„An Oscar di Arroyo las Minas: Seine Mutter wird ihn nächsten Samstag besuchen kommen, wenn das Wetter und die Straßenbedingungen es erlauben“. „An Natalio Montecino aus Pilgui: Sein Sohn Lautaro ist auf die Welt gekommen. Mutter und Kind sind wohlauf und erwarten ihn im Krankenhaus in Bariloche. Wir wiederholen: Mutter und Kind sind wohlauf und erwarten ihn in Bariloche“. Immer bevor die persönlichen Nachrichten im Radio verlesen werden, klingelt das Telefon bei Radio Nacional Bariloche Sturm. Das Team um Ruben Lagras versucht, so viele Anrufe wie möglich entgegen zu nehmen, denn es weiß, wie wichtig eine Nachricht für die Menschen in der „Zona Rural“, der Pampa, sein kann. In den Dörfern Patagoniens zählt das Radio zu den wichtigsten Alltagsgegenständen. So auch in Pilgui. Der Ort ist 350 Kilometer von Bariloche entfernt und nur über Schotterpisten zu erreichen. Mobiltelefone und Internet funktionieren hier nicht, das einzige öffentliche Telefon kann, wenn überhaupt, nur zwei Stunden am Tag mittels eines Generators betrieben werden. Um eine wichtige Nachricht über Radio Nacional weiterzugeben, reitet Natalio Montecino mit seinem Pferd auf den höchsten Punkt der Gegend, denn nur hier hat sein Handy für wenige Minuten Empfang. Dann gibt er durch, dass seine Frau Suleima sich dringend melden und ihm berichten soll, wie es ihr und dem ungeborenen Baby geht. Und Sorgen mache sich auch Yolanda mit ihren beiden Töchtern, denn ihr Mann Aurelio ist Saisonarbeiter und hat sich lange nicht gemeldet. Die Menschen in Pilgui wurden von der argentinischen Regierung vergessen. So ist Ruben Lagras mit seinen sehr persönlichen Nachrichten einer der wichtigsten Moderatoren beim Radio Nacional. Denn er versucht jeden Tag, den Menschen in der weitläufigen und entlegenen Region das Gefühl zu geben, dass sie nicht allein sind. (Text: arte)