Mula, genannt Su Bellu – der Schöne, gefallen. Su Bellu hatte im letzten Jahr einen schweren Unfall. Eigentlich ist er noch nicht fit genug, mit Dutzenden wilden Reitern um die Kirche zu jagen. Doch er hat dem Heiligen Konstantin sein Versprechen gegeben. Allerdings ist es nicht einmal klar, ob die Ardia in diesem Jahr überhaupt stattfinden wird. Im letzten Jahr gab es einen tödlichen Sturz, und nun haben sich Inspektoren aus Rom angesagt, die neue Sicherheitsauflagen fordern, wie Unfallversicherungen, tierärztliche Kontrollen und Alkoholtests. Einige der stolzen Reiter wollen das Rennen unter diesen Umständen boykottieren. Su Bellu aber hofft, dass die Reiterkollegen einlenken und ihm als Hauptdarsteller eine schöne Ardia ermöglichen. Denn er weiß: In diesem Jahr werden es sein Name, seine Familienehre und sein Gelübde sein, die sich dann auf ewig mit der Geschichte der Ardia von Sedilo verbinden. (Text: arte)
Russland hat die größten zusammenhängenden Nadelwälder der Erde. Besonders in Sibirien scheint die Taiga kein Ende zu nehmen. Jeden Sommer kommt es hier zu extremer Trockenheit. Und so stehen jedes Jahr Waldschutz-Spezialeinheiten der russischen Feuerwehr vor der gewaltigen Aufgabe, Brände im Gebiet zwischen der arktischen Tundra und der mongolischen Grenze zu bekämpfen. Seit der Sowjetära ist das Personal dieser Spezialfeuerwehr deutlich reduziert worden ebenso wie der Etat für die Waldbrandbekämpfung insgesamt. Nur die Brände werden nicht weniger. Der 53-jährige Sergej Rogov ist Chef der Feuerspringertruppe von Irkutsk. Schon unzählige Male ist er in Richtung Feuer geflogen. Aber er und seine mutigen Männer wissen nie genau, was auf sie zukommt. Stets haben sie ihre gesamte Ausrüstung bei sich, denn Siedlungen gibt es hier nicht. Die Teams springen aus Antonow-2-Doppeldeckern oder seilen sich aus einem Mi-8-Hubschrauber ab – so nahe wie möglich am Feuer. Im Wald sind die Männer dann völlig auf sich allein gestellt. Ihr Überlebensgepäck sind Zelte, die noch aus dem Zweiten Weltkrieg stammen, ein paar Schaufelblätter, Motorsägen und eine primitive Funkausrüstung. Der Proviant reicht für mehrere Tage, denn sie wissen nie genau, wann sie der Transporthubschrauber aus der Wildnis wieder herausholt. Für den schlecht bezahlten Job haben schon einige Kollegen ihr Leben gelassen. Trotz der Anstrengungen und Gefahren ist Sergej Rogov seit über 30 Jahren mit Leidenschaft dabei. Er sagt: „Solange ich gesund bin, werde ich Waldbrände löschen und die Natur Sibiriens schützen.“ (Text: arte)
Island wurde geboren durch die unbändige Kraft der Vulkane. Und das tägliche Leben der Inselbewohner wird auch heute durch Vulkane geprägt, denn Vulkanausbrüche sind hier nicht selten. Die Katla mit ihrem dicken Eispanzer ist rechnerisch als nächster Vulkan fällig. Wann es genau passieren wird, weiß niemand. Aber wenn es passiert, hat vor allem das Dorf Vík im Süden Islands ein Problem – und den Einwohnern bleibt nicht viel Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Der Arzt Sigurgeir Jensson und seine Frau Helga Thorbergsdottir sind in dem 300-Seelen-Ort eine Institution und die einzigen medizinischen Versorgungskräfte im Umkreis von über Hundert Kilometern. Den ganzen Tag machen sie zwischen den weitverstreuten Farmen rund um die Katla Hausbesuche bei Patienten. Besonders seit dem Ausbruch des Eyjafjallajökull im Frühjahr 2010 überall Asche auf Feldern, Straßen und in Gärten verstreut ist, gibt es viel zu tun. Die Asche gefährdet die Gesundheit der Bevölkerung und die ihrer Tiere. Das Ärztepaar macht Lungentests und klärt über den richtigen Umgang mit der Asche auf. In den Gesprächen geht es aber nicht nur um körperliche Leiden. Die Menschen sprechen auch ihre Sorgen und Nöte an. In der von Vulkanausbrüchen bedrohten Region sind die Bewohner darauf angewiesen, einander zu helfen oder zu warnen, wenn es Anzeichen für eine Eruption gibt. Bis zu diesem gefürchteten Ereignis versuchen Sigurgeir Jensson und Helga Thorbergsdottir, den Alltag mit ihren Patienten normal zu gestalten. Zumindest bis zur nächsten Katastrophenübung. (Text: arte)
Die Nenzen-Nomaden ziehen während des ganzen Jahres über die russische Halbinsel Jamal. Im Herbst wandern sie rund 1.000 Kilometer Richtung Süden bis an den Ural, im Frühjahr wieder zurück in den Norden bis ans Polarmeer. Im Sommer bei Temperaturen von über 15 Grad Celsius und im Winter bei bis zu minus 55 Grad. Über 6.000 Nenzen leben auf Jamal nach alten Traditionen. Sie sind die letzten echten Nomaden auf der Erde, die diese Wirtschafts- und Lebensweise noch ganzjährig pflegen. Die Nenzin Ludmilla Chudy lebt dagegen nur noch im Sommer mit den Nomaden. Den Rest des Jahres arbeitet sie als Erzieherin in der einzigen größeren Siedlung auf Jamal, in Yar-Sale. Dort befinden sich das Internat und die Schule, wo die Kinder der Nenzen leben und unterrichtet werden. In den großen Ferien, bevor das Schuljahr beginnt, begleitet Ludmilla Chudy ihre Familie auf den beschwerlichen Wanderungen durch die Tundra. Sie treibt Rentiere zusammen, versorgt Kinder, kocht Essen und baut Zelte auf und wieder ab. Sie beobachtet auch, wie die Erschließung von Erdgasquellen das naturnahe Leben der Nomaden zusehends verändert. Auf Jamal entsteht Bowanenko, die bald größte Gasförderstätte der Welt. Mit dem Gas unter der Polarhalbinsel wird auch Westeuropa versorgt. Der wertvolle Rohstoff ist zugleich Hoffnung und Fluch für die Menschen, die hier leben: Das Gas bringt Fortschritt und Wohlstand, bedeutet aber auch das Ende der uralten Nomadenkultur der Nenzen. „360° – Geo Reportage“ bietet Einblick in die uralten traditionellen Lebensweisen in der Tundra und ist dabei, wenn der Hubschrauber die Nenzen-Kinder in die modernste und größte Internatsschule Russlands bringt – für die Jüngsten ein Kulturschock. (Text: arte)
Fünf Jahre dauert es, bis eine Auster eine einzige goldene Perle produziert, die dann allerdings mehrere Tausend Euro wert sein kann. Fünf Jahre, in denen die Tiere gefüttert, gereinigt, geröntgt und gewendet werden müssen. Eine aufwendige Arbeit, die sich nur lohnt, wenn alle Mitarbeiter des philippinisch-französischen Unternehmens Jewelmer zusammenarbeiten. Angefangen von den Wissenschaftlern, die den Tieren mit höchster Präzision den Nukleus einsetzen, um den herum die Auster die Perle produzieren soll, über die Taucher, welche die Tiere während der Wachstumsphase im offenen Meer überwachen bis zu den Pflegern, die die jungen Babyaustern über die kritische Phase der ersten Wochen bringen. Der Lohn: Jewelmer ist eines der erfolgreichsten Unternehmen des Inselstaates. Das Unternehmen zahlt überdurchschnittliche Gehälter an seine Mitarbeiter. Der Preis: Die Mitarbeiter müssen sich einer konsequenten Personalpolitik beugen, die unter anderem nur zwei Wochen Jahresurlaub und ständige Handykontrolle beinhalten. Der Chef Jacques Branellec wählt jeden Mitarbeiter persönlich aus. Vor 20 Jahren hat er den Taucher Paterno Nedamo eingestellt. Zusammen mit seinem Cousin ist der 39-Jährige bis heute täglich auf dem offenen Meer unterwegs, um die Körbe mit den Pinctada Maximas zu kontrollieren, zu wenden, um eine gleichmäßige Ablagerung des Perlmutts auf den eingepflanzten Nuklei zu gewährleisten, und den Algenbesatz von den Schalen zu schrubben. Jetzt soll Paterno den neuen Mitarbeiter Aldrin einarbeiten und ihn bei dessen erstem Tauchgang unterstützen. Aldrin kann zwei Minuten unter Wasser mit einem Speer nach Fischen jagen, ohne Luft zu holen. Aber wird das auch reichen für die anstrengende Perlenpflege bei Jewelmer. (Text: arte)
Vor den Toren der marokkanischen Stadt Fés gibt es einen Markt für Tierfelle. Seit Tausenden von Jahren blüht hier das traditionelle Handwerk der Gerberei. Berge von Fellen liegen aufeinandergestapelt, ein bestialischer Gestank erfüllt die Luft. Simohamed El Ouzzani verarbeitet nur Ziegenfelle. Lange dreht und wendet er jedes einzelne Exemplar, um zu sehen, ob es seinen Ansprüchen genügt. Denn nur aus einem einwandfreien Fell kann ein ganz besonderes Leder werden. Wenige Stunden später steht der schmächtige Mann in ätzender Lauge in den Gerberhallen von Fés. Er ist stolz darauf, keine chemischen Mittel zu benutzen. In einer Lauge aus Gips werden die Felle etliche Mal gewaschen, bis sich alle Haare gelöst haben. Danach kommt es in eine spezielle Lauge aus Taubenmist und wird anschließend getrocknet. Bis zu drei Monate dauert die Herstellung seiner Felle. „Sie sind weich wie Pfannkuchen,“ strahlt Simohamed. Wenn es an den Verkauf der Ware geht, wird er in nur zehn Minuten alles los, denn kaum jemand stellt noch solche hochwertigen Rohstoffe her wie er, dessen Handwerk zunehmend vom Aussterben bedroht ist. Immer mehr Billigwaren aus China kommen über Schmugglerkanäle auch auf die traditionellen Märkte der Medina. Die einheimischen Handwerker ärgert der Verfall der Preise und der Werteverfall. Für Simohamed ist es die größte Ehre, wenn Schuster Abdelilah für die Fertigung seiner berühmten marokkanischen Pantoffeln sein Leder verwendet. „Niemals würde ich mit einer Maschine arbeiten. Alles ist die Arbeit meiner Hände, meiner Finger“. Hinter den Mauern der Altstadt von Fés existiert eine alte Welt weiter, trotz aller Globalisierung. (Text: arte)
Dreimal täglich von Europa nach Afrika und zurück. Für Jesus Borrego ist das Alltag. Der Fährkapitän kreuzt mit seinem „Ceuta Jet“ eine der abenteuerlichsten und am dichtest befahrenen Meerengen der Welt – die Straße von Gibraltar. Der Schiffsverkehr auf der Passage gilt seit Jahren als boomender Wirtschaftszweig. Bis zu 400 Frachter und Fähren passieren täglich die Wasserstraße, transportieren Waren und Reisende etwa in die marokkanische Hafenstadt Tanger oder die spanische Enklave Ceuta. Hinzu kommen Tausende von Touristen, die vom zollfreien Einkauf in der britischen Kronkolonie Gibraltar profitieren wollen. Doch die Nähe zu Afrika hat auch ihre Schattenseiten. Immer wieder versuchen Wirtschafts- und Kriegsflüchtlinge aus Afrika, die Meerenge in Schlauchbooten und kleinen Barken zu überqueren, um in die Europäische Union zu gelangen. Mindestens 4.500 Flüchtlinge haben in den vergangenen 20 Jahren die halsbrecherische Reise mit dem Leben bezahlt. Viele illegale Einwanderer werden auch von der Polizei aufgegriffen und in Auffanglager gesteckt – das vorläufige Ende einer meist langen Odyssee. Kapitän Jesus Borrego kennt die Situation, so wie die meisten seiner Landsleute. Dabei hat Spanien selbst mit Problemen zu kämpfen. So liegt die Arbeitslosenquote der Provinz Andalusien, die an die Küste grenzt, bei 30 Prozent. Jesus Borrego ist stolz darauf, es unter diesen Bedingungen zum Kapitän geschafft zu haben. Inzwischen kann sich die Familie sogar ein kleines Haus leisten. Nur einen Wunsch konnte sich der Fährmann bisher nicht erfüllen: Trotz mittlerweile über 300 Überfahrten hat er es noch nie geschafft, einmal auszusteigen und sich die Stadt Ceuta anzuschauen. Das möchte er nun nachholen. (Text: arte)
Es ist Anfang Juni. Toni Riepler startet seinen zweistündigen Fußmarsch zur 2.600 Meter hoch gelegenen Glorerhütte. Seit fünf Jahren bewirtschaftet er mit seiner Lebensgefährtin Gitti das alte Schutzhaus, das bereits 1887 von Alpinisten auf halber Strecke zum Gipfel des Großglockners errichtet wurde. Einzige Verbindung zwischen Hütte und Tal ist die Seilbahn, an deren Talstation die Straße endet. Also müssen Toni und Gitti sämtliche Vorräte für den Sommer per Seilbahnschlitten transportieren. Die Glorerhütte ist jede Saison Anlaufpunkt für Alpinisten auf dem Weg zu ihrem Sehnsuchtsberg: dem 3.798 Meter hohen Großglockner. Kaum ist die Hütte Anfang Juni wieder eröffnet, kündigt sich schon die erste Bergsteigergruppe an. Toni und sein Kollege Johann Rogl, der im Hauptberuf einen Alpenhof bewirtschaftet, werden die kleine Gruppe auf den Gipfel von Österreichs höchstem Berg führen. Mehr als 200 Jahre nach seiner Erstbesteigung übt der Glockner eine ungebrochene Faszination auf Alpinisten aus aller Welt aus. Doch etliche haben beim Aufstieg ihr Leben gelassen, und so sind die Bergtouren von Toni und Johann geprägt von Umsicht und Respekt. Der Berg prägt auch das Leben rund um das Dorf Kals. Die Menschen leben hier intensiv mit den Jahreszeiten, dem kurzen Sommer und dem früh einsetzenden Winter. Ihr Leben ist eng verbunden mit Riten, Traditionen und Festen. Wenn Anfang Dezember eine dicke Schneedecke über dem kleinen Bergdorf liegt, ist es Zeit für die wilden Krampusse – jene zotteligen, der Funktion des Knecht Ruprechts entsprechenden Gestalten, die den Nikolaus ankündigen und ein Zeichen dafür sind, dass Weihnachten vor der Tür steht. (Text: arte)
Anselme Selosse ist Champagnerwinzer. Auf seinen Hängen unweit des Dorfes Avize hat die Ernte der „Côte des Blancs“ begonnen. Die Weinleser kommen aus ganz Frankreich. Ihr begehrter Nebenjob wird hier „die fünfte Jahreszeit“ genannt. Auch auf den Hängen der Champagnerdynastie Taittinger ist Erntezeit. Pflücken, bücken, tragen, wieder bücken – die Traubenlese ist ein harter Job. In den Produktionshallen herrscht Hochbetrieb, denn die frischen Trauben müssen gepresst werden und anschließend die erste alkoholische Gärung durchlaufen. Das geschieht bei der Firma Taittinger in Stahltanks, bei Winzer Selosse traditionell in Eichenfässern. Der Sitz des Hauses Taittinger in Reims ist auf riesigen unterirdischen Kreidestollen gebaut. Sie wurden im vierten Jahrhundert zur Kreidegewinnung für den Hausbau gegraben. Erst seit dem 17. Jahrhundert, nachdem der Benediktinermönch Dom Pérignon den Champagner erfunden hatte, dienen sie als Lager für den begehrten Schaumwein. Heute lagert das Unternehmen Taittinger hier sein Kapital: bis zu 21 Millionen Flaschen des weltweit begehrten Getränks. Pierre-Emmanuel Taittinger hatte das berühmte Familienunternehmen vor einigen Jahren für die stolze Summe von 600 Millionen Euro zurückgekauft, nachdem die Familie es zuvor an einen amerikanischen Investmentfond veräußert hatte. Das Champagnerhaus ist sein Leben, sein ganzer Stolz. Die Champagner von Winzer Anselme Selosse sind weniger bekannt, aber nicht weniger begehrt. Er hat alle Flaschen bereits verkauft, wenn die Trauben noch am Rebstock hängen. Der Champagnerdynastie und dem Winzer ist eines gemeinsam: Sie leben für dieses perlende, frische Getränk, das für besondere Feste, Liebe und Lebensfreude steht. (Text: arte)
Granatapfelbäume so weit das Auge reicht. Nicht umsonst bedeutet der Name des Dorfes Nrnadzor übersetzt „Granatapfelschlucht“. Im Oktober ist Erntezeit. Mukutsch Bojadyan und seine Familie haben alle Hände voll zu tun, um die Früchte vor dem nächsten Regen ins Trockene zu bringen. Schon immer galt der Granatapfel als Symbol ewiger Jugend, Fruchtbarkeit, Schönheit und Liebe. In Armenien ist die Frucht eng mit der Kultur des Landes verbunden. Zur Hochzeit schleudern die Bräute einen Granatapfel gegen die Wand. Die Körner aus dem aufgeplatzten Apfel sollen den Kindersegen sichern. Neue Bewohner für Nrnadzor wären sehr willkommen. Denn immer mehr Einwohner verlassen den einst blühenden Ort, und die einzige Bahnverbindung liegt seit dem Ende der Sowjetunion brach. Mukutsch Bojadyan kam erst vor wenigen Jahren in das Dorf nahe der Grenze zum Iran. Er hatte bei einem Besuch die verwaisten Granatapfelplantagen entdeckt und einige davon gekauft. Jetzt floriert sein kleines Unternehmen, die Händler kommen sogar aus der Hauptstadt Jerewan zu ihm. Die Granatapfelernte sichert den Bojadyans ein stabiles Grundeinkommen. Andere Nachbarn haben nicht so viel Glück, ihre Ernte ist entweder zu gering oder von minderer Qualität. Zusammen mit dem Bürgermeister Mkrtich Mkrtchyan gehört Mukutsch Bojadyan zu den wenigen Bewohnern, die sich aktiv gegen Stillstand und Verfall im Dorf stemmen. Der Bürgermeister versucht seit einiger Zeit, die Regierung zu bewegen, die Straße zum Dorf instand zu setzen, um einen regeren Warenaustausch zu ermöglichen; bisher vergeblich. Zudem machen ständige Trockenheit und ungebetene Futtergäste wie Bären den Bauern das Leben schwer. Dennoch hofft Mukutsch Bojadyan in diesem Jahr auf eine reiche Ernte. Er plant sogar, seine Felder mit neuen Zuchtbäumen zu bestellen. Ob ihm das gelingt, werden die nächsten Wochen zeigen. (Text: arte)
Schon lange haben junge Ecuadorianer kein Interesse mehr am Flechten von Panamahüten. Die Arbeit ist körperlich hart, und die Bezahlung reicht kaum zum Leben. Zu lange sind die Hutflechter von skrupellosen Mittelsmännern ausgebeutet worden. In den letzten Jahren sind außerdem viele Tausend Hutflechter in die USA oder nach Spanien ausgewandert. Und zusätzlich macht die industrielle Billigware aus China den Hutexporteuren aus Ecuador heftig Konkurrenz. Der 40-jährige Hutflechter Simon Espinal aus dem Küstenort Pilé, seine 39-jährige Kollegin Carmen Florinda Portillo aus dem Andendorf Yuel und der Panamahut-Liebhaber Brent Black aus Hawaii sorgen sich um den Erhalt des Panamahutes. Sie kämpfen auf unterschiedliche Weise für den Fortbestand der alten Herstellungsweise. „360° – Geo Reportage“ gibt Einblicke in die Alltagswelten von Simon und Carmen und deren Familien. Der Film zeigt ein hartes, entbehrungsreiches, aber auch ein zufriedenes Leben zwischen traditioneller Arbeit und familiärer Gemeinschaft im Dorf. Simon ist stolz auf seine Arbeit und hat die Kunst des Flechtens von Strohhüten bereits an seine drei Kinder weitergegeben. Das ist wichtig, denn neben Simon gibt es mittlerweile nur noch etwa 20 Hutflechter, die den legendärsten aller Strohhüte herstellen können, den „Montecristi Superfino“. Simon setzt sich deshalb dafür ein, zusammen mit seinem Zwischenhändler Gabriel Delgado und seinem Vater Senovio Espinal eine Hutflechter-Schule in Pilé zu gründen. Doch wird aus dem Traum je Realität? (Text: arte)
Der Wind pfeift scharf über das zugefrorene Watt, auf dem sich die Eisschollen gegeneinander türmen. Milchig-weißes Licht verzaubert die Landschaft in ein eisiges Stillleben. Außer dem Wind hört man keinen Laut. Die Menschen trotzen den eisigen Temperaturen in den wenigen reetgedeckten Häusern – Winter auf der Hallig Langeneß. Sie ist die größte der zehn Halligen mitten in der Nordsee vor der nordfriesischen Küste. Meerumschlossen, einsam, aber auch sehr romantisch. „360° – Geo Reportage“ besucht die Bewohner der Hallig während der letzten rauen Wintertage und zeichnet ein Porträt von Menschen und Natur.
Es ist November in den Atherton Tablelands im Norden des australischen Bundesstaates Queensland. Jenny Maclean ist in der Gegend als Retterin der Flughunde bekannt, eine zweifelhafte Bezeichnung in einer Region, die hauptsächlich vom Obstanbau lebt und in der Flughunde von vielen als Schädlinge betrachtet werden. Jenny sucht nach Tieren, die gelähmt am Boden liegen, infiziert von einem Erreger, der die Tiere zu Hunderten von den Bäumen stürzen lässt. Wissenschaftler konnten bisher weder die Herkunft noch die Wirkungsweise dieses Parasiten klären. Klar ist nur, dass er die Tiere vorrangig zur Zeit der Jungenaufzucht befällt. Mütter stürzen gleichzeitig mit ihren Jungen zu Boden und beide verenden. Diese Entwicklung ist umso dramatischer, als sich die Population erst in den letzten Jahren erholt hat. Bis die Regierung die Jagd auf Flughunde unter Strafe stellte, schossen Obstfarmer die Tiere zu Tausenden ab. Neue Schutzmethoden, zum Beispiel Sicherheitsnetze, haben das Verhältnis zwischen Mensch und Tier heute verbessert. Durch den Parasitenbefall sinkt die Flughundepopulation jedoch weiter. Jenny Maclean stemmt sich dieser Entwicklung entgegen. Die gelernte Physiotherapeutin begleitete früher Rettungsaktionen als ehrenamtliche Helferin, bis sie es 2005 zu ihrer Lebensaufgabe machte, die ihrer Meinung nach am meisten unterschätzten Tiere Australiens zu retten. Bis zu 300 Flughunde pflegt Jenny Maclean in jeder Saison gesund. In diesem Jahr hat sie schon etwa 50 Patienten. Die Zahl wird sich noch erhöhen, denn ein Tornado steuert auf die Küste zu und bedroht nicht nur das Leben von Mensch und Tier, sondern Jennys gesamte Anlage.
In den Wüsten Arabiens werden seit der Antike Pferde gezüchtet, die in besonderer Weise an Klima und Böden angepasst sind. Mit rund 90.000 Quadratkilometern Sand- und Steinwüsten, Oasen, Gebirgen und historischen Stätten ist Jordanien eine Art Mikrokosmos Arabiens. Jedes Jahr im Oktober findet hier die jährliche Zuchtschau für Araberpferde statt. Dutzende der schönsten Stuten und Hengste werden von einer internationalen Jury bewertet. Manche wechseln in der Zeit auch den Besitzer. Die Konkurrenz ist groß, vor allem aus Saudi-Arabien. Das saudische Königsgestüt Al-Mohammadia ist mit seinen besten Pferden angereist, begleitet vom Kronprinzen persönlich. Gegen die Saudis zu bestehen, ist das oberste Ziel des jordanischen Gestüts unter der Leitung von Prinzessin Alia Bint Al-Hussein. Prinzessin Alia hat die Pferdezucht zu einem Wirtschaftsfaktor gemacht. Heute stehen allein 150 Stuten in den königlichen Stallungen. Ganz bewusst werden sie unter freiem Himmel gehalten und wie Sportprofis behandelt. Sie bekommen ein tägliches Fitnesstraining, Massagen und Akupunktur. Die erfahrensten Hände hat Subhi Khalil, königlicher Stallbursche und Reiter. Er wird auch am wohl bedeutendsten Pferderennen Arabiens teilnehmen, dem „Wadi Rum Cup“, ein 120 Kilometer langes Rennen quer durch die bekannteste Wüste Jordaniens. Haben der Außenseiter und sein Hengst Echo Chancen, zum „König der Winde“ gekrönt zu werden?
Im brasilianischen Salvador da Bahia steht der Karneval vor der Tür. Aber so richtig nach Feiern ist dem Juwelenhändler Daniel Kläy nicht zumute. Die Regierung hat die Mine des gebürtigen Schweizers geschlossen. Jahrzehntelang konnte man ohne besondere Genehmigungen Smaragde schürfen. Im Zuge der Globalisierung will sich Brasilien nun internationalen Standards anpassen und den mit fragwürdigen Methoden betriebenen unkontrollierten Abbau der Edelsteine im Hinterland nicht länger tolerieren. Daniel Kläy wurde von der Entschlossenheit der Behörden überrascht. Nun fährt er ins 400 Kilometer entfernte Socotó. Der verschlafene 400-Seelen-Ort, der nur Smaragdexperten ein Begriff ist, liegt fernab jeder Stadt. Hier dreht sich alles um Edelsteine. Seit dem Förderverbot herrscht Arbeitslosigkeit. Und eine behördliche Genehmigung zu bekommen, könnte Jahre dauern. Also muss Daniel Kläy sich auf die anderen Minen konzentrieren, an denen er sich beteiligt hat – zum Beispiel in der Bergarbeiterstadt Carnaiba, zwei Autostunden von Socotó entfernt. Die grünen Färbungen in der Wand des Stollens sind vielversprechend. Ob sich jedoch tatsächlich hochwertige Smaragde aus dem Gestein gewinnen lassen, entscheidet sich erst nach einer riskanten Sprengung. Die Arbeitsbedingungen der Smaragdschürfer sind heikel. Die Sprengmethoden gefährlich, und jederzeit kann eindringendes Grundwasser den Stollen einstürzen lassen. Doch die Männer in Carnaiba mögen ihren Job. Vor allem weil die Besitzer eine gewisse „Selbstbeteiligung“ der Männer tolerieren. Um im internationalen Geschäft zu bleiben, muss Kläy Steine anderer Händler ankaufen, doch das dafür nötigte Geld würde er gerne in eine neue Mine stecken. Keine leichte Entscheidung in einem gefährlichen und unberechenbaren Land wie Brasilien.
Die Rum-Destillerie der Familie Longueteau ist die älteste auf Guadeloupe, die noch in Betrieb ist. Und die Fabrik funktioniert noch heute wie vor 100 Jahren ohne Elektrizität, Benzin und Öl. Der Kolben, der die Presse antreibt, arbeitet mit Dampf. Leider versagt das alte Getriebe immer häufiger seinen Dienst. So auch ausgerechnet in dem Moment, in dem die Zuckerrohrernte in vollen Gange ist und das Räderwerk auf Hochtouren laufen müsste. Firmenchef François Longueteau arbeitet seit Tagen mit seinem Techniker daran, das Problem zu beheben. Für das Unternehmen steht viel auf dem Spiel. Jeder Tag, an dem die Maschine stillsteht, bedeutet Verlust, und die Rumvorräte in den Fässern gehen zur Neige. Es gibt kaum alternative Verdienstmöglichkeiten auf Guadeloupe, die Karibikinsel lebt heute fast vollständig von der Verarbeitung des Zuckerrohrs. Er ist ihr Reichtum, mehr noch als Bananen oder zu früheren Zeiten Kaffee oder Kakao. Das Rohr wurde von Kolumbus eingeführt, der die Insel 1493 entdeckte. Seitdem hat sich das Zuckerrohr – vor allem durch die französischen Kolonialherren und deren Wissen über die Brennereikunst – zum wichtigsten Wirtschaftsgut entwickelt. Heute würden Christoph Kolumbus und seine Männer am Fuße des Vulkans „La Souffrière“ leichter Rum als Wasser finden. Doch die Zeit der Ernte ist begrenzt, nur wenige Monate haben François Longueteau und seine Mitarbeiter Zeit, die Pflanzen einzubringen und zu verarbeiten. Schaffen sie es nicht, die alte Maschine wieder flott zu machen, wäre das ein herber Verlust für das Unternehmen und ein Rückschlag für Guadeloupes diesjährige Rum-Ausfuhr.
Die sechsjährige Togur hat den Großteil ihres Lebens im Haus eines indonesischen Offiziers verbracht, genauer gesagt: angekettet im Hinterhof, um dort Kinder und Gäste zu erfreuen. Wie sie werden vermutlich 50 Prozent aller auf Sumatra lebenden Orang-Utans in Gefangenschaft gehalten, meist unter jämmerlichen Bedingungen und zum Großteil von hohen Funktionsträgern wie Polizisten, Politikern und Militärangehörigen. Entsprechend schwer ist die Aufgabe von Dr. Ian Singleton, dem Leiter des Sumatra-Orang-Utan-Schutzprogramms (SOCP): Er befreit die Tiere aus den offiziell verbotenen Haltungen, um sie im Idealfall in einem Nationalpark wieder auszuwildern. Jedes einzelne Tier zählt, um der hochgradig gefährdeten Art das Überleben zu sichern. Denn der Lebensraum der schätzungsweise 6.000 verbliebenen Tiere wird durch die Ausbreitung der wirtschaftlich enorm erfolgreichen Palmölplantagen weiter eingeschränkt. Etwa 80 Prozent des Lebensraumes der Orang-Utans wurden in den letzten 25 Jahren abgeholzt. Um den Affen letzte Rückzugsmöglichkeiten zu bieten, hat die Regierung nun geeignete Gebiete Sumatras unter Schutz gestellt, wie etwa das Jantho Naturreservat in der Region Banda Aceh. Hier wütete der Tsunami im Jahr 2004 besonders verheerend, durch die abgeholzten Wälder konnte das Wasser bis weit ins Land hineindringen und riss so über 130.000 Menschen in den Tod. Inzwischen wurde die Region wieder aufgebaut, die Abholzung geht jedoch ungehindert weiter. Ein schwerer Stand für Ian Singleton. Dennoch wollen er und seine Mitarbeiter demnächst zwei junge Orang-Utans in Jantho aussetzen.
Sie sprechen russisch, kalmückisch und tibetisch. Jeder der jungen Mönche hat seinen eigenen Beweggrund, diesen Weg zu beschreiten. In der ehemaligen Sowjetunion glich die öffentliche Bekundung, Buddhist zu sein, einem Todesurteil. Ein Verwandter Sanans, der ebenfalls buddhistischer Mönch war, opferte damals sein Leben, um seinen Glauben und seine Berufung nicht verraten zu müssen. Sanans Mutter wollte aufgrund dieser tragischen Familiengeschichte einen ihrer Söhne ins Kloster senden – und Sanan erfüllt diese Berufung mit Stolz. Die Kalmücken gelten als westlicher Zweig der Mongolen. Sie ließen sich seit dem 17. Jahrhundert in der Steppe nahe dem Kaspischen Meer nieder. Nach der russischen Revolution 1917 wurden alle Tempel und Klöster in Kalmückien zerstört, Lamas und Mönche getötet oder als Gefangene in Arbeitslager deportiert. Sie kehrten erst 1956, nach dem Tod Stalins, nach Kalmückien zurück. Aus diesem Grund gab es bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion nahezu keine Lamas oder buddhistische Mönche mehr in Kalmückien. Seit Anfang der 1990er Jahre existiert das Kloster in Elista wieder, und Sanan will dazu beitragen, das buddhistische Erbe seiner Heimat neu aufleben zu lassen. Er will mithelfen, die Menschen in dem rückständigen Land wieder auf den Weg ihrer Ahnen zu führen und ihr Leben zu erleichtern. Dafür ist er bereit, auf vieles zu verzichten: „Jede Art von Berufung fordert ihre Opfer. Wenn ich ganz bewusst solche Opfer bringe, mit meiner Mutter und meiner Familie nicht zusammen sein oder eine eigene Familie haben kann, dann geht es um etwas Höheres. Ich möchte, dass vor allem die Menschen in Kalmückien eine höhere Moral leben, sich auf die wahren Werte besinnen.“
Um die Jahrtausendwende wäre der Iberische Pardelluchs, die kleine Schwesterart des eurasischen Luchses, um ein Haar ausgestorben. Bevölkerten noch vor wenigen Jahrzehnten über 5.000 Tiere unzählige Landstriche Portugals und Spaniens, kommen sie heute in freier Wildbahn nur noch in zwei kleinen Revieren im südspanischen Andalusien vor, und zwar in den Wäldern der Sierra de Andújar und in Doñana, im Mündungsdelta des Guadalquivir am Atlantik. Um das Aussterben der Raubkatzenart zu verhindern, wurde Europas teuerstes Schutz- und Zuchtprogramm initiiert. Und es zeigt Wirkung. Die Population des Pardelluchses konnte sich in den letzten Jahren auf rund 250 Tiere fast verdoppeln. Trotzdem ist diese Zahl noch immer zu niedrig, um den Genpool der Katzenart dauerhaft als gesund zu bezeichnen. Aufklärungsarbeit, Bau von Luchsbrücken und Tunneln sowie etliche Freilandmaßnahmen kosten viel Geld, sollen aber helfen, mittelfristig neue Siedlungsgebiete zu erschließen und die Abwanderung der Luchse auch in andere Regionen zu ermöglichen. Denn zu den Hauptproblemen – speziell der Doñana-Luchse – gehört die Inzucht. Schon seit 1997 kämpft Miguel Ángel Simón für das Überleben der Iberischen Luchse. Nun will er mit seinen Mitarbeitern Luchse in einem Gebiet aussetzen, in dem die Tiere heute nicht mehr vorkommen. Auf einer riesigen Finca sollen sie ein eigenes, intaktes Revier gründen. Glückt das Vorhaben, hätte es Beispielwirkung für die Zukunft.
„Mein Vater ist ein liebevoller Mensch, und ich hatte hier eine glückliche, normale Kindheit,“ sagt die 16-jährige Cathryn, die seit ihrer Geburt im Gefängnis lebt, ebenso wie ihre kleine Schwester. Der Vater hat drei Menschen umgebracht und lebt mit seiner Familie in der über hundert Jahre alten Iwahig-Strafkolonie auf Palawan. Die philippinische Insel ist eigentlich ein tropisches Paradies mit weißen Stränden, Korallenriffen, Palmen, türkisfarbenen Bächen und üppigem Regenwald, aber eben auch eine Strafkolonie. „360° – Geo Reportage“ hat sie besucht.
Über Jahrhunderte galt der Andenkondor als König der südamerikanischen Lüfte. Zu Zeiten, als das Gebirge noch vor allem von Indios bewohnt wurde, die in Eintracht mit der Natur lebten und in den Tieren des Hochgebirges Gottheiten sahen, wurde der Kondor hoch verehrt. Als europäische Siedler in das Gebirge vordrangen und ihre Viehherden mitbrachten, wurde das den Kondoren zum Verhängnis. Durch leichte Beute angelockt, folgten Pumas den Herden und rissen Tiere. Und weil die Kondore als Aasfresser die Überreste der toten Tiere vertilgten – an einem gerissenen Schaf können sich bis zu 20 Kondore einfinden – wurden auch sie für die Farmer zum Sinnbild einer feindlichen Umwelt und wurden gnadenlos gejagt. Bis heute hat sich der Bestand nicht erholt, im Gegenteil, die Kondorpopulation geht weiter zurück. Der Ornithologe Lorenzo Sympson erforscht das Verschwinden der Vögel, er gilt als einer der führenden Experten auf diesem Gebiet. Seit Jahren besucht er die Brutplätze der Tiere, die stets in größeren Gruppen zusammenleben, hoch oben im Andengebirge, und beobachtet ihr Verhalten. Inzwischen befestigt er sogar kleine Kameras an den Horsten, die ihm ein genaues Bild von der Jungenaufzucht liefern sollen. Solche Bilder hat es bisher noch nicht gegeben. Und um noch mehr über das außergewöhnliche Flugverhalten der Tiere zu erfahren, die es mit Hilfe der Aufwinde des Andengebirges auf eine Flughöhe von bis zu 7.000 Metern schaffen, hat sich Lorenzo Sympson prominente Hilfe geholt. Der Paraglider Martin Vallmitjana gilt als Koryphäe in Patagonien. Mit dessen Wissen über die Kunst des Fliegens hofft Lorenzo Sympson, weitere Erkenntnisse über das Leben dieser größten Geier der Welt zu gewinnen. (Text: arte)
Als Ferruccio Pilenga, ein altgedienter Zivilschutzmann, in den 80er Jahren seinen ersten Neufundländer bekommt, wird ihm bald klar, dass das vier Zentimeter dicke Unterfell des stattlichen Hundes für das italienische Klima zu warm ist. Pilenga beginnt, mit seinem Hund schwimmen zu gehen, und merkt schnell, dass sich die angeborene Wasserliebe und der Apportiertrieb des Hundes gut nutzen lassen. Die Idee der Scuola Italiana Cani Salvataggio, der Wasserrettungshundeschule, ist geboren. Nur in Italien existiert diese Ausbildung, bei der Herr und Hund drei Jahre lang darauf trainiert werden, ein eingespieltes und unzertrennliches Team zu werden. Vor allem das bedingungslose Vertrauen zwischen Hund und Mensch ist die Basis für die Rettung Ertrinkender. Und so wird am malerischen Gardasee an jedem Wochenende des Jahres trainiert. Ob berufstätige Manager, Hausfrauen oder Studenten – sie alle steigen in ihre Neoprenanzüge, springen mit ihren Hunden von Booten, schwimmen weit hinaus auf den See und holen simulierte Opfer mittels eines Haltegurtes am Körper des Hundes zurück an Land. Die 17-jährige Ester Castellnovo und ihre Hündin Mia sind die Jüngsten im Team. Die junge Frau steht erst am Anfang der komplizierten Ausbildung. Anders als Simone Galbiati, erfahrener Trainer mit seiner schon achtjährigen Neufundländerhündin, die zusammen vor dem Höhepunkt der Ausbildung stehen, dem Sprung von Herrchen und Hund aus dem Helikopter ins Wasser. Wird es der Hund schaffen und seinem Herrn folgen? Denn nur dann sind beide auch im Ernstfall an den Küsten Italiens als Retter zugelassen.
Die Republik Aserbaidschan liegt zwischen dem Kaspischen Meer und dem Kaukasus-Gebirge. Sie ist etwa so groß wie Österreich und seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 ein souveräner Staat. Obwohl das Land klein ist, durchqueren der Wanderbarde Nemet Gasimli und sein Lehrling Elvin auf ihrer Reise mehrere Klimazonen. Mit ihrem Kleinwagen besuchen sie das Grenzgebiet zu Armenien mit seinen imposanten Gebirgszügen, die Stadt Lenkoran direkt am Kaspischen Meer und tief im Süden des Landes das Örtchen Süljäkaran, in dem die Menschen aus unerfindlichen Gründen uralt werden. Ihre Musik trägt sie zu Gesangsauftritten auf Hochzeiten, Lyrikvorträgen in der Provinz und Musikseminaren in der Hauptstadt Baku. Die Kunst der Aschugs, wie die Wanderbarden in Aserbaidschan heißen, ist ein uraltes und noch immer hoch angesehenes Gewerbe. Schon vor Jahrhunderten zogen Aschugs als Nachrichtenübermittler durch den Orient, unterhielten ihr Publikum aber auch als Dichter von Heldenepen und Liebesgeschichten. Ein guter Aschug versteht es heute noch, die Menschen mit seinen Versen tief im Innersten zu berühren. Dazu braucht es viel Wissen und musikalisches Können. Jeder Aschug durchläuft eine mehrjährige Lehrzeit bei einem Meister. Er muss die wichtigsten Epen Aserbaidschans kennen und spannend nacherzählen können. Auch wenn das Reisen auf knochigen Eselrücken längst Vergangenheit ist, und die Nachrichtenübermittlung keinen reitenden Boten mehr braucht – ein Aschug zählt in Aserbaidschan noch zu den Traumberufen. Auch der Profi Nemet Gasimli und sein Lehrling Elvin besinnen sich auf ihrer Reise durchs Land auf die Traditionen und genießen die Freiheiten ihres Künstlerdaseins. Sie lieben dieses Leben, zumal „Aschug“ auch der Liebende heißt. (Text: arte)
Jedes Jahr im Juni versammeln sich die stärksten und mutigsten Florentiner Männer in farbenprächtigen Kostümen auf der Piazza Santa Croce zum „Calcio Storico Fiorentino“, dem traditionellen Florentiner Fußballspiel. Vier Teams – sie nennen sich einfach nur die Blauen, die Grünen, die Weißen und die Roten – repräsentieren die vier mittelalterlichen Stadtviertel: Santa Croce, Santa Maria Novella, Santo Spirito und San Giovanni. In diesem Jahr ist Biagio Cingolani der Anführer des Roten Teams und Marino Vieri der Chef der Weißen. Die Teilnehmer dieses archaischen harten Spiels sind allesamt aktive Sportler, sie trainieren Rugby, Boxen oder Kampfsport. Das ist nützlich, denn der Florentiner Fußball ist eine wilde Mischung aus allen möglichen Sportarten. Die Regeln, sofern sie überhaupt zum Tragen kommen, stammen aus dem 16. Jahrhundert. Prügeleien sind zwar verboten, doch kommt es häufig zu Nahkämpfen beim „Calcio Storico“, und die sind oft brutal und blutig. Die Spieler zerren aneinander, raufen, schlagen sich mit den Fäusten ins Gesicht, ringen miteinander am Boden und verkeilen sich ineinander – immer angefeuert von den enthusiastischen Rufen der Zuschauer. Die Aktiven verbindet außer der Leidenschaft für das Spiel nicht viel. Sie sind Unternehmer oder Mosaikleger, auch Ärzte und Rechtsanwälte spielen mit beim harten Florentiner Fußball – doch die weitaus meisten sind Vertreter des traditionellen Handwerks. „Man muss den Willen zum Kämpfen in sich tragen“, sagt Biagio Cingolani, „am Anfang ist es sehr schwer, aber wenn du die ersten Schwierigkeiten überwindest, spielst du das schönste Spiel der Welt, und das gibt es nur hier, in Florenz.“ (Text: arte)
Der 44-jährige Hildebrando Angeles de la Cruz ist einer der erfahrensten und besten Arbeiter auf den Guanoinseln. Für ihn und seine Kollegen ist der Dünger ein wahrer Schatz in dem armen Andenstaat Peru. Dank des Vogelkots haben sie eine regelmäßige und vergleichsweise gut bezahlte Arbeit. Mit einem durchschnittlichen Monatslohn von etwa 1.200 Soles – knapp 325 Euro – verdienen die Arbeiter pro Monat fast das Doppelte des gesetzlichen Mindestlohns in Peru. Essen und Unterkunft sind umsonst. Doch glücklich ist auf den Inseln kaum jemand. Neben der harten Arbeit nagt die Isolation an Hildebrando und den anderen Männern. Besonders abends kommt die Sehnsucht nach der Frau und den Kindern auf. Die meisten Guanoarbeiter stammen aus zwei Bergdörfern in den Anden: Caráz und Yungay. So wie Hildebrandos Frau Angelica geht es vielen in der Region. Die Männer arbeiten an der Küste oder in Minen in anderen Teilen Perus – die zurückgebliebenen Frauen kümmern sich um Haus, Ernte und Kinder. Zurück in die Berge reist Hildebrando nur alle zwei bis drei Monate – wenn er genug freie Tage angesammelt und Geld für die Reise gespart hat. Diesmal will Hildebrando nach Hause, um seinen 45. Geburtstag im Kreise seiner Familie zu feiern. Der Besuch der Heimat ist für Guanoarbeiter das Paradies auf Erden, noch dazu, wenn ein Fest ansteht mit Musik und Tanz, etwas Gutem zu essen und dem einen oder anderen Becher Chicha – das beliebte Maisbier der Andenbewohner. Es sind wenige, aber wichtige Tage des Glücks, bevor es wieder zurückgeht – auf die Gunaoinseln von Peru. (Text: arte)
Wohin man auf Lamu auch blickt, überall sieht man mehr oder weniger gut erzogene Esel vorbeitraben. Ob als Transport-, Lasten- oder Reittiere ermöglichen sie vielen Bewohnern der vor der Küste Kenias gelegenen Insel ein regelmäßiges Einkommen. Das gilt auch für den 14-jährigen Shee Famao, der für die Familie sorgen muss, seitdem der Vater sie verlassen hat. Allerdings muss Shee den Esel mieten, denn für ein eigenes Tier fehlt der Familie das Geld. Eine Chance, die Ersparnisse aufzustocken, wäre der Gewinn des jährlichen Eselrennens, das während des Lamu-Kulturfestivals stattfindet. Dieses Rennen hat Shee in der Vergangenheit schon zweimal gewonnen, für einen eigenen Esel hat es bisher aber nicht gereicht. Shee trainiert hart, aber sein Bewährungshelfer droht, ihm einen Strich durch die Rechnung zu machen. Denn Shee hat – wie viele Jugendliche auf Lamu – mit den ihm anvertrauten Tieren in der Vergangenheit kleine Mengen Marihuana geschmuggelt und häufig die Schule geschwänzt. Als Erziehungsmaßnahme haben ihm die Behörden daher das Reiten der Tiere untersagt. Andererseits attestiert Shees Lehrerin ihrem Schüler, dass er sich in der Schule stark verbessert habe. Und weil Shee später gerne Tierarzt werden will, hilft er schon heute im Esel-Hospital der Insel mit. Kurz vor Beginn des Eselrennens muss der Bewährungshelfer eine Entscheidung treffen. Dann wird sich zeigen, ob der Traum von einem eigenen Esel für Shee wahr werden kann oder nicht. (Text: arte)
Sark liegt zwischen Jersey und Guernsey und ist mit 5,5 Quadratkilometern kaum größer als der Englische Garten in München. Die Insel besteht aus zwei Felseninseln, Great und Little Sark, die durch einen etwa 100 Meter hohen Grat verbunden werden. Das Leben auf Sark ist wie ein Schritt zurück in die Vergangenheit. Es gibt keine Autos, keinen Asphalt, keine Straßenbeleuchtung und keine Einkommenssteuer. Die Kanalinsel war der letzte feudalistische Staat Europas, regiert von einem Seigneur, der die Insel als Lehen der britischen Krone führte. Das hat sich im Dezember 2008 geändert, und Sark kann sich nun die jüngste Demokratie Europas nennen. Doch gleichzeitig existiert hier immer noch das Lehnswesen, denn die Insel gehört nicht zum Vereinigten Königreich oder zu den Kronkolonien, sondern ist direkt der Königin unterstellt. Die isolierte Lage aber macht das Überleben für die rund 600 Insulaner nicht leicht. Die meisten arbeiten in der Fischerei, der Landwirtschaft, im Tourismusgeschäft – oder sie haben eine gute Geschäftsidee. Wie Familie Couldridge, die Sarks einziges Exportprodukt herstellt: Pralinen. In der Schokoladen-Manufaktur, die nur aus einem kleinen Raum besteht, geht es hoch her. Besonders in der Hochsaison, im Sommer. Jedes der 450 Hotelbetten auf der Insel ist dann ausgebucht. Neugierige und zahlungsfreudige Kundschaft für die Schokoladenspezialitäten strömen täglich über die Insel – eine Ausnahme auf der sonst so verschlafenen Insel Sark. (Text: arte)
Im September ist Jagdsaison in Schottland. Das Rotwild zieht über die Highlands und schon von weitem hört man die Moorschneehühner balzen. Captain Alwyn Farquharson, bis in die 90er Jahre zweitgrößter privater Landbesitzer in Schottland, ist auf dem Weg zur jährlichen Versammlung des Farquharson Clans. Er empfängt die weltweit verstreut lebenden Mitglieder auf seinem ehemaligen Schloss Invercauld, das inzwischen in einen Familienfond übergegangen ist. Jahrzehntelang lebte der inzwischen 92-jährige Captain Farquharson in direkter Nachbarschaft zu Schloss Balmoral, dem Sommersitz der Queen. Er kennt die Royals persönlich und weiß viele über sie zu erzählen. Bestandteil der Clanversammlungen in Schottland sind auch die jährlich ausgetragenen Highland Games, jene Spiele, die Kontinentaleuropäer und selbst Engländer immer wieder befremden: Baumstammwerfen und Highlandtanz zu Dudelsackmusik sind nur zwei der zahlreichen Disziplinen. Mehr denn je werden in Schottland wieder die alten Traditionen gepflegt, und so versucht Greg Walker mit seinen 19 Jahren den diesjährigen Titel im Baumstammwerfen zu holen. Und auch die 18-jährige Rebecca Thow, amtierende Europameisterin im Highlandtanzen der 16- bis 18-Jährigen, kämpft hart gegen die Konkurrenz. Beide müssen ihre Leistungen beim Finale der Spiele in Braemar vor der Königin verteidigen. Um den Fortbestand der schottischen Clans hingegen ist es schwieriger bestellt: Schlossführungen, Gedenkfeiern für die im Kampf gefallenen Clanmitglieder und Teepartys sind nichts für die jüngeren Clanmitglieder, die diesen jährlichen Treffen gern fernbleiben. Dennoch glaubt Chieftain Alwyn Farquharson an die Zukunft seines Clans – und damit an die Liebe der jungen Schotten zu ihrer Vergangenheit, ihren Besitztümern und der damit verbundenen Verantwortung. „Es lässt sich leicht sagen, man besitzt etwas. Aber man gehört mehr der Sache, als dass einem die Sache gehört. Man hat Verantwortung dafür, sich um die
„Die Jungen im Alter meiner Kinder, die pfeifen auf Messer und Messermacher, die haben kein Messer in ihrer Tasche, die haben ihre iPhones, und solche Dinge – das ist ein anderes Leben …“, sagt Charles Couttier, eine Berühmtheit unter den Messermachern der Auvergne. Das Traditionshandwerk bewegt sich in Laguiole und Thiers „auf Messers Schneide“, denn verlassen sind die schiefen Gassen mit ihren einst üppigen Schaufensterauslagen, viele ehemals florierende Traditionsbetriebe stehen still. Und doch kämpft eine Handvoll großer Meister in der Region um die Zukunft des Taschenmessers. Der 43-jährige Cyril Ganivet ist ein Quereinsteiger in der Branche. Noch vor Jahren war er ein hoch bezahlter Manager, bis er seinen Job an den Nagel hängte, einen maroden Messerbetrieb übernahm und zu neuer Blüte führte. Längst sind die hochwertigen Messer nicht nur als Alltagsgegenstand, sondern auch unter extravaganten Sammlern und Liebhabern wieder in Mode gekommen. Messer, die manchmal in wochenlanger Arbeit handgefertigt werden, mit Klingen aus Damaszener-Stahl, kunstvollen Griffen und Gravuren. Jahrelang schwelte ein Konflikt zwischen den Messermachern in Laguiole und Thiers um den Ursprung des berühmten Messers. Doch inzwischen eint beide Städte ein neuer Feind, das Billigimitat aus Asien. Und die Maîtres couteliers, wie die Messermeister in der Auvergne genannt werden, kämpfen weiter und überzeugen mit ihrer großen Handwerkskunst und dem unverwechselbaren französischen Charme. Nach ihrer Meinung gehören auf einen gedeckten Tisch Brot, Käse, Wein und ein Taschenmesser. (Text: arte)
Lamu Mian Zhe und ihre Familie gehören zum Volk der Mosuo im Südwesten Chinas. Sie sind dieses Jahr vom Pech verfolgt. Lamu Mian Zhe selbst war schwer krank. Für ihre Operation musste sie Schulden machen. Dann kam ein Cousin bei einem Unfall ums Leben. Probleme, die bei den Mosuo stets die ganze Familie betreffen, vor allem aber die „Ama“, das weibliche Oberhaupt, denn die Mosuo leben im Matriarchat. In Lamus Familie trägt ihre Mutter Zhima die Verantwortung und die Hauptlast der täglichen Haus- und Feldarbeit. Lamu versucht, durch den Verkauf von Webarbeiten die Schulden abzutragen. Währenddessen kümmert sich ihr Bruder Sogna um ihre zwei Töchter, denn bei den Mosuo sind die Onkel für die Erziehung der Kinder zuständig. Der Vater lebt nicht bei ihnen, sondern bei seiner eigenen Mutterfamilie. Sogna wiederum verlässt abends das Haus, um die Nacht bei seiner Lebensgefährtin zu verbringen. „Wanderehe“ nennen die Mosuo diese Art von Beziehung. Sie kann nur ein paar Nächte dauern oder aber ein Leben lang. Das Volk der Mosuo zählt noch etwa 40.000 Menschen, die in den chinesischen Ausläufern des Himalayas traditionell von der Landwirtschaft leben. Viele junge Mosuo arbeiten inzwischen in den größeren Städten, kommen aber zu den Familienfesten wieder zusammen. Eines der wichtigsten Feste im Leben einer Mosuo-Frau ist die Volljährigkeitszeremonie. Lamu und Sogna reisen zu diesem Fest ihrer Nichte in das abgelegene Bergdorf Lijiazui. Mit 13 Jahren werden dem Mädchen zum ersten Mal die festlichen Mosuo-Frauenkleider angelegt. Von nun an darf es seine Meinung im Familienrat sagen, in dem Probleme zwischen den Generationen und Geschlechtern gelöst werden. Das Wichtigste für die Mosuo ist Harmonie in der Familie. Doch hat diese jahrtausendealte Kultur im modernen China noch eine Überlebenschance? (Text: arte)
Der Brahmaputra zählt zu den mächtigsten Strömen der Welt. Er entspringt in Tibet und mündet in den Ganges. Bis zu 30 Kilometer ist er breit. Nachdem 1950 ein Erdbeben den Lauf des Flussbetts verändert hat, tritt der Strom jeden Sommer während der Monsunmonate über die Ufer von Majuli, der größten Flussinsel der Welt. Bei den letzten großen Überschwemmungen 1998 und 2008 riss er mehrere Ortschaften mit sich fort. Doch noch immer wohnen rund 150.000 Menschen auf Majuli und ihren zahlreichen Nebeninseln. Die meisten arbeiten als Bauern oder Fischer. Wer Haus und Hof in den Fluten verliert, zieht meist zu Verwandten. Doch in 20 Jahren, so lauten Prognosen, wird von Majuli nichts mehr übrig sein. Die Inselbevölkerung hofft weniger auf Hilfe seitens der Regierung als auf die der Götter. Eltern sind sogar bereit, ein Kind in eines der 22 Klöster auf Majuli zu geben. Mit diesem „Opfer“ soll auch Unheil von den Menschen ferngehalten werden. Denn Majuli darf nicht noch mehr Land an den Fluss verlieren. „360° – Geo Reportage“ begleitet die ersten Schritte des vierjährigen Lohits auf seinem Weg zum angesehenen Kindermönch. Wie wird es Lohit im Kloster ergehen? Vor 20 Jahren zog der Mönch Dinonath Baruah wie Lohit heute in das Kloster ein. Jetzt ist es seine Aufgabe, den kleinen Novizen auszubilden. Dinonath will sich Lohits Erziehung annehmen, und mit etwas Glück akzeptiert ihn Lohit als Ersatz-Vater. (Text: arte)
Rund um Arjeplog, einem Ort in Schwedisch-Lappland mit 1.800 Einwohnern, liegt das Land der Samen. Seit Jahrtausenden lebt das auch als Lappen bezeichnete Volk von der Rentierzucht. Einige von ihnen haben es geschafft, diese alte Tradition bis heute zu bewahren. Die Rentierherden sind seit dem Frühjahr von der Küste immer höher in die Berge gezogen. Hier bringen die nordischen Hirsche ihre Kälber zur Welt. Im Herbst werden die Tiere zusammengetrieben und die Jungtiere markiert. „360° – Geo Reportage“ begleitet den Zug der Rentiere vom Herbst bis in den Winter. Wie gelingt es den Lappen, in einer Welt zwischen Tradition und Moderne ihre naturnahe Lebensweise zu bewahren? Mit dem Helikopter, mit Enduros und Allradfahrzeugen machen sich die Lappen auf den Weg in die Berge. Sie überprüfen Gesundheit, Stärke und Nachwuchs ihrer Herden und markieren die Junghirsche. Rentiere verbringen das ganze Jahr in der Herde, die Tausende Tiere umfassen kann. Zu Sommeranfang wurden in der Region Arjeplog Hunderte Jungtiere geboren. Das raue Land, Bären und Wölfe fordern jedoch ihren Tribut, so dass nur die kräftigsten Kälber übrig bleiben. Diese müssen nun von ihren Besitzern gekennzeichnet werden. Ein uraltes Ritual, das mit besonderen Markierungen am Ohr erfolgt. Lappen, die Rentierzucht betreiben, tun dies heute meist nebenberuflich. Wie David Palopää, Anfang 30, der in Arjeplog mit seiner Frau und zwei Kindern ein modernes Haus bewohnt und als Techniklehrer am Hornavan Gymnasium arbeitet. Er empfindet sich selbst als Wanderer zwischen zwei Welten – hier Pädagoge, dort Rentierzüchter. Spätestens im Winter prallen diese Welten direkt aufeinander, denn dann herrscht in Schwedisch-Lappland buchstäblich Rushhour. Arjeplog wird dann zur Hauptstadt der Autotester. Seit 30 Jahren kommen sie mit ihren Prototypen und Versuchsfahrzeugen, um auf den zugefrorenen Seen das Brems- und Schleuderverhalten ihrer Fahrzeuge zu testen. Denn nur hier – unbeobachtet und a
Ein rund 5.200 Meter hoher Riese thront am Äquator. Der Mount Kenya ist der zweithöchste Berg Afrikas. Ihn umgibt ein dichter, undurchdringlicher Regenwald, in dem auch rund 2.000 Elefanten leben. Die Natur hier ist nahezu unberührt. Doch dieses Paradies ist bedroht, seit Wilderer ihr Unwesen treiben. „360° – Geo Reportage“ beobachtet die Fallensteller und begleitet deren Jäger, die Wildhüter vom Mount Kenya, auf ihren gefährlichen Streifzügen durch den Tropenwald. Bereits in den frühen Morgenstunden ist der feuchte Tropenwald höchst lebendig. In den 50 Meter hohen Baumkronen zetern halbstarke Meerkatzenmännchen. Äste krachen, die von Elefanten zerbrochen werden. Der Wildhüter Simon Gitau und seine Kollegen streifen durch das Dickicht des Bergregenwalds vom Mount Kenya, um Wilderer auf frischer Tat zu ertappen. Zur gleichen Zeit präparieren nicht weit entfernt drei Männer ihre Fallen. Sie haben es auf alles abgesehen, was Beine hat, auch auf die fast ausgestorbene Bongo-Antilope. Simon Gitau gehört zu den leitenden Wildhütern vom Kenya Wildlife Service und hat im Tierschutz seine Berufung gefunden. Vor Jahren war er selbst Wilderer. Deshalb kennt er den Unterschied zwischen demjenigen, der die Wilderei aus Armut und fürs Überleben seiner Familie betreibt, und dem bewaffneten Großwilderer, der es auf das wertvolle Elfenbein abgesehen hat. Doch beide sind für ihn Kriminelle, denn sie bedrohen das Überleben der Tiere Afrikas. Die Wildhüter haben alle eine militärische Ausbildung, denn die Konfrontation mit gewaltbereiten Wilderern kann sehr gefährlich werden. Der Kenya Wildlife Service sorgt nicht nur für den Schutz dieses einzigartigen Naturparadieses, auch die Bergrettung gehört zu den Aufgaben der Organisation. Denn der Mount Kenya ist mit knapp 5.200 Metern nach dem Kilimandscharo der zweithöchste Berg Afrikas und Sehnsuchtsort für Bergsteiger aus aller Welt. Doch für Simon Gitau ist er noch mehr: „Für uns ist der Sitz Gottes
Um kaum einen anderen Meeresbewohner ranken sich so viele Legenden wie um den Tintenfisch – vom Ungeheuer Skylla in Homers „Odyssee“ bis zum Monster-Kraken bei Jules Verne. Für die Bewohner des Mittelmeerraumes spielen Tintenfische als Nahrungsquelle eine wichtige Rolle. Seit Jahrtausenden werden sie in Tunesien mit einer Technik gefangen, die bereits die Römer benutzt haben: Statt Netzen legen die Fischer Tonamphoren am Meeresboden aus. Mohammed Dahmen ist einer der Letzten, der die schlauen Tiere mit dieser traditionellen Methode überlistet. „360° – Geo Reportage“ ist mit ihm hinaus aufs Mittelmeer gefahren. Für Mohammed Dahmen hat sich niemals die Frage gestellt, ob er einen anderen Beruf ergreifen möchte. Seine Familie lebt seit Generationen traditionell vom Tintenfischfang. Selbst jetzt, während die Tiere durch die Großfischerei immer seltener werden, hält der 78-Jährige an seinem Beruf fest. Mohammed lebt mit seiner Familie auf den Kerkenna-Inseln. Das Leben dort ist mühsam. Immer mehr der 7.000 Einwohner verlassen die karge Heimat, um sich auf dem Festland eine Existenz aufzubauen. Viehzucht oder Ackerbau gibt es kaum, die meisten Lebensmittel müssen importiert werden. Nur Tintenfische gab es über Jahrhunderte genug. Hier im Golf von Gabès an der tunesischen Ostküste werden 80 Prozent des gesamten landesweiten Tintenfischs gefangen. Seit der Römerzeit sind Tonamphoren eine effektive Fangmethode. Über 500 Amphoren werden an einer langen Schnur aneinandergeknotet und dann ins Wasser gelassen. Die Tintenfische, selber Räuber der Meere, verwechseln die dunklen Gefäße mit natürlichen, kleinen Höhlen, in die sie sich zurückziehen, um ihrer Beute aufzulauern. Der Fischer braucht sie dann nur noch an die Oberfläche zu ziehen. Von Mohammed Dahmens sieben Kindern leben zwar noch sechs auf dem Archipel, aber nur Sohn Najar fährt mit dem Fischerboot hinaus, um den Lebensunterhalt nach alter Tradition zu verdienen. Und das auch nur no
Die Bahamas – legendenumwoben und malerisch – bestehen aus mehr als 700 Inseln und über 2.000 Korallenriffen. Im Nordatlantik zwischen Florida und Kuba gelegen, gilt vor allem die Hauptinsel mit der Hauptstadt Nassau vielen Menschen als Paradies. Nur 30 der Inseln sind bewohnt. Das 388 Quadratkilometer große Cat Island ist eine der ursprünglichsten Inseln der Bahamas. Daisymae Hunter ist Abgeordnete der örtlichen Regierung. Die fünffache Mutter will den Zuständen auf ihrer Insel nicht weiter tatenlos zusehen. Denn hier gibt es kaum Tourismus, keine Industrie und wenige Arbeitsplätze. Dazu kommen die Schäden durch den Hurrikan „Irene“ aus dem Jahr 2011, die noch lange nicht behoben sind. Doch Daisymae Hunter kämpft gegen ein weiteres Problem: Weil die meisten Männer entweder auf kriminelle Abwege geraten, untreu oder lethargisch sind, ziehen die Frauen ihre Kinder alleine groß, bauen Obst und Gemüse an oder stellen Kunsthandwerk her. Und sie planen Aktionen, welche die junge Generation motivieren sollen. Als Vizepräsidentin der Kunsthandwerker-Vereinigung reist Daisymae Hunter zur Nachbarinsel Long Island. Dort will sie nicht nur neue Muster für Sisalarbeiten erkunden, sondern vor allem auch herausfinden, warum die Nachbarinsel sich nach den Verwüstungen durch Hurrikan „Irene“ weitaus besser entwickelt hat als Cat Island. Außerdem will sie den Besuch der amtierenden Miss Gospel Bahamas 2011, Lavette Smith, organisieren. Lavette Smith lebt in Nassau und hat sich ebenfalls der Motivation von Frauen verschrieben. Ein großer Gospel-Gottesdienst soll nun auch den Bewohnern von Cat Island Mut und Kraft geben. (Text: arte)
Das Leben in Slab City, dem wohl ungewöhnlichsten Ort Nordamerikas, ist hart. Wasser gibt es nur an der Tankstelle, Elektrogeräte müssen mit Solarenergie betrieben werden. Eine heiße Mineralquelle in der Nähe dient als Bad. Seit den 50er Jahren lockt das einstige Militärgelände mitten in der kalifornischen Colorado-Wüste die „Snow Birds“ an, Menschen, die vor dem Winter in Maine, Alaska oder Kanada flüchten. Es sind zumeist Rentner, die ihr Haus verkauft haben und für den Rest ihres Lebens in Wohnmobilen der Sonne hinterher ziehen. Die 66-jährige Sherry Sheets ist ein echter „Snow Bird“. Im Singleclub von Slab City trifft sie sich mit Gleichgesinnten zur Happy Hour für Gesellschaftsspiele oder andere Vergnügungen. Wayne Gardner (67) lebt seit 35 Jahren in Slab City und ist ein Einzelgänger. Obwohl er irgendwo noch ein Haus besitzt, bleibt er fast das ganze Jahr über in seinem Wohnmobil. „Kühlschrank-Wayne“, wie man ihn hier nennt, kennt sich mit Camping-Elektrogeräten hervorragend aus und wird gerne für alle möglichen Reparaturen gerufen. Berühmt geworden ist Slab City durch den „Salvation Mountain“, eine farbenfrohe Lehmburg des christlichen Künstlers Leonard Knight. Schauspieler und Regisseur Sean Penn drehte mehrere Szenen seines Hollywoodfilms „Into the Wild“ in der skurrilen Camperstadt. Bis heute zieht die besondere Atmosphäre aus Kreativität und Anarchie Künstler und andere Freigeister an. Seit neuestem jedoch wird Slab City immer öfter Ziel von Obdachlosen, die in der aktuellen Wirtschaftskrise alles verloren haben. Zu ihnen gehört Allie Neill. Die 18-Jährige lebt unfreiwillig mit ihren Eltern und fünf kleinen Geschwistern in einem engen Wohnmobil. Doch in der Atmosphäre von Slab City gelingt es Allie, ihren Traum zu träumen: Sie will berühmt werden. (Text: arte)
Nur in Ecuador wächst der „Cacao Nacional“. Die edle Kakaosorte verdankt ihr einzigartiges Aroma dem Anbau mitten im Regenwald. Wiederentdeckt und kultiviert wird sie von den Kichwa-Indianern in Amazonien und den Afroecuadorianern in Esmeraldas. Der Schweizer Chocolatier Felchlin garantiert den genossenschaftlich organisierten Kakaobauern langfristig die Abnahme zu einem fairen Preis und verfeinert den besonderen Kakao zur „Grand Cru“-Schokolade. „360° – Geo Reportage“ begleitet die Kakaobauern der Kooperativen Aprocane und Kallari zur Ernte in den dichten Regenwald und ergründet das Geheimnis des Cacao Nacional. (Text: arte)
Bei Australien denkt kaum jemand an Haute Cuisine. Dabei bietet das Land einzigartige Geschmacksrichtungen, unbekannte Gewürze sowie essbare Pflanzen und auch Tiere, die auf keinem anderen Kontinent vorkommen. Vor allem die Aborigines wissen um diesen kulinarischen Schatz. Mark Olive sorgt dafür, dass die aus der Tradition und dem jahrhundertealten Wissen seines Volkes stammenden Köstlichkeiten nicht in Vergessenheit geraten. Heute zählt er zu den Spitzenköchen Australiens. „360° – Geo Reportage“ hat ihn auf der Suche nach neuen Kreationen ins Outback begleitet. (Text: arte)
In Jerusalem, der Heiligen Stadt von Juden, Muslimen und Christen, wird sogar die Müllentsorgung bisweilen zum religiösen Konflikt. Doch ein jüdischer und ein arabischer Müllmann haben das Kunststück geschafft, sich und die Kollegen zwischen Heiligtümern und Unrat perfekt zu organisieren. „360° – Geo Reportage“ durfte die Mülltruppen durch das alltägliche Chaos der weltberühmten Stadt begleiten. (Text: arte)
Wenn Stefano, Sandro und ihre Kollegen morgens um 7.00 Uhr ihre Pferde besteigen, lebt ein Stück Wild-West-Romantik auf, die man sonst nur von den Prärien Amerikas kennt. Schon ihre Sättel erinnern an die Vorbilder aus Texas oder Wyoming. Sie tragen breitkrempige Hüte gegen die Sonne und Lassos am Sattelknauf. Doch ihr Arbeitsplatz ist nicht die Southfork Ranch, sondern die Azienda Alberese, zehn Kilometer südlich von Grosseto in der Toskana. Der riesige Bio-Hof wurde vor tausend Jahren von Mönchen gegründet und ist heute in Staatsbesitz. Jeden Morgen reiten die Butteri, so nennt man die italienischen Cowboys, in die Wildnis aus Dornbüschen, Wildblumen, Eichen und Zypressen, um die Rinderherden der Farm zusammenzutreiben. Im Frühjahr beginnt die Merca, das Markieren der neu geborenen Kälber. Stefano steht dabei unter besonderer Beobachtung, denn er soll der neue Vormann werden. Aber wenn es nach dem neuen Direktor geht, könnte auch ein Schreibtischtäter den Job bekommen. Wird Stefano die Aufgaben meistern und sich mit Hilfe der Kollegen behaupten können? „360° – Geo Reportage“ begleitet einen der letzten Cowboys Italiens auf diesem Weg. (Text: arte)
Einmal im Jahr machen sich Modelscouts der Agentur „Noah Models“ von Sankt Petersburg aus auf nach Sibirien. Dort gibt es nicht nur Mädchen mit perfekten Maßen, sondern mit Gesichtern, so einzigartig und ungewöhnlich, dass sie auf dem internationalen Modemarkt äußerst begehrt und erfolgreich sind. Für die meisten dieser sibirischen Mädchen ist es die einzige Chance, Geld im Westen zu verdienen und dabei die Welt zu sehen. (Text: arte)
Alle zwei Wochen startet die „Liemba“ zu ihrer Reise von Tansania nach Sambia. Sie fährt von der tansanischen Kleinstadt Kigoma am Nordostufer bis zum sambischen Hafen Mpulungu am Südende des Sees und wieder zurück. Fast tausend Kilometer mit über 30 Stopps auf dem offenen See. Häfen gibt es nicht, die Passagiere klettern über Ruder- und Motorboote an und von Bord. Über fünf Tage und vier Nächte dauert die Reise, wenn alles gut geht. Manchmal aber auch länger: zu viel Fracht, zu viele Passagiere oder ein technischer Defekt – Ursachen für Verzögerungen gibt es genug. „360° Geo – Reportage“ ist auf der „Liemba“ mitgefahren, hat Besatzung und Passagiere auf ihrer Reise begleitet, und zeigt, warum die „Liemba“, dieses eigentlich schon museumsreife, aber immer noch funktionierende Überbleibsel deutscher Kolonialgeschichte, für die Menschen am Tanganjikasee unverzichtbar ist. Chefmaschinist Mathias Masalu Joseph hält die „Liemba“ am Laufen. Während Kapitän Titus Benjamin auf der Brücke das Sagen hat, ist sein Reich der dreckige und laute Maschinenraum, die Herzkammer der „Liemba“: und das seit 30 Jahren. Eigentlich war er schon in Pension, doch dann holte ihn die Reederei zurück, zumindest für ein Jahr, denn er kennt das Schiff und seine Macken am besten. Doch wie lange können Kapitän Titus Benjamin und Maschinist Mathias Masalu Joseph die „Liemba“ noch fit halten? Das Schiff hat viele Katastrophen überstanden: den Ersten Weltkrieg als Kanonenboot, die absichtliche Versenkung durch die deutschen Ingenieure, die Bergung und Wiederinbetriebnahme, ein erneutes Sinken und jahrelange Vernachlässigung im vergangenen Jahrhundert. Doch jetzt droht dem Schiff das endgültige Aus: die „Liemba“ ist alt und das merkt und sieht man ihr auch an. Das Schiff muss dringend generalüberholt werden, ansonsten könnte dieses Fossil deutscher Ingenieurs- und afrikanischer Improvisationskunst schon bald seinen Dienst quittieren müss
Am Fuße einer 1.300 Meter tiefen Schlucht in Montenegro wagen sich seit Generationen mutige Flößer auf die Stromschnellen der wilden Tara – einen der letzten ungezähmten Wildflüsse Europas. Doch die Männer gehören zu den Letzten ihrer Art. Ihr Beruf ist fast ausgestorben. „360° – Geo Reportage“ hat den Flößer Fikret Pendek auf einer seiner rasanten Fahrten durch die raue Landschaft Montenegros begleitet. Mit dabei auch der Neffe des Flößers, der sich entschlossen hat, in die Fußstapfen seines Onkels zu treten. (Text: arte)
An Indiens Schulen bekommen täglich Millionen Schüler ein kostenloses Mittagessen. Die Mahlzeiten müssen in wenigen Stunden zubereitet und an die öffentlichen Schulen der Umgebung ausgeliefert werden – trotz Hightech-Küchen und ausgeklügelter Logistik eine große Herausforderung. „360° – Geo Reportage“ hat einen Tag lang den indischen Köchen in die Töpfe und ihren kleinen Kunden auf die Teller geschaut. (Text: arte)
Myanmar ist ein Land im Aufbruch. Nach jahrzehntelangem Rückstand kommen den Burmesen demokratische Denkweise und vor allem technischer Fortschritt nur gelegen. Auch in dem kleinen Dorf Pompein warten die Bewohner ungeduldig auf die Zukunft. Doch mit dem Warten soll es jetzt ein Ende haben. Sie nehmen ihr Schicksal in die eigene Hand. Angeleitet durch ihren Mönch U Pandita baut das Dorf sich sein eigenes Wasserkraftwerk und will Strom in alle Häuser – auch in die der Armen – bringen. (Text: arte)
Zwischen dem Hochland der Anden im Westen und dem Quellgebiet des Amazonas im Osten fällt die Landschaft Boliviens um 4.000 Meter ab. Damit ist der Andenstaat das Land mit den größten Höhenunterschieden in Südamerika. In Lagen zwischen 1.200 und 1.800 Metern liegen die steilen Täler und Hänge der Yungas, an denen Kaffee, Obst, Gemüse und Koka-Sträucher gedeihen. Der Transport der begehrten Fracht wird per Lkw organisiert, die die entlegene Region über die gefährlichsten Straßen der Welt, vor allem über die „Carretera de la Muerte“, die gefürchtete Todesstraße erreichen. (Text: arte)
Carlos Barría ist Kapitän und Eigner eines kleinen Fischerbootes, mit dem er jedes Jahr mitten im antarktischen Winter den schützenden Hafen verlässt und wochenlang auf Krabbenfang geht. Es ist Centolla-Saison. Die großen Königskrabben, auch Seespinnen genannt, sind die Haupteinnahmequelle der Fischer von Feuerland. Die Tiere können bis zu acht Kilogramm schwer werden und einen Durchmesser von über einen Meter erreichen. Die Besatzung des kleinen Bootes hat mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Schneestürme und hohe Wellen machen den Fang oft unmöglich. Nicht selten finden die Männer zudem leere Krabbenfallen vor. Denn die großen Seespinnen werden immer seltener. „360° – Geo Reportage“ begleitet die chilenischen Fischer bei der Centolla-Jagd und taucht dabei ein in die faszinierende Unterwasserwelt von Kap Hoorn. Das Kamerateam erhält Einblick in das geheime Reich der Krustentiere am nächtlichen Meeresboden. Riesige Kelpwälder bieten den Tieren dort unten Schutz und Nahrung. Doch so reich das Unterwasserleben an der Südspitze Südamerikas auch ist, an Land herrschen lebensfeindliche Bedingungen. Trotz der heftigen Stürme und Eiseskälte besiedelte der Volksstamm der Yágan als Seenomaden über 9.000 Jahre lang diese raue Inselwelt. Ihre Kultur gilt heute als fast ausgelöscht. Die letzten Nachfahren wohnen in Ukika, dem Heimatdorf des Fischers Carlos Barría, auf der zu Chile gehörenden Insel Navarino am Beagle-Kanal. Carlos’ fast 80-jährige Nachbarin Cristina Calderón gilt als die letzte lebende Yágan, die noch die Ursprache ihres Volkes beherrscht. Ihrer kleinen Enkelin erzählt sie die alten Legenden und lehrt sie so ganz nebenbei die Yágan-Wörter und Begriffe. (Text: arte)
Parfüm – ein Produkt, ein Zauber, eine Kultur, untrennbar verbunden mit Frankreich, den riesigen Blumenfeldern von Grasse, den Pariser Salons, Namen wie Chanel, Dior und Guerlain. Eine weltweit operierende Parfümindustrie kreiert immer neue Düfte und verdient Milliarden. Doch es gibt noch Spezialisten abseits der großen Namen und ihres Massenumsatzes. Der ehemalige Kreativdirektor von Guerlain, Gilles Thévenin, hat Lubin, eines der ältesten Parfümhäuser Frankreichs, vor dem Untergang bewahrt. Nun kreiert er gemeinsam mit Delphine Thierry, einer unabhängigen Parfümeurin aus der Provence, einen orientalischen Duft für die Luxusmarke, inspiriert vom sagenhaften Mesopotamien, der Göttin Istar und dem Herrscher Sargon. „360° – Geo Reportage“ durfte einen exklusiven Blick in die Labore werfen und die Geburt einer neuen Komposition miterleben. Gilles Thévenin sitzt in seinem Pariser Büro im Viertel Les Halles. Hier regiert der Schick der 30er Jahre, die eine ruhmreiche Epoche für das Parfümhaus Lubin waren. Große Düfte wie „Nuit de Longchamp“ entstanden in dieser Zeit und gingen in die Geschichte ein. Diese Geschichte begann vor über 200 Jahren mit Pierre-François Lubin. Sein Porträt hängt heute in Gilles’ Büro, direkt über seinem Arbeitstisch, auf dem es nur so wimmelt von glitzernden Fläschchen mit geheimnisvollen Flüssigkeiten. „Ein Parfüm zu kreieren, dazu bedarf es zweier Begabungen: Man muss ein Architekt sein, aber auch ein Dichter …“, so Gilles Thévenin. Entscheidend sind auch die Rohstoffe, von denen einige der kostbarsten noch immer aus den Blüten der provenzalischen Felder gewonnen werden. Am Tisch sitzt außer Thévenin, dem kreativen Kopf Lubins, noch Thomas Fontaine, eine seiner „Nasen“. Vor ihnen liegt ein uraltes Buch von unschätzbarem Wert: das handgeschriebene, über 200 Jahre alte Formelbuch von Pierre-François Lubin. Wird der neue Duft aus Weihrauch, Kardamom und Muskatellersalbei den Markt erobern
Einst arbeiteten 4.000 Elefanten und ihre Mahouts, wie die Elefantenführer in Thailand genannt werden, in der Forstwirtschaft des Landes. Nur sie schafften es, die gefällten riesigen Urwaldbäume zur nächsten Straße zu transportieren. Doch seit die Regierung den Kahlschlag der Wälder Ende der 80er Jahre gestoppt hat, sind die Mahouts und ihre Tiere arbeitslos. Immer mehr Elefantenführer zogen anschließend in die großen Städte. Seit vier Jahren aber versucht die Regierung, die Elefanten aus den Straßen zu verbannen, da sie ein Sicherheitsrisiko für den Straßenverkehr darstellen. Auch Non Yamdee lebt mit seiner 35 Jahre alten Elefantendame Poon Thap in einem Außenbezirk von Bangkok. Um nicht von der Polizei zwangsweise umgesiedelt zu werden, macht er sich auf den Weg in ein neues Elefantencamp im Süden Thailands, das zwei Dutzend Mahouts und ihren Tieren eine neue Existenz bietet. „360° – Geo Reportage“ begleitet ihn und seine Elefantendame auf ihrem abenteuerlichen Weg. Wie legt man mit einem Dickhäuter fast 300 Kilometer zurück? Und wie kann Non Yamdee sein viereinhalb Tonnen schweres Tier während der Reise versorgen? Schließlich braucht ein Elefant rund 40 Liter Wasser und 200 Kilogramm Grünfutter pro Tag. Der Mahout überredet einen befreundeten Lkw-Fahrer, ihn und Poon Thap ein Stück mitzunehmen. Über Nebenstraßen geht es rund 100 Kilometer nach Süden, immer in der Angst vor der Polizei, denn für solche Transporte braucht man eigentlich eine Sondergenehmigung. Danach müssen Non Yamdee und sein Elefant zu Fuß weiter. Kurzzeitig finden sie Unterschlupf, Nahrung und Wasser in einem der buddhistischen Tempel, dessen Mönche allen bedürftigen Lebewesen Asyl bieten. Meist übernachten sie jedoch abseits der Straße im Dschungel. Non Yamdees große Hoffnung ist, dass er in dem neuen Camp nicht nur einen Job, sondern ein dauerhaftes Zuhause findet – auch für seine Familie, denn seine Frau und seine beiden Töchter hat er seit Monaten
Der Inselstaat Tonga liegt im Südpazifik. Das milde Klima und die tropische Landschaft machen das Königreich zu einem Traumziel für Reisende. Doch die Idylle trügt. 92 Prozent der Bevölkerung Tongas leiden an Übergewicht. Mehr als die Hälfte von ihnen stirbt an Diabetes und ihren Folgen. Armut, Hoffnungslosigkeit und mangelnde medizinische Versorgung veranlassen seit vielen Jahren immer mehr Bewohner zur Auswanderung. Sie suchen ihr Heil in Neuseeland, in Australien oder in den USA. Wer zurückbleibt, versucht sich einzurichten. Die einen leben von Fischfang und Ackerbau, andere bauen vor allem auf die Geldüberweisungen von Familienangehörigen aus dem Ausland. „360° Geo – Reportage“ fragt, ob es überhaupt noch eine Zukunft für Tongas Kinder im eigenen Land gibt. Fipe Paea ist Diabetikerin. Sie hat bereits ein Bein verloren und leidet an chronischem Nierenversagen. Nur im Ausland gibt es für sie die rettende Dialysebehandlung. Wie Fipe Paea stehen jährlich etwa 200 Nierenpatienten in Tonga vor der Entscheidung auszuwandern oder zu sterben. Doch nur wenige haben die Chance auf Auswanderung. Fipes Sohn Timote, der seit fast 15 Jahren in San Francisco lebt, startet jetzt den vierten Anlauf, um seine todkranke Mutter und deren Nichte Laukau in die USA nachzuholen. Doch zum Auswandern braucht man Visa und Geld. Umgerechnet 4.000 Euro fehlen noch; das ist ein Vermögen auf Tonga. Die Zeit drängt. Wird es Timote schaffen, seine Mutter außer Landes zu bringen? (Text: arte)
„An Oscar di Arroyo las Minas: Seine Mutter wird ihn nächsten Samstag besuchen kommen, wenn das Wetter und die Straßenbedingungen es erlauben“. „An Natalio Montecino aus Pilgui: Sein Sohn Lautaro ist auf die Welt gekommen. Mutter und Kind sind wohlauf und erwarten ihn im Krankenhaus in Bariloche. Wir wiederholen: Mutter und Kind sind wohlauf und erwarten ihn in Bariloche“. Immer bevor die persönlichen Nachrichten im Radio verlesen werden, klingelt das Telefon bei Radio Nacional Bariloche Sturm. Das Team um Ruben Lagras versucht, so viele Anrufe wie möglich entgegen zu nehmen, denn es weiß, wie wichtig eine Nachricht für die Menschen in der „Zona Rural“, der Pampa, sein kann. In den Dörfern Patagoniens zählt das Radio zu den wichtigsten Alltagsgegenständen. So auch in Pilgui. Der Ort ist 350 Kilometer von Bariloche entfernt und nur über Schotterpisten zu erreichen. Mobiltelefone und Internet funktionieren hier nicht, das einzige öffentliche Telefon kann, wenn überhaupt, nur zwei Stunden am Tag mittels eines Generators betrieben werden. Um eine wichtige Nachricht über Radio Nacional weiterzugeben, reitet Natalio Montecino mit seinem Pferd auf den höchsten Punkt der Gegend, denn nur hier hat sein Handy für wenige Minuten Empfang. Dann gibt er durch, dass seine Frau Suleima sich dringend melden und ihm berichten soll, wie es ihr und dem ungeborenen Baby geht. Und Sorgen mache sich auch Yolanda mit ihren beiden Töchtern, denn ihr Mann Aurelio ist Saisonarbeiter und hat sich lange nicht gemeldet. Die Menschen in Pilgui wurden von der argentinischen Regierung vergessen. So ist Ruben Lagras mit seinen sehr persönlichen Nachrichten einer der wichtigsten Moderatoren beim Radio Nacional. Denn er versucht jeden Tag, den Menschen in der weitläufigen und entlegenen Region das Gefühl zu geben, dass sie nicht allein sind. (Text: arte)
Die Halbinsel Jamal liegt im Nordwesten Sibiriens und ragt weit in das Polarmeer hinein – eine karge Heimat für Nomaden und Rentiere. Seit 2011 durchqueren mehrmals pro Woche Züge der Polarbahnlinie die Ödnis der Tundra. Sie starten in der Station Obskaja und fahren 572 Kilometer über Permafrostböden und Moore immer weiter nach Norden bis zu den Erdgasfeldern von Bowanenko. Die Bahn ist Eigentum des russischen Energiekonzerns Gazprom, der über die Schienen Material und Mitarbeiter zur Gasförderstätte bringen lässt. Dafür, dass die Züge stets verlässlich bei bis zu minus 60 Grad Celsius im Winter oder 30 Grad Celsius im Sommer rollen, sorgt ein enormer Aufwand an Technik – und der Einsatz des erfahrenen Streckenchefs Alexander Choroschailo. „360° – GEO Reportage“ begleitet ihn und seine Kollegen auf dem Schneeräumzug hinter dem Polarkreis. Der 53-jährige Alexander Choroschailow ist Eisenbahningenieur und Herr über mehrere Schneeräumzüge auf der Jamal-Strecke der sibirischen Polarbahn. Die hochmodernen Züge wurden speziell für extreme Wetterbedingungen in der Arktis entwickelt. Sie sind vor allem im Winter pausenlos zwischen den Stationen im Einsatz. Mit riesigen Schaufelauslegern befreien Alexander Choroschailos Züge Gleise und Weichen von Schnee und Eis. Andere Spezialisten kontrollieren regelmäßig die Lage der Gleise auf dem Permafrostboden. Auch noch so starke Schneestürme und Temperaturschwankungen dürfen die Polarbahn nicht aufhalten, denn sie versorgt Tausende Menschen, die auf den Gasfeldern von Bowanenko arbeiten. Es ist ein permanenter Kampf zwischen Zivilisation und Natur. Leichter fällt das Leben jenen Menschen, die hier seit jeher ohne Technik auskommen. Das seit vielen Generationen auf der Polarhalbinsel Jamal lebende Nomadenvolk der Nenzen ist an die harten Lebensbedingungen nahezu perfekt angepasst. Dass die Polarbahn seit einigen Jahren durch ihre angestammten Lebensräume fährt, sehen sie mit gemischten Gefühlen:
Ausgetrocknet von der Hitze des Sommers gehen in Australien jedes Jahr Tausende Hektar Eukalyptuswald in Flammen auf. Unzählige Tiere, die nicht schnell genug flüchten können, verbrennen. Zu den Opfern zählen immer auch Koalas, die in ihrem Bestand ohnehin stark gefährdet sind. Neben den Kängurus gehören sie zu den berühmtesten Beuteltieren des Kontinents. Und Feuer ist nicht die einzige Gefahr für die niedlichen Baumbewohner. Engagierte Australier kämpfen mittlerweile um das Leben jedes einzelnen Tieres. In speziellen Kliniken päppeln Tierärzte und freiwillige Helfer kranke Koalas wieder auf und bereiten sie auf ihre Auswilderung vor. Koala-Baby Neil lebt seit einigen Wochen bei seinen Pflegeeltern, einem älteren Ehepaar, im Badeort Port Macquarie an der Ostküste Australiens. Das Waisenjunge wurde ohne seine Mutter gefunden und ist etwa neun Monate alt. Es braucht noch viel Zuwendung und täglich seine Milch. Erst nach dem ersten Lebensjahr sind Koalas in der Lage, für sich allein zu sorgen. In Port Macquarie steht auch das erste Koala-Hospital Australiens. Ob Brandwunden oder Infektionen – seit dem Jahr 1973 finden hier alle verletzten, kranken oder verwaisten Koalas der Region ein vorübergehendes Zuhause. In den letzten Jahren stieg die Zahl der pflegebedürftigen Tiere stetig an. Nicht nur verheerende Waldbrände vernichten ihren Lebensraum. Auch die Ausbreitung der Städte, der Bau neuer Wohnviertel und Straßen verdrängen die Tiere aus ihrem Revier und schaffen zugleich neue Gefahren: Hunde und Autos gehören heute zu den „natürlichen“ Feinden der Koalas. Während in Australiens östlichen Bundesstaaten Queensland und New South Wales die Koalapopulationen stark gefährdet sind, gibt es in einzelnen Gebieten an der Südküste zu viele Koalas für den verbliebenen Lebensraum der Tiere. In der Region von Cape Otway fürchten Biologen sogar um den Baumbestand, weil die Koalas die meisten frischen Triebe der Eukalyptusbäume sofort abfressen
Den größten Teil des Jahres leben die Bajau schon heute fest an einem Ort in Stelzenhäusern; bis der Ruf der See oder das Knurren der Mägen zu laut wird. Dann ziehen die Familien wieder mit ihren Booten und Harpunen hinaus aufs Meer. Hauptsächlich ernähren sie sich von dem, was die Natur ihnen bietet: Fisch und Meeresfrüchte. Sie verkaufen aber auch Muscheln, Seegurken und Trockenfisch. Ima und Musir rüsten ihr Boot für eine mehrtägige Fahrt. „Auf Pongkat gehen“ nennen sie es, wenn sie ihr Stelzendorf für einige Tage hinter sich lassen und gegen die türkis schimmernden Küstengewässer der einsamen Nachbarinseln tauschen. Dort leben sie tagelang auf dem Boot, genau wie ihre Vorfahren. „360° – Geo Reportage“ war mit an Bord. Das Dorf Kabalutan liegt im Norden Sulawesis auf den Togian-Inseln. Rund 3.000 Bajau sind hier zu Hause. „Feste Boote“ nennen sie ihre Häuser, die sie auf Pfählen im Meer errichten. Die Bajau fühlen sich an Land nicht wohl. Das Stelzendorf ist der Kompromiss, ihre Antwort auf das Drängen der indonesischen Regierung, alle Bürger sesshaft zu machen und den Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen. Zum Glück braucht ein Bajau nur wenige Handgriffe, um sein Boot klar für die Pongkat-Fahrt zu machen. Dann geht’s hinaus in die Inselwelt des Togian-Archipels direkt am Äquator. Die Heimatregion der Bajau liegt im sogenannten Korallendreieck. Das Meer ist hier flach und extrem artenreich. Bei ihren Tauchgängen arbeiten Männer und Frauen gemeinsam. Traditionell geht es mit Harpune, Muschelmesser und meist ganz ohne Atemgerät in die Tiefe. Dabei schaffen es die geübten Taucher, dem Auftrieb zu trotzen und bis zu fünf Minuten unter Wasser zu bleiben. Ima, Musir und die anderen Seenomaden benötigen bei ihren Pongkat-Fahrten keine Seekarten oder Navigationsgeräte. Sie orientieren sich allein an den Unterwasserlandschaften und den Inseln. Hier, zwischen den Koralleninseln des Togian-Archipels, sind sie wirklich zu Haus
Die zu Taiwan gehörende Insel Lanyu ist 45 Quadratkilometer groß und mit dichtem Regenwald bewachsen. Nur auf einem schmalen Küstenstreifen siedeln rund 2.500 Tao. Die wenigen Männer, die noch regelmäßig auf das Meer fahren, um Fliegende Fische zu fangen, sind inzwischen im Rentenalter. Nahezu die Hälfte der Tao, vor allem die jungen Menschen, hat Lanyu in den letzten Jahrzehnten verlassen, um auf Taiwans Hauptinsel Arbeit und ein besseres Leben zu finden. Aber neben wirtschaftlichem Stillstand bedroht noch etwas anderes die Insel und ihre Bewohner: Seit den 80er Jahren lagern an einem Strandabschnitt rund 100.000 Fässer mit radioaktivem Abfall. Wie stark die Belastung ist, weiß niemand. Syaman Vongayan ist 49 Jahre alt. Mehr als die Hälfte seines Lebens kämpft er gegen den Atommüll auf seiner Insel. Er ist Vorsitzender der Tao Foundation, einer Bürgerrechtsorganisation, die die Interessen der Tao gegenüber der taiwanischen Regierung vertritt. Obwohl der Atommüll schon lange auf Lanyu lagert, gab es noch nie eine umfassende unabhängige wissenschaftliche Untersuchung über die Belastung für Mensch und Umwelt. 2012 war es ein japanisches Expertenteam, das an verschiedenen Stellen der Insel im Erdreich erhöhte Strahlenwerte erfasst hatte. Taipower, der staatliche Energiekonzern, der für die Mülllagerung verantwortlich ist, interessiert sich nicht für diese Ergebnisse. Man überwache selbst regelmäßig die Insel und bislang habe es nie erhöhte Werte gegeben, lautet die Standardfloskel. Der Tao Syaman Vongayan glaubt Taipower kein Wort. Er befürchtet, dass verstrahltes Abwasser ins Meer gelangt und die traditionellen Fanggründe der Tao verseucht. Das wäre der endgültige Todesstoß für die alte Fischerkultur der Tao. (Text: arte)
Nirgendwo sind die Gewässer des Südlichen Ozeans nährstoff- und artenreicher als rund um Südgeorgien. Die zu Großbritannien gehörende Insel von der Größe Mallorcas liegt im Südpolarmeer und ist unbewohnt. Sie zählt zu den wichtigsten Lebensräumen von Meeressäugern weltweit und ist Brutplatz für bis zu 60 Millionen Seevögel, darunter Arten, die nirgendwo sonst vorkommen. Doch das ist nur noch ein Bruchteil des einstigen Lebens. Denn viele der Bodenbrüter sind schutzlos Ratten und Mäusen ausgeliefert, die einst mit Robben- und Walfängern an Land kamen. Mit einem acht Millionen Euro teuren Projekt einer britischen Privatstiftung sollen die Räuber nun ausgerottet werden. Per Schiff werden drei Hubschrauber, 200 Tonnen Rattengift, 700 Fässer Treibstoff sowie Essen für mehrere Monate auf die unbewohnte Insel gebracht. Das Einsatzgebiet umfasst 58.000 Hektar – und ist damit fünfmal größer als jede Fläche, auf der je zuvor eine Rattenausrottung versucht wurde. Wann das internationale „Team Rat“, bestehend aus Piloten, Ingenieuren, Ärzten und Antarktisspezialisten, von seinem Feldzug zurückkehren wird, ist ungewiss; denn Südgeorgien ist für orkanartige Stürme und plötzliche Wintereinbrüche berüchtigt. Und der nächste Hafen liegt 1.400 Kilometer entfernt. (Text: arte)
Unbeholfen wirken sie mit ihren runden Gesichtern und dem tief ins Gesicht wachsenden Fell. „Pura vida“ – „wahres Leben“ nennen die Menschen in Costa Rica das lächelnde Gesicht der Faultiere. Sie schlafen viel und bewegen sich wenig. Aber ihr biologisch bedingtes Slow-Motion-Tempo wird den urzeitlichen Tieren immer öfter zum Verhängnis. In einer Welt, in der der Mensch Wälder rodet, Häuser baut und mit schnellen Autos über breite Straßen rast, ist für Langsamkeit kein Platz. Die Geschichte der Faultiere begann vor rund 40 Millionen Jahren. Damals gingen sie aufrecht und erreichten eine Höhe von stattlichen sechs Metern. Im Laufe der Evolution schrumpften sie auf ihre heutige Größe von rund einem halben Meter. Ihr geruhsames, bewegungsarmes Leben und ihre Physiognomie haben zu Vorurteilen und Fehleinschätzungen durch den Menschen geführt – sie galten als faul, unnütz und als Überträger von Krankheiten. Lange wurden sie deshalb gejagt. Richtig ist nur, dass sie extrem langsam sind in allem, was sie tun. Dadurch sind sie immer wieder in Unfälle mit Autos oder Hunden verwickelt. Die Spanierin Encar García und ihr italienischer Ehemann Sandro Alviani haben nun auf ihrem Privatgrundstück südlich von Puerto Viejo eine kleine Arche Noah geschaffen, das Jaguar Rescue Center. Fast täglich bekommen sie verletzte Tiere: Der neueste Zugang ist ein erst zwei Monate altes Faultierbaby. Es ist vom Baum gefallen, gerade konnte es noch vor angreifenden Hunden in Sicherheit gebracht werden. Wird es gelingen, das Baby zu retten? Als die Biologin Encar und der Herpetologe Sandro vor einigen Jahren ihr Haus in Costa Rica bezogen, ahnten sie nicht, wie schnell sie dort Tag und Nacht von verletzten oder verlassenen Tieren umgeben sein würden. Von Affen, Vögeln, Schlangen und in erster Linie von Faultieren, deren Behandlung und Wiederauswilderung immer noch sehr kompliziert ist. (Text: arte)
n Rumänien gibt es einen Ort, an dem anders mit dem Tod umgegangen wird, als man es sonst kennt: Die Angehörigen aus Sapânta sparen oft Jahre, bis sie ein von Dumitru Pop handgefertigtes Holzkreuz, reich und bunt verziert mit Bildern und der jeweiligen Lebensgeschichte des Toten, in Auftrag geben können. Eine Zeichnung, eine Grabschrift, Symbole und Farben erzählen das Wesentliche aus dem Leben des Toten. 800 Kreuze sind wie die Seiten eines offenen Buches über ein kleines orthodoxes Dorf. „360° – Geo Reportage“ hat das Dorf und seinen fröhlichen Friedhof besucht und viel über das Leben erfahren. Ostern steht vor der Tür. Im Dorf wird geputzt, gestrichen, und auch in der Werkstatt von Dumitru Pop steht ein fast fertiges, leuchtend blaues Holzkreuz, reich verziert mit Bildern und Symbolen. Es ist das Kreuz der 85-jährigen Anoutza; sie hat es selbst bei Dumitru Pop in Auftrag gegeben. Und sie ist gespannt darauf, wie der Schnitzkünstler sie auf dem Kreuz dargestellt hat, wie viel von ihrer Lebensgeschichte festgehalten wurde. Viel Trauriges hat sie erlebt, doch Angst vor dem Tod hat sie keine. „Ich bin bereit“, lächelt sie – und füttert vergnügt ihre Hühner. „Das Leben ist nicht nur fröhlich oder nur traurig. Es besteht aus Freude und Traurigkeit. Deswegen ist jedes Kreuz mit seinen Symbolen anders und erzählt das Leben von demjenigen, der gestorben ist … und manchmal machen wir uns auch über den Tod lustig“, sagt Dumitru Pop. Er ist eine Art Dorfchronist, er kennt jeden Einwohner und auch die jeweiligen Lebensumstände. Niemand weiß, was er im Falle eines Todes auf das Kreuz schreiben wird – nicht alle kommen dabei gut weg. Sei es die Frau, die ihren Mann betrogen hat, oder der Säufer, der sich mit Schnaps und Tabak selbst vorzeitig ins Jenseits beförderte. Im Dorf fragen sic h die Leute, wer künftig ihre Kreuze bauen und gestalten wird. Denn Dumitru ist selbst nicht mehr der Jüngste – und seine Suche nach einem Nachfolge
Wie von Gott geschaffen, liegt Mustang zwischen den höchsten Bergen der Welt: Bilder von atemberaubender Schönheit prägen das ehemalige Königreich Mustang. Die Lo-Pa leben hier, abgeschieden von der Welt, von Ackerbau und Viehzucht. Seit die Winter wärmer geworden sind und es regnet, statt zu schneien, wird das Wasser im Sommer immer knapper. Besonders vom Klimawandel betroffen sind die 61 Menschen in Samzong, einem Dorf in 4.000 Metern Höhe. Hier wird jede Ernte zur Überlebensfrage. Hilfe kommt aus Lo Manthang, dem Hauptort Mustangs. Der buddhistische Mönch Lama Ngawang organisiert einen von ausländischen Wissenschaftlern empfohlenen Plan: den Umzug des ganzen Dorfes in die Nähe eines Flusses. „360° – Geo Reportage“ hat Lama Ngawang und die Menschen in Samzong bei den ersten Schritten in ein völlig neues Leben begleitet. Lama Ngawang kommt gerade aus dem Ausland zurück. Dort hat er Spenden für das gewagte Projekt gesammelt: „Unser erstes Ziel war es, Samzong zu erhalten, indem wir die Wasserversorgung verbessern. Doch dann haben wir eine Forschungsstudie gemacht. Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass ein Weiterleben in Samzong nicht möglich ist. Der Gletscher ist wegen der Klimaerwärmung bereits geschmolzen. Wir müssen nun das alte Samzong umsiedeln.“ Das ist ein sensibles Unterfangen, denn die Menschen verlieren das Land ihrer Ahnen. Wer hier oben lebt und aufgewachsen ist, hat kaum Kontakt zur Außenwelt. Der Zusammenhalt des Dorfes und die Familienbande sind das Wichtigste. Doch der Lama hat gute Beziehungen zum Ausland und zur nepalesischen Regierung. Ihm vertrauen die Menschen und wagen es: Sie starten mit dem Bau von Zelten im neuen Dorf und legen die ersten Felder an. Drei Jahre wird der Aufbau des neuen Dorfes dauern – in der Zwischenzeit muss das Leben und Arbeiten im alten Dorf weitergeführt werden. Nicht nur das Dorf Samzong, auch das Land selbst wird sich weiter wandeln. Denn schon werden die ersten Straßen nach M
Die Kleinstadt Andes in den kolumbianischen Bergen, ist das Zentrum der Chivas-Kultur. Die Busse sind umgebaute Lkw und werden aufwendig per Hand detailreich bemalt. Man nennt sie auch „buses de escalera“, auf Deutsch etwa „Leiterbusse“; denn neben den Fahrgästen in der Kabine transportieren die Chivas seit Jahrzehnten auch allerlei Waren und landwirtschaftliche Produkte von und zu den Fincas abseits der Großstädte. Die Waren werden zumeist über Leitern auf das Dach gehievt und dort verstaut. Die Chivas sichern seit langem das Überleben im kolumbianischen Hinterland. Nun war „360° – Geo Reportage“ mit ihnen unterwegs. Einer der erfahrensten Chivas-Fahrer ist Humberto Restrepo, genannt Frijoles, übersetzt „Böhnchen“, denn der 46-Jährige aß als Kind gerne Bohnen. Seit 27 Jahren fährt er mit seinem bunten Bus über geteerte und unasphaltierte Straßen und Wege quer durch ganz Kolumbien. Zurzeit steuert Frijoles den Bus eines Freundes, da seine eigene Chiva neu bemalt wird. Seit 15 Jahren ist der Bus nicht mehr überholt worden; fünf Millionen Pesos wird die vollständig neue Bemalung kosten, das entspricht immerhin fast 2.000 Euro. Alejandro und Humberto Serna, die Maler, die den Bussen ihren eigenwilligen Charakter geben und sich auch um die Chiva von Frijoles kümmern, sind Stars in Kolumbien. Die Brüder haben die Kunst von ihrem Vater gelernt und setzen seit dessen Tod im Jahr 2010 die Familientradition fort. Unter ihren Händen entsteht in etwa zwei Monaten ein Meisterwerk auf vier Rädern. Für Frijoles sind die fünf Millionen Pesos eine zwingend notwendige Investition, denn nur eine überzeugende Chiva-Optik wird auch erfolgreich Fahrgäste anlocken. Außerdem steht in der Bezirkshauptstadt Medellín in Kürze die alljährliche Chivas-Parade samt Wettbewerb an. Bis dahin soll Frijoles’ Chiva fertig sein und dort hoffentlich gut abschneiden. (Text: arte)
Das Aubrac ist ein einsames Hochplateau vulkanischen Ursprungs, das sich über drei Departements erstreckt: Cantal, Lozère und Aveyron. Im Winter ist es eine trostlose, gottverlassene Region, im Sommer ein sattgrünes Auenland, übersät von Kräutern und Blumen, deren Vielfalt in Europa ihresgleichen sucht. Sie schmecken nicht nur den Tausenden von stolzen Aubrac-Rindern, die von Ende Mai bis Mitte Oktober das Landschaftsbild des Hochplateaus prägen und deren Glockengeläut weit ins Land hinein zu hören ist. Die Flora des Aubrac liefert auch zwei weltberühmten Sterneköchen täglich neue Inspiration: Michel und Sébastien Bras. Sie locken Feinschmecker aus aller Welt ins malerische Örtchen Laguiole, in eine Gegend, die aufgrund ihres launischen Wetters lange Zeit als eine der gefürchtetsten Stationen auf dem Jakobsweg galt. „360° – Geo Reportage“ war einen Sommer lang auf den Hochweiden des Aubrac unterwegs. In diesem Jahr ist der Frühling spät in das Aubrac gezogen – höchste Zeit für die „Transhumance“ – den alljährlichen Auftrieb zu den Sommerweiden. Sechs Monate lang standen die Tiere überwiegend im Stall. Jetzt rückt die Freiheit näher, und man spürt: Die stolzen Aubrac-Rinder können es kaum erwarten, in die Berge und auf die Weiden zu kommen. Doch das ist nicht allein der Grund für das lautstarke Muhen. Die Aubrac-Kühe rufen ihre Kälber. Aubrac-Züchter Phillippe Boubal treibt 70 seiner Rinder in alter Tradition zu Fuß ins Hochland. Durch enge Gassen und mit ohrenbetäubendem Glockengeläut zieht die festlich geschmückte Herde durch die Dörfer und über die Landstraßen des Aubrac. Über zehn Stunden wird sie bis zu den Sommerweiden auf über 1.400 Metern unterwegs sein. Die Ursprünge dieser französischen Hirtenkultur reichen zurück bis ins Mittelalter, als Mönche sich hier ansiedelten, die dichten Wälder rodeten und zur Speisung von Jakobspilgern eine sogenannte Transhumanz etablierten – die sommerliche Fernweidewir
An der Ostküste von Honshu, der größten japanischen Insel, sieht man noch immer überall die Schäden, die im März 2011 das schwere Erdbeben und der anschließende Tsunami hinterließen. Die Stadt Minamisoma, etwa 20 Kilometer von Fukushima entfernt, ist berühmt für ihre Samurai-Reiter und -Pferde, hervorgegangen aus einer mittelalterlichen Fürstentradition. Die Tsunami-Katastrophe hat die Bevölkerung der Region halbiert – bis heute sind ganze Stadtteile verstrahlt und daher unbewohnbar. Doch in der Tradition der Samurai gilt es, den Herausforderungen des Lebens mit Disziplin zu begegnen, und so trainieren die vielen Reiter in diesem Jahr endlich wieder an den Stränden für das uralte Reiterfest. „360° – Geo Reportage“ hat sich in die vom atomaren Gau verseuchte Gegend gewagt und ein beeindruckendes Bild von dem Land und seinen Menschen mitgebracht. Der 31-jährige Mazaki Hangui trainiert jeden Morgen mit seinem Pferd für das anstehende Samurai-Reiterfest. In zahlreichen Ritualen wird der uralten Samurai-Tradition gehuldigt. Als Höhepunkt treffen sich nach tagelangen Festen und Zeremonien alle zu einem großen Pferderennen und zu Reiterspielen, die an kriegerische Auseinandersetzungen erinnern. Mazaki Hanguis Traum ist es, mit dem eigenen Pferd an dem Rennen teilzunehmen. Disziplin und Stolz, die Liebe zu Pferden und Männlichkeitsritualen sind für ihn genauso typisch wie für die meisten Männer hier. Umso erstaunlicher ist es, dass die Priesterzeremonien am Shinto-Schrein von einer Frau geleitet werden: Asami Tashiro. Die schöne, zierliche Dame hat viel Courage bewiesen, als sie nach dem verheerenden Tsunami zahlreiche verwaiste und verletzte Pferde in Minamisoma in Sicherheit gebracht und versucht hat, ihre körperlichen und seelischen Verletzungen zu heilen. Gerade die psychischen Belastungen und Verstörungen werden bei Menschen und Tieren noch viele Jahre andauern. Doch die Austragung des Samurai-Reiterfestes zeigt, dass die Menschen von
Muslimischer Fundamentalismus, Gewalt und politische Unruhen stehen im Fokus medialer Berichterstattung über Pakistan und Karachi, der Hauptstadt des Landes. Inmitten des Chaos versucht ein Mann, seine Vision eines gewaltfreien und friedlichen Pakistans zu verwirklichen: Abdul Sattar Edhi ist Kopf und Gründer der größten Hilfsorganisation des Landes. In den letzten 65 Jahren hat er über 50.000 Waisen eine Heimat gegeben, über 20.000 ungewollte Babys gerettet und über 40.000 junge Mädchen zu Krankenschwestern ausbilden lassen. Selber in Armut lebend, hat sich Abdul Sattar Edhi nie in den Dienst großer Konzerne oder Organisationen gestellt oder sich von der Politik vereinnahmen lassen. Eine Einstellung, die ihm Kritik und gar öffentliche Drohungen, etwa vonseiten der Taliban einbrachte. Dafür hat er die Bevölkerung Karachis auf seiner Seite, die ihn auf den Straßen um Hilfe bitten sieht. Das Prinzip des Wohltäters beruht auf gegenseitiger Hilfe und dem Appell an die einfache Menschlichkeit in einer Stadt, in der für viele Menschen Milde und Barmherzigkeit seit langem verloren scheinen. Inzwischen ist Abdul Sattar Edhi über 90 Jahre alt, ebenso seine Frau Bilquis. Beide versuchen, ihr Vermächtnis in die Hände ihrer Kinder zu legen. Doch wird das gelingen und die Hilfe weiter funktionieren, wenn die beiden stadtbekannten Symbolfiguren der Barmherzigkeit und Menschenliebe nicht mehr da sind? (Text: arte)
Den Austernzüchtern im Becken von Arcachon steht das Wasser bis zum Hals – und das, obwohl ihre Produkte zur Leibspeise der Franzosen gehören. Der Grund ist ein Virus, das einen Großteil ihrer jährlichen Ernte zunichtemacht, bevor sie für das französische Weihnachts- und Silvesterfest geerntet werden kann. Die Einnahmen der Austernfischer schwinden, die Konkurrenzkämpfe nehmen zu. Während Wissenschaftler und Züchter verzweifelt versuchen, ein Mittel gegen den Erreger zu finden, gehen Spezialeinheiten der Küstenpolizei auf Streife, um Austerndiebe zu stellen. Die Weihnachtszeit ist in Frankreich untrennbar mit dem Austernschlürfen verbunden. Etwa 80.000 Tonnen der Schalentiere werden hier jedes Jahr verspeist. Die Züchter verdienen in dieser Zeit 70 Prozent ihres Jahreseinkommens. Einer von ihnen ist Olivier Laban, Chef einer mittelgroßen Austernfarm. Seine Auftragsbücher sind voll, doch wie lange er liefern kann, weiß er nicht. Seit einigen Jahren sind sämtliche Bestände des Beckens von einem Virus bedroht, das zwar für den Menschen ungefährlich ist, aber etwa 80 Prozent der jungen Austern dahinrafft, bevor sie verkauft werden können. Eine verheerende Entwicklung für die Züchter. Umweltschützer meinen, dass das Problem hausgemacht sei – durch die fortwährende Überzüchtung, die etwa dafür sorgen soll, dass die saisonal laichenden Tiere ganzjährig erhältlich sind, aber womöglich ihre natürlichen Abwehrkräfte schwächt. Für Männer wie Olivier Laban geht es um die nackte Existenz. Die einen reagieren mit Diebstahl bei Kollegen, andere ziehen einen Sortentausch in Erwägung, wie bereits in den 70er Jahren geschehen. Auch damals raffte ein Virus die Austern im Becken von Arcachon dahin. Als Folge wurden kanadische Austern importiert, die einen genetischen Austausch ermöglichten und die Bestände erstarken ließen. Trotz aller Schwierigkeiten wächst indes die Anzahl der Austernzüchter weiter. (Text: arte)
Jack Atthajak gehört zu den besten Raketenbauern Isaans, einer Provinz im Nordosten Thailands. Ab Mai, wenn die Menschen nach der Trockenzeit sehnlichst auf den Monsun warten, kann sich der gelernte Stukkateur vor Aufträgen kaum retten. Dann fertigt er statt Tempelschmuck ausschließlich Raketen für das Ban-Bung-Fai-Festival an. Seine Auftraggeber sind in erster Linie Dorfbewohner, deren Existenz von einer guten Ernte abhängt. Sie bitten mit ihren teuer erkauften Opferraketen die Götter um ausreichend Regen. „360° – Geo Reportage“ hat dem Raketenbastler in seiner tropischen Pyrotechnikschmiede über die Schulter geschaut. Die Provinz Isaan an der Grenze zu Laos gehört zu den ärmsten Regionen Thailands. Bauer Chalerm Promeeha pflanzt auf seinen Feldern neue Chilisetzlinge und hofft auf früh einsetzenden Regen. In diesem Jahr will er beim Ban-Bung-Fai-Festival die Götter um Hilfe bitten und ihnen eine Rakete in den Himmel schicken. Er beauftragt Jack Atthajak, ihm eine Rakete zu bauen, die möglichst alle anderen an Höhe und Flugfertigkeit übertrifft. Das Ban-Bung-Fai-Festival hat in Isaan eine lange Tradition. Schon bevor die ersten buddhistischen Mönche durch Thailands Nordosten zogen, war es ein fester Bestandteil der einheimischen Kultur. Heutzutage feiert die Landbevölkerung das Volksfest mehrere Tage lang. Höhepunkte des Spektakels sind die farbenprächtigen Paraden in den Dörfern und natürlich die Raketenwettbewerbe. Viele der Festivalbesucher, die sich keine eigene Rakete leisten können, versuchen mit einem richtigen Tipp bei den Buchmachern ihren Wetteinsatz zu vervielfachen. Eine offizielle Jury entscheidet über die jeweiligen Gewinner, die zwar keine Geldpreise bekommen, dafür jedoch auf die Gunst der Götter hoffen dürfen. Denn trotz gegenseitiger Konkurrenz um die höchste Rakete mit der schönsten Rauchspur dient das Festival vor allem der Gemeinschaft. Von einem regenreichen, ertragreichen Erntejahr profitieren schließlich al
In dem kleinen vietnamesischen Dorf Vinh Son lebt ein Großteil der Einwohner von der Schlangenzucht: Kobras, Gebänderte Rattenschlangen und sogar die extrem großen und giftigen Königskobras werden hier gehalten und verkauft – zumeist ins Nachbarland China. In fast jedem Hinterhof des Dorfes leben Dutzende Schlangen. Das zumindest schätzt Kim Van Trung, der wie so viele im Dorf Schlangen züchtet, um sie nach China und inzwischen auch an vietnamesische Feinschmeckerrestaurants zu verkaufen. Das Geschäft boomt, besonders seit in Vietnam die Mittelschicht wächst, und sich immer mehr Menschen Schlangengerichte leisten können. Deswegen möchte auch kein Dorfbewohner auf den Gewinn, der mit den Tieren gemacht wird, verzichten. Vorsitzender des örtlichen Züchtervereins ist der mittlerweile 75-jährige Kim Van Hoc. Bereits Ende der 70er Jahre begann er mit der Schlangenzucht im Dorf, ermutigte Freunde und Nachbarn, es ihm gleichzutun. Heute gilt das Dorf als Vietnams Schlangenproduzent Nummer eins. Die Tiere werden für Medikamente, Schlangenwein oder verschiedene Speisen verwendet. Doch nun möchte Kim Van Trung sein Amt abgeben und einen Nachfolger suchen. Nur will keiner das Erbe antreten. Weder Kims eigene Söhne noch ein anderer Züchter. Zu groß scheinen die Fußstapfen, die Kim hinterlässt. Selbst der Bürgermeister, der als einer der Wenigen im Dorf die hochgefährlichen Königskobras züchtet, verzichtet nur ungern auf seinen langjährigen Berater und Weggefährten. (Text: arte)
Etwa 300 Kinder im indischen Bundesstaat Chhattisgarh melden sich mehrmals pro Woche nach der Schule zum Dienst bei den Polizeistationen in ihren Heimatorten. Die Jungen und Mädchen sind zwischen fünf und 17 Jahre alt, sie tragen Khaki-Uniformen wie ihre erwachsenen Polizei-Kollegen und verrichten einfache Büroarbeiten, wie kopieren oder Akten ordnen. Einmal im Monat erhalten die Kinder ihren Sold – 6.000 Rupien, umgerechnet 80 Euro. Auf diese Weise wird den Hinterbliebenen von Polizisten ein Einkommen gesichert. Für die Kinder-Cops ist der Job allerdings auch eine Belastung – besonders für jene, die sich in der Schule schwer tun. Sujit ist neun Jahre alt und einer der jüngsten der zehn Kinderpolizisten in der Polizeistation des Dorfes Bihlai. Sein Vater starb vor zwei Jahren an Malaria. Seitdem erscheint Sujit an mehreren Nachmittagen in der Woche zum Dienst. Er ist stolz auf seine Arbeit bei der Polizei, mit der er seine Mutter und drei ältere Brüder unterstützt – auch wenn er manchmal lieber mit seinen Freunden draußen Cricket spielen würde. Sujits Kollege Shivaji ist schon 17 Jahre alt und seit zwei Jahren Kinderpolizist. Die Jungs übernehmen kleine Botendienste, müssen beim Postversand helfen oder die bis zur Zimmerdecke reichenden Aktenstapel sortieren. Der Einsatz der Kinder soll auch gar nicht die Dienstkraft der verstorbenen Väter ersetzen. Vielmehr ist der Kinderpolizeidienst von Chhattisgarh eine Form der Waisenrente. Die 17-jährige Kanchen, die ebenfalls als Kinderpolizistin arbeitet, ist ehrgeizig. Sie strebt schon bald eine höhere Position bei der Polizei an, „um die Gräueltaten an Frauen in Indien zu bekämpfen“. Auch der kleine Sujit möchte später auf jeden Fall ein „echter“ Polizist werden, wie sein Vater. Doch viele Child Officers wollen keine Karriere bei der Polizei machen. So zieht es Shivaji eher in die freie Wirtschaft, er möchte einmal viel Geld verdienen. Doch dafür muss er zuerst die vielen Examina am Ende
Jedes Jahr während der Regenzeit steigt das Wasser des Tonle-Sap-Sees um viele Meter. Im September machen die Fischer daher immer weniger Fänge: Ihre Netze reichen nicht mehr bis auf den Grund. Deshalb weichen sie auf Ratten aus: Die Tiere leben bei Hochwasser auf den Bäumen und ernähren sich von Früchten. Hygienisch gelten sie deswegen als rein und können auch gegessen werden. Auf Rattenfang gehen die Fischer des Sees erst seit Ende der 90er Jahre. Das Hochwasser, aber auch die Überfischung und der Verlust von Laichgebieten zwingen sie dazu. Dass die Tiere nun genießbar sind, verdanken die Fischer ebenfalls dem jährlichen Hochwasser: Während die Ratten den Rest des Jahres in Erdhöhlen leben, flüchten sie nun in die noch freistehenden Baumkronen, um dort ihre Nester zu bauen. Statt Müll und Unrat fressen sie vor allem Früchte und Blätter; deshalb gilt ihr Fleisch nun als hygienisch unbedenklich. Auch der 20-jährige Sey Ha geht mit seinem Vater und den Nachbarn regelmäßig auf die Jagd. Mit dem Verkauf sichern sich die Familien während der fischlosen Zeit, wenn ihre Netze nicht mehr bis auf den Grund des Sees reichen, eine Einnahmequelle. Während Sey Has Familie gezwungenermaßen zur Ratte greift, weil sie sich Huhn oder anderes Fleisch nicht leisten kann, gilt der Nager auf den Märkten oder in Restaurants als Spezialität. Dort ist Rattenfleisch teurer als Fisch. Sogar Städter kommen, um die Saisonware zu probieren. Wie in vielen Ländern Asiens erstarkt auch in Kambodscha die Mittelschicht. Schon einmal in der Geschichte des Landes standen Ratten auf dem Speiseplan vieler Menschen, als die Roten Khmer das Land terrorisierten und die Bevölkerung hungerte. Auch in Sey Has Familie gab es während der Schreckenszeit Opfer – und Täter. Seine Mutter möchte sich diesem Trauma nun stellen und nach Siem Reap fahren. Die dortige Pagode befindet sich auf einem ehemaligen Killing Field. Mönche haben hier mit der Aufarbeitung der Vergangenheit begonne
Die Azoren, eine Inselgruppe mitten im Atlantik, sind weltweit bekannt durch den meteorologischen Begriff des Azorenhochs. Seine Lage beschert dem Archipel ein ganzjährig subtropisches, mildes und oft auch feuchtes Klima. Das Meer um die vulkanisch geprägten Inseln ist extrem nahrungsreich. Deshalb leben rund um die Azoren 27 Wal- und Delfinarten sowie mehr als 500 Arten von Fischen. Früher wurden hier Wale gejagt, heute sind die Inseln ein Hotspot für Whale-Watching-Unternehmen, die allerdings eine mögliche Gefahr für das sensible Naturparadies darstellen. Die Lage der Inselgruppe mitten im Atlantik, zwischen dem europäischen Festland und Amerika, bescherte den Azoren die Rolle eines strategisch wichtigen Knotenpunktes: Überseeschiffe und Überseeflugzeuge mussten hier auf halber Strecke nachtanken, und Ende des 19. Jahrhunderts wurde das erste Unterseekabel von der Insel Faial aus zwischen beiden Kontinenten verlegt. Das Meer prägt die Azoren bis heute. Nachdem der Walfang vor mehr als 30 Jahren verboten wurde, etablierte sich der Meeres-Tourismus. Die große Vielfalt und Dichte an Walen und Delfinen, die man aus nächster Nähe beobachten kann, sucht weltweit ihresgleichen. Und so wurden im Laufe der Jahre etliche Whale-Watching-Unternehmen gegründet. Neben einer durch die vulkanischen Böden beschwerlichen Landwirtschaft gibt es ansonsten auch kaum Arbeit auf den Inseln. Der Franzose Serge Viallelle war der erste, der Touristen mit Booten zu den Walen aufs Meer brachte – mittlerweile sieht er das Geschäft kritisch. Und auch Umweltschützer und Biologen versuchen mittels Studien herauszufinden, wie viel Nähe des Menschen und der Tourismusboote gut für die Meeresriesen ist. (Text: arte)
In den letzten Jahrzehnten hat sich Kanada zu einem der größten Förderer von Ölsand entwickelt. Besonders in der Stadt Fort McMurray ist der Boom zu spüren. Nirgendwo im Land ist das Einkommen der Menschen höher. Doch die Ölsandförderung hat extreme Auswirkungen: Gigantische Waldflächen werden abgeholzt, Ölsand ausgebaggert, Teer in einem energieintensiven Prozess aus dem Erdreich geätzt, um schließlich zu synthetischem Rohöl raffiniert zu werden. Zurück bleiben Klärbecken und zerstörtes Land. „360° – Geo Reportage“ hat sich in der Stadt umgesehen und Gewinner und Verlierer der Ölsand-Gewinnung getroffen. Alberta ist im Ölrausch. Zentrum des Booms ist Fort McMurray. Die Stadt war bis in die 60er Jahre nur ein Trapperdorf im Nirgendwo. Heute drängen sich hier fast 120.000 Menschen aus aller Welt. Wohnraum ist knapp, Straßen auch, Autos allerdings nicht. Die höchsten Löhne in ganz Kanada locken die Menschen in die abseitige Wildnis des Nordwestens. Greg Zilinski verdient hier 180.000 Dollar im Jahr. Er ist einer von vielen einsamen Männern, die einst nach Fort McMurray kamen und den Ruf der Stadt als kriminelles Eldorado mitprägten. Doch McMurray wandelt sich. Familien sollen jetzt kommen, Normalität soll herrschen, das Image besser werden. Dem Lockruf des Geldes ist auch Monica Ansah Sam mit ihrer Familie gefolgt. Die ghanaische Ingenieurin arbeitet bei Syncrude, einem der größten Ölförderer Kanadas. Monica ist zuständig für ein gigantisches Klärbecken, in dem die gesamten Abwässer des Ölförderprozesses gestaut werden. An dem Becken entzündet sich die Kritik der Ölsandgegner. Sie sagen, verseuchtes Wasser tritt in die Umwelt aus und schädigt Mensch und Natur. Monica Ansah Sam spricht da im Sinne der Industrie: Die Dämme sind sicher. Bislang sind gerade einmal drei Prozent der kanadischen Ölsandreserven gewonnen. Die Ökobilanz ist schon jetzt miserabel, die humanitäre nicht minder. Doch die Entscheidung über die Zukunf
Die Fischverkäuferin und Restaurantbesitzerin Rosa Amélia ist in der Küstenregion um Figueira da Foz eine lebende Legende. Von Kindesbeinen an ist die Portugiesin am Meer bei den Fischern – und kämpft heute für deren Rechte. Trotz der Krise laufen die Geschäfte in Rosas Restaurant oder an ihrem Marktstand nicht schlecht – die Fischverkäuferin hat dafür ihre eigenen Strategien entwickelt. „360° – Geo Reportage“ hat durch Rosa einen tiefen Einblick in das Lebensgefühl eines sehr charismatischen Fischweibes erhalten. Knapp zwölf Kilometer südlich von Figueira da Foz liegt die Costa de Lavos. Hier gibt es noch die traditionelle portugiesische Küstenfischerei – die Arte Xávega. Hinter der vorgeschriebenen Viertel-Seemeile werfen die Fischer bei voller Fahrt im Halbkreis ihr Netz aus und holen es mit Hilfe von Traktoren nach kurzer Zeit wieder an Land. Es ist eine schwere und nicht ungefährliche Fangmethode – und vor dem Hintergrund der Bemühungen um Nachhaltigkeit auch keine unumstrittene. Immer mehr geht es darum, den Bestand der Jungfische im Meer zu sichern, die durch die engen Netze, die auf dem Boden schleifen, mitgefangen werden. Das gilt auch für die Trawler-Fischerei, bei der der Beifang unbrauchbarer oder zu kleiner Fische im Fokus steht. Die Menschen dieser Küstenregion leben seit Jahrhunderten vom Fischfang, und in der ohnehin angespannten wirtschaftlichen Lage des Landes brauchen sie ihre Einkünfte mehr denn je. Da kommen die EU-Reformen ungelegen. Rosa Amélia bekommt diesen Konflikt täglich zu spüren, wenn sie vor der Prachtauslage ihres Fischstandes steht. Doch davon lässt sich die quirlige Frau nicht unterkriegen. Und so tanzt und singt sie nicht nur mitten in der Markthalle zu ihren Fado-Liedern, sondern nutzt ihre ungeheuer große Popularität auch bei den Behörden und Politikern, wenn es um die Klärung der Rechte der Fischer geht. „Mein Motto für die Zukunft lautet: Nach vorne schauen, immer weitersegeln, so, wi
Die Schweizer, ein Bergvolk. Früher herrschte Armut, heute gehört es zu den reichsten der Welt. Weniger als ein Zehntel der schweizerischen Landesfläche ist besiedelt, mehr als die Hälfte ist Alpen- und Voralpenraum. Über 3.300 Gipfel sind höher als 2.000 Meter. 1.800 Gletscher bedecken etwa drei Prozent der Landesfläche. Sie sind wichtige Wasserspeicher. Doch die Erderwärmung setzt ihnen zu: Pro Jahr verlieren die Schweizer Gletscher heute einen Kubikkilometer an Volumen. Das Berner Oberland im Herzen der Schweiz. Die Simmenfälle oberhalb des Dorfes Lenk bieten im Sommer 2013 einen ungewohnten Anblick. Der Faverges-See des Plaine-Morte-Gletschers ist ausgebrochen und verwandelt den Fluss schlagartig in einen reißenden Strom. Ein imposantes aber auch gefährliches Naturspektakel. Das neue Phänomen hält nicht nur die Bevölkerung im Tal in Atem, sondern auch Wissenschaftler. Gemeinsam mit dem Geologen Daniel Tobler untersucht die Geomorphologin Isabelle Kull den Ausbruch im Auftrag der örtlichen Behörden. Die beiden haben das Alarmsystem im See installiert und wollen verschiedene Szenarien der künftigen Entwicklung im Plaine-Morte-Gebiet erforschen. Denn Wasserstürze wie diese können im Tal schnell Hochwasserlagen erzeugen und damit das komplette Gemeindewesen bedrohen. Die Veränderungen in den Schweizer Alpen sind massiv. Immer wieder rutschen auch ganze Bergflanken zu Tal, weil der Permafrost, der die Felsen normalerweise auch im Sommer fest zusammenhält, vielerorts schmilzt. Der Klimawandel ist längst in den Hochalpen angekommen. Wie gehen die Schweizer damit um? (Text: arte)
In Blickweite zu den glitzernden Bürotürmen und Luxushotels der thailändischen Hauptstadt leben Bangkoks Flusstaucher in einer ländlichen Oase. Sie wohnen mit ihren Familien auf der Halbinsel Phra Pradaeng, wo der mächtige Chao Phraya eine Schleife mitten durch die Stadt zieht. An seinen Ufern ließen sich schon vor Jahrhunderten Könige, europäische Handelshäuser und asiatische Zuwanderer nieder. Und so ist der Fluss heute eine unergründliche Schatztruhe. Zum Ende der Regenzeit im Oktober können die Taucher es wieder wagen, auf dem Grund des Chao Phraya nach Wertvollem zu suchen. Davor ist die Arbeit unter Wasser zu gefährlich, die Strömung ist zu stark und oft unberechenbar. Im schlammigen Bett von Thailands „Fluss der Könige“ liegen noch viele Schätze verborgen, da ist sich der Taucher Somchai Panthong sicher. Der 50-Jährige lebt davon, mitten in Bangkok Fundstücke aller Art – von Antiquitäten bis Altmetall – aus dem Fluss zu holen und zu verkaufen. Tauchen können Somchai und sein Neffe Tding überall, wo Strömung und Wasserstand es zulassen. Ihr Revier erstreckt sich vom Norden Bangkoks über das Zentrum bis hin zum Hafen im Südwesten. Sie müssen sich allerdings auf geschützte Tauchstellen mit wenig Strömung beschränken, sonst riskieren sie ihr Leben. Auch die vielen Schiffe auf dem Chao Phraya, der eine von Bangkoks Hauptverkehrsadern ist, können den Tauchern gefährlich werden. Um sich mit ihrem kleinen Boot und der selbst gebauten Ausrüstung bemerkbar zu machen, hissen die Männer eine Flagge. Somchai Panthong braucht nun viel Glück, denn zu Beginn der Tauchsaison ist sein erspartes Geld weitgehend aufgebraucht. (
Seit Jahrhunderten prägt der Sandstein als historischer Baustoff das Bild der sächsischen Landeshauptstadt Dresden. Die barocken Prachtbauten – Frauenkirche, Semperoper und Zwinger – alle sind sie aus Elbsandstein erschaffen. Nachdem die Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg völlig zerstört war, erstrahlt sie nun nach jahrzehntelangem Wiederaufbau fast wieder in altem Glanz. Kein einfaches Unterfangen: Die Rekonstruktion des historischen Schlingenrippengewölbes im Residenzschloss hielten Bauleute aus ganz Europa bislang für unmöglich. Doch am Ende ist es den Fachleuten mit Hilfe alter Baupläne gelungen. Am Eingang des Elbsandsteingebirges liegt Hohnstein mit seiner berühmten Burg. Das romantische Städtchen ist die Wiege des deutschen Kaspers, der weit über die Grenzen Deutschlands bekannt ist. Der 87-jährige Gerhard Berger ist der letzte, der den Kasper noch nach traditioneller Art von Hand aus Lindenholz fertigt – über 70.000 Puppenköpfe hat er in seinem Leben geschnitzt. Der Puppenspieler Detlef Heinichen bestellt die Puppen bei ihm, mit denen er auftritt. Der gebürtige Dresdner kennt nicht nur die Geschichte des Kaspers, sondern auch die seiner Dresdner Heimat. Wer hier lebt und arbeitet, hat eine enge Beziehung zu seiner Heimat: Das gilt für den Puppenspieler Detlef Heinichen ebenso wie für den Barfußkletterer Bernd Arnold, den Architekten Jens-Uwe Anwand und für die Biologen Gert Füllner und Matthias Pfeifer, die seit Jahren an der Wiederansiedlung des Lachses in der Elbe arbeiten. Im Herbst erwarten sie mit Spannung den Erfolg ihrer Arbeit: Denn dann kehren hoffentlich die großen Lachse, die sie hier einst als kleine Lachsbrütlinge ausgesetzt haben, aus Südgrönland zum Laichen in die Nebenarme der Elbe zurück. (Text: arte)
50.000 US-Dollar pro Tier – diese abenteuerlichen Preise erzielen Angonoka-Babys mittlerweile auf dem Schwarzmarkt. Ihre lange Lebensdauer und ihre Seltenheit machen die Tiere unter skrupellosen Sammlern zur begehrten Geldanlage. Dazu haben immer mehr Asiaten Interesse an den goldenen Panzern der Tiere, der bei ihnen als Aphrodisiakum gilt. Trotz internationaler Kampagnen, Hilfsgeldern und Schutzprogrammen werden fortwährend Schildkröten außer Landes geschmuggelt. Madagaskar liegt rund 500 Kilometer östlich von Mosambik im Indischen Ozean. Es ist der Ort mit der größten Vielfalt an endemischen Arten weltweit. Doch der Lebensraum für die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt ist immer stärker bedroht. Inzwischen ist der madagassische Nationalpark Baly Bay die letzte natürliche Zuflucht der Goldenen Schnabelbrustschildkröte. Aber ist der Tierbestand in dieser abgelegenen Region wirklich stabil oder droht der Art das Ende? Von den rund 22 Millionen Menschen auf Madagaskar leben über 80 Prozent in ländlichen Regionen, Armut ist gerade hier weit verbreitet. Die Versuchung ist groß, mit den wertvollen Schildkröten illegalen Handel zu treiben. (Text: arte)
Die Lagunenstadt Venedig ist eines der beliebtesten Reiseziele der Welt. Das hat sich seit ihrer Blütezeit im 10. Jahrhundert und in der Renaissance bis heute nicht geändert. Ihr morbider Charme zieht weltweit die Menschen magisch an. In Venedig ist immer Saison, bis auf wenige Tage im Januar, wenn Hochwasser, starker Regen und Kälte die Stadt bedrohen. Dann zeigt sich das ureigene venezianische Leben und man kann einen Blick hinter die Kulissen werfen. Jeder kennt den berühmten Karneval, die Biennale und die Filmfestspiele von Venedig. Eher verdrängt werden die Problematiken des Acqua Alta genannten Hochwassers oder die Folgen des Massentourismus. Doch wie leben die Venezianer und wie gehen sie mit diesen Themen um? Stirbt die Stadt wirklich aus? „360° Geo-Reportage“ wendet sich bewusst den Personen zu, die den Alltag der Venezianer kennen und eine Innenansicht der Lagunen-Schönheit zeigen: einer Polizistin und einer Bestatterin. Ob bei Dauerregen, Sonnenschein oder Frost, ob in den Gassen oder auf den Kanälen – „360° Geo-Reportage“ zeigt ein unaufgeregtes, stilles Bild eines großen Sehnsuchtsortes dieser Welt. Die Beobachtungen führen in die kleinen Wohnungen der Venezianer, in verlassene Gassen, durch morgendliches Hochwasser hinaus in die Lagune und zum Mose-Sperrwerk sowie auf die Friedhofsinsel San Michele. Die Blickwinkel beider Protagonistinnen zeigen ein wenig romantisches Bild der Stadt, die dabei jedoch immer wieder ihre ungeschminkte Schönheit preisgibt. (Text: arte)
Ladakh im Nordwesten Indiens ist ein Gebiet der Extreme. Auf einer Höhe zwischen 2.500 und fast 7.700 Metern herrscht monatelang klirrende Kälte und es gibt kaum Niederschläge. So ist Ladakh eine Gebirgswüste mit wenig Vegetation, aber strategisch wichtig durch die Lage an der Grenze zu Pakistan und China. Neue Entwicklungen oder gar moderne Umbrüche halten nur sehr zögerlich Einzug. Umso verwunderlicher, dass es seit einiger Zeit in Ladakh sogar Frauen- und Mädcheneishockey gibt. „360° – Geo Reportage“ hat das aussichtsreichste Frauenteam besucht, mitten im Himalaya. Übersetzt bedeutet Ladakh: Land der hohen Pässe. Direkt hinter der Hauptstadt Leh windet sich die Straße die Gebirgskette hoch bis auf 5.600 Meter, und führt in ein Tal an der Grenze zu China. 20 Kilometer außerhalb der Stadt, am Ufer des Indus, liegt das Secmol-Internat, in dem Tsewang Chuskit lebt und lernt. Secmol steht für: Students Educational and Cultural Movement of Ladakh – übersetzt: Studenten- und Schülerbewegung von Ladakh. Eine private Schulinitiative, die Kindern und Jugendlichen aus armen Dorffamilien den Zugang zu Bildung ermöglichen will. Eishockey ist ein wichtiger Teil des Erziehungsprogramms. Chuskit wohnt seit zwei Jahren hier und trainiert wie die anderen Mädchen jeden Morgen auf dem schuleigenen, selbst gebauten Eishockeyfeld. Von Mitte Dezember bis Ende Februar sind Schul- und Universitätsferien. Dann wird jeden Morgen und jeden Abend Eishockey trainiert und gespielt. Nach dem gewonnen Halbfinale bereitet sich das Team jetzt auf das kommende Endspiel vor. Insgesamt spielen in Ladakh inzwischen rund zwölf Männerteams und vier Frauenmannschaften. Das Team Secmol hat schon viele Turniere gewonnen, vor allem die Mädchen. Wie wird es in diesem Jahr sein? Wird Chuskit mit ihrer Mannschaft siegreich aus dem Finale hervorgehen? (Text: arte)
Buenos Aires – die berühmte Stadt am Ufer des Río de la Plata. Sie ist auch bekannt als das Paris Südamerikas, als eine Stadt, die niemals schläft. Und auch die Kultur des Tangos ist hier nie wirklich eingeschlafen. Bis heute gibt es in Buenos Aires mehr Tangoveranstaltungen als irgendwo sonst auf der Welt, und viele Menschen, deren Alltag, Denken und Fühlen vom Tango bestimmt wird, obwohl sie damit weder reich noch berühmt werden. Barbetreiber, Tänzer, Lehrer, Sänger und Musiker tun alles dafür, dass ihre Tradition Nacht für Nacht in den Tanzlokalen, den Milongas, weiterleben kann. Es ist Freitagabend in Buenos Aires und die ganze Stadt bereitet sich auf das Wochenende vor. In Barracas, einem traditionsreichen Viertel im Süden von Buenos Aires, befindet sich die Bar „Los Laureles“. Eröffnet wurde sie vor mehr als 120 Jahren – und sie ist bis heute eine Institution im Viertel. Doris Bennan betreibt die Bar erst seit einigen Jahren, eine Herausforderung in einer Männerdomäne und ein täglicher Kampf, die berühmte Tangobar wirtschaftlich am Leben zu halten. Jeden Freitagabend wird hier Tango getanzt und gesungen. Die Sänger – berühmte und unbekannte – kommen von überall her, um hier aufzutreten. Die Reporter tauchen tief in die Tangoszene von Buenos Aires ein, folgen dem jungen Ehepaar Marcelo und Lucila, dem Tango-DJ Mariano sowie den weltberühmten Tango-Maestros Carlos und Rosita Pérez in ihre Welten. Sie zeigen ihren Alltag in dieser verrückten, lauten Stadt und ihre leidenschaftlichen, nächtlichen Milongas in den Tango-Bars „El Floreal“ oder „Los Laureles“. (Text: arte)
Mandalay, die zweitgrößte Stadt des Landes und einstige Hauptstadt Myanmars, ist die Hochburg des Jadehandels. Auf dem Jademarkt im Herzen der Stadt leben mehr als 10.000 Händler und Schleifer vom Handel mit den „Nierensteinen“ – so die wörtliche Übersetzung der spanischen Bezeichnung „piedra de ijada“. Doch der Handel wird zunehmend von Chinesen kontrolliert. Denn nirgendwo ist die Jade so begehrt wie in China, wo man ihr schon seit etwa 8.000 Jahren mystische sowie medizinische Bedeutung beimisst. Chinesische Konzerne haben von der Regierung weitreichende Lizenzen und die wichtigsten Schürfgebiete erworben, die in gigantischen Tagebauprojekten ausgebeutet werden. Und sie diktieren die Preise. Kleine, einheimische Händler, wie der junge Ko Min und seine Brüder, haben neuerdings Probleme, an gute neue Ware zu kommen und diese zu akzeptablen Preisen zu veräußern, um damit ihre Familien zu ernähren. Ko Min will nicht tatenlos zusehen, wie den kleinen Händlern das Wasser abgegraben wird. Er hat erfahren, dass auch im etwa 200 Kilometer entfernten Minengebiet von Mogok, das für seine Rubine berühmt ist, vermehrt Jade geschürft wird. Dort will er hin, um neue Beschaffungsquellen zu erschließen. Und dann möchte er die Jade über die frisch geöffneten Grenzen im Osten nach Thailand bringen. Er hofft so neue Absatzwege zu finden, auch wenn es solche sind, die bislang nur von Schmugglern genutzt wurden. Über holprige Straßen, den breiten Fluss Irrawaddy und unwegsame Berge geht es mehrere Hundert Kilometer durchs Land, zu den Minen von Mogok und zu den Märkten in Mae Sai im Nachbarland Thailand. (Text: arte)
Bolivien gehört zu den Ländern mit der größten Artenvielfalt der Erde. Besonders in der tropischen Yungas-Region am Fuße der Anden konnte sich eine einzigartige Insektenvielfalt entwickeln. Während die Jäger die Tiere fangen und an Touristen und Sammler in Europa und Asien verkaufen, versuchen die Forscher, die vom Aussterben bedrohten Arten zu retten. Zu ihnen gehört der Entomologe Fernando Guerra Sernudo. Zusammen mit Einheimischen initiiert er Programme, die die Menschen der Region davon abhalten sollen, Händler und Wilderer auf die Spur der Insekten zu bringen. Faustgroße Herkuleskäfer, leuchtend blaue Morphofalter oder grün schimmernde Blatthornkäfer – je größer und ausgefallener ein Tier ist, desto höher steigt der Preis, der dafür geboten wird. Für seltene Exemplare können das mehrere Tausend Euro sein. Der Handel mit den exotischen Arten aus Bolivien hält seit Jahren an, obwohl einige bereits vom Aussterben bedroht sind. Eine anhaltende Nachfrage besonders in Asien, schwache oder ungenügende Kontrollen vonseiten der bolivianischen Behörden und die Not der einheimischen Bevölkerung sind die Gründe dafür. Fernando Guerra Sernudo schätzt, dass jedes Jahr etwa 200.000 Insekten aus dem Land geschmuggelt werden. Der Biologe sucht nach Möglichkeiten für den Artenerhalt, etwa durch den Bau von privaten Schmetterlingsfarmen, die eine alternative Einnahmequelle für die Dorfbewohner sein könnten. Inwieweit die Theorie in der Praxis funktioniert, wird sich in der nächsten Zeit herausstellen.
Der Aland-Archipel im Westen Finnlands ist eine Inselwelt in nächster Nachbarschaft zu Schweden. Nur wenige Wochen dauert hier der Sommer, und dann sind viele der Inseln Ziel naturverliebter Touristen. Nicht so im Winter. Mit zunehmender Kälte wächst in den Schären das Eis und auf den Inseln die Einsamkeit. Einmal pro Woche versorgt ein kleines Postschiff Ake und Monica Finnermann, die ganz allein auf der Insel Björkö leben. So sehr beide den finnischen Sommer hier draußen mit seinem Licht und den vielen Besuchern lieben, so wenig können sie sich ein Leben ohne diese ruhigen Winter vorstellen. So lange sie können, wollen sie allein auf der Insel leben. „360° – Geo Reportage“ hat die Postboten auf ihren Touren durch die wunderschönen Winterlandschaften Finnlands begleitet und dabei sehr besondere Menschen getroffen. Nur rund 60 von den fast 7.000 Inseln des Aland-Archipels im Westen Finnlands sind überhaupt bewohnt. Im Sommer ein Paradies für Segler und Naturfreunde, ist diese Inselwelt im Winter ein gefrorenes Paradies für Menschen, die die Stille schätzen und sich kein anderes Leben vorstellen können. Diese wenigen Menschen, die hier leben und ihren Alltag und den ihrer Kinder in Schnee und Eis, von Insel zu Insel, von Fähre zu Fähre, von Boot zu Boot, organisieren und bestehen, sind erprobt in allen Härten des Winters. Dunkelheit und Kälte bestimmen ihre eisige Winterwelt. Dennoch ist sie voller Poesie und einsamer Schönheit. In der unbarmherzigen Natur sehen sie keinen Feind. Droht Gefahr für Mensch und Tier durch Eis oder Sturm, bleiben sie möglichst gelassen. Sie haben ein Urvertrauen ins Überleben und sind gut vernetzt. Die Helden unserer Geschichte sind die Postboten und die Inselbewohner, durch das Eis schicksalhaft miteinander verbunden. Auch wenn der letzte Winter außergewöhnlich mild gewesen ist, Mitte Januar sinken doch die Temperaturen immer mehr und die kleinen und großen Häfen beginnen zuzufrieren. Die Fischer können
Kasachstan ist der neuntgrößte Flächenstaat der Erde, der überwiegende Teil seines Territoriums besteht aus Steppen, Wüsten und Halbwüsten. Was viele Menschen selbst hier in Zentralasien als unwirtlichen Lebensraum empfinden, ist für Kamelhirten wie den 35-jährigen Berigbai und seine Frau Gulja angestammte Heimat. Die modernen Nomaden und ihre Tiere leben in und von der Wüste, wie einst Jahrhunderte lang ihre Vorfahren. „360° Geo Reportage“ ist dem Treck gefolgt. Die Taukum-Wüste erstreckt sich im Süden Kasachstans. Ihre Fläche entspricht fast der Größe der Schweiz. Sie ist ein idealer Lebensraum für allerlei Arten von Kamelen, deren Zucht langsam aber sicher wieder zu einem wichtigen Wirtschaftszweig im Lande wird. Im Zentrum steht dabei die Milch der Tiere. Seit jeher liefern die Kamele damit das Wichtigste, was Menschen zum Überleben in der Wüste brauchen: ausreichend Flüssigkeit, die außerdem einen hohen Nährwert besitzt. Die Nomaden haben eine Methode entwickelt, die Kamelmilch für lange Zeit haltbar zu machen. Durch Zugabe besonderer Milchsäurebakterien entsteht der sogenannte Kamelmilch-Schubat. Nicht nur in Kasachstan hat sich der Schubat zum neuen Verkaufsschlager entwickelt – und wird sogar zur Behandlung von Kranken eingesetzt. Der Grund dafür dürfte das spezielle Wüstenfutter sein. Die Kamele fressen alle Arten von Pflanzen, dornige, stachlige, bittere oder salzige, wie den Saksaul oder die salztragenden Tamarisken. Viele davon gelten bei den Nomaden als Heilpflanzen. Wissenschaftler untersuchen derzeit, welche Wirkungsmechanismen hinter ihnen stecken. Beispielsweise enthält Kamelmilch etwas, das keine andere Milch so reichlich vorweisen kann: eine Reihe antibakteriell wirkender Enzyme und Proteine, sogenannte Bakterienkiller, die das Immunsystem stärken und sogar heilende Wirkungen haben können. Beste Voraussetzungen, um mit Kamelmilch gute Geschäfte zu machen.
Längst sind die Mounties in ihren traditionellen roten Uniformen hoch zu Ross ein Nationalsymbol von Kanada geworden. Die Reiterstaffel der Royal Canadian Mounted Police präsentiert ihr Können an nationalen Gedenktagen und während monatelanger Tourneen mit dem sogenannten Musical Ride, der Parade-Truppe. Spätestens alle drei Jahre wechselt allerdings deren Besetzung aus 32 Frauen und Männern, denn die Plätze in der Eliteeinheit sind begehrt. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an Bewerber, die binnen sechs Monaten reiten lernen müssen. Marty Chesser ist Superintendent der weltberühmten Mounties, der ehemals allesamt berittenen Polizisten der Royal Canadian Mounted Police. Die meisten von ihnen leisten heute ihren Dienst ganz regulär in Streifenwagen, Stahlrössern mit deutlich mehr als einem PS. Doch es gibt eine kleine Einheit in der Polizei, die sich tatsächlich noch in ihren traditionellen roten Uniformjacken auf Pferderücken setzt. Es ist die Musical Ride. Jetzt im Januar ist wieder Saisonbeginn für die Elite-Truppe der Polizei – komplizierte Choreographien müssen einstudiert und die Bewerber für den dreijährigen Dienst bei den Mounties rekrutiert werden. Bewerben kann sich nur, wer mindestens zwei Jahre im normalen Polizeidienst gedient hat – Reiten gehört nicht zu den Voraussetzungen. Das bringt viele unfreiwillig komische Szenen bei den Aufnahmeprüfungen und im Training mit sich, und der alltägliche Drill in Stall und Reithalle ist eine harte Umstellung zum Streifendienst. Marty Chesser braucht viel Erfahrung, um die Kandidaten hinsichtlich ihrer Sozialkompetenz, ihrer Liebe zu Pferden und den Entbehrungen, die der Dienst mit sich bringen wird, zu prüfen. (Text: arte)
Bis heute leben die Q’eros hoch oben in den abgelegenen Dörfern der peruanischen Anden ohne Strom oder Telefon. Ihre wichtigste Einnahmequelle ist die Wolle ihrer Alpakas. Auch die Familie des neunjährigen Christobal besitzt eine Herde. Wie es der Brauch will, wird Christobal die Patenschaft für das letztgeborene Fohlen der Saison übernehmen. Wie lange die Q’ero-Indianer diese Tradition noch pflegen können, ist ungewiss. Immer mehr Dorfbewohner wandern in die großen Städte ab. Bereits vor der Schule hält Christobal in der Alpaka-Herde seiner Familie Ausschau nach der letzten trächtigen Stute. Traditionell genießen die spätgeborenen Fohlen der Herde einen besonderen Schutz. Weil sie schwach sind, haben sie es schwer, in der rauen Gebirgsluft mit der ständig ziehenden Herde mitzuhalten. Nicht selten werden die Nachzügler Opfer von Raubtieren. Kinder wie Christobal übernehmen deshalb ihren Schutz. Für ihn wird es bereits die fünfte Patenschaft sein, für die Stute ist es das erste Fohlen. Die Q’ero-Indianer versuchen ihre Traditionen zu bewahren, obwohl die moderne Zivilisation immer näher rückt. In der Dorfschule wird inzwischen neben der eigenen Kultur auch Spanisch unterrichtet; denn Spanisch ist die Voraussetzung für eine gute Ausbildung. Christobal möchte Hirte bleiben, so wie sein Vater. Er versteht inzwischen das Verhalten der Tiere. Doch er muss noch sehr viel lernen. Eines Morgens hat die Stute endlich ihr Junges zur Welt gebracht. Es ist recht schwach. Christobal fragt sich, ob es die nächsten Stunden überleben wird. (Text: arte)
Der krasse Umgang mit streunenden Vierbeinern im spanischen Málaga gab den Ausschlag: Der ehemalige Schauspieler Michael Aufhauser wollte dem Leid und dem Elend ungewollter Haus- und Nutztiere nicht mehr länger zusehen und gründete 2001 den ersten Gnadenhof Gut Aiderbichl. Heute ist daraus ein großes Unternehmen mit 25 Höfen geworden. Weitere sollen hinzukommen, denn es gibt zu viele dringende Anfragen neue Tiere aufzunehmen – vom einzelnen Huhn, das auf schnelles Schlachtgewicht gezüchtet wurde und nicht mehr laufen kann, bis zu ganzen Rinderherden. Eine logistische Herausforderung, der sich das Non-Profit-Unternehmen täglich stellt. „360° Geo Reportage“ hat es besucht. Der Mutterkuh ist die Kette, die sie ein Leben lang im feuchten Stall hält, bereits ins Fleisch gewachsen. Das Stroh ist durchweicht und wurde seit Wochen nicht mehr gewechselt. Ihr Kalb hat der überforderte Bauer in ein separates Pferch gebracht, um es demnächst zu verkaufen. Alltag in einem privaten deutschen Rinderzuchtbetrieb und durchaus kein Einzelschicksal. Die Frage nach Verantwortlichkeiten ist müßig – steigende Tierschutzanforderungen, sinkende Milchpreise und Konkurrenzdruck. Über ein Drittel der deutschen Bauernhöfe mussten in den letzten 15 Jahren Konkurs anmelden. So ist das Schicksal von Mensch und Tier enger miteinander verknüpft, als mancher Tierfreund es wahrhaben möchte. Michael Aufhauser hat das erkannt und sucht mit seinem Unternehmen Gut Aiderbichl nach Lösungen, die Menschen und Tieren gleichermaßen zugutekommen.
Es ist eine ungewöhnliche Männer-WG, die zwei Monate auf einer 90 Quadratmeter kleinen Station verbringt, aufgebockt im Meer und von Haien umkreist. Fast ohne Kontakt zur Außenwelt gehen die neun Ranger fischen, ziehen Kräuter, vertreiben sich die Zeit beim Schach und patrouillieren mit Schnellbooten in einem 100.000 Hektar großen Weltnaturerbe: dem Tubbataha Reefs Natural Park. Denn der Artenreichtum des Atolls in der philippinischen Sulu-See lockt illegale Fischer in das geschützte Gebiet. Wenn sich im April die raue See legt, kündigt sich eine Abwechslung an: Parkchefin Angelique Songco kommt per Fischerboot aus der 150 Kilometer entfernten Hafenstadt Puerto Princesa von der Insel Palawan zur Visite vorbei. Eine charismatische Frau, der es gelingt, die Männer zu ihrem entlegenen Einsatz zu motivieren – und die resolut jede Invasion des Naturparadieses bekämpft. Tubbataha gilt als eines der spektakulärsten Tauchgebiete der Welt und als Kinderstube für viele Arten inmitten der weitgehend leergefischten Gewässer der Philippinen. Mehr als 600 Fischspezies kommen hier vor, dazu die Hälfte aller Korallenarten. Auf zwei winzigen Inseln finden außerdem Seevögel ein wichtiges Brutgebiet. Ein Refugium, das permanent verteidigt werden muss: Immer wieder nehmen die Ranger illegale Fischer fest oder werden Zeuge, wie große Schiffe auf das Riff auflaufen und es unwiederbringlich zerstören. Einmal am Tag nehmen sie Kontakt zur Basis auf: dem 150 Kilometer entfernten Nationalparkamt in Puerto Princesa. Dort leistet ihre Chefin Angelique Songco Aufklärungsarbeit. Denn noch immer plündern viele Küstenbewohner die Riffe aus purer Not, erst allmählich begreifen sie, dass sie ihre eigene Existenzgrundlage schützen müssen.
Bereits im Mai klettern die Temperaturen in Andalusien auf über 30 Grad. Bis zum Herbst fällt so gut wie kein Regen mehr. Familie Belenchon bereitet sich mit ihren 400 Rindern und 2.300 Schafen auf den großen Frühjahrstreck vor. Weil im Sommer auf ihrem Pachtland nicht mehr genug Futter wächst, müssen sie Ende Mai in den 400 Kilometern entfernten, kühleren und feuchteren Norden umziehen. Die Belenchons gehören zu den wenigen Familien, die die alte Tradition der Wanderweidewirtschaft bis heute leben. Seit sieben Jahren treiben Maria und Andres die Rinder wieder mit Pferden, wie in alten Zeiten. Zuvor hatten sie über einige Jahre versucht, die Tiere per Lkw zu den angestammten Ländereien zu transportieren, doch hohe Kosten und erhöhter Stress für die Tiere haben sie wieder zu alten Gewohnheiten zurückkehren lassen. In diesem Jahr bekommen sie auf einigen Kilometern ungewohnte Unterstützung. Eine neugegründete Schule, die der Transhumanz, also dem Treiben der Rinder zu Pferde, zu einer Renaissance verhelfen will, schickt ihre ersten Schüler zum Praxistest vorbei. Werden sich die Neulinge auf den harten, schwierigen Treck bewähren? Und werden alle Tiere auch in diesem Jahr wohlbehalten auf ihren Sommerwiesen ankommen?
ie Titanic war ihr bekanntestes Opfer. Als sie 1912 vor der Küste Neufundlands einen Eisberg rammte und sank, rückte die Insel erstmals in den Fokus der Öffentlichkeit. Damals wurde eine Aufklärungsstaffel gegründet, die Schiffe und nun auch die Bohrinseln vor der drohenden Gefahr warnt. Doch die Menschen erkannten auch den Nutzen der kalten Kolosse: Sie fischen sie ab und verarbeiten sie zu Trinkwasser, dem reinsten Trinkwasser der Welt. „360° Geo Reportage“ hat einen der wenigen noch arbeitenden Eisbergjäger begleitet. Ed Kean ist unzufrieden. Sein altes Boot macht ihm Sorgen, es versagt immer wieder seinen Dienst. Dabei ist er gerade jetzt im Frühjahr auf den Kutter angewiesen. Denn nun macht Ed Kean sein Hauptgeschäft. Er sucht nach kleineren Eisbergen, die vor der Küste Neufundlands vorbeidriften, fängt sie ein und baut sie quasi ab. Das aus ihnen entstehende Schmelzwasser verkauft er an Bier- und Wodkaproduzenten, die sich rühmen, die jeweils reinsten Produkte ihrer Art herzustellen. Ed Kean ist einer der letzten seiner Zunft. Dabei war die Eisbergjagd ein lohnendes und vielversprechendes Geschäft, als der Kabeljau-Fang in den 90er Jahren zum Erliegen kam. Heute ist Ed Kean einer der wenigen, die weiterhin diesem Beruf nachgehen. Dabei ist das Geschäft nach wie vor erfolgreich. Bier und Wodka aus Eiswasser genießen eine hohe Popularität, sind Exportschlager und werden überall auf der Insel getrunken. Wie der Nachschub auf Dauer gesichert werden soll, ist fraglich. In diesem Jahr steht Ed Kean jedenfalls bereit. Zumindest solange sein Boot mitmacht. (Text: arte)
Die Geschichte Lettlands, vor allem die der Besatzung, hat sich in das Stadtbild von Riga geschrieben. Viele Denkmale erinnern an die einst Mächtigen, Befreier und Okkupanten gleichermaßen. Die Traditionen der heute rund zwei Millionen Letten, ihre Sprache, die Kultur, vor allem aber ihre alten Lieder waren über Jahrhunderte einigende Kraft des Widerstands. 1991, als die Letten in Riga ihre Unabhängigkeit von der Sowjetmacht erkämpften, ging ein ganzes Volk mit der „Singenden Revolution“ in die Geschichte ein. „360° Geo Reportage“ ist den Letten und ihrer Liedkultur auf der Spur. „Die Volkslieder sind unser Spiegelbild. Sie sind überliefert, sind unser Leben: Im Grunde genommen sind sie die schriftliche Geschichte des Volkes“, sagt Ints Teterovskis, der berühmteste Chorleiter Lettlands. Der attraktive und umtriebige 42-Jährige ist im ganzen Land bekannt wie ein Popstar. Viele junge Mädchen und Jungen wünschen sich nichts mehr, als in seinen Chor Balsis aufgenommen zu werden. Doch die Auswahlkriterien bei den Castings sind hart, nur die besten Stimmen dürfen im Konzertchor mitsingen. Woher kommt diese große Liebe zu den eigenen Volksliedern? Was verbindet in Lettland Jung und Alt, Arm und Reich mit ihren volkstümlichen Gesängen? Der berühmte Chorleiter Ints Teterovskis und die 16-jährige Krista Ziemele aus der kleinen Küstenstadt Pavilosta sind nur zwei Menschen, deren Leben tief mit dem Gesang und der Liebe zu den Liedern Lettlands verbunden sind. Sie gewähren einen tiefen Einblick in die Seele eines Volkes. (Text: arte)
Der 80-jährige Kostas Zolotas lebt in Litochoro, am Ostrand des Olymp. Der ehemalige Bergführer mit wettergegerbtem Gesicht ist hier eine lebende Legende. Als junger Mann lernte er seinen Beruf von Christos Kakalos, der 1913 zusammen mit zwei Schweizern als erster Bergsteiger auf dem Mytikas stand, dem höchsten Gipfel des Olymp. Vor allem hat Kostas Zolotas in der Bergprovinz gezeigt, wie man gut wirtschaften kann. Er betrieb 50 Jahre lang erfolgreich die älteste Berghütte des Gebirgszuges. Trotz seines hohen Alters will Kostas Zolotas noch einmal seinen Berg besteigen. „360° – Geo Reportage“ hat den alten Bergführer beim Aufstieg zum Sitz der Götter begleitet. Kostas Zolotas Aufstieg auf den Olymp beginnt gemütlich. Sein Weg führt über malerische Schluchten und Wasserfälle, immer weiter hinein und hinauf in den Nationalpark Olymp, Heimat zahlreicher seltener Pflanzen- und Tierarten Griechenlands. Seit 1981 ist das Gebirgsmassiv als UNESCO-Biosphärenreservat ausgewiesen. Nach etwa neun Kilometern, für die gute Bergwanderer etwa vier Stunden benötigen, erreicht Kostas Zolotas den Ort Prionia auf 1.100 Meter Höhe. Er freut sich, seinen Freund Evripidis wiederzusehen, den Führer des Maultiertrecks, der die Berghütten versorgt. An einer natürlichen Quelle erfrischen sich Menschen und Tiere noch einmal vor dem härtesten Teil des Aufstiegs. Über sechs Kilometer steile Pfade liegen nun vor dem 80-jährigen Kostas Zolotas und dem Treck, bevor sie die Berghütte Spilios Agapitos, Kostas alte Hütte, erreichen. Er hatte sie einst eröffnet und betrieben. Heute führt seine Tochter Maria mit ihrer Familie die Geschäfte. Davor geht es durch Hochwald mit Schwarz- und Panzerkiefern sowie wilden Kirschbäumen. Kostas Zolotas hat es eilig. Ob die Wirtschaft gut läuft? Wie es wohl Maria und seinen Enkeln geht? Seit zwei Monaten haben sie sich nicht mehr gesehen.
Die Kleinstadt Prince Albert liegt etwa 400 Kilometer nordöstlich von Kapstadt, umgeben von den endlosen Weiten der Karoo-Halbwüste. Hier lebt Farmerin Gay Van Hasselt. Im Jahr 2009, nach dem Tod ihres Mannes Clive, übernahm sie seine Farm. Eine sehr harte Aufgabe, plötzlich für 2.500 Ziegen und 30.000 Hektar Land verantwortlich zu sein. Nicht nur für die Van Hasselts sind die kostbaren Angoraziegen eine gute Einnahmequelle. Die Diamantfaser, wie das Ziegenhaar aufgrund seines natürlichen Glanzes und seiner bleibenden Eigenschaften genannt wird, gibt auch Frauen in strukturschwachen Regionen Arbeit. In Prince Albert beginnt kurz vor Frühlingsanfang für die Angorafarmer die Zicklein-Saison. Täglich erblicken Dutzende flauschige Babyziegen das Licht der Welt und verwandeln die Wiese vor dem Haus der Van Hasselts in einen Tier-Kindergarten. Gay und Jordi Van Hasselt haben alle Hände voll damit zu tun, verwaiste Jungtiere zu füttern, Geburtshilfe zu leisten und die Herden zu managen. Zugleich steht die jährliche Winterschur durch die Schurteams aus der Bergenklave Lesotho an. 2.500 Ziegen werden sie in den kommenden zwei Wochen scheren. In der Hafenstadt Port Elizabeth wird das edle Ziegenhaar vermarktet - Südafrika ist der wichtigste Produzent von Mohair und Port Elizabeth zugleich das Welthandelszentrum. Von hier aus tritt Mohair nach einem aufwendigen Veredelungsprozess seine Reise in die Welt an. Internationales Flair sucht man im beschaulichen Alicedale vergeblich. Aber hier, unweit des berühmten Addo Elephant National Parks, hat sich Jan Paul Barnard niedergelassen. Seit 40 Jahren webt er Decken, Vorhänge, Überwürfe und Schals aus Mohair. Eine Spinnerei im wahrsten Sinne des Wortes, mit der er auch die Frauen seines Lebens angesteckt hat.
Lucio Zurlos Studio namens Boxe Vesuviana liegt im Stadtviertel Provolera, was im neapolitanischen Dialekt so viel bedeutet wie Pulverfass. Es ist eine Anspielung auf den Vulkan gleich nebenan sowie darauf, dass sich hier einst eine Militärstation befand – der Name könnte aber auch die soziale Sprengkraft des armen Viertels bezeichnen. Der Boxsport hat hier eine riesige Anhängerschaft. Es ist schlicht für viele der Weg heraus aus Tristesse, Straßengewalt und Sinnlosigkeit. Zurlo engagiert sich daher nicht nur für Sport und Titelkämpfe. Er ist vor allem ein sozialer Anlaufpunkt. Im Boxstudio trainieren Sportler unterschiedlichen Alters. Von Anfängern bis hin zu Profis, unter ihnen zum Beispiel Salvatore Annunziata. Nach einem Jahr Pause bereitet sich der 30-Jährige auf einen wichtigen Kampf vor, der ihm die Möglichkeit geben könnte, um den nationalen Titel zu boxen. Salvatore besucht Lucios Boxtraining schon seit dem zwölften Lebensjahr. Einst war er ein eher schüchternes Kind. Doch mit den Jahren ist aus Salvatore ein professioneller Boxer geworden, der schon den Welttitel IBF sowie den Mittelmeer-Boxtitel gewonnen hat. Und doch reicht sein Verdienst aus dem Sport nicht aus, um damit seine Familie zu ernähren. So arbeitet er zusätzlich vier Tage pro Woche auf dem Markt von Ischia als Verkäufer von Bekleidung. Sobald er Feierabend hat, trainiert er auch dort, am Strand unter freiem Himmel. Trainer Zurlo unterweist ihn dann per Telefon. Denn der entscheidende Kampf rückt immer näher. Wie wird sich Salvatore im Ring machen? Hat er nach so langer Pause überhaupt Chancen auf Erfolg?
Kalifornien ist die Heimat der Mammutbäume. Die stattlichen Riesen werden bis zu 3.000 Jahre alt und nicht selten über 100 Meter hoch. Inzwischen gibt es nur noch wenige von ihnen. Wissenschaftler und Forstmitarbeiter bemühen sich um die letzten verbliebenen Exemplare, katalogisieren, vermessen und untersuchen sie. Doch bis in die Kronen wagt sich nur eine besonders waghalsige Gruppe von Männern – die Baumkletterer. Chad Brey gilt als einer der besten der USA. Deshalb wird der 38-Jährige immer wieder für Aufträge angeheuert, die als schwierig oder waghalsig gelten. Wie etwa das vertikale Vermessen eines Mammutbaumes, dessen angegebene Höhe von etwa 90 Metern letztmalig vor 40 Jahren gemessen wurde. Inzwischen sollte der Baum um einiges höher sein. Selbst in Kalifornien gibt es derart hohe Bäume nur noch selten. Für die kalifornische Holzindustrie wurden im letzten Jahrhundert 96 Prozent des Bestandes gefällt, und selbst heute möchte die Industrie nicht auf das wertvolle Baumaterial verzichten. Während Aktivisten und Umweltschützer zum offenen Kampf gegen die Wirtschaft aufrufen, sucht Chad mit Wissenschaftlern nach anderen Wegen. Für seinen neuen Auftrag soll er alte und gut entwickelte Bäume finden, von denen Biologen Ableger ziehen wollen, um sie in anderen Teilen der Welt anzupflanzen. Die Zeit drängt, denn mittlerweile wird Kalifornien in jedem Sommer von verheerenden Waldbränden heimgesucht, die auch die letzten Exemplare der Mammutbäume bedrohen.
Seit über 20 Jahren schon kämpfen die Xeni Gwet’in gegen eine riesige Goldmine, die die intakte Natur ihres Lebensraums bedroht. Nachdem die Rechte der kanadischen Ureinwohner über Jahrzehnte systematisch unterdrückt wurden, gewinnen sie inzwischen wieder an Unterstützung in der Öffentlichkeit. Nun haben die Xeni Gwet’in vom Stamm der Chilcotin im Westen Kanadas endlich offiziell Land zugesprochen bekommen. „360° Geo Reportage“ hat die Chilcotin in dieser entscheidenden Stunde besucht. Das spektakuläre Bergrennen gehört zu den jährlichen Höhepunkten im Leben der Chilcotin. Wagemutige Reiter sammeln sich auf einer Bergspitze, um dann in atemberaubendem Tempo den Hang hinunterzujagen. Schon mehrfach gab es Schwerverletzte – aber es ist ein unverzichtbarer Bestandteil ihrer Kultur. Ebenso wie das traditionelle Lachsfangen oder das Elder’s Gathering, bei dem die Jüngeren in die Kunst des Ledergerbens oder Fischräucherns eingeweiht werden. Doch längst nicht mehr alle folgen dem Beispiel der Alten. Viele junge Chilcotin arbeiten inzwischen in der örtlichen Holzindustrie oder studieren. Nicht nur die ideellen Werte des Stammes sind bedroht, die Holzindustrie greift nach den Wäldern ihres angestammten Gebietes. Vielerorts entstehen auch Minen, deren Abwässer das Wassersystem und vor allem den Lachs bedrohen, der für die Chilcotin überlebenswichtig ist. Das spektakuläre Gerichtsurteil aus Ottawa, das einem Stamm erstmals die Entscheidungsgewalt über sein Land gibt, könnte ein Neuanfang für die Chilcotin sein und den Weg für viele andere kanadischen Stämme im Kampf um ihre Rechte ebnen.
Der venezolanische Umweltschützer und Blitzexperte Erik Quiroga dokumentiert seit 1996 die Häufigkeit und Intensität von Blitzen. Er hat den Blitzen von Catatumbo zum Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde verholfen – jetzt er hat sich ein neues Ziel gesteckt: Er möchte das einmalige Ökosystem am größten See Südamerikas unter Schutz stellen lassen. Der Maracaibo-See liegt im Westen Venezuelas, nahe der Grenze zu Kolumbien. Er hat zwar einen Zugang zur Karibik, gilt aber als See oder Binnenmeer, da er zu 98 Prozent Süßwasser enthält. Im Südwesten dieses größten Sees Südamerikas liegen die Dörfer Congo Mirador und Ologa im Mündungsgebiet des Flusses Catatumbo. Hier befindet sich das Epizentrum der Blitze. Fast jeden Abend gegen 19.00 Uhr beginnt das Schauspiel – zunächst mit entferntem Wetterleuchten, also Blitzen, die von Wolken verdeckt werden. Später in der Nacht zucken gewaltige Entladungen über den ganzen Horizont – nicht selten im Sekundentakt. Die Menschen in den Dörfern sind mit den Blitzen aufgewachsen – sie haben sich an das Nachtspektakel gewöhnt, Angst haben vor allem viele Kinder vor der Naturgewalt. Andere Phänomene sind von Menschen gemacht, wie die Entwaldung und Wasserverschmutzung. Erik Quiroga möchte die Sümpfe und das Epizentrum der Blitze als Weltnaturerbe bei der Unesco anerkennen lassen. Das wäre eine Möglichkeit, das gesamte Ökosystem ringsum, das die Blitze von Catatumbo mit verursacht, zu schützen. Und nebenbei auch den Lebensraum der Menschen am Maracaibo-See.
Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, wird es die legendären Tasmanischen Teufel bald nicht mehr geben. Über 90 Prozent des Bestandes fielen bislang einer hochansteckenden Krebserkrankung zum Opfer. Biologen, Immunologen und Tiermediziner arbeiten mit Hochdruck daran, ein Gegenmittel zu finden. Auch private Initiativen kümmern sich inzwischen um kranke, verletzte und verwaiste Teufel. Wenigstens beginnt die Öffentlichkeit in Tasmanien endlich zu begreifen, wie wertvoll die Teufel für das Ökosystem und das Image der Insel sind. Jahrhundertelang wurden die Tiere gejagt und ausgerottet, woran hauptsächlich ihre für das menschliche Ohr unangenehm schrill klingende Stimme schuld war. Inzwischen weiß man, dass die Teufel als Aasfresser einen wertvollen Dienst im Ökosystem erfüllen. Auch sind sie weder aggressiv noch gefährlich. Um die bedrohte Tierart zu schützen, hat Greg Irons mit dem Bonorong Wildlife Sanctuary ein Rettungsprogramm ins Leben gerufen, das alle erdenklichen Seiten des Problems mit einbezieht. Er koordiniert die Bergung kleiner Teufel aus den Beuteln ihrer todkranken oder überfahrenen Mütter und sorgt dafür, dass sie von speziell dafür ausgebildeten Menschen großgezogen werden. Irons arbeitet zudem mit Biologen wie dem Teufel-Experten Nick Mooney zusammen, dessen leidenschaftliches Engagement für die Beutelteufel ihm bereits den Titel „Australier des Jahres“ eingebracht hat. Inzwischen können die Retter erste Erfolge verbuchen. Ob es jedoch ausreicht, die Tierart zu bewahren, muss sich erst zeigen.
Ohne die Kastanienbäume wäre Korsika nicht das, was es ist: eine Insel voller Traditionen, Stolz und Würde. Hunderte Bauern haben hier einst die legendären Kastanienwälder bewirtschaftet. Heute ist davon noch eine Handvoll übriggeblieben, die gegen das Aussterben der Kastanienproduktion kämpft. Und das erst recht, seit die Gallwespe die Bäume zu vernichten droht. Die „360° Geo Reportage“ hat die wenigen verbliebenen Kastanienproduzenten eine Saison lang begleitet und ihr faszinierendes Handwerk kennengelernt. Einer von ihnen ist Jean-Paul Vincensini. Er war der Erste, der in den 70er Jahren auf Korsika den Anbau der Kastanien und die Produktion des Kastanienmehls wiederaufnahm und so die traditionelle Lebensweise der Kastanienbauern wiederentdeckte. Das von Jean-Pauls Firma produzierte Mehl wird zur Herstellung des berühmten korsischen Biers, von Konfitüren, glasierten Maronen und Keksen genutzt. Uralte Familienrezepturen kommen bei der Herstellung der Produkte zum Einsatz – doch in diesem Jahr macht allen die Gallwespenplage schwer zu schaffen. Der Schädling wurde vermutlich durch Jungpflanzen aus dem benachbarten Italien eingeschleppt und frisst sich seitdem durch die Kastanienwälder. Das bedroht nicht nur die Existenz der korsischen Kastanienbauern, damit droht auch eine ganze Kultur und das Erbe Korsikas zu verschwinden.
Fred und Hugo haben ihr Unternehmen „Blitz Motorcycles“ genannt. So blitzschnell ihre Maschinen auch fahren mögen, in der Werkstatt zwischen Arc de Triomphe und Montmartre geht es eher lässig zu. Stress, Liefertermine, fremdbestimmte Auftragsarbeiten – all das lehnen die vollbärtigen Bastler kategorisch ab. Fred und Hugo fertigen sogenannte Custom Bikes, also „personalisierte Motorräder“, nach dem persönlichen Geschmack ihrer Kunden an. Zuerst werden die Klienten daher ausführlich befragt – was sind ihre Wünsche? Welche Charaktereigenschaften hat der Kunde und wie übersetzt man diese in sein neues Bike? Erst wenn die Monteure sich ein genaues Bild gemacht haben, geht es an die Umsetzung des Auftrags. Fred und Hugo gehen auf die Suche nach passenden Gebraucht-Motorrädern, die sie in den folgenden Monaten auseinandernehmen und komplett umbauen – Tank, Motorblock und Sattelbank werden neu designt oder von anderen Modellen hinzugefügt. Die wichtigste Regel bei all dem: Der Kunde darf nie auch nur einen Zwischenschritt der Montage begutachten. Erst am Ende präsentieren die Blitz-Boys das Gesamtkunstwerk. Und das soll perfekt sein – das ideale Motorrad passend zum jeweiligen Kunden! Bislang hat das auch immer geklappt. Dass eine solche Geschäftsidee funktioniert, mag auch am Standort des Unternehmens liegen: Wo, wenn nicht in Paris, kann der Kreativität und gleichermaßen dem Hang zum Althergebrachten so erfolgreich freien Lauf gelassen werden
Gilberto Valladares ist Unternehmer der ersten Stunde und Besitzer eines der angesagtesten Friseursalons der Stadt. Finanziellen Erfolg hat er erreicht, doch er möchte vor allem ein neues Kuba mitgestalten – ein Kuba, in dem das Miteinander nicht verloren geht. Deswegen investiert er einen großen Teil seines Verdienstes in soziale Projekte. Das Wichtigste: eine kostenlose Friseurschule. Hier gibt er Jugendlichen auf Abwegen die Chance, ihrem Leben einen neuen Sinn zu verleihen. Friseurschüler Yoni ist aktuell das wohl größte Sorgenkind. Vom Polizeichef persönlich bei Gilberto abgegeben, geht es für Yoni jetzt ums Ganze. Bald volljährig muss er nicht nur die Prüfungen in der Friseurschule meistern, sondern auch eine Geschäftsidee umsetzen, die ihn in Zukunft ernähren kann. Friseure und Barbiere gibt es viele in Havanna – aber kaum jemand spezialisiert sich auf vierbeinige Kunden. Deswegen eröffnet Yoni einen der ersten Hundesalons der Stadt. Dringendstes Problem: einen Geschäftsraum finden. Das ist gar nicht so einfach, denn in der verfallenden Altstadt sind Wohnungen rar. Der Musiker und Renovierer Albertico hatte bereits mehr Erfolg, was Immobilien angeht. Mithilfe finanzieller Unterstützung aus dem Ausland baute er sich eine Wohnung in einem Vorort Havannas. Der Umzug in die eigenen vier Wände steht vor der Tür und damit auch eine ganz neue Erfahrung für den jungen Kubaner – Einsamkeit im Luxus statt Gemeinsamkeit auf engstem Raum. Gilberto, Yoni, Albert – sie sind die neue Generation Kubas, eine Generation, die sich dem Wandel stellt.
Bereits seit 1674 existiert in Hamburg eine behördliche Planstelle zum Schutz der Schwäne der Stadt – die des Schwanenvaters. Damit ist sie eine der ältesten Tierschutzbehörden Europas. Olaf Nieß hat das Amt 1996 von seinem Vater Harald übernommen und ist seitdem mit der Hege und dem Schutz der Tiere beschäftigt. Das Verhältnis der Hamburger zur ihren wilden Stadtschwänen ist innig – werden sie im November eingefangen, gilt das in Hansestadt als offizieller Winterbeginn. Auch der Anfang des Frühjahrs wird erst durch die Rückkehr der grazilen Vögel eingeläutet. „360° Geo Reportage“ hat Olaf Nieß und „seine“ Zöglinge ein Jahr lang begleitet. Seit seiner Kindheit ist der Schwanenvater mit der Rettung von Schwänen und anderen Wildtieren beschäftigt. „Die Legende sagt, solange stolze Schwäne auf der Alster ihre Runden ziehen, ist Hamburg eine freie und wirtschaftlich erfolgreiche Stadt. Ich werde alles dafür tun, dass das so bleibt“, so Nieß. Es gilt einen Bestand von 150 Tiere aufrecht zu halten – so will es die jahrhundertealte Gesetzgebung. Keine leichte Aufgabe, denn wo wilde Tiere den Menschen einer Millionen-Metropole so nahe kommen, passieren Unfälle, müssen Tiere aus misslichen Lagen befreit, verwaiste Küken aufgezogen und verletzte oder misshandelte Tiere eingefangen werden. Nicht zuletzt ist das jährliche Einfangen jedes einzelnen Schwanes im November ein einzigartiges Spektakel – und mittlerweile weit über Hamburgs Grenzen hinaus bekannt.
Philippe Rollin arbeitet seit Jahrzehnten als Muschelfischer in Saintes-Maries-de-la-Mer. Die Camargue, die endlos weißen Strände am Mittelmeer und die kleinen bunten Tellmuscheln sind sein Leben. Dieser Meeresschatz steht theoretisch unter strengem Schutz: streng regulierte Fangzeiten, Fangquoten und eindeutige Vorschriften für die Größe der zu fangenden Muscheln – doch nicht alle halten sich daran. Viele Fischer holen so viel wie möglich aus dem Meer und machen damit nicht nur die Arbeit der „telliniers“ zunichte, sondern bedrohen den gesamten Bestand der Tellmuscheln „360° Geo Reportage“ hat die Schönheit der Camargue und seiner Schätze der Natur eingefangen. Der Beruf des Tellmuschelfischers ist ein Knochenjob: Stundenlang stehen sie bis zum Bauch im eiskalten und oft sturmgepeitschten Mittelmeer, mit bis zu 40 Kilogramm Blei auf dem Rücken beschwert, um dem Meeresboden mit einem speziellen Kescher die Muscheln abzutrotzen. Die Kunst und Profession dieser Fischer liegt nicht nur darin, den Kescher fachgerecht zu bewegen, sondern auch den Beifang fachgerecht zu entsorgen: Neben Steinen und Sand müssen vor allem die noch zu kleinen Muscheln zurück ins Meer geworfen werden, damit sie wachsen und den Bestand sichern können. Doch skrupellose Fischer machen sich das Leben leicht und fangen genau diesen aussortierten Beifang – ohne Rücksicht auf die ehrlichen Kollegen und ohne jede Spur von Verantwortung gegenüber der Natur und ihren Ressourcen. Philippe Rollin und seine Kollegen kämpfen einen erbitterten Kampf für das Überleben der Tellmuscheln.
Kraniche, so heißt es in Bhutan, bevorzugen heilige Orte. Das Phobjikha-Tal, tief im Inneren Bhutans, ist so ein Ort. Ab Mitte Oktober warten alle Bewohner auf die Ankunft der Zugvögel. Die Kraniche kommen zum Überwintern aus Tibet in das geschützte Tal. Da hier die Böden so gut wie nie zufrieren, können die Kraniche auch in den Wintermonaten ausreichend Nahrung finden. Für die Menschen ist die Ankunft der Kraniche ein wichtiges Omen. Besonders gespannt wartet der elfjährige Karma in diesem Jahr auf die Kraniche. Im buddhistischen Glauben ist sein Name etwas ganz Besonderes, denn „Karma“ bedeutet Schicksal; das Schicksal, das wir selbst in der Hand haben. Der Junge hat gelernt, dass er sein Karma positiv beeinflussen kann, mit Bescheidenheit, Güte und Einsicht – so verlangt es sein Glaube. Die Eltern wollen, dass sich Karma jetzt, wo er die Kindheit hinter sich lässt, auf eine Zukunft als Mönch vorbereitet. Für nahezu jede Familie in Bhutan ist es eine Ehre und Pflicht, zumindest einen Sohn in eines der vielen Klöster zu entsenden. Doch Karma ist unschlüssig. Ihn interessiert nicht nur die spirituelle Rolle der Kraniche, der Himmelsvögel im Phobjikha-Tal. Er will vor allem mehr über die Biologie der schönen Tiere wissen – und über die Natur, die sie zum Überleben brauchen. Sobald die Vögel im Winterquartier angekommen sind, streift er immer wieder mit dem Biologen Jigme durch das Tal, um die Kraniche zu beobachten. Doch er kann der Entscheidung nicht entkommen: Welchen Weg wird er in Zukunft gehen – ins Kloster oder in die Wissenschaft?
Acht junge Briten leben als Einsiedler auf Bird Island. Eineinhalb Jahre werden sie ohne schnelles Internet, ohne Arzt oder Bäcker und ganz auf sich gestellt sein. Nur zweimal im Jahr kommt ein Versorgungsschiff vorbei. Bird Island ist eine nur vier Quadratkilometer kleine Vogelinsel vor der Küste Südgeorgiens und einer der stürmischsten und tierreichsten Plätze der Erde. Dort ist die Natur tatsächlich noch unberührt. Hunderttausende Pinguine und Albatrosse nisten auf dem subantarktischen Eiland, unbeeindruckt von den neugierigen Blicken der wenigen Menschen, die sich dort aufhalten dürfen. Für die acht Frauen und Männer, die auf Bird Island für den British Antarctic Survey forschen, geht ein Lebenstraum in Erfüllung. Es gibt kaum einen besseren Ort auf der Erde, um Seevögel zu beobachten. Dafür nehmen sie Arbeit bei Schnee und Sturm in Kauf und eine monatelange Isolation. Selbst ihre Kollegen auf der 1.000 Mal größeren Nachbarinsel Südgeorgien bleiben für sie unerreichbar. Nur 500 Meter Südpolarmeer trennen beide Inseln. Doch für Vögel und Menschen liegen Welten dazwischen. Robben- und Walfänger haben nicht nur Südgeorgiens Tierwelt geplündert, sondern auch Ratten eingeschleppt. Die Nager bedrohen die Vogelwelt. Ohne sie würden hier vermutlich 90 Millionen Tiere mehr nisten als heute. Mit der bisher größten Rattenausrottung aller Zeiten versucht ein Biologen-Team, Südgeorgiens Natur in ihren „Urzustand“ zu versetzen und damit in den wichtigsten Vogelbrutplatz der Südhalbkugel. „360° Geo Reportage“ begleitet die Arbeit der Vogel-Forscher auf Bird Island und den Kampf der Vogel-Retter auf Südgeorgien. Dazu war das Filmteam mehr als drei Monate vor Ort.
Missionare machten vor knapp 50 Jahren Basketball bei den Triquis im Bundesstaat Oaxaca populär. Aus Mangel an Freiflächen in den Kiefernwäldern des Hochlands kam Fußball nicht infrage. Jedes Kind wächst dort heute mit diesem Sport auf, Jungen wie Mädchen. Deysi Martinez ist ein Ausnahmetalent. Dank ihres Talents und ihrer guten Noten geht sie seit eineinhalb Jahren auf ein Sportinternat in der Hauptstadt Oaxaca. „360° Geo Reportage“ hat sie besucht. Deysi dribbelt den Ball im Slalom über den Betonboden, von vorne kommt Angriff, die 13-Jährige hat keine Zeit zum Überlegen, wie ein Pfeil schießt sie nach oben, wirft den Ball in den Korb und landet mit einem dumpfen Geräusch. Deysi gehört zu den besten Basketball-Spielerinnen Mexikos, zumindest in ihrer Altersgruppe. Sie ist kleiner als ihre Konkurrenten in anderen Regionen und spielt meist barfuß, wie alle Triquis, eine kleine indigene Minderheit im Südwesten Mexikos. Etwa 38.000 von ihnen gibt es noch, ein Drittel der Erwachsenen sind in die Vereinigen Staaten ausgewandert, die meisten illegal. Zurück geblieben sind Alte, Frauen und Kinder. Auch Deysis Vater lebt seit rund drei Jahren in Washington, wo er als Erntehelfer arbeitet, für weniger als den Mindestlohn. Er war selbst Kapitän einer Basketballmannschaft. Die Tochter hat sein Talent geerbt. Das hat auch Sergio Ramirez Zúñiga erkannt. Der Trainer hat den Casa Club gegründet, eine Sportakademie, in der Triqui-Kinder gefördert werden. Die harte Schule des Trainers hat zu ersten Erfolgen geführt. Einige der jungen Spieler haben Stipendien, Sprachkurse mit Bildungsreisen, in Amerika und Europa erhalten. Auch Deysi hat diesen Traum. Zusammen mit anderen Mädchen und Jungen trainiert sie deshalb jeden Tag. Schon bald wird sie sich beweisen können: Eine Turnierreise durch den Bundesstaat Oaxaca steht an. Die Generalprobe für weitere Spiele in den USA.
Riesenvogelspinnen waren für die Piaroa in den Regenwäldern Venezuelas schon immer besondere Tiere. Während der Regenzeit sind sie eine wichtige Nahrungsquelle. Für den Rest des Jahres dienen sie den Schamanen des Volkes als Vermittler zwischen den Toten und den Lebenden. Doch mit der Christianisierung der letzten Stämme schwindet auch die Macht der Schamanen. Und mit ihnen die Rolle der Spinnen. Es ist früher Morgen im Regenwald. Eine Gruppe von Einheimischen pirscht durch das Unterholz auf der Suche nach Spinnen. Die Feuchtigkeit der letzten Tage regt die Aktivität der Tiere an. Die Riesenvogelspinnen mit einer Beinspannlänge von bis zu 30 Zentimetern leben unter der Erde in Höhlen und in Baumstümpfen. Sie herauszulocken erfordert Geduld und Erfahrung. Durch die nervösen Bewegungen mit einem Lianenstängel imitieren die Piaroa ein Insekt, das sich vor der Höhle aufhält und eine Beute sein könnte. Die trotz ihrer acht Augen fast blinden Vogelspinnen besitzen hochempfindliche Tasthaare an ihren Füßen, die auf kleinste Erschütterungen reagieren und so lokalisieren, wo genau sich die Beute befindet. Zu den Jägern gehört auch José, dessen Vater einer der letzten Schamanen der Piaroa ist. Etwa 15.000 dieser indigenen Einheimischen gibt es noch. Christianisierung und alternative Lebensentwürfe drängen die Bräuche der Piaroa zunehmend zurück. José ist einer der letzten jungen Männer, die den Beruf des Schamanen erlernen wollen. Neben einem geschulten Körper und Geist gehört die genaue Kenntnis der einheimischen Natur zu seinen Aufgaben. Seit Jahren bereitet sein Vater ihn darauf vor. Wird es José gelingen, die Tradition seines Volkes in die Moderne zu retten? Trotz Missionierung, Abwanderung der Piaroa in die Städte und der Vereinnahmung des Regenwaldes durch internationale Pharma-Konzerne?
Nor Yauyos Cochas ist das erste Landschaftsschutzgebiet Perus. Es liegt rund 140 Kilometer Luftlinie südöstlich von Lima im Hochland, und mitten darin, auf 3.300 Meter Höhe, das Dorf Laraos. Bewohner und Häuser sind ein wenig in die Jahre gekommen. Der Verfall ist überall spürbar, auch in den atemberaubenden Terrassenlandschaften, die sich gleich hinter dem Dorf in die Höhe stapeln: ein architektonisch und agrarwirtschaftlich unschätzbares Erbe aus der Vor-Inka-Zeit. Pflanzen und natürliche Gegebenheiten wurden hier nach Sonne und Mond ausgerichtet und durch ein weit verzweigtes Bewässerungssystem zum Leben erweckt. Hier wachsen die „papas nativas“, die sogenannten Urkartoffeln. Die Bauern hegen große Hoffnungen in diese alten Sorten. Sie könnten die Ernährungssicherheit der Großstädte Perus garantieren und gleichzeitig ihre Zukunft im Hochland sichern. Wenn Ruth Cuevas durch Laraos geht, ist sie glücklich. Nachdem sie 25 Jahre in Lima gelebt hat, ist sie hierher in ihr Dorf zurückgekehrt und beteiligt sich aktiv an der Gestaltung des Dorflebens. Eine gesunde Erde, reines Wasser, unbehandelte Kartoffeln in einer Formen- und Farbenvielfalt, wie man sie sonst nirgends kennt – diesen Dingen gehört ihre Liebe. Und all das könnte auch die Zukunft des Dorfes sichern, wenn Abnehmer für die Agrarprodukte gefunden werden und Touristen die Terrassenlandschaft als Ziel entdecken. Doch benachbarte Minen und fehlende Vertriebsstrukturen gefährden dieses einzigartige Erbe der andinen Agrarwirtschaft.
Mehr als 30 Kinder leben in der Familie des Kambodschaners Sitha. Nur vier davon sind seine eigenen. Der Rest sind ehemalige Straßenkinder, welche die Familie adoptiert hat. Der Tag beginnt für Sitha um 5.30 Uhr. Dann muss er durch die Schlafräume gehen und alle Kinder seiner Familie wecken. Anziehen, Waschen und Frühstücken sind logistisch aufeinander abgestimmt, ebenso wie der Rest des Tages, um allen Kindern und ihren Ansprüchen gerecht zu werden. Während die einen noch im Kleinkindalter sind, werden die Ältesten bald das Haus verlassen. Als vollwertige, gebildete Mitglieder der Gesellschaft, wie Sitha hofft. Aufgenommen hat er die meisten von ihnen als arme, mittellose Straßenkinder, die mit Betteln oder Stehlen versucht hatten, über die Runden zu kommen. Die Zahl der Straßenkinder in Kambodscha wächst, die Waisenhäuser platzen aus allen Nähten. Gerade in den Dörfern ist die Armut groß. Häufig können Eltern ihre Kinder nicht ernähren oder sich um sie kümmern. Die Kinder müssen dann entweder arbeiten, um ihre Familien finanziell zu unterstützen oder sie werden komplett verstoßen und sind folglich auf sich allein gestellt. Immer wieder nimmt Sitha neue Kinder auf, auch wenn die finanziellen Anforderungen das Ehepaar längst an seine Grenzen gebracht haben. Dreijährige Zwillinge sollen die neuesten Familienmitglieder werden. Ihre Eltern starben an Tuberkulose. Doch wohin mit den beiden in dem ohnehin schon überfüllten Haus?
Wer auf der Karibik-Insel Curaçao ein Auto besitzt, das mindestens 30 Jahre alt ist, kann ganz offiziell ein sogenannter Wabi-Boy werden. Der Wabi-Club mit seinen über 100 Mitgliedern ist einer der ältesten Oldtimerclubs in der Karibik. Es gibt ihn schon seit 1965. Bei den Clubtreffen kommen alle Mitglieder zusammen und präsentieren ihre liebevoll restaurierten Wagen. Ihr Erkennungszeichen ist das gelbe Polohemd. Es ist so gelb wie die Blüten des karibischen Wabi-Baums, nach dem der Club benannt ist. "360° Geo Reportage" hat den Club und seine Mitglieder besucht.
Hochzeiten sind im Leben der Neapolitaner überaus prachtvolle Feste. Wohl nirgendwo sonst in Italien feiert man mit so viel Theatralik wie in Neapel. Doch die Brautpaare kostet das Fest ihrer großen Liebe fast immer ein kleines Vermögen. Zu einer neapolitanischen Hochzeit gehören oft auch Show-Auftritte von sogenannten Femminielli, von Männern, die als Frau leben. "360° Geo Reportage" hat einen von ihnen bei den Vorbereitungen für einen großen Hochzeitsauftritt begleitet.
Es heißt, Yoga werde in Indien schon seit rund 5.000 Jahren praktiziert. Doch unter der britischen Kolonialherrschaft geriet das Wissen um die medizinischen Heilkräfte von Yoga nahezu in Vergessenheit. In den 30er Jahren entwickelte der Yoga-Meister B. K. S. Iyengar aus der altindischen Hatha-Tradition neue Techniken. "360° Geo Reportage" geht dem Geheimnis des Yogas auf die Spur. Iyengar-Yoga wird inzwischen weltweit praktiziert und anerkannt und sogar zur unterstützenden Behandlung von Krebspatienten eingesetzt.
Seit über 30 Jahren ist David Robert Hau Chef-Ranger im Nationalpark Komodo. Keiner kennt die Insel und seine Bewohner – die riesig großen, drachenähnlichen Komodowarane – so gut wie er. David ist der einzige Ranger, der selbst in die entlegensten Winkel des Parks vordringt und auch andere gefährliche Tiere wie die javanische Speikobra aufspürt. Ein Kreuzfahrtschiff verlässt Komodo. In den letzten Jahren ist die indonesische Insel zunehmend beliebter bei Tourismusveranstaltern geworden. Eine Win-Win-Situation: Die Komodowarane garantieren Nervenkitzel bei den Besuchern aus aller Welt. Die dadurch eingenommenen Gelder ermöglichen sowohl dem Nationalpark als auch den Einheimischen, die vom Souvenir-Verkauf leben, ein gutes Auskommen. Bedingung ist, dass weder die Natur noch die Tiere gestört werden. Um das zu gewährleisten, sind die Nationalparkhüter im Einsatz. Chef-Ranger David Hau hat viel zu tun. Seit über 30 Jahren kontrolliert er die Bestände nicht nur der Riesenechsen, sondern auch anderer einheimischer Arten wie etwa der blauen Weißlippenbambusotter. Im Laufe der Jahre hat er sich so einen einmaligen Wissensschatz über das Verhalten und den Charakter der Tiere angeeignet, der ihm nun zugutekommt. Bei über tausend Passagieren pro Kreuzfahrtschiff können es die Ranger nicht dem Zufall überlassen, ob die Touristen die Warane sehen. Dies ist aber nötig, um ihnen das Aha-Erlebnis zu bieten. Folglich müssen David und sein Team die imposanten Tiere an einen speziellen Platz locken, wo sie jedoch nicht mit den Menschen aneinandergeraten dürfen. Denn auf den anderen Inseln gab es schon tödliche Bisse. Eine nicht immer einfache Gratwanderung.
Die 25-jährige Meiyun lebt im pulsierenden Kunming. Sie ist eine moderne, hübsche Frau – und doch findet sie keinen passenden Partner. Im China des 21. Jahrhunderts ist dies ein generelles Problem. Keine Zeit, zu viel Stress, der Job hat Vorrang und frisst das Privatleben auf. Meiyun kauft auf den Märkten der Hauptstadt Silberschmuck verschiedener Stämme, um diesen später von Zuhause aus per Internet weiterzuverkaufen. Damit kann sie ihre Familie finanziell unterstützen und sich ein Apartment leisten, das sie sich allerdings mit zwei anderen jungen Frauen und deren Kindern teilt. Auf Meiyung lastet ein hoher Druck. Denn sie entstammt dem Bergvolk der Hani, bei denen Mädchen traditionell früh verheiratet werden. Meiyuns Eltern erwarten von ihr, dass sie bald einen passenden Bräutigam findet. Die Mutter hat sogar schon das Brautkleid fertig genäht. Eine der wenigen Möglichkeiten, potenzielle Partner kennenzulernen, bietet das jährliche Kuzhazha-Fest, zu dem Meiyun zurück in ihre traditionsbehaftete Heimatstadt reist.
Sansibar, ein tropischer Sehnsuchtsort im Indischen Ozean vor der Küste Tansanias und ein buntes Gemisch von Ethnien, Religionen und Kulturen. Die Musik dieses afrikanisch-arabisch-indischen Völkermixes ist Taarab. In den zahlreichen Musikgruppen und Clubs durften die Frauen bisher zwar singen, aber keine Instrumente spielen. Die 360° - GEO Reportrage hat das Tausi Women’s Taarab Orchestra, das erste reine Frauenorchester Sansibars, begleitet. (geo)
In Chamonix am Fuße des Mont Blanc treffen sich leidenschaftliche Alpinisten, Familien, die Hautevolee und Einheimische. In der Hochsaison dreht sich alles um den Gebirgssport - und um den mit 4.810 Metern höchsten Berg der Alpen. Rund tausend Menschen versuchen jedes Jahr den Aufstieg - zehn davon bezahlen ihn mit dem Leben. Viele von ihnen unterschätzen den als weniger schwierig geltenden Normalweg von der Goûter-Hütte aus. Aber Gletscherspalten, Wetterstürze und Lawinen bedeuten oft tödliche Gefahren. "360° Geo Reportage" hat Menschen besucht, deren Leben eng mit dem Mont Blanc verbunden ist.
Die Woiwodschaft Karpatenvorland ist im Vergleich zum polnischen Landesdurchschnitt eher dünn besiedelt. Viele Bewohner sind in den 60er und 70er Jahren hierhergezogen. In der Einsamkeit der Wälder war der Staatskommunismus weniger spürbar. Heute ist es eine der ärmsten Regionen der Europäischen Union, und die Menschen ziehen wieder fort, vor allem die Jugend sieht wenig Perspektiven. Doch nahe den Grenzen zur Slowakei und der Ukraine floriert eine kleine Ikonen-Werkstatt. „360° Geo Reportage“ hat sie besucht.Das Karpatenvorland hat im Laufe seiner Geschichte viele Herrscher erlebt: polnische Könige, Habsburger Kaiser, deutsche Besatzer, sowjetische Diktatoren. Was durch die Jahrhunderte Bestand hatte, war der starke Glaube seiner Bewohner. Die orthodoxen Einheimischen vom Volksstamm der Lemken schlossen sich nie der russisch-orthodoxen Kirche an, sondern blieben griechisch-orthodox oder griechisch-katholisch. Lemken leben inzwischen nur noch wenige im Karpatenvorland. Und doch haben sie viele alte Holzkirchen hinterlassen, die wie verzaubert in den Wäldern stehen und alle Veränderungen überdauert haben. Neben den Ikonen und den Kirchen steht die Region aber vor allem für die Tradition der Glasfertigung. Zwar befindet sich die großindustrielle Glasproduktion seit längerem im Niedergang – dafür aber blüht die Glaskunst im Kleinen. Das Glass Studio Habrat startet mit seinen kreativen Entwürfen gerade voll durch.
Der Amboseli-Nationalpark in Kenia ist eines der letzten Naturparadiese der Erde. Seine endlosen Savannen sind für etliche Wildtiere ein wichtiger Rückzugsraum. Ihrem Schutz hat sich die Naturschutzorganisation Big Life verschrieben. Deren Ranger führen einen erbitterten Kampf gegen Wilderer und ihre Helfershelfer. Nur so können die letzten der großen afrikanischen Wildtiere in freier Wildbahn überleben. "360°Geo Reportage" hat die Ranger und ihre Hundestaffel aus sogenannten Tracker Dogs durch den Amboseli-Nationalpark begleitet.
In den nächsten Jahren wartet viel Arbeit auf den Chefmechaniker Luis Segovia und die Renovierungsmannschaft: Schon heute fallen täglich Aufzüge aus, weil alte Teile verschlissen sind und für eine Komplettsanierung bislang das Geld fehlte. Die Mechaniker müssen vor allem improvisieren können und schwindelfrei sein. Nun sollen sechs Aufzüge saniert werden, die seit langem ungenutzt in der Stadt verrotten. Die Stadt Valparaíso entwickelte sich ab Beginn des 19. Jahrhunderts rasant – bis zur Öffnung des Panamakanals 1914. Inzwischen ist Valparaíso für die internationale Schifffahrt fast bedeutungslos. Zeugnisse der ehemals herausragenden Rolle der Stadt sind die alten Ascensores. Die Aufzüge sind auch heute noch dringend benötigte Transportmittel. Sie sind die Lebensadern zwischen den Vierteln der steil an den Hängen errichteten Stadt. Der steilste Aufzug hat einen Steigungsgrad von 70 Grad. Nachdem die UNESCO 2003 die historische Altstadt von Valparaíso inklusive der Standseilbahnen als Weltkulturerbe anerkannt hat, sollen jetzt endlich alle noch existierenden Aufzüge modernisiert werden. Doch wo zuerst beginnen? Zumal in der Bucht von Valparaíso vor allem während des südamerikanischen Winters das Wetter oft unberechenbar ist. Bei Regen und nach heftigen Stürmen herrscht auch an den Aufzügen Ausnahmezustand – die alten Bauteile sind extrem wetteranfällig. Der Regen weicht den Untergrund auf, marode Holzstützen oder Schienen werden unterspült und verschoben. Die Mechaniker sind in jeder Regenpause im Einsatz. (Text: arte)
Heimathafen der „Magdeburg“ ist Jakutsk, die größte Stadt an der Lena. Hier beginnt alljährlich die Reise in den Norden. Jakutsk ist die Hauptstadt der fern im nördlichen Asien liegenden größten föderalen Republik Russlands – Sacha, die Republik der Jakuten. Ihre Fläche ist so groß wie die der Europäischen Union. Im kurzen Sommer zeigt sich die Stadt Jakutsk offen und modern. Im Winter ist sie dick eingepackt, bei Temperaturen bis zu minus 45 Grad Celsius. Kapitän Wassili Wassiljewitsch lebt mit seiner Familie an der Ostsee in Kaliningrad, dem einstigen Königsberg. Aber von April bis Oktober kehrt er auf sein Schiff, die „Magdeburg“ zurück, und auf die Lena. Der Strom fließt durch die autonome jakutische Republik Sacha, weit im asiatischen Teil Russlands. Von der Hauptstadt Jakutsk aus führt die Reise der „Magdeburg“ 1.600 Kilometer weit nach Norden. Es geht über den Polarkreis die Lena hinunter, bis zur Landspitze Mys Bykow am Eismeer. Seit 24 Jahren ist die „Magdeburg“ für Wassili Wassiljewitsch zur zweiten Heimat geworden. Das Schiff ist beladen mit all dem, was man zum Überleben jenseits der Zivilisation braucht: Lebensmittel, Mehl, Konserven, frisches Obst und Gemüse – und vor allem Baumaterial und Holz. Denn im Norden gibt es nur die baumlose Tundra. Die „Magdeburg“ fährt im Auftrag der Regierung zur Unterstützung Bewohner des russischen Nordens. Der Staat trägt zwei Drittel der Kosten. Die Lena entspringt einer kleinen Quelle am Baikalsee. Der Zustrom von über 500 Flüssen macht sie zu einem der mächtigsten Ströme der Erde, oft mit einer Breite von zehn Kilometern und mehr. Platz genug für einen intensiven Schiffsverkehr würde der große Fluss ja bieten. Er führt zwar sehr viel Wasser, aber auch sehr viel Sand. Und dieser Sand wandert ständig. Kapitän Wassili Wassiljewitsch mahnt daher zu ständiger Aufmerksamkeit – damit die „Magdeburg“ nicht auf Grund läuft und die Flussbewohner oben im Norden nic
Der Spreewald, nur eine knappe Autostunde von Berlin entfernt, ist ein Naturparadies, durchzogen von unzähligen Kanälen und Fließen. Ein verwunschener Landstrich, der mit einem ganz eigenem Zeitgefühl und alten Bräuchen gestresste Großstädter magisch anzieht. Anfang Januar wird auch im Spreewald die Fastnacht gefeiert. Auffallend im kleinen Örtchen Burg sind die vielen jungen Leute in ihren Trachten. Es ist die Tracht der Wenden und Sorben, jener Slawenvölker, die seit dem sechsten Jahrhundert durch Völkerwanderungen in den Spreewald kamen. Bräuche werden hier akribisch gepflegt – so tragen zum Beispiel die Mädchen und Frauen kunstvoll gesteckte und handbestickte Hauben. Ein Handwerk, das nur noch ganz wenige Spreewälderinnen beherrschen – zu ihnen gehört Christa Dziumbla, die ihr Wissen an die 18-jährige Cindy weitergibt. Und jedes Jahr im Frühjahr kehrt Adebar, wie der Volksmund den Weißstorch nennt, zurück in den Spreewald, um hier zu brüten und seinen Nachwuchs großzuziehen. Vielfältig ist auch die Küche der Region. Junge und innovative Köche interpretieren typische Spreewaldgerichte neu, zum Beispiel Sternekoch Oliver Heilmeyer im feinen Hotel Zur Bleiche. Aber auch der gebürtige Brandenburger Marco Giedow zaubert mit den ökologisch hochwertigen Rohstoffen eine moderne und leichte Küche mit vielen Referenzen an den Spreewald. Bio-Gemüse, selbst gebackenes Brot, kaltgepresstes Leinöl und Fleisch von Tieren, denen es auf den Weiden und Wiesen gut geht. Das, was die Region ausmacht, findet man hier überall: gutes Essen, altes Handwerk und eine verzauberte Landschaft. So nah und doch so fern von der Hauptstadt.
Vor der Küste Costa Ricas liegt die Kinderstube vieler Haiarten. Gleichzeitig wird dort eine intensive Fischerei betrieben. Viele Haie sterben als Beifang oder werden intensiv gejagt, um ihre Flossen nach Asien zu verkaufen. Haie gelten in den Weltmeeren als eine Art Signalfische. Seit mehreren Millionen Jahren säubern sie die Ozeane von alten und kranken Fischen und bewahren so das natürliche Gleichgewicht. Doch diese Ordnung ist ins Wanken geraten, seit gezielt Jagd auf die Tiere gemacht wird. Die vom asiatischen Markt ausgehende Nachfrage nach ihren Flossen hat viele Arten bereits an den Rand der Ausrottung gebracht. Allein Costa Rica exportiert wöchentlich eine Tonne der begehrten Ware, schätzungsweise 4.000 Tiere müssen dafür ihr Leben lassen. Der ehemalige Kapitän William Flores hat sich zum Haischützer gewandelt und versucht, illegale Händler aufzudecken. Die Biologen Ilena Zanella und Andrès Lopez wiederum haben die Naturschutzorganisation Misión Tiburón, zu deutsch „Mission Hai“, gegründet, mit der sie die Routen der Haie erkunden. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse sollen helfen, Schutzzonen einzurichten und bestehende Schutzgebiete zu erweitern. Eine dieser Schutzzonen wurde um die Insel Isla del Coco eingerichtet, 500 Kilometer vor der Küste Costa Ricas. Sie gilt als wahres Paradies für Haie. Bereits mehrmals haben die Biologen dort verschiedene Haiarten mit Sendern versehen, um die Wege der Tiere nachverfolgen zu können. Nun wollen die Wissenschaftler zurückkehren, um die Sender auszutauschen und neue Tiere damit zu bestücken.
In der Natur gehören Insekten seit jeher auf den Speiseplan. Nur der Mensch machte vielerorts lange einen Bogen um sie. Heute ernähren sich bereits zwei Milliarden Menschen von den kleinen Krabbeltieren, vornehmlich in Afrika und Asien. Und langsam kommt auch Europa auf den Geschmack. Pasta aus Mehlwürmern, Salat aus Heuschrecken, Müsliriegel mit Grillen: Diese und andere raffinierte Speisen könnten zukünftig in vielen europäischen Haushalten auf dem Speiseplan stehen - zumindest wenn es nach Laetitia Giroud und ihrem Freund Julien Foucher ginge. Die beiden gründeten im Süden Spaniens eine der ersten Insektenfarmen Europas.
Seit über hundert Jahren durchquert eine Bahnlinie die Shan-Provinz Myanmars: Der Mandalay-Lashio-Express verbindet die heiße Tiefebene mit dem hügeligen Hochland - eine wichtige, aber fragile Lebensader für Tausende Anwohner. "360° Geo Reportage" hat Zugführer U Zaw Win, den Bahninspektor Ko Tha Naing und Händler auf der Strecke begleitet.
Ein Bär auf der Veranda auf Futtersuche bei den Menschen. Das kann gefährlich werden - für Mensch und Tier. Damit solche Bären nicht abgeschossen werden müssen, hat sich Nevadas staatlicher Bären-Biologe Carl Lackey eine friedlichere Lösung ausgedacht: Er fängt sie ein und verpasst ihnen mit seinen Karelischen Bärenhunden einen solchen Schrecken, dass sie lange nicht wiederkommen. "360° Geo Reportage" hat den Bären-Biologen bei seiner Arbeit begleitet.
Lange vor den Europäern navigierten arabische Seeleute nach Indien, Indonesien und China. Die Küstenstädte Arabiens waren Handelszentren für Weihrauch, Seide, Gewürze und Porzellan. Wichtigstes Handelsgut war die Dattel - unverzichtbar als Proviant auf langen Seereisen, und mit der Verbreitung des Islam verehrt als heilige Frucht. Die Dhaus - jene arabischen Schiffe mit ihrer ganz eigenen Form - sind das Sinnbild der arabischen Seeherrschaft. In dem kleinen Emirat Ras al-Chaima werden noch Dhaus nach alter Tradition gebaut. "360° Geo Reportage" war vor Ort - zu Wasser, zu Land und per Kameradrohne auch in der Luft.
Bis ins 17. Jahrhundert war der Waldrapp in Europa verbreitet, doch weil das Fleisch als Delikatesse galt, wurde er gejagt und letztlich ausgerottet. Es gibt ihn bei uns nur noch im Zoo. Der Biologe Johannes Fritz hat es sich mit seinem Team zur Aufgabe gemacht, den Waldrapp in Bayern wieder anzusiedeln. An der mächtigen Wehrmauer von Burghausen haben er und sein Team spezielle Nistplattformen errichtet und eine Brutkolonie aufgebaut. Nur hier gibt es noch Vogel-Elternpaare, die ihr Wissen an ihre Jungen weitergeben können. Parallel dazu werden in Wien Küken aus dem Zoo von Hand aufgezogen und so stark auf ihre menschlichen Vogelmütter geprägt, dass sie ihnen im Herbst hoffentlich über die Alpen nach Italien folgen. Die „Schule fürs Leben“ für kleine Waldrappe. „360° Geo Reportage“ hat das Team ein Jahr lang begleitet. Waldrappe sind Zugvögel. Das macht es besonders schwierig, sie auszuwildern, denn die Zootiere kennen den Weg ins warme, italienische Winterquartier nicht mehr. Deshalb muss das Team um den Biologen Johannes Fritz den Tieren die Flugroute in einem aufwendigen Training beibringen, an dessen Ende die Vögel einem Leichtflugzeug gen Süden folgen sollen. Damit sie das tun, werden die Küken von menschlichen Müttern aufgezogen und stark auf sie geprägt. Über ein halbes Jahr lang verbringen Corinna, Anne, Lara und Pablo rund um die Uhr bei ihren Ziehkindern, zwischen den Jungvögeln und den Menschen entsteht eine innige Beziehung. Die menschengeprägten Vögel folgen ihnen Ziehmüttern überall hin. Am Ende steht der gemeinsame Flug über die Alpen – die Ziehmütter im Leichtflugzeug, die Vogelkinder hinterher. Und wenn sie diesen Weg einmal geflogen sind, dann kennen sie ihn und können ihn an ihre eigenen Küken weitergeben. Aber auf dem Weg über die Alpen lauern viele Gefahren. (Text: arte)
Seit über tausend Jahren leben Mongolen im Nordosten Chinas. Am Chagan-See in der Provinz Jilin sind sie Fischer geworden - Eisfischer. Von Dezember bis März, wenn es klirrend kalt ist, wagen sie sich jeden Morgen hinaus auf den zugefrorenen See und lassen ein zwei Kilometer langes Netz zu Wasser. Der althergebrachte Brauch ist heute ein einträgliches Geschäft. Fische aus dem noch sauberen Chagan-See erzielen Liebhaberpreise - bis zu 110.000 Euro für einen Großkopfkarpfen! "360° Geo Reportage" durfte die Eisfischer vom Chagan-See aufs Eis begleiten.
In seiner Heimat Asien ist der Tigerpython vom Aussterben bedroht - im US-Bundesstaat Florida entwickeln sich die Würgeschlangen zu einer Plage. Inzwischen sind sie eine ernsthafte Bedrohung für die einzigartige Tierwelt des Everglades-Nationalparks. Floridas Behörden rufen nun Bürger zu einem Wettbewerb auf, bei dem Freizeitjäger ausnahmsweise auf Schlangenjagd gehen dürfen.
Ama Boamah gehört zu einer neuen Generation Frauen in Ghana: Nach einem Fotografiestudium im Ausland ist sie voller Pläne nach Hause zurückgekehrt. Heute, mit Anfang 30, besitzt sie in der expandierenden Hauptstadt Accra die erste Fabrik für Biosäfte. Die dreifache Mutter ist eine Pionierin, die das für Ghana noch neue Konzept von Bionahrung und von Recycling gegen Widerstände durchgesetzt hat. Auch im Privatleben geht Ama einen unkonventionellen Weg: Auf der eigenen Hochzeit schafft sie es, sich gegen die Zwänge ihrer traditionellen Großfamilie zu Wehr zu setzen.
Eine uralte Tradition ist in die so schönen wie faltigen Gesichter der Großmütter gezeichnet; die letzte Generation von Frauen in Tunesien, die Berbertätowierungen auf Gesicht und Körper trägt. Denn seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist diese Tradition unter zunehmendem Einfluss der islamischen Gesellschaft verpönt. Die junge Tätowiererin Manel Mahdouani will den alten Motiven nun zu neuem Leben verhelfen. "360° Geo Reportage" ist mit ihr unterwegs.
Holz ist eines der bedeutendsten Naturprodukte Norwegens. Es wird immer wichtiger - als Energieressource, als Baumaterial und als Kohlendioxid-Speicher. Moderne Architekten haben das Material wiederentdeckt und sogar Großbauten aus Holz errichtet. "GEO Reportage" taucht ein in das Dickicht der norwegischen Wälder.
Mondbär wird der bedrohte Kragenbär wegen seiner hellen Fellsichel mitten auf der Brust genannt. Die Bärengalle, die den Tieren auf sogenannten Bärenfarmen qualvoll abgezapft wird, gilt als ein beliebtes Heilmittel. Die Tierschutzorganisation Animals Asia versucht seit Jahren diese Farmen zu schließen. "GEO Reportage" hat sie bei der Rettung eines Kragenbären begleitet.
Das Orinoco-Krokodil gilt als das größte Raubtier Südamerikas. In den letzten Jahren hat der Bestand deutlich abgenommen. Die El Hato Masaguaral Ranch in Venezuela ist einer der wenigen Orte, an denen versucht wird, Jungkrokodile aufzuziehen und anschließend auszuwildern. "360° Geo Reportage" hat den Krokodil-Kindergarten besucht.
Sie haben Knochenbrüche, Mangelernährung, wurden misshandelt, sind dehydriert oder gar auf eine Mine getreten. Für viele Elefanten Asiens sind diese Krankheitsbilder der sichere Tod. Doch im Norden Thailands gibt es einen Ort, der seit vielen Jahren Zuflucht und oftmals letzte Rettung ist: das Elefantenkrankenhaus. Hier wurden erstmalig auch Beinprothesen für die Dickhäuter angepasst. * "360° Geo Reportage" war drei Wochen mit den Tierärzten und -pflegern unterwegs.
Island, der Inselstaat im Nordatlantik, ist die Heimat von rund 320.000 Menschen. Nicht wenige von ihnen pflegen fernab der Hauptstadt Reykjavík ungewöhnliche Gebräuche. Beispielsweise in Isafjör_ur, im entlegenen Nordwesten Islands. So klein diese Stadt auch ist für Anhänger des Schlammfußballs ist sie der Nabel der Welt. "360° - Geo Reportage" hat sich mit ihnen dreckig gemacht - Schlammfußball hautnah!
Schloss Gråsten ist Sommersitz der dänischen Königin. Damit Margrethe II. im malerischen Südjütland Urlaub machen kann, treffen ihr Hofstaat und das dänische Volk jedes Jahr reichlich Vorbereitungen. Die Gärtner bringen den Schlossgarten in Schuss, die Leibgarde probt den Wachwechsel und die Ringreiter trainieren für den Höhepunkt des Sommers, die Reiterparade vor der Königin. "360° Geo Reportage" ist in den hektischen Wochen der Vorbereitung in und um Südjütland unterwegs.
Wer in Tschiatura zur Arbeit fährt, braucht gute Nerven. Das Seilbahnnetz, das das georgische Bergarbeiterstädtchen im Kaukasus durchzieht, dürfte zu den furchterregendsten der Welt gehören. Als einziges öffentliches Transportmittel prägen die Seilbahnen den Alltag der 16.000 Einwohner. Zugleich sind sie existenziell für den Betrieb der nahegelegenen Manganmine, den größten Arbeitgeber in der Region. Ohne seine Gondeln wäre der kleine Ort nicht lebensfähig. "360° Geo Reportage" hat Tschiatura besucht.
Der Honig aus Yunnan gilt seit jeher als der beste Chinas. Daher tummeln sich dort seit Jahrtausenden die chinesischen Wanderimker. "360° Geo Reportage" begleitet den Wanderimker Xing Bangwang, der das Ende des Sommers in der Region Dongchuan verbringt. Dort blüht ab August der weiße Raps, aus welchem Xing Bangwang einen besonders hochwertigen Honig gewinnen will. Der Imker Chen Chunfeng hingegen hat sich, um für seinen Bio-Honig zu werben, eine ganz besondere Marketingaktion ausgedacht.
Schwingen oder "Hosenlupf" ist eine Abart des Ringens und die Nationalsportart der Schweiz. Große und kräftige Männer ringen in Sägemehl nach festen Regeln miteinander. Die uralte Tradition ist die populärste Sportart der Schweiz. Alle drei Jahre wird an wechselnden Orten das Eidgenössische Schwingerfest ausgetragen. Der siegreiche Schwingerkönig erringt den Status eines Popstars. Die "360° Geo Reportage" zeigt die kämpferische Seite der Schweiz.
Der Große Sankt Bernhard ist berühmt und berüchtigt. Berühmt für das Hospiz, das seit fast tausend Jahren jedem Schutzsuchenden auf dem Weg über den Pass Gastfreundschaft bietet. Und berüchtigt für die Lawinen, die bereits etliche Menschen das Leben kosteten - es sei denn, sie konnten von den legendären Hospizhunden - den Bernhardinern - rechtzeitig geborgen werden. "360° Geo Reportage" hat das Hospiz und seine Bewohner ein Jahr begleitet.
Sie werden Lipowaner genannt oder auch Altgläubige. Seit sie vor den Repressalien von Zar Peter I. vor mehr als drei Jahrhunderten aus Russland hierher geflohen sind, leben sie als einfache Fischer im Einklang mit der Natur. Weihnachten wird hier traditionell am 7. Januar gefeiert in streng russisch-orthodoxer Manier. Eine einfache, kleine Welt, die zu bröckeln beginnt. Nelik Radaschin ist Fischer, wie schon sein Vater und Großvater. Er lebt mit seiner Familie im Donaudelta, in einem Dorf mit dem eigenartigen Namen Mila 23. Der Name rührt von der Entfernung des Dorfes zum Schwarzen Meer her genau 23 Meilen. Nelik ist wie alle hier Lipowaner ein Altgläubiger. Vor Jahrhunderten sind die Lipowaner vor der Verfolgung durch Zar Peter I. hierher geflohen, um im Schilf und in den Sümpfen Schutz und Nahrung für ihre Familien zu finden. Sie sind geblieben und leben bis heute ein einfaches, streng gläubiges Fischerleben. Doch die Moderne fand den Weg ins Donaudelta, was unweigerlich zu Konflikten führte. Was jedoch alle eint, ist die Liebe zu den russischen Traditionen. So wird das Weihnachtsfest in Mila 23 traditionell am 7. Januar gefeiert und ist eine faszinierende Mischung russischer und rumänischer Rituale. Wie lange wird es die Lipowaner hier noch geben, wird die nächste Generation auch noch so stimmungsvolle und streng gläubige Feste feiern? Wie lange gibt es das noch: Russland, mitten in Rumänien?
Santa Cruz del Islote ist eine der am dichtesten besiedelten Inseln der Welt. Unter den blauen, grünen und maisgelben Dächern leben knapp 1.200 Bewohner ohne Behörden, Staatsgewalt und scheinbar ohne Kriminalität. Ein Paradies vor der Küste Kolumbiens, zumindest auf den ersten Blick. "360° Geo Reportage" hat die Insel besucht.
Nahezu jede Woche stürzt sich Lionel Franc, genannt Loulou von einem der Felsen rund um Marseille, stets mit dem Kopf voran. Für ihn ist es wie Fliegen - ein Rausch, dem er nicht entkommt. Die Küste rund um Marseille ist dafür wie geschaffen. Über 850.000 Menschen leben hier, in Frankreichs zweitgrößter Stadt. Viele nennen sie auch "La belle bleue", die schöne Blaue. Doch so schön und stolz Marseille auch ist - hier herrschen auch Gewalt und Armut. Es ist eine Region der Kontraste. So mancher in und um Marseille sucht Frieden in den Wellen des Meeres. "360° Geo Reportage" hat die Klippenspringer begleitet.
12 Wölfe, 17 Hunde mit diesen Tieren, die in unterschiedlich großen Gruppen leben, arbeiten die Forscher im Wolf Science Center bei Wien, um herauszufinden, wie sehr sich Hunde und Wölfe noch unterscheiden. In diesem Jahr nimmt das Center einen neuen Wurf Timberwölfe auf, die, von Hand aufgezogen, im Alter von fünf Monaten in die bereits bestehenden Rudel eingegliedert werden sollen.
Seit 14 Jahren ist Brice Delsouiller Kuhhirt in den Pyrenäen und verbringt mit seinen Tieren sechs Monate auf den Sommerweiden auf 3.000 Meter Höhe. Hier hat er für sich die Freiheit des Laufens entdeckt, es gibt für ihn kein anderes Glück als die grenzenlose Weite der Berge: Er kann nur leben, wenn er beim Skyrunning, einer Art Extrem-Berglauf, das Letzte von seinem Körper abverlangt. "360° Geo Reportage" porträtiert die zwei Leben dieses Mannes in einer atemberaubenden Landschaft.
Die Quelle der Mosel liegt in den südlichen Vogesen, deren dicht bewachsene Wälder ein weltberühmtes Theater inspirierten. An den sonnenverwöhnten Schieferhängen befindet sich einer der steilsten Weinberge der Welt der berüchtigte Calmont. Entlang ihrer 544 Kilometer prägt die Mosel eine Jahrhunderte alte Kulturlandschaft und Menschen, deren Schicksale über Generationen fest mit ihr verbunden sind. „360°-GEO Reportage“ besucht Feen und Elfen, steigt in gigantische Kraftwerksturbinen und überfliegt den steilen Calmont. Kilian Franzen ist einer jener jungen und kreativen Winzer an der Mosel. Seine Weinberge, im steilen Calmont gelegen, haben Tradition. Die moseltypischen Schieferböden, die vor Sonne und Witterung geschützten Steilhänge bieten beste Bedingungen für den Weinbau. Weit unter ihm ist Franck Pihens langer Frachtkahn auf der Mosel unterwegs: 1300 Tonnen fasst die „Alabama“ und steuert alle großen Moselhäfen in Deutschland und Frankreich an. Eine Rarität bergen die Wälder der südlichen Vogesen, dort, wo die große Mosel entspringt: Im beschaulichen Städtchen Bussang befindet sich Europas letztes Holztheater, das „Théâtre du Peuple“. Jährlich zieht dieses Kleinod Zehntausende Zuschauer an. In diesem Sommer wird Shakespeares „Sommernachtstraum“ die in den Wald integrierte Bühne mit Feen und Elfen verzaubern. (Text: arte)
Nachdem das Kosakentum 70 Jahre lang in der Sowjetunion verboten war, ist es nun in Russland wieder da. An den Ufern des Don erklingen wieder die alten Lieder. Erwachen soll auch das alte Bündnis der Kosaken mit der russisch-orthodoxen Kirche. Für den 52-jährigen russischen Erzpriester Oleg ist das - nach Jahrzehnten des Atheismus im Land - eine wahre Herausforderung. In einem Ikonenbus ist Vater Oleg immer wieder für einige Tage zwischen Wolga und Don unterwegs. "360° Geo Reportage" hat Vater Oleg bei seiner Reise begleitet.
Leuchttürme im Süden von Chile- an spektakulären Küsten sichern sie die Schifffahrt und die Landesgrenze. Ob im Norden Feuerlands oder an den Eisfeldern am Beagle Kanal. Im rauen Klima Patagoniens sind sie Außenposten des chilenischen Staates. Die Marine ist für die Instandhaltung und die Versorgung der Leuchttürme und ihrer Besatzungen zuständig. Viele Leuchttürme sind bemannt - mit Marineangehörigen und ihren Familien. "360° Geo Reportage" hat die einsamen Leuchtturmwärter besucht.
Das Errichten haushoher Menschentürme, der sogenannten Castells, ist in Katalonien zugleich sportlicher Wettkampf und tollkühne Tradition. Besonders halsbrecherisch geht es beim großen Wettkampf der Menschentürme in Tarragona zu. Dann dreht sich alles um die Frage: Welche Stadt baut den höchsten Turm? Die Castells erleben in Katalonien goldene Zeiten. Knapp hundert Teams, die Menschentürme errichten - sogenannte Collas Castelleras - gibt es dort mittlerweile. Auch unter Jugendlichen haben die traditionsverbundenen Vereine starken Zulauf.
30 Mitglieder hat der erste Motorradclub Südostasiens, der nur für Frauen gegründet wurde. 35 Frauen, die ihr Leben selbstbestimmt genießen wollen. Sie sind die ersten Ducati-Bikerinnen im islamischen Malaysia. Selbstbestimmtes Leben für Frauen im Islam - das ist für sie kein Widerspruch. Die Bikerinnen wollen mit ihren schnittigen Ducatis auch anderen Frauen Mut machen, ihren eigenen Weg zu gehen und trotzdem gläubige Musliminnen zu sein. "360° Geo Reportage" hat sie besucht und ein Land im Wandel erlebt.
Im Norden Myanmars, dem einstigen Burma, entsteht jedes Jahr aufs Neue eine der längsten Bambusbrücken der Welt. Das Hochwasser im Sommer spült die filigrane Konstruktion stets fort. Erst im Winter ziehen die Bewohner des Flussinseldorfes Sin Kin bei Niedrigwasser los, um ihre Bambusbrücke zum Festland neu zu errichten. So gut wie alles an der Bambusbrücke von Sin Kin ist echte Handwerkskunst. Nägel oder sonstiges Metall finden keine Verwendung. Erbaut wird die Brücke aus Bambusgeflecht, das zwischen Pfosten aus Holzstämmen gespannt wird. "360° Geo Reportage" hat den Bau der Brücke beobachtet.
Wenn auf der Insel Chiloé, am Tor zu Patagonien, der Sommer seinen Zenit überschritten hat, beginnt die Zeit der Ernte. Und alle helfen mit. "Minga" nennt sich diese Form der Nachbarschaftshilfe. Sie ernten Kartoffeln, Äpfel und Gemüse, alles gemeinsam. Und dann gibt es eine große Fiesta. Quelle: arte
Kuba berühmt für Rum, Zigarren und Musik. Einer der wichtigsten traditionellen Musikstile Kubas ist jedoch bis heute kaum bekannt: die sogenannte „Música molida“, die gemahlene Musik. Erzeugt wird sie von riesigen Lochstreifenorgeln im Zusammenspiel mit einer kompletten Begleitband. Regelmäßig treten sie in abgelegenen Dörfern im Südosten der Insel auf. „360° Geo Reportage“ hat sich unter die Fiesta-Gäste gemischt. Während an den kulturellen und landschaftlichen Hotspots wie in Havanna, Santiago de Cuba oder Varadero der Tourismus boomt, verschlägt es kaum jemanden in diese vergessene Region weitab der Touristenrouten. Die Provinz Granma ist zwar historisch bedeutend: Hier landete Fidel Castro aus dem mexikanischen Exil kommend mit dem Schiff „Granma“ und startete die Revolution. Doch heute ist die Gegend zwischen den Bergen der Sierra Maestra und dem Golf von Guacanayabo wirtschaftlich nur noch bedeutend für den Anbau von Zuckerrohr und die Verarbeitung zu Rohrzucker sowie für Fischfang. Fast vergessen ist die Rolle der Region für die Musikkultur Kubas: Die Lochkartendrehorgeln, zunächst aus Frankreich importiert, heißen in ganz Kuba „órganos orientales“, weil sie hier im Osten der Insel ihre Blüte erlebt haben und in einigen Orten die Straßen-Fiestas noch immer prägen. 1,5 Tonnen schwer ist die Orgel „El Mulato Oriental“. Wenn das Ungetüm auf Reisen geht, bedeutet das für die Musiker um den Direktor Roberto Luis Ramos, genannt Luisito, harte körperliche Arbeit. Leichtfüßig wird es dann später, wenn die Musik erklingt, die die Menschen hier, fernab der Touristenzentren, so sehr lieben.
Die Strecke von der Hauptstadt Colombo ins Hochland von Sri Lanka, erbaut ab Mitte des 19. Jahrhunderts, bietet nicht nur spektakuläre Ausblicke, sondern zählt auch zu den schönsten Eisenbahnlinien der Welt. Rodrigo Piyarathne steht vor einer besonderen Herausforderung: Der Lokführer darf zum ersten Mal die anspruchsvolle Strecke von Nawalapitiya ins bergige Badulla fahren. Als die britische Kolonialmacht ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Bahnstrecke durch das Hochland von Sri Lanka errichtete, diente diese vorrangig dem Transport von Zimt, Pfeffer, Tee und Kaffee. Die Waren wurden von den hochgelegenen Plantagen in die Hauptstadt Colombo gebracht, von wo aus sie nach Europa verschifft wurden. Heute wird die Strecke hauptsächlich für den Passagierverkehr innerhalb der Insel genutzt. Unter den Reisenden sind auch Mitarbeiter der neu entstandenen Bio-Farmen, die ihre Waren auf dem Wochenmarkt von Colombo verkaufen wollen. Noch ist die Biobranche in der Testphase, doch sie boomt. Ohne die Diesellok, die sie sich über die Hänge windet, wäre der Transport allerdings undenkbar. Zu unwegsam das Gelände, zu steil und abschüssig die Strecke inmitten der bis zu 1.900 Meter hohen Berge. Deshalb darf auch nicht jeder Lokführer die anspruchsvolle Strecke fahren. Nur erfahrene Fahrer, die sich bereits auf anderen Strecken bewährt haben, kommen in die Auswahl. Einer von ihnen ist Rodrigo Piyarathne, der seit 26 Jahren andere Strecken befährt. Zusammen mit einem Kollegen begibt er sich nun auf eine Testfahrt, die ihn bis zur Endstation hoch in den Bergen, über die spektakuläre Spirale von Demodara und wieder zurück ins Tal bringt. Bewältigt Rodrigo diese Route, wird er sie zukünftig auch allein fahren dürfen. (Text: ARTE)
Der gewaltige Sambesi durchzieht den Süden Afrikas und bildet riesige Überschwemmungsgebiete. In Sambia zwingt die Flut jedes Jahr ein ganzes Volk zum Umzug: Die Kuomboka – ein großes, rituelles Spektakel für die Bewohner des Sambesi, einschließlich ihrer Königin, die von den Untertanen in Sicherheit gebracht wird. „360° Geo Reportage“ hat die steigende Flut und die Kuomboka begleitet – in atemberaubend schöner Kulisse. Text: ARTE
Mate-Tee– er ist das Nationalgetränk Argentiniens. Aber Mate ist nicht nur ein Getränk, es ist auch eine Pflanze, genauer gesagt ein Baum: Die Yerba Mate. Und mehr als das, ist es ein tiefes Gefühl der Zusammengehörigkeit und der Heimatliebe quer durch alle Alters- und Sozialschichten. Ein Leben ohne Mate ist im Land der Gauchos unvorstellbar. 250 Millionen Kilogramm Mate-Tee werden jährlich allein in Argentinien hergestellt. Mate hat seine Wurzeln bei den Indios, die die wild wachsenden Mate-Blätter tief im Urwald Lateinamerikas suchten. Doch der Anbau des Yerba-Baums blieb lange Zeit ein Geheimnis und die Herstellung von Mate-Tee war so schwierig und teuer, dass man die Yerba-Mate „das Grüne Gold der Indios“ nannte. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts war es möglich, die Bäume auch industriell anzubauen. Um zu erzählen, wie das Geheimnis des Anbaus gelüftet wurde, unternimmt „360° Geo Reportage“ eine 800 Kilometer lange Reise vom äußersten Norden Argentiniens bis nach Paraguay. Hier, in der Provinz San Pedro, lebt der Yerba Mate-Produzent Klaus Neumann, Urenkel von Fritz Neumann, der die Geschichte der Yerba Mate Anfang des 20. Jahrhunderts buchstäblich revolutionierte: Neumann wanderte 1888 von Breslau nach Paraguay aus und konnte das Geheimnis um die Keimung der Yerba-Mate-Samen ergründen. Er begann erstmalig mit der Pflanzung von Yerba-Mate-Plantagen, die sich in Windeseile über Paraguay und Nord-Argentinien ausbreiten sollten. Seitdem ist der Siegeszug des bitteren Getränks, dessen vitalisierende und auch gesundheitsfördernde Eigenschaften auch wissenschaftlich bewiesen sind, nicht aufzuhalten. Heutzutage ist Mate aus dem Leben der Argentinier nicht mehr wegzudenken, Jung und Alt identifizieren sich mit dem Getränk. Wenn es um die Zubereitung eines guten Mate-Tees geht, kann jeder Argentinier, ähnlich wie bei der Aufstellung der Fußballnationalmannschaft, endlose und sehr unterschiedliche Vorträge halten … Text: ARTE
Es sind hart gesottene Männer, die Shrimps-Fischer aus der Marschlandschaft am Südrand des Mississippi-Deltas in Louisiana: Kauzige Charaktere, die mit der Wasserwelt der verwunschenen, moosbewachsenen Bayous in fast symbiotischer Gemeinschaft leben. Doch es ist eine versinkende Welt: Noch erstreckt sich das Marschland weit bis zum Golf von Mexiko – ein Wasserlabyrinth, das Tag für Tag schwindet. Denn jede Stunde schlucken die Fluten eine Fläche so groß wie ein Fußballfeld. Das Abpumpen von Öl und Gas, der Klimawandel und fehlgeleitete Flussumleitungen lassen das Land stetig absinken. Als Nachfahren von Choctaw-Indianern sowie kanadischen Cajuns sprechen die Shrimper der Bayours noch ein altertümliches Französisch und spielen mit Fidel und Akkordeon getragene Melodien, zu denen sie mit Polka-ähnlichen Tänzen feiern. Bis in die 1990er Jahre belieferten sie die ganzen USA mit Shrimps und verdienten damit gutes Geld. Doch heute steht der Aufwand ihres harten Jobs in keinem Verhältnis mehr zum Ertrag. Massive Importe an Billigshrimps aus Fernost und Südamerika haben den Markt überschwemmt und zu einem ruinösen Preisverfall geführt. Seitdem haben die meisten Shrimper aufgegeben und arbeiten jetzt in der Ölindustrie. Doch eine Minderheit von ihnen will und kann sich kein anderes Leben als auf dem Wasser vorstellen und steht jede Saison aufs Neue vor der Herausforderung des Überlebens. „360° Geo Reportage“ hat sie besucht: Den 74-jährigen Jake Billiot, der dort lebt, wo das Land im Meer versinkt und sich nur in den Bayours wirklich frei fühlen kann. Und die alteingesessene Shrimper-Familie Chauvin, die die Zukunft des Geschäfts auf der Hochsee sieht.
Jeder Winter bringt meterhohen Schnee in das entlegene Svanetien an der georgisch-russischen Grenze. In der entbehrungsreichen Zeit mit ihren langen, dunklen Nächten werfen die Svanetier einen intensiven Blick in das Totenreich. Denn die Svanetier sind davon überzeugt, dass ihre Ahnen nach dem Tod nicht etwa verschwinden, sondern weiter neben ihnen existieren. Während der Sowjetzeit war die Ausübung jeglicher Religion zwar strikt verboten doch die alten Rituale, die mit dem christlich-orthodoxen Glauben verwoben sind, wurden heimlich am Leben gehalten. Lewan Jajvani hat sein Heimatdorf nur ein einziges Mal, zum Studium, verlassen, und ist direkt danach zurückgekehrt: „Wir sind überzeugt von der Gegenwart unserer Vorfahren. Deswegen müssen wir hier auf diesem Stück Erde bleiben, wir können sie nicht allein lassen“, erklärt er. Den Ahnen wird viel Macht zugesprochen; sie können das Schicksal der Lebenden beeinflussen und müssen deswegen mit strikt einzuhaltenden Ritualen aus vorchristlicher Zeit wohlgesonnen gestimmt werden. Beim „Lipanali“-Fest werden die Seelen der Toten in die Häuser der Familien geladen und mit feinsten Speisen und frisch gebranntem Schnaps für mehrere Tage bewirtet. Zum Lichterfest „Lamproba“ am Ende des Winters wird bei Fackellicht erneut geschmaust, diesmal aber direkt dort, wo die Toten sind: auf dem Friedhof. „360° Geo Reportage“ ermöglicht faszinierende Einblicke in die Lebensrealität eines Volkes, das sich seine sehr eigene Kultur durch die Sowjetzeit bewahren konnte und nach wie vor eng verbunden mit den Traditionen lebt.
Die Puppenspieler des Wayang Kulit, die sogenannten Dalangs, werden sowohl zu offiziellen Anlässen wie Lokalwahlen, als auch zu privaten Feiern wie Hochzeiten eingeladen. Die Aufführungen dauern bis zu sieben Stunden, vom Abend bis in die frühen Morgenstunden, ohne Pause. In dieser Zeit müssen die Dalangs ihr Publikum unterhalten, Geschichten erzählen und in eine Fantasiewelt aus drangsalierten Königen, schönen Prinzessinnen, mutigen Kriegern und weisen, hinduistischen Gottheiten entführen. Alle werden von demselben Puppenspieler gesprochen, aber mit verschiedenen Stimmen. Zur Verfügung stehen dem Dalang dafür zweidimensionale Puppen, die von einem Teil der Zuschauerschaft nur hinter einer weißen Leinwand als Silhouetten wahrgenommen werden, als Schattenrisse. Daher wird das Wayang Kulit auch Schattentheater genannt. Dalangs, welche diese Herausforderung mit Bravour bewältigen, gelten als Meister ihres Faches, sind populär und zuweilen gar prominent. Sie verfügen über gut gefüllte Auftragsbücher und damit über ein gesichertes Einkommen. Gondo Suharno ist ein solcher Meister. Mit seiner Gruppe aus Musikern, Sängerinnen und Assistenten ist er ständig unterwegs und bildet darüber hinaus noch Studenten aus, die seine Kunst erlernen wollen. Zu ihnen gehört Ganesh, ein junger Student aus bescheidenen Verhältnissen. Wenn er nicht studiert, begleitet er den Meister bei seinen Aufführungen. Inzwischen hat Ganesh so viel Geld zusammengespart, dass er seine eigenen Puppen anfertigen lassen will.
Vitali Penkow, 28, und seine gleichaltrige Braut Annika aus Kantküla sind bereits seit sechs Jahren ein Paar und seit einem Jahr Eltern von Zwillingen. Mit der Hochzeit hat es bisher nicht geklappt, denn immer kam etwas dazwischen. Nicht zuletzt weil Vitali russische Wurzeln hat, reagierte Annikas Familie anfangs zurückhaltend auf den Bräutigam. Und dann stand die Schwangerschaft der Vermählung im Weg, denn eine estnische Hochzeit erfordert vollen Körpereinsatz. Jetzt aber will Annika den großen Schritt wagen und obendrein an einem gut dotierten Brautwettlauf teilnehmen, der jeden Sommer in Narva veranstaltet wird. Hier in der mittelalterlichen Hermannsfeste, direkt an der Grenze zu Russland, findet seit einigen Jahren der „Runaway Bride Contest“ statt, bei dem mehrere Dutzend Bräute und Paare aus Russland und dem Baltikum in einem Wettlauf gegeneinander antreten. Organisationstalente auf estnischen Hochzeiten nennen sich „Pulmaisa“, so wie Hannes Lents, 36. Als „Mädchen für alles“, Regisseur und „Turm in der Schlacht“ beschäftigt er die Gäste mit unterhaltsamen Spielen und sorgt ganz nebenbei dafür, dass sich alle besser kennenlernen. Und das ist auch nötig, denn glaubt man Hannes’ Worten, könnte man 100 Esten über Stunden in einen Raum sperren, ohne dass sie aufeinander zu gehen und sich unterhalten. Aber unter der Regie des „Pulmaisa“ geht bald die Post ab als gäbe es kein Morgen. „360° – Geo Reportage“ durfte die Hochzeitsvorbereitungen und Feiern begleiten.
Anfang des 20. Jahrhunderts hatte der Mensch es geschafft, die Giganten der Lüfte fast vollständig auszurotten, nicht nur in Frankreich, sondern nahezu überall in Europa. Maßgeblich mitverantwortlich, dass sie in Frankreich wieder zahlreich anzutreffen sind, ist eine Handvoll passionierter Naturliebhaber und Vogelexperten. Schon Ende der 70er Jahre entwickelten sie Wiederansiedlungsprogramme, die heute noch erfolgreich praktiziert werden: Unter anderem im Vercors, wo in diesen Sommer zwei junge Bartgeier ausgewildert werden sollen. Pascal Orabi arbeitet für die französische Vogelschutzliga LPO, die „Ligue pour la protection des oiseaux“ und koordiniert die Geierschutzprojekte in Frankreich. „360° Geo Reportage“ entdeckt mit ihm traumhaft schöne Bergwelten Südfrankreichs und erlebt, was selten möglich ist – Gänsegeier, Mönchsgeier, Bartgeier und sogar den seltenen Schmutzgeier aus großer Nähe. Beim Fressen, Spielen oder den ersten Flugübungen. Geier sind reine Aasfresser und dienten den Schäfern Südfrankreichs jahrhundertelang als natürliche Abdecker. Auch heute wieder können die Schafzüchter auf ausgewiesenen Futterplätzen, sogenannten „Placettes“ den natürlichen Abdeckservice der Geier in Anspruch nehmen. Für das Ökosystem sind die Greifvögel von unschätzbarem Wert – doch das Thema Geier bleibt sensibel.
In Bolivien werden jährlich rund 5.000 Kinder mit einem Herzfehler geboren. Weitverbreiteter Aberglaube und ein problembelastetes Gesundheitssystem verhindern fast immer die eigentlich guten Heilungschancen. Dr. Alexandra Heath Freudenthal, eine in Deutschland ausgebildete Herzspezialistin, kämpft seit 14 Jahren für eine moderne Kinderkardiologie in Bolivien. Zusammen mit einem kleinen Team aus Ärzten, Sozialarbeitern, Schwestern und nicht zuletzt ihrem Ehemann, ebenfalls Kardiologe, möchte sie gefäßkranken Kindern eine Behandlung ermöglichen. Der Film zeigt Kinder, die ohne den Einsatz der Ärztin dem natürlichen Verlauf der Krankheit ausgeliefert wären. Milena lebt mit ihren Eltern und ihrer Zwillingsschwester bei ihrer Großmutter in El Alto auf 4.000 Metern Höhe. Sie muss immer die steilen Treppen hinauf getragen werden. Ob Oma Clementine, die das Geld für die Familie verdient, dem Eingriff durch Dr. Heath jemals zustimmen wird, ist fraglich. Jheremy lebt mit seinem Bruder Jonathan und der alleinerziehenden Mutter am Titicacasee. Man sieht es ihm kaum an, aber er hat das Epstein-Syndrom, eine seltene Fehlbildung des Herzens. Den komplizierten Eingriff kann nur ein Spezialist aus Bogota (Kolumbien) übernehmen. Die Kosten für den Eingriff liegen bei weit über 10.000 Dollar. Seine Mutter kann nur beten und den Schamanen konsultieren. Die Armut, die komplizierte Situation des staatlichen Gesundheitssystems und die große Skepsis gegenüber moderner Medizin bleiben eine große Herausforderung für Dr. Heath und ihre Mitstreiterinnen.
Kostja und Ljoscha, zwei technische Mitarbeiter des „Instituts für Perma-Frostboden-Forschung“ in Jakutsk, begeben sich Ende März auf eine abenteuerliche Reise. Sie sollen Forschungs-Ausrüstung in die Arktis bringen: Fässer mit Bohrflüssigkeit, Thermobehälter für tiefgefrorene Bohrkerne, Messgeräte und andere wissenschaftliche Geräte. Weit draußen, im eisigen Polarmeer, liegt das Ziel ihrer Reise: die Arktisstation Samoylov. Ausgangspunkt ist Jakutsk, die Hauptstadt der größten föderalen Republik Russlands. Hier in Sacha, der Republik der Jakuten, gibt es die strengsten Fröste, unter denen Menschen leben minus 60 °C und noch kälter. Die Erde ist viele Meter tief gefroren und taut im Sommer nur an der Oberfläche auf. Kostja und Ljoscha fahren einen russischen LKW der Marke „Ural“. Einst als geländegängiges Militärfahrzeug entwickelt wird er noch heute produziert. Er bewährt sich nach wie vor als unverwüstlich und zuverlässig in den unwegsamen Regionen Sibiriens. Den nächsten größeren Siedlungspunkt werden die beiden erst nach 13 Tagen und 2000 Kilometern erreichen, weit im Norden, am Ufer des Eismeeres: die Polarhafenstadt Tiksi. Auf der Fahrt lauern so manche Gefahren. Besonders am über 1200 Meter hohen Werchojansker Gebirgsrücken. Die Berge zeigen sich zwar bei strahlender Sonne und bester Sicht, über den Pass führt sogar eine geräumte Straße. Doch genau hier passieren jedes Jahr viele Unfälle, so auch dieses Mal. Und auch danach bleibt es tückisch – Hunderte Kilometer geht es durch eine unberechenbare Eiswüste. Wie wird die Tour verlaufen? Hält die Fahrzeug-Technik durch? Bleibt das Eis stabil? Der „Simnik“ ist auch für erfahrende Sibirien-Fahrer eine echte Herausforderung. (Text: arte)
Nicht nur wegen seines Einsatzes als "Rosinenbomber" während der Berlin-Blockade 1948/49, sondern weltweit gilt der Flugzeugtyp Douglas DC-3, gebaut von 1935 bis 1946, als Klassiker. Noch heute sind einige dieser Maschinen in Kolumbien im Linienverkehr im Einsatz. Für manche Piloten ist die DC3 die sicherste Maschine, die je gebaut wurde. "360° GEO Reportage" geht mit an Bord. Die „Douglas DC-3“ ist einer der berühmtesten Flugzeugtypen der Luftfahrtgeschichte: nicht nur wegen ihres Einsatzes als "Rosinenbomber" während der Berlin-Blockade 1948/49, sondern weltweit gilt die DC-3, gebaut von 1935 bis 1946, als Klassiker. Noch heute sind einige dieser Maschinen in Kolumbien im Linienverkehr im Einsatz. Für den Piloten Joaquin Sanclemente ist die DC3 die sicherste und beste Maschine, die je gebaut wurde. "360° Geo Reportage" war mit an Bord.Joaquin Sanclemente schwört auf die DC-3, obwohl auch in Kolumbien dutzende Piloten bei Abstürzen ihr Leben gelassen haben. "Das waren menschliche Fehler, die Technik der DC3 funktioniert einwandfrei", ist der Veteran der DC-3 überzeugt. Sanclemente fliegt von der kolumbianischen Stadt Villavicencio aus seit Jahren zu entlegenen Siedlungen im Amazonas-Regenwald sowie an die Grenze zu Venezuela, an die Flüsse Rio Negro und Orinoco. Ohne die DC-3-Flüge müssten viele Siedlungen aufgegeben werden. Die Maschinen dienen in den entlegenen Gebieten als Passagier- und Frachtflugzeuge zugleich. Die DC-3 ist bestens geeignet für den Einsatz in der Region: die Maschine kann voll beladen auf kürzesten und nicht asphaltierten Erd- und Schlammpisten starten und landen. Darum stehen die Oldtimer in Kolumbien nicht im Museum sondern werden noch aktiv genutzt. Derzeit sind noch – je nach Reparaturbedarf – rund 8 DC-3-Maschinen auf dem Vanguardia-Flughafen in Villavicencio stationiert und im Einsatz, so viele wie nirgendwo sonst. Die DC-3 ist bis heute das am meisten gebaute Flugzeug in der Geschichte der Luftfahrt. Allein von 1
Der Leipziger Thomanerchor blickt auf mehr als 800 Jahre Geschichte und Tradition zurück. Der international renommierte Chor besteht zurzeit aus 93 Jungen, die in Deutschlands älteste öffentliche Schule gehen. "360° GEO-Reportage" begleitet drei Schüler und ihre Lehrer in ihrem Alltag bis hin zum festlichen Höhepunkt des Chorjahres – dem Weihnachtsoratorium in der Thomaskirche.
Die meisten Einwohner Chiloés haben indigene Wurzeln. Weil ihr Archipel als letzte Region Chiles von den Spaniern erobert wurde, blieb viel von ihrer ursprünglichen Kultur und Mythologie erhalten. Das macht sie abergläubisch. Deshalb nehmen sie auch oft das ganze Haus mit, wenn sie umziehen, denn sonst könnte es von Geistern besetzt und „verhext“ werden. Von Ochsen gezogen, geht es über Berge, mit Booten manchmal sogar übers Wasser. Und wieder helfen alle mit, denn solch ein Umzug mit Fiesta ist die Krönung des Minga-Systems. „360° GEO Reportage“ durfte den Umzug auf chilenisch begleiten. Der Bauer Arcadio, 48, hält Schafe, Schweine und Ochsen. Auf den Feldern pflanzt er Kartoffeln an, das hat auf Chiloé Tradition. Auf der Inselgruppe fand man die ältesten bekannten Spuren wilder Erdäpfel. 400 verschiedene Sorten soll es hier geben. Arcadio steht nicht nur die Kartoffelernte bevor, sondern auch ein ganz besonderer Umzug. Denn er lebt zusammen mit zwei Schwestern, einem Neffen und seiner 93-jährigen Mutter. Da ist immer etwas los und es gibt wenig Privatsphäre. Deshalb will er jetzt in das über 100 Jahre alte Elternhaus ziehen. Und das soll – von Ochsen und den Nachbarn gezogen – auf den nächsten Hügel, wo er für private Besuche etwas Abstand zur Familie hat und wo die Aussicht besser ist. Derweil rüstet man weiter unten im Dorf zu einem Umzug übers Meer und der größten Fiesta des Jahres. Mit von der Partie ist auch der Weltenbummler Ciro, 29, der lange in Deutschland gelebt hat, sich nun auf die Suche nach seinen Wurzeln macht und dabei das Naturparadies Chiloé entdeckt. Und die 23-jährige Luna. Die letzte Fiesta ist bei ihr nicht ohne Folgen geblieben, denn Luna ist schwanger. Der „Trauco“ soll dafür verantwortlich sein – ein Waldgeist. Sie alle, 200 Nachbarn und Freunde eingeschlossen, wollen Arcadio bei seiner „Minga“ helfen. Aber wird das alte Haus den Belastungen überhaupt standhalten? (
Das Resiatal in den julischen Alpen ist die Heimat einer der kleinsten Minderheiten Europas. Bis heute haben die Resianer eine eigene Kultur bewahrt, die sich hauptsächlich in ihren Liedern und Tänzen ausdrückt. Doch der Fortschritt hält auch hier Einzug, Traditionen gehen verloren. Weil im Resiatal nichts verschriftlicht wurde, ist die Kultur massiv bedroht. Inzwischen haben das auch die Einwohner begriffen und den Kampf gegen das Vergessen aufgenommen. "360° Geo Reportage" hat das Tal und seine Menschen besucht.
Bisons sind nicht nur das Wahrzeichen der amerikanischen Ureinwohner, sondern auch die Hauptattraktion des Yellowstone-Nationalparks im Nordwesten der USA. Hier finden sie üppiges Weideland und reichlich Futter. Doch die Idylle trügt. Sobald die Bisons den Nationalpark verlassen und privates Terrain betreten, dürfen sie erschossen oder meilenweit zurück in den Nationalpark getrieben werden. Umweltschützer wie Mike Mease begleiten deshalb die Wanderungen der Tiere, dokumentieren ihre Route und das Verhalten der Ranger und Farmer. Ihr Ziel: Schaden von den Tieren und besonders ihren Kälbern abzuwenden.
Kaum ein Säugetier wird weltweit so häufig gewildert wie das Pangolin, auch Schuppentier genannt. Acht Arten gibt es weltweit, jede davon ist akut vom Aussterben bedroht. Grund ist zum einen die verstärkte Nachfrage in asiatischen Restaurants nach Pangolinfleisch, zum anderen die Verwendung der Schuppen in der traditionellen chinesischen Medizin. Wenn nicht bald etwas passiert, werden Pangoline in wenigen Jahren von der Erde verschwunden sein. "360° - Geo Reportage" hat ein Schutzzentren in Vietnam besucht, in dem beschlagnahmte Tiere mit großem Aufwand auf ihre Auswilderung vorbereitet werden.
Die Inselgruppe der Orkneys liegt nördlich des schottischen Festlands. Das Meer mit seinem Fischreichtum ist nicht nur wichtige wirtschaftliche Ressource. Es kann bei stürmischem Wetter auch zur lebensgefährlichen Falle werden - für Fischer, Tanker, Segelschiffe, Sportler und Schatztaucher. Die freiwilligen Helfer der Seenotrettung sind täglich im Bereitschaftsdienst. Sie sind Männer und Frauen, jung und alt, Väter und Söhne, Lehrer, Ingenieure, Fährmänner, Ärzte und Fischer. "360° Geo Reportage" war mit an Bord.
Die kanadischen Badlands im Südosten Albertas: Prärie, soweit das Auge reicht, staubtrockene Canyons und bizarre Felstürme, genannt "Hoodoos". Eine faszinierende, unwirklich scheinende Landschaft, in der einst die Dinosaurier zu Hause waren. Auf fast 90.000 Quadratkilometern leben nur noch wenige, sehr bodenständige Menschen - auch junge Familien. Hebamme zu sein im "schlechten Land" ist mehr als ein Abenteuer.
Myanmar – das Land der goldenen Pagoden. Die Schönheit des Landes verzaubert immer wieder. Gespeist wird diese Prachtentfaltung aus der Verehrung Buddhas. Über 20 Meter misst die größte Marmor-Statue in Mandalay. Myanmars zweitgrößte Stadt ist berühmt für die Kunstfertigkeit ihrer Marmor-Schnitzer. Klöster und Tempel in ganz Asien verlangen nach immer neuen Bildnissen des Erhabenen.
An der nördlichen Küste Westkanadas, wo das Meer auf den Regenwald des Großen Bären trifft, lebt Stan Hutchings, der letzte "Creekwalker" Kanadas. Seine Nachbarn sind Orcas und Buckelwale, sein Zuhause ist das Meer. Jeden Tag macht er sein Jetboot klar und düst in halsbrecherischem Tempo einen Fluss hinauf. Dann steigt er in sein Kanu um und verschwindet in der Wildnis. Sein Weg führt ihn tief in unberührte Wälder, weit hinauf in ungezähmte Flüsse. Über Stock und Stein, Bären und Wölfen schutzlos ausgesetzt.
Auf Kreta ist der Olivenbaum allgegenwärtig. Doch es gibt einen anderen, uralten Baum auf der Insel, der zeitgleich Früchte und Blüten trägt und dessen Früchte die Karuben, einzigartige Eigenschaften besitzen: der Johannisbrotbaum. Seine rauen, braunen Schoten sind voller Geheimnisse und voller Hoffnung für diejenigen, die um seine Kräfte wissen.
Windsor, Ascot, London – das royale Dreieck Großbritanniens ist das Revier von Tiertherapeut Roger Mugford. Seine Spezialität sind Hunde. Er kann denken wie ein Vierbeiner und so ist es kein Wunder, dass während seiner 40-jährigen Praxis auch einmal Königin Elizabeth II. nach ihm hat rufen lassen. Wie kann man die Kämpfe in einem Rudel Corgis verhindern? Mugford hatte einen entscheidenden Tipp. Die „360° – Geo Reportage“ begleitet ihn dabei außerdem, wie er Hunden das Jagen von Schafen, Fahrradfahrern und Skateboardern abgewöhnt
Glocken sind seit jeher aus christlichen Kirchen nicht wegzudenken. Im süditalienischen Agnone werden sie noch heute nach traditionellen Methoden hergestellt. Die Glockengießerei Marinelli blickt auf eine tausendjährige Tradition zurück. Die Brüder Armando und Pasquale führen den Betrieb in der 24. Generation. Selbst der Vatikan bestellt seine Glocken bei den Brüdern. Nun sollen sie eine kleine Glocke für die Gemeinde Monopoli herstellen. Ein kleiner, aber feiner Auftrag.“360° Geo Reportage“ hat den Glockengießern über die Schultern geschaut.
Die größten Exemplare des Arapaima, in Brasilien Pirarucú genannt, sind bis zu drei Meter lang und 200 Kilogramm schwer; die Art hat viele Millionen Jahre Evolution weitgehend unverändert überdauert. In weiten Teilen Brasiliens ist der Fisch heute ausgestorben oder akut bedroht. Ganz anders in den Fanggründen der Gemeinde Itapuru. In den rund 300 Seen, gelegen im eine Million Hektar großen Naturschutzgebiet Piagaçu-Purus, tummeln sich circa 20.000 Exemplare. Zu verdanken ist das Irailton Bastos da Silva. Er hat früher selbst als illegaler Fischer gearbeitet – und setzt sich heute für den Schutz der Arapaima-Bestände ein. Das Amazonasbecken ist ein gigantisches Labyrinth aus Flüssen, Seen und Kanälen – es ist das zweitgrößte Feuchtgebiet der Erde. Die Arapaima-Fischerei hat dort eine lange Tradition. Mittlerweile steht der Fisch in Brasilien jedoch unter Schutz, die Jagd auf ihn wurde 1996 komplett verboten. Die illegale Fischerei ging trotzdem weiter. Die vor Ort ansässigen Uferbewohner erhielten deshalb für bestimmte Gebiete eine Sondererlaubnis und wurden gleichzeitig im nachhaltigen Umgang mit der Fischpopulation geschult. Ein voller Erfolg: Wo vor zwei Jahrzehnten kaum mehr ein Fisch gesichtet wurde, werden heute jede Saison Hunderte Arapaimas gefangen. Auch in Itapuru steigen die Bestände seit Einführung des Schutzprogramms stetig. Heute bringt die Arapaima-Fischerei der 300-Seelen-Gemeinde um die 400.000 Reais im Jahr – umgerechnet rund 100.000 Euro. Ein wichtiger Ansporn für die Fischer, gut über die Fanggründe zu wachen. (Text: arte)
Nur noch etwa 3.000 asiatische Wildesel, auch Kulane genannt, ziehen im riesigen Altyn-Emel-Nationalpark in Kasachstan umher. In freier Wildbahn besiedeln sie noch ein Prozent ihres ursprünglichen Lebensraums. Um dem Aussterben entgegenzuwirken, sollen die Kulane eingefangen und mit dem größten Transporthubschrauber der Welt in die zentralasiatische Torgai-Steppe geflogen werden. Die Umsiedlung von Wildeseln ist ein riskantes Unterfangen. Bei einem Versuch in der Vergangenheit starben alle Tiere. Jetzt will in Kasachstan ein erfahrenes, internationales Team aus Tierärzten und Biologen das Wagnis eingehen und einen Teil der im Altyn-Emel-Nationalpark beheimateten und vom Aussterben bedrohten Kulane in die zentralasiatische Torgai-Steppe umsiedeln – in einem der größten Transporthubschrauber der Welt. Schon das Einfangen ist ein Kraftakt: Logistisch ist es kaum möglich, eine größere Anzahl der extrem scheuen Tiere in kurzer Zeit zu fangen – erst im Oktober, wenn die Nahrung knapp wird, begeben sie sich ins Tal des Flusses Ili. Für einen erfolgreichen Fang muss sich eine Kulanherde von mindestens 40 Tieren nahe des Fangkorrals aufhalten. Nur im Schutz der Dunkelheit können die kasachischen Ranger sie im Scheinwerferlicht ihrer Geländewagen in ein kleines Schutzgehege treiben. Dabei sollten Stuten und Fohlen möglichst nicht getrennt werden. Auch wenige Hengste müssen dabei sein, um eine neue Population aufzubauen. Im Korral werden die Tiere betäubt, ihnen werden Blutproben genommen, ein Gesundheitscheck gemacht, ein Langzeitberuhigungsmittel für den Transport gespritzt und ein Senderhalsband angelegt, um ihre Entwicklung in ihrer neuen Heimat, der Torgai-Steppe, verfolgen zu können. Erst dann kommen die Tiere in ihre Transportbox und das Abenteuer des Fluges steht bevor. Wird die Aktion gelingen, und werden die Tiere die Strapazen gut überstehen? „360° Geo Reportage“ begleitet ein Team aus Tierärzten und Biologen bei dieser einzigartigen
Auf Korsika haben seit 1960 die Waldbrände ein erschreckendes Ausmaß angenommen. Sie zerstören jeden Sommer Tausende Hektar Vegetation. Neue Strategien hat die "Forstfeuerwehr" in den Departements Haute-Corse und Corse-du-Sud im Kampf gegen die Brandkatastrophen entwickelt. Mit präventiven Bränden nehmen sie dem Feuer die "Nahrung". Ein gefährlicher Kampf um die geliebte Insel ...
Der Vulkan Iodake nimmt mehr als die Hälfte der Insel Satsuma Iojima ein. Fast 1.000 Jahre lang haben die Menschen hier im Südwesten Japans vom Schwefelabbau gelebt. Heute rentiert sich das nicht mehr. Deshalb verlassen immer mehr Menschen das Eiland. Die verbliebenen Einwohner wollen ihre Insel jedoch nicht aufgeben und versuchen, Urlauber und Neuinsulaner anzulocken.
Das Moldaukloster Sucevita ist das einzige, dessen Innen- und Außenwände vollständig mit Wandmalereien und Fresken versehen sind. Das Leben der Nonnen ist von den Jahreszeiten und dem täglichen Gottesdiensten bestimmt. Für ihre kunstvollen Handarbeiten sind die Nonnen des Klosters weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt.
Der Flughafen Sheremetjevo in Moskau ist mit 40 Millionen Passagieren im Jahr einer der größten europäischen Flughäfen. Die Sicherheitsabteilung der Aeroflot setzt im Kampf gegen Sprengstoff-Terrorismus unter anderem auf eine besondere Abwehrmethode: Die sogenannten Sulimov-Hunde, Hybriden aus Schakal und dem arktischen Herden-Laika. Sie gelten als die weltbesten "Schnüffler" unter den Hunden.
Auf Neuseeland sind - neben fünf Millionen Menschen - viele endemische Tierarten zu finden – und einige sind vom Aussterben bedroht. Immer mehr Neuseeländer setzen sich für das Überleben ihrer Tiere ein und haben eine große Sensibilität für die Einzigartigkeit ihrer Natur entwickelt. Aotearoa – „Land der langen weißen Wolke“ nennen die Maoris Neuseeland. Auf der langen weißen Wolke leben nur fünf Millionen Menschen, die unglaubliche Naturvielfalt ist noch relativ unberührt. Viele endemische Tierarten sind hier zu finden – und einige sind vom Aussterben bedroht. Immer mehr Neuseeländer setzen sich für das Überleben ihrer Tiere ein und haben eine große Sensibilität für die Einzigartigkeit ihrer Natur entwickelt. Neuseeland, jüngstes Land der Erde, liegt mitten im Pazifik und besteht aus einer Nord- und einer Südinsel. Auf der Südinsel, in der Region Otago, brüten die nur hier lebenden Königsalbatrosse. Obwohl sie extrem geschützt sind und sich ihnen niemand ohne Erlaubnis nähern darf, haben in dieser Saison nur 14 Küken überlebt, halb so viele wie in den Vorjahren. Warum, das kann niemand sagen. Königsalbatrosse können 190.000 Kilometer am Stück fliegen – ohne je den Boden zu berühren. Nur alle zwei Jahre kehren sie an den Ort ihrer Geburt zurück. Pro Brutzeit legen sie ein Ei – wenn überhaupt. Keine leichten Voraussetzungen für Nachwuchs. Ranger Hoani Langbury versucht, die Ursachen für das Schrumpfen der Population zu ergründen. Auch weiter nördlich auf der Südinsel sind Tiere bedroht - Gelbaugenpinguine, die zweitgrößte Pinguinart Neuseelands. Zwei Frauen betreiben hier ein Pinguin-Krankenhaus und päppeln verletzte und kranke Tiere liebevoll wieder auf. Am stärksten betroffen sind derzeit die Maui-Delfine auf der Nordinsel. Im angesagten Sportlerparadies Raglan sind Surfer früher noch mit den kleinen Delfinen geschwommen – heute bekommt sie niemand mehr zu Gesicht. 55 Tiere soll es angeblich noch geben
Die Verteidigung des Virunga Nationalparks im Ostkongo und der dort lebenden letzten Berggorillas auf der Welt, ist eine tägliche Herausforderung. Und eine Auseinandersetzung. "360° GEO Reportage" porträtiert einerseits Ranger, die für die Tiere ihr Leben riskieren, und Menschen, die sich durch den Nationalpark um ihr Eigentum gebracht sehen und Anspruch auf den Park erheben.
Gitarrenmusik, Instrumentenbau und Flamenco sind bedeutende Bestandteile der andalusischen Kultur. So wie die 12-jährige Claudia Calle, möchten viele junge Menschen im Süden Spaniens durch die Musik berühmt werden: Als Tänzer, Musiker oder Instrumentenbauer. Das Zentrum des handwerklichen Gitarrenbaus weltweit ist Granada.
Bangkok – Thailands Hauptstadt, größter Handelsplatz in Südostasien und Shoppingparadies. Doch die Metropole am Chao Praya Fluss hat mehr zu bieten als Tempel und riesige Malls. Mit über 15.000 Ständen und Läden ist der Chatuchak-Markt der größte Asiens. Allein an einem Verkaufstag strömen bis zu 300.000 Besucher durch die mit Wellblech überdachten Gänge.
Die Esteros del Iberá sind das größte Feuchtgebiet Argentiniens. Inmitten der Lagunen und Sümpfe waren einst Jaguare beheimatet. Sie wurden jedoch durch ungebremste Jagd ausgerottet. Nun sollen sie wieder angesiedelt werden. Auf einer Insel im Sumpfgebiet wurde ein Zentrum für die Jaguaraufzucht errichtet. Dort will man Jungtiere züchten, die dann ausgewildert werden können.
Die Provinz Westkap in Südafrika ist eine Landschaft voller Schönheit und Zauber. Majestätisch erheben sich hier die Zederberge, zu deren Füßen eine kleine Stadt liegt, die aus einer längst vergangenen Zeit zu stammen scheint: Wupperthal. Es ist die Heimat des weltweit begehrten Rooibos-Tees, der für die Menschen hier Identität, Lebensgefühl sowie Lebensgrundlage bedeutet.
In der türkischen Hauptstadt Ankara entsteht eine der ungewöhnlichsten Bibliotheken der Welt. Sie besteht aus gebrauchten Büchern. Noch vor wenigen Jahren galten diese schlicht als Abfall. Nun werden viele Werke gerettet - von den Müllmännern der Stadt, die sie, statt zu vernichten, sammeln und kategorisieren. "360° - GEO Reportage" hat die Müll-Bibliothek besucht.
Wie Heuschrecken fallen Geladas über die Kornfelder her, die den Bauern als wichtigste Lebensgrundlage dienen. Das Leben im Hochland von Äthiopien ist für viele Bauern ein täglicher Überlebenskampf, auch im Bergdorf Sona auf 3.500 Metern Höhe. Hier, inmitten eines Nationalparks, müssen sich die Menschen das Land mit den Geladas, einer streng geschützten Primatenart, teilen. Das Leben im Hochland von Äthiopien ist für viele Bauern ein täglicher Überlebenskampf, auch im Bergdorf Sona auf 3.500 Meter Höhe. Hier, inmitten des Simien-Nationalparks, müssen sich die Menschen das Land mit Primaten teilen: den gefräßigen Dscheladas. Im Wettlauf um die kostbaren Ähren werden Menschen und Affen zu erbitterten Rivalen. Wächter der Felder sind die Kinder. Für den 13-jährigen Melcome eine große Herausforderung: Er muss die Affen verjagen, ohne sie zu verletzten. Dabei bleibt den Dscheladas oft keine andere Wahl. Denn die Bauern dringen mit ihren Feldern immer weiter in den Nationalpark vor. Wie kann es gelingen, die Balance zwischen Mensch und Tier wieder herzustellen? Rund 400 Familien leben in Sona – einem der sieben Dörfer im Nationalpark, inmitten eines UNESCO-Weltnaturerbes. Zwischen Steilhängen und Ebenen betreiben sie Ackerbau und Viehzucht. Ein Leben, so karg wie in der Steinzeit: ohne Strom, fließendes Wasser und Heizung. Dazu liegen die nächtlichen Temperaturen im Minusbereich. Wie eh und je dient trockener Kuhmist als Brennstoff. Doch kaum jemand sieht einen Grund zur Klage. Mancher gar ist voll der Hoffnung: Der Klimawandel bringt mehr Regen und der globale Handel billige Waren in die Berge. Wären da nur nicht diese listigen Affen. Bei der Ernte werden alle Erwachsenen gebraucht. So können die Bauern während dieser Zeit nicht mehr die schwer überschaubaren Felder bewachen und die Affen verjagen. Diese verantwortungsvolle Aufgabe liegt jetzt ganz in der Hand der Kinder.
Ein blitzartiger Biss ins Genick genügt ihm, um sein Opfer in Sekundenschnelle zu töten. Dem mächtigen Amur-Tiger möchte niemand in der klirrenden Kälte der sibirischen Taiga begegnen. Der Wildbiologe Alexander Batalow lässt sich davon nicht abschrecken. Im Gegenteil: Er begibt sich gezielt in die Nähe von Tigern.
Hoch in den peruanischen Anden leben die Vikunjas, Verwandte der Lamas. Lange wurden die Tiere gejagt und dabei fast ausgerottet. Heute werden sie geschützt und nur für die Schur eingefangen. Denn ihre Wolle ist einzigartig – warm und leicht und wertvoll wie Gold. Im Dorf Lucanas haben die Menschen deshalb begonnen, den Vertrieb der Wolle selbst in die Hand zu nehmen. Mit Erfolg! Geschützt von ihrer dichten Wolle, vertragen Vikunjas, die wie ihre Verwandten Lamas und Alpakas zu den Kamelen gehören, selbst große Kälte von bis zu minus zehn Grad in der Nacht. Und die ist in ihrer Heimat, den Anden, zwischen 3.500 und 5.500 Metern Höhe nicht selten. Es sind karge Böden, hart für Mensch wie Tier. Bereits unter der Herrschaft der Inka wurden die Vikunjas wegen ihrer Wolle und des Fleisches gejagt. Nach der spanischen Eroberung und lange darüber hinaus wurden sie abgeschlachtet, so dass sie bis Mitte der 1960er Jahre fast ausgestorben waren. Die Länder, in denen die Tiere lebten, zogen daraufhin die Notbremse und unterzeichneten eine Naturschutzkonvention zu ihrem Erhalt. Heute gibt es wieder zehntausende Tiere, die meisten davon in Peru. Im Gegensatz zu anderen Ländern wie Argentinien leben sie hier auch weiterhin frei. Nur zur Schur werden sie von den Einheimischen eingefangen. Denn die Wolle, feiner als Menschenhaar, ist wertvoller als Kaschmir und begehrtes Luxusprodukt westlicher Edel-Designer. Bis heute boomt das Geschäft. Neu ist, dass sich die Bauern des Hochlands inzwischen daran beteiligen. Denn sie wussten ja schon immer, wie man die Tiere fängt. Findige Geschäftemacher und Wilderer machten ihnen den Gewinn jedoch stets streitig. So gründeten die Bauern des Dorfes Lucanas nun eine Kooperative, die direkt mit den Abnehmern verhandelt, ohne störende Zwischenhändler. Ein voller Erfolg und Ansporn für die Bauern, möglichst viel Wolle zu erwirtschaften. So auch beim demnächst geplanten Chakku, einer Hatz, an der das ganze Dorf teilnimmt und
Wenngleich sich der Mensch den Wunsch, zu fliegen, mit der Erfindung des Flugzeugs bereits vor mehr als 100 Jahren erfüllt hat, birgt das Fliegen bis heute eine grenzenlose Faszination. So auch für Jonathan. Der 20-Jährige Franzose ist Kunstflugpilot. Als jüngster Flugakrobat der Welt nimmt er an internationalen Wettkämpfen teil. "360° GEO Reportage" steigt mit ihm in die Lüfte. Die Faszination vom Fliegen begleitet die Menschheit seit jeher. Doch kaum jemanden begeistern die Lüfte so sehr wie den 20-jährigen Flugakrobaten Jonathan Vincent, der mit seiner Familie in einem kleinen Dorf im Norden der Bourgogne lebt. Als Jonathan mit elf Jahren erstmals bei einer Flugschau zu Gast war, verliebte er sich sofort in die Flugzeuge und überredete seine Eltern dazu, Flugstunden nehmen zu dürfen. Im Alter von fünfzehn Jahren flog er dann zum ersten Mal allein. Dieses Jahr entschied er sich schließlich dazu, sein Studium zu unterbrechen, um sich ganz seiner Leidenschaft zu widmen. Immerhin hat er Großes vor: Diese Saison möchte er nicht nur an den französischen Meisterschaften, sondern auch an der Kunstflugweltmeisterschaft teilnehmen und dort eine ganze Reihe Flugfiguren präsentieren, an die er sich bisher noch nicht herangewagt hat. Sobald der Frühling kommt, beginnt Jonathan Vincent das Training in seinem neuen Fliegerclub in der nordfranzösischen Region Picardie. Hier fliegt er diese Saison den Prototypen ARS 300, ein einsitziges Kunstflugzeug, das eine Geschwindigkeit von bis zu 400 Stundenkilometern erreicht. Eine wahre Formel-1-Maschine der Lüfte. „360° Geo Reportage“ begleitet ihn.
Auf den Hebriden vor der Nordwestküste Schottlands weht meist ein frischer Wind. Das Wetter ist rau, die Menschen sind widerstandsfähig, auch dank ihrer besonderen Kleidung. Inspiriert von den Farben der Landschaft ist Harris Tweed der Aristokrat unter den Tweed-Stoffen - seit Jahrhunderten wird er auf den Inseln gewebt. Heute erlebt der Stoff ein Comeback.
Am Rande der kenianischen Metropole Nairobi existieren unzählige Slums, in denen die Ärmsten der Armen leben. Im Slum namens Kibera erklingen immer häufiger die Rhythmen von Trommeln oder sogar die Klänge klassischer Musik. Seit mehr als elf Jahren werden hier ganz besondere Unterrichtsstunden gegeben: "360° GEO Reportage" hat Balettschüler, ihre Familien und ihre Lehrer besucht.
Der Crémant ist auf dem Vormarsch. Wie der edle Champagner wird auch dieser Schaumwein nach dem "Champagner-Verfahren" hergestellt. Die traditionelle Flaschengärung erzeugt teils spektakuläre Tropfen und die sind als "Crémant brut" durchaus mit einem echten Champagner vergleichbar. Besonderer Beliebtheit erfreut sich der Elsässische Crémant ...
Nilesh Madale reibt seinen Körper mit einem Gemisch aus Sand, Öl und Kräutern ein. Sein Gegner tut es ihm gleich, damit beide am verschwitzten Körper ihres Gegners nicht abschmieren und ihn mit festem Griff zu Boden ringen können. Nilesh ist Kushti-Kämpfer im indischen Mumbai. "360° GEO Reportage" hat die letzten Kushti-Kämpfer besucht, deren Sport gerade eine Renaissance erlebt. Kushti ist eine traditionelle indische Form des Ringens, deren Ursprung auf das 5. Jahrhundert zurückgeht. Anders als beim modernen Wrestling wird nicht auf Matten, sondern auf einem speziell zubereiteten Sandboden gekämpft. Um erfolgreich zu sein, haben sich die Kushti Kämpfer einem asketischen Leben verschrieben: täglich mehrere Stunden hartes Training, zudem kein Alkohol, keine Drogen, kein Sex und gesunde Ernährung. Ringen hat in Indien, besonders auf dem Land, einen hohen Stellenwert. Viele Sportler verlassen ihre Heimat und ziehen in die Großstädte in der Hoffnung, sich dort ein besseres Leben aufzubauen. Der indische Staat ist an den disziplinierten und gut durchtrainierten Kushti-Kämpfern interessiert, doch die wenigen Arbeitsplätze sind hart umkämpft. Nur wer bei wichtigen Turnieren Siege vorweisen kann, hat gute Chancen bei der Bewerbung. Für den 31-jährigen Nilesh Madale ist daher jeder Wettkampf ein Schritt in Richtung seines Traumjobs als Polizist. In Kürze findet wieder ein wichtiges Turnier statt. Diesmal sogar in seinem Heimatdorf, vor den Augen seiner Familie. Eine doppelte Herausforderung für Milesh. Gerade für die Jüngeren ist er ein Vorbild, dem sie nacheifern. Denn Kushti, jahrelang beinahe in Vergessenheit geraten und von dem westlichen Ringen auf Matten verdrängt, erlebt eine Wiedergeburt. Das Besondere daran: Auch Frauen öffnen sich langsam diesem Sport, der traditionell Männern vorbehalten war. Ein Beispiel dafür ist Shivani, die Tochter von Nileshs Trainer. Auch sie bereitet sich auf Wettkämpfe vor. Während Shivani jedoch erst am An
Majestätisch thronen die Klöster Georgiens in der rauen Schönheit des Kaukasus. Seit der 1991 wiedererlangten Souveränität Georgiens bemühen sich Kirche und Staat, ihre alten Klöster wieder mit Leben zu erfüllen, sie mühsam wieder aufzubauen und zu restaurieren. Das ist, neben ihrer religiösen Bestimmung, heute die wichtigste Aufgabe der Mönche. Im heutigen Georgien entstanden schon im ersten Jahrhundert nach dem Vorbild der Gemeinden von Antiochia und Jerusalem erste urchristliche Gemeinden. Bereits im Jahr 337 wurde in dem ostgeorgischen Königreich Kartli das Christentum zur Staatsreligion erhoben, lange vor der Christianisierung Europas. Die georgische orthodoxe Kirche ist autokephal, das heißt eigenständig. Damit konnten, vor allem in der Abgeschiedenheit der Klöster, viele alte kirchliche und kulturelle Traditionen, alte Produktions- und Lebensweisen bewahrt werden, die auf den Betrachter aus der heutigen schnelllebigen und technisierten Welt eine große Faszination ausüben. Vor der Sowjetherrschaft gab es auf dem Territorium des kleinen Staates, der nicht größer ist als das Bundesland Bayern, unzählige aktive Klöster, von denen nur wenige bewahrt werden konnten. Ihre kulturhistorisch wertvollen Bauten mit über 1.000 Jahre alten Fresken und Ikonen wurden unter der kommunistischen Herrschaft entweiht – als Lagerhäuser, Viehställe oder Militärlager und Kasernen missbraucht. Doch seitdem das Land im Jahr 1991 seine Souveränität wiedererlangte, bemühen sich Staat und Kirche, die alten Klöster wieder mit Leben zu füllen und vor dem Verfall zu bewahren. Immer wieder unternimmt der 33-jährige Erzpriester Artschil Kachidse Reisen durch die Klöster des Landes. Er interessiert sich für die Entwicklung des klösterlichen Lebens, sowohl in religiöser als auch wirtschaftlicher Hinsicht. Welche Perspektive hat das traditionell so eng mit Georgien verflochtene Klosterleben in der heutigen Zeit? „360° Geo Reportage“ war vor Ort.
Die "Charreria" ist Mexikos Volkssport. Bei einer Art Rodeo stellen die Charros, wie sich die mexikanischen Cowboys nennen, ihr Geschick beim Reiten, mit dem Lasso und im Umgang mit ungezähmten Pferden unter Beweis. Seit den 50er Jahren haben Frauen ihre eigene Disziplin: die "Escaramuza". Für die Teilnehmerinnen bedeutet sie auch immer eine Verhandlung der Rolle der Frau. „Escaramuza“ – was übersetzt so viel wie Geplänkel oder Scharmützel bedeutet, ist in Mexiko eine eigene Reitsportart, die ausschließlich von Frauen ausgeübt wird. Als Pendant zur männlich dominierten „Charreria“, dem mexikanischen Volkssport, vollführen bei der „Escaramuza“ acht Reiterinnen in prächtigen, traditionellen Kleidern und im Damensattel im Galopp eine Choreografie aus ebenso halsbrecherischen wie eleganten Figuren. Inspiriert ist die „Escaramuza“ von den „Adelitas“, den Soldatinnen, die während der mexikanischen Revolution von 1910 an der Seite der Männer kämpften, um die Diktatur des Machthabers Porfirio Dias zu beenden. Seit 1991 ist „Escaramuza“ offiziell ein Wettkampfsport. Zunächst treten dabei die regionalen Reiterteams der mexikanischen Bundesstaaten gegeneinander an. Es geht um Schnelligkeit, Präzision, Eleganz und das Gesamtbild des Teams. Und darum, das „Escaramuza“-Finale im Spätherbst in Zacathecas zu erreichen. „Las alteñitas“ – die Hochländerinnen – gehören zu den besten „Escaramuza“-Teams Mexikos. Zusammen mit ihrem Trainer José Eduardo Moreno bereiten sie sich auf den letzten Qualifikations-Wettkampf in Queretaro vor, der Voraussetzung für das internationale Turnier in Zacathecas ist. Alle stehen unter Druck, beim Training, bei den direkten Vorbereitungen und während der Wettkämpfe. Bei den Reiterinnen geht es immer auch um Werte und Themen, die im Leben der alten mexikanischen Familien eine Rolle spielen: Stolz, Ansehen und Passion, die Rolle der Frau, die Frage nach Tradition, Moderne und Identität. W
Die Trüffel gilt als einer der teuersten Speisepilze der Welt. Bei der seltenen und heiß begehrten Delikatesse denken die Meisten an Italien oder Frankreich. Weniger an Istrien, die kroatische Halbinsel an der Adria. Dabei hat sich gerade diese kleine Region in den letzten Jahren zu einem Paradies für Trüffelsucher entwickelt. Doch die Konkurrenz ist groß ... Dichte Nebelschwaden künden im Norden Istriens den Herbst an. Es ist Mitte September. In den feuchten Mischwäldern im Herzen des Landes reift jetzt die seltene weiße Trüffel heran. Für Visnja Prodan beginnt die wichtigste Zeit des Jahres. Sie verdient mit Trüffeln ihr Geld – wie viele Menschen in der Region. Vom Naturschatz leben etwa 1.800 Familien. Die Trüffeljägerin steht deshalb unter Druck und durchstreift mehrmals am Tag das 25 Hektar kleine Waldstück vor der Haustür. Schon ihr Großvater hat hier nach dem kostbaren Schlauchpilz gesucht. Auch Nikola Tarandek ist Trüffeljäger. Mit seiner Lizenz darf er ein halbes Kilogramm am Tag sammeln. Kontrollen gibt es fast nie, was es den vielen illegalen Trüffeljägern leicht macht. Trotz Verbot ernten sie nachts im Verborgenen und gefährden den Bestand. Geschätzt landen 60 Prozent auf dem Schwarzmarkt. Nikola behauptet sich in der Branche durch seine erfahrenen Hunde und Stammkunden, die begierig auf neue Ware warten. In Istrien reifen drei schwarze Trüffelarten: Sommer-, Winter- und Perigord-Trüffeln. Außerdem saisonal die weiße Tuber Magnatum Pico, der teuerste Speisepilz der Welt. Er kann bis zu 7.000 Euro pro Kilogramm kosten. Als Trüffelland ist Istrien durch einen Geschäftsmann aus Livade bekannt geworden: Giancarlo Zigante. Er handelt international und ist durch die istrische Trüffel reich geworden. Weltweit bestimmt aber immer noch Italien mit seinen berühmten Alba und Piemont Trüffeln den Markt. Das möchten die istrischen Trüffeljäger, allen voran Giancarlo Zigante, gerne ändern und setzen deshalb alles daran, mit ihren
Das Vertrauen in die Heilkraft der Pflanzen ist so alt wie die Menschheit, und in den letzten Jahren erlebt die Kräutermedizin in ganz Europa eine Renaissance. In den Vogesen, im Osten Frankreichs, gibt es zahlreiche wild wachsende Heilpflanzen – wie auch die eigenwillige Arnika montana. Tinkturen und Salben aus Arnika helfen gegen Prellungen, Ödeme, Muskel- und Gelenkschmerzen. Seit einigen Jahren trägt Clément Urion die Bürde, das offizielle Pflück-Datum für die Arnikaernte freizugeben. Der Kräutersammler, der mit seinem sechsköpfigen Team auf seinem Bauernhof La Ferme du Bien-être aus Kräutern und Heilpflanzen ätherische Öle, Blütenwasser und Kräutertees herstellt, ist einer der wenigen, die die Pflanze offiziell ernten dürfen. Tausende Wildpflanzen wachsen heute noch in den Vogesen, doch nur 148 Arten dürfen von den Kräutersammlern gepflückt und weiterverarbeitet werden. Jedes Jahr im Juni gehört seine ganze Aufmerksamkeit der Arnika montana – jener wilden Heilpflanze, die auf den Wiesen des circa 1.200 hohen Markstein wächst. Nur Clément darf bestimmen, wann die zwei Tage dauernde Ernte beginnt – je nach Blütenstand und Wetter. Den Großteil der Ernte bekommt das bekannte Natur-Kosmetikunternehmen Weleda, dessen Chef Denis Graeffly erklärt, warum die Arnika so wichtig ist: „Sie ist eine führende Pflanze. Das heißt, sie ist Teil vieler Weleda-Produkte. Sie ist auch auf therapeutischer Ebene wichtig, sie hat viele Wirkungen auf dieser Ebene. Und auch für Kosmetika, besonders für eine externe Anwendung, hauptsächlich in der Form von Öl“. Kräutersammler zu sein, ist nicht nur eine Kunst, sondern auch ein Beruf. Doch jede Menge Hürden und Gesetzgebungen machen Leuten wie Clément Urion das Leben schwer.
Schon Kinder leiden in Simbabwe an getrübter Sicht durch den Grauen Star. Tausende sind es. Doch in letzter Zeit können immer mehr von ihnen einer Zukunft in Blindheit entgehen. Denn seit einigen Jahren kämpfen engagierte Augenärzte gegen die miserable medizinische Versorgung im Land. "360° - GEO Reportage" hat den Ärzten und Schwestern über die Schultern geschaut. Seit seiner Geburt leidet der zwölfjährige Nkosi Gumbo an einer schweren Form von Grauem Star, der von Jahr zu Jahr zunimmt. Mit dem linken Auge kann Nkosi kaum noch sehen. Mit dem rechten erkennt er die Welt nur verschwommen. Wie die meisten Kinder im armen Matabeleland wächst Nkosi auf dem Bauernhof seiner Großeltern auf, während Mutter und Vater im benachbarten Südafrika arbeiten. Der siebenjährige Blessing Ncube musste dieses Jahr die Schule abbrechen, weil er durch seine stark eingeschränkte Sicht dem Unterricht nicht mehr folgen konnte. Beide Jungen sind nur zwei von über 50.000 Kindern aus dem südlichen Simbabwe, die unter Augenkrankheiten wie dem Grauen Star leiden. Nun haben sie eine Chance auf Heilung - durch ein Programm, welches Kindern kostenlose Operationen anbietet. Die Krankenschwester Tilile Nkata war dafür in ihre abgelegenen Siedlungen gekommen und hatte die Kinder untersucht. Sie setzte beide Jungen als Notfälle auf die Liste für bevorstehende Operationen, die vom Gesundheitsministerium sowie von lokalen und deutschen Nichtregierungsorganisationen finanziert werden. Doch nicht bei allen Kindern ist die Operation möglich. Vitamin- und proteinarme Ernährung, unbehandelte Verletzungen und Infektionen haben manche Augen so schwer geschädigt, dass sie nicht mehr zu korrigieren sind. Werden die Ärzte Nkosi und Blessing behandeln können und ihnen damit eine Chance auf ein Leben ohne Blindheit ermöglichen?
Die 30-jährige Orit Mohammed ist im Hochland von Äthiopien aufgewachsen, der Wiege des Kaffees, der nach der hiesigen, ehemaligen Provinz "Kaffa" benannt wurde. Das anregende Aufgussgetränk lag Orit im Blut, als sie in die Arabischen Emirate zog, um dort ein Import/Export-Geschäft für Kaffee zu eröffnen. Jetzt fiebert sie wie jedes Jahr der Erntezeit entgegen ...
Einmal im Jahr verwandelt sich die westindische Stadt Ahmadabad in die Hauptstadt der Drachen. Dann nämlich findet das Neujahrsfest statt, an dem der Winter in den Frühling verabschiedet wird. Tausende Papierdrachen steigen in die Luft, begleitet von Feuerwerk und guten Wünschen. Wie die meisten Einwohner fiebert auch der 14-jährige Mohit monatelang auf dieses Fest hin ... Drachensteigen gehört zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen im westindischen Bundesstaat Gujarat. Es ist mehr als ein Sport – es ist ein Wettkampf und eine Leidenschaft. Besonders deutlich wird dies am Neujahrsfest, dem sogenannten Uttarayan, das traditionell im Januar stattfindet. Tausende von Flugkörpern steigen dann in den Himmel und ringen um die Lufthoheit. Doch die Drachen sollen nicht nur hoch steigen und möglichst lange in der Luft bleiben. Durch speziell mit Glaspulver präparierte Schnüre sollten sie auch die Halterungen der anderen Drachen kappen und diese zum Absturz bringen. Einer der diese Kunst zu einer besonderen Fertigkeit gebracht hat, ist der 14-jährige Mojit Prajapati aus der Stadt Ahmedabad. Das Drachensteigen lernte er von seinem zwei Jahre älteren Bruder Nikhil. Drachen lassen die Geschwister das ganze Jahr über steigen. Nun vor dem großen Fest verbringen sie jede freie Minute auf dem Dach ihres Hauses, um ihre Flugtechniken zu perfektionieren. Auch wollen sie, wie die meisten Einwohner Ahmedabads, neue Drachen kaufen, die sie am Tag vor den Festlichkeiten aufwendig präparieren. Ein ganzer Wirtschaftszweig hat sich daraus entwickelt. Tausende kleine Werkstätten richten sich ein, um sie herzustellen, Millionen Drachen werden in den Tagen vor Uttarayan verkauft. Drei Tage dauert das Ereignis, bei dem die Flugdrachen bis in die Nacht hinein den Himmel über Ahmedabad bevölkern. Und Mojit hofft, dass seine Modelle bis zuletzt oben bleiben werden.
Die "Finnmark" ist die nördlichste und die flächenmäßig größte Provinz Norwegens, aber auch die am dünnsten besiedelte: nur rund 1,5 Menschen leben hier pro Quadratkilometer, insgesamt 76.000. Davon gehören 60.000 zum Volk der Samen. Viele von ihnen leben noch immer von und mit ihren Rentieren. Im Winter ziehen Zehntausende dieser nordischen Hirsche halbwild durch die Hochebenen. Die Finnmark ist die nördlichste und flächenmäßig größte Provinz Norwegens, aber auch die am dünnsten besiedelte: Nur rund 1,5 Menschen leben hier pro Quadratkilometer, insgesamt 76.000. Davon gehören 60.000 zum Volk der Samen. Viele von ihnen leben noch immer von und mit ihren Rentieren. Im Winter ziehen Zehntausende dieser nordischen Hirsche halbwild durch die Hochebenen. „360° Geo Reportage“ hat sich unter die Sami gemischt und war auch bei den alljährlichen Rentierrennen mit dabei. Vor etwa 3.500 Jahren begannen die Sami, Rentiere zu domestizieren und zu züchten. Seither dreht sich ihr Leben überwiegend um diese Tundra-Hirsche. Die meisten Züchterfamilien haben es auf das Fleisch und die Felle der Tiere abgesehen. Anne Risten Sara ist eine der wenigen Frauen, die sich dieser „Männerarbeit“ stellen. Sie interessiert sich aber vor allem für Ausdauer und Schnelligkeit der Tiere, denn Anne Risten Sara ist mehrfacher Champion im Rentierrennen. Von vielen wird sie auch „Rentierprinzessin“ genannt. Als Freizeitspaß begannen die Sami schon vor Jahrhunderten, mit ihren Tieren auch in Rennen gegeneinander anzutreten. So auch heute: Gezogen von kräftigen Junghirschen rasen Anne Risten Sara und die anderen Athleten auf Skiern über einen Rundkurs, etwa einen Kilometer lang. Hauptaustragungsort ist Kautokeino, die Hochburg der Samen in Norwegen und Kulturhauptstadt des Nordvolkes. Fast alle der knapp 3.000 Einwohner leben in irgendeiner Form von den Tundra-Hirschen. Schulen und eine Universität bieten Wissen und Weiterbildung in Sachen Rentierzucht, alles in Sa
Als alte Heilkunst und selbstverständlichem Teil des Alltags dient die Thai-Massage je nach Landesart der Entspannung von Körper, Füßen oder Schultergürtel. Sie wird im familiären Umfeld zur Gesundheitsvorsorge praktiziert – und: sie findet auch in Krankenhäusern Anwendung. Thailands Massage-„Zentrum“ ist Chiang Mai, die nördliche Landesmetropole. „Geo Reportage“ war vor Ort. Auch im Mutterland der berühmten Thai-Massage geht es meist um Gelenkmobilisation durch Stretching und Akupressur-Techniken. Unterstützt durch Kräuter, Kompressen und Lotionen. Die traditionelle Thai-Massage wurde Überlieferungen zufolge bereits vor über 2.500 Jahren praktiziert – und sie ist eng mit dem Buddhismus verbunden. Als Gründungsvater gilt ein indischer Arzt namens Jivakar Kumar Bhaccha - ein Zeitgenosse und Leibarzt von Buddha persönlich. Auch die Yoga-Elemente verweisen auf einen indischen Ursprung, ebenso wie die Grundannahme der körpereigenen Energielinien, der sogenannten Sip Sen Tai, an denen die Lebensenergie entlang fließen soll. Die Thai-Massage verspricht Linderung bei Störungen des Bewegungsapparats, regt die Blutzirkulation an und entspannt die Muskeln. Außerdem hilft sie, Schwellungen und Muskelkater abzubauen. Und nicht zuletzt ist Massage eine klassische Form von Wellness. Auf der Insel Koh Mak im Golf von Thailand, an der Grenze zu Kambodscha, lebt eine Meisterin der Thai-Massage, die inzwischen weit über die kleine Insel bekannt ist. Mit ihren Schülerinnen betreibt die 55-jährige Nhong Na Nakhon hier eine Massagepraxis, in der neben Entspannungs-Behandlungen auch ganz handfeste medizinische Probleme therapiert werden. Doch auch sie ist stets auf der Suche nach neuen Massagetechniken. Deshalb macht sich die Massage-Meisterin nun auf nach Chiang Mai. Die nördliche Landesmetropole gilt als Thailands Massage-„Zentrum“.
Hongkong war schon immer dicht besiedelt, unzählige kleine Geschäfte quetschen sich in den Straßen. Jedes Geschäft hat seine eigene Neonreklame. Mit den Jahren wurden diese dichter und größer und buhlten um jeden Zentimeter. So entstand dieses Meer aus Neonreklamen, das Hongkong so berühmt gemacht hat. Doch die Stadt verändert sich und LED Panels verdrängen die alte Neonkunst. Die junge Journalistin Cardin Chan hat sich ganz der Rettung der Traditionen ihrer Heimatstadt und damit auch der Neonreklamen verschrieben. Sie sucht und dokumentiert die alten Meister, besucht sie in ihren engen Hinterhof-Werkstätten, ermutigt sie zum Weitermachen, vermittelt Kontakte und Aufträge. Mit dem Kamerateam von „GEO Reportage“ besucht sie den Neonmeister Wu Chi-Kai, der allein von seinem Handwerk nicht mehr leben kann – zu selten sind die Aufträge geworden. Oder Hongkongs Kalligraphen-Legende, Meister Fung Siu Wah, der wie kein anderer die Tausende Jahre alte Kunst der Schönschrift der chinesischen Schriftzeichen beherrscht. „Hongkong war immer schon ein Handelshafen, besonders nachdem es eine britische Kolonie wurde. Es war der Inbegriff einer Ost-trifft-West-Kultur. Das kann man überall in der Stadt sehen. Chinesische Kalligraphie ist eher traditionell und bodenständig und westliche Elemente sind plastischer. Es ist die Verbindung der beiden, die Hongkong Neon so unvergleichlich macht.“ Noch gibt es Hoffnung, dass die Kunst der alten Meister am Leben bleibt - auf dass sie noch lange leuchten mögen: Die Neonreklamen von Hongkong. Text: (arte)
Körper, Geist und Seele in Einklang bringen – dies ist die Philosophie hinter der tibetischen Medizin. Die traditionelle Heilkunde hat sich über Jahrhunderte hinweg in der abgeschiedenen Himalaya-Region entwickelt und ist eng mit dem tibetischen Buddhismus verknüpft. "GEO Reportage" war mit einem der Leibärzte des Dalai Lama und seinen Patienten in Dharamsala unterwegs. Abgeschieden im Himalaja entwickelte sich im Laufe von Jahrhunderten eine Hochkultur – der tibetische Buddhismus – und mit ihm die tibetische Medizin. Diese traditionelle Heilkunde hat die Herstellung eines harmonischen Gleichgewichts zwischen Körper und Seele zum Ziel – ein Aspekt, der in der westlichen Medizin nur selten Beachtung findet. Tenzin Thaye ist einer von fünf Ärzten und Ärztinnen am Men-Tsee-Khang Institut für tibetische Medizin in Dharamsala im Norden Indiens. Zu seinen Patienten gehört auch der Dalai Lama. Eine Behandlung im Men-Tsee-Khang Institut kostet nicht viel, für Bedürftige ist sie sogar kostenlos. In der tibetischen Medizin sind Diagnose und Therapie in eine komplexe Theorie eingebettet. „In der Philosophie der tibetischen Medizin gilt Unwissenheit als Wurzel aller Krankheiten, durch die drei Geistesgifte entstehen: Hass, Neid und Ignoranz“, sagt der Arzt Tenzin Thaye. Auch eine falsche Ernährung, ein ungesundes Klima oder seelischer Stress können den Menschen aus dem Gleichgewicht bringen. Ein Ungleichgewicht der drei Körperprinzipien Lung (Wind), Tripa (Feuer) und Beken (Wasser und Erde) im Organismus macht krank, so die Überzeugung tibetischer Mediziner. Neben traditionellen Arzneien gehören die Verabreichung von Juwelenpillen, Akupunktur, das blutige Schröpfen oder das Verbrennen von ätherischen Kräutern auf der Haut zu ihren Heilmethoden. Sogar die Ärzte des Krankenhauses von Dharamsala, in dem medizinische Behandlung nach westlichen Maßstäben betrieben wird, pflegen einen regen Austausch mit Ärzten für tibetische Medizin. Den M
In Jakutien, im östlichen Teil Sibiriens, herrschen im Winter extrem niedrige Temperaturen. Auf dem Fluss Lena wird die Flotte in Jakutsk, dem größten Hafen der Region, "tiefgekühlt" repariert. Die angewandte Technik erlaubt es, die Schiffe direkt im Eis zu überholen, ohne sie ans Ufer zu bringen. "GEO Reportage" war mit den Arbeitern im Eis der Lena. Russland ist ein Land der klimatischen Gegensätze. Von den Subtropen im Süden bis zur Arktis im Norden. Auch in Jakutsk, am mächtigen Fluss Lena, haben Menschen gelernt zu überleben - und sie versuchen, aus den harten Bedingungen im Winter ihren Vorteil zu ziehen. Die Schiffe der Lena-Flotte frieren monatelang ein. Gewartet werden sie trotzdem – unter dem Eis. Das erspart den Bau von Trockendocks. Die Männer, zu denen auch Michail und Sascha gehören, die dort zum Einsatz kommen, haben den Auftrag, einen Tunnel unter einem der großen Schlepper ins Eis zu schneiden, damit eine Inspektion an der Schiffsschraube durchgeführt werden kann. Das Problem ist nicht die Kälte, im Gegenteil. Im ausgehenden Winter herrschen inzwischen teils Temperaturen über minus 30 Grad Celsius. Das Eis friert dann weniger stabil. Außerdem kämpfen Michail und Sascha immer wieder mit gefährlichen Gasblasen im Eis. Als Folge eines natürlichen, organischen Zersetzungsprozesses bilden sich diese permanent am Boden des Flusses. Während sie im Sommer frei bis an die Oberfläche steigen und folgenlos austreten können, ist die Lage im Winter schwieriger. Dann sammeln sich die Blasen im Eis und bilden manchmal sogar vertikale Gasröhren, die auch "Luftschläuche" genannt werden. Wenn einer der Eisschneider eine solche Röhre durchbohrt oder ansägt, bricht das warme Flusswasser oft unter hohem Druck an die Oberfläche, wodurch die Eistunnel schnell völlig überflutet werden – und teils wochenlange Arbeit umsonst war! Michail und Sascha versuchen, ihre Tunnel rechtzeitig vor Einbruch des Frühlings fertig zu bekommen.
Für die meisten Einwohner Bangkoks gehören Schlangen und andere Reptilien zum Alltag. Gefährliche Vertreter wie Pythons oder Kobras ebenso wie ungiftige Regenbogenschlangen oder Warane. Sie verhalten sich ihrer Natur gemäß – als Jäger, die ihren Beutetieren nachstellen. Sie folgen Ratten, Katzen oder Hühnern bis in die Behausungen der Menschen, wo sie nicht selten für Angst und Schrecken sorgen. Abflussleitungen, angekippte Fenster oder kleinste Auslassungen in Dächern und Wänden reichen den wendigen Tieren, um in Häuser und Schuppen zu dringen. Speziell geschulte Schlangenfänger der Feuerwehr entfernen die Tiere dann, um sie an weit entfernten Orten wieder in die Freiheit zu entlassen. Da die Tiere unter Schutz stehen, dürfen sie nicht getötet werden. Ein bekannter Schlangenfänger ist Pinyo Pukpinyo, der sich im Laufe der letzten Jahre einen ganz besonderen Ruf erworben hat. Denn viele Menschen glauben, Pinyo würde mit den Tieren „reden“, wenn er selbst hochgiftige Kobras scheinbar gefahrlos in die Hand nimmt. Dabei beruht Pinyos Prinzip nur auf „Beobachten und Verstehen“. Dieses Motto versucht er auch seinen Schülern nahezubringen, die er regelmäßig im Umgang mit den Schlangen unterrichtet. Einer von ihnen ist Ton, der sich noch in der Ausbildung befindet und Pinyo unterstützen soll, wenn er etwa einen vier Meter langen Python aus dem Schlafzimmer einer Familie oder eine Kobra aus der Waschmaschine eines Altersheimes holt. Immer wieder ermuntert Pinyo seinen Schützling, sich den Tieren ohne Angst zu nähern. Doch der Umgang mit den Reptilien ist nicht einfach und erfordert neben der richtigen Technik auch Mut und Entschlusskraft. Eine Einstellung, die sich schwer erlernen lässt.
In São Paulo lebt die einzige blinde Primaballerina der Welt: Geyza Pereira, 33 Jahre alt. Ihr Leben als Tänzerin fand vor einem Jahr durch eine schwere Krankheit ein jähes Ende: Sie fiel ins Koma und erlitt mehrere Hirnschläge. Jetzt kämpft Geyza für ihre alte Perfektion und die Rückkehr auf die Bretter, die für sie die Welt bedeuten. Im Stadtteil Vila Madalena im Norden von Sao Paulo befinden sich die Trainingsräume des „Ballet de Cegos“, des Blindenballetts. Fernanda Bianchini hat diese Ballettschule vor 25 Jahren gegründet. Verschiedene Altersgruppen von Ballerinen trainieren hier; sie sind entweder von Geburt an oder durch Krankheit erblindet beziehungsweise sehbehindert. Das Ballett gibt ihnen Selbstbewusstsein und eine ganz neue Körperhaltung, doch das Training dafür ist hart: Wie erfasst man die Schritte und Bewegungen, wenn man sich nicht im Spiegel sehen und korrigieren kann? Wie lernt man neue Choreografien, ohne den Ballettlehrer zu sehen? Wie studiert man Pirouetten ein, ohne einen Fixpunkt zu haben? Geyza Pereira war der gefeierte Star des Blindenballetts. Im Alter von neun Jahren erblindete sie in Folge einer Meningitis. Doch mit eisernem Willen ging sie unbeirrt ihren Weg und schaffte es, die erste blinde Primaballerina der Welt zu werden. Dann vor einem Jahr ein herber Rückschlag: Geyza fällt ins Koma, ausgelöst durch eine erneute Infektion. Wie durch ein Wunder kämpft sie sich mit Hilfe ihrer Lehrerin und Freundin Fernanda Bianchini zurück in den Tanzsaal. Ihr Wunsch: im Ballettklassiker „La Esmeralda“ in vier Wochen wieder in der alten Form auf der Bühne zu stehen. Doch noch ist der Stand bei Pirouetten und Sprünge wackelig. Auch die Frage nach ihrer weiteren Karriere und beruflichen Zukunft steht damit im Raum.
In dem kleinen Balkanland Slowenien wird Imkerei emotional gesehen. Der Honig, die einheimische "Krainer Biene", die farbenfrohen Bienenkästen in einzigartiger Gestaltung und Bauweise – all dies sind feste Bestandteile der Landeskultur. Doch kann man im Lande mit Bienen und Honig auch wirtschaftlich erfolgreich sein? Die „Krainer Biene“ ist der Stolz slowenischer Bienenzucht. Ihr Ursprung liegt in dem kleinen Balkanland. Vielfältige Landschaften sorgen für Pflanzenreichtum, ausreichend Nektar und sortenreinen Honig von höchster Qualität. Seit Jahrhunderten wird in Slowenien Bienenzucht betrieben. Die Imker engagieren sich mit Enthusiasmus für den Erhalt ihrer indigenen Honigbienen. Für die meisten Züchter bedeutet slowenische Imkerei ausschließlich Folklore und Tradition, keinesfalls aber ein kommerzielles Gewerbe. Eine neue Generation möchte dies nun ändern. Zu ihnen gehört Erik Luznar. Er möchte als Vollerwerbsimker durchstarten und hat dafür 300 Bienenvölker von Vater Janez übernommen. Bereits in vierter Generation stellt Familie Luznar aus dem slowenischen Oberkrain Honig her. Doch nach den ersten verheißungsvollen Jahren beginnt diese Saison kalt und regnerisch. Viele Bienen verhungern, und Erik muss sich etwas einfallen lassen, um die Tiere und sein Geschäft zu retten. So begibt er sich mit einem Teil seiner Völker auf Wanderschaft, um sie an anderer Stelle Pollen sammeln zu lassen. Eine Aufgabe, die durch die große Konkurrenz und den begrenzten Platz nicht einfach ist. Auch gibt es weitere Probleme, mit denen sich Erik herumschlagen muss: Die angestrebte Artenreinheit der Krainer Biene ist durch benachbarte italienische Bienen bedroht. Und auch Bären bereiten den Imkern zunehmend Sorgen. Wird es Erik schaffen, trotz dieser Herausforderungen sein Geschäft auch in dieser Saison am Leben zu erhalten?
Japan und Zen – untrennbar, die Meditationslehre ist die wichtigste Strömung des Buddhismus in Japan. Ebenso für Japan steht die hohe Schule der Gartenkunst – berühmte Gartendesigner wie Masuno Sensei haben weltweit einzigartige Gärten geschaffen. Und überall dort, wo Gartenarchitektur und Zen-Buddhismus aufeinandertreffen, führt das zu höchster Perfektion. Masuno Sensei ist Gartenarchitekt und Zen-Priester im Kenkoji Tempel in Yokohama. Die von ihm geschaffenen Gärten sind untrennbar mit seiner Lehre verbunden: „In der Zen-Lehre glauben wir, dass alles, zum Beispiel ein Stein, ein Baum oder sogar die Gartenerde, die sogenannte Buddha-Natur in sich trägt – d.h., die potenzielle Fähigkeit besitzt, zu Buddha zu werden. Unsere Arbeit besteht darin, alles zu Buddha werden zu lassen.“ Was die Lehre besagt, ist für unsere moderne, westliche Welt voller Alltagsstress und Probleme oft schwer nachvollziehbar. Bei der Sitzmeditation des Zen-Buddhismus, dem sogenannten Zazen, soll ein Zustand der Leere erreicht werden – kein Zurückblicken, kein Vorausschauen, nur die Konzentration auf den Moment. Dies wird mit größtmöglicher Präzision ausgeführt. Wie geht das? Und was bedeutet das für die Zen-Gärten Japans? Neben seinen Aufgaben als Zen-Priester betreibt Masuno Sensei im Vorderhaus seines Tempels seine weltweit bekannte Firma für Gartendesign. In seinem Team ist auch die 30-jährige Feiquang Tong aus China. Sie verehrt Masuno Sensei und will von ihm die Geheimnisse seiner Gartenkunst erlernen. Besonders am Herzen liegen dem Zen-Priester die Steine, die so wesentlich für die Zen-Gärten sind: „Du musst erst das Herz des Steins ergründen und herausfinden, wie die Steine platziert werden möchten. Du musst lernen, die Stimme des Steins zu hören.“ Der Zuschauer folgt Masuno Sensei und Feiquang sowie dem bekannten Zen-Meister Fujita Issho auf den Spuren des Zen-Buddhismus und dessen Widerspiegelung sowohl in der Gartenkunst als auch im allt
Mitten im Sommer findet im nordfinnischen Örtchen Pello ein ganz besonderes Autorennen statt. Vier Tage lang dröhnen dann die Motoren in der sonst eher stillen und friedlichen Landschaft. 750 Rennfahrer wetteifern um die Gunst des Publikums und um die Siegerpokale. Jeder kann teilnehmen, unabhängig von den eigenen Erfahrungen oder Möglichkeiten. Wie in vielen Winkeln Finnlands beginnt auch in Pello mit der warmen Jahreszeit für viele Menschen die Lust am Autorennen. Timo ist einer dieser Rennbegeisterten, der sogenannten „Jokkis“. Getreu den Idealen des Landes bedeutet der Begriff wörtlich "jedermanns Welt", denn jeder ist willkommen auf dem Renn-Fest. Die Form des nicht-exklusiven Rallycross stammt aus Finnland und ist heute in allen nordischen Ländern sehr beliebt. Pello ist das Mekka für alle Rallyfans. In dieser waldreichen Region sind die rund 3.600 Einwohner des Dorfes stolz darauf, jedes Jahr Rennfahrer aus dem ganzen Land willkommen zu heißen. Die Rennen finden auf einer Strecke durch den Wald statt. Jeden Sommer versammeln sich dort Tausende von Enthusiasten, um die spektakulären Rennen zu verfolgen. Sorgfältig werden die vielen Kurven und unterschiedlichen Bodenbeläge hergerichtet, um den Autofahrern die Strecke zu erschweren, und die Rennen dadurch möglichst spannend zu gestalten. Gemeinsam mit seinem Freund Mika hat Timo im vergangenen Herbst einen alten Volvo gekauft, der jetzt für die große Rally aufgemotzt werden soll. Timo ist auch Mitglied im „Pello Motor Sports Club“, der die Veranstaltung seit über 30 Jahren organisiert. Mit an den Start gehen aber auch andere Einwohner von Pello. Vor allem auf Anne-Mari freuen sich viele. Sie ist ein ehemals sehr erfolgreicher Star in der Rally-Szene. Viele Jahre ließ sie alle Konkurrentinnen hinter sich. Nach längerer Pause will sie es nun wieder einmal wissen. Hoch motiviert geht auch sie an den Start.
Aus Feuer, Metall und harter Arbeit werden sie geschmiedet - Schalen, von denen man sagt, sie haben wohltuende Kräfte: die Klangschalen. Generationen von Heilern vertrauen auf ihre Vibrationen. Ihren Ursprung haben Klangschalen in Nepal, im chaotischen Katmandu. Dort stiften sie seit Generationen Stille und Meditation. Doch was ist wirklich dran an ihren heilenden Kräften? Klangschalen: Der vibrierende Klang dieser metallenen Gefäße hat sich längst über seine Heimat, das Himalaya-Gebirge, hinaus verbreitet. In der westlichen Welt vornehmlich als Therapie-Instrument zum Stressabbau genutzt, ist es in seiner nepalesischen Heimat bis heute mehr als das: Klangschalen sind Instrumente für Meditationen, Tantra-Zeremonien und Heilungs-Rituale. Viele dieser Schalen werden in kleinen Familienbetrieben in Handarbeit hergestellt. Wobei jede Familie ihre eignen kleinen Geheimnisse hat und Schalen für einen bestimmten Zweck herstellt. Klangschalen-Therapeuten wie Santa Ratna Shakya und seine Tochter Suvechhya gründen ihre Behandlung auf die Lehre der sieben Chakren. Das sind Energiezentren im Körper. So werden in der traditionellen Klangschalen-Therapie sieben verschiedene Schalen eingesetzt: sieben Töne für die sieben Chakren. Zu ihren Patienten gehört die 21-jährige Sangita. Sie ist im achten Monat schwanger - mit ihrem ersten Kind. Die Behandlung mit den Schalen soll eine natürliche und einfache Geburt vorbereiten. Um ihr weitere Erleichterungen zu verschaffen, will Santa Ratna Shakya ihr nun sogar eine Mondschale schmieden lassen. Das Licht des Mondes würde der Schale, so der schamanische Glaube, zusätzliche Kräfte verleihen. Doch Sangita ist weder die einzige Patientin für die Therapeuten, noch ist die Behandlung mit den Gefäßen der einzige Verwendungszweck. So gibt es auch stets eine große Nachfrage aus dem benachbarten buddhistischen Kloster, wo Klangschalen ebenfalls eine wichtige Rolle einnehmen. Zudem möchte Santas Tochter Suvechhya demnächst
Die Harpyie zählt zu den imposantesten und kräftigsten Greifvögeln der Welt. Mit einer Flügelspannweite von bis zu zwei Metern jagt sie im dichten Blätterdach des südamerikanischen Regenwaldes vorwiegend Affen und Faultiere. Bis heute sind diese scheuen Tiere kaum erforscht. Wissenschaftler testen daher verschiedene Möglichkeiten, den Jägern des Dschungels auf die Spur zu kommen. Eile ist dabei geboten. Denn durch intensive Rodungen werden die Reviere der Harpyien und die ihrer Beutetiere immer weiter begrenzt. GEO Reportage hat Forscher besucht, die die Geheimnisse der Harpyien ergründen wollen. Bei den Ureinwohnern genossen die Harpyien einen besonderen Ruf, wurden gleichermaßen verehrt wir gefürchtet. Kein Wunder, sind sie doch die größten Greifvögel des Regenwaldes und erlegen selbst große Affen und Faultiere. Mit ihrem mächtigen Klauen, die etwa die Kraft einer Bärentatze haben, gehören sie dazu zu den stärksten Vögeln der Welt. Heute steht es schlecht um die Harpyie. Die zunehmende Rodung des Regenwaldes und ein langsamer Fortpflanzungszyklus verdrängen die Vögel aus ihren angestammten Revieren. Forscher und Naturschützer möchten gern helfen, wissen aber kaum etwas über den scheuen und seltenen Vogel. Beobachtungskameras sollen helfen, Informationen über die Harpyien zu sammeln. Dafür müssen jedoch erst einmal passende Nester gefunden werden. Um hier voranzukommen, will ein Forscherteam aus Wissenschaftlern, Architekten und Umweltschützern im Süden Perus, in der Region La Madre de Dios ein künstliches Nest bauen, das mit weiteren Beobachtungskameras ausgestattet wird. Kein leichtes Unterfangen, denn Harpyien sind sehr wählerisch bei der Auswahl ihres Nistplatzes. Nicht nur, dass das Nest mindestens fünf bis sechs Kilometer vom nächsten Nachbarn entfernt sein muss. Sie brütet ausschließlich in den Kronen der riesigen brasilianischen Kastanie oder der Shihuahuaco-Bäume. Nur von diesen Giganten, die bis zu 40 Meter hochreichen und weit über das Blätterdach des Wa
Das karge Land am Polarkreis, wo Menschen und Tiere ganz und gar ungerührt den Elementen wie Wind und Kälte trotzen - das ist Island. In den langen und kalten Wintern ziehen sich die Bewohner in ihre Häuser zurück und frönen einer uralten Leidenschaft: Sie stricken, und zwar Frauen und Männer. "GEO Reportage" feiert das Comeback des Islandpullovers.
Jedes Jahr im Mai wird aus einer beschaulichen Kleinstadt im Süden der USA ein kriegerischer Schauplatz, wenn seine Bewohner und zahlreiche Angereiste die Schlacht von Sacramento originalgetreu nachstellen. Aus Farmern und Handwerkern werden Offiziere und Soldaten. Als Abraham Lincoln 1861 zum Präsidenten der USA gewählt wurde, kam es zur Abspaltung der Südstaaten.
Tschukotka ist eine fernab gelegene Region im Nordosten Russlands und kaum von Menschen besiedelt. Zehntausende Grauwale ziehen jedes Jahr im Sommer hier vor der Küste entlang. Ein natürlicher Zyklus. Die Jagd auf Wale ist das Leben der Tschuktschen. Ihren letzten Vertretern ist es von der Internationalen Walfangkommission gestattet worden, pro Jahr einige Grauwale zu erlegen.
Nur wenige Menschen wissen, dass Kaviar seit Jahrhunderten zur italienischen Küche gehört - und dafür nicht einmal importiert werden muss: Störe, deren Rogen die Grundlage für die Delikatesse bilden, schwimmen seit Jahrhunderten im Po, Italiens längstem Fluss. "GEO Reportage" hat einen der erfolgreichen Störzüchter Italiens besucht.
São Paulo: die größte Stadt der Südhalbkugel. Hier lebt die einzige blinde Primaballerina der Welt: die 33-jährige Geyza Pereira. Ihr Leben als Tänzerin fand vor einem Jahr durch eine schwere Krankheit ein jähes Ende: Sie fiel ins Koma und erlitt mehrere Hirnschläge. Jetzt kämpft Geyza für ihre alte Perfektion und die Rückkehr auf die Bretter, die für sie die Welt bedeuten.
Nur in Ecuador wächst der edle "Cacao Nacional". Die Kakaosorte verdankt ihr einzigartiges Aroma dem Anbau mitten im Regenwald. Kultiviert wird sie von den Kichwa-Indianern in Amazonien und den Afroecuadorianern in Esmeraldas. Der Schweizer Chocolatier Felchlin garantiert den Kakaobauern langfristig die Abnahme zu einem fairen Preis.
In Indonesien schwingen sich Tausende junge Leute auf alte, umgebaute Vespa-Roller, um auf friedliche Art zu rebellieren. Gegen Langeweile und Chancenlosigkeit. Sie sind Anhänger der sogenannten "Extrem-Vespa-Szene" - tätowiert, gepierct, womöglich mit Dreadlocks. Höhepunkt ist das große Vespa-Roller-Jahrestreffen in der Stadt Kediri auf der Hauptinsel Java.
In Costa Rica, in den Bergen der Provinz Heredia, liegt ein einzigartiges Tierheim, das "Territorio de Zaguates" – "das Land der Streuner". Über tausend Hunde leben zeitweilig auf dem 150 Hektar großen Gelände – unter freiem Himmel und ohne Zwingerhaltung. Mit einer ausgeklügelten Idee versucht das Tierheim-Team die Tiere zu vermitteln.
Es sind Landschaften, die Besucher seit jeher in ihren Bann ziehen: Frankreichs berühmte Lavendel-Felder. Doch hinter der faszinierenden Kulisse ist längst nicht alles perfekt. Wie steht es in Wahrheit um den französischen Lavendel-Anbau? "GEO Reportage" war vor Ort. Michel Blanc ist einer der französischen Lavendel-Bauern. Mit seiner Familie bewirtschaftet er eine Fläche von rund 200 Hektar. Vor allem das zentrale Gebäude ihres Gutes atmet Geschichte: Das Herrenhaus ist ursprünglich eine alte militärische Festung aus dem 13. Jahrhundert - eine Bastide, von der Familie 1838 erworben und in den 60er Jahren renoviert. Danach schufen sie hier einen großen landwirtschaftlichen Betrieb; vor allem der Lavendel hat es den Blancs angetan. Immer wieder jedoch müssen sie sich auf neue Herausforderungen einstellen. Nachdem die traditionelle Schafzucht vor einigen Jahren aufgegeben wurde musste, weil Wölfe die Gegend als ihren Lebensraum zurück eroberten, richtet nun ein anderes, viel kleineres Tier immensen Schäden an. Klitzekleine Insektenschädlinge, so genannte Zikaden, übertragen Bakterien, die viele Lavendelpflanzen vernichten. Die Zikaden sind nur zwei Millimeter groß, mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen, und doch so verheerend. Während die Bauern in Frankreich mit diesem kleinen Feind kämpfen, geht es mit dem Lavendelanbau in einem anderen Land steil bergauf – in Bulgarien. Hier werden inzwischen riesige Lavendelmengen angebaut, verarbeitet und – vor allem in der Hauptstadt Sofia – gehandelt. Droht dem französischen Lavendel etwa nun das Aus?
Die Samen der sibirischen Zirbelkiefer gelten als uraltes Heilmittel der einheimischen Volksmedizin. Gesund, cholesterinsenkend und schmackhaft, werden sie inzwischen maschinell verarbeitet und in die ganze Welt verschickt. Zuerst müssen sie jedoch in den weiten Wäldern des Altai-Gebirges geerntet werden. Und das ist immer noch mühevolle Handarbeit ...
Die deutsche Ostseeküste ist von der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst bis hinüber nach Rügen eine einzigartige Küstenlandschaft, mit verträumt-schönen Landschaften, Dörfern und einer einzigartigen Vogelwelt. Ein Sehnsuchtsort für Mensch und Tier. Jedes Jahr im Herbst machen hier Zehntausende Kraniche Rast auf ihrem Weg in den Süden. "GEO Reportage" war den Kranichen auf der Spur.
Die Strände der Kapverdischen Inseln zählen zu den wichtigsten Nistplätzen für Meeresschildkröten weltweit. Doch das Idyll ist durch Wilderei gefährdet. Zwei in der Schweiz ausgebildete Spürhunde sollen helfen, den Wilderern das Handwerk zu legen. "GEO Reportage" war bei der Ankunft der beiden Labradore Kelo und Karetta auf den Kapverden dabei. Die zweijährigen Hundegeschwister Kelo und Karetta verdanken ihre Namen den wissenschaftlichen Bezeichnungen zweier Schildkrötenarten. Marlene Zähner hat sie in der Schweiz ausgebildet – nun sollen sie auf die Kapverden gebracht werden, um dort Wilderer zu überführen. Ivan und Valdir, zwei Kapverdier und Mitglieder der Schutzorganisation Turtle Foundation, übernehmen die Hunde. Marlene zeigt ihnen, wie man den Hunden Befehle erteilt, damit sie auf dem Archipel zum Schutz der Schildkröten beitragen können. Die Jagd Einheimischer auf Schildkröten ist eine brutale Tradition: Um an das Fleisch zu kommen, schlitzen sie die Tiere bei lebendigem Leib auf. Seit einem Jahr fliegt ein Drohnenteam der Organisation nachts über die Niststrände, um die Wilderer mit Hilfe von Infrarotstrahlen zu ertappen. Mit Erfolg: Die Fälle von Wilderei gingen massiv zurück. Doch gefasst wurden die Täter bislang noch nicht. Diese Aufgabe sollen nun die beiden Hunde übernehmen – indem sie die Täter am Geruch der am Strand zurückgelassenen Werkzeuge ausfindig machen. Wie werden Kelo und Karetta die ersten Wochen auf den Kapverden meistern? Kommen sie mit ihren neuen Herrchen zurecht, und werden es auch in diesem Jahr genügend Babyschildkröten schaffen, das Meer zu erreichen?
In rund tausend Meter Höhe auf dem Berg Ossa in Griechenland liegt ein christlich-orthodoxes Kloster, das ausschließlich von Nonnen bewohnt wird. Sie stammen aus vielen Ländern und haben sich hier zusammengefunden, um gemeinsam ein Leben in Eintracht und Gleichklang mit der Natur zu führen. "GEO Reportage" hat die Schwestern besucht.
Für seine ungewöhnlichen Methoden, Pferde zu zähmen, ist der argentinische Pferdeflüsterer Oscar Scarpati auf der ganzen Welt bekannt. Regelmäßig ist er mit seinen drei Söhnen Cristobal, Painé und Pincén auf Tour, um ihre Philosophie der Gewaltlosigkeit zu verbreiten. Wird es ihnen auch gelingen, argentinische Wildpferde zu zähmen? Pferdenation Argentinien: Bis heute spielen Pferde hier eine wichtige Rolle – bei Arbeit und Vergnügen. Im Umgang mit ihren Reittieren sind die Gauchos und die Besitzer der riesigen Estancias nicht gerade zimperlich. Gerade bei der „Doma tradicional“ – dem traditionellen Zähmen und Zureiten – werden die Tiere hart an die Kandare genommen. Das versetzt die Tiere jedoch in Angst - ein Problem vieler Pferdebesitzer und eine Gefahr. Denn ein ängstliches, schreckhaftes Pferd wird in Stresssituationen schnell unberechenbar. Der Argentinier Oscar Scarpati verfolgt einen ganz anderen Ansatz – denn er versteht die Sprache der Pferde. Er weiß, wie sie sich ausdrücken - mit ihren Ohren, ihren Beinen, ihrem ganzen Körper. Der Pferdeflüsterer wendet diese Sprache selbst an, um mit den Tieren in Kontakt zu treten und sie so auf sanfte Art zu zähmen. Viele Probleme, sei es beim Zureiten besonders temperamentvoller Pferde oder in der Kommunikation zwischen einem Besitzer und seinem Pferd, konnte Oscar mit seinem Wissen und seiner Fähigkeit schon lösen. Der Wechsel zwischen Berührungen an den empfindlichsten Stellen und dem Beruhigen des Pferdes mindert Berührungsängste und die Scheu vor unerwarteten Reizen. Eine Methode, die immer wieder funktioniert – der Erfolg gibt Oscar und seinen Söhnen recht.
Kurkuma, von vielen als das "indische Gold" verehrt, ist ein ganz besonderes Gewürz und eine Hauptzutat von Curry. Ob gekocht, getrocknet, als Pulver oder Öl - Kurkuma dient in Indien in der Küche als Gewürz, in der Medizin als Medikament, im Haushalt als Färbemittel oder Schutz gegen Insekten. Und Kurkuma ist auch Zutat unzähliger religiöser Zeremonien. Hauptabbaugebiet der Kukuma sind die Bergen von Andhra Pradesh. Hier verarbeiten auch Veni Macs und Dr. Sudheer Krishna gemeinsam mit lokalen Bauern die Wunderknolle. Di beiden haben eine Kooperative gegründet, um Bio-Kurkuma zu produzieren. Denn nicht jedes Kurkumapulver ist auch Gold wert. Minderwertige Sorten, schlechte Verarbeitung und gepanschte Pulver finden ihren Weg auf den Markt. Dabei ist Kurkuma in der Kultur und Religion Indiens stark verwurzelt und begleitet das tägliche Leben vieler Bewohner – als Gewürz und auch als Heilmittel. Der Wurzel wird desinfizierende, schmerzlindernde und antibiotische Wirkung zugesprochen. Sie soll gut für den Magen sein und zum Beispiel bei Gelenkschmerzen und Alzheimer helfen. Veni Macs betreibt in ihrem alten Dorf Chintapalle im indischen Bundesstaat Andrah Pradesh gemeinsam mit ihrem Lebenspartner, dem Arzt Dr. Sudheer Krishna, eine Kurkuma-Kooperative. Veni ist überzeugt, dass sie durch ihre Arbeit vor allem für die vielen Frauen der umliegenden Stammesdörfer eine sicherere Existenzgrundlage schaffen kann. So lernen alle Feldarbeiterinnen, wie sie wertvolle einheimische von minderwertigen Sorten trennen und durch gezielte Anbaumethoden eine besonders reichhaltige Ernte erzielen können. Und sollte dies gelingen, steht einem ausgelassenen Kurkumafest nichts im Wege!
1.200 km durch Eis und Schnee – mit einem Schlitten und 14 Huskies. Zum sechsten Mal nimmt Marit Beate Kasin am nördlichsten Hundeschlittenrennen der Welt teil. Unterstützt wird die Hundeschlittenführerin von ihrer langjährigen Partnerin Susana. Die Freundin aus Unizeiten steht an jedem Checkpoint mit Camper, Hundetrailer und Ersatzmaterial bereit. Bleibt das Team im Rennen? Die Norwegerin Marit Beate Kasin träumt seit ihrer Kindheit davon, Huskies zu züchten und an großen Hundeschlittenrennen teilzunehmen. Mit Mitte 20 begann sie, diesen Traum umzusetzen und gründete ihre Hundezucht „Winterdans“. Fünfmal schon nahm sie am „Finnmarksløpet“ in Norwegen teil, dem längsten und härtesten Rennen Europas. Zweimal wurde sie bereits Zweite. Diesmal tritt sie mit einem neuen Hundeteam an und das Team der „GEO Reportage“ ist mit unterwegs. Das Rennen geht über 1.200 Kilometer quer durch die Finnmark, von Alta über Kautokeino nach Kirkenes und zurück. Auch dabei ist Marits langjährige Partnerin Susana, als gute Seele, Organisationstalent und beste Freundin. Jetzt wollen sie es noch einmal wissen. Mit 14 Hunden und Marit als „Musherin“ – so nennt man eine Hundeschlittenführerin in der Fachsprache – treten sie beim nördlichsten Hundeschlittenrennen der Welt an. Marit kämpft sich mit ihren „Alaskan Huskies“ über zwölf Etappen durch Schnee und Eis, über Berge und zugefrorene Flüsse. Susana lenkt währenddessen mit Freunden den Begleittross aus Camper und Hundetrailer von Checkpoint zu Checkpoint, um zur Stelle zu sein, wenn etwas gebraucht wird, und um verletzte oder erschöpfte Hunde in Empfang nehmen zu können. Über die Gesundheit der Tiere wacht ein internationales Team von Tierärzten. Beim geringsten Anzeichen von Erschöpfung oder muskulären Problemen wird das Tier aus dem Rennen genommen. Tiere auswechseln ist verboten. Mit mindestens sechs der ursprünglich 14 Hunde müssen die Musher ins Ziel kommen, sonst droht die Disqualifikation. Wie weit werden es Marit und Susana bri
Schignano – seit Jahrhunderten feiern die Menschen hier mit einem archaischen, wilden Karneval das Ende des Winters. Sie spielen in bunten, selbstgenähten Kostümen die "Wilden", in einem Bergdorf hoch über dem Comer See. In den Straßen tanzen die "Belli" und die "Brutti" – die Schönen und Reichen gegen die Hässlichen und Armen. Einmal im Jahr legen die Bewohner der Gemeinde Schignano ihre Identität ab, um einen rauschhaften, euphorischen, wild-ungezügelten Karneval zu feiern. Die meisten Bewohner hier fahren täglich zum Arbeiten in die benachbarte Schweiz. Schignano hat eine lange Migrationstradition – schon Anfang des 20. Jahrhunderts suchten die Männer in Australien, Südamerika und den USA ihr Glück. Die Frauen blieben mit Kindern und Hof allein zurück. Damals wie heute waren jedoch einmal im Jahr alle wieder zu Hause: zur Karnevalszeit. Nicht zuletzt deswegen ist in Schignano der Karneval eng an das Thema Auswanderung geknüpft, die „Belli“, die Schönen und Erfolgreichen und die „Brutti“, die Hässlichen und Erfolglosen liefern sich wilde, deftige Szenen, begleitet von viel Alkohol. Battista, ein alteingesessener, berühmter Maskenschnitzer der Region erklärt die Kostüme: „Der Schöne ist der, der die Welt bereist hat und zu Geld gekommen ist. Sein Bauch steht für Wohlstand, er trägt üppigen Schmuck, große, blumige Hüte, macht sich wichtig und gibt sich arrogant. Der Hässliche ist das exakte Gegenteil – er symbolisiert einen schlechten Lebenswandel, trinkt viel und trägt zerschlissene Kleider. Er ist voller Wut gegenüber den Schönen und Reichen.“ Das ganze Jahr ist Battistas Frau mit dem Nähen und Besticken der schrillen Kostüme beschäftigt – und hofft, wie alle hier, dass der Karneval auch in Zukunft weiterleben wird.
Singvogel-Liebhaber scheuen in Singapur weder Kosten noch Mühen. Je schöner ein Vogel singt, desto teurer ist er. Singvogel-Wettbewerbe demonstrieren diesen Status. Doch die Liebe zu den gefiederten Stimmathleten hat auch Schattenseiten, denn sie befeuert den illegalen Vogelhandel. "GEO Reportage" taucht mit Züchtern und Umweltaktivisten in den Kosmos von Singapurs Singvögeln. Ein Vogel, der so viel kostet wie ein Auto, ja sogar ein Haus. In Singapur ist das keine Seltenheit. Singvogel-Liebhaber scheuen dort weder Kosten noch Mühen für die Stars der Szene: Dazu zählen Sperbertauben, Schama- und Dajaldrosseln, Bülbüls und Brillenvögel. Je schöner ein Vogel singt, desto höher ist der Preis. Zahlreiche Singvogel-Wettbewerbe demonstrieren diesen Status. Doch die Liebe zu den gefiederten Stimmathleten hat auch Schattenseiten, denn sie befeuert den illegalen Handel mit den Vögeln. "GEO Reportage" taucht mit Vogelzüchtern und Umweltaktivisten in den Kosmos von Singapurs Singvögeln.
In Italiens Süden gedeiht eine der ältesten Kulturpflanzen des Mittelmeerraums: der Kapernstrauch. Verspeist werden nicht nur seine Früchte, sondern in erster Linie auch die Blütenknospen. Sie sind eine Delikatesse und erzeugen eine wahre Geschmacksexplosion. Die besten Kapern stammen traditionell von der malerischen Vulkaninsel Pantelleria, südlich von Sizilien. Kapern sind die Blütenknospen des im gesamten Mittelmeerraum heimischen Kapernstrauches. Sie werden in Salz oder Öl eingelegt und mehrere Monate fermentiert. Werden die Knospen nicht geerntet, entstehen daraus zarte Blüten, die als Symbol für die Vergänglichkeit gelten, da sie sich am Morgen öffnen und zu Mittag schon wieder verblühen. Später entwickeln sich daraus die Kapernäpfel oder Cucunci. In der nordeuropäischen Küche kommen Kapern eher selten zum Einsatz, im Mittelmeerraum hingegen gehören Kapern praktisch überall dazu. Sie gelten als leckere Antipasti, da sie den Appetit anregen. Zum Dessertwein und Käse werden in Öl oder Essig eingelegte Kapernblätter gereicht. Die bekanntesten Kapernrezepte sind Spaghetti alla puttanesca, Vitello Tonnato, Sauce tartare oder auch Königsberger Klopse. Kapern geben Fisch, Salaten, Suppen und Gemüseeintöpfen mit ihrem scharfen Aroma das gewisse Etwas. Zudem werden die Kapern als Naturheilmittel geschätzt. Schon vor Sonnenaufgang beginnen die Arbeiter im Schein ihrer Arbeitslampen mit der Ernte der Knospen. Später könnten die Blüten sich öffnen, dann sind sie wertlos. Auch ist es in der Mittagshitze zu heiß, die Knospen des Strauchs zu ernten. Verarbeitet wird der Teil der Ernte in der traditionellen Kapern-Manufaktur „Bonomo & Giglio“, wo die Knospen mehrere Monate in Salzlake reifen. In die Herstellerfamilie eingeheiratet hat ein Mann, der nicht von der Insel stammt: Gabriele Lasagni. Er gilt als „Revolutionär der Kapern“, denn durch ihn verwandeln sich die traditionellen Kapern in innovative Produkte: Knusprige Kapern und ganz neue Würzpulver sind dabei, aber
Adrien Vonarb ist 69 Jahre alt. Seit 30 Jahren fischt er im Rhein, als einziger Berufsfischer im Elsass. Er kennt alle Geheimnisse dieses wilden Flusses, er weiß alles über den Fischfang. Mit einem einfachen Kahn fährt er jeden Morgen um 5:00 Uhr hinaus, um mit extra breitmaschigen Netzen Beute zu machen. Er entnimmt dem Fluss nur so viel, wie er braucht. Aus tiefem Respekt zur Natur und ihren Lebewesen fängt er nur jene Fische, die Gelegenheit hatten, sich zu vermehren. Es geht nicht nur um Geld – es geht um „leben und leben lassen“. Der Rhein hat viel mitgemacht in den letzten Jahrzehnten: Überschwemmungen, Umweltkatastrophen und Wasserverschmutzung. Doch inzwischen bringt Adrien wieder Barben, Hechte, Welse und Schleien nach Hause – gesunde Fische aus sauberem Wasser. Adrien ist eins geworden mit dem Fluss und seinen Fischen. Eine tiefe Lebensphilosophie spricht aus allem, was sein Leben ausmacht – der Fischfang, die Weiterverarbeitung, die innige Partnerschaft mit seiner Frau, die seit 50 Jahren an seiner Seite ist. Viele Lehrlinge hat er gehabt, doch nur einer wird ihm jetzt nachfolgen: Jérémy Fuchs. Er ist nun bereit für ein Leben, wie Adrien es geführt hat. Bestimmt vom harten Alltag des Fischers, aber frei und unabhängig. (Text: arte)
Es ist immer wieder eine ganz besondere Zeitreise, wenn eine hundert Jahre alte Dampflok durch romantische Alpentäler schnauft: In Kärnten, Österreichs südlichstem Bundesland, gibt es ein gigantisches Technikmuseum, in dem Hunderte historische Fahrzeuge wie Lokomotiven, Straßenbahnen, Busse und sogar ganze Schiffe gewartet und betrieben werden. Neben dem Museum unterhält der Verein „Nostalgiebahnen in Kärnten“ auch diverse Werkstätten. Ohne Ehrenamt ginge hier nichts – in ihrer Freizeit restaurieren technikbegeisterte Männer und Frauen dort die tonnenschweren und imposanten Relikte vergangener Zeiten, und das schon seit über 30 Jahren.
Der Storch ist im Elsass allgegenwärtig. Ob in der Metropole Straßburg oder den romantischen Dörfern – überall hocken die schwarz-weiß gefiederten Vögel im Frühjahr in ihren Nestern, brüten, klappern mit den Schnäbeln und versorgen ihren Nachwuchs. Einige Tiere verlassen inzwischen selbst nach der Brutzeit das Elsass gar nicht mehr, sie sind heimisch geworden. Text: (arte)
Auf gerade einmal sechs Stunden natürliches Licht schrumpft der dunkelste Tag des Jahres in Stockholm zusammen. Diese lange Dunkelheit macht die Menschen nicht nur dort erfinderisch, sondern auch in den Schären, in der Inselwelt vor der schwedischen Hauptstadt. Sie schmücken Straßen und Fenster mit Licht, und Künstler gestalten Lichtskulpturen. Stockholm und sein Schärengarten sind weltberühmt, im Sommer verbringen Tausende Touristen auf den kleinen Inseln ihren Urlaub. Im Winter herrscht hier zumeist Stille – aber die Versorgung mit allem Wichtigen ist trotzdem sichergestellt: Kapitän Niclas Jornée fährt täglich mit der Fähre „MS Queen“ vom Festland zu den Schären und zurück. Er und sein Team sorgen für Nachschub, vom kleinsten Inselladen sogar bis hin zu Cateringunternehmen. Nur so können seine drei Gründerinnen das ganze Jahr über auf ihrer Heimatinsel leben und arbeiten. In Stockholm unterdessen bereitet sich der Chor der Adolf-Fredriks-Musikschule auf sein Lucia-Konzert in der Hedwig-Eleonora-Kirche vor. Aus den 120 Chorschülern wurde diesmal die 14-jährige Elsa ausgewählt, die Lucia darzustellen. Sie darf die mit brennenden Kerzen bestückte Lichterkrone feierlich auf dem Kopf tragen – eine Ehre für die Auserwählte. Auch beim Lichtkünstler Johan Ferner Ström laufen die Vorbereitungen auf die kalte, dunkle Jahreszeit - zusammen mit seinem Kollegen Tor Svae wird er einen strahlenden Kinderspielplatz eröffnen, den beide gemeinsam gestaltet haben. Und es wartet auch schon ein Auftrag für neue Lichtskulpturen in Form von riesigen Eicheln auf sie. Selbst wenn Schnee und Eis seltener geworden sind – die kalte Jahreszeit und ihre kurzen Tage mit wenig Licht werden von den Schweden auf jeden Fall kreativ und stimmungsvoll begangen. Text: (arte)
Weniger als 100 Kilometer südwestlich von Paris, inmitten der großen Ebene von Beauce, ist die Kathedrale Notre-Dame de Chartres weithin sichtbar. Der Bildhauer Auguste Rodin nannte sie die "Akropolis von Frankreich". Auch die kunstvollen Glasmalereien der Kathedrale beeindrucken Besucher seit jeher. Im Schatten des Riesenbaus gibt es noch immer Werkstätten für Glasmalereien. Elodie Vally lebt schon seit ihrer Geburt in Chartres. Sie wuchs direkt an der Kathedrale auf und entwickelte bereits in ihrer Jugend eine Leidenschaft für die Glasmalerei. Heute leitet sie die „Maison Lorin“ - und erhält damit ein wichtiges Kulturerbe am Leben. Glasmalerei ist für Elodie eine Herausforderung an sich, ein Balanceakt zwischen den verschiedenen Eigenschaften von Glas: Glanz, Transparenz, Steifheit, Farbenvielfalt. Dazu kommt die Zerbrechlichkeit des Materials. In ihrer Werkstatt gewährt Elodie einen Blick zurück, fast so etwas wie einen Zeitsprung hinein ins Mittelalter. Auch für Jacques Loire ist die Glasmalkunst Berufung. Selbst mit seinen über 80 Jahren ist er noch immer äußerst kreativ im „Atelier Loire“. Zusammen mit seinem Vater Gabriel schuf er schon vor Jahrzehnten beeindruckende Glaskunstwerke – so gestalteten beide Anfang der 60er Jahre die imposanten blauen Glassteine für den Neubau der Berliner Gedächtniskirche. Aktuell ist Jacques Loire mit der Glasarbeit für eine Krankenpflegeschule im japanischen Osaka beschäftigt. Die "GEO Reportage" verfolgt die einzelnen Arbeitsschritte – bis das Gesamtkunstwerk schließlich in voller Schönheit erstrahlt. text: (ARTE)
Ganz an der Spitze der bretonischen Halbinsel liegt das Departement Finistère – übersetzt bedeutet das so viel wie "Das Ende der Welt". Es ist eine urwüchsige Landschaft mit rauer Küste. Der Atlantik mit seinem Reichtum an Arten sicherte den Fischern traditionell ein gutes Auskommen, aber die Bestände gehen immer weiter zurück. Auch die Jagd nach dem Wolfsbarsch wird schwieriger. Nicolas Chaléa und Nathan Roullot waren nicht immer Fischer: der Meeresbiologe und der Kaufmann leben aber leidenschaftlich gern am Meer und nun auch von ihm. Das wird immer komplizierter und verlangt den Männern immer ausgefeiltere Techniken und Strategien ab. Mit ihrem Boot, der „Sakana“, sind sie sechs Tage die Woche auf See, oft mehr als 13 Stunden am Tag. Unberechenbar und launisch sei das Meer, sagen sie, nie weiß man, wo der Fisch ist und nur mit viel Erfahrung, Können und einer Engelsgeduld stellen sie dem Seebarsch nach. Beide stammen aus dem Bigoudenland, einer malerischen Gegend im Departement Finistère, in der viele Traditionen noch gelebt werden: der Name des Bigoudenlandes bezieht sich auf den Kopfschmuck, die berühmten Spitzhauben, die die Frauen hier früher trugen. Sie krönten die spitzenverzierten Trachten bis ins 19. Jahrhundert. Ebenso wie die Musik – Bagads nennen sich die Musikensembles, bestehend aus Blasinstrumenten wie Bombarde und Dudelsack, dazu kommen viele kleine Trommeln, ganz in der Art schottischer Pfeifenkapellen. Es gibt viel zu entdecken in der Bretagne – der rauen Schönheit am Atlantik. Text: (arte)
Wohl kaum eine Sportart verbindet die Menschen im Baskenland so sehr wie Pelota. Gelegen auf der Grenze zwischen Frankreich und Spanien, sieht sich die Region bis heute als eigenständige Provinz mit einer gemeinsamen Kultur, Sprache und Identität. Das Pelota-Spiel, bei dem ein Ball gegen eine Hauswand geworfen wird, ist ein wichtiger Teil davon. Man kann Pelota mit der Hand spielen oder mit einem Schläger, auch mit einem eigens angefertigten Handschuh. Insgesamt gibt es etwa 20 Varianten. Wichtig dabei ist, dass es eine gegenüberliegende Wand gibt, die den geworfenen Ball zurückprallen lässt. Was sich einfach anhört, erfordert Kraft, Schnelligkeit und Beweglichkeit. Im Baskenland wird dieser Sport seit Jahrhunderten betrieben. Hier wurde er erfunden und noch heute spielen ihn bereits die Kinder nach der Schule auf öffentlichen Plätzen und Straßen. Pelota gilt als das Spiel der Basken. Und als eines der wichtigsten identitätsstiftenden Merkmale einer Provinz, die eine bewegte Geschichte hinter sich hat, aus sieben Provinzen besteht und auf der Grenze zweier Länder liegt. Ellande Alfaro spielte lange Zeit als Profi Pelota, heute produziert er die Bälle für das Spiel. Sie sind aus Gummi, Schafwolle und anderen einheimischen Materialien. In seiner Freizeit ist er als Schiedsrichter unterwegs, bewertet Spiele und unterrichtet junge Spieler. Die Brüder Jon und Patxi Tambourindeguy sind bis heute aktiv, spielen in der baskischen Liga. Für sie alle ist wichtig, dass Pelota lebendig bleibt. Ein Symbol der Eigenständigkeit – und sportliches Mittel der Politik. Text: (arte)
Es ist eines der kleinsten Völker Europas: Die ethnische Minderheit der Seto lebt im Süden des heutigen Estland, ihr traditionelles Siedlungsgebiet reicht bis über die nahe Grenze hinein ins westliche Russland. Nur noch einige Tausend von ihnen gibt es heute, mit ganz eigener Kultur. Einer ihrer wichtigsten Bräuche ist die alljährliche Wahl des "Vizekönigs". Er vertritt ihren König "Peko" auf Erden, einen legendenumwobenen, heidnischen Gott. Zwar sind die Seto schon seit Jahrhunderten auch streng gläubige orthodoxe Christen, aber "Peko" und sein irdischer Stellvertreter genießen nach wie vor höchstes Ansehen.
Sie sind der Inbegriff der Gemütlichkeit im Meer: Rundschwanzseekühe, auch Manatis genannt. Ruhig und behäbig lassen sie sich treiben und allzu gern laben sie sich genussvoll am Seegras der Karibik. Obwohl sie keine natürlichen Feinde haben, ist ihr Bestand massiv bedroht, und zwar durch Motorboote, die die Tiere immer wieder verletzen. Die letzte Chance für diese Seekühe ist das Auffangzentrum in Puerto Rico. Dort werden die Unfallopfer gepflegt und im besten Fall wieder in ihre natürliche Umgebung zurückgebracht.
Hundert Jahre lang galt er als beinahe ausgerottet. Doch in den 90er Jahren kehrte er nach Deutschland zurück: der Wolf. Die Wildbiologin Lea Wirk und ihre Labrador-Hündin Molly suchen in den Wäldern Sachsens und Brandenburgs Spuren des scheuen Raubtiers. Sie arbeitet seit mehreren Jahren für ein Institut für Wolfsforschung in der Lausitz - dort leben die meisten Wölfe in Deutschland. Ihre Arbeit ist wichtig, um einen Überblick darüber zu bekommen, wie viele Wölfe es wirklich gibt. Naturschützer freuen sich über seine Rückkehr. Schafhalter hingegen sehen das Comeback des Wolfs sehr kritisch.
Ob nun die Schleiereule mit ihrem weißen, herzförmigen Gefieder im Gesicht, der Uhu mit seinen charakteristischen Federohren, die er anlegen oder aufstellen kann, oder der Steinkauz mit seinen großen leuchtend gelben Augen: Sie sind alle Vertreter der Ordnung der Eulen. Die Könige der Nacht sind lautlose Jäger - und doch zahlreichen Gefahren ausgesetzt. Engagierten Eulenschützern ist es zu verdanken, dass sich die Eulenpopulation in Deutschland und Europa langsam erholt. Doch was so einfach klingt, ist eine Aufgabe in der viel Herzblut und Leidenschaft steckt.
In der Landwirtschaft im Nordwesten Frankreichs waren Percheron-Pferde von jeher unverzichtbar. Diese großen, kräftigen Tiere pflügten die Felder, zogen Baumstämme aus den Wäldern und Postkutschen übers Land. Als nach dem Zweiten Weltkrieg immer mehr Maschinen Einzug hielten, entsorgte man die verbliebenen Rösser in Schlachthöfen. Heute erobern sie Frankreich und die Herzen der Menschen zurück, auch durch mehr ökologisches Bewusstsein. Sogar zu Reitpferden werden Percherons inzwischen ausgebildet.
Kalkstein von der kroatischen Insel Brac war über viele Jahrhunderte einer der begehrtesten Baustoffe Europas - Paläste und Kathedralen entstanden aus dem edlen weißen Stein. Die Ausbildung der Steinmetze hat Tradition, viele von ihnen erlangen bis heute auch als Künstler hohes Ansehen, vor allem wegen ihrer Skulpturen. Der Handwerksberuf hatte zwischenzeitlich an Strahlkraft verloren, mittlerweile wandelt sich das. Diese ganz besondere Ausbildung ist wieder im Kommen, auch bei jungen Frauen.
Mitten im Trubel des Hamburger Hafens, zwischen Containerschiffen, Schleppern und Schuten, gibt es ein echtes Kleinod: die Flussschifferkirche, eine schwimmende Kirche. Ein "Seelenhafen" sozusagen, an dem Menschen mit ihren Sorgen und Nöten andocken können - und der dank der Ideen und der Tatkraft eines neuen Diakons in Zukunft wieder ein besonderer Treffpunkt werden soll.
Im Schweizer Kanton Uri pflegen die Bauern an den fast senkrechten Steilhängen eine gefährliche Tradition: das Wildheuen. Seit Jahrhunderten mähen sie hier in den Alpen das Gras für ihre Tiere auch oberhalb der Weiden. Dafür braucht es vor allem Kondition und absolute Trittsicherheit. Doch es lohnt sich, denn Wildheu ist extrem gesund für die Tiere, das regelmäßige Mähen hält die Wiesen frei von Wildwuchs und ist obendrein ein Schutz vor Lawinen. Hoch über dem Vierwaldstättersee beginnt jeden August ein gefährliches Abenteuer: die Saison der Wildheuer.
Über viele Jahrzehnte war der Biber in Deutschland beinahe ausgestorben. Nur knapp 200 Tiere hatten entlang der Elbe überlebt. Dem Einsatz engagierter Tierschützer ist es zu verdanken, dass sich ihr Bestand bis heute erholt hat. Tausende Biber bevölkern wieder die Flüsse und Seen Deutschlands. Es gibt sogar so viele davon, dass sie mancherorts für Konflikte sorgen - etwa durch von den "Baumeistern" verursachte Überschwemmungen. Doch was ist der richtige Umgang mit jungen Bibern, die auf der Suche nach einem eigenen Revier Bäche und Flüsse stauen und dazu noch Schäden in der Landwirtschaft anrichten?
Das rumänische Donaudelta ist eines der letzten Refugien für Pelikane in Europa. Doch auch hier wurden sie während der kommunistischen Herrschaft fast ausgerottet, denn die gefräßigen Tiere galten als natürliche Feinde der industriellen Fischerei. Inzwischen hat sich ihre Population vor allem durch die Ausweisung von Schutzgebieten wieder erholt. Doch das gefällt nicht allen Bewohnern des Deltas: Die letzten verbliebenen Fischer fürchten um ihre Fanggründe. Für sie ist der Pelikan weiterhin ein Tier, das ihre Existenz bedroht.
Einer, der gegen das Sterben der Weinberge in Frankreich ankämpft, ist der Reben-Züchter Lilian Bérillon. In Villeneuve-lès-Avignon, einer kleinen Gemeinde in Südfrankreich, besitzt er eine Baumschule. Sein Metier ist eher unbekannt, und doch ist es das Zünglein an der Waage, wenn es um den Fortbestand und die Langlebigkeit der Pflanzen geht: Die Qualität der von ihm gezüchteten Rebstöcke entscheidet über die Güte der Trauben, die später an ihnen wachsen werden. „Die Situation ist durchaus ernst: Früher pflanzte man Reben für 80 bis 100 Jahre, heute haben sie nur noch eine Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren – der moderne Weinanbau trägt dafür einen Teil der Verantwortung“, sagt Lilian. Er pflegt enge Beziehungen zu den Winzerinnen und Winzern und bereist Weingüter im ganzen Land, um maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln.Auch die nördlich von Lyon gelegene Weinregion Beaujolais durchlebt eine bewegte Zeit. Die umstrittene Qualität des Beaujolais nouveau hat eine ganze Region in die Krise geführt. Hier hat Julien Merle, ein junger Winzer in fünfter Generation, komplett mit der bisherigen Anbaupraxis gebrochen. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Nathalie arbeitet er in bester bäuerlicher Tradition: ökologisch, ohne Chemie. Das Ergebnis sind junge Naturweine, die nicht nur in Frankreich, sondern weltweit im Trend sind. Werden sich die „jungen Wilden“ durchsetzen auf dem Weinmarkt? (Text: arte)
Jedes Jahr im Frühsommer werden auf den Sandbänken und an den Stränden der Nordsee Hunderte Seehundbabys geboren. Manchmal werden diese Welpen von der Mutter getrennt und können nicht mehr gesäugt werden. Dies passiert zum Beispiel, wenn Menschen oder Hunde den Robbenbabys zu nah kommen oder sie sogar streicheln. Riecht ein Jungtier nach Mensch, wird es von der Mutter nicht mehr angenommen und zurückgelassen, dann heult es vor Hunger und Einsamkeit.Von Borkum bis Helgoland sammeln die Robben-Retter sie ein und bringen sie in die nächstgelegene Seehundstation. Dort werden die höchstens acht Kilogramm schweren Babys tierärztlich versorgt, wieder aufgepäppelt und in den nächsten Wochen aufgezogen. Sie lernen vor allem, selbstständig Fisch zu fressen und den Konkurrenzkampf mit Artgenossen zu bestehen, bevor sie an einsamen Strandabschnitten, dann mit strammen 25 Kilo Gewicht, wieder ausgewildert werden.Während die Seehunde im Sommer ihre Babys zur Welt bringen und dann ihre Paarungszeit durchleben, fressen sich die fast doppelt so großen Kegelrobben Speck für den Winter und für ihre Hochsaison an. Die mit bis zu 2,5 Meter Körperlänge und 300 Kilogramm Gewicht größten Raubtiere Deutschlands haben ihr Zuhause zunächst ab November meist auf der Helgoländer Düne. Hier bringen Mütter binnen weniger Tage über 500 Junge zur Welt, ihr Markenzeichen ist das flauschig-weiche, schneeweiße Fell. Heute sorgen auch auf Helgoland, Deutschlands einziger Hochseeinsel, Robben-Ranger und andere Retter dafür, dass die Babys ungestört sind – und dass sie nicht zwischen die Fronten der mächtigen Bullen geraten, die hier zeitgleich ihre Paarungskämpfe austragen. (Text: arte)
Als die kleine australische Stadt Northam vor ein paar Jahren beschloss, ihre großen, leerstehenden Weizensilos von einem lokalen Künstler bemalen zu lassen, ahnte noch niemand, was für ein Erfolg dies werden würde. Plötzlich strömten Touristen und Besucher aus allen Teilen des Landes herbei, und der kleine, bis dahin verschlafene Ort war plötzlich in aller Munde. Kein Wunder, dass bereits ein Jahr später eine andere Stadt nachzog und ihre Silos ebenfalls mit Alltagsszenen gestalten ließ. Inzwischen gibt es schon 44 dieser Riesenkunstwerke, die meisten davon auf einer fast 200 Kilometer langen Route, dem Silo Art Trail, dem Silo-Kunst-Pfad. Auch die Stadt Goroke will jetzt dazugehören. Die abgelegene 300-Seelen-Gemeinde möchte sich als jüngster Ort der größten Freiluft-Galerie der Welt anschließen. Die Motive haben die Einwohnerinnen und Einwohner selbst ausgesucht: einen Eisvogel, genauer einen Kookaburra oder Jägerliest, und eine Australische Elster, die im Deutschen auch Flötenkrähenstar genannt wird. Als Künstler entschied sich die Stadt für Geoffrey Carran, der bekannt ist für seine lebensechten Vogelporträts. Ein solch großes Gemälde hat Geoffrey bisher noch nie gemalt, und so ist dieser Open-Air-Auftrag auch für ihn eine Herausforderung. Nicht nur die Größe der stillgelegten Weizensilos muss nämlich in Betracht gezogen werden, sondern auch die Komposition der Bilder ist wichtig. Schnell merkt Geoffrey, dass er mit den beiden Vögeln allein nicht auskommt. Und so will er nun noch einen dritten Vogel malen – einen Rosakakadu, der sich harmonisch zwischen die anderen beiden einfügt. Aber das ist nur eine von vielen Überraschungen und Unwägbarkeiten, die solch ein Projekt mit sich bringt – wenn Kunst auf Silos trifft. (Text: arte)
Durch Mauretanien verläuft eine einzigartige Bahnlinie, quer durch ein Meer aus Sand. 700 Kilometer Gleise führen hier seit 1963 mitten durch die Sahara. Gebaut wurde Mauretaniens Wüstenexpress hauptsächlich, um Eisenerz bis an die Atlantikküste zu transportieren. Jede Fahrt ist eine echte Herausforderung für Mensch und Material – zum Beispiel durch plötzliche Sandverwehungen oder auch freilaufende Kamele. Als Transportmittel ist der Zug inzwischen für viele Wüstenbewohner absolut unverzichtbar geworden. Die 20-stündige Reise ist immer wieder aufs Neue ein Abenteuer. Der Abfahrtsort Zouérat war früher ein kleines, verschlafenes Dorf. Inzwischen leben hier etwa 50.000 Menschen, viele vom Abbau des wertvollen Bodenschatzes. Hier wird Eisenerz gefördert, vor allem für europäische Stahlproduzenten. Millionen Tonnen sind es pro Jahr. Auch Sidi Mohamed lebt in Zouérat, er ist seit 28 Jahren Zugführer. Den Zug, seine Ladung und seine Passagiere sicher durch die Sahara zu steuern, liegt in seiner Verantwortung. Sonne, Sand und das schiere Gewicht der über 100 Erzwaggons sind eine enorme Belastung für die Technik. Mauretaniens einzige Bahnstrecke verbindet zwei völlig gegensätzliche Regionen miteinander, einen der abgelegensten Zipfel der Sahara und die Atlantikküste. Es ist einer der spektakulärsten Rohstofftransporte der Welt. Bei extremen Temperaturen bahnt sich der kilometerlange Zug seinen Weg. Wanderdünen und Erosion blockieren immer wieder die Schienen. Doch für viele Menschen an der Strecke ist die Bahnlinie die wichtigste Lebensader, auch wenn es nur einen einzigen Passagierwaggon gibt. Wer kein Geld hat, darf umsonst oben auf den Erzcontainern mitfahren. Hauptsache, der Stahlkoloss fährt verlässlich, ob zum Erztransport oder für Ziegenhirten und Fischhändler. Selbst Nomaden wie der alte Mohamed nutzen den Zug. Eines seiner Kamele ist krank und benötigt dringend Medizin, die es nur in der Stadt gibt. Für einen waschechten Wüstenbewohner keine einfache An
Als Kokainmillionär Pablo Escobar in den 80er Jahren begann, afrikanische Flusspferde zu seinem privaten Vergnügen zu halten, konnte noch niemand in Kolumbien ahnen, dass die Tiere bald eine Gefahr für das Ökosystem des gesamten Landes werden würden. Denn aus den vier Hippos, die nach dem Tod Escobars in die Freiheit entkamen, wurden inzwischen mehrere Hundert. Die tonnenschweren Kolosse, die in Südamerika keine natürlichen Feinde haben, breiten sich aus und verschmutzen mit ihren sauren Exkrementen das Wasser – was zur Verdrängung einheimischer Tierarten führt. Außerdem bedrohen sie die Fischer an den Flüssen. Auf der anderen Seite entdecken gerade arme Familien die Flusspferde als Geldquelle, denn immer mehr zahlungskräftige Touristen buchen geführte Ausflüge inklusive „Hippo-Watching“. Isabel Romero etwa ernährt ihre Familie durch ihre Geschäftsidee als Naturführerin. Sie ist immer wieder von der urwüchsigen Kraft der Flusspferde fasziniert. Ganz im Gegensatz zur Tierärztin Gina Serna, die ständig nach neuen Wegen sucht, die Zahl der Tiere einzudämmen. Da sie nicht erschossen werden dürfen, will Gina nun ein Tier fangen und kastrieren. Eine aufwendige Operation unter freiem Himmel – und eine Weltpremiere dazu, denn eine OP wie diese gab es noch nie. Gina will es trotzdem versuchen – auch wenn Landsleute wie Isabel ihr dabei skeptisch über die Schulter schauen werden. Denn möglicherweise ist dies die wirksamste Methode, um den riesigen Invasoren zu begegnen. (Text: arte)
Die Karibikinsel Curaçao ist mit einer reichen Unterwasserflora und -fauna gesegnet. Hier gibt es seit 2004 auch ein Zentrum für Delfintherapie – eine Einrichtung für Menschen mit besonderen körperlichen oder seelischen Bedürfnissen. Fünf Delfine helfen den kleinen und großen Patienten dabei, ein Stück Lebensfreude und Hoffnung zurück zu gewinnen. Das ist eines der wichtigsten Anliegen der Delfintherapie – idealerweise mit positiven Effekten für den ganzen Körper. Allerdings gibt es von Seiten der Wissenschaft auch Zweifel an der Seriosität und Wirksamkeit solcher Angebote. Die fünfjährige Ella ist bereits zum dritten Mal im Delfinzentrum. Sie lernt nur langsam, kann nicht sprechen, sich kaum konzentrieren und leidet unter einer Muskelschwäche. Aber Ella liebt Delfine und lässt sich von den freundlichen Riesen zur Therapie motivieren. Dieses Mal arbeiten Delfin Chabelita und Physiotherapeutin Merel Schuringa mit der Kleinen: „Chabelita schiebt Ella an Händen oder Füßen sanft durch das Wasser. Sobald sich Chabelita nähert, entspannt sich Ella. Das ist das Schöne bei der Arbeit mit Delfinen und besonders mit Chabelita. Sie kann sehr aktiv und laut sein, aber auch sehr sanft.“ Die kleinen, für Außenstehende oft kaum merklichen Fortschritte können eine große Wirkung auf den Alltag der ganzen Familie haben – Dinge, die bei anderen Kindern selbstverständlich sind, werden wahr: ein Lächeln, ein Wort, mehr Selbstständigkeit und Offenheit. Solche Effekte kann die Delfintherapie anscheinend bewirken. Die Therapeuten machen sich die Neugier und Freude der Tiere am Spielen zu Eigen – denn das wiederum animiert die Patienten, es motiviert und sensibilisiert sie. (Text: arte)
Die „fliegende Gräfin“ Paula von Lamberg gilt als Pionierin des Damenskisprungs. 1911 stellte sie in Kitzbühel mit 22 Metern einen Weltrekord auf. Trotzdem sollte es noch fast hundert Jahre dauern, bis es für Damen 2009 die erste Weltmeisterschaft gab – und erst 2014 wurde das Skispringen der Frauen olympisch. Auch wenn sie oft noch um mediale Aufmerksamkeit kämpfen müssen, stehen Frauen in dieser faszinierenden Sportart längst ihren Mann. Zu den größten Nachwuchshoffnungen gehört die 16-jährige Julia Mühlbacher, die bereits bei mehreren Wettkämpfen auf vorderen Plätzen landete. Nun soll es zur Junioren-WM nach Finnland gehen. Zusammen mit ihren Mitschülerinnen aus Stams will Julia hier nicht nur eine neue persönliche Bestweite erzielen, sondern das Frauen-Springen generell stärker in den Fokus rücken. Zu ihren Mitstreiterinnen gehört Martina Ambrosi. Die 19 Jahre alte Italienerin muss gerade eine besondere persönliche Bewährungsprobe überstehen: Vor zwei Jahren stürzte sie während eines Sprungs so unglücklich, dass sie mehrere Monate brauchte, bis sie sich wieder auf die Schanze wagte. Die Angst vor einem erneuten Sturz ist seitdem ihr ständiger Begleiter, dennoch arbeitet sie Tag für Tag an sich. Martina muss nicht nur ihre Technik verbessern, sondern auch die Barriere in ihrem Kopf überwinden. Die langersehnte Chance auf eine WM-Teilnahme jedenfalls will sie sich nicht nehmen lassen. Ein Schlüsselerlebnis für beide Athletinnen – wird ihnen der Sprung in die Weltspitze gelingen? (Text: arte)
Isabel Menzi ist im Hauptberuf Pilotin bei einer Schweizer Fluggesellschaft. Doch sie liebt nicht nur die großen Jumbos, sondern auch die kleinen Gletscherflugzeuge, mit denen die junge Frau inzwischen regelmäßig in den Hochalpen unterwegs ist. Ihr Ziel: Sie will Gletscherpilotin werden und muss sich dazu ganz neu bewähren, denn die Ausbildung hat es in sich.Diese fliegerische Tradition rettete in den letzten Jahrzehnten schon Tausenden Menschen das Leben, obendrein machte sie Bau und Versorgung zahlreicher Berghütten in den Schweizer Alpen erst möglich. Das Gletscherfliegen ist besonders schwierig, da etwa in der weißen, schroffen Bergwelt das Gelände für die Landung oft nur schwer zu erkennen ist, hinzu kommen unberechenbare Faktoren wie Wind und Schneebeschaffenheit.Die Ausbildung zur Gletscherpilotin ist entsprechend umfangreich und nimmt daher mehrere Hundert Flugstunden in Anspruch. Ohne die Kunst der traditionellen Gletscherfliegerei könnte auch Notarzt Joachim Koppenberg seinen Job heute kaum ausüben. Er sitzt zwar im Hightech-Helikopter, muss sich aber auf die Erfahrung und das Können seines Piloten verlassen. Nur so kann er in wenigen Minuten von seiner Basis in Samedan zu jedem noch so entlegenen Unglücksort in den Bergen gelangen. Sein Alltag ist ein ständiger Kampf gegen die Uhr, um Verletzte zu bergen, noch an der Unfallstelle lebensrettend zu versorgen und so schnell wie möglich in eines der Krankenhäuser transportieren zu lassen.Ein schweres Unglück war es auch, das einst die Geburtsstunde der Gletscherfliegerei einläutete: Im November 1946 verloren die Piloten einer Maschine der US-Luftwaffe auf dem Flug von München nach Marseille die Orientierung, woraufhin das Flugzeug in über 3.000 Metern abstürzte. Die zwölf Insassen überlebten zwar, doch es gab eigentlich kaum eine Möglichkeit, sie in den eisigen Höhen zu bergen. Bis ein Schweizer Pilot kurzerhand zwei Flugzeuge mit Kufen ausstattete. Das Fliegen solcher Maschinen gehört heute zum Alltag der re
1986 sah eine Gruppe von Kindern in Thailand ein Fussballspiel im Fernsehen. Sie träumten, einmal selbst an einer Fussball-Weltmeisterschaft teilzunehmen. Nur wohnten sie auf einer auf Stelzen gebauten Stadt. Die Kinder gingen daran ein eigenes Fussballfeld auf dem Meer zu schaffen. Ihr Vertrauen und Glaube es zu realisieren war größer als die Zweifel der anderen Inselbewohner. (Text: arte)
Wohnen am Fuße eines aktiven Vulkans – Alltag für die rund 300 Bewohnerinnen und Bewohner der Insel Stromboli. Die meisten von ihnen arbeiten als Künstler, Bauern, Bergführer – und vor allem als Fischer. Denn bis heute wird auf Stromboli nahezu ohne technische Hilfsmittel gefischt. Zwar können die Fischer kaum einen Gewinn erwirtschaften, doch sie führen ein selbstbestimmtes Leben – fernab der modernen Konsum-Welt. Die meisten jungen Leute verlassen ihre Heimat, um andernorts ihr Glück suchen. Doch noch immer gibt es auch junge Menschen, die sich von dem bescheidenen Leben auf der Insel angezogen fühlen – so auch der 22-jährige Andrea Cusolito. Nach über zehn Jahren ist er nun auf seine Geburtsinsel zurückgekehrt. Aufgewachsen bei seiner Mutter in Deutschland, will er nun von seinem Vater Gaetano die Tricks der nachhaltigen Fischerei erlernen. Gaetano ist ein Stromboli-Fischer durch und durch. Er hofft, dass sich Andrea für ein dauerhaftes Leben auf Stromboli entschließt… Kann er seinen Sohn vom Zauber der Insel überzeugen? Der Arbeitsalltag der Fischer sieht jedoch weniger rosig aus: die Arbeit ist hart, das Einkommen mäßig. Zudem stellt der Vulkan eine permanente Bedrohung dar. Erst 2019 gab es eine gewaltige Eruption, bei der ein Mensch ums Leben kam. Wie attraktiv ist das Leben unter solchen Bedingungen? Der Vulkanologe Giovanni Giuffrida untersucht die Aktivität des Feuerberges. Wie viel Gefahr geht von ihm aktuell aus? Giovanni wird den aktiven Vulkan selbst besteigen, um neue Messgeräte zu installieren – eine Herausforderung für den erfahrenen Geologen. (Text: arte)
In seinem Job hat Massimo Vacchetta schon fast alles an tierischen Patienten behandelt, vor allem Rinder. Bis die kleine Ninna das Herz des Tierarztes so sehr berührte, dass er sich fortan der Rettung einer Art verschrieb: der Igel. Die uralte Villa des "Igel-Doktors" hoch über den Weinbergen im Nordwesten Italiens ist inzwischen eine Institution. Doch wie sieht der Alltag in der Igel-Ambulanz eigentlich aus? Wer bringt die Wildtiere zu Dottore Massimo? Und können die oft schwer verletzten Patienten überhaupt wieder zurück in die Wildnis?
Der Aquile di San Martino ("Adler von San Martino") ist der berühmteste und älteste Bergsteigerverein der Dolomiten. Die 1881 gegründete Truppe bekam ihren Namen einst für ihre außergewöhnliche Tapferkeit, ihren Mut und ihren Respekt vor den Bergen. Der junge Livio muss einen letzten Test als Teil seiner Ausbildung zum Bergführer absolvieren.
Die Karibikinsel Curaçao ist mit einer reichen Unterwasserflora und -fauna gesegnet. Hier gibt es ein Zentrum für Delfintherapie - eine Einrichtung für Menschen mit besonderen körperlichen oder seelischen Bedürfnissen. Fünf Delfine helfen den kleinen und großen Patienten dabei, ein Stück Lebensfreude und Hoffnung zurück zu gewinnen.
Der kultige Motorsport ist vor allem Hobby der „Chicanos“, wie sich die Bevölkerung mit mexikanischen Wurzeln selbst nennt. Während andere Autos immer höher gelegt wurden, legten sie ihre Karosserien derart tief, dass sie den Asphalt zu berühren scheinen. Hydraulikmotoren von Müll-Lastern waren die Inspiration der ersten Lowrider, ihre Wagen auch in schiefe Lagen zu bringen oder sogar springen zu lassen. Die „First Class Ladies“ gehören zu den ersten Frauenclubs in der Szene. Die sechs Mitglieder wollen das Image der Lowrider aufpolieren, denn die tätowierte Menge mit den schrägen Autos ist vielen suspekt. Der Club will Gutes tun und sammelt Spenden für die Obdachlosen von L.A. Gladys Ramos hingegen geht ihren ganz eigenen Weg. Die 43-Jährige hat es auch satt, sich von Männern Vorschriften machen zu lassen. Sie will das „Hoppen“ unbedingt lernen, auch wenn das nicht einfach wird. Die 28-jährige Jazmin Lopez ist noch viel provokanter: Die Mutter zweier Kinder lässt bereits ihren Wagen b
Einst bevölkerten sie die Wälder des ganzen amerikanischen Kontinents, heute leben sie nur noch in wenigen Regionen Mittel- und Südamerikas: Tapire. Die urzeitlich anmutenden Tiere mit ihrem markanten Rüssel sind vor allem durch menschengemachte Gefahren vom Aussterben bedroht. Biologen in Costa Rica und Nicaragua widmen ihre ganze Kraft dem Kampf ums Überleben der Spezies – mit Erfolg? Der Lebensraum der Tapire wird immer kleiner. Neben Rodungen haben auch Wilderer und große Highways dafür gesorgt, dass die Zahl der tapsigen Rüsseltiere in Mittel- und Südamerika drastisch zurückgeht. Aber Tierschützer in Costa Rica und Nicaragua kämpfen dagegen an. Im Zoo von Managua hat Dr. Eduardo Sacasa ein Zuchtprogramm ins Leben gerufen, 23 Tapire leben in seiner Obhut, zwei davon stehen nun erstmals vor ihrer Auswilderung – eine Sensation! Auch im Nachbarland Costa Rica nimmt die Tapirpopulation stetig ab. Wilderer haben es auf das Fleisch der Tiere abgesehen, außerdem ist das Schnellstraßennetz
Karachai-Pferde sind die wohl legendärsten Nutztiere im Süden Russlands. Über Jahrhunderte wurde die robuste Rasse im Kaukasus erfolgreich gezüchtet. Trotzdem galt sie vor rund 50 Jahren als fast ausgestorben. Zum Glück ist es lokalen Züchtern inzwischen gelungen, den Fortbestand dieser Tiere zu sichern. Denn für die Menschen der Region sind ihre bergtauglichen, gehorsamen und nervenstarken Pferde ein echtes Kulturgut. Auf ihnen haben die Vorfahren den Kaukasus erobert. Selbst der Elbrus, der höchste Gipfel auf über 5.600 Metern, wurde auf dem Rücken der Karachai-Pferde einst bezwingbar. Dieses Abenteuer will nun der Pferdezüchter Hassan Salpagarow selbst noch einmal wagen; er will den Elbrus per Pferd besteigen. Die saftigen Hochweiden im Nordkaukasus bieten den riesigen Herden der Karachai-Pferde genug Nahrung. Die Pferderasse gehört schon seit jeher zu dieser Region. Doch Stalins „Säuberungspolitik“ der 30er Jahre brachte Zehntausenden Menschen Tod und Vertreibung. Viele Nordkaukasi
Namibia verfügt über zahlreiche Schutzgebiete und Tierreservate. Fast 40 Prozent der Landesfläche stehen ganz oder teilweise unter staatlichem Schutz. Davon profitieren auch die dort beheimateten Raubkatzen. Es gibt schätzungsweise noch 8.000 Geparden, wobei mehr als ein Drittel von ihnen in Namibia leben. Einst war ihr Bestand um ein Vielfaches höher, doch die zunehmende Trockenheit, die Jagd der Wilderer sowie der Wettbewerb mit den größeren und stärkeren Leoparden setzen ihrer Population zu. Tierschützer und Veterinäre, ideenreiche Frauen und Fährtenleser kämpfen nun um das Überleben der Großkatzen. Die Raubkatzen Namibias leben meist gar nicht in den eher trockenen Schutzgebieten und Tierreservaten, sondern auf dem fruchtbaren Farmland. Dort werden Abertausende Rinder, Schafe und Ziegen gezüchtet, die für die schnellen Räuber eine leichte Beute sind. Dies führt jedoch zu Konflikten mit den Farmern – sie greifen häufig zum Gewehr. Die Zahl der Geparden geht seit Jahrzehnten kontinui
Paris ist die Wiege der Haute Couture, der gehobenen Schneiderkunst. Hier entstehen edle Roben und extravagante Designs, gefertigt ausschließlich in Handarbeit von den Kunsthandwerkern der Modezaren. Ihre Fähigkeiten sind ein urfranzösisches Kulturgut, ihre Namen und Auftraggeber oft streng geheim – und jeder Auftrag ist etwas Einzigartiges. „Diskretion ist Teil unseres Kunsthandwerkerdaseins. In der Haute Couture werden nie die Namen der Kunsthandwerker genannt. Wir dürfen noch nicht einmal verraten, für wen wir arbeiten. Man behält uns für sich, in streng vertraulichen Ateliers, gut versteckt. Das gilt für uns als Personen, aber auch für unser Handwerk, das ein französisches Kulturgut ist“, sagt Séverina Lartigue. Die Blumenkünstlerin arbeitet für die Giganten der Modebranche, Jean Paul Gaultier zum Beispiel stellte sie jahrelang vor immer neue künstlerische Herausforderungen. Und auch Eric Charles-Donatien ist einer dieser Kunsthandwerker. Er ist „Plumassier“, Federschmuckmacher, se
Robben gibt es auch dort, wo man sie nicht unbedingt vermuten würde: im Mittelmeer. Um zu überleben, verstecken sie sich oft in unzugänglichen Höhlen. Für einen besseren Schutz dieser Säugetiere ist es wichtig, noch mehr über sie zu erfahren. Am besten dadurch, sie zu beobachten – aber ohne zu stören. Deshalb hat sich ein Forschungsteam nach Griechenland aufgemacht, um ein spezielles Kamerasystem zu installieren. Seit der Antike lebt die Mönchsrobbe im Mittelmeer. Um zu überleben und sich vor allem vor dem Menschen zu schützen, verstecken sich die scheuen Meeressäuger oft in nahezu unzugänglichen Höhlen. Sie wurden lange Zeit gejagt, wegen ihrer Haut, ihres Fettes – oder weil sie den Fischern zu viel Fisch wegfressen. Inzwischen ist die Art so gefährdet, dass die letzten knapp 500 im Mittelmeer lebenden Exemplare dringend besser geschützt werden müssen. Doch ihr versteckter Lebensraum macht ihre Erforschung und damit ihren Schutz sehr schwierig. Das will ein Team der Octopus Foundation
Patrick Armand ist Orgelbauer. Er betreibt eine der renommiertesten und ältesten Orgelbau-Manufakturen, die Firma Muhleisen im elsässischen Eschau. In keiner Region Frankreichs gibt es mehr Orgeln als im Elsass: Von fast 8.000 im ganzen Land finden sich allein im Elsass 1.250 Stück. Sie zu bauen und zu restaurieren, ist seit Jahrhunderten eine Kunst. Die Orgelmanufaktur befasst sich mit vier verschiedenen Aufgaben: der Wartung und Pflege alter Orgeln, dem Neubau, der Restaurierung und mit der sogenannten Ausreinigung, einer Generalüberholung. Orgelbauer sind oft selbst Organisten, denn sie brauchen für ihr Handwerk die nötigen musikalischen Qualifikationen. Aber auch ein komplexes handwerkliches Können ist essenziell: Sie müssen mit Holz, Eisen, Metalllegierungen und mit anderen edlen und uralten Materialien umgehen können. Die Arbeiten an den einzelnen Projekten sind aufwändig und erstrecken sich meist über mehrere Jahre. In der Manufaktur Muhleisen ist für eine Kirche in Köln gerade
Noch vor 50 Jahren waren Nonnengänse vom Aussterben bedroht. Heute gibt es wieder Hunderttausende. Brüteten sie früher nur in den Polargebieten, sind sie inzwischen auch an der Ostsee und selbst an Norddeutschlands Westküste zu finden. Was Biologen und Naturschützer extrem freut, alarmiert jedoch zunehmend viele Landwirte. Denn die Vögel richten erheblichen Schaden auf ihren Feldern an. Und nicht nur das: Während die Tiere früher in Nordfriesland nur als Kurzzeitgäste zu Besuch waren, bleiben einige von ihnen inzwischen den ganzen Sommer hier und vermehren sich dank strikter Schutzmaßnahmen prächtig. In den Augen vieler Bauern sind die inzwischen nicht mehr gerechtfertigt. Sie fordern eine Bejagung und wollen notfalls selbst zum Gewehr greifen. Das wollen Naturschützer und Vogelliebhaber verhindern. Einer davon ist Martin Kühn, Ranger im Nationalpark Wattenmeer. Doch wie könnte schlussendlich ein Kompromiss für beide Seiten aussehen? (Text: arte)
Jedes Jahr im Sommer bringt das Ensemble des Marionettenkutschentheaters aus Panevezys seine Kunst in litauische Dörfer, in denen es noch nie zuvor gastiert hat. Gezogen von einer motorisierten und kunstvoll dekorierten Dampflok geht es im Puppentheaterwaggon in die entferntesten Winkel des Landes. Kleine Städtchen und winzige Ortschaften, kaum verändert über die Jahrzehnte. Sie gelten als „vergessen“. Viele Straßen sind noch unbefestigt, die Häuser einfach aus Holz gebaut, in einigen von ihnen gibt es bis heute kein fließendes Wasser. Die meisten Kinder und Jugendlichen hier waren noch nie in einem Kino, in einem Schwimmbad oder in einem Theater. Puppenspieler Daniel ist zum ersten Mal mit auf Tour.
Das eigentliche Kochen beginnt für Wookwan Sunim mit der Auswahl der richtigen Zutaten. Von Lebensmitteln aus dem Supermarkt, von Fast Food und Fertiggerichten hält sie gar nichts. Ihre Vorräte sind vor allem saisonal und regional gewachsen: „Dadurch, dass wir im Gebirge leben, kochen wir mit dem, was uns die Natur schenkt – vor allem mit wilden Pflanzen.“ Und diese wachsen nicht nur im Gemüsegarten des Klosters, sondern auch zwischen Blumenbeeten, im angrenzenden Wald oder auf Schotterwegen. Im Prinzip essen sie alles, was rings um den altehrwürdigen Gameunsa-Tempel wächst. Aus Blüten gewinnen sie Tee, aus Blättern machen sie Salate und frisch ausgegrabene Wurzeln werden getrocknet und dann frittiert. Gerade in den vitaminarmen Wintermonaten suchen die Nonnen nach nährstoffreichen Wurzeln im Wald.
Der Traum vom Fliegen – im größten Indoor-Windtunnel Europas bei Mailand wird er Realität. Freifallsimulatoren wurden ursprünglich für die Luft- und Raumfahrt entwickelt. Inzwischen sind sie Freizeitspaß und dazu eine spektakuläre Bühne für Leistungssportler wie Laurie Lubbe. Sie ist Freestylerin und trainiert gerade hart für die französischen Meisterschaften. „Fliegen ist viel mehr als nur ein Teil meines Lebens. Es gehört zu mir, bedingungslos. Alle Tränen und alle Stürze haben sich gelohnt. Ich fliege, weil es für mich wie Atmen ist.“ Laurie Lubbe gehört zur französischen Nationalmannschaft. Die Athletin und Trainerin fliegt im Windkanal in der künstlerischen Disziplin Freestyle. Die Herausforderung liegt darin, in einem Luftstrom von 200 Stundenkilometern den eigenen Körper zu kontrollieren.
Serge Denoix und seine Partnerin Laurence Beaufils haben den sprichwörtlichen grünen Daumen. Die Liebe zur Gartenkunst hat sie schon immer verbunden. Doch nicht nur das – neben allem, was blüht und grünt, interessieren sich die beiden auch für die alten Werkzeuge, mit denen ihre Gärtnerkollegen über die vergangenen Jahrhunderte hinweg ihren Beruf ausgeübt haben. Dabei ist die Funktion manch eines Gerätes heute kaum mehr auf Anhieb ersichtlich. So haben die passionierten Sammler immer wieder Fundstücke vor sich, deren Zweck und Ursprung sie erst in mühevoller Recherche herausfinden müssen. Neben dem Durchforsten alter Nachschlagewerke helfen ihnen dabei befreundete Landwirte, Handwerker oder auch Antiquitätenhändler. Bei vielen der alten Werkzeuge hat das enorme Alter zudem seine Spuren hinterlassen.
In der Wildnis ist Martin Mikolas in seinem Element. Der slowakische Waldökologe und Naturschützer macht Crossläufe durch unwegsames Gelände, campiert unter freiem Himmel, kennt jede Fährte, jeden Vogel. Seine Leidenschaft hat er zum Beruf gemacht: Er leitet wissenschaftliche Expeditionen in die letzten Urwälder Europas. Die Forscher wollen verstehen, wie diese einzigartigen Ökosysteme überdauern konnten. Lassen sich aus den letzten Urwäldern Lehren für die heutigen Wirtschaftswälder ziehen? Martins aktuelles Expeditionsziel: ein schwer zugänglicher Buchenwald in den Albanischen Alpen. In der abgelegenen Region gibt es keine Straßen, keinen Strom, keinen Netzempfang. Dafür verwaiste steinerne Dörfer, ungezähmte Wildbäche und Bären.
Grafenwöhr in der Oberpfalz ist ein Truppenübungsplatz der US-Armee. An diesem Ort scheinen Panzer und Naturschutz zwei scheinbar unvereinbare Gegensätze zu bilden. Aber gerade dort, wo tausende Soldaten mit Panzern und scharfer Munition den Ernstfall proben, haben viele bedrohte Pflanzen- und Tierarten ein Refugium gefunden. Ein Filmteam begleitete Biologen auf der Spur eines Wolfrudels. (Text: arte)
Ein kurioses Spektakel: In historischer Ritterrüstung, mit Schwertern, Äxten und Hellebarden bewaffnet, treten Männer und Frauen in Duellen oder als Mannschaft gegeneinander an. Der mittelalterliche Turnierkampf erlebt in Spanien einen regelrechten Boom. Jedes Jahr findet ein großes Turnier am Fuße der Burg Belmonte in Kastilien-La Mancha statt. Zuschlagen, treten, zu Boden werfen – der mittelalterliche Turniersport ist so hart und anstrengend, wie er aussieht. Ein Duell dauert bis zu eineinhalb Minuten und fordert physisch und mental Extremes ab. Beim Gruppenkampf geht es darum, die Gegner schonungslos niederzuringen. Die Waffen werden in traditioneller Weise hergestellt, sind aber aus Sicherheitsgründen ohne Spitze und scharfe Klinge.
Ein grünes Multitalent: Der mexikanische Feigenkaktus Nopal gilt nicht nur als Superfood, sondern ist auch Inspiration für kreative Modeideen. Die in der mexikanischen Küche allgegenwärtige Pflanze wurde kürzlich von jungen Unternehmerinnen und Unternehmern als Basis für veganes Leder entdeckt. Steht der Lederindustrie eine Zeitenwende bevor? Consuelo Laras Felder liegen an den Hängen von Milpa Alta, dem südlichsten der 16 Bezirke von Mexiko-Stadt. Milpa Alta bedeutet „hohes Kornfeld“. Auf über 2.000 Metern über dem Meeresspiegel wächst hier ein Großteil der frischen Nahrungsmittel für die Millionenmetropole. 80 Prozent davon ist Nopal. Consuelo ist eine der wenigen Frauen, die Kaktusfelder besitzt und so ihr eigenes Geld verdient – mit der Gründung ihrer kleinen Kooperative hat sie mehreren Frauen Arbeit verschafft.
Die Welt des Polosports ist vor allem eine Welt der Pferde. Eine ganze Batterie von Spezialistinnen und Spezialisten im Hintergrund macht das Spiel erst möglich: Tierärztinnen und Tierärzte, Pferdepflegerinnen und -pfleger, Trainerinnen und Trainer, Hufschmiedinnen und Hufschmiede und viele andere. Sie alle vereint die bedingungslose Leidenschaft für Pferde und diesen Sport. In Argentinien, dem Land der Pferde, ist das Polospiel besonders beliebt. Es ist beeindruckend zu sehen, wie ein klischeebehafteter, seit über einem Jahrhundert männerdominierter Sport sich verändert. Frauen haben die Sportart für sich erobert und sind darin sehr erfolgreich. Clarita Cassino ist eine der Top-Spielerinnen Argentiniens, ein Leben ohne Pferde ist für sie undenkbar: „Polospielen bedeutet mir alles. Ich betreibe den Sport, seitdem ich klein bin.
Vom Raumfahrtzentrum in Französisch-Guayana starten regelmäßig europäische Raketen und Satelliten ins All. Vor jedem Countdown müssen die vorgelagerten drei Inseln aus Sicherheitsgründen evakuiert werden. Sie wurden bis Mitte des 20. Jahrhunderts auch als Gefängnisinseln genutzt. Danach verfielen die Gebäude und wurden von der Natur zurückerobert. Heute wachsen darin Bäume und bedrohen die Standfestigkeit der Wände, Schlingpflanzen überwuchern das Gelände. Doch Frankreich hat mit der Vergangenheitsbewältigung begonnen, die Häuser werden saniert, um dieses historische Erbe zu bewahren. Aurélie Schneider ist mit der Freilegung und Renovierung der Anlagen beauftragt. Mit Hilfe der Fremdenlegion sollen sie bald Besuchern offenstehen. Immer wieder jedoch müssen die Arbeiten unterbrochen werden.
Las Fallas de Valencia sind eine Mischung aus Frühlingsfest und Karneval – sie verwandeln die drittgrößte Stadt Spaniens jedes Jahr in einen gigantischen Party-Hotspot. Künstler wie Mario Gual del Olmo stecken Monate vorher viel Zeit und Kreativität in ihre riesigen Straßen-Skulpturen, die allerdings nicht sehr langlebig sein werden: Im März gehen sie traditionell in Flammen auf. Eine ganze Woche lang wird gefeiert, begleitet von Spielmannszügen, Fanfaren, Böllern und viel Feuerwerk. Die Ursprünge reichen zurück bis ins Mittelalter. Damals verbrannten die Zimmerleute am 19. März, dem Gedenktag ihres Schutzheiligen Joseph, alle Werkstattreste auf den Straßen. Fallas, übersetzt „Fehler“ oder „Misserfolge“, nannten sie diese Überreste erledigter oder misslungener Arbeiten und trieben mit dem Feuer den Winter aus.
Indien – Geburtsland des Hinduismus und Buddhismus, das Land der Spiritualität. Heiler und Gurus, sogenannte Babas, Tausende im ganzen Land und einige berühmt und reich, berufen sich auf höhere Mächte. Doch es gibt Widerstand gegen den gefährlichen Aberglauben – und die Geschäftemacherei mit der Hoffnung. Die Rationalisten haben sich zusammengeschlossen, mit ihrem Science-Van fahren sie im Dienst der Wissenschaft durch das ganze Land und klären auf. Rationalist zu sein ist eine Weltanschauung, eine Haltung zum Leben. Rationalisten glauben nicht an Götter und Geister, sondern an Vernunft und Wissenschaft. Die Organisation hat fast 10.000 Mitglieder, alle arbeiten ehrenamtlich, sind aufgeklärt und arbeiten als Anwälte, Lehrer, Handwerker oder Hochschulprofessoren.
Zwei Autostunden nordwestlich von Montréal. Hier in Ripon liegt die Farm von Félix Sabourin. Der junge Mann ist Ahornsirupproduzent. Von März bis Mai schwärmt er dafür zusammen mit Freunden und Nachbarn aus, um in den benachbarten Wäldern den Ahornbäumen ihren Saft zu entnehmen und daraus den weltweit beliebten Sirup zu kochen. In diesem Jahr beginnt die Saison ungewöhnlich spät. Félix bleiben nur wenige Wochen zum Ernten. Schon lange vor den ersten Siedlern fingen die Ureinwohner Kanadas das Ahornwasser auf und kochten es zu Sirup ein. Heute ist für viele Farmer Ahornsirup ein lukratives Zusatzeinkommen. Ahornsirup wird vor allem in Zentral- und Ostkanada produziert. Etwa 30 Millionen Liter pro Jahr kommen aus Québec. Das Baumwasser wird vor allem vom Schwarzen Zuckerahorn gewonnen. Ahornsirup enthält Mineralstoffe, Vitamine und Antioxidantien. Er soll sogar Entzündungen vorbeugen und die Nerven stärken. Vor allem ist er aber als süße Delikatesse bekannt und wird weltweit immer belieb
Die Biologin Katerina Pesocki vom Städtischen Museum für Naturkunde in Tallinn kämpft für den Naturschutz, vor allem den der Amphibien. Zusammen mit Helferinnen und Helfern, Aktivistinnen und Aktivisten vom Estnischen Naturfonds organisiert sie seit einigen Jahren eine großangelegte Rettungsaktion. Speziell zur alljährlichen Massenwanderung der Kröten im Frühjahr. Wenn die Tiere ihren instinktgeleiteten Marsch antreten, engagieren sich freiwillige Helferinnen und Helfer in ganz unterschiedlichen Teilen Estlands. Sie befördern in wenigen Tagen und Nächten Tausende Kröten und Frösche sicher über die Straßen. Doch wo genau werden die Tiere wandern? Und vor allem wann? Katerinas Fachkenntnisse sind gerade für die Einsatzplanung unabdingbar.
Die Schwestern Assuntina und Guiseppina Pes stecken inmitten der Vorbereitungen für die große Prozession zu Ehren des heiligen Antiochus. Er ist ein Schutzpatrons Sardiniens. Einmal im Jahr wird die große Parade veranstaltet, bei der Einwohner der gesamten Insel zusammenkommen, um zu feiern. Festa Manna wird diese große, 15 Tage nach Ostern anberaumte Feier zu Ehren des Heiligen genannt. Für diesen Anlass fertigen die Schwestern Pes Altartücher an und bessern bereits verwendete Tücher aus. Noch können sie dabei auf einen kleinen Rest Muschelseide zurückgreifen, jenes Material, welches aus dem Byssus der Pinna nobilis gewonnen wird, einer Riesenmuschel, die lange in den Buchten vor der Insel lebte. Inzwischen gibt es diese Muscheln fast nicht mehr. Ein Parasit hat ihre Zahl so stark dezimiert, dass Forscher unsicher sind, ob es überhaupt noch Exemplare dieser kostbaren Art gibt.
Sie stehen für Ruhe, Entspannung und Erfrischung in den heißen Sommermonaten: Die andalusischen Patios sind die architektonische Antwort auf die brütende Hitze, wenn in Südspanien das Thermometer bis auf 50 Grad Celsius klettert. Ihren Ursprung haben die Innenhöfe in der römischen Antike. Die muslimischen Herrscher ergänzten sie zu den Zeiten von „Al-Andalus“ – dem maurischen Reich auf der iberischen Halbinsel – um Pflanzen, Brunnen und die typischen Farben. So entstand in Andalusien über die Jahrhunderte eine ganz eigene, von zahlreichen kulturellen Einflüssen geprägte Patio-Kultur. In Córdoba sind die grünen Oasen der ganze Stolz der Stadt.
Heretu Tetahiotupa und Teiki Huukena sind die Pioniere der neuen Tattoo-Bewegung auf den Marquesas-Inseln. Sie haben jüngst eine eigene Tätowierschule ins Leben gerufen, in der das alte Wissen über die originalen Marquesas-Motive vermittelt wird, in Theorie und Praxis. Das ist wichtig, denn die Bedeutung der alten Tattoo-Zeichen ist fast komplett verloren gegangen. Auf Nuku Hiva, der nördlichen Hauptinsel des Archipels, durchstreifen Heretu und Teiki immer wieder die Waldgebiete. Hier, mitten im Dschungel, verbergen sich Hinterlassenschaften ihrer Vorfahren und Hinweise zu ursprünglichen Tattoo-Motiven. Das früher nahezu komplett isolierte Inselvolk auf den Marquesas entwickelte eine eigene Sprache und einzigartige Zeichensymbole. Diese wurden als Tattoos unter die Haut gestochen und auch in Felsen geritzt. So haben einige Symbole die Jahrhunderte überdauert.
Die Kaserne der Schweizer Garde befindet sich auf einer Fläche von 500 Quadratmetern auf dem Territorium des Vatikanstaates. Seit mehr als 700 Jahren wird hier eine Gruppe junger Männer rekrutiert, deren Aufgabe es ist, den Heiligen Vater, seine Kardinäle und den Vatikan zu schützen. In der historischen Renaissance-Uniform sichern die jungen Männer die Eingänge zum Vatikan und demApolstolischen Palast, in dem der Papst mit seinen Kardinälen lebt, sie sind immer präsent bei den Gottesdiensten und Audienzen auf dem Petersplatz. Tag und Nacht stehen sie auf ihren Posten, stundenlang harren sie in Uniform und Rüstung aus. Lukas und Dominique stammen, wie alle Gardisten, aus der Schweiz.
Der Loðmundarfjörður auf Island: Außer in den wenigen Sommermonaten ist dieser entlegene und unbewohnte Fjord nur per Boot erreichbar. Hierhin zieht es den Farmer Ólafur Aðalsteinsson, seine Frau und ein befreundetes Ehepaar. Jedes Jahr. Es ist die Zeit, in der die Eiderenten zur Brut auf die Farm kommen. Geschützt durch die Menschen legen sie hier ihre Eier und überlassen den Farmern dafür ihre weichen Daunen. Diese feinen Federn besitzen spezielle, auch von den Menschen geschätzte Eigenschaften wie etwa die besondere Wärmespeicherung. Mit diesen Daunen gefüllte Kissen und Decken gehören zu den wertvollsten der Welt und kosten in der Regel mehrere Tausend Euro. Derart gewinnbringend können aber nur wenige der etwa 380 Farmer auf Island von den Eiderfedern leben.
Das Land der Emberá Chamí erstreckt sich in den kolumbianischen Anden, wo edler Kaffee wächst. Das Geschäft mit der Hochlandbohne ist noch fest in der Hand von Weißen und den Nachfahren von Europäern und Ureinwohnern. Seitdem es nicht mehr so rentabel ist, ziehen immer mehr Indigene als billige Arbeitskräfte auf die Plantagen. Die Kaffeefelder stellen auch für Emberá-Transfrauen eine Nische dar. Hier finden sie nicht nur einen Lebensunterhalt, sondern auch Schutz. Denn bis heute sind sie Repressalien und Unterdrückung ausgesetzt – nicht nur innerhalb der breiten Bevölkerung, sondern auch in ihren indigenen Gemeinden: In der Vorstellung vieler Emberá gilt Transsexualität als ein von Weißen eingeschlepptes Übel, das hart bekämpft werden muss. Auch Bella Wasorna hat in dieser Enklave ein neues Leben begonnen.
Alles funkelt, alles strahlt: Die nördlichen Vogesen gelten als Wiege der Kristallherstellung in Europa. Vor allem drei französische Manufakturen haben Weltruhm erlangt: die Werkstätten Saint-Louis und Lalique sowie das Internationale Zentrum für Glaskunst in Meisenthal. Dort herrscht erst recht zu Weihnachten alle Jahre wieder Hochbetrieb. Die Nordvogesen sind wie gemacht für die Kristallherstellung. Hier entstehen schon seit Generationen glänzende, durchsichtige und vor allem glitzernde Kristallkörper. Wandernde Glasmacher im 16. Jahrhundert wählten diese Region, weil hier alle natürlichen Ressourcen vorkommen, die für die Herstellung von Glas und Kristall unerlässlich sind: feinster Sand aus Flüssen, Gestein, ausreichend Holz für die pausenlos befeuerten Brennöfen und auch reichlich Wasser zur Kühlung des Glases.
Inzwischen sind es 59 Stuten und ein Hengst, die auf Darkos Eselfarm ein Zuhause haben – hoch in den Bergen, 17 Kilometer von Montenegros Hauptstadt Podgorica entfernt. Sie heißen Drina, Julia, Haila, Mandarina und jedes Grautier hat eine eigene Geschichte. Mandarina ist mit 40 Jahren die älteste Stute auf der Farm. Bevor Darko Saveljic sie zu sich nahm, hatten ihre Besitzer sie als Arbeitstier ausgebeutet und dabei jahrelang nicht einmal bemerkt, dass sie blind ist. Drina hingegen war das erste Fohlen auf der Farm, geliebt und verhätschelt von der ganzen Familie. Als ein Wolf ihre Mutter tötete, hielten die Saveljics die Eselwaise umso mehr wie eines ihrer Haustiere. Doch als immer mehr Esel auf die Farm kamen, baute die Familie für die neuen Bewohner einen Stall und ein Auslaufgehege.
Mit Spitzhacke, Hammer und Meißel bewaffnet, geht es bei „ARTE 360° Reportage“ hoch in die Berge auf Schatzsuche. Das Objekt der Begierde: der Bergkristall. Es handelt sich hierbei um einen Quarz in seiner reinsten und transparentesten Form. In den Schweizer Alpen benötigen die Mineralien- und Kristallsucher, auch „Strahler“ genannt, ein Strahlerpatent, um die Bergkristalle abzubauen. Dafür geht es in tiefe Felsspalte und Hohlräume, sogenannte Klüfte. Ein gefährliches Unterfangen, bei dem manche Kristallsucher nicht selten ihr Leben riskieren. Der Preis ist es jedoch wert, denn Sammler bezahlen für Bergkristalle oft mehrere Tausend Euro. Amateure und Berufsstrahler sind in den Schweizer Alpen aus ganz unterschiedlicher Motivation unterwegs: Jelena Brkic ist Schmuckdesignerin und hat ihr eigenes Schmucklabel gegründet.
Der Hummer – hier in Maine etablierte er sich über Jahrzehnte hinweg als populäre Delikatesse und Markenzeichen des US-Bundesstaates. Doch die Tage der traditionellen Hummerfischerei könnten bald gezählt sein. Die Gründe dafür sind vielfältig: Zum einen erwärmt sich der Golf von Maine aufgrund seiner geografischen Lage viel schneller als der Rest der Weltmeere. Das lässt die Hummer weiter gen Norden ziehen, in kältere Gewässer. Zum anderen ist hier auch der Lebensraum vieler Wale. Die großen Meeressäuger verfangen sich mitunter in den Seilen der Hummerfallen und gehen teils qualvoll zugrunde. Deshalb hat die US-Regierung den Hummerfischern viele Restriktionen verordnet.
Wasserbüffel gelten in Laos als "Sparbücher für Notzeiten". Muss jemand ins Krankenhaus, geht der Reis aus oder steht eine Hochzeit an, verkauft man einen Büffel. Doch die meisten sind schwach und mangelernährt. Parasiten und Seuchen setzen den Wiederkäuern zu. Innovative Futterblöcke könnten die Situation verbessern.
1877 weigerten sich rund 750 Angehörige des Stammes der Nez Perce, im Nordwesten der USA, sich in ein Reservat zu begeben, das ihnen nur noch wenig Land zugestand. Stattdessen begaben sie sich mit 2.000 Pferden, überwiegend Appaloosas, eine Rasse, die die Nez Perce selbst gezüchtet hatten, auf eine abenteuerliche Flucht über gut 2.000 km quer durch die Rocky Mountains.
Im Süden Griechenlands wachen die Gipfel des Peloponnes über einen Alltag, der nach wie vor hauptsächlich von der Landwirtschaft geprägt ist. Mit der Rückkehr der jungen Generation auf das Land ihrer Familien keimt Hoffnung: Permakultur und Agroforstwirtschaft sollen das in der Vergangenheit durch Monokulturen und Brände ausgelaugte Land zu neuem Leben erwecken.
Seit jeher wird Rattan in Asien verwendet: zur Herstellung von Möbeln, Korbwaren, Wandverkleidungen und Sportbällen. Auch im bergreichen Zentrum von Laos gedeiht die stachelige Rattanpalme. Wild als Kletterliane in den Dschungelwäldern und auch angebaut auf Feldern. Die Menschen in den Dörfern ringsum leben seit Generationen von Rattan, der Pflanze mit vielfältigen Eigenschaften.
Auf der zu Indonesien gehörenden Insel Sulawesi dreht sich schon zu Lebzeiten der Bewohner alles um den Tod, vielmehr um die Beerdigung. Der Totenkult der Toraja kann mehrere Hunderttausend Euro verschlingen, was die Bestattung verstorbener Verwandter oft auf Jahre unmöglich macht. So behalten die Angehörigen ihre Toten so lange im Haus, bis sie das Geld für die aufwendigen Feierlichkeiten zusammen haben. Die Toraja und ihr komplexer Ahnenkult lassen einen anderen Blick auf den Tod werfen.
Ursprünglich stammen Waschbären aus Nordamerika. Doch seit gut 100 Jahren breiten sie sich auch in Europa aus, vor allem in Deutschland. Besonders in der Hauptstadt Berlin finden die nachtaktiven Allesfresser nicht nur Nahrung, sondern auch Unterschlupf. Dabei werden die putzig anmutenden Kleinbären vielerorts kritisch gesehen. 2016 wurden sie von der EU als invasiv eingestuft ...
Im Jahr 1722 wurde die Osterinsel von dem niederländischen Seefahrer Jakob Roggeveen entdeckt, an einem Ostersonntag, daher der Name. Damals lebten aber schon seit gut tausend Jahren polynesische Ureinwohner auf Rapa Nui, übersetzt „großes Paddel“, wie sie ihre Insel nannten. Sie hinterließen die rund 900 berühmten Steinfiguren, Moais genannt. Für deren Bau und Transport auf runden Baumstämmen entwaldeten sie allerdings die Insel. Verschiedene Nationen versuchten im Laufe der letzten Jahrhunderte dann, sich das Südseeparadies unter den Nagel zu reißen. Unter peruanischer Herrschaft wurden sogar über 90 Prozent der Bevölkerung versklavt. 1888 annektierte schließlich Chile das wohl abgelegenste Eiland der Welt. Mühsam erstritten sich die heute rund 8.000 Einwohner, davon 3.500 mit polynesischen Wurzeln, Land und angestammte Rechte zurück.
Um bis zu acht Meter schwankt der Wasserstand des Tonle Sap-Sees. Zur Trockenzeit im Februar und März sinkt der Pegel stark. In Ufernähe tauchen Wälder aus dem Wasser auf, durch die sich unzählige Siele und Natur-Kanäle ziehen. In den schwimmenden Dörfern ist nun die Zeit des Umzugs und der Renovierungen gekommen. Ganze Dörfer ziehen um und folgen wie immer dem Wasserstand – weiter hinaus auf den See, wo die Kanäle tiefer sind und so das ganze Jahr als Wasserstraßen für die Boote dienen. Die Bewohner leben vom Fischfang und jetzt, wenn das Wasser fruchtbares Schwemmland freigibt, auch von der Landwirtschaft. Der niedrige Wasserspiegel – hier am bisherigen Liegeplatz – eignet sich auch für Renovierungen, da man auf dem Grund stehen kann. Auch die Familie Yol ist im Umzugsfieber.
Istanbul, die größte Stadt der Türkei, beherbergt rund 15 Millionen Einwohner und schätzungsweise 150.000 Straßenkatzen. Diese majestätischen Tiere kann man überall in der Stadt antreffen. Den Umstand, dass die meisten von ihnen gesund und satt wirken, haben sie vor allem den Bewohnern und Bewohnerinnen der Stadt zu verdanken.
Swanetien ist eine der faszinierendsten und auch abgelegensten Regionen Georgiens. Doch viele Bergbewohner verlassen ihre Heimat, um in den Städten ein besseres Leben zu suchen. Betroffen ist auch Kala, ein kleines, fast 2000 Meter hoch gelegenes Dorf. Der örtliche Schuldirektor befindet sich in einer heiklen Lage. Nur noch 17 Schüler besuchen seine Schule ...
Auf den Meeren Islands haben die Fischer jahrhundertelang mit ihren Booten und Schiffen nach immer demselben Schatz gesucht: dem Kabeljau. Seit einigen Jahren aber weckt ein weiterer Meeresschatz Begehrlichkeiten – es ist ein seltsames, unbekanntes und eher hässlich aussehendes Tier: die Seegurke, auch Holothurie genannt. Sie ist der neue Star in den isländischen Gewässern.
Mendoza ist die wichtigste Weinregion Argentiniens. Hier wächst die Malbec-Traube, aus der der berühmte Rotwein gekeltert wird. Dieser Wein wird seit jeher hauptsächlich von Männern produziert. Doch eine Gruppe engagierter Frauen erfüllt sich nun den Traum vom eigenen Wein. Der Weg dahin war steinig, doch in der starken Gemeinschaft ist aus dem Traum Realität geworden.
Sie gehören zu den bekanntesten Tieren Australiens: die Schnabeltiere. Ausgestattet mit einem Schnabel und gleichzeitig einem dichten Pelz, eierlegend und trotzdem ihre Jungen säugend, wurden die Tiere wegen ihres Pelzes gejagt und fast ausgerottet. Zwischenzeitlich hatte sich ihr Bestand erholt. Doch neue Bedrohungen setzen den eigentümlichen Tieren erneut zu.
Hoch im Norden, im stürmischen Nordatlantik, liegen die Färöer, ein Archipel von 18 Inseln. Die Natur, rau und urtümlich, hat das Leben der Bewohner stark geprägt. Schon als die Wikinger aus dem heutigen Norwegen die Färöer bevölkerten, war der Bootsverkehr zwischen den Inseln überlebenswichtig. Rudern ist daher heute Nationalsport, und Frauen sind schon lange mit am Start.
Pinisis, kleine wendige Frachtensegler, verkehrten bereits zu Zeiten der niederländischen Kolonialisierung zwischen den indonesischen Inseln. Noch immer werden sie wie damals gebaut, am Strand, ohne schriftlichen Bauplan. Eine Einzigartigkeit, die inzwischen zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO gehört.
Die legendären japanischen Samurai sind lange ausgestorben, doch ihre Kunst des Yabusame, des berittenen Bogenschießens, hat überlebt. Bisher war das eine reine Männerwelt, doch jetzt haben einige engagierte Frauen eine Revolution angezettelt. Die Reitstallbesitzerin Ayuko Kamimura will Yabusame zu einem internationalen Trendsport des 21. Jahrhunderts auch für Frauen machen.
Die Insel Noirmoutier liegt an der Atlantikküste, im Golf von Biskaya. Mit ihren langen, feinen Sandstränden, ihren Pinienwäldern und den weißen Häusern ist sie als kleines Paradies beliebt, weit weg vom Trubel des Großstadtlebens. Noirmoutier steht aber auch für das weltweit berühmte Salz, das hier in den Salzgärten noch fast mittelalterlich geerntet wird.
Neufundland kennt eine lange Geschichte der Umsiedlungen. Beginnend in den 50er Jahren zwang die Regierung die entlegen lebenden Menschen, häufig kanadische Ureinwohner, an zentraler gelegenen Orten zu siedeln. Dort wurden Arbeitskräfte gebraucht. Im Lauf der Jahre wurde die Kritik an den alternativlos verfügten Umsiedlungsprogrammen immer lauter. Doch wirtschaftliche Zwänge setzten sich durch. Angesichts drohender Arbeitslosigkeit wurden Hunderte kleiner Ortschaften aufgegeben.
In Paris fällt es den fleißigen Insekten leicht, Nahrung zu finden, auch dank der über das ganze Jahr verteilten Blütezeiten. Die abwechslungsreiche Stadtvegetation bietet den Bienen eine Nahrungsvielfalt, die es auf dem Land aufgrund von Monokulturen häufig nicht mehr gibt. Zudem wurde in Paris entschieden, den Gebrauch von Pestiziden ganz einzustellen.
Die Halbinsel Son Tra an der Küste Vietnams ist für die Rotschenkligen Kleideraffen der wichtigste Rückzugsort. Trotz der Nähe zur Millionenstadt Da Nang ist der Dschungel hier noch weitgehend intakt, vor allem aufgrund der Geschichte des Ortes. Hier ging einst die US-amerikanische Navy zu Beginn des Vietnamkriegs an Land, danach blieb die Halbinsel aufgrund ihrer strategisch bedeutsamen Lage militärisches Sperrgebiet. So konnten sich die störempfindlichen Kleideraffen hier weitgehend ungestört entwickeln.
Connemara liegt am Atlantik im äußersten Westen Irlands. Es ist ein wilder Landstrich, mit windgepeitschten Halbinseln, felsigen Mooren und schroffen Bergen. Diese raue Natur ist das Reich eines faszinierenden Pferdes: des Connemara-Ponys, der einzigen einheimischen Rasse auf Irland. Zu den treuen Vierbeinern empfinden insbesondere die alteingesessenen Bewohner der Region eine tiefe Verbundenheit. Schließlich ist es nicht lange her, dass die Connemara-Ponys den Menschen hier das Überleben sicherten. Die kräftigen und widerstandsfähigen Arbeitstiere wurden überall in der Gegend zum Ackerbau und Transport eingesetzt
Im Frühling sinkt der Wasserspiegel in den Sümpfen von Cotentin, große Teile treten als Landflächen hervor. Der Beginn der warmen Jahreszeit bedeutet für die Viehzüchter Christelle und Valery Ferey Aufbruch – seit November stehen ihre Kühe im Stall, jetzt werden sie wieder auf die Weiden in den Sümpfen in Amfreville getrieben. Diese Tradition gibt es, seit der Mensch in den Sümpfen Viehzucht betreibt, und so treiben auch die Fereys seit Generationen ihre Färsen auf die saftigen, nahrhaften Sumpfweiden. Dank des Grases, dass die Kühe in den kommenden Monaten fressen werden, gewinnt das Landwirte-Paar qualitativ hochwertige Milch, die Christelle auf ihrem Hof zu Camembert verarbeitet. Heute ist sie die Einzige, die in dieser Gegend den traditionellen Bauerncamembert herstellt.
Auf 3.500 Meter über der bolivianischen Millionenstadt La Paz erstreckt sich ihr Revier: Pura Pura – das höchstgelegene Skate-Gelände der Welt. Mit ihren traditionellen „Pollera“-Röcken wollen die neun Skaterinnen ein Signal senden: Eine Cholita – wie die Nachfahrinnen indigener Stämme in Bolivien oft abfällig genannt werden – kann alles, sogar auf dem Holzbrett dieses westlichen Extremsports balancieren. Sie selbst sind keine Cholitas vom Land, sondern leben als Schülerin und Studentin, Kindergärtnerin, Tätowiererin oder Marketingmanagerin in der Großstadt. Die Polleras haben die jungen Frauen von ihren indigenen Großmüttern geerbt. Bis zu fünf Schichten zählen die weit ausladenden Röcke.
Foodtrucks haben New York im Sturm erobert. Vor allem den Stadtteil Astoria in Queens, denn mehr noch als in anderen Bezirken New Yorks lebt hier bis heute die Idee vom Einwanderungsland Amerika. Stolz behaupten die Bewohner, dass nirgendwo sonst so viele Menschen verschiedener Kulturen und Sprachen eng beieinander leben. Und mit ihnen Speisen und Rezepte aus aller Welt. Astoria liegt am Ufer des East River, der Queens von Manhattan trennt. Der Stadtteil mit Blick auf die Manhattan Skyline ist eine Welt für sich. Besonders deutlich merkt man das am Speiseangebot. Restaurants mit ägyptischer, asiatischer bis zu brasilianischer oder mexikanischer Küche reihen sich dicht an dicht.
Auf 2.300 Meter Höhe im italienischen Piemont liegt die Schutzhütte Morelli Buzzi hoch oben in den Seealpen. Hier führen keine Wege oder Straßen hoch. Drei Monate im Jahr muss der Betreiber der Hütte Wanderern Kost und Logis anbieten. Den Helikopter kann sich der Hüttenwirt nur einmal in der Saison leisten. Da kommen Luciano Ellena und seine Mulis ins Spiel. Er ist der letzte Säumer im Piemont und versorgt die Hütte in den kommenden drei Monaten mit Lebensmitteln. Der aussterbende Beruf war jahrhundertelang der einzige Weg, Waren über schwer zugängliche Alpenpässe zu befördern. Die Säumer transportieren die schweren Lasten auf dem Rücken von Saumtieren. Luciano Ellena widmet sein Leben dem aussterbenden Beruf als Säumer, seit er vor 20 Jahren sein erstes Muli Katty kaufte. Er liebt Mulis seit er denken kann.
Baa ist eines von 26 Atollen des von 1.196 Inseln durchzogenen maledivischen Archipels. Diese traumhafte Inselwelt ist der Arbeitsplatz der Manta-Forscherin Elspeth Strike, genannt Ellie, von der britischen Schutzorganisation Manta Trust. Während der Manta-Saison von Mai bis November sind Ellie und ihre maledivische Kollegin Nuha Rasheed fast jeden Tag mit dem Forschungsboot auf der Suche nach Mantarochen. Werden sie fündig, gehen sie ins Wasser und tauchen, um die Tiere zu identifizieren. Um sie effektiv zu schützen zu können, müssen die Forscherinnen die Lebensgewohnheiten der Riesenrochen studieren. Wie verhalten sich die hochintelligenten Mantas im Wasser, wie viele sind trächtig, ist ein Tier verletzt? All das wird dokumentiert und in einer Datenbank festgehalten.
Paulo da Silva Bererra ist unzufrieden. Seit vielen Jahren kommen Fremde in sein kleines Dorf Açaical am Rande des brasilianischen Regenwaldes. Wie seine Nachbarn gehört auch Paulo zum Volk der Munduruku, einer indigenen Gemeinschaft, die seit Generationen in der Region lebt. Doch seit Jahren siedeln sich fremde Landwirte an und stören die indigene Gemeinschaft. Einige Eindringlinge betreiben Rinderfarmen. Auch die Kleinbauern der Munduruku setzen inzwischen auf zweifelhafte Methoden einer einseitigen Landwirtschaft, viele nutzen chemischen Dünger und Unkrautvernichter. Täglich versinkt das Dorf unter einer dicken Staubschicht, verursacht von schweren Lastwagen, mit denen die Ernten der benachbarten Großbetriebe abtransportiert werden. Paulo möchte das ändern und den Indigenen vor allem wieder zu mehr Eigenständigkeit und Selbstbestimmung verhelfen.
Neiva Guedes hat sich vor vielen Jahren in die leuchtend blauen Hyazintharas verliebt, als sie die großen und majestätischen Vögel durch den brasilianischen Regenwald fliegen sah. Von da an widmete sich die engagierte Biologin dem Schutz der Tiere. Und dieser war auch bitter nötig, denn ihre Zahl war dramatisch im Sinken begriffen. Während die Vögel schon immer der moderaten Jagd durch Indigene, die ihre bunten Federn für Kostüme nutzten, und Raubtiere ausgesetzt waren, kam nun noch die verstärkte Abholzung des Regenwaldes hinzu, die den Papageien die Möglichkeit für den Nestbau nahm. Hyazintharas nutzen nämlich einen ganz bestimmten Baum dazu: den Mandovi-Baum. Nur dessen Stamm hat die nötige Dicke und Stabilität, damit die stattlichen Vögel darin ihre Bruthöhlen bauen können. Neben der Aufforstung dieser Bäume bietet ihnen Neiva Guedes nun eigens entwickelte Nistkästen, die von den Vögeln gerne akzeptiert werden. Zudem hat sich Neiva auch des Problems angenommen, dass in der Regel nu
Lison de Caunes hat einen wichtigen Termin bei einem Luxusjuwelier in Paris. Die französische Künstlerin und Möbeldesignerin, deren Markenzeichen die Arbeit mit dem veredelten Stroh ist, das sie stilgemäß über Möbelstücke oder Wände spannt, soll eine aufwendige Dekoration für eine geplante Boutique in Chicago entwerfen. Das Material dafür bezieht sie aus dem Burgund, einer ländlich geprägten Gegend im Herzen Frankreichs, deren Bauern lange Zeit mit dem derben und haltbaren Roggenstroh arbeiteten, um damit etwa ihre Dächer zu decken oder Wände abzudichten. Aufgrund neuer maschinell erstellter Alternativen sank die Nachfrage in den letzten Jahren jedoch, so dass nur noch wenige kleine Betriebe überlebten, die das Naturprodukt verarbeiteten. Im Dorf L’Abergement-de-Cuisery war Jean-Jacques Rodot der Letzte, der Roggen eigens wegen der baulichen Qualitäten des Materials anbaute. Mangels Kunden war er kurz davor, ebenfalls aufzugeben, doch seine Begegnung mit Lison de Caunes änderte alles.
Reis und Tee – dafür ist Assam berühmt. Aber genau die landwirtschaftlichen und Siedlungsgebiete der Menschen sind durchzogen von den Korridoren der Elefanten. In großen Gruppen ziehen sie dorthin, wo sie die beste Nahrung finden. Bis zu 250 Kilogramm Futter benötigt ein ausgewachsener Elefant am Tag. Dies führt zwangsläufig zu teils folgenschweren Konflikten. Mit untauglichen Methoden versuchen die Menschen, die Tiere aus ihren Anbaugebieten zu vertreiben. Eine Gemeinschaft aus Bauern, angeführt von den Tierschützern Dulu Borah und seiner Frau Meghna Hazarika will Frieden mit den Elefanten. In der Gegend um Chapanala setzt man auf eine sowohl einfache wie wirksame Methode: Die Bauern nutzen brachliegende Felder, um gezielt Futter für die Tiere anzubauen und sie so von den eigenen Feldern fernzuhalten. Die Organisation Hati Bondhu („Freunde der Elefanten“) verfügt über fünf Jahre Erfahrung mit dem Projekt. Im Mai bereiten die Tierschützer die Elefantenfelder vor und beginnen mit dem An
Luciano Ellena liebt Mulis, seit er denken kann. Nach Jahren in der Stadt Cuneo kehrte er in sein Heimatdorf Chiusa di Pesio zurück und kaufte sein erstes Muli – Katty. Das war vor 20 Jahren. Er widmet seitdem sein Leben dem aussterbenden Beruf als Säumer – „Säumen“ bedeutet so viel wie Packen, ein Lastentier bepacken. Dafür eignen sich besonders Mulis – eine Kreuzung aus Pferden und Eseln. Streng genommen sind es zwei verschiedene Kreuzungen: das Maultier – eine Kreuzung aus Eselhengst und Pferdestute – und der Maulesel – eine Kreuzung aus Pferdehengst und Eselstute. Egal ob Maulesel oder Maultier, die robusten Huftiere existieren nur, weil der Mensch sie miteinander gekreuzt hat. Und ohne Zutun des Menschen würden sie auch nicht weiter existieren: Als Hybriden sind sie nicht fortpflanzungsfähig. Und so arbeitet Luciano nicht nur mit den Mulis – er züchtet sie auch. Seinen Lebensunterhalt bestreitet Luciano ausschließlich mit seinen Mulis, der Sommer zählt zur Hauptsaison. Mal werden
Lange Zeit war Frauenboxen auf Kuba verboten. Und das, obwohl der Faustkampf traditionell zu den erfolgreichsten Sportarten auf der Karibikinsel gehört. Weibliche Gesichter wären zu schön, um sie mit Schlägen zu malträtieren – so das Argument der allmächtigen Regierung in Havanna. Seit kurzem nun ist das vorbei. Und der Nachwuchs steht ebenfalls bereits in den Startlöchern ...