Es ist Anfang Juni. Toni Riepler startet seinen zweistündigen Fußmarsch zur 2.600 Meter hoch gelegenen Glorerhütte. Seit fünf Jahren bewirtschaftet er mit seiner Lebensgefährtin Gitti das alte Schutzhaus, das bereits 1887 von Alpinisten auf halber Strecke zum Gipfel des Großglockners errichtet wurde. Einzige Verbindung zwischen Hütte und Tal ist die Seilbahn, an deren Talstation die Straße endet. Also müssen Toni und Gitti sämtliche Vorräte für den Sommer per Seilbahnschlitten transportieren. Die Glorerhütte ist jede Saison Anlaufpunkt für Alpinisten auf dem Weg zu ihrem Sehnsuchtsberg: dem 3.798 Meter hohen Großglockner. Kaum ist die Hütte Anfang Juni wieder eröffnet, kündigt sich schon die erste Bergsteigergruppe an. Toni und sein Kollege Johann Rogl, der im Hauptberuf einen Alpenhof bewirtschaftet, werden die kleine Gruppe auf den Gipfel von Österreichs höchstem Berg führen. Mehr als 200 Jahre nach seiner Erstbesteigung übt der Glockner eine ungebrochene Faszination auf Alpinisten aus aller Welt aus. Doch etliche haben beim Aufstieg ihr Leben gelassen, und so sind die Bergtouren von Toni und Johann geprägt von Umsicht und Respekt. Der Berg prägt auch das Leben rund um das Dorf Kals. Die Menschen leben hier intensiv mit den Jahreszeiten, dem kurzen Sommer und dem früh einsetzenden Winter. Ihr Leben ist eng verbunden mit Riten, Traditionen und Festen. Wenn Anfang Dezember eine dicke Schneedecke über dem kleinen Bergdorf liegt, ist es Zeit für die wilden Krampusse – jene zotteligen, der Funktion des Knecht Ruprechts entsprechenden Gestalten, die den Nikolaus ankündigen und ein Zeichen dafür sind, dass Weihnachten vor der Tür steht. (Text: arte)