Über Jahrhunderte galt der Andenkondor als König der südamerikanischen Lüfte. Zu Zeiten, als das Gebirge noch vor allem von Indios bewohnt wurde, die in Eintracht mit der Natur lebten und in den Tieren des Hochgebirges Gottheiten sahen, wurde der Kondor hoch verehrt. Als europäische Siedler in das Gebirge vordrangen und ihre Viehherden mitbrachten, wurde das den Kondoren zum Verhängnis. Durch leichte Beute angelockt, folgten Pumas den Herden und rissen Tiere. Und weil die Kondore als Aasfresser die Überreste der toten Tiere vertilgten – an einem gerissenen Schaf können sich bis zu 20 Kondore einfinden – wurden auch sie für die Farmer zum Sinnbild einer feindlichen Umwelt und wurden gnadenlos gejagt. Bis heute hat sich der Bestand nicht erholt, im Gegenteil, die Kondorpopulation geht weiter zurück. Der Ornithologe Lorenzo Sympson erforscht das Verschwinden der Vögel, er gilt als einer der führenden Experten auf diesem Gebiet. Seit Jahren besucht er die Brutplätze der Tiere, die stets in größeren Gruppen zusammenleben, hoch oben im Andengebirge, und beobachtet ihr Verhalten. Inzwischen befestigt er sogar kleine Kameras an den Horsten, die ihm ein genaues Bild von der Jungenaufzucht liefern sollen. Solche Bilder hat es bisher noch nicht gegeben. Und um noch mehr über das außergewöhnliche Flugverhalten der Tiere zu erfahren, die es mit Hilfe der Aufwinde des Andengebirges auf eine Flughöhe von bis zu 7.000 Metern schaffen, hat sich Lorenzo Sympson prominente Hilfe geholt. Der Paraglider Martin Vallmitjana gilt als Koryphäe in Patagonien. Mit dessen Wissen über die Kunst des Fliegens hofft Lorenzo Sympson, weitere Erkenntnisse über das Leben dieser größten Geier der Welt zu gewinnen. (Text: arte)