Vor den Toren der marokkanischen Stadt Fés gibt es einen Markt für Tierfelle. Seit Tausenden von Jahren blüht hier das traditionelle Handwerk der Gerberei. Berge von Fellen liegen aufeinandergestapelt, ein bestialischer Gestank erfüllt die Luft. Simohamed El Ouzzani verarbeitet nur Ziegenfelle. Lange dreht und wendet er jedes einzelne Exemplar, um zu sehen, ob es seinen Ansprüchen genügt. Denn nur aus einem einwandfreien Fell kann ein ganz besonderes Leder werden. Wenige Stunden später steht der schmächtige Mann in ätzender Lauge in den Gerberhallen von Fés. Er ist stolz darauf, keine chemischen Mittel zu benutzen. In einer Lauge aus Gips werden die Felle etliche Mal gewaschen, bis sich alle Haare gelöst haben. Danach kommt es in eine spezielle Lauge aus Taubenmist und wird anschließend getrocknet. Bis zu drei Monate dauert die Herstellung seiner Felle. „Sie sind weich wie Pfannkuchen,“ strahlt Simohamed. Wenn es an den Verkauf der Ware geht, wird er in nur zehn Minuten alles los, denn kaum jemand stellt noch solche hochwertigen Rohstoffe her wie er, dessen Handwerk zunehmend vom Aussterben bedroht ist. Immer mehr Billigwaren aus China kommen über Schmugglerkanäle auch auf die traditionellen Märkte der Medina. Die einheimischen Handwerker ärgert der Verfall der Preise und der Werteverfall. Für Simohamed ist es die größte Ehre, wenn Schuster Abdelilah für die Fertigung seiner berühmten marokkanischen Pantoffeln sein Leder verwendet. „Niemals würde ich mit einer Maschine arbeiten. Alles ist die Arbeit meiner Hände, meiner Finger“. Hinter den Mauern der Altstadt von Fés existiert eine alte Welt weiter, trotz aller Globalisierung. (Text: arte)