Unbeholfen wirken sie mit ihren runden Gesichtern und dem tief ins Gesicht wachsenden Fell. „Pura vida“ – „wahres Leben“ nennen die Menschen in Costa Rica das lächelnde Gesicht der Faultiere. Sie schlafen viel und bewegen sich wenig. Aber ihr biologisch bedingtes Slow-Motion-Tempo wird den urzeitlichen Tieren immer öfter zum Verhängnis. In einer Welt, in der der Mensch Wälder rodet, Häuser baut und mit schnellen Autos über breite Straßen rast, ist für Langsamkeit kein Platz. Die Geschichte der Faultiere begann vor rund 40 Millionen Jahren. Damals gingen sie aufrecht und erreichten eine Höhe von stattlichen sechs Metern. Im Laufe der Evolution schrumpften sie auf ihre heutige Größe von rund einem halben Meter. Ihr geruhsames, bewegungsarmes Leben und ihre Physiognomie haben zu Vorurteilen und Fehleinschätzungen durch den Menschen geführt – sie galten als faul, unnütz und als Überträger von Krankheiten. Lange wurden sie deshalb gejagt. Richtig ist nur, dass sie extrem langsam sind in allem, was sie tun. Dadurch sind sie immer wieder in Unfälle mit Autos oder Hunden verwickelt. Die Spanierin Encar García und ihr italienischer Ehemann Sandro Alviani haben nun auf ihrem Privatgrundstück südlich von Puerto Viejo eine kleine Arche Noah geschaffen, das Jaguar Rescue Center. Fast täglich bekommen sie verletzte Tiere: Der neueste Zugang ist ein erst zwei Monate altes Faultierbaby. Es ist vom Baum gefallen, gerade konnte es noch vor angreifenden Hunden in Sicherheit gebracht werden. Wird es gelingen, das Baby zu retten? Als die Biologin Encar und der Herpetologe Sandro vor einigen Jahren ihr Haus in Costa Rica bezogen, ahnten sie nicht, wie schnell sie dort Tag und Nacht von verletzten oder verlassenen Tieren umgeben sein würden. Von Affen, Vögeln, Schlangen und in erster Linie von Faultieren, deren Behandlung und Wiederauswilderung immer noch sehr kompliziert ist. (Text: arte)