Jedes Jahr im Juni versammeln sich die stärksten und mutigsten Florentiner Männer in farbenprächtigen Kostümen auf der Piazza Santa Croce zum „Calcio Storico Fiorentino“, dem traditionellen Florentiner Fußballspiel. Vier Teams – sie nennen sich einfach nur die Blauen, die Grünen, die Weißen und die Roten – repräsentieren die vier mittelalterlichen Stadtviertel: Santa Croce, Santa Maria Novella, Santo Spirito und San Giovanni. In diesem Jahr ist Biagio Cingolani der Anführer des Roten Teams und Marino Vieri der Chef der Weißen. Die Teilnehmer dieses archaischen harten Spiels sind allesamt aktive Sportler, sie trainieren Rugby, Boxen oder Kampfsport. Das ist nützlich, denn der Florentiner Fußball ist eine wilde Mischung aus allen möglichen Sportarten. Die Regeln, sofern sie überhaupt zum Tragen kommen, stammen aus dem 16. Jahrhundert. Prügeleien sind zwar verboten, doch kommt es häufig zu Nahkämpfen beim „Calcio Storico“, und die sind oft brutal und blutig. Die Spieler zerren aneinander, raufen, schlagen sich mit den Fäusten ins Gesicht, ringen miteinander am Boden und verkeilen sich ineinander – immer angefeuert von den enthusiastischen Rufen der Zuschauer. Die Aktiven verbindet außer der Leidenschaft für das Spiel nicht viel. Sie sind Unternehmer oder Mosaikleger, auch Ärzte und Rechtsanwälte spielen mit beim harten Florentiner Fußball – doch die weitaus meisten sind Vertreter des traditionellen Handwerks. „Man muss den Willen zum Kämpfen in sich tragen“, sagt Biagio Cingolani, „am Anfang ist es sehr schwer, aber wenn du die ersten Schwierigkeiten überwindest, spielst du das schönste Spiel der Welt, und das gibt es nur hier, in Florenz.“ (Text: arte)