Etwa 300 Kinder im indischen Bundesstaat Chhattisgarh melden sich mehrmals pro Woche nach der Schule zum Dienst bei den Polizeistationen in ihren Heimatorten. Die Jungen und Mädchen sind zwischen fünf und 17 Jahre alt, sie tragen Khaki-Uniformen wie ihre erwachsenen Polizei-Kollegen und verrichten einfache Büroarbeiten, wie kopieren oder Akten ordnen. Einmal im Monat erhalten die Kinder ihren Sold – 6.000 Rupien, umgerechnet 80 Euro. Auf diese Weise wird den Hinterbliebenen von Polizisten ein Einkommen gesichert. Für die Kinder-Cops ist der Job allerdings auch eine Belastung – besonders für jene, die sich in der Schule schwer tun. Sujit ist neun Jahre alt und einer der jüngsten der zehn Kinderpolizisten in der Polizeistation des Dorfes Bihlai. Sein Vater starb vor zwei Jahren an Malaria. Seitdem erscheint Sujit an mehreren Nachmittagen in der Woche zum Dienst. Er ist stolz auf seine Arbeit bei der Polizei, mit der er seine Mutter und drei ältere Brüder unterstützt – auch wenn er manchmal lieber mit seinen Freunden draußen Cricket spielen würde. Sujits Kollege Shivaji ist schon 17 Jahre alt und seit zwei Jahren Kinderpolizist. Die Jungs übernehmen kleine Botendienste, müssen beim Postversand helfen oder die bis zur Zimmerdecke reichenden Aktenstapel sortieren. Der Einsatz der Kinder soll auch gar nicht die Dienstkraft der verstorbenen Väter ersetzen. Vielmehr ist der Kinderpolizeidienst von Chhattisgarh eine Form der Waisenrente. Die 17-jährige Kanchen, die ebenfalls als Kinderpolizistin arbeitet, ist ehrgeizig. Sie strebt schon bald eine höhere Position bei der Polizei an, „um die Gräueltaten an Frauen in Indien zu bekämpfen“. Auch der kleine Sujit möchte später auf jeden Fall ein „echter“ Polizist werden, wie sein Vater. Doch viele Child Officers wollen keine Karriere bei der Polizei machen. So zieht es Shivaji eher in die freie Wirtschaft, er möchte einmal viel Geld verdienen. Doch dafür muss er zuerst die vielen Examina am Ende