Den größten Teil des Jahres leben die Bajau schon heute fest an einem Ort in Stelzenhäusern; bis der Ruf der See oder das Knurren der Mägen zu laut wird. Dann ziehen die Familien wieder mit ihren Booten und Harpunen hinaus aufs Meer. Hauptsächlich ernähren sie sich von dem, was die Natur ihnen bietet: Fisch und Meeresfrüchte. Sie verkaufen aber auch Muscheln, Seegurken und Trockenfisch. Ima und Musir rüsten ihr Boot für eine mehrtägige Fahrt. „Auf Pongkat gehen“ nennen sie es, wenn sie ihr Stelzendorf für einige Tage hinter sich lassen und gegen die türkis schimmernden Küstengewässer der einsamen Nachbarinseln tauschen. Dort leben sie tagelang auf dem Boot, genau wie ihre Vorfahren. „360° – Geo Reportage“ war mit an Bord. Das Dorf Kabalutan liegt im Norden Sulawesis auf den Togian-Inseln. Rund 3.000 Bajau sind hier zu Hause. „Feste Boote“ nennen sie ihre Häuser, die sie auf Pfählen im Meer errichten. Die Bajau fühlen sich an Land nicht wohl. Das Stelzendorf ist der Kompromiss, ihre Antwort auf das Drängen der indonesischen Regierung, alle Bürger sesshaft zu machen und den Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen. Zum Glück braucht ein Bajau nur wenige Handgriffe, um sein Boot klar für die Pongkat-Fahrt zu machen. Dann geht’s hinaus in die Inselwelt des Togian-Archipels direkt am Äquator. Die Heimatregion der Bajau liegt im sogenannten Korallendreieck. Das Meer ist hier flach und extrem artenreich. Bei ihren Tauchgängen arbeiten Männer und Frauen gemeinsam. Traditionell geht es mit Harpune, Muschelmesser und meist ganz ohne Atemgerät in die Tiefe. Dabei schaffen es die geübten Taucher, dem Auftrieb zu trotzen und bis zu fünf Minuten unter Wasser zu bleiben. Ima, Musir und die anderen Seenomaden benötigen bei ihren Pongkat-Fahrten keine Seekarten oder Navigationsgeräte. Sie orientieren sich allein an den Unterwasserlandschaften und den Inseln. Hier, zwischen den Koralleninseln des Togian-Archipels, sind sie wirklich zu Haus