Dreimal täglich von Europa nach Afrika und zurück. Für Jesus Borrego ist das Alltag. Der Fährkapitän kreuzt mit seinem „Ceuta Jet“ eine der abenteuerlichsten und am dichtest befahrenen Meerengen der Welt – die Straße von Gibraltar. Der Schiffsverkehr auf der Passage gilt seit Jahren als boomender Wirtschaftszweig. Bis zu 400 Frachter und Fähren passieren täglich die Wasserstraße, transportieren Waren und Reisende etwa in die marokkanische Hafenstadt Tanger oder die spanische Enklave Ceuta. Hinzu kommen Tausende von Touristen, die vom zollfreien Einkauf in der britischen Kronkolonie Gibraltar profitieren wollen. Doch die Nähe zu Afrika hat auch ihre Schattenseiten. Immer wieder versuchen Wirtschafts- und Kriegsflüchtlinge aus Afrika, die Meerenge in Schlauchbooten und kleinen Barken zu überqueren, um in die Europäische Union zu gelangen. Mindestens 4.500 Flüchtlinge haben in den vergangenen 20 Jahren die halsbrecherische Reise mit dem Leben bezahlt. Viele illegale Einwanderer werden auch von der Polizei aufgegriffen und in Auffanglager gesteckt – das vorläufige Ende einer meist langen Odyssee. Kapitän Jesus Borrego kennt die Situation, so wie die meisten seiner Landsleute. Dabei hat Spanien selbst mit Problemen zu kämpfen. So liegt die Arbeitslosenquote der Provinz Andalusien, die an die Küste grenzt, bei 30 Prozent. Jesus Borrego ist stolz darauf, es unter diesen Bedingungen zum Kapitän geschafft zu haben. Inzwischen kann sich die Familie sogar ein kleines Haus leisten. Nur einen Wunsch konnte sich der Fährmann bisher nicht erfüllen: Trotz mittlerweile über 300 Überfahrten hat er es noch nie geschafft, einmal auszusteigen und sich die Stadt Ceuta anzuschauen. Das möchte er nun nachholen. (Text: arte)