Thomas-Maria Schmidt aus Höheischweiler in der Pfalz ist kein Unbekannter in seinem Fach. Im Gegenteil: Er gilt als einer der besten Schmiede Deutschlands. Kein Wunder, dass er und seine Kunst in der ganzen Region gefragt sind. Sein aktueller Auftrag: Er soll ein großes Tor für den Innenbereich der katholischen Kirche in Contwig schmieden. Und das hat es in sich. Mehr als zwei Meter breit und über drei Meter hoch soll es werden – schön, schlicht, anmutig, einzigartig. Stellt sich die Frage: Wie geht das? Wie macht man so ein Tor eigentlich? Der Film zeigt es: von den ersten Absprachen mit dem Architekten der Diözese Speyer bis hin zur Vermessung, den ersten Zeichnungen, der Anlieferung des Materials und dem eigentlichen Schmiedevorgang, bis zum m Zusammenbau sowie dem Einbau in der Kirche. Sechs Tage dauern die Arbeiten – Handwerkskunst vom Feinsten.
Wer weiß eigentlich, wie das geht, einen Korb zu flechten? Was muss man dafür können? Wie viel Kunstfertigkeit benötigt man? Und wie viel Zeit – die Zeit, ihn zu flechten und auch die Zeit, zu zeigen, wie es geht? In der Reihe „Handwerkskunst“ lässt das SWR Fernsehen seine Zuschauer an der Entstehung von einem besonderen Korb teilhaben, zeigt Bilder, die bleiben. Sein Name: „Hüftschmeichler“. Er ist ein Einkaufskorb, der sich an die Hüfte schmiegt, individuell und einzigartig. Seine Macherin aus Kindenheim in der Pfalz heißt Monika Nickel-Stein, ist 40 Jahre jung und Handwerksmeisterin im Korbflechten. Sie macht alte, traditionelle Handwerkskunst gepaart mit neuen, modernen, auch mal schrägen Ideen – wie eben jener für den schönen, schiefen Einkaufskorb.
„Gut Brot will Weile haben“, sagt Bäckermeister Günther Weber und beschreibt damit eine der wichtigsten Zutaten seiner Kunst: Zeit. Rund 20 Stunden braucht sein Holzofenbauernbrot vom ersten Sauerteig bis zum knusprigen Laib. In der Sendung wird sich die Zeit genommen, die wichtigsten Prozesse in aller Ruhe zu begleiten: Woran kann man hören, dass ein Teig gut ist? Wann wird er „bockig“? Welche Rolle spielt eigentlich Salz? Und wieso ist der fast 40 Tonnen schwere Holzofen der heimliche Chef in der Backstube? „Handwerkskunst“ über eine sensible Mischung aus Mehl, Wasser, Salz, Hefe, Geduld und Erfahrung – oder: „Wie man ein echt gutes Brot backt“
Zeig mir Deine Schuhe und ich sage Dir, wer Du bist. Schuhe haben großen Aussagewert über den Status eines Menschen. Schuhe waren schon immer sehr teuer und nicht jeder konnte sich gute Fußbekleidung leisten. Die Kinder liefen barfuß oder in Holzschuhen. Erst wenn die Füße ausgewachsen waren, bekamen sie ihr erstes Paar Schuhe, die dann lange halten mussten und aufgetragen wurden. Heute kann sich jeder Schuhe leisten, aber die Wenigsten achten dabei auf Nachhaltigkeit. Ein Spruch bringt es auf den Punkt: Ich bin zu arm, um mir billige Schuhe zu kaufen. Vor allem handgemachte Maßschuhe halten viele Jahre und begleiten seinen Träger durchs Leben. Wer Maßschuhe kauft, muss zwar tief in die Tasche greifen, sie tragen ihren Besitzer aber jahre- oder jahrzehntelang durchs Leben. In Deutschland gibt es nur noch etwa 100 Schuhmacher, die nach alter Handwerkstradition Schuhe fertigen. Die Gebrüder Zwick aus Pirmasens betreiben eine Schuhmanufaktur und Benno Zwick fertigt hier auch Maßschuhe nach alter Handwerkstradition. Der Maschinenpark erleichtert zwar manche Arbeitsschritte und senkt die Kosten, doch das Handwerk steht im Vordergrund. Wir beobachten die Fertigung eines Paars Schuhe von der Idee bis zum fertigen Produkt. Wir erfahren viel über Handwerkerethos, von gutem Leder, von den Techniken und von den Vorteilen handgefertigter Schuhe. Schuhe, die in unserer Wegwerfgesellschaft ein Statement darstellen, der Fußgesundheit dienen und viel über den Träger aussagen.
Böttcher, Fassbinder oder Küfer – es ist ein Handwerk, das nur noch wenige beherrschen. Ralf Mattern aus Deidesheim in der Pfalz ist einer von ihnen. In seinem Betrieb baut er Fässer bis zu einer Größe von 20.000 Litern. Und die sind nicht nur im Südwesten gefragt, sondern weltweit. Das Holz für die Dauben stammt zu großen Teilen aus dem Pfälzerwald. Mehrere Jahre müssen die Eichenbretter im Hof bei Wind und Wetter lagern, bis die Gerbstoffe ausgeschwemmt sind. Erst dann bringt sie der Küfer so in Form, dass sie sich später zu einem perfekten Fass zusammenfügen lassen. Um die 40 Arbeitsstunden, viel Muskelkraft und Erfahrung braucht Ralf Mattern zusammen mit seinen Gesellen dafür. Maschinen spielen nur eine Nebenrolle, denn das Handwerk hat sich in den letzten zweitausend Jahren kaum verändert. Über dem Feuer wird das Holz gebogen, mit Schilf und Dampf wird es dicht gemacht. Dabei entsteht ein einzigartiges Aroma, das sich vom Holz auf den Wein überträgt und ihn veredelt. Im wahrsten Sinne des Wortes ein fas(s)zinierendes Handwerk.
Ein eigenes Boot – handgemacht. Heiko Kircher aus Elchesheim-Illingen ist einer der letzten, der diesen Traum wahr macht. Der gelernte Holzmechaniker baut die Boote genau so, wie es einst der Urgroßvater vorgemacht hat. Seine Boote sind hochwertig und schlicht zugleich. Genutzt werden sie später als Fischerboote oder für Ausflüge, zum Beispiel in den Altrheinarmen. Heiko Kircher legt besonderen Wert darauf, dass nach wie vor alles Handarbeit ist. Gemacht werden die Boote nur aus ausgewähltem Holz. Sechs große Bretter aus Kiefernholz bilden den Grundstock für das Boot. Diese werden zurechtgesägt, gehobelt und mit Eisenwinden gebogen. Andere Elemente, wie die sogenannten Rippen des Bootes oder das Kopfteil, werden aus Eichenholz herausgearbeitet. Alles muss genau passen. Heiko Kircher baut das Boot allein in seiner Schreinerei. Drei Tage dauert es, bis es fertig ist. Am Ende wird nur noch die Außenseite mit Holzschutzfarbe eingerieben – ganz klassisch, so wie vor hundert Jahren. Dann ist das Boot bereit, um ins Wasser gelassen zu werden.
Einen Sattel anzufertigen ist ein bisschen wie die Herstellung eines Schuhs, denn ein Westernsattel von Meisterhand wird – wie ein handgefertigter Schuh – nach Maß gearbeitet. Das Pferd, für das der Sattel bestimmt ist, wird digital vermessen. Dann wird der Sattelbaum ausgesucht, der die gleiche Funktion erfüllt wie der Leisten beim Schuh. Das vorher vom Kunden ausgewählte Büffelleder wird individuell zugeschnitten. Schließlich beginnt die Arbeit am Sattelbaum: Das Skirt, die Fender, die Backjockeys und das Seatjockey werden eins nach dem anderen um den Sattelbaum herum gebaut, verklebt, vernäht, gepolstert, verstärkt und verziert. Der Sattelbaum ist beim Sattel das Herzstück. Im Gegensatz zum Leisten, der wieder entfernt wird, wenn der Schuh fast fertig ist, bleibt der Sattelbaum im fertigen Sattel. Ein maßgeschneiderter Sattel ist ein Unikat und pure Handarbeit. Präzise, mit Hang zur Perfektion und mit Liebe zum Detail entsteht innerhalb von fünf Tagen ein Traumsattel von Meisterhand. Sattlermeister Guido Netzer ist leidenschaftlicher Handwerker mit großem kunsthandwerklichen Interesse. Er arbeitet zum Teil mit dem Werkzeug seines Großvaters, der Schuhmachermeister war. Für Guido Netzer stimmt es also hundertprozentig: Schuh- und Sattelmacher sind verwandt.
Steinmetz Frank Steinhauer arbeitet bei der renommierten Firma Sauer in Budenheim bei Mainz. Hier werden die unterschiedlichsten Natursteinarbeiten durchgeführt: von Küchenarbeitsplatten aus Granit bis zu künstlerischen Skulpturen im Kundenauftrag. Steinhauer hat sein Handwerk in Bad Kreuznach gelernt. Seine Gesellenzeit verbrachte er in der Pfalz. Seinen Meister machte er in Freiburg, wo er auch eine Ausbildung als staatlich geprüfter Gestalter in Steintechnik absolvierte. Nach seiner Meistertätigkeit bildete er sich fort zum Restaurator im Steinmetzhandwerk. Bei der Firma Sauer ist er Bauleiter und Ansprechpartner in allen technischen Fragen. Das Steinmetzhandwerk hat sich stark gewandelt. Allein mit Knüpfel und Meißel arbeitet heute keiner mehr. Computergesteuerte CNC-Steinsägen erleichtern längst die Arbeit. Doch das traditionelle Handwerk ist unverzichtbar gerade, wenn es um Restaurierungsarbeiten geht. Die Firma Sauer aus Budenheim bei Mainz ist spezialisiert auf Steinrestaurierungen, beispielsweise an Kirchen und historischen Fassaden. Hier spielt das Wissen um das Material und alte Bautechniken eine große Rolle. Frank Steinhauer kennt jede Facette seines Berufs. An einer stark verwitterten Sandsteinfassade eines Gründerzeit-Hauses in der Mainzer Neustadt zeigt er, welche Aufgaben ein Steinmetz heute zu bewältigen hat. Er nimmt die Schäden an den kunstvoll gestalteten Fassaden auf und entscheidet, welche Teile ausgebessert und welche neu gearbeitet werden müssen. Er weiß, aus welchem Steinbruch er genau diesen Sandstein wieder bekommt. Entscheidend für die Bearbeitung des Sandsteins ist die Schichtung, die er mit geübtem Auge erkennt. Wird der Stein senkrecht zur Schichtung eingebaut, kann Wasser zwischen die Schichtung eindringen und den Erosionsprozess beschleunigen. Auch wenn viele Teile eines Balkonumlaufs heute maschinell aus dem Stein geschnitten werden können – die Nachbearbeitung per Hand ist gerade im Bereich der Denkmalpflege unu
Familie Sommer hat eine Leidenschaft: Massivholz. Aus edlen Hölzern entstehen in der Tischlerei im Westerwald kunstvolle Möbel fürs Leben. Der kleine Familienbetrieb in Breitscheid hat seine Nische gefunden, die Kunden kommen aus ganz Deutschland. „Handwerkskunst!“ zeigt, wie in vielen Arbeitsstunden ein Tisch entsteht, der alle Trends überdauert. Leander Sommer, Geselle im Betrieb seines Vaters, hat alles in seiner Hand: von der schonenden Trocknung des ausgewählten Holzes über den ersten Zuschnitt bis zum Feinschliff.
Wer das geniale Prinzip einer mechanischen Uhr erfunden hat, ist bis heute unklar. Klar ist: Die technische Meisterleistung hat das Leben tiefgreifend verändert. Vorbei die Zeiten, in denen man aufstand, wenn der Hahn krähte oder sich bei Einbruch der Dunkelheit traf. Und damit so ein kleines Wunderwerk richtig tickt, braucht es ein perfektes Zusammenspiel aus Zahnrädern und Gewichtszug, Hemmung und Gangregler, Zeiger- und Schlagwerk – auch eine mechanische Uhr sollte möglichst genau gehen. Uhrmacher brauchen deshalb viel Geduld, Geschick und vor allem Sinn für Genauigkeit. Schon der Ur-Ur-Ur-Großvater von Adalbert und Clemens Mayer reparierte und verkaufte Uhren, und seit 175 Jahren werden im Familien-Betrieb AMS Uhren konstruiert und hergestellt. Der Sitz ist in Furtwangen im Schwarzwald, wo sich auch die älteste Uhrmacherschule Deutschlands und das Deutsche Uhrenmuseum befinden. Längst ist die Moderne mit Funk- und Quarzuhren hier angekommen, aber bei AMS fertigt man auch noch Wanduhren nach alter Handwerkskunst.
Ein Kleidungsstück als Hightechprodukt: In einem Herrenanzug von dem Schwarzwälder Andreas Hildebrandt stecken 60 intensive Arbeitsstunden. Der Anzug wird ganz im italienischen Stil gefertigt. Verarbeitet werden hochwertigste Stoffe aus italienischen Stoffmanufakturen und handgeschnitzte Hornknöpfe aus einem kleinen bayerischen Dorf. Wenn jemand ein extra schmales Revers möchte, sagt der Herrenmaßschneider nein. Der Kunde ist zwar König, aber Andreas Hildebrandt hat seine Prinzipien. Schließlich soll ein Maßanzug keine modische Eintagsfliege sein. Nur wenige Nähte werden mit der Maschine, das meiste wird mit der Hand genäht: immer mitten auf dem großen Schneidertisch hockend. Dabei hat er zu seinen männlichen Kunden aus Wirtschaft und Politik ein fast intimes Verhältnis wie ein Orthopäde – er sieht genau hin, wie die Armhaltung oder die Hüftstellung ist – danach richtet sich jede Falte. Der 26-jährige Andreas Hildebrand ist einer der letzten verbliebenen Herrenmaßschneider Deutschlands, der einen Anzug vom ersten Maßnehmen bis zur fertigen Anprobe komplett selbst schneidert. Als der beste Geselle seines Jahrgangs in ganz Deutschland hat er seine Lehre am Staatstheater Stuttgart mit 17 Jahren abgeschlossen, dann in renommierten Ateliers in Düsseldorf und Hamburg Anzüge gefertigt. Im Anschluss der Karrieresprung: Andreas Hildebrandt übernimmt im Breuninger-Kaufhaus die Leitung der Maßschneiderei, dem einzigen Kaufhaus in Europa, das sich ein solches Angebot leistet. Inzwischen hat er den Schritt in die Selbständigkeit gewagt und führt ein eigenes Atelier in der Stuttgarter Innenstadt. Handwerkskunst von Kopf bis Fuß, von einem Schneider mit Leidenschaft und Augenmaß.
Das jahrhundertealte Buchbinderhandwerk geht auf die Mönche zurück – seit dem 15. Jahrhundert gibt es das „bürgerliche Buchbinden“. Buchbindermeister Johannes Schneider zeigt Schritt für Schritt, wie in seiner 125 Jahre alten Mainzer Buchbinderei ein Buch mit den Händen gebunden wird. In der Handbuchbinderei fertigt Johannes Schneider Einzelstücke und kleine Serien – von einfachen Broschüren bis zu Lederprachtbänden. Für private Sammler restauriert und repariert er historische Bücher. Das Goldene Buch der Stadt Mainz hat er gebunden – auch für den Papst war er schon tätig. Rund 30 Arbeitsschritte sind nötig, um einem Papierstapel zu binden und mit einem Lederdeckel zu einem kleinen Kunstwerk zu verbinden. Auch in digitalen Zeiten werden heute noch Familienchroniken, Heftsammlungen und wertige Bücher in kleinen Auflagen für Buchliebhaber liebevoll hergestellt.
Kirchenfenster sind Kunstwerke. Es gibt sie nicht im Baumarkt und auch als industrielle Massenware wären sie undenkbar. Handwerkskunst in Perfektion, in seiner ursprünglichen Form, das ist hier gefragt. Jürgen Maur aus Bad Neuenahr-Ahrweiler ist einer von ganz wenigen, die heute noch kunstvolle Kirchenfenster herstellen können, sogenannte Bleiglasfenster. Jürgen Maur weiß genau, was es heißt, das bunte Glas für diese Fenster in Kurven zurechtzuschneiden, in die Bleiummantelung einzusetzen und dann das Ganze zu einem prachtvollen Fenster zu verlöten. Manche Fenster werden zudem mit sakralen Motiven bemalt. Insgesamt eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Nicht zuletzt deswegen sieht sich Jürgen Maur nicht nur als Handwerker, sondern vor allem auch als Künstler. Jürgen Maurs aktueller Auftrag: Er soll drei Fenster für eine Kapelle in Eitelborn im Westerwald machen. Die Zuschauer begleiten ihn bei der Arbeit und sehen, wie sie entstehen, die Fenster für das Gotteshaus.
Knie, Hals, Stimmwirbel, Fuß, Korpus – jedes Instrument hat seine ganz eigene „Persönlichkeit“: In 80 bis 120 Arbeitsstunden baut Willi Corall in Siefersheim Hakenharfen. Jede ist ein Unikat. „Dem Klang eine Form geben“, so beschreibt der Zupfinstrumentenbauer, was vor rund 15 Jahren zu seiner zweiten Passion geworden ist. Schon als Kind wollte Willi Corall nicht nur Geige spielen, sondern sie auch gleich bauen. Und schon beim Beschreiben der Holzarten gerät er ins Schwelgen. Mit heimischen Hölzern arbeitet er am liebsten: aus dem nahen Wald, gelagert im eigenen Garten unter dem Walnussbaum. Farbspiel und Maserung des Holzes verleihen den Harfen ihre Einzigartigkeit. Sieben Jahre dauert es, bis Corall aus dem Holz einer Wildkirsche Säule oder Stimmstock heraus schnitzt, schneidet und hobelt. Fichtenholz für die Schalldecken sucht er sich in Mittenwald, dem „Dorado des Geigenbaues“. Nur dieses Holz ist „feinjährig“ genug gewachsen, um Coralls Instrumenten die besten akustischen Eigenschaften zu verleihen. Harfen zählen zu den ältesten Musikinstrumenten der Menschheit. Lange waren sie nur in je einer Tonart spielbar. Seit dem 18. Jahrhundert geben „Haken“ am Ende einer Saite die Möglichkeit, den Klang um einen halben Ton zu erhöhen. Nur solche Harfen baut Corall. Sein Motto: Es ist mehr als Handwerkskunst, es ist Demut und Liebe, Passion und Hingabe im lebendigen Dialog mit den Hölzern, die dem Klang eine Form geben. In der Reihe „Handwerkskunst!“ stellt der SWR in jeweils 45 Minuten ein Handwerk vor, vom ersten Arbeitsschritt bis zur Vollendung. Wie geht das, welche Kniffe und Tricks haben die Meister, warum macht man das so und nicht anders? Gute Arbeit kostet Geld und Zeit. Aber wer kann oder will das schon bezahlen? Mit genauen Beobachtungen und ruhigen Schnittfolgen kann jeder nachvollziehen, wie die Dinge entstehen – und begreifen, warum gutes Handwerk auch große Kunst ist.
Seit Jahrtausenden ist das Messer unentbehrliches Werkzeug und einer der wichtigsten Begleiter des Menschen. Schon Ötzi trug eines aus Stein bei sich, aber seit die Messer aus Metall gemacht werden, stehen Schmiede im Ruf, mit göttlichen Mächten im Bunde zu sein: Sie waren in der Lage, rohe Materie aus dem Schoß der Erde mithilfe des Feuers zu einem Werkzeug und einer Waffe zu formen – pure Magie! Stefan Santangelo aus dem pfälzischen Maikammer beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Schmieden von Messern. Er ist Metallbaumeister mit einer Ausbildung zum Kunstschmied und bringt so schon einiges an Fähigkeiten mit, aber eine Damaszenerklinge herzustellen, brachte er sich selbst bei. Damaszierte Klingen bestehen manchmal aus Hunderten Lagen Stahl. Sie sind aufgebaut wie ein Blätterteig und unübertroffen in Schärfe und Elastizität – die Oberklasse unter den Messerklingen. Trotz moderner rostfreier Industriestähle sind sie heute wieder sehr begehrt und haben wegen ihrer aufwändigen Herstellung auch ihren Preis. Stefan Santangelo stellt für „Handwerkskunst!“ ein Jagdmesser mit Damaszenerklinge her. (Text: SWR)
Waldhorn ist nicht gleich Waldhorn! Soviel wird selbst dem blutigen Anfänger sofort klar, wenn er auf die Preise schaut. Zwischen 500 und 15.000 Euro ist so ziemlich alles dabei. Der Unterschied liegt im Detail und vor allem auch in der Produktionsweise. Ein industriell gefertigtes Instrument kostet weniger, ein handwerklich vom Meister hergestelltes Stück ist deutlich teurer. Die unter Berufsmusikern renommierte Baureihe 103 von Musik Alexander in Mainz liegt genau dazwischen: Das meiste bei diesem Doppelhorn mit F- und B-Stimmung ist noch reine Handarbeit. Trotzdem geht jedes Instrument durch viele Hände, bis es endlich gespielt werden kann. Bei mehr als 300 Einzelteilen, aus denen das Waldhorn besteht, haben die wenigsten den Überblick über den kompletten Produktionsprozess. Einer aber schon: Der Produktionsleiter Ralf Gärtner ist Metallblasinstrumentenmacher-Meister. Er zeigt, wie aus einem fünf Meter langen Messing-Rohr in vielen Arbeitsschritten ein hochglanzpoliertes Instrument entsteht, das von Profi-Musikern auf der ganzen Welt geschätzt und gespielt wird. (Text: SWR)
Raumausstattermeisterin Anne Karweg beherrscht die Kunst, einen Sessel zu polstern – in Handarbeit natürlich! Nach alter und aufwendiger Art schnürt sie einen „Korb“ aus Kupferfedern, die sie mit Kraft, Technik und dem Gespür für den richtigen Druck anordnet und dann mit speziellen Jutefäden „schnürt“. Diesen Korb polstert sie mit vielen Lagen. Ebenso viele Arbeitsgänge und Materialien sind notwendig, wenn Anne Karweg auf diese Art einen Sessel aufpolstert. Gelernt hat die heute 35-Jährige das Schnüren während der Lehrzeit auf eigenen Wunsch, auf dem Lehrplan für das Polsterhandwerk steht die klassische Schnürung nicht mehr. „Die Feinheiten macht irgendwie jeder anders“, sagt Anne Karweg. Aber alle guten Polsterer haben ein gemeinsames Ziel: Die perfekte Form der Sitzfläche, die dem Be-Sitzer höchsten Sitzkomfort bietet. Und das über Jahrzehnte hinweg. (Text: SWR)
Wenn es um Schmuck geht, gilt für Männer meist: alles oder nichts! Zwischen dem mit Goldketten behängten Rapper und dem totalen Schmuckverweigerer scheint es keinen Mittelweg zu geben. Doch, gibt es! Johannes Stoll aus der „Goldstadt“ Pforzheim ist ein Goldschmiedemeister mit handwerklichem Geschick und künstlerischen Fähigkeiten. Er zeigt den Zuschauern Schritt für Schritt die Entstehung eines tragbaren und – unter anderem – goldenen Männerrings. Ein Aha-Erlebnis nicht nur für Männer. (Text: SWR)
Sie gelten als die Aristokraten der Baustelle, und ohne ihren Dachstuhl hatte ein Haus in früheren Zeiten keine Stabilität: die Zimmermänner. Doch deren Arbeit hat sich verändert. Das klassische Zapfen der Balken ist nahezu verschwunden, die langen Nägel in den Sparren auch. Heutzutage halten Metall-Balkenschuhe die Konstruktionen zusammen und die Sparren sind mit langen Schrauben auf den Pfetten befestigt. Und trotzdem ist es eine hohe Handwerkskunst, binnen zwei Tagen einen Dachstuhl zu zimmern.
Die Brillen von Dieter Wollenweber aus der Eifel sind echte Unikate. Kleine Kunstwerke. Keine Brille ist wie die andere – ihr Aussehen ist geprägt von der Struktur des Büffelhorns. Und: Jede Brille ist Handarbeit, oft eine auf den Kunden angepasste Maßanfertigung, erstellt in zahllosen Einzelschritten. „Handwerkskunst!“ zeigt wie: Von der Zeichnung über das Aussuchen des passenden Horns, das Schneiden, Pressen, Schleifen, Kleben, Fräsen, Schaben, Filzen bis zum Polieren. Viele hundert Brillen entstehen so Jahr für Jahr in Dieter Wollenwebers Eifler Brillenmanufaktur. Unterstützt von seinen zehn Mitarbeitern, seiner Frau und den beiden Töchtern haben alle das immer gleiche Ziel: die perfekte Brille. (Text: SWR)
Töpfern liegt voll im Trend. Es ist faszinierend zu beobachten, wie aus einem Tonklumpen auf der Drehscheibe mit leichter Hand ein ebenmäßiges Gefäß entsteht. Sieht einfach aus, ist es aber nicht. Susanne Altzweig arbeitet seit mehr als dreißig Jahren als selbständige Keramikerin in einer Werkstattgemeinschaft in Höhr-Grenzhausen. Kreativität und Technik sind nötig für ihr Handwerk – genauso wichtig aber sind Erfahrung und Gefühl für den Werkstoff Ton. Bis daraus ein buntes Kaffeeservice entsteht, vergehen etliche Arbeitsstunden: Es wird gedreht, getrocknet, dekoriert, gebrannt, glasiert und wieder gebrannt. „Handwerkskunst!“ beobachtet die Keramikerin bei der Arbeit und zeigt, warum ein hochwertiges, handwerklich gefertigtes Kaffeeservice durchaus ein bisschen teurer sein darf als Massenware aus der Industrie. (Text: SWR)
Sie gilt als die Königin der Deckarten: die altdeutsche Schieferdeckung. Für Handwerker ist sie eine besondere Herausforderung, denn fast jede Schieferplatte muss von Hand frei zugerichtet werden. „Handwerkskunst!“ hat den Dachdeckermeister Manfred Rosenkranz und seinen Sohn Samuel fünf Wochen lang begleitet. Die beiden hatten in dieser Zeit ein ganz spezielles Objekt „unter sich“: ein stattliches Haus, mitten im Westerwald-Städtchen Daaden. Sie mussten nicht nur mit der steilen Dachneigung und dem wechselhaften Wetter klarkommen, sondern dabei auch noch Gauben und Kamine decken – und die Belange des Denkmalschutzes beachten. Aber mit ihrer „Handwerkskunst!“ schufen die Dachdecker aus Mauden schließlich ein Dach voller Harmonie und Charakter, das viele Jahrzehnte überdauern wird. (Text: SWR)
„No risk, no fun“, kommentiert Konditormeister Christian Böckeler fröhlich die Tatsache, dass er die fünfstöckige Hochzeitstorte gut 40 Kilometer auf kurviger Strecke hinauf in den Schwarzwald fahren muss – fixiert nur mit ein paar rutschfesten Matten. Dabei hat der 28-Jährige etliche Stunden Arbeit investiert, um das Werk aus Maracuja-Reis-Sahne und Schoko-Mousse nach den Wünschen des Brautpaares zu kreieren. Für das Modell „New English Classic“ haben sie sich entschieden: Eine Herausforderung in Zeiten, in denen statt stabiler Buttercreme flockig-leichte Zutaten gewünscht sind. Wie backt man so eine Hochzeitstorte? Womit „klebt“ man die Dekoration fest? Wie „schminkt“ man Erdbeeren einen Frack? „Handwerkskunst!“ ist zu Gast bei einem Familienbetrieb im badischen Bühl, bei dem es schon zur Tradition gehört, „Konditor des Jahres“ zu werden – und klärt dabei auch die Frage, warum man beim Anschneiden einer Hochzeitstorte ganz genau hinschauen sollte. (Text: SWR)
Uwe Schölch aus Karlsruhe ist gelernter Zupfinstrumentenmacher und baut pro Jahr um die 20 elektrischen Gitarren. In der Reihe „Handwerkskunst!“ zeigen wir, wie eine E-Gitarre entsteht: von der Auswahl des Holzes, damit sie richtig klingt, bis zum Stimmen des fertigen Meisterstücks. Vor mehr als 20 Jahren hat Uwe Schölch seinen ersten Bass gebaut – 2005 hat er seine Marke „Tonfuchs“ auf der Frankfurter Musikmesse vorgestellt. Seitdem werden seine schnörkellosen E-Gitarren immer wieder hochgelobt und von vielen bekannten Bands und Musikern geschätzt. (Text: SWR)
Jedes Bild braucht den passenden Rahmen, der es wirkungsvoll in Szene setzt. Klar, einen 08/15-Rahmen bekommt man in jedem Baumarkt. Wenn es aber um das Lieblingsbild oder ein wertvolles Stück geht, soll es vielleicht doch ein individuell gestalteter Rahmen sein. Reinhold Müller baut in seiner Mainzer Werkstatt Bilderrahmen nach Maß und Kundenwunsch – seit mehr als 35 Jahren. Die Herstellung von hochwertigen Einzelstücken aus Holz ist ein Handwerk, das nicht mehr viele beherrschen. Reinhold Müller benötigt dafür Fähigkeiten eines Tischlers, eines Glasers und eines Vergolders. Vor allem aber baut er auf seine langjährige Erfahrung und sein gutes künstlerisches Auge. Viele Arbeitsschritte sind nötig, um einen Bilderrahmen nach Maß zu bauen. Die Holzleisten für den Rahmen werden zugeschnitten, grundiert, geheftet und nachbearbeitet. Das passende Glas wird geschnitten und mit dem Glasschneider gebrochen, ein Passepartout ausgewählt, gefärbt und verziert. Und am Ende entsteht ein handgefertigter Rahmen, der das Bild optimal zur Geltung bringt. (Text: SWR)
Manfred Goll ist Feintäschnermeister bei der Firma Braun Büffel in Kirn an der Nahe. Für „Handwerkskunst!“ stellt er eine Herrengeldbörse aus Yak-Leder her. Die Häute des tibetischen Hochlandrindes hat er bisher noch nicht verarbeitet. In den Kollektionen des Kleinlederwarenherstellers gibt es noch keine Artikel aus Yak-Leder. Bei dem Exemplar, das der Feintäschner für die Sendung fertigt, handelt es sich also um einen Prototypen. Alles ist handgemacht: Von den Papierschablonen für die Zuschnitte bis zur Verarbeitung des Leders. Aus etwa 50 Einzelteilen besteht die Börse. Dazu gehören auch Seidenstoffe für das Futter und sogenanntes Pressleder als Verstärkungsmaterial. „Handwerkskunst!“ begleitet den Produktionsprozess von der Vorlagenskizze bis zum fertigen Produkt.
Es sieht so einfach aus. Dabei ist beim Drechseln hohe handwerkliche Kunstfertigkeit gefragt. Seit der Antike wird Holz drehend bearbeitet – die Holzdrehbank ist eine der ältesten Maschinen der Menschheit. Martin Weinbrecht ist Schreiner und Arbeitserzieher. In seiner Drechselstube in Neckarsteinach drechselt er kunsthandwerkliche Holzprodukte: von Obstschalen bis zu Pfeffermühlen. In der Sendung zeigt der erfahrene Drechsler Schritt für Schritt, wie man eine Pfeffermühle in Handarbeit drechselt. (Text: SWR)
Manchmal steht man vor einem Schrank, einem Tisch oder einer Kommode und denkt nur noch: „Schrott!“ Gemacht für die vornehmsten Bürger seiner Zeit, mehr als 200 Jahre hat die Kommode überlebt, aber die Zeit ist eben auch nicht spurlos daran vorbeigegangen. An dieser Stelle kommen Eberhardt Metzner und Jan Kobelt ins Spiel. Die Restauratoren im Handwerk kennen solche Fälle. Damit aus einem Haufen Holzabfall wieder ein museumsreifes Schmuckstück wird, geht es der alten Kommode in einer schwierigen und sehr aufwändigen Restaurierung bis an die Substanz. Am Ende erstrahlt dann ein wunderbares Möbelstück wieder in alter Schönheit. Ein Film über handwerkliche Herausforderungen an der Grenze zum Machbaren in der SWR Reihe „Handwerkskunst!“ (Text: SWR)
Ein edler Füller ist etwas, womit man in der heutigen, digitalen Zeit nicht nur glänzen, sondern auch noch wirklich beeindrucken kann! Silbern und golden funkelnde Schreibgeräte als Staatsgeschenk, als luxuriöses Give Away oder einfach für wichtige Leute, die gern mal – dezent – ein bisschen angeben wollen, fertigt seit inzwischen hundert Jahren die Firma Waldmann bei Pforzheim. Wie macht man so einen edlen Füller, der nicht nur ein Leben, sondern Generationen überdauert? Insgesamt sind neun Betriebe daran beteiligt und die Produktion dauert Wochen. Und auch, wenn der eigentliche Füller am Schluss in einer Minute und fünf Sekunden montiert ist, bleibt er echte Handwerkskunst „Made in Germany“. (Text: SWR)
Er ist ein Segelmacher vom Bodensee – doch für seine Ausbildung musste er weite Wege gehen. In der Werkstatt von Felix Ertel in Tettnang hängt sein Meisterbrief, ausgestellt von der Handwerkskammer in Lübeck. Denn nur in Lübeck-Travemünde können Segelmacher ihr Handwerk lernen. Für ihn bedeutete das: 900 Kilometer fahren. Ein exklusiver Beruf – nur etwa 30 Auszubildende legen in ganz Deutschland jedes Jahr ihre Gesellenprüfung zum Segelmacher ab. Felix Ertel hat 2010 seinen Meister gemacht, seit 2012 leitet er die „Segelmanufactur“ in Tettnang. Zusammen mit drei Angestellten stellt er Großsegel, Fock und Spinnaker her – die „Motoren“ der Segelboote. Aber er repariert und ändert auch Segel. Für die „Handwerkskunst!“ fertigt er ein sogenanntes „Genua“, ein großes Vorsegel, das vom Bug des Bootes bis hinter den Mast reicht. In diesem Fall misst es etwa 37 Quadratmeter. (Text: SWR)
Das handwerkliche Glasmachen ist eine alte Kunst, die nur noch wenige beherrschen. Deshalb hat es die Unesco 2015 zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt. Ein einfaches Trinkglas, schlicht, schön, zeitlos. Von der Schmelze, dem Aufblasen, über das Auflegen des Farbrandes bis hin zum Kühlen im heißen Ofen zeigt die Sendung „Handwerkskunst“ den aufwendigen Entstehungsprozess. Die Glashütte Schmidsfelden im württembergischen Allgäu stand mehr als 100 Jahre leer, bevor Stefan Michaelis den Ofen wieder anfeuerte und vor 15 Jahren begann, Glas herzustellen. Er und seine Kollegin, eine der wenigen Glasbläserinnen, fertigen ein Trinkglas samt dazugehöriger Karaffe in einem Verfahren, das schon vor 2.000 Jahren praktiziert wurde. Früher geschah das unter Verfeuerung ganzer Wälder, heute macht man es nachhaltig. Mit der Schmelze aus dem Hafen, der Pfeife und dem Formholz am Obertrog, dem Hefteisen und der Auftreibzange entsteht bei 1.200 Grad das nahezu perfekte Trinkglas, wobei jedes Stück ein Unikat ist. Doch bevor es soweit ist, bis ein Glasmacher dieses Können erworben hat und das Design selbst eines schlichten Glases steht, geht viel Glas zu Bruch. Denn beim Glasmachen kommt es einerseits auf Sekunden an, andererseits auf viel Geduld. Stefan Michaelis und Beate Wirth zeigen Schritt für Schritt, wie’s geht und warum man mehr als zehn Jahre Berufserfahrung benötigt, bevor man es kann, das Glasmachen. (Text: SWR)
Unweit der Triberger Wasserfälle kann jeder, der Olis Schnitzstube besucht, Handwerkskunst live erleben. In seinem Laden tickt, surrt, klickert, pfeift und kuckuckt es. Es riecht nach frischem Holz, das der Holzbildhauer Oliver Zinapold zum Markenzeichen des Schwarzwalds verarbeitet: Kuckucksuhren. Seit 1999 fertigt der 48-Jährige Kuckucksuhren nach alter Überlieferung und ist damit einer der letzten Schnitzer für traditionelle Kuckucksuhren. Jede Uhr ist ein Unikat. Oft verwirklicht Oliver Zinapold spezielle Wünsche seiner Kunden, aber die meisten Formen und Konturen entspringen seiner Vorstellung und haben immer etwas mit dem Schwarzwald zu tun. Oliver Zinapold zeichnet zunächst den Entwurf auf einer Schablone aus Papier. Die legt er anschließend auf ein Holzbrett und überträgt die Konturen mit einem Bleistift. Danach sägt er die Teile mit einer Stichsäge aus. Dann beginnt die eigentliche Schnitzarbeit, messerscharfes Werkzeug kommt in der Schnitzerei fortan zum Einsatz. Mehr als tausend verschiedene Schnitzwerkzeuge gibt es, die sich in Breite und Schneideform unterscheiden. „Das ist die Kunst des Schnitzens. Man darf niemals gegen die Maserung schnitzen, sonst bricht das Holz ab“, weiß der Meister. Nach dem Schnitzen werden die Einzelteile gebeizt, geschliffen und lackiert. Der Laden von Holzbildhauer Oliver Zinapold läuft gut. Sein Geschäftsmodell hat sich durchgesetzt, obwohl Unikate hochpreisiger sind als Massenware vom Band. Die Kuckucksuhr ist ein Qualitätsprodukt und ein Hauch von Nostalgie in einer immer dynamischeren und effizienteren Zeit. Noch finden sich weltweit genügend Liebhaber, die sich dieses Stück Schwarzwald ins Wohnzimmer holen. Doch Globalisierung und Billigimporte bedrängen den Exportschlager. Wie lange sich die Geschichte im Schwarzwälder Kuckucksland dann noch fortschreiben lässt, weiß nur der Kuckuck. (Text: SWR)
Ein Holzofen ist ein Blickfang in jedem Haus. Wer ihn hat, kann sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Er spendet Wärme, Behaglichkeit und Energie. Holzöfen sind wieder im Trend. Der regenerative Rohstoff Holz wird in Zukunft immer mehr zur Wärmegewinnung genutzt werden. In der SWR Sendung „Handwerkskunst! – Wie man einen Ofen baut“, begleitet das Filmteam die Entstehung eines Ofens. Stein für Stein wird das Bauwerk vom Traditionsbetrieb „Ofen Weiss“ aus dem Schwarzwald gemauert. Eine lange Planungsphase mit Bauherr und Architekt ist nötig, um dieses Projekt umzusetzen. Der Ofen soll komplett aus ökologischen Materialien bestehen. Es wird keine Chemie verwendet. Für Volker Weiss und Kasimir Scholz ist das eine spezielle Herausforderung, so einen Ofen bauen die Ofensetzer nur alle 20 Jahre. Backstein, Schamott, Mörtel und Gusseisen werden für den Ofenbau verwendet, hunderte Steine geschleppt, gesägt und vermauert. Das Herz des Ofens ist der Brennraum und die keramischen Züge. Durch sie strömen mehrere hundert Grad heiße Gase, die das Gestein von innen langsam erwärmen. Die keramischen Züge, auch Rauchgaskanäle genannt, sind das Herz des Ofens. Sie werden genau berechnet und geplant. Während des Baus folgt der Ofensetzer jedoch seinem Instinkt und mauert die Kanäle nach Gefühl. Das Mauern eines Ofens ist pures Handwerk. Keine Maschine und kein Computer kann diese Arbeit machen. Nur die Hände des Ofenbauers spüren, wo der nächste Stein gesetzt werden muss, damit am Ende ein Ofen steht, der mehreren Generationen ein warmes zu Hause spendet. (Text: SWR)
Nicht nur beim Pferderennen im englischen Ascot gibt es immer wieder die erstaunlichsten Hutkreationen zu bewundern. Modistin oder Hutmacherin ist meistens ein Frauenberuf. Aber wer macht eigentlich Herrenhüte? Michael Merten aus Esslingen ist einer der wenigen erfolgreichen Männer in diesem ohnehin selten gewordenen Beruf und zeigt exklusiv in „Handwerkskunst!“, wie man einen Hut für Männer herstellt. Zwischen Dampfglocke, Paspel und Hutschnur erschafft der junge Hutmacher, statt Fedora, Trilby oder Panama, einen sogenannten Klapphut für die Reise aus Leder und Filz. (Text: SWR)
Seit mehr als 400 Jahren hat sich an dieser Handwerkskunst kaum etwas verändert – Glocken werden in Lehm geformt und aus einer Legierung von Kupfer und Zinn gegossen. Nur eine Handvoll Glockengießereien in Deutschland beherrscht dieses Handwerk. Eine davon ist die Glockengießerei Bachert im baden-württembergischen Neunkirchen. Hier entwirft Seniorchef Albert Bachert zunächst die Form der Glocke und überträgt sie auf eine Holzschablone. Sie dient dem Glockenkern als Maß. Der Kern wird aus Ziegelsteinen gemauert und mit Lehm verputzt. Über den Kern wird die sogenannte falsche Glocke modelliert. Sie entspricht genau der späteren Glocke. Mehrere Schichten Lehm in unterschiedlichen Mischungen und millimetergenauer Arbeit sind dafür erforderlich. Auf die falsche Glocke kommen wächserne Verzierungen, die später auf der Glocke zu sehen sind. Sie drücken sich im Inneren des Glockenmantels ab, der über der falschen Glocke geformt wird. Ist der Mantel getrocknet, wird er abgehoben und die falsche Glocke zerschlagen. Der so entstandene Hohlraum zwischen Kern und Mantel entspricht, wenn alles gut gegangen ist, der Glocke und wird beim Guss mit der 1100 Grad heißen Legierung gefüllt. Eine spektakuläre, schweißtreibende Arbeit, die höchste Konzentration verlangt. Zwei Monate dauert es, bis die Glocke fertig ist. Nur wenn alle Arbeitsschritte sorgfältig und präzise ausgeführt werden, stimmt auch das Ergebnis. Maschinen kommen allenfalls beim Mischen des Lehms und beim Transport der Glocke zum Einsatz – echte Handwerkskunst eben. (Text: SWR)
Der Name sollte in Bezug zur Nordpfalz und zum Donnersberg stehen, und so hat Bernhard Höning seinen Whisky nach dem keltischen Gott des Donners benannt: „Taranis – The true spirit of the northern Palatine“. Seit zehn Jahren destilliert der gelernte Bierbraumeister in Winnweiler einen „pfälzischen Single Malt“. Der besteht eigentlich nur aus Wasser und Gerstenmalz. Wie entsteht daraus Whisky? Warum muss er mindestens drei Jahre und einen Tag lagern – und wieso schmeckt jedes Fass anders? Was ist der „Anteil der Engel“, und wie viel kassiert der Zoll? „Handwerkskunst“ hat Bernhard Höning in seiner „kleinen Brennerei am Donnersberg“ dabei beobachtet, wie aus wenigen hochwertigen Zutaten, viel Erfahrung und allerlei äußerlichen Einflüssen das entsteht, was der Name Whisky eigentlich bedeutet: „Lebenswasser“. (Text: SWR)
Unter den festlich geschmückten Tannenbaum gehört für viele Familien eine romantische Weihnachtskrippe – eine beliebte Tradition. Einfache, industriell gefertigte Krippen gibt es im Baumarkt zu kaufen. Die handgefertigten Weihnachtskrippen von Krippenbaumeister Lutz Kuhl sind jedoch etwas Besonderes: Die kleinen Fenster und Türen mit Scharnieren und Griffen lassen sich öffnen, der winzige Kamin raucht tatsächlich und in der Hütte brennt ein Lichtlein. Seit 30 Jahren ist Lutz Kuhl aus dem pfälzischen Annweiler leidenschaftlicher Krippenbauer. In vielen Arbeitsstunden fertigt er seine Werkstücke maßstabsgetreu aus Fichtenholz, Krippenmörtel und anderen Materialien. Jede seiner Krippen ist ein Unikat. Lutz Kuhl baut Wurzelkrippen, orientalisch, alpenländisch oder pfälzisch anmutende Stücke, alle aufwendig ausgestattet. Dabei achtet der Meister auf jedes Detail. In stundenlanger Arbeit deckt er die Dächer der Gebäude mit selbstgemachten Schindeln, modelliert Landschaften mit Felsen und Bächen und stellt sogar kleinste Werkzeuge in Handarbeit her. Etwa 50 Stunden Arbeit stecken in jeder Weihnachtskrippe von Lutz Kuhl – und natürlich jede Menge Herzblut. (Text: SWR)
Bereits in der Steinzeit war die Fellbearbeitung ein für den Menschen überlebensnotwendiges Handwerk. Heutzutage gibt es im Südwesten nur noch wenige professionelle Gerbereien. Bei der Firma Trautwein im Schwarzwaldstädtchen Schiltach wird dieses klassische Handwerk seit vielen Generationen meisterhaft betrieben. Die Reportage zeigt die Bearbeitungsschritte vom Lamm, das auf den Schwarzwald-Weiden grast, bis hin zum fertigen Produkt im Ladengeschäft in Schiltach. (Text: SWR)
Besonders in Mainz haben die Uniformen der Fastnachtsgarden eine lange Tradition und sind der Hingucker bei Umzügen. Die hochwertigen Jacken werden häufig über Generationen vererbt. Schneidermeisterin Gabriele Preis-Klug näht in ihrer kleinen Werkstatt in der Mainzer Altstadt ganz nahe beim Fastnachtsbrunnen Uniformen für fast alle Mainzer Garden. In der Fernsehsendung zeigt sie die Herstellung einer Offiziersjacke der Mainzer Ranzengarde – ein prunkvolles Meisterstück aus Samt. Die Fastnachtsbegeisterte ist selbst Mitglied der Mainzer Husaren Garde. (Text: SWR)
Jürgen Dorsch ist Schreinermeister in Speyer und eigentlich stellt er Möbel her. Eigentlich, denn in seiner Werkstatt entstehen auch edle Kanus in Skelettbauweise. Für die Spanten verwendet er hauptsächlich leichten, stabilen Bambus. Die Außenwände sind aus Nylon, wie es früher für die schusssicheren Polizei-Schutzwesten genommen worden ist, es gibt keine Metallverbindungen. Bei einem Urlaub in Kanada fiel dem begeisterten Freizeit-Paddler eine Zeitschrift mit der Anleitung zum Bau eines Kanus in die Hände. Das war 1995. Seitdem lässt ihn das Thema Bootsbau nicht mehr los. Die Kanus aus der Werkstatt in Speyer haben sogar schon Käufer in Frankreich, Italien und Schweden gefunden. Für die „Handwerkskunst“ fertigt Jürgen Dorsch ein etwa sieben Meter langes Kanu. Ein kleines Kunstwerk, das seinen Preis hat: Um die 7.000 Euro kostet das Stück. (Text: SWR)
Intarsien, die Kunst hauchdünne Holzblätter zu legen, gab es schon zur Zeit der Pharaonen im alten Ägypten. Heute finden sich nur noch wenige Handwerker, die so meisterhaft Holzbilder kreieren können. Der Schreiner Heinz Echtermann aus Mermuth im Hunsrück stellt seit fast sieben Jahrzehnten kunstvolle Intarsien her. In seinem Museum hat er wahre Schätze der Holzlegearbeiten zusammengetragen. Für die Reihe „Handwerkskunst!“ zeigt der 1935 geborene Hunsrücker Schritt für Schritt, wie man ein Schachbrett mit Intarsien gestaltet und dabei sogar kleinste Zahlen und Buchstaben aus Holz schneidet und verarbeitet. (Text: SWR)
Das Schaukelpferd gehört seit Jahrhunderten zu den Lieblingsspielzeugen der Kinder auf der ganzen Welt. Für Schreiner Peter Haist aus Engstingen auf der Schwäbischen Alb sind Schaukelpferde mehr als nur ein Spielzeug für die Kleinsten. Er baut besonders große Unikate, auf denen auch größere Kinder noch ihren Spaß haben. Bei der Auswahl des Holzes folgt er seiner eigenen Philosophie. Kirschbaum ist der Rohstoff, aus dem seine Schaukelpferde in vielen Arbeitsschritten entstehen. Nach dem Abrichten und Hobeln überträgt er mit Schablonen die Formen der Einzelteile auf die dicken Bretter und sägt sie freihändig an der Bandsäge aus. Jedes Teil schleift er sorgsam zurecht und verleimt dann die einzelnen Teile. Dem groben Pferd rückt er mit immer feineren Schleifaufsätzen zu Leibe. Der Arbeitsgang braucht viel Zeit und gibt dem Pferd seinen eigenen Charakter. Nach dem Einölen zeigt sich dann die ganze Schönheit des Kirschholzes. Nicht umsonst spricht der Schreiner hier vom „Anfeuern“. Bei den Kufen des Pferdes achtet Peter Haist genau auf den richtigen Winkel und die optimale Länge, denn hier geht es um die Sicherheit der Kinder. Dann noch eine Mähne aus aufgedrehten Hanfseilen. Jetzt wartet das Schaukelpferd nur noch auf seinen Einsatz nach 40 bis 50 Stunden Fertigung. Peter Haist ist überzeugt, dass die Kinder durchaus spüren, wie viel Liebe und Mühe in einem Spielzeug stecken und dass es echte Handwerkskunst ist. (Text: SWR)
„Verrückt nach Holz“ – ist Boris Ritscher, Schlagzeuger und Trommelbauer aus Osthofen. Er sieht sich als „Upcycler“, das heißt, er macht aus scheinbar nutzlosem Material wieder neuwertige Produkte. Dabei pflegt er eine eigene Art von Lokalpatriotismus, denn am liebsten verarbeitet der gebürtige Rheinhesse ein ganz bestimmtes Holz: die Dauben alter Weinfässer. Nun hat ein Schlagzeugkollege eine Bestellung mit ordentlich Wumms aufgegeben: ein siebenteiliges Set aus alter Fasseiche mit überdurchschnittlich großen Kesseln. Die Bass-Drum hat einen Durchmesser von 26 Zoll – eine Premiere für den Trommelbauer aus Rheinhessen. Der nimmt die Herausforderung an und arbeitet sich mit Handwerkskunst Schritt für Schritt und Trommel für Trommel voran. (Text: SWR)
Feine Pralinen sind ein Hochgenuss für die Sinne. Kaum einer kann solchen Köstlichkeiten widerstehen. Zarter Schokoladenschmelz kombiniert mit einer exquisiten Füllung, für das Auge filigran dekoriert: Die Herstellung von Pralinen ist die hohe Kunst der Schokoladenverarbeitung. Konditormeisterin Nina Klos aus Schwabenheim an der Selz ist eine leidenschaftliche Chocolatière. In ihrer Manufaktur kreiert sie nach eigenen Rezepten 30 verschiedene Pralinensorten aus hochwertigen Rohstoffen in Bio-Qualität. Jede einzelne Praline ist handgemacht. Ob Orangen- oder Dornfelder-Trüffel, Mango- oder Schwarzer-Darjeeling-Schnittpralinen: Die Herstellung von Pralinen ist aufwendig und erfordert viel Fachwissen. „Handwerkskunst!“ besucht Nina Klos in ihrer rheinhessischen Pralinenmanufaktur und beobachtet, wie ihre schokoladigen kleinen Kunstwerke entstehen. (Text: SWR)
Eine Monstranz für eine Kirche zu bauen, ist ein Ritterschlag für jeden Silberschmied. Die Monstranz gehört zu den wichtigsten kirchlichen Schaustücken und trägt das Allerheiligste, die Hostie. Mit viel Liebe zum Detail geht Hans-Joachim Bleier aus Rottenburg ans Werk. Es handelt sich jedes Mal um ein einzigartiges Stück und es gibt keinen fertigen Bauplan. Für alle technischen Herausforderungen muss er sich eine Lösung einfallen lassen, denn eine Monstranz soll nicht nur schön sein, sie muss auch funktionieren. Der Pfarrer setzt während des Gottesdienstes in einer weihevollen liturgischen Handlung die Hostie ein, da darf nichts ruckeln oder hakeln. (Text: SWR)
Der irische Dudelsack gilt als der Rolls Royce unter den Sackpfeifen: Schwierig zu spielen, schwierig zu bauen - aber eben besonders edel, weil sein Klang der menschlichen Stimme so nahekommt. Wie kommt so ein exotisches Instrument nach Wendelsheim in die schwäbische Provinz? Und wie wird es hergestellt?
Mehr und mehr Menschen suchen eine Alternative zur modernen Schulmedizin und interessieren sich für den richtigen Umgang mit heimischen Garten- und Wildkräutern. Die Verwendung von Heilkräutern ist seit Jahrtausenden eine sanfte und wirksame Medizin. Christel Ströbel ist eine passionierte Kräuterfrau und Expertin und weiß, wie man Kräuter wie Spitzwegerich oder Andorn zu Arznei verarbeitet. Die gelernte Drogistin arbeitet mit und in der Natur und demonstriert, wie man Pflanzen verarbeitet. Der sanfte und schonende Umgang mit den Rohstoffen ist die Basis des Kräuterhandwerks. Denn wichtige Inhaltsstoffe dürfen während der Herstellung nicht verloren gehen. Von der Ernte bis zum fertigen Naturprodukt zeigt die Kräuterspezialistin, was in unscheinbaren Pflanzen steckt und wie sie zur Arznei umgewandelt werden können. Eine Reise in die Pflanzenwelt vor der Haustür. Vom Brennnesselsalz bis zum Löwenzahnkaffee ist alles machbar. (Text: SWR)
Schon als Kind hatte Schreinermeister Horst Perk aus Weibern in der Eifel gerne Bogen aus Haselnusszweigen gebastelt und Indianer gespielt: diese kindliche Begeisterungsfreude entdeckte er vor fast 20 Jahren wieder. Seitdem konzentriert er sich auf traditionellen Bogenbau und fertigt auch die Pfeile und die Sehnen selbst.
Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen, ist in die Jahre gekommen. Das wertvolle Gemälde aus dem 19. Jahrhundert zeigt Altersspuren: Verschmutzungen, Risse im Gewebe der Leinwand und sogar ein klaffendes Loch. Restaurator Tilman Holly aus Kruft in der Eifel ist seit mehr als 30 Jahren auf solche Fälle spezialisiert. In seinem Restaurierungsatelier begutachtet er zunächst das Gemälde und analysiert es unter UV-Licht. Das zerrissene Gewebe der Leinwand wird sorgfältig unter dem Mikroskop repariert: Neue Fäden müssen angeschweißt, verleimt und verwebt werden. Der Restaurator entfernt den vergilbten und verschmutzten Firnis, sichert Fehlstellen und retuschiert sie fachkundig. In seinem Vergolder-Atelier restauriert Tilman Holly schließlich den aufwendig gestalteten Rahmen aus dem Klassizismus. Fehlende Stücke müssen originalgetreu ergänzt und anschließend neu vergoldet werden. „Handwerkskunst!“ beobachtet den erfahrenen Restaurator bei seiner anspruchsvollen Arbeit in der Restaurierungswerkstatt. (Text: SWR)
Auf knapp 20 Quadratmetern: Schlafkoje, Wohn- und Sitzecke, Küchenzeile, Dusche und WC – ein „Tiny House“ ist eine Mischung aus Eigenheim und Wohnanhänger. Christian Kienel baut solche kleinen Häuser auf Rädern, von der ersten Bodenplatte bis zum Esstisch, ganz individuell nach Kundenwunsch und gerne auch mit Beteiligung der künftigen Besitzerinnen und Besitzer. Dreimal änderte der Schreiner aus der Südpfalz für Auftraggeber Matthias Eitel seinen Plan. Bis zuletzt tüftelten sie am zulässigen Gesamtgewicht von maximal 3,5 Tonnen. Fenster und Türen wurden ausgesägt und der nötige Stauraum geschaffen. „Praktiker sein bei der „Realisierung einer Vision“ – so lautet Christian Kienels Credo. (Text: SWR)
Tätowieren scheint eine Modeerscheinung zu sein, die in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Dieses künstlerische Handwerk hat eine uralte Tradition. Schön Ötzi, der Mann aus dem Eis, war tätowiert, auch in Japan und Polynesien haben Tattoos eine lange Tradition. Heute sind es vor allem junge Menschen, die sich die unterschiedlichsten Motive in die Haut stechen lassen. Die Hälfte aller Frauen in Deutschland im Alter zwischen 25 und 34 Jahren ist heutzutage tätowiert. Das Tätowier-Studio „Mommy I’m sorry“ in Stuttgart steht für hochwertige Tattoos und arbeitet mit der IHK zusammen, um das Image des Tätowierens zu verbessern. Denn oft denken viele bei der Körperkunst immer noch zuerst an Rocker oder Seefahrer. Die Tätowier-Künstlerin Ann-So sticht hier im sogenannten Dotwork-Stil, bei dem mit einzelnen sehr dünnen Nadeln gearbeitet wird. Erst durch eine immense Zahl von feinsten Punkten entstehen hier Umrisse und Schattierungen auf der Haut. Der kleine Vogel aus der Vorlage wirkt so allmählich lebendig. Rund vier Stunden dauert die eigentliche Prozedur. Davor berät Ann-So die Kundin und zeichnet das Motiv. Aus der Vorlage wird eine Blaupause, eine Kopie der Umrisse, die dann auf die Haut übertragen wird. Hygiene, die richtige Farbe, die optimale Stelle am Körper, die Wahl der Nadeln und die richtige Tiefe, in die die Farbe in die Hautschichten eingebracht wird, all das muss perfekt sein, damit das Motiv zur Geltung kommt. Der SWR Film zeigt nicht nur die Technik des Tätowierens und die unterschiedlichen Arten von Tattoos, sondern geht auch auf die ehemalige und heutige kulturelle Bedeutung ein. (Text: SWR)
Eigentlich sind es ja nur Haare. Aber sie können einen Menschen komplett verändern. Bis zu 100.000 Haare werden geknüpft, bis eine Perücke fertig ist. Damit sie später auch passt, muss eine Perückenmacherin hart arbeiten. Sie braucht dazu Kraft und Fingerspitzengefühl. Beate Dreher hat das Anfertigen von Perücken gelernt. Sie war früher Maskenbildnerin am Theater in Freiburg. Bis zu sechzehn Wochen dauert es, bis eine Perücke fertig ist. Vom ersten Abdruck über das Gießen der Modellköpfe, das Nähen der Montur bis zum Knüpfen sind es viele Schritte bis zur fertigen Perücke. Ein echtes Stück Handwerkskunst. Haare sind mehr als nur Fäden aus Horn. Sie sind ein Symbol, ein Statement und verleihen Selbstbewusstsein. In Ihringen am Kaiserstuhl liegt die Perückenwerkstatt von Beate Dreher fast versteckt. Es ist ein bewusst diskret gewählter Platz, denn ihre Kundinnen möchten nicht gerne erkannt werden. Das Tragen einer Perücke ist für viele noch ein Tabu. Die Kundinnen von Beate Dreher sind meist Frauen, die ihre Haare durch eine Krankheit verloren haben. Sei es durch eine Chemo nach einer Krebserkrankung oder durch eine sogenannte Alopecia universalis, bei der die Haare innerhalb weniger Monate komplett und meist unwiderruflich ausfallen. Gerade diese Kundinnen legen Wert auf Haare, die besonders echt und natürlich aussehen. Beate Dreher macht Perücken, die ganz individuell auf ihre Trägerin abgestimmt sind, die nur für sie gefertigt werden und die keiner anderen Frau passen würden. (Text: SWR)
Ein Hochbeet ist der Traum vieler Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner. In Sipplingen am Bodensee baut Landschaftsgärtner Dieter Maike für Küchenkräuter ein besonders schönes Exemplar in Trockenbauweise aus Naturstein. Das ist eine jahrtausendealte Kulturtechnik, die seit 2018 von der UNESC0 zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt wurde. Dieter Maike und seine Kolleginnen und Kollegen verbauen für dieses Schmuckstück 7,5 Tonnen Stein und Kies. Der Stein, den Maike für das Mauerwerk benutzt, ist ein gebrauchter Rohrschacher Sandstein aus der Schweiz. Der graue Stein kommt aus der Bodenseeregion und passt hervorragend in die Landschaft. Mit Präzision, Genauigkeit und Muskelkraft wird jeder einzelne Stein mit Hammer und Meißel bearbeitet. Die mühsame Arbeit erfordert viel Ausdauer, denn so ein Stein wiegt bis zu 80 Kilo.
Gürtel sind schon seit der Steinzeit bekannt: Damit die Kleidung besser hielt, als Schmuck oder Statussymbol wurden Ledergürtel mit Schnallen getragen. Heute gibt es nur noch wenige Handwerkerinnen und Handwerker, die Ledergürtel herstellen: Industrielle Ware bestimmt den Markt. Ralf Hörmann aus Grenderich im Hunsrück hat sich auf die Herstellung von hochwertigen Ledergürteln spezialisiert. In der SWR Serie „Handwerkskunst!“ zeigt er Schritt für Schritt, wie man einen Ledergürtel mit Hühnerledereinlage von Hand näht.
Arthur Ballert baut in seiner Holzmanufaktur in Köngen bei Stuttgart maßgefertigte Treppen, mit denen er schon Designpreise gewonnen hat. Eine Treppe muss jedoch in erster Linie stabil sein und einen hohen Gehkomfort bieten. Auf einer gut gebauten Treppe läuft es sich spürbar besser. Es passieren auch weniger Unfälle. Deshalb werden die meisten Treppen heute nach der Bequemlichkeitsformel konstruiert. Dabei kommt der Schrittmaßregel eine besondere Bedeutung zu. Im 18. Jahrhundert von einem französischen Mathematiker entwickelt besagt die Formel, wie sich Stufenauftritt und Stufenhöhe idealerweise verhalten. Arthur Ballert hält sich daran, wenn er eine neue Treppe entwirft. Für seinen aktuellen Auftrag baut er eine Podesttreppe in einem neu errichteten Einfamilienhaus. Die Stufen aus lebhaft-wildem Eichenholz werden wie die derzeit beliebten „Flying Steps“ direkt in der Wand verankert. Das Treppengeländer wird aus abstrakten weißen Wangen minimalistisch im Bauhaus-Stil gestaltet.
Etwas Schönes kreieren – das liebt Madeleine van der Werve. Früher entwarf die studierte Innenarchitektin Möbel und Küchen, heute entwirft und näht sie Dessous auf Maß. Unterwäsche sollte nicht nur schön sein, sondern auch perfekt passen, findet die gebürtige Niederländerin. Das hebe das Selbstwertgefühl. Ihre Kundinnen sind Frauen, denen die gängigen Konfektionsgrößen nicht passen – oder Frauen, die einfach gerne einmal perfekt sitzende Wäsche haben möchten. Einen maßgeschneiderten BH anzufertigen erfordert viel Erfahrung und Akkuratesse. Und eine Menge Fingerspitzengefühl.
Zwischen Industriegebiet und Autobahn steht die Werkstatt von Lukas Böpple in Ditzingen nahe Stuttgart. Musikerinnen und Musiker aus aller Welt pilgern zu ihm. Böpples Passion sind Trompeten. Sein Titel: Metallblasinstrumentenmachermeister – klingt sperrig und alt. Er aber ist jung und seine Unikate sind gefragt. Das Erschaffen von Instrumenten steckt in seinen Genen. Denn die Handwerkskunst hat er vom Vater gelernt. Eine Trompete besteht aus Ventilen, Zügen, einem Schallbecher, einem Mundrohr, einem Mundstück und vielen anderen Bauteilen. Sie alle sind aus Messing. Der Meister hämmert, lötet, schleift, dreht und poliert. Eine Woche braucht er, bis dem Instrument ein Klang entlockt werden kann. Seine Arbeit ist anstrengend, schmutzig und grob.
Wenn sein Himmel voller Geigen hängt, liegt das vielleicht auch daran, dass Peter Körner seine Geigen im ehemaligen bischöflichen Ordinariat baut – da ist die himmlische Nähe ja nicht nur klanglich gegeben. Seine kleine Geige besteht zu fast 100 Prozent aus Holz und schon beim ersten Anblick wird klar, dass hinter jedem Detail wahre Handwerkskunst steckt. „In unserer Werkstatt gibt es genau zwei Maschinen“, weiß der Chef und schmunzelt „eine davon ist die Kaffeemaschine“. Von der gewölbten Decke über die geschwungenen Zargen bis zur kunstvoll geschnitzten Schnecke – nichts an diesem zierlichen Instrument ist so leicht wie ihr Klang – alles braucht Zeit, Ruhe und Sorgfalt. Davon gibt es in Peters Körners internationaler Meisterwerkstatt in der Mainzer Altstadt genug.
Ein Kleid für einen einzigen Tag. Diesen Luxus leisten sich viele Bräute. Sie haben meist genaue Vorstellungen und hohe Ansprüche. Doch wie wird das Brautkleid perfekt? Svea Pannewitz schneidert Brautkleider nach Maß. Vom ersten Entwurf bis zum fertigen Hochzeitskleid ist alles auf den Körper und die Persönlichkeit der Kundin abgestimmt. In ihrem Atelier entstehen Einzelstücke in tagelanger Handarbeit. Die Designerin ist eine der wenigen Maßschneiderinnen, die sich auf Brautkleider spezialisiert hat. Für die SWR Sendung „Handwerkskunst!“ dokumentiert das SWR Filmteam den aufwendigen Herstellungsprozess eines Hochzeitskleides. Die Schneiderin verarbeitet edle Stoffe wie Satin und Georgette. Sie überzieht Knöpfe in mühevoller Kleinarbeit, rafft den Rock mit einem Rafffüßchen und näht mit Engelsgeduld unzählige Handstiche, bis der Traum in weiß schließlich fertig ist.
Naturnahe Schwimmteiche liegen im Trend: Die Sommer werden immer wärmer und Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer möchten sich möglichst ohne Chlor erfrischen. Schwimmteiche verfügen über einen pflanzenfreien Pool und werden über einen bepflanzten Kiesbereich in der Wasserüberlaufzone gereinigt. Landschaftsgestalter Mike Meyer zeigt, wie man einen Schwimmteich in einen Garten einbaut. Von der Planung, dem Ausheben der Grube mit einem Bagger, dem Bauen der Wände bis hin zum Anbringen der Folie dauert es rund sechs Wochen – dann kann die blaue Oase genutzt werden. (Text: SWR)
Im Grunde ist ein Smoker einfach nur ein mit Holz oder Kohle befeuerter Ofen, in dem Fleisch oder auch andere Speisen in heißem Rauch gegart werden – stundenlang. Wer sich für einen Smoker entscheidet, der lässt sich nicht hetzen, auch nicht beim Bau. Marco Eyl aus Obersteinebach im Westerwald hat vor acht Jahren seinen ersten Smoker konstruiert – inzwischen sind es rund 50 verschiedene Modelle pro Jahr. Für die Zuschauerinnen und Zuschauer von „Handwerkskunst!“ baut er seinen Klassiker: den „20 Zoll Longhorn To Reverse“. Das Grundmaterial ist fünf Millimeter dickes Stahlblech, dann heißt es lasern, stanzen, walzen – stundenlang fliegen die Funken. Wenn am Ende alle 279 Einzelteile eins sind, ist ein Barbecue-Smoker entstanden, den so schnell nichts umhaut. (Text: SWR)
Tilo Fritz ist Schreinermeister und seine Spezialität sind rheinhessische Hoftore. Die haben Tradition in dieser Ecke des Landes und werden auch heute noch nachgefragt. Nicht nur optisch erinnern die Tore an früher, auch bei der Herstellung achtet Tilo Fritz auf traditionelle Bauweise. Ohne Maschinen kommt er bei dem fast vier Meter großen Tor-Koloss allerdings nicht weit. Die Nut- und Federbretter werden noch selbst gemacht und die Rahmenverbindung traditionell gezapft. Mit viel Geduld sägt und schleift, hobelt und steckt, leimt und schraubt der Schreiner Stück für Stück zusammen – bis am Ende beide Torflügel zu ihrer vollen Größe aufgerichtet und eingebaut werden. Für Tilo Fritz immer der schönste Moment seiner Handwerkskunst. (Text: SWR)
Weben ist gar nicht schwer – das weiß man noch aus dem Werkunterricht in der Schule. Mit professionellem Weben auf dem Handwebstuhl hat das allerdings nur wenig zu tun. Handweben ist ein komplizierter und aufwendiger Prozess, der großes Fachwissen erfordert. Margarete Horle beherrscht dieses jahrhundertealte Handwerk. In ihrer Werkstatt in Bockenheim an der Weinstraße zeigt die Handwerberin, wie aus der Faser ein hochwertiger Stoff entsteht. Dafür braucht sie ein gutes Gespür für Muster, Farben und Materialien, technisches Geschick und viel Geduld. Margarete Horle weiht die Zuschauerinnen und Zuschauer in die Geheimnisse des Schärens, des Bäumens und des Verschnürens ein und erklärt, warum das zeitintensive Einrichten des Webstuhls so wichtig ist. (Text: SWR)
Bernhard Mathäss aus Duttweiler in der Pfalz übt einen der ältesten Berufe aus: Er bearbeitet Natursteine. Der Steinbildhauer gestaltet Grabmale. Das Exemplar, bei dessen Herstellung ihm die „Handwerkskunst“ über die Schulter schaut, besteht aus gelbem Sandstein und Corten-Stahl. In einem Steinbruch am Haardtrand sucht Bernhard Mathäss nach geeignetem Material mit ganz besonderer Maserung. Die Herstellung ist aufwändig: Von der ersten Skizzenzeichnung über das Modell aus Ton bis zum fertigen Stein ist der Steinbildhauer über eine Woche lang beschäftigt. Und die Arbeit an Naturmaterial birgt Überraschungen, die erst beim Behauen sichtbar werden. Auf die muss der 57jährige Pfälzer reagieren – aber das hat er gelernt. Die „Handwerkskunst“ begleitet eine faszinierende Arbeit, die die beiden Seiten ihres Urhebers zeigt: Den Handwerker und den Künstler. (Text: SWR)
Thomas Renner ist ein Mann, der weiß, was Kinder glücklich macht. Er baut Spiellandschaften und Spielplätze. Kein Spielgerät gleicht dem anderen. Alle Bauwerke sind Maßanfertigungen und individuell auf den Ort zugeschnitten. Kurzum: Renner und seine Mannschaft bauen Unikate. „Handwerkskunst!“ begleitet die Spielplatzbauer*innen bei einem ihrer Projekte: einem Baumhaus für Kinder. Der Mittelpunkt ist das Haus. Daran angebaut werden Schaukel, Kletternetz, Strickleiter und Rutsche. Also alles, was ein Kinderherz begehrt. Der Clou an diesem Baumhaus ist die Bauart. Äste und Stämme sollen nämlich in das Haus integriert werden. Kein Ast wird abgesägt, keine Wurzel verletzt. Der Baum soll vollkommen unbeschädigt bleiben. Das ist gar nicht so einfach. Die Holzbauer*innen haben zwar einen Plan, müssen aber vor Ort spontan entscheiden, wie sie um den Baum herum bauen.
Viel mehr als Öle, Fette und Natronlauge benötigt man nicht, um eine einfache Naturseife zu sieden. Damit aus einer Seife allerdings ein kleines Kunstwerk für Auge, Haut und Nase wird, braucht es Erfahrung, Wissen und Kreativität. All das besitzt Erika Hock, die seit 2007 zusammen mit ihrem Mann die kleine Seifenmanufaktur „Eulenhof“ in Uhingen im Filstal betreibt. Nachdem das Handwerk der Seifensiederei mit Beginn der Industrialisierung fast ausgestorben wäre, erfreut es sich heutzutage wieder großer Beliebtheit. Naturseife liegt dank gewachsenem Umweltbewusstsein voll im Trend. Die Seifen, die Erika nach eigenem Rezept und mit hochwertigen Zutaten herstellt, tragen illustre Namen wie „Milchbub“, „Drachenblut“ oder“ Pink Cherry Cake“. Für ihre Kräuterseife „Grüne Neune“ verarbeitet sie neun verschiedene Wildkräuter aus dem eigenen Garten. Die Seifen sind plastikfrei, fast alle vegan und haben einen hohen Grad an Rückfettung.
Bei einem Brett auf Rollen denken die meisten an ein Skateboard und hören es schon rattern auf dem Asphalt. Aber bei einen Surfskate? Das ist auch ein Brett auf Rollen, aber ganz leise unterwegs, krass wendig und der letzte Schrei unter den Skaterinnen und Skatern. Ein Board, mit dem man die Wände hoch und runter fahren kann in einer Bowl, wie auf einer Welle im Meer. Surfskaten eben. Das Surfskate gehört zur Familie der Longboards. Die baut Martin Sammet seit 1983 in seiner Werkstatt im Kreis Heilbronn. Wenn er seinen Bleistift zückt, dann verewigt er seine Idee erst mal auf einer Schablone. So auch das Surfskate. Es bekommt seine eigene Form. Am Anfang steht immer der Shape, wie die Skater*innen-Szene es nennt. Genauer gesagt, ein Custom Shape, also eine individuelle Maßschneiderei. Es ist den Fahrenden und ihren Wünschen angepasst. Das Besondere an diesem Sportgerät: neben Form und Fahrgefühl auch spezielle Achsen. Die sind sehr wendig und sorgen für den Wellengang auf dem doch recht trockenen Asphalt. Wie auf einem Surfbrett im Meer auf einem Brecher. In gut 20 Arbeitsschritten verbaut Martin Sammet Holz und Hightech-Materialien im Board. Das Herzstück ist der Holzkern aus Esche. Um das Naturmaterial schichtet und verklebt er Metalllegierungen und Kunststoffe. Materialien, die auch die Luft- und Raumfahrt verbaut. Warum er so baut? Was das mit den Fahrenden und ihrer Sicherheit zu tun hat und welche Betriebsgeheimnisse er außerdem noch lüftet? (Text: SWR)
Ein Messer ist nicht nur ein Werkzeug, die handgeschmiedeten Damastmesser von Uwe Heieck schon gar nicht. Sie sind Schmuckstück und Waffe zugleich. Aus Damaststahl mit feinem Mosaikmuster gefertigt, sind sie fast zu schade für die Küche. Immerhin besagt ein alter Aberglaube, dass man ein geschenktes Messer nie ohne Gegengabe annehmen darf. Es zerschnitte sonst das Band der Freundschaft. Allem Aberglauben zum Trotz schmiedet Uwe Heieck ein Küchenmesser aus Damaststahl für seinen Neffen zur Hochzeit. Damaststahl entsteht durch das Verschweißen und Falten unterschiedlicher Stahlsorten und ist ein mehr als 2000 Jahre altes Handwerk. Was die Menschen schon immer faszinierte, sind die Muster, die sich durch das anschließende Ätzen auf dem Stahl bilden. Uwe Heieck hat sich das Damastschmieden selbst beigebracht. Er arbeitet im Hauptberuf als Rettungsassistent.
Um jeden Sommer einen Garten zu haben, in dem die Pflanzen blühen und gedeihen, brauchen diese vor allem viel Wasser. Das kommt hierzulande oft aus dem Wasserhahn. Kostbares Trinkwasser, das zur Gartenbewässerung verschwendet wird. Ein Brunnen, in dem 24 Stunden Grundwasser bereitsteht, ist eine ökologisch wertvolle Alternative. Matthias Breitbach ist Maurer und Brunnenbauer in Rivenich in der Südeifel. Er hat schon viele Brunnen in Privathaushalten gebaut. Jetzt möchte er sich einen Brunnen auf dem eigenen Gartengrundstück bohren. Da sein Haus an einem Hang liegt und der Boden in der Eifel eher hart und felsig ist, hat er sich für einen Bohrbrunnen entschieden. Mit dem „Imlochhammer-Bohrverfahren“ muss er sich an die 30 Meter durch den festen Boden arbeiten, um dann durch die Schutzrohre Brunnenrohre, Filterkies und Brunnenpumpe einzubauen. Nach zwei Tagen Großbaustelle ist die Grundwasserquelle bereit für ihren ersten Einsatz. Gartenbewässerung aus dem hauseigenen Brunnen: ein Zukunftsmodell. (Text: SWR)
Gerd Fritsche aus Sigmarszell bei Lindau ist Ingenieur und Maschinenschlosser. Doch er liebt die Arbeit mit Holz. Zahlreiche Möbel seines Hauses hat er selbst gebaut. Aber jetzt gäbe es keinen Platz mehr für neue Möbel. Deshalb habe er angefangen, Hobel zu bauen. Um die Jahrtausendwende entdeckte er englische Hobel aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Sie begeisterten ihn sofort: Schön geformte Holzgriffe, ein Metallgehäuse, das weder gegossen noch geschweißt ist, sondern genietet. „Was für eine handwerkliche Meisterleistung“, dachte er damals anerkennend und beschloss, einen eigenen Hobel im englischen Stil zu bauen. Seither stellte er hunderte Hobel in 18 verschiedenen Varianten her – vom Schlichthobel über den Simshobel bis zur Raubank mit einer Länge von 75 Zentimetern. Viele Hobel haben Griffe aus wertvollen Hölzern. Während die Hobelsohle immer aus Stahl ist und die Hobelklappe aus Bronze, bestehen die meisten Seitenteile aus Messing. Das Farbenspiel der unterschiedlichen Materialien macht den optischen Reiz von Fritsches Hobeln aus. Seiner Meinung nach arbeitet man mit schönem Werkzeug viel lieber als mit gewöhnlichen Geräten.
Verführerisch süß, ewig haltbar und dazu noch gesund: Honig ist ein wahres Wunderwerk der Natur. Die Haltung von Honigbienen und das Ernten ihres süßen Goldes liegen derzeit im Trend. Doch geimkert wird bereits seit Jahrtausenden. Eine, die sich damit auskennt, ist Silke Friederich. Die Pfälzerin aus Weingarten ist seit 2013 Imkerin aus Leidenschaft. Zusammen mit ihren Bienen produziert sie jedes Jahr verschiedenste Sorten des vielfältigen Naturproduktes. Vom süßen, cremigen Rapshonig bis zum herben, flüssigen Edelkastanienhonig. Das Handwerk der Imkerei ist eng mit der Sesshaftwerdung der Menschen verbunden. Wurden die wilden Bienenstöcke früher beraubt, so holten die Menschen mit dem Übergang zu Ackerbau und Viehzucht die Bienen in ihre Nähe und begannen mit der gezielten Haltung und Bewirtschaftung der Völker. Silke Friederich züchtet als eine der wenigen Frauen auch Bienenköniginnen. Das Hauptaugenmerk der Imkerin liegt aber auf der Honigproduktion. Ihre persönliche Lieblingssorte ist dabei der würzige, bernsteinfarbene Honig aus dem Pfälzer Edelkastanienwald. (Text: SWR)
Zehn Kilometer Nähgarn, 250 Meter Seil, 1000 Quadratmeter Stoff: Die Mengen, die man für eine Ballonhülle benötigt, sind gewaltig. Für die Fertigung eines Heißluftballons bedarf es darüber hinaus einer beeindruckenden Handwerksarbeit. Die Firma Schröder Fire Balloons im rheinland-pfälzischen Schwaich baut einen kompletten Ballon mit Hülle, Korb und Brenner in drei Monaten. Dabei sind vor allem Geduld, Kraft und Präzision gefragt. In der Näherei schneidert Karin Lichter jedes einzelne der mehr als 400 Stoffsegmente, die später die Hülle ergeben. Dabei arbeitet sie mit einer sogenannten Einnaht, d. h. sie näht das Motiv des Ballons nicht einfach auf, sondern schneidet die verschiedenfarbigen Stoffe einzeln von Hand zu und näht sie dann aneinander. Eine aufwändige Arbeit. Je nach Schwierigkeitsgrad braucht sie für ein einziges der Segmente bis zu zwei Stunden. Nach dem Zusammenstecken vernäht sie die Stoffteile mit einer Kappnaht.
Heike Braun ist Sargbauerin. In ihrer Schreinerei in Spaichingen in der Nähe von Rottweil entstehen Särge, die sie selbst entwirft. Die letzte schützende Hülle, die den Menschen umgibt. In dem Wissen gebaut, dass das Werk nur für eine kurze Zeit überhaupt sichtbar sein wird. Dennoch arbeiten Heike Braun und ihre Schreiner mit Liebe und Sorgfalt am ’letzten Häusle“, wie sie sagen. Das Holz für die Särge wird in heimischen Wäldern geschlagen oder aus dem Elsass geliefert. Bis aus den rohen Brettern auf Hochglanz lackierte und polierte Sargkästen werden, braucht es viele Arbeitsschritte. Da müssen alle Geduld, einen scharfen Blick und auch Kraft aufbringen. Die Särge entstehen in Handarbeit, unterstützt durch spezielle Maschinen, die nur für den Sargbau entwickelt wurden und die zum Teil schon seit vielen Jahren im Einsatz sind. Als einzige Frau in einer echten Männerbranche hat sich Heike Braun erst mal Respekt verschaffen müssen, doch als Tochter eines Sargbauers ist sie von Kind auf mit jedem Arbeitsschritt vertraut und packt selbst mit an.
Markus Rickus liebt seinen Beruf, er arbeitet seit mehr als 30 Jahren als Hufschmied. Dass der Hunsrücker diesen Beruf erlernen will, stand für ihn schon als Kind fest. Markus Rickus ist nämlich mit Pferden aufgewachsen. Heute bringt er die Leidenschaft für den Beruf vor allem seinen Schülerinnen und Schülern bei. In Beltheim-Mannebach, im Hunsrück, betreibt er eine Lehrschmiede und bildet Hufschmied*innen aus ganz Deutschland aus. Ein Pferd zu beschlagen ist echte Handwerkskunst. „Handwerkskunst!“ hat Markus Rickus bei seiner Arbeit am Pferd und beim Schmieden in seiner Lehrschmiede über die Schulter geschaut.
Mercedes Kupczyk ist Kirchenmalermeisterin. Sie arbeitet nicht nur in Kirchen, sondern auch in historischen Häusern, darunter dem ältesten Haus in Wertheim, einem Privathaus in der Münzgasse. Dort wurden florale Malereien an den Decken gefunden, vergilbt und verblichen. Vermutlich sind sie 450 Jahre alt. Wer sie gemalt hat, ist nicht bekannt. Mit Hilfe der Materialien und Techniken von damals rettet Mercedes Kupczyk diese Zimmerdecken ins Heute. Das Anwesen steht unter Denkmalschutz. An der Zimmerdecke haben die Jahrhunderte ihre Spuren hinterlassen. An manchen Stellen findet Mercedes Kupczyk abgeblätterten Putz. Breite Löcher tun sich zwischen Holzbalken und Putzfeld auf. Mit Stahlbürste und einem feinen Pinsel schaut die gebürtige Sächsin, was sie retten kann.
Das Fahrrad als Lifestyle-Produkt, Statussymbol und Accessoire: Die Suche nach dem Besonderen, Einzigartigen lässt kleine Radmanufakturen im Südwesten aufblühen. Rahmenbau gilt als die Königsdisziplin. Der Rahmen gibt dem Fahrrad Charakter. Er ist die zentrale Konstruktion, die alle Teile trägt und verbindet und dafür verantwortlich, wie sich das Rad fährt. Doch nur wenige nehmen diese Herausforderung an. Nicht einfach bloß Komponenten zusammenzuschrauben, sondern den Fahrrad-Rahmen selbst zu konstruieren und eigenhändig zu bauen – die machen die Rahmenbauer*innen. Gerade mal 20 von ihnen gibt es in Deutschland. Alexander Clauss ist so einer. Im badischen Pforzheim baut er Räder aus Stahl. Jedes ist ein handgemachtes Unikat und firmiert unter „Portus“ – so hieß Pforzheim bei den alten Römern. Der Schwarzwälder hat sich spezialisiert auf Lastenräder.
Seit Jahrhunderten werden traditionell Lebkuchen zum Weihnachtsfest gebacken. Ob als Lebkuchenmann oder Hexenhäuschen: Der braune Lebkuchen lässt sich vielseitig gestalten. Früher gehörten die Herstellerinnen und Hersteller von Lebkuchen einem anderen Handwerk an als die übrigen Bäcker, sie nannten sich Lebküchler, Pfefferküchler, Lebzelter, Lebküchner – Ausdrücke, die heute noch gerne von Bäckerinnen und Bäckern verwendet werden, die sich auf Lebkuchen spezialisiert haben. Bäckermeister Claus Becker aus Edenkoben zeigt in seiner gläsernen Backstube Schritt für Schritt, wie aus einem sogenannten „Lagerteig“ ohne Triebmittel, nur aus Mehl und Honig, ein leckerer Lebkuchen gebacken wird. Passend zur Jahreszeit wird der Lebkuchen weihnachtlich verziert.
An einem Hornschlitten ist alles eine Nummer grösser. Das ist nicht erstaunlich, denn früher haben Bergbauern und Bergbäuerinnen im Allgäu mit ihm zentnerschwere Lasten durch den Tiefschnee ins Tal gefahren. Die langen gebogenen Hörner hat der Hornschlitten, damit man ihn ziehen und lenken kann. Einen Hornschlitten zu bauen ist vielseitig: Während es bei den Verbindungen um exakte Präzision geht, ist bei den Griffen Gefühl gefragt. Eine gute Mischung aus Stabilität und Elastizität muss der Schlitten auch haben, denn er muss viel Gewicht tragen können, darf jedoch auf unebenem Gelände nicht brechen. Deshalb ist ein hohes Maß an Wissen und Handwerkskunst gefragt. Schreinermeister Dietmar Martin aus Sonthofen zeigt, wie er in drei Tagen einen Hornschlitten baut.
Eine Sauna to go - Thorsten Kirsch aus Fornsbach im Schwäbischen Wald ist Zimmermann. Und hat sich auf mobile Schwitzkästen spezialisiert. Saunawagen, in denen man draußen in der Natur ungestört saunieren und sogar darin übernachten kann. Das Modell baut auf einem klassischen Schäferwagen auf. Mit Holzofen oder elektrisch, auf modernen Anhängern für bis zu 80 km/h oder die gemütliche Variante für .....
Seit fast 60 Jahren baut Dieter Wenger die Fastnachtswagen für die Mainzer Straßenfastnacht. Mehrere Monate dauert es, bis der Wagen am Rosenmontag durch die Innenstadt rollen kann. Die unterschiedlichsten Arbeiten fallen hierfür an. Metall-, Holz-, Maler- und Bildhauerarbeiten. Die Zuschauerinnen und Zuschauer begleiten ihn beim Bau des Wagens für den Fußballverein Mainz 05.
„Scheunenfund“ nennt Ulrich Beppler das, was verdreckt und voller Spinnweben bei ihm auf dem Hof steht: eine BMW R 75 / 5, Baujahr 1972, Höchstgeschwindigkeit 175 Stundenkilometer – theoretisch. 30 Jahre lang stand die Maschine unbenutzt in einem Schuppen, nun will der Motorradspezialist aus dem südpfälzischen Landau herausfinden, warum. Ulrich Beppler hat Erfahrung mit speziellen Aufträgen, vor ein paar Jahren restaurierte er das Motorrad von Jutta Kleinschmidt, mit dem diese 1992 Siegerin der Rallye Paris Dakar wurde. Jetzt wird er die alte BMW Stück für Stück auseinandernehmen. Das sind „sehr viele einzelne Teile“, lacht er, „aber durch meine über 30 Jahre Erfahrung krieg’ ich das auch alles wieder zusammen“. Welche Überraschungen es dabei gibt, wozu der Zweirad-Mechaniker-Meister Heißluftföhn und Herdplatte braucht – und ob das in den 1970er Jahren sehr teure Motorrad am Ende wieder läuft: „Handwerkskunst!“ war dabei.
Im Adler-Bräu in Wiernsheim zwischen Pforzheim und Vaihingen an der Enz widmet sich die Familie von Leopold und Conrad Volk bereits in der fünften Generation der Braukunst. Die beiden Brüder Leopold und Conrad betreiben gemeinsam mit ihren Eltern die kleine Brauerei mit viel Liebe zum Produkt. Schon mit 14 Jahren hat sich Leopold entschieden, die Tradition der Familie fortzuführen. Mit 19 Jahren war er der jüngste Brau- und Malzmeister überhaupt. Bis heute hat er diese Entscheidung nicht bereut. Hopfen, Malz, Wasser und Hefe braucht man zum Bierbrauen. Eine Menge handwerkliches Wissen und Freude am alten Handwerk des Bierbrauens gehören natürlich auch dazu. Und die haben Leopold und Conrad Volk. Im Gegensatz zu modernen automatisierten Anlagen wird hier im baden-württembergischen Wiernsheim das meiste noch von Hand gemacht.
Frische Eier von glücklichen Hühnern. Am besten aus dem eigenen Garten. Dafür braucht es nicht nur Hühner, sondern auch ein artgerechtes Hühnerhaus. Zimmerermeister Friedrich Dippon aus Beutelsbach im Remstal baut es nach allen Regeln der Zimmererkunst mit einem pagodenähnlichen Dach, perfektem Dachstuhl und einer Innenausstattung, die den Hühnern die richtige Umgebung zum Legen und Brüten bietet. Der Zimmerermeister ist überzeugt davon, dass sich nur wenige Dinge nicht aus Holz bauen lassen, vielleicht Gummistiefel. Ob er moderne Holzhäuser oder ein Tiny House baut oder ob er altes Fachwerk restauriert, jedes Bauwerk beginnt mit einem Bild im Kopf des Handwerkers. Auch bei einem Hühnerhaus. Mit viel Leidenschaft und handwerklichem Wissen entsteht aus diesem Bild dann ein kleines fachmännisch konstruiertes Schmuckstück für alle Selbstversorger.
Strandkörbe bringen den Urlaub nach Hause - ein Handwerksstück zum 'Seele baumeln lassen', auch für manche im Südwesten Deutschlands. Denn immer häufiger sind Strandkörbe auch in heimischen Gärten zu sehen. Seit fast 140 Jahren stehen sie an Norddeutschlands Küsten und auf Usedom werden sie noch in Handarbeit gefertigt. Viele Mitarbeitende in der Manufaktur flechten, sägen, hobeln und nähen, bis aus den fast 1.000 Einzelteilen ein Strandkorb entsteht. Sie wissen, wie aus Holz, Flechtband und Stoff ein Unikat wird.
Kreativität kann sich auf viele Arten ausdrücken. In jedem klassischen Handwerk gibt es auch Künstler, Pioniere, Menschen, die neue Wege gehen und ihre Werke oft unabhängig vom alltäglichen Nutzwert schaffen. Birgit Sahner aus Kördorf im Taunus gestaltet kleine Kunstwerke aus Schafswolle. Sie filzt damit „Naturwesen“: Zwerge, Wichte, Elfen und Kobolde bevölkern ihre Werkstatt. Die Filzkünstlerin zeigt uns Schritt für Schritt, wie man aus gefärbter Wolle eines dieser Naturwesen erschafft, wie man nass und wie man trocken filzt und wie man die beiden Techniken kombiniert. Sie erklärt uns, worauf es bei der Seifenlauge zu achten gilt und warum man immer ein paar Filznadeln in Reserve haben sollte. Vor allem aber macht sie uns mit dem Prozess des kreativen Filzens vertraut, mit den besonderen Möglichkeiten, die in dieser künstlerisch-handwerklichen Ausdrucksform liegen. Und sie beweist damit, dass kreatives Filzen eine Inspirationsquelle für viele Menschen sein kann.
Die hohen Absätze geben ihnen den Namen: High Heels. Durch sie wirkt das Bein länger und der Fuß kleiner - sie sind sexy, elegant und müssen genauestens gefertigt sein, damit man sie gut tragen kann. Wie man High Heels in der Schuhmanufaktur Kennel & Schmenger in Pirmasens macht, zeigt uns Schuhmachermeister Sascha Roos: Mit feinstem Ziegenleder, handwerklicher Perfektion und viel Fingerspitzengefühl arbeitet er zwei Tage und 60 Arbeitsgänge lang an den High Heels „Miley”. Entworfen hat sie Andreas Klautzsch, Geschäftsführer und Chefdesigner bei Kennel & Schmenger, dem inzwischen einzigen Unternehmen in Rheinland-Pfalz, das im gehobenen Segment High Heels herstellt.
Die Sitzfläche eines Stuhls kann aus vielen Materialien bestehen. Eines der traditionell beliebtesten, schönsten und hochwertigsten ist das Rattangeflecht. Es wird aus einem natürlichen Material, dem Rohr der Rattanpalme, hergestellt und heute ebenso handwerklich verarbeitet wie vor hundert Jahren. Zwar kann man auch Fertiggeflecht kaufen, aber insbesondere bei hochwertigen antiken Stühlen muss das Geflecht im Stuhlsitz Faden für Faden eingezogen werden. Felicitas Zimehl ist Stuhlflechterin aus Leidenschaft und Profession. Sie liebt Stühle, und in ihrer Stuhlwerkstatt in Ingelheim restauriert sie vom Thonet-Freischwinger bis zum antiken Biedermeier-Möbelstück alles, was den Kunden lieb und teuer ist. Der Preis für die Arbeit richtet sich nach dem zeitlichen Aufwand, und der wird von der Zahl der Löcher bestimmt, durch die das Stuhlgeflecht gezogen werden muss.
Motivtorten aus Fondant sind eine Leidenschaft von Cake-Desigerin Marika Schäfer. In ihrer Böblinger Pâtisserie "Die Seelenschmeichler" kreiert sie fantasievolle Thementorten für alle Anlässe. Zum Geburtstag der 5-Jährigen Lilly hat die Konditorin eine mehrstöckige Mottotorte aus Biskuit gezaubert mit funkensprühendem Vulkan und modellierten Dinos aus Fondant.
Streamen und MP3 haben die Musikwelt verändert, doch Vinyl und Plattenspieler sind immer noch da. Der analoge Sound feiert sogar eine Renaissance. Im baden-württembergischen Altdorf fertigt die Firma Wirth Tonmaschinenbau exklusive Plattenspieler in Handarbeit. Karl Wirth ist ein Tüftler und Perfektionist. Seine Masselaufwerke werden aus massivem Aluminium hergestellt. CNC-Maschinen sorgen dabei für mikrometergenaue Präzision. 25 Einzelteile, einzeln auf Hochglanz poliert, fügen er und sein Team zu einem Highendgerät zusammen. Nicht nur optisch ein Glanzstück, sondern vor allem klanglich.
Die Kiefernart Zirbe (oft auch Arve genannt) ist der frosthärteste Nadelbaum in den Alpen und kann bis zu 1200 Jahre alt werden. Ihre Nadeln ertragen Temperaturen bis unter minus 40 Grad Celsius. Aber auch große Temperaturschwankungen können der "Königin der Alpen" nichts anhaben. Ihre Verbreitung liegt zwischen 1.500 bis 2.400 Meter über dem Meeresspiegel. Bereits seit hunderten von Jahren nutzen Menschen das edle Holz zur Weiterverarbeitung für den Möbelbau. Ein Bett aus Zirbenholz, metallfrei und von angenehmem Duft, gilt als langlebige und wohltuende Anschaffung. Am Ende kostet das Bett etwa 3.800 Euro. Tobias Liebert in Adams Schreinerei in Schillingen im Hunsrück zeigt, wie man es macht.
Die Kistentrommeln von Christoph Franzen sind Handwerkskunst zum Hören. Seine Cajons gleichen auf den ersten Blick einer einfachen Holzkiste, doch sie sind ausgeklügelte Perkussionsinstrumente und in der Lage, ein komplettes Schlagzeug-Set zu ersetzen. In Halsenbach im Rhein-Hunsrück-Kreis konstruiert Christoph Franzen die raffinierte Kistentrommel mit Holzspielfläche.
Bei ihr ist alles Käse: Die Milch, die ihre 40 Kühe hergeben, verarbeitet Meike Jaschok auf dem Bornwiesenhof zu verschiedenen Käsespezialitäten. Schritt für Schritt zeigt sie, wie man Schnittkäse macht. Dazu wird die Milch pasteurisiert, dick gelegt, geschnitten, abgeschöpft und in Formen gepresst. Danach wird der Käse gesalzen und ruht fünf Wochen lang im Reiferaum. Sie macht aber auch noch andere Sorten: Frischkäse, Joghurt und Hartkäse. 40 Kühe stehen auf den Weiden rund um den Hof und liefern Meike den Rohstoff für die Käsebereitung.
Es dauert rund zwei Jahre, um einen hochwertigen Rotwein herzustellen: Vom Anschnitt im Weinberg im späten Winter, über die Schädlingsbekämpfung und Bodenbearbeitung im Frühjahr, die Pilzabwehr und Laubarbeit im Sommer, die Hand-Lese im Frühherbst, die Maischegärung im Herbst und die Reifezeit im Barrique-Fass bis zur Flaschenabfüllung. Meike Näkel vom Weingut Meyer-Näkel in Dernau an der Ahr betreibt das Spitzenweingut zusammen mit ihrer Schwester Dörte und zeigt Schritt für Schritt, wie viel Handarbeit bei der Rotweinbereitung nötig ist. Hinweis: Die Aufnahmen für diese Sendung wurden vor der Hochwasserflut an der Ahr abgeschlossen. Mit knapper Not wurden die Schwestern vor der Flut gerettet, die in der Sendung gezeigte Produktionsstätte aber weitgehend zerstört.
Für Edelsteinschleifer Rolf Ehrhard aus Idar-Oberstein ist es immer wieder ein Glücksgefühl, wenn er die leuchtenden Steine in seinen Händen hält. Im Familienbetrieb von Alexander und René Arnoldi werden ausschließlich wertvolle Unikate geschliffen. Ihre Spezialität sind Aquamarine. Das Ebouchieren, also das Zuschneiden der Rohsteine, ist bei den Arnoldis Chefsache. Edelsteinschleifer Rolf Ehrhard übernimmt die Feinarbeit. Auf einer diamantstaubbesetzten Stahlscheibe schleift er mehr als 100 Facetten auf der Vorder- und Rückseite des Aquamarins. Die schwierigste Aufgabe ist das anschließende Polieren. Rolf Ehrhard muss jede Facette in exakt dem gleichen Winkel treffen, wie er sie geschliffen hat. Das erfordert viel Geduld und jahrelange Erfahrung. Nur so entsteht das "Feuer", das den Edelstein zum Leuchten bringt.
Camping boomt – und das besonders in Zeiten von Corona. Freiheit und Unabhängigkeit locken sogar die Menschen, die bislang noch keine passionierten Camper waren. Ein fertig ausgebautes Reisemobil kostet jedoch eine ganze Stange Geld. Günstiger kommt weg, wer sich einen gebrauchten Van kauft und ihn von Spezialisten zum Campingbus umrüsten lässt. Und da kommt Aaron Steinrock ins Spiel. Er hat seine Leidenschaft fürs Campen und das handwerkliche Arbeiten zum Beruf gemacht. In seiner Campervan-Manufaktur in Limburgerhof baut er Transporter zu Campingbussen um – individuell nach den Wünschen seiner Kundschaft. Aaron Steinrock und sein Team bauen Fenster ein, isolieren den Innenraum und verlegen die Elektrik. Wände und Decke werden verkleidet und ein Boden in den Camper eingebaut. Danach folgt der Bau der Möbel sowie der Einbau einer Toilettenkabine. Mit dem wohnlich ausgebauten Reisemobil steht dem Camping-Glück dann nichts mehr im Wege. (Text: SWR)
Im südpfälzischen Schwanheim betreibt Michael Ruppert mit seiner Familie seit über 30 Jahren einen kleinen Schafshof. Einmal im Jahr werden die Tiere geschoren. Dann beginnt ein aufwändiger Prozess, um die Hinterlassenschaften von 12 Monaten los zu werden und die Wolle von Hand zu verarbeiten. Michael Ruppert zeigt, wie viel Geduld und Geschick es braucht, um daraus selbstgesponnenes Garn und schließlich eine Strickjacke zu machen – und warum am Ende ein kleines Wunderwerk der Natur herauskommt.(Text: SWR)
Cornelius Mänz aus Reutlingen ist Pfeifenmacher, ein Freehand-Künstler, wie es in der Fachsprache heißt. Jede Pfeife formt er freihändig an der Schleifscheibe, arbeitet nach Gefühl und Intuition. Immer mit Präzision. Jedes seiner Stücke ist ein Unikat und mittlerweile bei Sammlerinnen und Sammlern aus der ganzen Welt begehrt. Cornelius Mänz fertigt seine Pfeifen aus italienischem Bruyèreholz. Bruyèreholz, so nennt man die Wurzelknollen der Baumheide. Das ideale Holz für eine Pfeife, weil es besonders hart und dabei relativ leicht ist. Das Besondere aber ist die feine und detailreiche Maserung. Nur ein geübtes Auge wie das von Cornelius Mänz erkennt, welches Potenzial in den unscheinbaren Holzklötzen steckt. Deren feine Maserung weist ihm den Weg. An ihr erkennt er, welche Form er der Pfeife geben will. Ob die Pfeife kräftig werden soll mit klaren Kanten oder eher zierlich und filigran. Von der groben Form bis zum glänzenden und handschmeichelnden Objekt schleift, bohrt, ölt und poliert der Handwerkskünstler mehrere Tage. Dazu kommt noch das Mundstück aus Ebonit, das er auch mit der Hand formt. Ein echter Perfektionist ist der gelernte Textildesigner. Vor mehr als 20 Jahren begann er mit dem Pfeifenmacherhandwerk, zunächst nur zu seinem eigenen Vergnügen. Eine sichere Hand und ein Auge für Proportionen braucht Cornelius Mänz, aber auch viel Geduld und starke Nerven. Denn nicht selten zeigt sich erst zum Schluss, ob die Pfeife hält, was das Holz versprach. Wenn Unregelmäßigkeiten, Einschlüsse und Makel erst nach dem Schleifen zum Vorschein kommen, muss der Pfeifenbauer wieder ganz von vorne beginnen. Cornelius Mänz nimmt es mit Gelassenheit. Es ist und bleibt eben ein Stück Natur. Doch genau das macht das Material für den Handwerkskünstler so spannend.
Ein altes Kinderbuch mit schönen Bildern, vielen Liedern und Gedichten. Es ist über 100 Jahre alt. Der Buchrücken ist kaputt, das Buch selbst nur noch mit größter Vorsicht zu benutzen. Buchbindermeisterin Hedwig Müller aus Landau nimmt sich diesem Schatz an und sorgt mit viel handwerklicher Erfahrung und einer neuen Fadenheftung dafür, dass das Buch wieder benutzt werden kann. (Text: SWR)
Neil Bruckhuisen und Timo Brandenburger von der Haustürmanufaktur Löhr sind Spezialisten für den Bau von Haustüren aus Massivholz. In der Höchstenbacher Schreinerei werden Haustüren noch von den einzelnen Brettern bis zur fertigen Tür selbst gefertigt. Das Ausgangsmaterial ist meist Westerwälder Eiche. Einige Haustüren bekommen aber eine Oberfläche aus ganz besonderem Material: Sie werden aus teils hunderte Jahre altem Eichenholz angefertigt. Das Holz stammt zum Beispiel aus alten Fachwerk- oder Blockhäusern. In wochenlanger Arbeit entstehen aus den uralten Balken moderne Haustüren. Dabei kommen computergesteuerte Fräsen genauso zum Einsatz wie Hobel, Hammer und Stechbeitel. (Text: SWR)
Brot-Sommelier Jörg Schmid hat das Brezel-Backen zur eigenen Kunstform erhoben. In seiner Bäckerei entstehen Brezeln, die mehr Zutaten und mehr Wissen in sich tragen, als so manche Tortenkreation: Weizen aus regionalem Getreide, Sauerteig, Malz, Hefe, Butter, ein Kochstück, Salz, Milch, Wasser, Eis, Lauge und spezielles Brezelsalz. Was andere im Wein entdecken, sieht er im schwäbischen Dauerbrenner, der Brezel: Duftnoten von nussig bis Soja, seidiger Abgang beim Kauen, mehrere Stufen des Genusserlebnisses, knusprige Schale, weicher Kern mit wahren Geschmacksexplosionen. Wie der 37-jährige Bäckermeister arbeitet, was er über das schwäbische Supergebäck weiß und wie das Meisterstück gelingt, zeigt er in einer ganz besonderen Folge der Handwerkskunst. Danach wird jeder die nächste Brezel mit ganz anderen Augen betrachten und vielleicht auch noch mehr genießen. (Text: SWR)
Eine Kirchturmspitze zu bauen, erfordert Erfahrung in vielen Techniken der Metallumformung: Treiben, punzieren, schmieden und vor allem drücken – eine jahrhundertealte Methode, die kaum noch jemand kennt. Die Erwartungen an das Werkstück sind hoch: Ein paar Generationen muss so eine Turmbekrönung mindestens halten. Metalldrücker Thomas Müller zeigt uns, wie er eine alte Kirchturmspitze, die in die Jahre gekommen ist, nachbaut. Sein Ziel: Ein Endprodukt, das hohen ästhetischen Anforderungen gerecht wird und gleichzeitig sehr langlebig ist.
Johannes Öxler ist ein leidenschaftlicher KFZ-Meister. Besonders wenn es um alte Fahrzeuge geht. Hoffnungslose Fälle gibt es für ihn nicht, sondern nur Herausforderungen. Zusammen mit seinem Bruder Manuel hat er schon manche Rostlaube in ein Schmuckstück zurückverwandelt. Zurzeit bearbeitet Öxler einen BMW E 30 aus den 80er Jahren, der ziemlich viele Rostschäden hat. Bei der Restaurierung geht Johannes Öxler sehr behutsam vor. Wie ein guter Zahnarzt, der versucht, so viel wie möglich von der natürlichen Substanz zu erhalten, schneidet Öxler nur die Teile heraus, die wirklich gar nicht mehr zu retten sind. Das Originalblech will er, wo immer es geht, bewahren. Diese Philosophie unterscheidet ihn von vielen anderen Auto-Restauratoren, die schon mal ganze Kotflügel am Stück ersetzen. Das sei zwar weniger Arbeit, aber man hätte danach auch weniger originale Substanz, so Öxler.
Ein Topf für Generationen. Nahezu unverwüstlich, wer ihn zu handhaben weiß. Kein anderes Material leitet Wärme so schnell, lässt sich punktgenau regulieren am Herd und wirkt dabei noch entkeimend. Alle diese Eigenschaften nutzt auch Deutschlands einzige Kupfermanufaktur. Sie lässt Töpfe aus diesem Rohstoff von Hand herstellen. Dabei arbeitet sie mit verschiedenen Spezialisten zusammen. Martin Mittermann ist einer von ihnen. Er drückt die Topf-Körper auf einer Drückbank wie vor 100 Jahren. Heute sind 50 Marmeladen-Töpfe dran. Der Meister im Metalldrücken beginnt mit dem Zuschnitt des zwei Millimeter dickem Kupferblechs in Scheiben. Aus der sogenannten Ronde drückt er einen span- und nahtlosen Rohling in nur wenigen Minuten.
Kaffee kann Flügel verleihen und rund 1.000 Aromen entfalten. Wenn gute Bohnen auf einen Röster treffen, der was versteht von seinem Handwerk. So wie in der Kaffeerösterei von Sven Herzog in Waldbronn im Schwarzwald. Dort steht Jochen Ludat am Trommelröster, lässt seine Bohnen nicht aus den Augen und lauscht auf den First Crack, den Moment, in dem die Bohnen mit einem typischen Knacken aufplatzen, ein bisschen so wie beim Popcorn. Dann weiß der Röstmeister, bald ist der Röstvorgang abgeschlossen. Fruchtig, schokoladig, kräftig, mild, sanft. Viele Geschmacks- und Duftaromen kitzeln die Handwerkskünstler aus den Bohnen. Ihre Kaffees haben schon international Preise gewonnen. Bei Sterneköchen stehen sie auf der Getränkekarte Ihren Rohkaffee bekommen die Röster direkt von den Farmen der Herkunftsländer. Ohne Zwischenhändler. Sie kaufen auch nur sortenreine Bohnen von kleinen Farmen überall in der Welt, die umweltschonend wirtschaften.
Für Tilmann Bohne ist das Zirbenholz das schönste, um damit zu arbeiten. Das weiche Nadelholz ist ein idealer Werkstoff für den Möbelbau. Auf der Drechselbank will der Stuttgarter einen Brottopf samt Deckel daraus drehen. Brote halten darin länger frisch, weil Luft und Feuchtigkeit harmonisch miteinander zirkulieren. Der Brotkasten oder die Brotdose, wie der Topf für Backwaren auch genannt wird, soll eine schlichte Form bekommen, die sich nach oben hin verjüngt. Bevor der 48-Jährige ans Gestalten und Drehen geht, sägt und verleimt er zunächst den Rohling. Sorgfältig wählt er die Dielen dafür aus. Achtet dabei auf die Verästelung und die Jahresringe im Holz.
Wer an Alphorn könnte Urlaubsgefühle bekommen. Viele verorten dieses Handwerkstück in den Alpen. Dabei werden die Alphörner von Andreas Bader mitten in Bade-Württemberg am Rande der Schwäbischen Alb in Grafenberg gebaut. Handgefertigt aus dem Holz einer 500 Jahre alten Bergfichte sind sie zerlegbar und wiegen nur wenige Kilo.
Blockhäuser entstehen nicht in der Fabrik, sondern sind noch reine Handarbeit. Stamm für Stamm wird bearbeitet. Und wie ausgeklügelt erst. Alle Stämme der Tragwände halten sich gegenseitig - ausschließlich durch ihr Eigengewicht und die Eckverbindungen. Wie miteinander verwachsen. Zimmerer-Meister Andreas Egner aus dem schwäbischen Binsdorf baut diese Naturstammhäuser. Jedes Haus ist ein Unikat. So wie jeder Stamm ein Unikat ist. Andreas Egner nutzt ausschließlich die heimische Weißtanne. Der Wald ist gerade mal zwölf Kilometer entfernt. Kurze Wege ersparen Ressourcen und Transportkosten. Rund 500 Stämme verbaut der Blockhausbauer mit seinem Team jedes Jahr. Jeder Stamm wird einzeln bearbeitet. Die Rohbauten entstehen zunächst auf dem Werksgelände. Denn das Zusammen-Puzzeln der Stämme braucht Zeit. Erst wenn alles passt, wird das Blockhaus demontiert und an seinem endgültigen Bestimmungsort wieder aufgebaut. Naturstamm-Häuser können problemlos umziehen.
Das süße braune Gold. Handgefertigte Schokolade ist das Handwerk des Chocolatiers. Der gelernten Konditor und preisgekrönte deutsche Chocolatier Meister Kevin Kugel nimmt das wörtlich: Von der Kakaobohne bis zur fertigen Tafel, in Sindelfingen wird alles selbstgemacht. Die Bohnen kommen aus Ecuador, der Dominikanische Republik und aus Mexiko. Das Besondere ist, dass jede am Ende zu einer andere Schokolade wird und Schokoladen-Unikate sowieso. Die Kriterien sind schärfer als Fairtrade und vom Klima, über den nachhaltig biologischen Anbau und die Fermentation im Herkunftsland - alles hat entscheidenden Einfluss auf den späteren Geschmack.
Folieren statt Lackieren ist eine echte Alternative beim Autodesign. Natürlich nur, wenn es echte Profis machen. Alexander Otto und Andreas Schopf beherrschen ihr Handwerk und verwandeln in Stuttgart Plieningen eine schlichte Dodge Viper in einen bunten Eyecatcher im amerikanischen Design. Beim Folieren von Autos, auch "Car Wrapping" genannt, kommt es darauf an, die Folie mit der richtigen Spannung und viel Augenmaß exakt über die Oberflächen des Autos zu ziehen. Hier hilft Hitze, denn die Folie lässt sich dann zum einen besser dehnen, zum anderen zieht sie sich wieder in ihre ursprüngliche Form zurück. Diesen Memoryeffekt machen sich Alexander Otto und Andreas Schopf besonders an schwierigen Stellen, wie Vertiefungen und steilen Kurven an der Karosserie, zu nutze. Mit einem Rakel wird die Folie dann blasenfrei angedrückt und verklebt. Die Überstände werden mit einem Cuttermesser angeritzt und dann an der Sollbruchstelle abgerissen. So bleibt der Lack in Takt.
Tischlermeisterin Linda Wadewitz aus Flonheim in Rheinland-Pfalz restauriert einen 150 Jahre alten Sekretär aus Weichholz. Dazu befreit die 43-Jährige die Oberflächen von Schmutz und alten Lacken, passt die Beschläge an und bringt die Schubladen wieder ins "Laufen". Zum Glück haben vorige Reparaturen das schöne Stück nur wenig "verschlimmbessert". Linda versucht, möglichst viel von der alten Substanz zu erhalten und verwendet Werkstoffe, wie sie schon damals verwendet wurden. Und sie entdeckt sogar ein kleines Geheimnis.(Text: SWR)
Ein Musikschrank. Vor Jahrzehnten das Schmuckstück vieler deutscher Wohnzimmer. High-Tech vergangener Zeiten. Die Besitzer waren absolute Schlagerfans. Im Holz glaubt man noch den Klang von Peter Alexander und Freddy Quinn zu hören. Das ist lange her, und der gute Sound leider auch. Heute erinnern nur noch abgenutzte Lautstärkeregler an die Partybeschallung der 60er Jahre. Genau die richtige Aufgabe für Reparaturfachmann Steffen Vangerow von der Vangerow GmbH in Reutlingen. Der gelernte Informationselektriker nimmt sich diesem alten Schmuckstück an – baut aber auch auf die Unterstützung von Rolf Geigle, Radio- und Fernsehtechniker im Unruhezustand. Denn der Plattenspieler braucht einen echten Tüftler, um die alte Technik, für die es keine Ersatzteile mehr gibt, trotzdem noch zu retten.(Text: SWR)
Die Besitzerin hat eine etwa 100 Jahre alte Porzellan-Puppe gerade noch so vor dem Müll retten können. Für die anderen in der Familie sah das Familienerbstück zu ramponiert aus. Sie aber möchte, dass die Puppe ein zweites Leben bekommt. Lieselotte Gorowicz aus Isny ist Puppenmacherin. Sie tut alles dafür, um die Puppe wieder ansehnlich zu machen: neuer Körper, neue Frisur, ein Satz neue Kleider – und schon lebt die Puppe weiter. (Text: SWR)
Die beiden Buchbindermeister:innen Hedwig und Klaus Müller aus Nußdorf bei Landau wollen einer ziemlich ramponierten Bibel aus dem Jahr 1626 wieder Glanz und Leben einhauchen. Nachdem die alte Fadenheftung aufgetrennt und alle Bögen auseinander genommen sind, heißt es daher Waschen und Anfasern. Dabei werden fehlende Seitenteile mit Papierbrei ergänzt. Die beiden Spezialisten fertigen einen neuen Buchdeckel aus Holz und Rindsleder an. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und hält sicher nochmals ein paar hundert Jahre. Da rechnet sich auch der Reparaturpreis von knapp 2.000 Euro. (Text: SWR)
Tischlermeisterin Linda Wadewitz aus Flonheim in Rheinland-Pfalz restauriert eine 200 Jahre alte Hochzeitstruhe, in der frühere Generationen die Aussteuer gesammelt haben. Eine solche gefüllte Truhe haben die Töchter mit in ihre Ehen genommen und ein Leben lang gehütet. Die gut erhaltene Truhe mit vielen Fächern im Deckel soll von jahrhundertealtem Schmutz befreit werden und ihre natürliche Holzfarbe wieder bekommen. Klingt einfach, aber dem alten Stück kommt Linda manchmal nur mit ihrer Improvisationskunst bei. Linda fügt nur selten Neues hinzu und verwendet grundsätzlich die alte Substanz bis hin zu den alten Schrauben.
Ach, könnte man doch nur ohne Feuer schmieden. Keine ganz verrückte Idee. Einen Ansatz zeigt Schmiedemeister Thomas Maria Schmidt aus Höheischweiler. Er zeigt Schritt für Schritt, wie man aus Alu einen Kerzenständer "schmiedet" und ihm die entsprechende Schmiede-Optik verleiht. Inklusive: wie man sich das ein oder andere Schmiedewerkzeug selbst bastelt, zum Beispiel die Ziehgabel, die aus zwei Schrauben und zwei Montageplatten entsteht. Ran ans Werk!
Die Frau mit den zwei Körben unter'm Arm ist jung – die Figur aus Terrakotta, die sie darstellt, ist es dagegen eher nicht. Die Skulptur stammt wohl aus der Mitte des letzten Jahrhunderts und sieht entsprechend ihres Alters aus: mehrfach laienhaft geklebt, abgeplatzte Farbe und spröde gewordenes Terrakotta. Viel zu tun für Restauratormeister Klaus Hub aus Künzelsau in Baden-Württemberg. Nach Trocken- und Nassreinigung sowie dem Kitten von Rissen und Fehlstellen kommt eine festigende Grundierung auf die "gekochte Erde", so die deutsche Entsprechung des italienischen Terrakottas. Die eigentliche Kunst folgt erst dann: Die umbra-grünliche Figur soll wieder eine einheitlich gefärbte Oberfläche erhalten – inklusive Farbverläufe und künstlicher Patina. Hierfür nimmt sich Hub vier Stunden Zeit – und das Ergebnis überzeugt.
Ein altes Radio der Wirtschaftswunderzeit hat seinen Dienst eingestellt. Dank Informationselektroniker Steffen Vangerow und seinem Werkstattleiter Tomislav Evic bedeutet das noch lange nicht das Aus für das Schmuckstück. Das Team der Vangerow GmbH in Reutlingen bringt das Gerät auf den neusten Stand der Technik – ohne den alten Charme zu verlieren.
Ein Jugendtraum für den Besitzer: das Tonbandgerät UHER SG 560 Royal aus dem Jahr 1974. Er hat damit Stunden von Musik aus dem Radio aufgenommen, sogar Diaporamen mit dem Gerät musikalisch untermalt. Aber inzwischen leiert das Gerät, spult nicht mehr recht, es liegt einfach einiges im Argen. Experten für dieses Tonbandgerät sind Daniel und Hans Gruber. Hans Gruber war 20 Jahre als Bandleiter bei UHER beschäftigt und hat sich seit rund 20 Jahren auf die Reparatur und Wartung der noch existierende Geräte spezialisiert. Die Grubers haben eines der größten Ersatzteillager für Uher-Geräte in Deutschland. Seit Hans Gruber einen Schlaganfall hatte unterstützt ihn sein Sohn Daniel, der eigentlich beim TÜV arbeitet. Gemeinsam bringen die beiden fast jedes Tonbandgerät der Marke wieder zum Laufen.
Eine Damenarmbanduhr, die ein Stück Familiengeschichte erzählt. Doch wie so oft: sie war zu lange nicht mehr in Revision und inzwischen tickt sie nicht mehr richtig. Birgit Summ ist Uhrmachermeisterin aus Leidenschaft. Sie liebt es, alten Stücken wieder zum richtigen Takt zu verhelfen und so nimmt sie sich auch diesem mechanischen Uhrwerk an. Etwas aufpoliert wird die Uhr auch – aber die Patina soll erhalten bleiben. Damit man der Uhr auch in Zukunft ansieht, dass ihre Trägerinnen doch einiges mitgemacht haben.
Schon vor 100 Jahren machte sich die Firma Hohner im schwäbischen Trossingen als größte Akkordeon- und Mundharmonika-Fabrik der Welt einen Namen. Und noch immer produziert der Betrieb Instrumente, die auf der ganzen Welt gespielt werden, von Hobby-Musikern ebenso wie von Profis. Wir haben die Fertigung des traditionsreichsten Modells aus dem aktuellen Mundharmonika-Programm begleitet: Die „Marine Band 1896“ trägt das Jahr ihres Ursprungs schon im Namen. Vom Stanzen des Deckels mit seiner historischen Form über die Herstellung der Stimmzungen bis zum Aufnageln der Stimmplatten auf den sogenannten Kanzellenkörper begleiten wir die komplette Entstehung. Auch wenn der Produktionsprozess bei Stückzahlen von täglich mehreren tausend vorwiegend industriell geschieht, ist auch hier noch einiges an Handwerkskunst im Spiel.
In Konstanz am Bodensee baut Andi Widmann Hardboards für Wind, See und Welle: Stand Up Paddles (SUP), Surfboards, Wakeboards, und zwar ausschließlich individuell angefertigte Einzelstücke. Gemeinsam mit Manufaktur-Partner Kurt Schanuel baut er auf Kundenwunsch Boards, die mega-leicht und zugleich extrem robust sind.
Klaus Bensmann aus Bad Hindelang arbeitet mit einem tradierten Rohstoff. Aus Lederhäuten stellt er in Handarbeit Lederhosen her. Seine Trachtenbekleidung, in diesem Fall eine Kniebundhose, wird aus sämisch gegerbtem Hirschleder genäht. Der Handwerker trägt selbst schwört darauf und trägt nichts anderes. Nichts sonst ist so weich, hautfreundlich und nachhaltig, sagt er.
Bei Hi-Fi- und High-End- Enthusiasten haben die Namen Pluto, Jupiter oder Mini Galaxis einen guten Klang. Die Lautsprecher aus der schwäbischen Klangmanufaktur Orbid Sound tragen traditionell die Namen von Himmelskörpern. Daniel Beyersdorffer und Thomas Feil zeigen uns, wie sie ihr Einstiegsmodell "Neso" bauen. Von der Fertigung des Gehäuses bis zur Konstruktion der Frequenzweiche und der Verkabelung begleiten wir die Entstehung dieses kompakten Zwei-Wege-Lautsprechers. Das Besondere bei der "Klangmanufaktur": Fast alles ist echte Handarbeit – und fast alle Bauteile stammen aus deutscher und spanischer Produktion. Jedes einzelne Exemplar wird auf Bestellung gebaut. Dabei können viele individuelle Kundenwünsche umgesetzt werden. Wir haben uns für eine "Neso" in feuerrot entschieden.
Ein 500 Jahre altes Fachwerkhaus in der Nähe von Altenkirchen im Westerwald. Das Gebäude beherbergte zeitweise sogar eine Poststation von Thurn &Taxis auf dem Weg zwischen Frankfurt und Köln. Die neuen Besitzer lassen eine kostbare Fachwerkwand von zwei Spezialisten restaurieren: Von dem Zimmermann Jan Vockel und dem Maurermeister Alexander Fenzke. Beide haben eine Zusatzausbildung als Restauratoren im Handwerk. Sie ersetzen zunächst einen morschen Balken durch einen anderen – der ebenfalls hunderte Jahre alt ist. Die Gefache bauen Sie mit historischen Baustoffen neu auf: Mit Stakengeflecht und Strohlehm, mit Kalkmörtel und Kalkputz. Sechs Tage brauchen Sie, bis die 500 Jahre alte Wand in neuem Glanz erstrahlt.
Das Anfertigen einer Beinprothese ist ein komplexer Prozess, der nicht nur handwerkliches Können erfordert, sondern auch umfangreiche medizinisch-anatomische Kenntnisse. Peter Ferger von APT-Prothesen im Westerwald ist Orthopädietechniker-Meister. Er versorgt Menschen mit Amputation mit Prothesen und betreut auch die Athletinnen und Athleten der deutschen Nationalmannschaft, zuletzt bei den Paralympics in Tokio 2021. Das Herzstück jeder Prothese ist der Schaft. Er verbindet den Körper mit der Prothese und wird für jeden Anwender individuell gefertigt. In reiner Handarbeit entsteht zunächst ein Probe-Schaft aus Kunststoff und im nächsten Schritt der eigentliche Schaft aus leichter, aber stabiler Carbonfaser. Wenn sich der Kunde oder die Kundin mit der fertigen Prothese gut bewegen kann, ist das für Peter Ferger jedes Mal aufs Neue der schönste Moment seiner Handwerkskunst.
Ein Rover 216 Coupé mit Targadach. 16 Jahre stand das Auto in der Garage, jetzt soll es für die Besitzer wieder flott gemacht werden. Der Rost hält sich glücklicherweise in Grenzen, aber das Auto springt seit wenigen Jahren nicht mehr an. In der Autowerkstatt von KFZ-Meister Karl-Heinz Renzler soll das Auto nun wieder fahrbereit gemacht werden. Der KFZ-Meister hat sich mit seiner British Car GmbH in Stuttgart auf englische Fabrikate spezialisiert und so unscheinbar der Rover auch wirkt, er gefällt dem Meister richtig gut, vor allem weil dieses Alltagsauto heute echten Seltenheitswert hat. Nur knapp 70.000 Kilometer hat er auf der Uhr. Und nur noch zwei Jahre, dann könnte das Auto sogar ein H-Kennzeichen bekommen.
Ein modernes Bad bauen: nur etwas für Profis! Vom richtigen Vermessen des Bades über den Zuschnitt und das Fräsen der Keramikfliesen bis hin zum richtigen Verlegen auf dem Estrich und an den Wänden. Reine Handwerkskunst! Der Mainzer Fliesenlegermeister Gionny Genova und seine Mitarbeiter bauen Bäder – von der einfachen Anfertigung bis hin zum High-End-Bad. Alles Handarbeit, bei der jeder Millimeter zählt. Ist eine Fliese am Ende nur um eine Kleinigkeit asymmetrisch zur anderen, ist die gesamte Badoptik gestört. Deshalb ist es wichtig, alles korrekt zu vermessen, sinnvolle Achsen- und Bezugspunkte im Bad festzulegen, alle Fliesen genau zuzuschneiden und gegebenenfalls auf Gehrung zu fräsen und dann mit der richtigen Menge an Kleber exakt, im immergleichen Abstand, kerzengerade zu verlegen.
Wer in den einschlägigen Internet-Suchmaschinen und Shopping-Portalen den Begriff „Schulranzen“ eingibt, der erhält eine Flut von Angeboten. Die Spanne reicht von relativ günstigen Erstklässler-Rucksäcken bis zu ausgetüftelten Marken-Produkten, die leicht mehrere hundert Euro kosten können. Eines haben sie fast alle gemeinsam: Sie sind bunt, industriell gefertigt und bestehen aus Kunststoff. Nur in Ausnahmefällen werden Taschen aus dem Material angeboten, das bis in die siebziger Jahre das vorherrschende war: Leder.
Sandalen fürs ganze Leben. Echte Maßsandalen – mit doppelter Naht, einmal mit der Maschine und einmal von Hand genäht, fünf verschiedene Sohlen. Weitere Verstärkungen. Jede Sandale ein Unikat. Das ist die Spezialität der Sandalenwerkstatt Freiburg. Seit mehr als 40 Jahren fertigt Andreas Thilo Maßsandalen. Dabei macht er fast alles von Hand. Bis zu fünf Tage braucht er für ein Paar. Damit die Sandalen lange halten, ist große Sorgfalt gefragt. Das fängt bei der Auswahl und Bearbeitung des Schwarzwälder Rindsleders, aus dem die oberste Schicht der Sandale gemacht ist, an und reicht bis in jeden Klebevorgang, jedes Aufrauen, in jede Pressung der Sandalensohlen.
Eine Gartenbar aus Weiden? Kein Thema! Flechtwerkgestaltermeister Siegfried Katz von der Flechtmanufaktur Katz aus Nagold zeigt, wie man mit etwas Know-How eine Bar für den Garten selbst baut, mit einer geflochtenen Brüstung aus Naturmaterial. Schritt für Schritt zeigt er, auf was es ankommt, welche Stolpersteine auftauchen könnten und wie man diese galant umschifft. Wer das Prinzip verstanden hat, kann dann auch die Kreativität sprudeln lassen, denn nach dem gleichen Prinzip können so auch Sichtschutzzäune selbst angefertigt werden oder aber eine schicke Verpackung für den Mülleimer im Freien. Unterstützt wurde Siegfried Katz von der Weidenwerkstatt Nagold, die die passenden Weiden für das Gartenbar-Projekt geerntet haben.
Steine, Pflanzen, Wasser und Erde. Mehr braucht es nicht für einen ästhetischen und harmonischen Garten, meint Peter Berg. Wenn Berg nach seinem Beruf gefragt wird, antwortet er meist, er sei Gärtner. Dabei ist er noch viel mehr als das. Er entwirft und gestaltet richtige Gartenlandschaften. Es müssen keine riesigen Flächen sein, die er zu blühenden Kunstwerken macht. Es reicht auch ein ganz normales Gartengrundstück. Einen ganz normaler Garten In Bad Bodendorf, so wie es ihn in Deutschland zu Hunderten gibt, soll der Gartenkünstler in eine blühende Oase verwandeln. Die Kunden wünschen die totale Typveränderung.
Einen Film für 36 Bilder einlegen, auf Motivsuche gehen und gespannt auf das Ergebnis warten. Das Fotografieren auf die altmodische Art, so richtig auf Filmmaterial, am besten schwarz-weiß, ist in Zeiten schnell geknipster Handyfotos fast in Vergessenheit geraten. Ebenso wie das leicht flaue Gefühl im Magen, ob die Bilder auch wirklich was geworden sind. Charlie Engel entwickelt in seinem Fotolabor in Mainz seit über 40 Jahren Filme und Fotos von Hand. Wie aus einem belichteten Negativ ein Bild wird, für ihn bis heute ein magischer Moment.
Ein Flohmarktfund, ein "eisernes Teil", wie es die Kundin nennt. Sie hat den Wunsch, dass Schmiedemeister und Restaurator Thomas Maria Schmidt aus Höheischweiler etwas daraus zaubert und so dem "Teil" wieder einen Nutzen gibt. Ursprünglich war es wohl Bestandteil eines klassizistischen Kronleuchters in einem Berliner Gebäude. Jetzt soll ein Beistelltisch daraus entstehen. Knackpunkt: das "Teil" ist nicht vollständig, der Schmied muss zunächst mit bester handwerklicher Expertise einen Bestandteil nachschmieden. Schlussendlich ist dies auch der Hauptteil der Arbeit.
Ein Vintage-Damenrennrad aus dem Jahr 1976. Über 20 Jahre stand es versteckt in einer Garage, wurde aber auch davor wohl nur wenig benutzt. Dennoch hat es deutliche Altersspuren, die man nicht nur als reine Patina bezeichnen kann. Die Fette haben die besten Zeiten hinter sich, der Staub der letzten Jahrzehnte hat sich samt Spinnweben auf dem ganzen Chrom-Rad breit gemacht. Andreas Kohlmeier von der Radwerkstatt "Der Ritzler" in Karlsruhe liebt genau solche Schätze und dieses hier ist dabei eine echte Besonderheit: Es ist ein Damenrennrad der italienischen Traditionsmarke Colnago – und gerade Damenrennräder waren zur Produktionszeit noch eher selten zu bekommen und vor allem teurer als Räder von vergleichbaren Marken. Er nimmt sich dem Schatz an, poliert alles auf, ersetzt defekte oder abgenutzte Teile und sorgt so dafür, dass dieser fast schon historische Schatz wieder sicher auf der Straße sein kann. Weiter versteckt in der Garage? Das wäre definitiv zu schade!
Martin Krauth aus Ottersweier ist Schreiner aus Leidenschaft und liebt es, in seiner Antiquitätenwerkstatt Möbel zu restaurieren oder zu reparieren. Dabei helfen ihm bestimmte Werkzeuge öfter als andere. Er stellt heute seine Favoriten vor und zeigt, warum er mit diesen Werkzeugen am liebsten arbeitet und wobei sie ihm helfen. Von Handsägen über verschiedene Hobel bis hin zum Kraftschaber, den er nur liebevoll „den Kratzer“ nennt. Er macht auch noch eine kleine Exkursion zu Hart- und Weichwachs, welche er gerne nutzt, um kleine Fehlstellen im Holz auszubessern.
Ein Kofferplattenspieler aus den frühen 1960ern. Für die Besitzer ist er mehr als das – ein Erinnerungsstück an alte Zeiten, als sie noch jung und frisch verliebt waren. Sie selbst haben es nicht geschafft, ihn zu reparieren, und deshalb in die Hände von Steffen Vangerow aus Reutlingen gegeben. Der gelernte Informationstechniker hat den Kofferplattenspieler in seiner Werkstatt genau unter die Lupen genommen und dabei festgestellt, dass er in einem für sein Alter sehr guten Zustand ist. Fast kein Staub und die Technik funktioniert einwandfrei. "Nur" an der Mechanik hakt es: Tonarmsteuerung, Reibradführung, Wechslerherz und Endabschaltung greifen nicht mehr richtig ineinander. Mithilfe eines Ausschlachtgeräts kann Steffen Vangerow die Fehlerquellen ausfindig machen und den Plattenspieler wieder zum Laufen bringen.
Stühle sind sein Leben, sagt Peter Hook. Seit 25 Jahren baut er Stühle - aus massiven Holzplatten, fast ausschließlich in Handarbeit. Seinen Klassiker „Round“ baut er diesmal aus ungedämpftem Nussbaum, für Beine und Sprossen nimmt er Ahorn. Mit Hand, Auge, Materialbewusstsein und Verständnis für die Form holt er das Beste aus den Platten heraus. Peter wird eins mit seinem Werkzeug, Freude und Spaß an seiner Arbeit kommen dazu und es entsteht ein Solitär, ein Individuum mit Charakter. „Wenn die Sache sich entwickelt, ist es wie ein entstehendes Gemälde“, sagt der Holzkünstler, der - klar - von weitem erkennt, ob ein Stuhl bequem ist oder ob er nichts taugt. Sein "Round" ist vom Charakter her rund und weich. Außerdem bequem und wunderschön.
Weltweit gibt es nur noch eine handvoll Menschen, die die fast vergessene Handwerkskunst des Farbenherstellens betreiben. David Kremer ist einer von ihnen. Er erzeugt aus pflanzlichen Stoffen und Mineralien Pigmente und Farben. Sein Handwerk ist fast so alt wie die Menschheit selbst. Der Allgäuer bedient sich in der Natur, wenn er von Hand seine Farbmittel herstellt in Aichstetten. Den Krapplack aus der Krappwurzel etwa. Das rötliche Pigment zählt zu den ältesten organischen Farbstoffen. Instrumentenbauer veredeln damit das Holz ihrer Instrumente. Oder ein Kohlenstoff-Schwarz. Es findet sich auf Jahrtausende alte Höhlenzeichnungen wieder. Der 39-Jährige stellt das Schwarz aus verkohlten Kirschkernen her. Den blauen Farbton Azurit findet er in Steinen mit Kupferanteil. Das sind nur drei Pigmente, deren Ausgangsstoffe aus der Natur stammen.
Handgeschöpftes Papier aus Altkleidern herzustellen ist eine Kunst und rund 2.000 Jahre alt. Ein Blatt aus gebrauchten Textilien ist langlebig und flexibel. Für Clemens Schneider ist das sogenannte Hadernpapier die Grundlage seiner Malerei. Seine XXL Hadern-Formate sind einzigartig. Der freischaffende Künstler beherrscht das Schöpfen seit 2015. Er hat sich das alte Handwerk selbst beigebracht, die Technik dazu eigenhändig gebaut aus recyceltem Materialen. Zum Beispiel eine Schneidemaschine für Textilien sowie den sogenannten Holländer. Genauso wie das Sieb fürs Papierschöpfen. In seinem Atelier in Stuttgart ist alles ein bisschen größer – Papier wie Maschinen. Für einen Bogen im Maß drei auf sechs Metern braucht er rund ein Kilogramm Altkleider. Die abgetragenen Kleidungsstücke sortiert er zuerst nach Farben und Textilart. Nur aus natürlichen Fasern lässt sich Papier schöpfen.
Eine 30 Meter hohe Esche im Westerwald. Wie hat man früher, als es noch keine Maschinen gab, einen solchen Baum gefällt und weiterverarbeitet? Zwei Männer aus Härtlingen bei Westerburg wissen noch, wie das ging: Mathias Gläser und Jan Vockel. Die beiden sind Zimmerermeister und geprüfte Restauratoren im Handwerk. Sie fällen die Esche mit Äxten und zersägen dann den Stamm. Danach zeigen sie alte Techniken, wie aus dem Rundholz ein möglichst großer eckiger Balken wird. Sie bringen den Stamm auf einen Bock und "bebeilen" ihn dort. Früher brauchte ein geübter Hauer nur sechs Minuten, um einen Meter des Stammes eckig zu bebeilen. Unsere beiden Protagonisten brauchen zwar etwas länger, aber das Ergebnis überzeugt: ein akkurater Balken, aus dem sie dann Bretter schneiden. Die "Handwerkskunst" zeigt die traditionelle Bearbeitung von Holz. Eine Arbeit, die anstrengend und schweißtreibend ist.
Die Küche ist das Herz des Hauses, heißt es. Und mehr noch – sie ist der Ort, an dem Erinnerungen geschaffen werden: Der erste Pudding von Oma und die ersten Plätzchen mit Mama, all das entsteht hier. Doch wie entsteht eigentlich so eine Küche? In der Tischlerei t2 im rheinhessischen Hahnheim werden Massivholzküchen gebaut – wuchtig und doch elegant, geschaffen für ein ganzes Leben. Tischlermeister Marvin Ufermann und sein Chef Arnulf Schmittlein nehmen uns mit und zeigen, wie man eine Küche Schritt für Schritt baut und ihr einen ganz eigenen Charakter verleiht. Dafür muss Holz gesägt, gehobelt und verleimt, gebohrt, geölt und wieder zu einem Stück verbunden werden. Denn beim Küchenbau greifen hunderte kleine Handgriffe ineinander und schaffen einen Koloss aus Holz von über einer Tonne Gesamtgewicht. In wochenlanger Arbeit entsteht so eine Küche, die nicht nur zum Kochen, sondern auch zum Träumen einlädt. Eben ein Ort, der wie dafür gemacht ist, Erinnerungen zu schaffen.
Vermutlich waren sie mit die ersten Fortbewegungsmittel auf dem Wasser. In ihnen steckt Jahrtausende altes Handwerkswissen und sie galten lange Zeit als unentbehrliches Transportmittel auf vielen Wasserstraßen - die Flöße. Die Kunst des Floßbaues beherrschen heute nur noch wenige. Die Schiltacher Flößer, gewissermaßen die "Nachfahren" einer ehemals hochangesehen Berufsgruppe, bauen ein Floß nach allen Regeln der Handwerkskunst und zeigen, dass das alles ohne Nageln, Schrauben oder Kleben funktioniert. Nie wieder in der Geschichte der Menschheit bilden Transportmittel und Rohstoff eine solche Einheit.
Mit Stofftieren verbinden viele von uns die niedlichen Kuscheltiere ihrer Kindheit. Waltraud Rickel aus Bobenheim-Roxheim dagegen hat sich auf Stofftiere für Erwachsene spezialisiert. In ihrer kleinen Werkstatt fertigt sie die unterschiedlichsten Tiere an: Hunde, Bären, Affen, Eichhörnchen und anderes Getier – alle naturgetreu und in aufwendiger Handarbeit. Die Schnittmuster entwirft die Stofftier-Künstlerin selbst. Die Einzelteile für Kopf, Körper und Beine müssen von Hand genäht, gestopft und zusammengebaut werden, bevor ein naturgetreuer Hund der Rasse „West Highland White Terrier“ entsteht. Waltraud Rickel legt dabei Wert auf jedes kleine Detail: Nase und Pfoten werden gefilzt, Zähne und Krallen modelliert und die Augen liebevoll bemalt. Für eine gute Stabilität und Beweglichkeit montiert die Künstlerin ein Puppenskelett und setzt Drähte ein. In vielen Arbeitsstunden entstehen so außergewöhnliche tierische Unikate.
Backpfeifen für den Teig, dann mit den Händen die Tomaten zerhackt und das sekundengenaue Gefühl, wie lange die Pizza im Ofen bleibt: perfekte Handwerkskunst des Ingelheimers Francesco Ialazzo. Seit Herbst 2021 ist er Pizza-Weltmeister. Angetreten gegen Hunderte von Mitstreitern in mehreren Kategorien mit einer „Pizza Napoletana“. Und das ausgerechnet in Neapel. Was dazugehört? Nur beste Zutaten und eine gehörige Portion Leidenschaft.
Jahrtausende alt und nahezu unverändert: Bernhard Muffler betreibt das Seilerhandwerk in der vierten Generation. Denn auch in der heutigen Hightech-Welt sind Seile vielfach im Einsatz und oft unverzichtbar. Wer genau hinsieht, dem fallen die unterschiedlichsten Seile und Taue in der Schiff-Fahrt, an Baustellen, auf Spielplätzen, im Sport und im Haushalt auf. Auch wenn viele davon heute industriell gefertigt sind, gibt es immer noch Seile, die keine Maschine so herstellen kann. Hier ist Handwerkskunst in Reinform gefragt. Etwa wenn der Stockacher Seilermeister Bernhard Muffler ein äußerst komplexes Seil von fast vier Metern Länge flicht und dabei schon von der fünften Generation, Sophie Muffler, unterstützt wird.
Aus ganz wenigen Zutaten etwas machen, das richtig gut schmeckt. Dafür steht ein kleiner Familienbetrieb im Örtchen Sefferweich in der Eifel. Im Nebenerwerb machen Heike und Uwe Link in ihrer Manufaktur kurze, dünne, lange und breite Nudeln. Kurbeln an ihrer kleinen Nudelmaschine, dann werden die Bandnudeln in “Horden“ gelegt und tagelang getrocknet.
Lange hieß es, deutsche Bäcker könnten kein "richtiges" Baguette backen. Dass das längst nicht mehr so ist, zeigt Bäcker- und Konditormeister Wolfgang Lasch aus Karlsruhe. Er kauft für seine Baguettes eigens Mehl in Frankreich ein. Weil auch er in der Nähe der Grenze lebt, hat er sich mehrfach mit französischen Kollegen ausgetauscht und kennt die Geheimnisse eines guten Baguettes. Eins davon: Der Teig braucht Zeit. Ein Baguette kann man nicht an einem Tag herstellen. Und die Porung der Krume muss immer grob und ungleichmäßig sein.
Die Holzdesigner Simon Köder und Tobias Thimig bauen aus alten Balken eine Sitzbank. Sie benutzen upgecyceltes Holz aus einem alten Fachwerkhaus. Die Bank ist ziemlich massiv, 100 Kilo schwer und ein echtes Unikat. Denn die Holzbauer verbrennen die äußere Holzschicht und köhlen das Möbelstück, so dass aus alten Eichenbalken eine schwarze Bank entsteht.
Die Handwerkskunst dieses Mal mit einem "Star" der französischer Back-Tradition: Daniel Rebert betreibt seine Patisserie im elsässischen Wissembourg, nur einen Katzensprung von der deutsch-französischen Grenze entfernt. Er gehört zu den 50 besten Macaron-Herstellern Frankreichs und demonstriert, wie das Baisergebäck aus Mandelmehl zubereitet wird: Unter einer hauchdünnen, glatten Kruste sind die Macarons weich und cremig und zergehen im Mund.
Mit grobem Werkzeug Details in Holz formen. Der weltweit bekannte Kettensägen-Künstler Michael Tamoszus verwandelt einen Baumstamm zu einem Kunstwerk. Der Woodcarver schnitzt mit seinen Motorsägen innerhalb von vier Tagen einen gewaltigen Braunbären.
Die Handwerkskunst dieses Mal mit einem „Star“ der französischer Back-Tradition: Daniel Rebert betreibt seine Patisserie im elsässischen Wissembourg, nur einen Katzensprung von der deutsch-französischen Grenze entfernt. Er gehört zu den 50 besten Macaron-Herstellern Frankreichs und demonstriert, wie das Baisergebäck aus Mandelmehl zubereitet wird: Unter einer hauchdünnen, glatten Kruste sind die Macarons weich und cremig und zergehen im Mund.
In der dunklen Jahreszeit kommt das warme Licht einer Kerze umso mehr zur Geltung. Kurz vor Beginn der Adventszeit zeigt Wachsziehermeister Michael Moll in dieser Folge "Handwerkskunst, wie er Kerzen in Form eines Apfels modelliert, inklusive Blatt und Stiel. Ein Kerzenmodell von vielen, die Michael Moll als Inhaber der Manufaktur Moll in Manderscheid entwickelt hat – und seit Jahren aus hochwertigem Wachs fertigt.
Wahrscheinlich ist diese Holzbank über 100 Jahre alt. In der Familie reicht die Erinnerung an das Stück zumindest 80 Jahre zurück. Gefertigt ist sie dementsprechend auch nach ganz alter Handwerkskunst, ganz ohne Metall. Einst stand die Bank in der Küche, schwere Steinkrüge wurden darauf gelagert, so war es damals üblich. Inzwischen ist sie im Besitz einer fünfköpfigen Familie, die das Erbstück sehr ins Herz geschlossen hat und sie wieder für das typische schwäbische "Schwätzle" nutzen möchte. Doch dafür muss ein echter Handwerksmeister her, denn das Sitzbrett ist an manchen Stellen nur noch wenige Millimeter dünn und auch die ersten Risse im Holz machen Sorge. Stephan Flick aus Herxheim, Schreinermeister und Möbelrestaurator, nimmt sich der alten Holzbank an. Sein Ziel: das Erscheinungsbild genau so erhalten, aber wieder Stabilität schaffen. Dafür muss er ein echter Tüftler sein und sich neuer und alter Methoden bedienen.
Vergoldermeister Benjamin Franck aus Neuhofen in der Pfalz ist Spezialist für Polimentvergoldung, einer jahrhundertalten Technik, bei der unter dem Blattgold eine Schicht aus brauner Tonerde und Hautleim liegt. Das Poliment lässt das Gold erst richtig glänzen. Wie man einen alten Bilderrahmen aus dem 19. Jahrhundert restauriert und polimentvergoldet, ohne die historische Patina zu zerstören, das zeigt Benjamin Franck in seiner Werkstatt. Fünf Wochen dauert es, bis der Rahmen und das dazugehörige Gemälde wieder in der Kunsthalle Mannheim zu sehen sein werden.
Martin Krauth aus Ottersweier im Schwarzwald ist Schreiner aus Leidenschaft und liebt es, in seiner Antiquitätenwerkstatt Möbel zu restaurieren oder zu reparieren. Über die Jahre hat er seine Begeisterung nicht verloren und sich ein umfangreiches Wissen über seinen Lieblingswerkstoff Holz angeeignet. Er stellt Hölzer vor, mit denen er am liebsten und am häufigsten arbeitet und manche, die er auch einfach nur besonders findet. Ein Stück Holz, ein richtiger Exot, den hütet er sogar wie einen Schatz. Er zeigt auf, für was die Hölzer meist verwendet werden, natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Er geht auf die Färbung und die Maserung ein - besonders nachdem die Oberfläche behandelt ist - und lässt uns Teil haben an Fakten, Tipps und persönlichen Erlebnissen – allesamt verbunden mit dem Werkstoff Holz.
Von Hand gesetzt und mit der Handabzugspresse auf Büttenpapier gebracht: der Anfang des Lukasevangeliums. Im Mainzer Druckladen beherrscht man diese Kunst. Letter für Letter setzt Christoph Sünder, Farbschicht für Farbschicht trägt er an der Handabzugspresse auf – Handwerk mit Tradition, ausgeführt von einem Druckermeister. Den fertigen Druck illuminiert die promovierte Buchwissenschaftlerin Julia Bangert – mit einer Initiale und farbenreichen Ranken sowie Blattgold – ganz im Stil der mittelalterlichen Buchmalerei. Die Handwerkskunst wünscht: „Frohe Weihnachten!“
Tobias Ahlke ist so etwas wie ein Gitarren-Maßschneider. Er baut in seiner Werkstatt in Oberwinter Akustik- und E-Gitarren ganz individuell nach Kundenwunsch. Die Grundformen hat Ahlke selbst entworfen, alles andere ist Verhandlungssache. Von den verwendeten Hölzern bis hin zum Abstand der Saiten auf dem Griffbrett können die Kunden alles selbst bestimmen. Und weil eben jede Gitarre anders ist, sucht man computergesteuerte Fräsen für die Massenfertigung in der kleinen Werkstatt vergebens. Wochen, teils Monate arbeitet der Meister an jeder einzelnen Gitarre. Fast alles an den Instrumenten entsteht dabei in Handarbeit vor Ort. Aus ausgesuchten Hölzern macht Tobias Ahlke optische und akustische Unikate.
Rebecca Rietl und Reinhard Kaun zeigen, wie sie den Innenraum eines Oldtimers wieder in den Originalzustand versetzt. Der Mercedes 540 K, ein Cabrio aus dem Jahr 1938, gehört zu den wertvollsten Oldtimern der Welt und verlangt äußerste Präzision und Vorsicht. In einer Werkstatt bei Stuttgart versetzen die Mechatronikerin und der Sattler den Innenraum des Wagens wieder in den Originalzustand. Ob aus Holz, Metall oder Leder, die Teile werden in Handarbeit restauriert oder neu hergestellt. Welches Teil ist noch zu retten? Und wo kommt jede noch so ausgefuchste Handwerkskunst zu spät? Das kostet Zeit, viel Geduld und äußerste Vorsicht.
Möbel mit Intarsien haben jahrhundertelang das Handwerk der Kunsttischler geprägt. Es gibt nur noch wenige Möbelschreiner, die diese Kunst beherrschen. Der Karlsruher Volker Lück baut einen Tisch mit einer von der Natur inspirierten Intarsie. Dabei verwendet der Kunsttischler spezielle Furnierhölzer aus Ebenholz und der Amboina-Maser – einer besonderen Laune der Natur, die durch Wucherungen fantastische Formen entstehen lässt. Von diesen ungewöhnlichen Maserungen lässt er sich bei seiner Intarsienarbeit inspirieren. Das Ergebnis ist ein Tisch-Unikat. Hier treffen die naturgegebenen Holzausprägungen auf die feine Intarsiensprache des Künstlers. Der renommierte Woodworker erhält Aufträge von Museen, aber auch von Privatkunden. Er versteht sich in der jahrhundertealten Gestaltung von Holzmobiliar, treibt diese aber auch weiter in die Moderne. Volker Lück gehört zu den gefragtesten Meistern auf seinem Gebiet.
Claus Müller baut in seiner Schreinerei vor allem Möbel. Das Möbel mit dem größtem Entspannungsfaktor ist für ihn der Schaukelstuhl. Bei einem normalen Stuhl geht es um die Proportionen, dass man auch gut sitzt. Beim Schaukelstuhl geht es darum, dass das Schaukeln funktioniert. Er hat eine andere Sitzhöhe, damit man das Wippen mit den Füssen antreiben kann. Die Kufen sind das große Geheimnis, denn sie bestimmen das Schaukelgefühl. Die Kufe ist ein Ausschnitt aus einem Kreis. Je stärker die Kufen gebogen sind, desto leichter lässt sich der Stuhl aus der Ruheposition ins Schwingen bringen. Seinen Stuhl baut Claus Müller aus Ulmenholz oder Rüsterholz.
Eine Bronzeskulptur zu gießen ist nicht ungefährlich, die Vorbereitung extrem aufwändig und es erfordert innovative Ideen. In einem eigens patentierten Verfahren erzeugt die Kunstgießerei Kollinger filigranste Objekte aus Metall für die Ewigkeit. Der Prozess dauert etwa zwei Wochen und erfordert viele Arbeitsschritte, in denen das Originalmodell des Künstlers mehrmals die Gestalt wandeln muss: Es wird es zu einem Wachsmodell, dann zu einem Keramiknegativ, und dann erst endlich zu einer Bronzeskulptur. Unterwegs dürfen keine Details am Objekt verloren gehen. Deshalb muss Chef Markus Kollinger genau wissen, wie Metall fließt und wie er es in die richtige Bahn lenken kann. Ein technisch hochanspruchsvoller Vorgang, der höchste Konzentration und viel Feingefühl erfordert.
Marius Frommherz ist Zimmerermeister, echter Schwarzwälder. Und er hat ein Herz für Holz. Seine Spezialität sind Holzschindeln. "Ein altes Handwerk hat wieder Konjunktur“, so der 30-Jährige aus dem Kleinen Wiesental. Holzschindeln auf dem Dach und als Fassadenverkleidung geben den Häusern ein besonders angenehmes Raumklima und das schätzt seine Kundschaft. Das Holz für seine Schindeln stammt aus heimischen Wäldern. Tanne, Fichte und Lärche das ist das ideale Schindelholz. Von der Holzauswahl übers Schindeln herstellen bis hin zum Dachdecken liegt alles in seiner Hand. Marius Frommherz beherrscht beides, das Schindelmachen von Hand und auch die maschinelle Herstellung. Die Holzschindeln sind für ihn ein Naturprodukt, das sich harmonisch in die Schwarzwaldlandschaft einfügt. Die Verbreitung dieser Technik liegt ihm sehr am Herzen. Er gibt einen Einblick in die traditionelle Schwarzwälder Handwerkskunst.
Boris Bruckert fertigt in seiner Werkstatt im Nordschwarzwald Wintergärten. Einen Wintergarten, den man bei ihm in Auftrag gibt, ist keine Massenware von der Stange. Es ist eine handwerkliche Maßanfertigung. In der Systembau-Werkstatt im Nordschwarzwald, stellen die Metallbauer das große Puzzle aus Aluminium, Stahl und Glas für einen Kaltwintergarten her. Die Konstruktion besteht aus 11 baugleichen Dachträgerwinkeln und 10 Querverbindern. Dazu kommen Fensterrahmenprofile und Glasschiebeelemente. Bis der Wintergarten am Bestimmungsort aufgestellt und das Glas eingesetzt werden kann, muss viel gesägt, geschweißt und geschraubt werden. In rund drei Wochen Arbeitszeit entsteht eine individuelle Glasoase, die sowohl eine Wohnraumerweiterung, als auch ein Pflanzenhaus sein kann
Ein Schrank mit 48 Schubladen. Viele Jahrzehnte stand das gute Stück im Keller in der Werkstatt, war "der Schrank, in dem man alles findet". Nun zieht die neue Besitzerin um und hat in der neuen Wohnung keinen Keller. So ganz möchte sie sich aber nicht von dem Schrank trennen, denn sie verbindet viele Erinnerungen an ihren Vater damit. Also soll er in den Flur umziehen. Martin Krauth zaubert auf Kundenwunsch ein taubenblaues Schmuckstück aus dem Schrank, der bisher in ramponierter Farbe und mit vielen Macken daher kommt.
Susanne Rall stellt in dritter Generation Dachziegel in unterschiedlichsten Farben und Formen her. Die Expertin für alte Ziegeldächer muss bei ihrer Arbeit oft in die Vergangenheit alter bunter Dächer und Türme eintauchen. Am Anfang des Ziegelmachens steht ein feuchter Klumpen Ton, der geformt, glasiert und schließlich gebrannt wird. Das alles findet im Ziegelwerk vor den Toren Stuttgarts in Echterdingen statt. "Ich erschaffe was und das Ganze hängt dann irgendwann auf dem Dach und hat somit seinen Sinn und Zweck erfüllt." Für Susanne Rall ist es auch etwas Schönes für die Nachwelt. Das Ziegelwerk mit der gesamten Logistik und Technik, das sie von ihrem Vater übernommen hat, ist fast wie aus einer vergangenen Zeit. Aber nur so kann sie ganz individuelle Ziegel herstellen. Hätte sie eine vollautomatische Bandstraße, wäre das gar nicht möglich. Das aktuelle Projekt, bei dem sie ihre Handwerkskunst zeigen kann, ist die Restaurierung eines Kirchenturmdachs in Neuenhaus Aichtal. Acht u
Die Dachnische ist so schräg, dass sie einen in die Knie zwingt. Der Raum, der wie ein Zelt anmutet, dient bisher als Besenkammer. Teresa Schneider-Heinzelmann und Matthias Reck sollen das ändern. Die Innenarchitektin und der Schreinermeister sollen hier einen nutzbaren Wohnraum schaffen, zuerst soll ein Einbauschrank her. Ihre Eckdaten sind: ein Zimmern mit Walmdach mit einer Neigung von rund 45 Grad. Dazu lehmverputzte Wände und einen Eichenboden. Hinzu kommt, Wände und Boden sind weder gerade noch eben. Somit ist klar: von der Stange passt hier nichts. Für diese Dachschräge muss etwas Maßgeschneidertes her. Der Kunden wünscht sich einen festen Einbau, der Staub wenig Fläche bietet, maximalem Stauraum schafft, flexibel und funktional ist und den Raum wohnlich und wohlig macht.
Der Karosseriebauer Michael Völkner zeigt, wie er den Kofferraumdeckels eines Mercedes 300 SL Roadsters aus den 60er Jahren nach Originalvorbild neu formt und in den Oldtimer einbaut. Er arbeitet am Englischen Rad, einer Maschine, mit der er aus einem flachen Aluminiumblech eine doppelte Krümmung erreichen kann. Das ist Handwerkskunst und verlangt Können, Konzentration und Augenmaß.
Roman Weller baut seit vielen Jahrzehnten Motorflugzeuge. Als Ein-Mann-Betrieb in Handarbeit! In seiner Werkstatt in Bibersfeld bei Schwäbisch Hall hat er schon an die 20 verschiedene Flugzeugtypen entwickelt und zusammengebaut. Sein Verkaufsschlager ist der Rebell. Ein motorisiertes Ultraleichtflugzeug von vier Metern Länge und Platz für eine Person. Vier solcher Flieger baut Roman Weller im Jahr. Alles sind Auftragsarbeiten für Kunden, die sich für die einfache Bauweise des Rebells begeistern. Den Rumpf konstruiert er aus 300 dünnen Stahlrohren. Die Flügel bestehen aus Aluminiumrohren und PVC Hartschaum Rippen. Rumpf und Flügel bespannt er mit einem Polyesterstoff. Hinter jedem Detail seiner Flugzeuge stecken endlose Überlegungen und Experimente: Wie konstruiere ich den Flieger möglichst stabil und dennoch leicht? Dabei kommt er immer wieder auch auf originelle Lösungen.
Es müssen viele an einem Strang ziehen, bis eine Kulisse auf der Bühne steht. Es braucht Schlosser, Dekorateure, Schreiner und Maler. Pragmatische Handwerkskünstler für das Spiel mit der Illusion, denn Kulissenbau ist Teamarbeit. In den Werkstätten des Pfalztheaters in Kaiserslautern sind es nur zwei Monate bis zur Premiere der Operette die „Lustige Witwe“, von Franz Lehar. Nicht ganz einfach die Vorgaben des Bühnenbildners nun umzusetzen, denn die Zeit ist knapp und viele Mitarbeiter sind krank. So ist das eben beim Theater: Nichts ist hier von der Stange und deshalb geht es bei den Gewerken auch nicht immer der Reihe nach, das Wichtigste kommt hier zuerst und wenn das nicht geht, dann eben das Zweitwichtigste. Hauptsache es geht voran und am Ende ist alles gut. Viel Herzblut, viel Kunsthandwerk, viel Kreativität stecken in den Bühnenbildern. Gebaut nur für eine Spielzeit, nicht für die Ewigkeit.
Grauen Beton in grüne Biotope verwandeln, ist die Handwerkskunst von Daniel Hertfelder. Der Dachbegrüner legt pflegeleichte Gärten auf Dächer aller Art an, wie etwa auf einem Flachdach in Dettenhausen bei Tübingen. Auf dem tristen Dach des Carports soll ein naturnaher und optisch schöner Lebensraum entstehen für Vögel, Insekten und andere Lebewesen. Dazu braucht es einen Aufbau aus Substrat und den richtigen Pflanzen. Der Fachmann setzt zum einen auf sogenannte Flachballenpflanzen, wie Moos-Steinbrech, Wiesensalbei oder Karthäusernelke. Sie sind farbenfroh, pflegeleicht und kommen mit wenig Nährstoffen zurecht. Für den insektenfreundlichen Lebensraum vergräbt er über 200 Stauden auf rund 20 Quadratmeter. Die grüne Oase soll allerdings noch mehr können. Neben der Biodiversität soll sie auch den Starkregen regulieren. Dazu verlegt der 29-Jährige unter die Grünfläche sogenannte Retentionselemente. Sie fangen den Regen zunächst auf und geben ihn verzögert wieder ab.
Ein historisches Holzfenster muss dringend restauriert werden. Gleich drei Handwerker sind dazu notwendig: Ein Schreiner, ein Maler und ein Glaser. Zunächst wird das Fenster vom Lack und den Glasscheiben befreit, damit der Schreiner das alte Holz bearbeiten kann. Mit Säge, Hobel und Stecheisen werden Schäden beseitigt und dabei auch neue Holzstücke eingesetzt. Der Maler untersucht den alten Lack und lackiert danach den Originalfarbton. Die Scheiben im Vorfenster kommen wieder an ihren Platz. Das innere Fenster erhält dünnes Vakuumglas, das einen hervorragenden Dämmwert besitzt und trotzdem perfekt in das Fenster passt. Nur wenn alle drei Gewerke eine saubere und präzise Arbeit leisten, kann das alte Fenster wieder in neuem Glanz erstrahlen.
Handgemachte Fensterläden aus Vollholz sind die Spezialität der Brüder Fabio und Alex Hupfauf. Für ein denkmalgeschütztes Schulhaus in Welzheim schreinern sie 52 neue Läden, die den Originalen so ähnlich wie möglich sein sollen. Bereits im Sägewerk erfolgt der erste Arbeitsschritt. Hier suchen sich die beiden Brüder jene Planken, die ihren Ansprüchen genügen: mit stehenden Jahresringen, möglichst astfrei und ausreichend breit sollte das Holz sein. Denn was folgt, soll einmal 100 Jahre halten: Ohne Dübel, Schrauben oder Nägel und dabei genau auf Maß gearbeitet, vervollständigen die Läden das Gesicht des Hauses. Später, wenn ihnen Sonne und Regen, Kälte und Hitze zusetzen, dürfen sie sich nicht verziehen und keine Lamelle klappern. Das ist die Kunst der beiden Brüder, für die sie Denkmalämter und Architekten schätzen.
Die Zimmerer der Genossenschaft Holzverbindung bauen in Tübingen eine Dachgaube. Mit der Gaube erweitern sie die Stehhöhe eines kleinen Badezimmers. In ihrer Werkstatt fertigen die Handwerker die Seitenteile und die Sparren für die Konstruktion, bevor sie sie auf der Baustelle montieren. Und auch eine traditionelle Holzverbindung kommt zum Einsatz: Die Schwalbenschwanzverbindung.
Ein kunstvoll geschmiedetes Balkongeländer braucht tiefe Kenntnisse in der Metallbearbeitung und einen guten Sinn für Ästhetik. Es soll nicht nur seine Sicherheitsfunktion erfüllen, sondern auch schick aussehen. Schließlich ist es Teil des Gesichts eines Hauses. Kunstschmied Peter Klink vereint in seinem Werk beides. Er verwendet jahrtausendealte Techniken für ein Gitter im modernen Look. Aber er schmiedet nicht nur: Er schweißt, flext und biegt das Metall und zeichnet dabei mit dem Stahl ein Motiv in die Luft, das perfekt in die Umgebung des Hauses passt.
Mit grobem Werkzeug Details in Holz formen. Der weltweit bekannte Kettensägen-Künstler Michael Tamoszus verwandelt einen Baumstamm zu einem Kunstwerk. Der Woodcarver schnitzt mit seinen Motorsägen innerhalb von vier Tagen einen gewaltigen Braunbären. Seine Arbeit erinnert an die eines Bildhauers. Statt Hammer und Meißel verwendet der Holzkünstler aus Bad Schussenried eine Auswahl unterschiedlich großer Kettensägen. Dabei setzt er die groben Werkzeuge ein, als ob er ein filigranes Schnitzmesser in den Händen führen würde. Neben der Gestaltung von Tiermotiven haben es ihm besonders menschliche Gesichter und Körper angetan. Gerade die detailgenaue Ausgestaltung lässt seine Holzskulpturen überaus lebendig erscheinen. Seine Werke stehen in Zoos, bei Vereinen, Firmen und Privatkunden. Als Woodcarver ist er weltberühmt. Mit einer Bärenskulptur wurde er Vize-Weltmeister. Heute lebt er von seiner Kunst.
Michl Einsle, Schreinermeister aus Grünenbach im Allgäu, wusste schon als Jugendlicher wie man Holzbrunnen macht. Sein Vater hat es ihm gezeigt. Inzwischen hat er an die 1.000 Brunnen gebaut. Holzbrunnen haben im Allgäu und in alpenländischen Regionen eine lange Tradition. In der waldreichen Landschaft dienten sie vor allem auf den Alpen als Viehtränken. Dann fanden auch Touristen Gefallen an den holzigen Ideen für den Garten. Heute sind die Holzbrunnen immer noch gefragt auch als Dorfbrunnen oder als Rastplatz an Wanderwegen. Bei Michl Einsle gibt es sie in allen Größen. Das Holz für den Brunnen sollte möglichst frisch geschlagen sein. Inzwischen sind schlichte, schnörkellose Brunnen gefragt. Mit Kettensäge und Fräse höhlt er den Brunnen aus, bis nur noch die Wandung bleibt. Alles macht er aus Holz: einen Stöpsel mit Überlauf und auch den Wassereinlauf. Der Brunnen sollte immer gut mit Wasser gefüllt sein, dann hält er lange.
Ein Skelett aus Birkenholz und eine Hülle aus Aluminium: Im rheinhessischen Nieder-Olm entsteht daraus ein Mini-Camper. Das Start-up "Miniatouring" baut sogenannte Teardrop-Caravans, ein Zuhause auf Rädern mit Retro-Charme. Dafür sind nicht nur eine riesige CNC-Fräse, Akkuschrauber und Schleifpapier notwendig. Wer Camper baut, muss vor allem zwei Dinge immer beachten: Leicht und dicht sollte es sein! Die Arbeit am kleinen Camper ist vielfältig: Dübel und Streichmaß, Schraubzwingen und Heißluftfön; dazu eine Mischung aus reichlich Teamarbeit, einem ausgeklügelten Baukonzept und einer großen Portion Ideenreichtum. Nur so kommen Komfort und Minimalismus zusammen.
Die Schreiner der Firma Schwarzwald Altholz bauen Möbel aus altem Holz. Ihre Werkstoffe sind zum Teil mehrere Hundert Jahre alt und haben Geschichte. Geschäftsführer und Schreiner Maximilian Riedt ist ständig auf Abrissbaustellen unterwegs und rettet altes Gebälk, um es in neue Möbel zu verwandeln. Altholz ist nachhaltig, hat aber beim Verarbeiten seine Tücken und Herausforderungen. Wir begleiten die Schreiner beim Bau der Einrichtung für ein Ferienzimmer auf einem traditionellen Schwarzwaldhof.
Ein alter Starr-Rahmen aus den 1950er Jahren lässt sein Schrauberherz höherschlagen: Seit mehr als zwanzig Jahren baut Martin Becker in seiner Werkstatt in Heidelberg ganz individuelle Motorräder – sogenannte Custom Bikes. Dabei gibt der Originalrahmen stets die Richtung vor, weil für den Neuaufbau die Bestimmungen der deutschen Erstzulassung gelten. Dementsprechend entwickelt der Motorradbauer aus jahrzehntealten Überbleibseln und brandneuen Einzelteilen innerhalb von wenigen Monaten ein fahrbares Unikat: Technisch ausgefeilt, im Retro-Design und mit viel Liebe zum Detail. Für seine Custom Bikes hat der Heidelberger schon mehrere internationale Preise bekommen.
Beim Siebdruck wird die Farbe mit einem Gummirakel durch ein feinmaschiges Gewebe gedrückt. Das Gewebe ist in einen Metallrahmen gespannt – das sogenannte Sieb. Die Motive werden dafür zuerst mit einer lichtempfindlichen Emulsion auf das Sieb übertragen. Wie bei einem Foto entsteht ein Negativ. Durch den Farbauftrag ergibt sich ein positives Muster. Für jede Farbe kommt dabei ein neues Sieb zum Einsatz. Der Siebdruck wird bis heute vor allem industriell genutzt, um Plakate, Stoffe oder Schilder zu bedrucken. Aufgrund der aufwändigen Arbeitsweise druckt jedoch kaum noch jemand von Hand. Die Künstlerin Anja Streese aus Trier hat die Siebdrucktechnik als Ausdrucksmittel für sich entdeckt und stellt damit einzigartige Bilder her. Die Siebe belichtet sie selbst. Mit einer Rakel, einem kleinen Holzschieber mit Gummilippe, drückt sie die Farbe von Hand durch das Sieb. Nach jedem Durchlauf wäscht sie die Farbe mit Wasser aus dem Sieb, anschließend muss es getrocknet werden.
Mit Farbstiften und Papier kreiert der rheinhessische Zeichner Jörg Baltes Welten. Seine Handwerkskunst-Zeichnung gestaltet er frei nach dem bekannten Bild "Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge" von Jan Vermeer, dem holländischen Barock-Maler. Jörg Baltes verleiht seiner Nachahmung allerdings ein neues Gesicht, das zusätzlich zum bekannten Ohrring auch noch einen Nasenring trägt. Seine Vorlage erstellt er am Computer, vergrößert jedoch klassisch von Hand mit Hilfe von Rasterquadraten. In vielen Arbeitsschritten fertigt er eine Vorzeichnung. Bei seiner eigentlichen Zeichnung, dem Original, startet Jörg Baltes mit dem Gesicht. Licht und Schatten, Höhen und Tiefen gestaltet der studierte Zeichner unter anderem durch Farbwahl und Schraffur-Technik. Schritt für Schritt entwickelt sich Räumlichkeit im Bild. Dem Gesicht folgen Jacke, Turban und Tuch. Nach vier Tagen ist Jörg Baltes farbige Zeichnung schließlich fertig – im rheinhessischen Sprendlingen ist ein neues Kunstwerk entstanden.
Im Labor von Zahntechnikermeister Niklas Bösing wird demonstriert, wie man eine keramisch verkleidete Zahnbrücke fertigt. Dutzende Arbeitsschritte sind dafür nötig. Vom Gebissabdruck des Patienten erstellt der Zahntechniker zunächst ein Gipsmodell, das er später in Wachs nachbildet. Im Ofen wird das Wachs dann ausgeschmolzen – in die entstandenen Hohlräume wird flüssiges Metall geschleudert. Mit keramischen Massen baut der Zahntechniker schließlich die künstlichen Zähne Schicht für Schicht auf und gestaltet sie so, dass sie von natürlichen kaum zu unterscheiden sind. So entsteht eine perfekte Zahnbrücke - ein passgenaues, handgefertigtes Einzelstück.
Ein saftiges Steak, am besten medium gebraten, das Größte für viele Fleischliebhaber. Wie es perfekt gelingt, das zeigt Jürgen David aus Worms. Der Metzgermeister hat sich mit Steaks einen Namen gemacht. Als einer der ersten in Deutschland ließ er das Rindfleisch in einer speziellen Salzgrotte abhängen. Bei dieser Dry-Aged-Methode reift es mehrere Wochen lang und wird besonders zart und aromatisch. Wo die Rinder herkommen, welches Geschlecht sie haben, was sie gefressen haben, das alles trägt zur Qualität des Fleisches bei. Fleisch ist eben ein Luxusgut, für das man sich Zeit nehmen sollte, sagt Jürgen David.
Eine Pfanne aus Eisen hält ein Leben lang, wenn man sie richtig behandelt. Und: Je länger sie in Gebrauch ist, desto besser wird sie. Sie darf nur nicht nass werden, sonst beginnt sie zu rosten. Eine eiserne Bratpfanne hält höheren Temperaturen stand und ist besonders gut geeignet zum scharfen Anbraten von Bratkartoffeln oder Fleisch. Stefan Zydek aus Lochum im Westerwald ist Schmied und zeigt, wie man eine Bratpfanne aus Eisen macht. In seiner urigen Werkstatt bearbeitet er mit Hammer und Amboss das glühende Metall. Ein archaisches Handwerk, das vollen Körpereinsatz fordert.
Elektro-Ingenieur Florian Jäger hat aus einer Leidenschaft ein Start-Up gegründet: Die „Amp-Schmiede“. Selbst seit Jahrzehnten Musiker, begann er mit Reparaturen. Es ging immer mal ein Gerät kaputt und Florian reparierte es. 2017 hat der 38-jährige Reutlinger dann seinen ersten Verstärker gebaut. Für die Handwerkskunst montiert er einen leicht modernisierten Klassiker: Ein Röhren-Verstärker, den es schon seit den 1960er Jahren gibt. In seiner traditionellen Bauart, ohne Effekte, erinnert das Modell ein wenig an die legendären Marshalls.
Hermann und Tobias Steck teilen eine Leidenschaft: Sie lieben Beton. Wobei sie ihn nicht im Hausbau, sondern als Ausgangsmaterial für ihre Designobjekte verwenden. Um einen Kaminofen zu verblenden, bauen sie nun eine Hülle im Sichtbeton-Look. Vater und Sohn Hermann und Tobisas Steck aus Filderstadt stellen Betonobjekte her. Der Vater ist Maurermeister und Stahlbetonbauer, sein Sohn Schreiner. Gemeinsam bilden sie ein perfektes Team für alle Arbeitsschritte, die mit der Verarbeitung von Beton zu tun haben. Und ihre Mission ist es, dem Beton die schönsten Seiten abzugewinnen.
Früher umgangssprachlich als Tierausstopfer bezeichnet, sind Präparatoren heute echte Künstler. Die Handwerkskunst begleitet den Präparator Steffen Lässle, der für die Ausstellung des Stuttgarter Rosensteinmuseums einen Waldkauz präpariert. Das Handwerk des Tierpräparators vereint eine Vielzahl von Berufen und Fähigkeiten. Steffen Lässle bringt es auf den Punkt: „Ich bin ein bisschen Schreiner, ein bisschen Schlosser, ein bisschen Schneider. Ich arbeite mit verschiedenen Materialien. Man ist ein bisschen Künstler und muss mit Farben umgehen. Friseur bin ich dann auch noch. Und ein kleines bisschen auch Biologe, weil man muss sich ja auch mit der Tierart nachher auskennen, um ein überzeugendes Präparat zu machen.“
Metzgermeister Olli Häcker nennt sich selbst den Maultaschenkönig und macht echte schwäbische Maultaschen mit besten Zutaten und viel Liebe zum Handwerk. In seiner Metzgerei in Sachsenheim verarbeitet er neben den den Klassikern, wie Spinat und Brät auch die ein oder andere spezielle Zutat, etwa geräucherte Wurst und mageres Schweinefleisch. Neben der klassischen Variante mit Fleisch, hat er auch eine vegetarische im Angebot, die durch die zugesetzte Erbsenstärke gut zusammenhält.
Sägen, bohren, löten, biegen, schleifen, polieren und auch lackieren – bis auf die Elektronik machen die Metallbildner von der VS Manufaktur alles an ihren handgefertigten Leuchten selbst. Heraus kommen edle Stücke von hoher Wertigkeit, die langlebig und solide sind. Da der Familienbetrieb auch regelmäßig selbst neue Lampen entwickelt, brauchen Jens Schump und sein Vater Didi nicht nur viel Erfahrung in der Metallbearbeitung, sondern auch einen innovativen Geist, um neue Fertigungsmethoden auszutüfteln.
Ein Besuch beim Friseur: Das ist Entspannung pur, ein netter Plausch, dann ein zufriedener Blick in den Spiegel. Was die Friseurin oder der Friseur mit Scheren und anderen Werkzeugen genau macht, wissen wir in der Regel nicht. Hauptsache, die Frisur sitzt. „Handwerkskunst“ zeigt, wie viel Fachwissen und handwerkliche Fertigkeiten notwendig sind, um einen perfekten Haarschnitt zu machen. Ein Blick für Proportionen, Gesichtsform, Typ und Haarstruktur gehört dazu. Die Haare werden mit unterschiedlichen Techniken geschnitten. Effilieren, Pointen, Slicen oder Graduieren – jede Haarschneidetechnik hat ihren besonderen Anwendungsbereich. Fingerhaltung, Kammhaltung, Scherenstellung und Abhebewinkel beeinflussen den Schnitt. Für „Handwerkskunst“ demonstriert Herrenfriseur Jerome Kantner in seinem Salon, wie man einen perfekten Männerhaarschnitt macht und einen Bart schneidet und pflegt.
Töpfern ist schwer in Mode. Es ist eine der ältesten Handwerkstechniken überhaupt. Und außerdem kreativ, entspannend, Stress abbauend und Geschicklichkeit fördernd – das Gegenteil von Bildschirmarbeit. Eine besonders traditionsreiche Art, Keramik herzustellen, pflegt Uwe Löllmann im Hegau. Er war schon in der Lehre fasziniert von japanischer Holzbrandkeramik aus sogenannten Anagama-Öfen. Dabei werden große, begehbare Öfen mit Hunderten Vasen, Schalen, Tellern gefüllt, eingemauert und eine Woche lang rund um die Uhr mit Holz beheizt. Die Temperatur erreicht dabei 1300 Grad – dann schmilzt die Asche im Ofen zu Glas und setzt sich als natürliche Glasur auf das Geschirr. So werden Teeschalen gebrannt, die in Japan Museen füllen und Phantasiepreise erzielen, sogenannte Chawans.
Auf der Kohlplatte bei Münzdorf auf der Schwäbischen Alb veredeln Max und Norbert Geiselhart Holz zu Holzkohle. In zwei Meilern verschwelen insgesamt rund 50 Festmeter Hartholz. Der Prozess dauert 10 Tage. Die Köhler sind im Dauereinsatz und verbringen Tag und Nacht an den Meilern im Wald. Die Geiselharts aus Münzdorf betreiben dieses alte Handwerk seit 1868. Beide, Max und Norbert pflegen den Familienbrauch, der 23-jährige Max, als Jungköhler, bereits in 6. Generation. Früher war der Beruf des Köhlers eine einsame Sache. Heute wird ein Event daraus. Das Interesse wie man Holzkohle herstellt ist groß und die Köhler haben beim Aufbau des Meilers und der „Ernte“ der Kohle viele Helfer, die sie unterstützen. Holzkohle wurde traditionell schon immer direkt im Wald hergestellt. Denn Kohle ist um ein vielfaches leichter als frisch geschlagenes Holz. Das erleichterte den Transport. Ohne Holzkohle wäre es niemals möglich gewesen aus Erzen Metall zu gewinnen.
Es ist fast ein Nationalheiligtum und ein touristisches Aushängeschild für die gesamte Region, die Schwarzwälder Kirschtorte. Tief im Schwarzwald, am Fuße des Feldbergs, liegt eine kleine Konditorei, die für ihre Schwarzwälder Kirschtorte bekannt ist. Konditorin Ramona Bizenberger hat auf der ganzen Welt in Luxus-Hotels - und Restaurants Desserts gezaubert. Ihre Schwarzwälder Kirschtorte hat sich sogar schon die englische Queen auf der Zunge zergehen lassen. Der unvergleichliche Geschmack der Torte beruht auf kräftigem Schnaps. Ramonas Mann Manuel ist Schnapssommelier und hat für die Torte seiner Frau ein spezielles Kirschwasser entwickelt, das er selbst brennt. Die Bizenbergers sind ein Familienbetrieb, in dem drei Generationen leben und arbeiten, in dem Regionalität und Handwerk an erster Stelle stehen.
Philipp Gröninger aus Caan im Westerwald liebt Silber. Nicht nur in Schmuckform, sondern vor allem als Karaffe, Kaffeekanne, als Besteck oder Teller. Alltagsgegenstände für die Ewigkeit. Als Ausgangsmaterial dient ihm ein unscheinbares Stück Silberblech. Daraus macht der Schmied eine Teekanne.In filigraner Klein- und vor allem Handarbeit. Nur ein einziges Mal benutzt der 38-Jährige die Hebelschere. Ansonsten schneidet er alles von Hand aus, poliert, feilt, schleift „mühsam und meditativ“, wie er es nennt, auch weil es für den Bereich immer noch keine oder nur wenige Maschinen gibt. Ein Großteil der Werkzeuge, die Hämmer zum Beispiel, sind selbst gemacht.
Ein Besuch beim Friseur: Das ist Entspannung pur, ein netter Plausch, dann ein zufriedener Blick in den Spiegel. Was die Friseurin oder der Friseur mit Scheren und anderen Werkzeugen genau macht, wissen wir in der Regel nicht. Hauptsache, die Frisur sitzt. „Handwerkskunst“ zeigt, wie viel Fachwissen und handwerkliche Fertigkeiten notwendig sind, um einen perfekten Haarschnitt zu machen. Ein Blick für Proportionen, Gesichtsform, Typ und Haarstruktur gehört dazu. Die Haare werden mit unterschiedlichen Techniken geschnitten. Effilieren, Pointen, Slicen oder Graduieren – jede Haarschneidetechnik hat ihren besonderen Anwendungsbereich. Fingerhaltung, Kammhaltung, Scherenstellung und Abhebewinkel beeinflussen den Schnitt. Für „Handwerkskunst“ schneidet und stylt Friseurmeister Gerino Barba aus Mainz in seinem Salon eine typgerechte Damenfrisur.
In Rheinhessen werden sie Trulli genannt, in anderen Regionen schlicht Weinbergshäuschen oder Wingertschützhütten. Sie stammen meist aus dem 19. Jahrhundert und haben ein Dach aus Stein, das an einen Bienenkorb erinnert. Das Besondere daran: die kleinen Kuppeln wurden komplett ohne Mörtel gemauert, auch ein Stützgerüst im Inneren ist beim Bau nicht nötig. Lage für Lage werden die Steine immer enger aufgeschichtet, bis sie schließlich ein kleines Gewölbe bilden. Diese Urform des Dachbaus ist in ganz Europa verbreitet, Experten sprechen von „Kragkuppelbauten“. In Obernhof an der Lahn begleitet SWR Handwerkskunst die Entstehung eines Weinbergshäuschens mit einer steinernen Kuppel unter Anleitung des österreichischen Trockenmauerpapstes Rainer Vogler.
Der Unimog ist eine ratternde Legende, quasi das Schweizer Taschenmesser unter den Fahrzeugen. Er steht für Vielseitigkeit und Ingenieurskunst. In Waldsee bei Ludwigshafen baut die Firma ScaleArt das Kultgefährt im Miniaturformat. Unimog-Träume werden hier im Maßstab 1:14,5 Realität. Doch der „kleine Bruder“ ist kein Spielzeug, sondern echte Maschinenbaukunst. Ein schrägverzahntes 3-Gang-Schaltgetriebe, Portalachsen mit Differenzialsperren und Hydraulikelemente, die mit 20 Bar bis zu 80 Kilogramm stemmen können, alles muss wie beim großen Vorbild sein, von der originalgetreuen Radmutter bis zum Fahrverhalten mit echten Fahrgeräuschen. Hunderte Teile werden stundenlang gefräst, gelasert und gelötet, verkabelt, verschraubt und verbaut.
„100 Jahre Garantie“ lacht Terrazzoleger Normann Hess und untertreibt damit eher: Schließlich wollte die junge Bauherrin einen traditionellen Terrazzoboden, weil der im Haus ihres Vaters immer noch „wunderschön“ sei – und das wurde 1900 gebaut. „Terrazzo“ heißt nur „Bodenbelag“ auf italienisch. Aber einer, der es in sich hat: ein fein abgestimmtes Gemisch aus Zement und Gesteinssplittern, individuell farblich gestaltet und vor Ort auf den Boden gegossen. Dazu handgefertigte Mosaik-Bordüren. Dann erstmal tagelang keine Zugluft und schließlich aufwändiges zigfaches Schleifen mit unterschiedlichem Material, Spachteln und wieder Schleifen. Nochmal warten bis zur Imprägnierung.
Äste schneiden in schwindelnder Höhe, wo niemand so einfach hinkommt - Baumpfleger Benno Gottwald schon. Mit der Handsäge bearbeitet er die 16 Meter hohe und mehr als 120 Jahre alte Linde des Turnvereins Appenheim in Rheinhessen. Gesichert hat er sich mit Kletterseilen. Für Benno Gottwald gibt es einiges zu tun in der Linde: Totholz entfernen, Kronenpflege, Äste schneiden, die zu tief über Parkplätze und Bürgersteig gewachsen sind. Vor rund 20 Jahren war die Linde stärker zurückgeschnitten worden – der Baumpfleger kontrolliert die alten Kappstellen. Tatsächlich wird er fündig und muss eine Kronenteileinkürzung vornehmen. Benno Gottwalds Motto beim Schnitt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Zwei Wochen nachdem „Baumpflege Gottwald“ Hand angelegt hat, sieht man es bei der mehr als 120 Jahre alten Linde deutlich: ein gelungener Baumpflegeschnitt bleibt quasi unsichtbar – auch dieses Jahr steht die Linde des Turnvereins Appenheim in voller Blätterpracht.
Inmitten der idyllischen Landschaft des Schwarzwaldes fügen sich Meisterleistungen handwerklicher Kunst harmonisch in das Landschaftsbild. Walter Epting aus Kirnbach im Schwarzwald beherrscht eine traditionsreiche Fertigkeit und deckt Dächer mit Reet. Reet und Stroh, sind wohl die ältesten Materialien, mit denen man Dächer deckt. Es war überall vorhanden und kostete fast nichts. Heute ist das anders und wird in Süddeutschland nur noch selten gewünscht. Meist sind dies Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen. Walter Epting ist wohl einer der letzten, der diese Kunst im Süden noch beherrscht. Seine Leidenschaft und Faszination für das Material ist ungebrochen. Halm für Halm platziert Walter Epting und sein Mitarbeiter auf den großen Dachflächen. Ohne ratternde und kreischende Maschinen, modelliert er Schwünge, Kanten und Grate. Alles wirkt wir aus einem Guss. Eine wahre Handwerkskunst!
Wagnermeister Jürgen Steck aus Langenau liebt es Wagenräder herzustellen. So ein Rad besteht aus Speichen, Felgen, einer Nabe und Reifen aus Eisen. "Am Anfang ist es nur ein Stück Holz" und nach einer Woche Handarbeit hat er ein Wagenrad hergestellt. Es ist ein Beruf mit großem Seltenheitswert. Jürgen Steck ist einer der ganz wenigen, der dieses Handwerk in Perfektion beherrscht. Seine Aufträge bekommt Jürgen Steck meist von Brauchtumsvereinen, die eine alte Kutsche oder ein altes Feuerwehrauto restaurieren wollen. Diesmal soll er Kanonenräder für eine Kanone aus dem 15.Jahrhundert bauen. Ein Mittelalterverein hat lange gesucht, und einen der letzten Wagnermeister gefunden. Recherchiert hat er in alten Militärbüchern. Das erste Stück am Wagenrad ist die Nabe, die er aus Ulmenholz fertigt. Die Nabe muss einige Zeit ruhen und austrocknen. In der Zwischenzeit spaltet er die Speichen aus Eichenholz und schneidet die Felgensegmente zurecht.
An den historischen Laternen vor der Fassade von Schloss Rosenstein in Stuttgart hat der Zahn der Zeit genagt. Sie müssen fachgerecht restauriert und konserviert werden. Der Metallrestaurator Martin Wilperath demonstriert die aufwendigen Arbeiten an einer Laterne, die um das Jahr 1830 geschaffen wurde. 20 Teile aus Gusseisen und 15 Teile aus Kupfer müssen in der Kunstschmiede restauriert werden. Bei einer Voruntersuchung prüft der Restaurator anhand einer Farbprobe unter dem Mikroskop den vorhandenen Farbanstrich und misst die Farbschichtdicke. Mit einem Druckluft-Nadelentroster nimmt er anschließend lose Farb- und Schmutzablagerungen schonend ab. Korrosionsreste entfernen, neue Schraubverbindungen herstellen und die Oberflächen mit Grundierungsschicht und Decklack konservieren: Das sind nur einige der zahlreichen Arbeitsschritte, die der Metallrestaurator in Absprache mit der Denkmalpflege fachgerecht durchführt.
Andreas Fiedler und sein Bruder Christian führen die Firma Leonhart in der 3. Generation: Die Spezialität dieser Schreinerei sind ihre Tischkicker. An die 2.000 Stück werden pro Jahr hergestellt und viele davon kommen in der Bundesliga, auf internationalen Wettkämpfen und bei Weltmeisterschaften zum Einsatz. Sei es bei der Beschichtung des Spielfeldes, der Verwendung spezieller Stangen oder dem speziellen Sound der Prallplatten in den Toren, die Tische sind das Resultat jahrzehntelanger Entwicklung. Dabei sind die Langlebigkeit, die Schnelligkeit und der Grip des Kickers, wie auch die gleichbleibenden Spieleigenschaften der Leonhart-Tische die Qualitäten, die von den Kickerprofis besonders geschätzt werden. Und das Spiel mit den 22 kleinen Männchen ist vielleicht auch Dank der Leonhart Tische so etwas wie eine Trendsportart geworden.
Jürgen Henrichs zeigt uns, wie man einen handwerklichen Speicherofen für moderne, gut gedämmte Wohnhäuser nach dem aktuellem Standard der Bundesimmissionsschutzverordnung baut. Seinen Grundofen stellt der Ofenbauer für uns in der edelsten Variante her, nämlich mit selbst gefertigten Keramik-Kacheln, die er nach seinem eigenen Design besonders groß formt und deren Oberfläche er in einer ungewöhnlichen Weise behandelt. Dank seiner rund 350 Kilogramm Speichermasse hält der kleine Ofen einen Raum mit nur rund drei Kilogramm Holz fünf Stunden lang warm. Obwohl er als typischer Grundofen vor allem aus gemauerten Schamottsteinen besteht, kann er im Gegensatz zu den fest eingebauten größeren Vertretern seiner Art notfalls transportiert werden und übersteht im Zweifelsfall also auch einen Umzug.
Die Firma Killinger Pfeifen in Freiberg am Neckar ist eine kleine, aber renommierte Manufaktur für Orgelpfeifen. Ihre Kunden sind Orgelbauer auf der ganzen Welt. Aus Zinn und Blei gießen sie das Orgelmetall, hobeln es zu dünnen Blechen und formen daraus Orgelpfeifen in allen Größen. Bei vielen Arbeitsschritten geht es um Millimeter. Am Ende braucht der Intonateur ein gutes Gehör, um den Pfeifen den richtigen Ton zu geben. Es ist ein Jahrhunderte altes Handwerk, und viele Arbeitsschritte haben sich im Laufe der Zeit kaum verändert. Die UNESCO hat der Herstellung von Orgelpfeifen den Status des immateriellen Kulturerbes der Menschheit verliehen.
Jens Wagner hat einen besonderen Auftrag: Er ist Klavierbauer beim Pianohaus Hübner in Trier. Dort soll er einen Steinway Flügel aus dem Jahr 1921 restaurieren. Das Modell: ein sogenannter "A-Flügel", 188 cm lang. Wagners Chef Marcus Hübner hat ihn in der Eifel aus einem Nachlass gekauft. Im Inneren des Flügels entdeckt der Klavierbauer kaum ein Bauteil, das er erhalten kann. Überall hat die Zeit ihre Spuren hinterlassen. Die Saiten sind rostig und auch die Dämpfer nicht mehr zu gebrauchen. Die Farbe der Gussplatte blättert ab, am Boden des Resonanzkörpers entdeckt er oberflächlich Schimmel und die Beläge der Tasten sind kaputt. Die sind noch aus Elfenbein. Eine wochenlange Restaurierung beginnt. Die Handwerkskunst begleitet die Arbeiten und ist auch in der Steinway-Fabrik in Hamburg dabei, als die Gussplatte neu lackiert wird.
Peter Sauer ist einer der wenigen Menschen, die Feuerwerk hierzuland noch selbst herstellen. Auf seinem Gelände in Gersthofen bei Augsburg entwirft er nach alter Familientradition Feuerwerksbomben, die auch bei seinen eigens komponierten Musikfeuerwerken zum Einsatz kommen. Bei seiner Arbeit ist größte Vorsicht geboten, denn die Chemikalien, mit denen er hantiert, sind hochexplosiv. Mit viel Erfahrung und einer guten Portion Humor zeigt er sein seltenes Handwerk, dass bei den meisten Menschen einfach nur Freude und Staunen auslöst.
Absolut im Trend und mittlerweile deutlich mehr als ein Hobby: Tische aus Epoxidharz erobern die Wohnräume in vielen Teilen der Welt. Neben zahlreichen Tutorials im Internet, in denen Hobby-Handwerker ihre Erfahrungen mit diesem neuen Design teilen, gibt es auch professionelle Schreiner und Möbelbauer, die sich dieser Handwerkskunst verschrieben haben. Julia und Roland Kohler haben ihr ganz eigenes Design zur Fertigung von Epoxidharz-Tischen entwickelt. Das Paar zeigt in seiner Salemer Werkstatt was durch die Verbindung von Altholz und Kunstharz entstehen kann. Ein Unikat, das in ihrer Schreinerei „LIEBWERK“ trotz gewissenhafter Planung und handwerklicher Kunst auch auf den Zufall angewiesen ist. Denn das Epoxidharz, der flüssige Werkstoff, sucht sich seinen Weg zwischen dem Holz und lässt dabei immer wieder neue Formen und Flächen entstehen. Handwerkskunst, Design und Zufall schaffen zusammen Tischunikate, die gerade heiß begehrt sind.
Stuckateur Uwe Marko und sein Team haben den Auftrag eine neue Fassade im Europapark zu gestalten. Aus den groben Zeichnungen der Designer entwickeln sie mit ausgefeilten Techniken eine beeindruckende Komposition. Stuck wird dabei mit Schablonen gezogen, von Hand gedreht oder von einer Stuckbildhauerin geformt. Von den kunstvollen Einzelstücken nehmen sie Formen ab und fertigen Kopien, denn die riesige Fassade braucht viele Einzelteile. An der eigentlich Handwerkskunst hat sich seit dem Barock nicht viel geändert. Auch der Einsatz von Maschinen hält sich hier in Grenzen. Das traditionelle Stuckateurshandwerk wird in Deutschland nur noch selten betrieben. Hier in Ettenheim lebt es noch.
Paul Bonna ist Barista und Kaffeeröster. Er ist ein Spezialist für Espresso, Latte Art und alle Fragen, rund um Kaffee. Sein Kaffeewissen dreht sich um Aromen, Textur und Sensorik. In der Kaffeewelt entdeckt er immer wieder Neues. Seine Leidenschaft hat er zum Beruf gemacht. Für Paul ist die Welt der Kaffeearomen unendlich! „Man macht ein Fenster auf und guckt in ein Weltall voller Aromen und unendlicher Geschmacksgalaxien“. In seinem Café, der „Kaffeekommune“ bietet er Kaffeespezialitäten an. Er weiß, wie man den perfekten und gut ausbalancierten Espresso zubereitet oder Latte Art auf einen Cappuccino bringt. Er ist Spezialist für alles was sich um Sensorik, Aromen und Textur dreht. Bereits als Kind hat er Kaffee geliebt schon alleine der Geruch hat ihn total fasziniert.
In Jutta Burghardts kleiner, aber feiner Werkstatt werden Träume wahr. Sie schneidert ausgefallene Korsetts für Damen und Herren. Wir schauen ihr über die Schulter beim Erstellen eines Korsetts für ihre Kundin Ginie. Diese wünscht sich ein Korsett, das vom originalen Sissi-Korsett inspiriert ist. Jutta Burghardt vermisst ihre Kundin, baut ein Papierkorsett, schneidert ein Musterkorsett, schleift Korsettstäbchen, näht Zwickel ein und führt unzählige weitere Arbeitsschritte durch, bis das richtige Korsett fertig ist. Das Ergebnis der tagelangen Arbeit ist ein Mädchentraum in Grün. Ein wunderschönes Korsett mit Herzchenausschnitt, das das Herz der Kundin höherschlagen lässt.
Lehmputze sind mittlerweile salonfähig – sie sind nachhaltig, schadstofffrei, gesund fürs Raumklima und sie sind auch nicht mehr wie früher grob und braun. Heutzutage sind mit Lehm glatte, edle Oberflächen in vielen Farben möglich. Stukkateurmeister Norbert Millich aus Argenbühl im württembergischen Allgäu zeigt, worauf es beim Arbeiten mit Lehm ankommt und was mit diesem jahrtausendealten, traditionellen Baustoff alles möglich ist. Angefangen hat Norbert Millich mit seinem eigenen Haus – das hat er mit Lehm aus seinem Garten verputzt. Heute, zwanzig Jahre später, haben er und seine Frau Birgit sich spezielle Techniken angeeignet und weiter verfeinert, mit denen sie aus Wänden regelrechte Gestaltungselemente im Wohnraum machen.
„Ich will eigentlich nichts anderes mehr machen, als Cyclekarts bauen“, sagt Frank Bankonin. Es ist das schönste Hobby für ihn. Seit 2018 hat er sein Hobby zum Beruf gemacht. Cyclekarts sind den Rennwägen aus den 20er und 30er Jahren nachempfundene Autos. Ihre Karosserie ist aus Holz und mit Alu-Blech verkleidet. Es sind Autos voller Nostalgie und Accessoires aus einer vergangenen Autoepoche. Frank Bankonin hat eine große Fangemeinde, die Schlange seht um sich ein Auto von ihm bauen zu lassen. Der frühere Konditor ist über Umwege zum Cyclekartbau gekommen. Autobegeistert war er schon immer. Als Kind hat er alles auseinandergebaut und hatte eine große Begeisterung für Technik. Seine große Autobegeisterung und sein großes Know How verbaut er in seinen Cyclekarts. 2011 nahm er an einem Seifenkistenrennen teil, baute sich eine Seifenkiste aus Alublech. Nach dem Rennen will er die Seifenkiste im Internet verkaufen und ist sehr überrascht über das große Interesse.
In der Bonbonmanufaktur von Jens Meier werden Süßigkeiten in vielen Farben und Formen hergestellt. Aus den Grundzutaten Zucker, Glukosesirup, Wasser und Aroma entstehen Bonbons und Lollis. Mit viel Gefühl und dem richtigen Gespür kocht, knetet und formt er die Zuckermassen bis zum gewünschten Ergebnis. Seit zehn Jahren betreibt Jens einen kleinen Laden in der Heidelberger Altstadt. Besonderen Wert legt er auf die Auswahl seiner Aromen. Das Spektrum reicht von Zitrone, Kirsch oder Maracuja, bis hin zu Tomate, Cola oder Bratapfel. Bei der Herstellung von Bonbons kommt es vor allem auf die richtige Temperatur an. Die muss Jens ständig im Blick behalten, damit der Zucker nicht abstirbt und der Bonbonteig bis zur finalen Aushärtung geschmeidig und formbar bleibt.
Ob beim Frühjahrsputz oder der schwäbischen Kehrwoche – der Besen ist ein Alltagsgegenstand, den wir alle schon in der Hand hatten. Doch niemand fragt sich, wie er überhaupt entsteht. Das Besen- und Bürstenbinden ist ein altes Handwerk, das heute kaum noch jemand beherrscht. Doch wer die Werkstatt von Harald Klein im Pfälzer Wald betritt, findet sich in einer Zeit wieder, in der dieses traditionelle Handwerk noch blüht. Dafür nutzt er alte Maschinen und das feine Gefühl zwischen seinen rauen Fingerspitzen. Aus einem rohen Buchenstamm wird nach und nach ein filigraner Besen, der ein ganzes Leben hält. Umgeben von tonnenweise Holzbohlen und Holzstaub fallen viele Späne, denn Harald Klein sägt, hobelt und bohrt das Holz in Form. Er sortiert und beträufelt die Borsten aus Bahia-Fasern, Ross- und Schafshaar, bevor er sie mit viel Gefühl in den Besen "einzieht".
Erwachen im Vogelgesang, umgeben von Baumkronen – Johannes Schelle und sein Team von Baumbaron verwirklichen einzigartige Baumhäuser, die Kindheitsträume lebendig werden lassen. Ihre ganzjährig bewohnbaren Häuser verschmelzen in einer Symbiose mit ihrer natürlichen, organischen Umgebung. Seit 2007 gestaltet Johannes Schelle diese außergewöhnlichen Lebensräume. Sein Team setzt sich aus Zimmerern, Schreinern, Ingenieuren, Baumkletterern, Elektrikern und Lehmhausbauern zusammen. Beim Baumhausbau vereinen sich präzise vorgefertigte Elemente mit der unberechenbaren Natur. Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Improvisationstalent sind dabei ebenso gefragt wie umfangreiches Fachwissen und Fantasie, um die Traumorte zu schaffen, wie zum Beispiel das Ferienhaus in Bispingen von Hans-Peter Bockelmann.
Armin Ehinger baut Hochsitze. Die Jägerstationen entstehen in Waldhausen bei Aalen. Das Holz dazu holt der gelernte Zimmermann und Schreinermeister aus dem Forst. Er baut sie aus Douglasien, das macht sie langlebig. Der Holzaufbau besteht aus einem Untergestell, dem sogenannten Bockgerüst und einer Kanzel. Groß genug für einen Jäger samt Jagdausrüstung beim sogenannten Ansitzen. Das konisch zulaufende Gestell besteht aus je vier Eckpfosten und Diagonalstreben. Die Kanzel baut der 44-Jährige nach alter Familientradition mit Schablonen.
Steinbildhauerin Kim Hiller fertigt eine Skulptur aus Stein. Sie arbeitet mit schwerem Gerät bis aus dem Miltenberger Sandstein eine Frauenskulptur entsteht, die das klassische Steinbildhauerwerk verkörpert. Mit verschiedenen Schlageisen, wie Spitzeisen und Sprenger, klopft Kim Hiller hunderte Kilo Stein ab. Für die Feinarbeiten benutzt sie kleinere Werkzeuge, wie etwa den Dremel oder das Schleifpapier. Die Steinmetzmeisterin ist eine der wenigen Frauen in diesem Handwerk, gründete mit Anfang 20 ihren eigenen Betrieb und setzte sich durch. Nach 100 Arbeitsstunden hat sie den Miltenberger Sandstein in eine Frauenfigur verwandelt und setzt damit ihr Statement für die Frau im Handwerk.
Simone Nowicki ist Geräuschemacherin und sogenannte „Foley-Artistin“. Alle ihre Geräusche stellt die gebürtige Wormserin selbst in ihrem Sound-Atelier her und vertont diese im Tonstudio oder live auf der Bühne vor Publikum. Handwerkskunst begleitet all ihre Schritte zur Vertonung einer Filmszene – angefangen bei der Materialsuche im Keller ihrer Oma, im Baumarkt und auf dem Flohmarkt, über die Aufzeichnung einzelner Geräusche und Geräuschteppiche („Soundscapes“) bis hin zur Montage aller Sound-Ebenen am Computer. Nebenbei erklärt und zeigt sie, wie zum Beispiel Geräusche für Trickfilme oder Tierdokus entstehen.
Josef Dirr ist Florist, weil er die Natur, Blumen und Farben liebt. Der Floristmeister ist Landesmeister der Floristen in Baden-Württemberg und arbeitet in einem Blumenfachgeschäft in Filderstadt. Der Tag beginnt schon früh auf dem Großmarkt. Hier sucht er sorgfältig Blüten und Beiwerk für einen Blumenstrauß und eine Gesteck aus. Die Vorbereitung der Pflanzenstiele spielt eine entscheidende Rolle bei der Schaffung der eindrucksvollen Blumenarrangements.
Es ist eine außergewöhnliche Folge der Reihe "Handwerkskunst", denn wir machen einen Beitrag über unsere eigene Arbeit. Seit Jahren wünschen sich viele Zuschauende, dass wir endlich auch unser Handwerk zeigen: wie ein Film aus der Reihe "Handwerkskunst" entsteht. Wir begleiten ein SWR-Team bei der Produktion eines "wir über uns", das alle Schritte abbildet: Angefangen bei der Präsentation der Idee, über die Dreharbeiten und den Schnitt, bis zur Farbkorrektur und der Sprachaufnahme im Tonstudio. Wir folgen Autor Manuel Hollenweger und Kameramann Ole Flashaar zu einem Besenmacher in der Pfalz, zeigen, wie danach aus über acht Stunden Kameramaterial die besten Bilder im Schnitt ausgewählt und zu einem stimmigen Film montiert werden. Und dabei wird auch uns, dem Team hinter der "Handwerkskunst", klar: Es braucht tatsächlich einiges an Handwerk, vielleicht sogar "Handwerkskunst", um einen Film für diese erfolgreiche Dokumentarfilm-Reihe des SWR herzustellen.
„Biegen statt Brechen“ war schon zu Lebzeiten der Leitspruch von Michael Thonet. Der Bopparder gilt als ein Pionier der Möbelproduktion, sein Bugholzverfahren revolutionierte das Stuhldesign, denn das Biegen von massivem Holz war im 19. Jahrhundert revolutionär und hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren. Thonets Erfindung war es, Buchenholz mit Wasserdampf und Muskelkraft in Form zu bringen. Wie das funktioniert, zeigt uns Armin Ludwig, ein Holzmechaniker der Firma Thonet, in einem schweißtreibenden Verfahren am Kaffeehausstuhl Nr. 214. Im Grunde gibt es nur 6 Teile, die dafür hergestellt und miteinander verschraubt werden müssen, trotzdem sind bis zum schmucken Endprodukt insgesamt 124 Arbeitsschritte notwendig, dann ist der klassische Wiener-Kaffeehausstuhl ist fertig.
Sebastian Müller und seine Brüder sind zwischen Kupfer und Kessel aufgewachsen. Ihre Familie baut Brennereianlagen in Handarbeit seit fast 100 Jahren. In Tiergarten bei Oberkirch entstehen die Anlagen fürs Herstellen von Bränden, wie Kirschwasser, Gin oder Whiskey. Im Schwarzwald wird dazu seit vier Generationen Kupfer von Hand geformt, verhämmert und verschweißt. Sie starten mit dem Kessel, dem Herzstück der Brennereianlage. Aus Kupfer formen sie den ovalen Behälter. Dazu stauchen, glühen und Feuer verhämmern sie vier Kupferplatten zu einem nahtlosen und glatten Ei. Die Brennblase wird anschließend verheiratet mit dem sogenannten Wasserbad. Kessel, Hut, Kolonne und Kühler sind die Grundausstattung einer Brennereianlage. Wenn alle Elemente gefertigt sind wird verschraubt, mit den Armaturen, Schaugläsern und Sicherheitsventilen. Erst alle Bauteile zusammen montiert ergeben die Anlage fürs Destillieren von gemaischtem Obst oder mazeriertem Wacholderbeeren oder Getreide.
Jochen Thomann und sein Team bauen Trockenmauern. Sie setzen Stein auf Stein ohne Mörtel zwischen den Fugen. Dieses Handwerk ist steinalt – die Landschaftsgärtner beherrschen diese Kunst. In Oberndorf am Neckar terrassieren sie so den Hanggarten von Familie Martin mit rund 150 Tonnen Natursteinen. Die Steine aus Muschelkalk kommen aus einem Steinbruch in Würzburg. Rund 300 Kilo bringt so ein Koloss auf die Waage. Bevor sie jedoch den ersten Quader setzen, graben sie zunächst einen Sockel. Ohne Fundament steht eine Mauer weder stabil noch lange. Die historische Bauweise sieht zudem eine Drainage, losen Schotter und eine Dosierung vor. Nach den Vorarbeiten beginnt die Suche nach den passenden Steinen, wie bei einem 3D-Puzzle. Von der ersten bis zur dritten Reihe wird jeder Stein gewuchtet, ausgerichtet und bearbeitet - mit Stemmeisen und Muskelkraft, mit Fäustel und Setzer. Eine Arbeit, die viele Generationen überdauern soll.
Wenn die Leinwand eine Straße ist und das Motiv etwa 200 Quadratmeter groß, braucht es einen erfahrenen 3D-Straßenmaler, etwa 70 Liter Farbe und acht Arbeitstage, bis ein 3D-Straßenbild fertig ist. Das Verrückte dabei ist: Man kann die Illusion, die der Künstler dann erschaffen hat, nur von einem einzigen Punkt aus sehen. Von der Seite, von oben oder aus der Luft erkennt man nur farbige Flächen. Aber wer am sogenannten Betrachterpunkt steht, wird total geflasht von der optischen Täuschung. Edgar Müller, ein Pionier der 3D-Straßenmalerei, malt in Vielbach im Westerwald „Platos Höhle“, eine tiefe Felshöhle mit flüssiger Lava im Innersten, in die durch die aufgebrochene Erde von oben Wasser schießt. Fast apokalyptisch, aber „nur“ eine gemalte Illusion, absolut realistisch. Wenn diese optische Illusion real nicht mehr existiert, bleiben für den Künstler nur seine Fotos und die Erinnerungen an das Entstehen eines handwerklichen Meisterwerks.
Wände weiß streichen kann fast jeder. Richtig edel werden Räume erst, wenn sie mit Pinsel und Spachtel gestaltet werden. Die Handwerkermeister Stefanie Teichert und Marcus Hesmert aus Rech an der Ahr zeigen in zwei Häusern, die nach der Flut renoviert werden, wie Wände mit wenigen Tricks einen persönlichen Look und zum Teil sogar ein gesünderes Raumklima bekommen können. Die beiden gelernten Kirchenmaler nutzen im Alltag gerne einen Kalk-Marmorputz. Mit dieser Spachtelmasse können sie einer einfachen Gipswand einen moderne Beton-Optik verleihen. Der Kalk nimmt nebenbei auch Feuchtigkeit auf und beugt damit einer Schimmelbildung vor. Außerdem zeigt das Handwerkerpaar wie ihnen eine einfache Lochpause hilft, wenn große Motive auf eine Wand gemalt werden sollen. So entstehen persönliche Raumgestaltungen, statt standardisiertem weißen Einheitslook.
Holz ist der Baustoff der Zukunft. Nicht nur Möbel oder Fußböden werden aus Holz gebaut – viele Menschen wohnen in ganzen Häusern aus Holz. Die Geschwister Lisa und Timo Gelzhäuser bauen besonders nachhaltige Holzhäuser. Ihr Familienwald im Sauerland hat, wie viele Wälder in Deutschland, ein Borkenkäfer-Problem. Viele Fichten mussten gefällt werden. Um das Holz möglichst umweltfreundlich weiter zu nutzen, bauen sie Modulhäuser. Kunden stellen ihr Traumhaus am Computer zusammen. Die einzelnen Module werden in einer Holzwerkstatt zusammengeschraubt. Hier packt Timo Gelzhäuser beim Sägen, Schrauben und Schleifen auch selbst mit an. Um möglichst auf Klebstoffe zu verzichten, werden die Hölzer mit Steckverbindungen verkeilt.
Richard Maier beherrscht die Kunst der Scrimshaw-Gravur meisterhaft und seine Werke finden sich in den Tresoren der Elite weltweit. Mit zu den ältesten Kunstwerken der Welt gehören verschiedene geschnitzte und gravierte Figuren, aus Mammutzähnen und Knochen, welche vor rund 40.000 Jahren erschaffen wurden. Die frühen Künstler bedienten sich damals einfachster Werkzeuge, um diese eindrucksvollen Skulpturen zu erschaffen. Diese jahrhundertealte Technik findet in den Händen von Richard eine neue Blüte. Er fertigt jede seiner Arbeiten unter dem Mikroskop und in reiner Handarbeit. Jedes Motiv setzt sich aus vielen zehntausenden Linien und Punkten zusammen. Seine Gravuren sind inspiriert von der Wildheit und Schönheit der Natur. Als zertifizierter Graveur-Meister arbeitet er ausschließlich mit fossilen Materialien, die über 10.000 Jahre alt sind. Hiermit veredelt er unter anderem Füllfederhalter und Sammlerwaffen.
Die meisten Surfboards bestehen aus einem Schaumstoffkern. Doch die Spezialität von Jonas Buchholz sind Bretter, die innen hohl und außen aus Holz sind. Um möglichst ressourcenschonend zu arbeiten, nutzt der Schreiner eine frühere Balkon-Verkleidung aus Mahagoni. Zusammen mit dünnen Ahornstreifen bildet das die Außenseite des Surfbretts. In der Mitte ist lediglich ein dünnes Holzgerippe zur besseren Stabilität. Denn am Ende soll das Board möglichst leicht sein und lange halten. Vor rund 20 Jahren kam Jonas Buchholz zum Surfen. Als er dann eine Schreinerlehre begann, baute er sich irgendwann auch sein erstes Board aus Holz. Der Gedanke, pures Holz zu surfen, faszinierte ihn schon damals und begeistert ihn bis heute. Mit jedem neuen Holz-Surfbrett tüftelt er an seiner Technik, um ein möglichst perfektes Board zu bauen.
Es ist ein Handwerk, das weltweit nur wenige beherrschen: das Herstellen von Glasaugen. Yannick Müller-Uri ist Ocularist in der sechsten Generation. Zunächst stellt er den Rohling her: Er bläst eine Kugel aus Glas mit täuschend echter Iris und Pupille, die einem menschlichen Augapfel gleicht. Daraus formt er über einer Gasflamme die individuelle Augenprothese für die Patienten, so dass sie perfekt in die Augenhöhle passt. Dabei kommt es nicht nur auf die Farbe der Iris an – bis ins Detail werden winzige Adern und das Augenweiß nachgebildet. Sieben Jahre dauert die Ausbildung zum Ocularisten – die nicht nur ein enormes Fingerspitzengefühl, sondern auch ein ganz besonderes Einfühlungsvermögen in das Schicksal der Patienten erfordert. Umso größer ist das Erfolgserlebnis, wenn am Ende das künstliche Auge vom echten kaum zu unterscheiden ist.
Wenn Udo Schurr flüssige Farbe zu feinem Farbnebel zerstäubt und dabei den Körperkurven folgt, dann ist er in seinem Element. Schurr ist zweifacher Bodypainting-Weltmeister in der Kategorie „Airbrush“, eine Form der bildenden Kunst, bei der der menschliche Körper mit Hilfe einer Luftpistole bemalt wird. Was mit nackter Haut beginnt, endet mit einer farbenfrohen Verwandlung. Durch Variationen in der Distanz zum Körper, im Druck (in der Regel zwischen 1,5 und 3 bar) und den Düsengrößen (zwischen 0,15mm und 0,6mm) erzielt Udo die gewünschten Motive am Körper der Modelle. Der erste Schritt eines Bodypaintings ist die Grundierung, danach werden erst die Motive aufgetragen, „vom Groben ins Feine“ wie Udo zu sagen pflegt. Die Farben sind wasserlöslich, das Vergnügen nur vorübergehend, umso wichtiger ist die Präsentation der Modelle am Ende einer Session und das abschließende Fotografieren.
Celesta, die Himmlische, wird sie genannt. Man erkennt sofort ihren zauberhaften Klang. Die bekannteste Melodie aus den Harry-Potter Filmen wurde darauf gespielt. Das Instrument ist eine Mischung aus Glockenspiel und Klavier. Die Celesta steht in jedem Orchester dieser Welt. Die Metropolitan Opera in New York hat eine Celesta, die Berliner Philharmoniker sogar vier. Die älteste Celesta-Manufaktur der Welt liegt im schwäbischen Wendlingen am Neckar: Die Firma Schiedmayer. Hier begleiten wir den Bau der Celesta. Mehrere Wochen lang arbeiten Orgelbaumeister Joachim Weigle und seine fünf Kollegen an einem Instrument. 5.000 Einzelteile aus Holz, Stahl und Filz müssen in der Celesta ihren Platz finden. Eine komplizierte Mechanik bewegt Filzhämmer, die dann die 66 Klangplatten zum Schwingen bringen.
Für einige Jahrzehnte war der Flipper das Spielgerät überhaupt! Ob in Kneipen oder Spielhallen, überall scharten sich Spieler aller Altersklassen um die blinkenden Automaten. Mittlerweile sind die Pinballs aus der Öffentlichkeit verschwunden. Verrostet und verdreckt fristen sie ihr Dasein in Kellern und Garagen. Henrik Maurer und sein Team haben schon viele Flipperautomaten wieder zum Leben erweckt, aber der "Eight Ball Deluxe" ist immer etwas Besonderes. Seine Mechanik muss mit Sorgfalt restauriert, seine Elektronik erneuert und sein äußeres Erscheinungsbild wiederhergestellt werden. Es ist eine Aufgabe, die Geduld, Geschick und ganz viel Handwerkskunst erfordert. Das zeigt sich vor allem in der Restauration des Spielfeldes: einzelne Farbfelder werden maskiert und mit der Airbrushpistole neu lackiert. Filigran geht es mit Pinsel und Fineliner weiter. Bis nach vielen Arbeitsstunden und mehreren Schichten Lack das Spielfeld in neuem Glanz erstrahlt.
Wer beherrscht heute noch die Kunst des Gewölbebaus? Anton Gröll gehört zu den wenigen Maurern in Deutschland, die die alte Technik noch meisterhaft beherrschen. Aus nichts als Stein und Mörtel mauert er in sechs Wochen einen Weinkeller mit Kreuzgewölbe. Und das in einem modernen Neubau. In einem simplen Keller aus Beton. Toni, wie er von allen genannt wird, verwendet für seine Gewölbe nur alte Ziegelsteine. Für ihn haben sie mehr Charakter und Geschichte als modernes Baumaterial und es sieht einfach schöner aus. Fertigmörtel kommt ihm auch nicht aus der Tüte. Er mischt ihn selbst aus Kalk und Sand. Wie ein Mosaik setzen er und seine Mitarbeiter Pfeiler und Gewölbe zusammen, spannen Bogen durch den Raum. Ein Kreuzgewölbe ist eine kühne Konstruktion. Das Gewölbe trägt sich selbst, weil sich die Drucklast auf Mauern und Pfeilern überträgt. Reine Physik. Und doch ein Wunder.
Frank Trommer gehört zu den wenigen Menschen in Deutschland, die wissen, wie vor über 2500 Jahren Gegenstände aus Metall hergestellt wurden. Der gelernte Schmied und staatlich geprüfte Denkmalpfleger ist ein "Archäotechniker". Seine Werkstatt steht in Blaubeuren bei Ulm. Mit seinem Team arbeitet er hauptsächlich für Museen und Universitäten. Bei seiner Arbeit geht es ihm darum, weitgehend verloren gegangene handwerkliche Techniken zu erhalten. Für die Handwerkskunst verhüttet er Eisenerz in einem Lehmofen. So, wie es die Kelten etwa 700 v. Chr. praktizierten. Bei der Verhüttung gewinnt er die sogenannte "Luppe", ein Gemisch aus Eisen und Schlacke. Das ist lediglich ein Zwischenprodukt, das Trommer und seine Mitarbeiter weiterbearbeiten. Das Roheisen schmieden sie mehrfach aus und falten es. Solange, bis eine brauchbare Qualität entsteht. Aus dem "Renneisen" machen sie dann ein modernes Küchenmesser, das so scharf ist, dass es mühelos ein Blatt Papier durchschneidet.
Dunkles Wurzelholz und filigrane Gravur, harter Stahl und präzise Mechanik. Ein Jagdgewehr ist ein komplexes Zusammenspiel aus Kraft und Feinheit; eine Symbiose zweier Welten, bei der das Grobe auf das Zarte trifft. Das jahrhundertealte Handwerk der Büchsenmacher ist geprägt von Tradition. Es sind keine großen Maschinen, sondern präzise Handgriffe und Menschen mit viel Erfahrung, die aus Metall und Holz ein Jagdgewehr schaffen. Bei der Firma Krieghoff in Ulm zeigen uns Büchsenmacher, Schäfter und Graveurin, wie ein Jagdgewehr gefertigt wird. Stahl wird bei fast 700 Grad verbunden, Holz mit groben Feilen und feinen Stechbeiteln geformt und ein kleines Kunstwerk mit Hammer und Stichel graviert. Der Lauf wird mit Beize bestrichen, gründlich wird poliert und die Mechanik eingestellt.
In den 90er Jahren glaubten viele, die Schallplatte habe ausgespielt. Heute erlebt sie ein unerwartetes Comeback. Wir begleiten drei wichtige Stationen der Schallplattenproduktion: Zuerst werden die Tondaten in eine mit Lack beschichtete Aluminiumscheibe geritzt. Den Schnitt macht Moritz Illner von der Firma Duophonic in Augsburg. Für den nächsten Schritt ist Björn Bieber in Pforzheim verantwortlich: Aus der geschnittenen Scheibe stellt er in einem galvanischen Prozess einen Abdruck aus Nickel her: Die Pressmatrize. Zwei davon braucht Moritz Illlner um eine Schallplatte zu pressen. Eine Matrize für die Seite A, die andere für die Seite B.
Graffiti ist Handwerk und Kunst zugleich, zumindest wenn es so gekonnt gesprüht wird. Der Stuttgarter Streetart Künstler Jeroo verwandelt eine graue Wand in ein buntes Spektakel. Die passenden Farben wählt er aus über 350 verschiedenen Spraydosen. In sechs Tagen entsteht ein Mural, also ein großes Wandbild. Zunächst zieht er die Umrisse der Motive, Formen und Figuren vor und füllt erste Flächen. Dann beginnt das eigentliche Herausarbeiten: Schattierungen und Lichtkanten werden gezogen oder Highlights mit Weiß gesetzt. Da sich Graffitifarben nicht mischen, braucht er viele unterschiedliche Farbtöne, um Effekte zu erzielen. Mit den richtigen Techniken, etwa dem Fading, bei dem ein feiner Farbnebel die Flächen überblendet, entstehen erstaunliche Akzente. Und so tritt nach und nach ein faszinierendes, dreidimensionales Bild aus der jahrelang tristen und grauen Mauer.
Fällen, spalten, asten, schneiden: Eine gute Axt darf in keinem Werkzeugschrank fehlen. Warum der Griff aus Holz sein muss und wie die Schneide schön scharf wird, das weiß Felix Braungardt aus dem Westerwald. Der Kunstschmied hat gerade erst die Werkstatt seines Lehrmeisters übernommen und schmiedet neben Toren und Zäunen auch handliche Äxte für den Hausgebrauch.
Menschen pflastern Wege seit es das Rad gibt. Seit Jahrtausenden bewährt mit Natursteinen, Sand und Wasser. Die sogenannte ungebundene Bauweise kommt ohne Mörtel aus und überdauert Generationen. Frank Schnitzler gehört zu den wenigen Steinsetzern in Deutschland, die das Handwerk des Pflasterers noch ausüben. Mit Schlapphut, Schemel und Setzhammer sitzt der gelernte Straßenbauer im Sand. Darin gräbt er mit der Finne Pflanzlöcher, für jeden Pflasterstein eins. Er pflanzt sie wie ein Gärtner. Damit sie gut in der Sandbettung sitzen, klopft er sie mit drei bis fünf Hammerschlägen fest. Dabei klingt das Klopfen mit dem Setzhammer wie Musik in seinen Ohren. Der gebürtige Bayer verwendet am liebsten ausrangiertes Pflaster. Er klopft 70 Jahre alten Granit aus der Region Ammersee in den Sand. Im Verband des Segmentbogens finden die unförmigen Steine ein neues Zuhause in Scherstetten bei Augsburg: eine gepflasterte Fläche von rund 30 Quadratmetern – vom Straßenpflaster zum Freisitz.
Kim Schimpfle ist Modedesignerin in Freiburg. Sie hat sich auf exklusive Trachten spezialisiert: Poppig und auffällig und immer mit einem Bezug zu ihrer Heimat, dem Schwarzwald. Jedes Dirndl in ihrem Laden ist ein Einzelstück, und jedes fertigt sie persönlich per Hand an. Sogar ihre Stoffe designt sie selbst. Von der ersten Idee für ein Dirndl bis zum fertigen Kleid vergehen oft mehrere Monate. In jedem Schritt stecken detaillierte Überlegungen und fundierte Kenntnisse übers Schneiderhandwerk. Was ist der Fadenlauf und was passiert, wenn man ihn nicht beachtet? Wie muss ein Mieder gestaltet sein, damit es den Busen schön hebt? Wie macht man aus einem glatten Streifen Stoff eine Rüsche oder eine Faltenborte? Kim kennt alle Tricks und Kniffs, weil sie sich als Autodidaktin Schritt für Schritt alles selber hat erarbeiten müssen.
Ob ein Schuh passt oder nicht hängt oft mit einem Stück Holz zusammen. Richtig geformt wird es zum Leisten, mit dem ein Schuster einen Schuh herstellen kann – der nicht drückt. Diese Leisten produziert Helge Baumeister aus Pirmasens. Er ist gelernter Modellbauer. Im Auftrag vieler namhafter Schuhunternehmen gestaltet er seit mehr als 20 Jahren in seiner Werkstatt Leisten für Herren-, Damen- und Kinderschuhe. Er zeigt, wie beim Leistenmachen die richtige Schuhlänge und -weite ermittelt werden und wie mit viel Handarbeit aus einem Klotz Hainbuche ein fein bearbeiteter Leisten entsteht. Flache Sneaker oder hochhackige Pumps – für alle Schuhmodelle braucht es ein solches hölzernes Werkstück, in "Handwerkskunst" zeigt Helge Baumeister, wie man einen Leisten für Kinderschuhe macht.
Ulrich und Monika Karl aus Buhlenberg im Hunsrück bauen in ihrem sanierten Bauernhaus Kaleidoskope. Wir kennen diese Zauberrohre aus unserer Kindheit: In ihrem Innern entstehen wunderschöne Bilder, die sich unter leisem Klickern immerzu verändern. Kaleidoskope sind ein uraltes Unterhaltungsmedium aus dem Orient und hatten ihre Hochzeit, als es noch kein Radio, Kino oder Fernsehen gab. Seit den 70er Jahren gibt es eine Renaissance, die auch Ulrich und Monika Karl erfasst hat. Die beiden leben seit 40 Jahren vom Bau moderner, dreidimensionaler Kaleidoskope, die sie in Heimarbeit und nur auf Bestellung herstellen. Sie sind die einzigen in Deutschland, die das auf diese Art und Weise betreiben und gehören mit ihrer Passion längst zu Weltspitze. Mit internationalen Preisen ausgezeichnet, haben Ulrich und Monika Karl bereits rund 500 Kaleidoskope gebaut und etwa 100 verschiedene Modelle entwickelt.
Öl, Rauch und der unverwechselbare Geruch von Dampf und Kohle sind die Elemente, die Rolf Zimmermann und Norbert Reichert antreiben. In Öhringen bauen sie mit Leidenschaft und Präzision eindrucksvolle Dampfbahnmodelle. Mit über 500 gebauten Lokomotiven beherrschen sie die Kunst des Maschinenbaus bis ins kleinste Detail. Über 1.000 Einzelteile, von winzigen Schrauben bis hin zu massiven Stahlträgern, fügen sich in akribischer Handarbeit zu einem funktionierenden Meisterwerk zusammen. Der Anspruch der Modellbauer auf Präzision und hochwertige Fertigung steht stets im Vordergrund. Ihr Leitsatz „Pfusch machen wir nicht“ spiegelt sich in jeder Arbeit wider. Moderne Werkzeuge und Materialien helfen, die althergebrachten Techniken zu perfektionieren. Vor der Inbetriebnahme wird jede Lok umfangreich getestet, um die hohen Qualitätsstandards zu gewährleisten. Diese handgefertigten Dampflokomotiven sind technische Wunderwerke, die die Handwerkskunst vergangener Epochen lebendig halten.
Manuela Bijanfar ist Glasmalerin. Nur noch ganz wenige in Deutschland haben diesen Beruf gelernt. In ihrem Atelier in Oberkirch hängen dutzende Kunstwerke aus Glas. Alle von ihr handbemalt und von Hand gefertigt. Eine Kunstform die schon über 1.000 Jahre alt ist. Jede Glasmalerei beginnt mit einer detaillierten Zeichnung auf Papier. Dann folgen insgesamt vier Farbschichten: Von der Kontur- bis zur Transparentfarbe. Die Trocken- und Nassschattierung bringen Tiefe ins Glasbild. Jede Schicht schiebt sie in den Brennofen und lässt die Farbe ins Glas einbrennen. Das fertige Glasbild besteht aus unterschiedlich farbigen Glasstücken, die wie zu einem Puzzle zusammengefügt werden. Gehalten von Bleiruten, die um das Glas gelegt werden. Ein komplexes Kunstwerk, das die Haustüre einer jungen Familie zum Leuchten bringen soll.
Lange Metallplatten, säckeweise Kunststoffe und dicke Massivholzbretter füllen das Rohstofflager der Weltmeister Akkordeon Manufaktur in Klingenthal. Hier werden sie zu 3.500 Einzelteilen verarbeitet und zu einem Akkordeon zusammengesetzt. Noch 40 Mitarbeiter hat die älteste Akkordeonmanufaktur der Welt. Sie stellen all die vielen Einzelteile des Instruments sorgsam her. Genauigkeit und Präzession sind dabei gefragt und dazu braucht es langjährige Erfahrung. Selbst ein halber Millimeter Versatz im Zusammenbau ginge beim Akkordeonbau gar nicht. Im Werk im Vogtland geben Rentner ihr Wissen an die junge Generation der Handzuginstrumentenmacher*innen weiter, vom Rahmenbau in der Schreinerei, über die Feinjustierung des Stimmstocks, bis zur individuellen Gestaltung des Balgs – alles findet im Weltmeister-Werk in Klingenthal statt. Akkordeonbau ist eine komplexe Angelegenheit. Kein Wunder, denn mit einem einzigen Instrument kann gleichzeitig Melodie, Grundbass und Begleitung gespielt werden
Leder hat es in sich: Es ist robust, geschmeidig, atmungsaktiv, es wärmt und verträgt Feuchtigkeit. Wir besuchen drei Menschen, die die hohe Kunst des Lederhandwerks beherrschen.
Am Beispiel von drei Handwerkern stellen wir Menschen vor, die mit Holz als Rohstoff arbeiten: den Tischler Leander Sommer, den Bootsbauer Heiko Kircher und den Küfer Ralf Mattern. Tisch, Boot und Fass entstehen wie immer in der SWR-Dokumentarfilmreihe "Handwerkskunst!": mit Sorgfalt und nachvollziehbar - vor allem aber schön langsam.