Das Jahr 1157 gilt als das Gründungsjahr der Mark Brandenburg. Das den Sümpfen abgetrotzte Land diente der Stadt Berlin und den Brandenburgern als Obst- und Gemüsegarten. Albert Einstein war einer der berühmtesten Bewohner des Havellandes. (Text: rbb)
Hundert Kilometer südöstlich von Berlin erstreckt sich auf etwa 480 Quadratkilometern eine in Mitteleuropa einmalige Kulturlandschaft. Fast 1.000 Kilometer Fließe mit Feldern und Wiesen formen ein harmonisches Binnendelta. Weil dem Teufel die Ochsen durchgingen und sie tiefe Furchen zogen, sei dieses dichte Wassernetz entstanden. Tatsächlich ist der Spreewald das Ergebnis der letzten Eiszeit, die die Spree in viele dünne Wasserläufe teilte. Die beliebteste Brandenburger Region wird jährlich von zweieinhalb Millionen Touristen heimgesucht, die sich in randvollen Kähnen durch die Kanäle staken lassen, Gurken kosten und sorbische Bräuche bewundern. Doch das „ländliche Venedig“ Brandenburgs ist eine fragile Idylle. Die intensive Landwirtschaft zurückliegender Jahrzehnte hat ein schwieriges Erbe hinterlassen, das Wiederauffüllen der Grundwasserreserven der Kohletagebaue droht den Wasserzufluss zum Spreewald zu gefährden. Das Wegbrechen großer Wirtschaftszweige wie Kohle- und Textilindustrie hatten eine hohe Arbeitslosigkeit zur Folge, die die private Landwirtschaft und der Tourismusboom nicht auffangen konnten. So kehrten viele junge Leute der Region den Rücken. Der Film erzählt von jungen Existenzgründern und Ideengebern, die dennoch blieben. (Text: rbb)
Südöstlich der Stadt Brandenburg erstreckt sich bis hin zum Spreewald ein weites Tal und durchzieht mehrere unterschiedliche Landschaften: das Brandenburger Urstromtal. Der Film von Hans-Dieter Rutsch stellt es vor. (Text: rbb)
Der Berliner Bezirk Friedrichshain, der inzwischen mit Kreuzberg zusammengelegt wurde, ist das neue Mekka der Bohème, Studenten und Künstler. So ist die Kneipenmeile rund um den Boxhagener Platz ein Anziehungspunkt für die ganze Stadt. Friedrichshain ist aber auch ein Viertel am Wasser. An der Rummelsburger Bucht, die sich zum hochwertigen Wohngebiet entwickelt, entstanden einst Szenen des DDR-Kult-Films „Die Legende von Paul und Paula“. Winfried Glatzeder ist noch einmal an den Drehort zurückgekehrt und erinnert sich. Wie kein anderer befindet sich dieser Bezirk im Ostteil der Stadt im Umbruch: Die Fassaden der Karl-Marx-Allee, einst sozialistische Prachtmeile, wurden aufpoliert und eine junge Mieter-Schar aus dem Westen zog ein. Im alten Umspannwerk, nicht weit vom Kino Kosmos, finden jetzt Cocktail-Wettbewerbe statt. Und völlig sein Gesicht gewandelt hat das Ufer der Spree an beiden Seiten der Oberbaumbrücke: aus dem Osthafen wurde die „Media“-Spree mit Universal und MTV. Auf der anderen Seite entstand eine Mega-Veranstaltungshalle, die „O2-Arena“. Im Kaufhaus des Ostens aber kann man noch nostalgisch schwelgen. (Text: rbb)
Die Märkische Schweiz ist eine hügelige Landschaft mit Seen und Wäldern, 50 Kilometer östlich von Berlin. Im Zentrum dieser kleinen Welt liegt das Städtchen Buckow. Hierher zieht es seit mehr als hundert Jahren Sommerfrischler. Stille und Beschaulichkeit prägen den Ort. Legendär ist die gute Luft, die schon der Leibarzt von Friedrich Wilhelm IV. seinem König mit den Worten empfahl: „Majestät, in Buckow geht die Lunge auf Samt.“ Hotels, Gasthäuser und ein Sanatorium zeugen von Buckows Geschichte als Kur- und Badeort. Zu den Künstlern, die nach Buckow kamen, gehörten auch Bertolt Brecht und Helene Weigel. Fasziniert vom Charme dieser Landschaft, kauften sie 1952 eines der Landhäuser am Ufer des Schermützelsees. Heute ist das Brecht-Weigel-Haus ein Ort des Erinnerns, aber auch ein kulturelles Zentrum, das zu Lesungen und Konzerten einlädt. Im Norden der Märkischen Schweiz liegt das Gutsdorf Ihlow. Seit einigen Jahren siedeln sich hier Menschen aus verschiedenen Regionen Deutschlands an. Aus verlassenen Höfen und Scheunen wurden Ateliers, ein Biohof und das größte Antiquariat Ostbrandenburgs. Die „Offenen Höfe“ von Ihlow sind Orte der Begegnung und des geistigen Austauschs mit interessanten Menschen. Kurse und Workshops werden angeboten. Im Westen des Naturparks Märkische Schweiz liegt Garzau, ursprünglich ein Angerdorf, das durch Ansiedlung des Zisterzienserordens in der Region entstand. Auf einer Anhöhe inmitten eines einstigen englischen Landschaftsparks ließ Graf Schmettau, ein Günstling Friedrich des Großen, eine Pyramide errichten. Im Lauf der Jahrhunderte verfiel die Pyramide, nur ein Berg von Feldsteinen blieb übrig. Der Augenarzt Professor Jürgen Reimann, der in Garzau seine Kindheit verbracht hatte, ergriff die Initiative und ließ mit privaten Spenden das Bauwerk wieder errichten. (Text: rbb)
„Montmartre Berlins“ – so wurde der Berliner Bezirk schon zu DDR-Zeiten genannt. Die marode Altbausubstanz bot Künstlern, Bohémiens und einer alternativen Szene Unterschlupf. Auch nach der Wende lebte er weiter: der Mythos „Prenzlauer Berg“. Er wirkte magnetisch auf Zuzügler aus allen Teilen der Stadt und aus der ganzen Welt. Trendkneipen schossen wie Pilze aus dem Boden, ganze Straßenzüge wurden restauriert. Innerhalb von wenigen Jahren wechselte über die Hälfte der Bevölkerung. Der Montmartre Berlins wurde zum beliebtesten Wohn- und Ausgehbezirk der Hauptstadt. Inzwischen gibt es am Kollwitzplatz einen Ökomarkt. In der Kulturbrauerei finden Konzerte, Ausstellungen und Feste statt. Und in den Prenzlauer Gärten, einem nagelneuen Quartier, leben junge Familien mit Kindern. Und das ist das Wunder mitten in der Stadt: Es gibt einen Babyboom, längst geschlossene Schulen werden wieder gebraucht, in den Kirchen finden regelmäßig Taufen statt. Das „Bilderbuch“ zeigt die Veränderungen, aber auch viel von dem ursprünglichen Charme des Bezirks. Vorgestellt wird die beliebteste Currywurstbude Konnopke ebenso wie der schrägste Friseur, prominente Bewohner wie der Politiker Wolfgang Thierse oder Vollblutmusiker wie Dirk Zöllner in der Kulturbrauerei und viele andere. (Text: rbb)
Seit mehr als hundert Jahren dampft die Heidekrautbahn von der Berliner Stadtgrenze in den Barnim. Für immer mehr Touristen ist die seenreiche Gegend mit Bilderbuchschlössern, dem Musiksommer im Kloster Chorin und einem zum Garten umgestalteten Industrieareal in Eberswalde kein Geheimtipp mehr. Mit drei großen W’s lockt der Barnim: Wald, Wasser und Wild. Wisente, Elche und Wölfe leben in der Schorfheide, im größten zusammenhängenden Waldgebiet Europas wie auf einer Arche Noah. Seit über zehn Jahren gibt es den Wildpark Schorfheide, wo die Tiere in den weiten Wald- und Wiesenlandschaften genügend Auslauf und Rückzugsmöglichkeiten haben. Seit dem Mittelalter gehört das Terrain zum Jagdgebiet der Mächtigen, zuletzt von Honecker, Mielke und Co genutzt. Hitlers Reichsmarschall Hermann Göring ließ sich oberhalb des Döllnsees den legendären Landsitz Carinhall bauen. Sein Reich wurde bis zum letzten Stein abgetragen. Das Haus seines Leibjägers, zwischenzeitlich Gästehaus der DDR-Regierung, ist heute ein Hotel. Vom Werbellinsee schippert der Dampfer durch alte Schleusen und wird auf das Niveau des tiefer liegenden Kanals gesenkt. In Marienwerder, auf einer Insel zwischen den Wasserstraßen findet im Sommer ein wahres „Inselleuchten“ statt, eine Symbiose aus Naturkulisse, Licht- und Feuerinszenierungen, Musik und Show. Der Schauspieler Axel Prahl, seit kurzem Neubarnimer, engagiert sich im Kulturreich Barnim e. V. zusammen mit der Agentur public für mehr Leben in der Idylle. Stars wie Annett Louisan, Heinz Rudolf Kunze oder Klaus Hoffmann traten schon beim „Inselleuchten“ an der Leesenbrücker Schleuse auf. (Text: rbb)
Randale, Steinewerfer, Hausbesetzer! Aufruhr, Ausgrenzung, Arbeitslosigkeit! Drogendealer und Döner-Buden! Das ist der Berliner Bezirk Kreuzberg als Summe seiner Klischees. Aber in Kreuzberg kann man auch Schafe hüten, Pferde striegeln oder einen echten Riesling probieren, der auf dem Kreuzberg, dem nördlichsten Weinberg Deutschlands angebaut wird. (Text: rbb)
Für den gestressten Hauptstädter, der zwischen Seen und sanften Hügeln seine Wochenenden verbringt, ist die Uckermark die „Toskana des Nordens“, eine Landschaft zum Träumen und Nichtstun. Mit der Kehrseite dieser Idylle müssen die Einheimischen klarkommen. Die Arbeitslosigkeit in der Uckermark ist mehr als doppelt so groß wie im Bundesdurchschnitt. Die Bevölkerungszahlen gegen ständig zurück. Überleben kann die Uckermark nur als Urlaubs- und Wellnessoase. Einziger relevanter Industriestandort und zugleich die bevölkerungsreichste Stadt der Uckermark ist Schwedt. Das 1960 erbaute Petrochemische Kombinat, die größte Raffinerie des Ostens, verarbeitet jährlich elf Millionen Tonnen russischen Rohöls. Alles, was in Berlin und Brandenburg fährt und fliegt, bezieht seinen Kraftstoff aus Schwedt. Unweit von Schwedt liegt die Gemeinde Mark Landin. Über dem Portal der Schlossruine Hohenlandin thront – etwas mitgenommen – ein Adler. Im Jahr 1250 erblickte an diesem Ort die Uckermark das Licht der Welt. Im Vertag von Landin sicherten sich die brandenburgischen Markgrafen den Landstrich durch einen Gebietsaustausch mit den Pommerherzögen. Die Brandenburger tauften die in den Akten bis dahin als „terra ukera“ geführte Region später in „Uckermark“ um. Auch wenn das in DDR-Zeiten verfallene Schloss aus dem 19. Jahrhundert noch auf einen Retter wartet, gibt es hier in Mark Landin und anderswo Leute, die wissen, dass man als Uckermärker mit der Geschichte durchaus punkten kann. (Text: NDR)
Köpenick ist eine Vorstadt mit Vorsatz, Großstadtrand und Dorf, konservativ und doch unheimlich wandlungsfähig. Der Ort wurde vor einem guten Jahrhundert durch den Hauptmann von Köpenick bekannt. (Text: rbb)
Den Invalidenfriedhof in Berlins Mitte teilte und zerstörte die Berliner Mauer mit Wachturm und Schießanlagen. Vor dem Mauerbau gab es dort über 3000 Grabsteine. Heute gibt es nur noch 230. (Text: rbb)
Seit 2001 gehört auch der Wedding zu Berlins Mitte. Obwohl die Geschichte der beiden alten Bezirke Wedding und Mitte so eng zusammenhängt, könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Der Wedding ist die „Bronx der Hauptstadt“. Hierher hat es die Opfer der Gentrifizierung verschlagen, hier geht es rau zu. Der Wedding gilt als der „böse“ Bezirk. Hier gibt es die größte Armut, hier ist es am schmutzigsten und, wenn es nachts knallt dann hier. Doch der Wedding ist wie ein Schmetterling. Hinter den grauen Fassaden verbirgt sich zuweilen etwas ganz anderes als man erwartet. Im 18. Jahrhundert bestand der heutige Stadtbezirk zumeist noch aus Sand, Wald und Feldern. Der Wedding war ein Bauernhof: In kurzer Nähe sprudelte eine heilsame Quelle aus der Erde, aus der der König zuweilen trank. Doch in Windeseile entstand entlang der Sandhügel eine Mühlenstraße, Kolonisten beackerten Gemüsegärten, und bald entwickelte sich die Industrie mit allem, was dazugehörte: Mietskasernen, Freudenhäusern und Friedhöfen. Viele traditionsreiche Berliner Firmennamen wie Schering, Osram und die AEG sind fest mit dem Wedding verbunden. Und mit der Arbeit kam auch der Arbeiterkampf. Der Wedding wurde der „Rote Wedding“, der einzige Stadtbezirk, in dem 1933 die NSDAP den Linken bei der Wahl unterlag – wo Thälmann und Goebbels in einem Saal gegeneinander antraten. Im Wedding, am Plötzensee, finden in der Zeit des Nazi-Terrors fast 3.000 Hinrichtungen statt, und hier steht auch der Galgen für die Widerständler der „Roten Kapelle“ und für die gescheiterten Hitler-Attentäter. Die großen Industrieunternehmen sind längst verschwunden. Die hässlichen Mietskasernen sind Neubauten gewichen. Die Gegensätze sind geblieben: Zwischen Otto Nagel und Roland Kaiser, die beide hier aufgewachsen sind, zwischen sozialem Protest und schmalzigem Kitsch, zwischen Dönerbude und Tanztheater. Zugewanderte aus aller Welt, vor allem Afrikaner, brachten ihre Kultur mit. (Text: rbb)
Babelsberg klingt nach Kulissenstadt, nach Hollywood in Brandenburg. Doch Potsdams größter Stadtteil ist ein Areal der Kontraste: Filmmetropole, Industriezentrum, Kaiserresidenz, Weberdorf. (Text: rbb)
Schöneberg ist das „alte Westberlin“ mit Wittenbergplatz und Winterfeldtmarkt, Bayrischem Viertel, Ceciliengärten und natürlich dem Rathaus Schöneberg, wo sich J. F. Kennedy zum Berliner erklärte. Die Liste der ehemaligen Bewohner dieses Bezirks, liest sich wie ein „Who is Who“ der Berühmtheiten: Albert Einstein, Marcel Reich-Ranicki, Billy Wilder, David Bowie, Marlene Dietrich und viele andere. Eine beliebte Wohngegend für Rechtsanwälte, Beamte, Künstler ist Schöneberg mit seinen Häuserzeilen, verziert mit Türmchen, Giebeln und Sprossenfenstern, noch heute. Vom „Insulaner“ aus, einem 75 Meter hohen ehemaligen Trümmerberg, hätte man den besten Überblick über Schöneberg, aber alles ist zugewachsen. Dafür kann man in die Sterne sehen. Mehrere Kuppeln mit Teleskopen stehen hier, auf dem „Insulaner“, wie riesige Fotogeschütze nebeneinander – und jede Woche dürfen Schüler in die weite Ferne schauen. Obwohl nicht ein einziger Meter Fluss durch den Bezirk fließt, führen durch Schöneberg zahllose Brücken. Hier war einst der Eisenbahnknotenpunkt Berlins. Allein 50 Bahnbrücken überquerten einmal über die Yorckstraße. Aus all den Apfelgriebsen und Pfirsichkernen, die man damals aus dem Zugfenster warf, ist inzwischen ein Wald gewachsen. Auf dem riesigen Südgelände, einem ehemaligen Güterbahnhof, ragen riesige Bäume aus dem Gleisbett, auf den eingestürzten Hallen ist inzwischen ein überraschend vielseitiges Biotop gewachsen, in dem sich angeblich sogar die „südfranzösische Höhlenspinne“ wohlig eingerichtet hat. Inzwischen ist Schöneberg wieder so etwas, wie ein Dorf, eine Insel mitten in der Stadt – die aber immerhin mit der U 4 eine eigene U-Bahnlinie hat: die sogenannte „Stummelbahn“. Dass Schöneberg durchaus nicht in den Dornröschenschlaf zurückgefallen ist, zeigt die Doku von Dennis Wagner über einen der gegensätzlichsten Stadtteile Berlins. (Text: rbb)
Die Prignitz, auf halber Strecke zwischen Berlin und Hamburg gelegen, gehört zu den dünn besiedelten Landstrichen in Brandenburg. Eine Landschaft mit herbem Charme, viel Weite und hohem Himmel. Linum, das kleine Straßendorf, ist bekannt vor allem durch die große Zahl alljährlich brütender Storchenpaare. Im Herbst sind es die Kraniche, die hier durchreisen. Dann ähnelt das sonst so beschauliche Prignitzdorf dem Ku’damm von Berlin, wenn die Kranichgucker massenhaft herbeiströmen und den „Vögeln des Glücks“ sehnsuchtsvoll hinterherschauen. In Bartschendorf, einem kleinen Ort mit knapp 100 Einwohnern, legten sich zwei Berliner Landschaftsgestalter einen japanischen Garten an, der zu allen Jahreszeiten seine eigenwillige Ausdruckskraft entfaltet. Heiligengrabe ist eng verbunden mit dem gleichnamigen Zisterzienserkloster. Es gilt als besterhaltenes Kloster in Brandenburg. Die ehemalige Klosterschülerin Zofie Gräfin zu Dohna erzählt von ihrem sehr bewegten Klosterleben. Manche nennen den Archäologischen Park von Freyenstein das Pompeji der Prignitz. Seit den 1980er Jahren graben Archäologen nach den Resten jener Stadt, die im 13. Jahrhundert während der Kriege zwischen der Mark Brandenburg und Mecklenburg untergegangen ist. Im Norden der Prignitz befindet sich ein Mekka der Mode. Im Meyenburger Schloss reiht sich auf drei Etagen eine Modeepoche neben die andere. Josefine Edle von Krepl richtete hier ihre Privatsammlung ein, die wohl weltweit größte dieser Art. Und preußische Geschichte zieht sich wie ein roter Faden durch die Prignitz: Fehrbellin sah die Schlacht zwischen brandenburg-preußischen und schwedischen Truppen, in Wittstock findet sich das Museum des 30-jährigen Krieges. Die Dokumentation von Christel Sperlich führt durch ungewöhnliche Orte, erzählt spannende Geschichte und Geschichten von Einheimischen, Zugezogenen und Heimkehrern. (Text: rbb)
60 Kilometer nordöstlich von Berlin dehnt sich zwischen Groß Schönebeck und Templin eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands aus: die Schorfheide. Das riesige Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin steht mit den Buchenwäldern von Grumsin auf der UNESCO Weltnaturerbe-Liste, neben dem Grand Canyon und den Galapagos-Inseln. Zur Schorfheide gehören darüber hinaus so verschiedene Landschaften wie geheimnisvolle Sümpfe und Moore, endlose Sonnenblumenfelder, unzählige Badeseen sowie kleine Orte mit winzigen Fachwerkkirchen. Die Schorfheide war zu verschiedenen Zeiten das Jagdgebiet der Mächtigen. Kaiser Wilhelm II. ließ sich vom Bahnhof Joachimsthal in sein Jagdrevier kutschieren. Im tiefsten Wald erinnert ein Stein an die Stelle, wo er seinen 1000. Hirsch schoss. Wenige Schritte davon entfernt steht ein komfortabler Hochstand mit breiter Treppe. Auf der Lichtung wurde den Jägern des DDR-Politbüros das Wild vor die Flinte getrieben. Den legendären Wildbestand gibt es nicht mehr. Die Naturschützer fasziniert das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin wegen des unberührten Terrains. Wer hier lebt, mag die Stille, die Entschleunigung und die Chance, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. In dem Film von Gabriele Conrade erzählen ein Landarzt, der den „ganzen Menschen“ und nicht nur die Herzrhythmusstörungen seiner Patienten behandelt, ein Revierförster, dem der Wald wichtiger ist als die Jagderfolge, und eine junge Pferdeflüsterin von „ihrer“ Schorfheide. (Text: rbb)
Im Süden Brandenburgs weht ein Hauch Sachsen. Die Gegend gehörte tatsächlich bis 1815 zu Sachsen und nicht zur Mark. Der Film ist eine Reise in die Geschichte dieses Landstrichs. Anlass ist die Erste Brandenburgische Landesausstellung, die am 7. Juni 2014 im frisch restaurierten Renaissanceschloss zu Doberlug eröffnet wird: „Preußen und Sachsen. Szenen einer Nachbarschaft“. Sie beschreibt die jahrhundertelange wechselhafte Nachbarschaft von Preußen und Sachsen. Der Ort ist gut gewählt, denn es ist ein sächsisches Schloss, und Doberlug war einmal ein sächsisches Städtchen. „Wo Preußen Sachsen küsst“ ist der Slogan der Ausstellung, aber dass Doberlug heute nicht mehr in Sachsen liegt, sondern in Brandenburg, kommt nicht vom Küssen, sondern vom Krieg. 1815, nach dem Wiener Kongress, musste Sachsen die Hälfte seines Territoriums an Preußen abtreten. Heute gehört es zum Land Brandenburg. Der Film nimmt die Ausstellung zum Anlass, dieses nahe ehemalige Ausland zu bereisen. Er überschreitet die frühere Grenze bei Kloster Zinna, sieht sich in Jüterbog um und sucht das Schlachtfeld von Dennewitz auf. Der Pastor von Wahrenbrück hilft, das Erbe der Graun-Brüder – Komponisten der Barockzeit – zu bewahren. Pater Alois versucht im alten Zisterzienserinnen-Kloster von Mühlberg, das flackernde Lämpchen geistlichen Lebens vor dem Erlöschen zu bewahren. Über dem Massengrab des sowjetischen Speziallagers Nr. 1 gibt es eine Begegnung mit zwei alten Herren, die hier mit 16 gefangen waren. Der Doberluger Bürgermeister zeigt sein neues Schloss: Es ist soeben wachgeküsst worden aus seinem Dornröschenschlaf. Man muss das Unbekannte nicht immer in der Ferne suchen. (Text: rbb)
Auf den ersten Blick scheint sich in Charlottenburg kaum etwas zu verändern. Die Sehenswürdigkeiten sind immer noch die alten: die prächtigen Wohnhäuser, das Schloss Charlottenburg, das Olympiastadion und natürlich der Kurfürstendamm, der berühmteste Boulevard der Stadt. All das macht den Bezirk seit vielen Jahrzehnten für Touristen wie Berliner gleichermaßen attraktiv. Doch auch in Charlottenburg gehen Veränderungen vor sich, wenn auch etwas langsamer und nicht so dramatisch wie in den Bezirken im Ostteil der Stadt. Das sogenannte Bikinihaus, geraderüber von der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, wurde in ein nobles Shopping-Center verwandelt, das Amerikahaus am Bahnhof Zoo – früher ein Hassobjekt für protestierende Studenten – ist heute eine beliebte Fotogalerie. Neue Geschäfte eröffnen, neue Menschen ziehen hierher. Es tut sich so einiges in Berlins altem Westbezirk. Auf der Straße des 17. Juni gibt es nicht nur den berühmten Flohmarkt, sondern daneben steht auch das Charlottenburger Tor. Dort im Keller finden sich noch Relikte aus der Nazi-Zeit, als das Tor mit Hakenkreuzfahnen beflaggt wurde. Viele Spuren der Geschichte gibt es im Heizkraftwerk Charlottenburg. Nur selten wird hier noch geheizt. Das Gelände ist vielmehr eine riesige Industrieruine mitten in der Stadt. Filmemacher Stefan Düfel besucht einen neuen Starfriseur am Ku’damm, eine russische Kosmetikerin, einen südamerikanischen Künstler, der mit Lichtobjekten Puppentheater spielt, eine Rocksängern, die zur Modemacherin wurde und die nördlichste Plisseebrennerei der Welt. Und in einer kleinen Confiserie lernen Schokoladenfreunde die Kunst der Pralinenherstellung. Abends im Renaissance Theater trifft Düfel die Schauspieler Katharina Thalbach und Boris Aljinovic hinter der Bühne. Im Schloss Charlottenburg zeigt der Kastellan die Dienstbotengänge hinter den prachtvollen Sälen, die nicht ganz so prachtvoll aussehen. Gegenüber vom Schloss liegt der Klausener Kiez. Dort gibt es ein Gebäude mit einer bewegten Hi
Schon zur Jahrhundertwende machten sich die Berliner auf und reisten in die Pankower Biergärten, nach jwd, „janz weit draußen“. Wohlhabende Industrielle ließen sich am nördlichen Stadtrand Landsitze bauen. Einst residierte in Pankow eine Königin, später der erste Präsident der DDR. Heute ist Pankow die gefragteste Wohngegend in Berlin. Baukräne ragen in den Himmel. Jede Lücke wird geschlossen. Ein Bezirk voller Kontraste mit einer langen, wechselvollen Geschichte. Das Gelände der Garbaty-Zigarettenfabrik, das zu den größten Baudenkmälern der Industriearchitektur zwischen 1900 und 1930 gehört, wurde inzwischen zu einem modernen Wohngelände luxussaniert. Was macht Pankow so attraktiv? Bürgerliche Villen und vornehme Mietshäuser. Historische Industriearchitektur im Wandel und eine einzigartige Parkstadt. Der älteste Berliner Wochenmarkt und ein Hauch von Kiez. (Text: rbb)
Breslau ist Europäische Kulturhauptstadt 2016. Die schlesische Metropole ist mit über 600.000 Einwohnern eine der größten Städte Polens. Allein 140.000 Studenten leben hier. Wroclaw, wie Breslau heute heißt, ist eine junge Stadt. Und eine Stadt mit bewegter Geschichte. Deutsche und Polen haben sie geprägt. Es ist eine Stadt der Vielfalt und der Gegensätze: die vielen gotischen Kirchen und der alles überragende Skytower, mit 212 Metern das höchste Wohnhaus Polens. Die alte Oper und die neue Philharmonie, die letztes Jahr eröffnet wurde. Das mittelalterliche Rathaus am Ring zieht die Menschen ebenso an wie die jungen Clubs in den Seitenstraßen und Höfen. Der Film von Jürgen Buch und Thomas Zimolong erzählt von der Stadt und ihren Menschen, zum Beispiel von Kamil Zaremba, der auf einem Hausboot auf der Oder lebt. Oder von Tomasz Czujko, der gerade eine der ältesten Kirchen Breslaus restauriert. Joanna Stembalska organisiert Kunstaktionen auf den Straßen der Stadt. Dominik Watin ist Filmemacher und zeigt die Straße, in der für einen amerikanischen Spielfilm sogar die Berliner Mauer nachgebaut wurde. (Text: rbb)
Der Berliner Bezirk Friedrichshain, der inzwischen mit Kreuzberg zusammengelegt wurde, ist das neue Mekka der Bohème, Studenten und Künstler. So ist die Kneipenmeile rund um den Boxhagener Platz ein Anziehungspunkt für die ganze Stadt. An der Rummelsburger Bucht, die sich zum hochwertigen Wohngebiet entwickelt, entstanden einst Szenen des DDR-Kult-Films „Die Legende von Paul und Paula“. Die Fassaden der Karl-Marx-Allee, einst sozialistische Prachtmeile, wurden aufpoliert und eine junge Mieter-Schar aus dem Westen zog ein. Im alten Umspannwerk, nicht weit vom Kino Kosmos, finden jetzt Cocktail-Wettbewerbe statt. Und völlig sein Gesicht gewandelt hat das Ufer der Spree an beiden Seiten der Oberbaumbrücke: aus dem Osthafen wurde die „Media“-Spree mit Universal und MTV. Auf der anderen Seite entstand eine Mega-Veranstaltungshalle, die „O2-Arena“. Im Kaufhaus des Ostens aber kann man noch nostalgisch schwelgen. (Text (gekürzt): rbb)
Die Zitadelle, eine der besterhaltenen Renaissance-Festungen in Europa, ist fast ein halbes Jahrtausend alt. In den Katakomben, in denen Turnvater Jahn oder der Pirat Benjamin Raule schmachteten, wohnen längst Fledermäuse. Im ausgebauten Stall liegt der Kopf Lenins neben anderen in Stein gemeißelten Kriegern und Königen und schaut der preußischen Geschichte quasi unter die Röcke. Die Geschichte von Spandau ist eng mit dem Militär verbunden. In fast jedes Haus waren Dacherker eingelassen, weil die Bewohner der Garnisonsstadt verpflichtet waren, Soldaten zu beherbergen. Hier wurde das 1908 eingeführte und 1915 weiterentwickelte Sturmgewehr gebaut, das die spätere Redewendung 0815 prägte. Später war hier das Kriegsverbrechergefängnis, wo Speer, Dönitz und Hess nach dem Ende des 2. Weltkriegs ihre Strafen absaßen. Spandau ist heute der „grüne Westen Berlins“ und zugleich der traditionsreiche Industriestandtort der Stadt. In Spandau wuchs ab Mitte des 19. Jahrhunderts – auch wegen der günstigen Bodenpreise am Rande Berlins – die Siemensstadt, die Großsiedlung von Industriebauten mit den dazugehörigen Wohnquartieren. Seit 1920 gehört Spandau zu Berlin. Die Bewohner fühlen sich allerdings schon viel länger als Hauptstädter – nämlich als Hauptstädter des Havellandes. Die Stadt Spandau ist tatsächlich mindestens 12 Jahre älter, als Berlin. Auch wenn die Eingemeindung nur ein knappes Jahrhundert zurückliegt, Berlin und Spandau gehörten schon immer eng zusammen. Die gemeinsame Geschichte von Slawen und Hohenzollern, das Militär und die Wasserwege haben Spandau seit vielen Jahrhunderten eng an Berlin gebunden. In Spandau ist man in Berlin und doch gleichzeitig jwd. „janz weit draußen“. Vom Paddelboot in den idyllischen Kanälen Klein Venedigs kann man zwischen den schmatzenden Wasserbüffeln in die nahgelegenen Neubau-Ghettos blicken. In der Altstadt erlebt man Mittelalter und Moderne zugleich. Und die Zitadelle ist nicht nur Anziehungspunkt für die Berliner, sondern für Besucher
Piraten und Fälscher, den Freiherrn von Maltzahn und den bekanntesten Russen Deutschlands Wladimir Kaminer, Edith Piaf und Marlene Dietrich, sie alle hat es in eine der schönsten Landschaften Brandenburgs verschlagen ins Ruppiner Seenland. Mit Rheinsberger, Fürstenberger, Kyritzer und Ruppiner Seenkette, dem Rhinluch und den Havelgewässern ist das Ruppiner Seenland das wasserreichste Gebiet Brandenburgs. Hier wird der verschlungene Rheinsberger Rhin von den Einheimischen schon mal mit dem Amazonas verglichen und ein Schloss im Hundertseelendorf Meseberg mit Versailles. Was macht diese Gegend so attraktiv, dass sich Berlins wohl unterhaltsamster Russe auf dem nördlichsten Weinberg, hoch über dem Vielitzer See niederlässt? Für Wladimir Kaminer sind es die Brandenburger, die sich mit Witz und Phantasie durchs Leben schlagen und wenn ihnen das eigene nicht passt, sich ein anderes erfinden. Wie Andreas Uckert, der Rembrandts Bilder fälscht und in eine graue Mönchskutte schlüpft, um auszusehen wie Sean Connery aus dem Film „Der Name der Rose“. Für Einheimische und Zugezogene, Aussteiger und Wagemutige, die Geld und Lebenszeit in Orte und Ideen investierten, ist das Ruppiner Seenland ein Sommer Paradies, von dem man an grauen Novembertagen träumt. (Text: rbb)
Die Gegensätze scheinen im Wald- und Seenparadies von Berlin Steglitz-Zehlendorf zu verschwimmen. Doch hinter den bekannten Geschichten verbergen sich unbekannte, aberwitzige, auch verstörende Erzählungen: vom Flugpionier Otto Lilienthal und seinem Bruder Gustav, der verspielte Burgen in Lichterfelde baute, oder von der Villa in Dahlem, die zur Nazizeit jüdische Waldschule war, dann Ribbentrops Spionagezentrale und heute das Deutsche Archäologische Institut beherbergt. Von der Krummen Lanke, an deren Ufern ein Mord geschah und deren Waldsiedlung einst für die SS gebaut wurde. Von der Lungenklinik Heckeshorn, in der Ärzte auf dem Motorrad fahrend die Visite abnahmen und in der heute Krimis gedreht werden. Überall finden sich noch heute Spuren der Alliierten, vor allem der Amerikaner. Ihre Kasernen wurden zu Wohnhäusern oder zum Bundesarchiv. Ihr Kino zum Museum – mit originalem Spionagetunnel … Und dazwischen tanzt in Dahlems „Eierschale“ die 82-jährige Christel Schwanz Rock’n’Roll, restauriert Sabine Mlangeni geschundene Geigen und spricht Karl-Uwe Heußner mit Bäumen. Wie sich die Großstadt Berlin die angrenzenden Dörfer von Steglitz über Dahlem bis Zehlendorf einverleibt hat, ist hier noch immer zu sehen. Und wie sie sich als Inseln der Beschaulichkeit und als Widerstandsnester bis heute behauptet haben auch. Steglitz-Zehlendorf ist nur an wenigen Plätzen abgrundtief hässlich und an vielen umwerfend schön. Ein Bilderbuch – matt glänzend, in sepia und schwarz-weiß. (Text: rbb)
Das Tempelhofer Feld – ein grüner, riesiger Freiraum für die Menschen in Berlin. Vielfältig genutzte Fläche der Freiheit: Einradfahrkurse, Freilandlabor für Kitas, Gemeinschaftsgärtner, Skateboarder, Tänzer, Künstler, BMXler … Ein Feld der unbegrenzten Möglichkeiten? „Wir müssen immer auf das reagieren, was auf dem Feld passiert“, sagt Michael Krebs von der Grün Berlin GmbH, die im Auftrag des Berliner Senats für die gesamte Fläche verantwortlich ist. Hier wird diskutiert, ob neue Regeln nötig sind und ob die Besucher stärker zur Ordnung gerufen werden müssen. An sonnigen Wochenenden kommen rund 50.000 Menschen zum Wiesenmeer. Sie kommen zum Entspannen, um diese Freiheit zu genießen. Wie entwickelt man diesen einzigartigen Ort weiter? Projekte laden zum Mitgestalten ein: Talu Tüntas ist Geschäftsführer der mobilen Fahrradwerkstatt, einem Jugendselbsthilfeverein im Kiez. Er schraubt selbst gern an Fahrrädern und zeigt anderen als berufspraktische Qualifizierung, wie es geht. Gärtner „beackern“ das Feld in Gemeinschaftsprojekten. Martina Kolarek hat sich auf fruchtbaren Boden spezialisiert und berät beim Kompostieren. Touristen flanieren zwischen den Gärten, verweilen bei den Beeten und hinterlassen dabei Müll. Die Freiheit des Feldes ist nicht selbstverständlich. Tagtäglich muss sie organisiert, geregelt, geschützt werden. Wieviel Ordnung ist nötig, wenn Erholungssuchende auf Gestaltende treffen und Touristen auf Alteingesessene? Vom Herbst bis zum Sommer hat ein Team des rbb das Tempelhofer Feld beobachtet. (Text: rbb)
Brandenburg an der Havel ist eine Stadt im Wandel: Es gibt rasante Veränderungen im Stadtbild und immer mehr Besucher. „Klein Venedig“ wird die wasserreichste Stadt in Brandenburg oft genannt. Havel und Beetzsee locken mit ihren vielen Brücken, Kanälen, Strandbars und Restaurants am Wasser. (Text: rbb)
Hier findet man das kleinste Theater Brandenburgs – in einem Feuerwehrhaus. Hier bauen Menschen Solarboote und schippern auf dem idyllischen Finowkanal, dem ältesten Kanal Deutschlands. Und dort, wo einst das „märkische Wuppertal“ lag, in Eberswalde, treffen sich Idealisten. Die realisieren verrückte Ideen wie Trinkbecher, die sich selbst kompostieren. Und neben morbiden Palästen, in denen einst die Stasi Urlaub machte, sind am nördlichen Rand des Barnim, in der Schorfheide, Frauen auf der Suche nach ihrem Jagdglück und Pilzexperten auf Trüffeljagd. Neben Eingeborenen tummeln sich im Barnim Zugezogene und Heerscharen von Ausflüglern. Wer sich auf die Nebengleise wagt, wird den unbekannten Barnim entdecken – eine Region auf der Suche. (Text: rbb)
Noch fährt der letzte Kohlenhändler der Gegend seine Ware aus. Doch in alten Fabriken sitzen nun neue Gründer. Junge Menschen aus aller Welt hoffen mit ihren Start-up-Ideen, die Welt zu erobern. Die Mieten steigen, Zugezogene lassen sich nieder. Da wundert es nicht, dass am Oranienplatz ein Luxushotel eröffnet. Warum auch nicht, sagen die Macher. Und müssen damit leben, dass sich Widerspruch regt – in diesem Bezirk, der auch wegen seiner Protestkultur weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannt ist. Doch einzigartig wird der Stadtteil durch die Dinge, die bleiben: Wie der Blumenladen auf der Oranienstraße, der rund um die Uhr geöffnet hat. Und das bunte Kreuzberger Gesicht, auch Graffiti oder Street Art genannt, dass kaum an einer Ecke fehlt. Lange Nächte gehören noch immer dazu. Kreuzberg ist vielfältig, widersprüchlich, oft laut und manchmal leise. Ein Bezirk, der sich wandelt und dabei immer einzigartig bleibt. Ein Mythos, der lebt. (Text: rbb)
Immer wieder ist es in den Schlagzeilen, das Neukölln innerhalb des S-Bahn-Rings: Clankriminalität, Gewalt an Schulen, Verwahrlosung der Jugend. Dabei hat der Stadtteil so viele außergewöhnliche und spannende Geschichten zu erzählen. Zum Beispiel auf der Sonnenallee, einer der drei Hauptschlagadern Neuköllns. Sie gilt als die „arabische Straße Berlins“ und lebt doch von starken Gegensätzen. Hier stößt unter dem Dach der Nummer 35 Tradition auf Moderne. Auf der einen Seite betreibt Deniz Agaoglu eine moderne Coffee-Bar und bewirtet das „hippe“ Berlin. Auf der anderen, in guter Nachbarschaft: „Simone’s kleine Kneipe“. Kaffee gibt es hier auch – allerdings schwarz und gefiltert. Und wenn der Abend fortschreitet, vermischt sich hier Jung und Alt und es ist egal, ob der Kaffee mit oder ohne Milchschaum getrunken wird. Wer nun meint, in Neukölln werde nur gefeiert, der sollte den Sportverein „Tasmania“ besuchen. Die Zehnjährigen der Fußball-E-Jugend leben das Multikulti ihres Bezirks mit einer beeindruckenden Selbstverständlichkeit, wenn auch manchmal das Zusammenspiel unterschiedlichster Kulturen und sozialer Hintergründe nicht ganz ohne Reibung funktioniert. Im nahe gelegenen Schillerkiez, der aufsteigenden Trend-Ecke von Neukölln, häkeln Migrantinnen beim Modelabel „Rita in Palma“ an kunstvollen Modeaccessoires und ihrer eigenen Unabhängigkeit. Hier in Neukölln befindet sich auch das Bad, das der letzte Kaiser bauen ließ, aber nie selbst nutzte, ein Park, der nach Hasen benannt wurde, aber heute Kaninchen beherbergt und eine Anglergruppe, die nicht im Trüben, wohl aber auf dem Trockenen fischt. Neukölln steckt voller Überraschungen, spannender Geschichten, interessanter Menschen und schöner Ecken. (Text: rbb)
Die Farbe gelb ist allgegenwärtig. Denn U- und S-Bahn haben es nie bis nach Weißensee geschafft. Ab der Prenzlauer Promenade fährt nur noch die Straßenbahn. Das einstige Dorf lag bis in die 1920er Jahren vor den Toren Berlins. Damals machte die entlegene Lage Weißensee zum idealen Studio-Standort und für ein Jahrzehnt zur Hochburg des deutschen Stummfilms. Doch gefühlt blieb die Ostseestraße eine Grenze, die der Berliner selten überquerte. Als einer der ersten kam Anfang der 90er Jahre der heute international gefragte Künstler Jonas Burgert. Vertrieben aus dem Prenzlauer Berg, machte er aus einem alten Industriehof einen der schönsten Kreativ-Orte Berlins. Um diesen herum prägen viele kleine Gewerbehöfe mit traditionellen Gewerke bis heute das Straßenbild: Ob Steinmetze, Schreiner oder die herzlichen Motorrad-Schrauber von den „Motormännern“. In den freien Lücken dazwischen wird mittlerweile jeder freie Quadratmeter bebaut. Denn auch die Investoren haben Weißensee entdeckt, obwohl Kneipen und Restaurants fehlen und hippe Cafés, wie das „Babuschka“ (noch) die Ausnahme sind. Aber immer mehr junge Familien locken die Ruhe, der Park am Weißen See mit dem alten Strandbad und die schönen Gründerzeitbauten des Komponistenviertels am Jüdischen Friedhof. Viele von ihnen mögen gerade den bodenständigen Charme Weißensees, den Läden wie das „Eiscafé Surprise“ seit DDR-Zeiten hochhalten – mit Erdbeersahnetorte und Toast Hawaii. Echte Weißensee-Entdecker treibt es am Wochenende bis in die Buschallee: Zu den Trödel-Schätzen und der Gulaschkanone des Hansa-Flohmarkts oder dem Rugby-Turnier der Frauen-Mannschaft des RK 03 Weißensee, wo 50 Jahre Vereins-Geschichte auf junge, internationale Sportfans treffen. „Bilderbuch Berlin-Weißensee“ über einen Stadtteil im Aufbruch, der es sich zwischen Tradition und Kreativ-Szene gemütlich macht. (Text: rbb)
Wilmersdorf liegt Lichtjahre entfernt von den coolen Kiezen der Stadt, die Touristen und Künstler inspirieren. Der Bezirk gilt als grün, beschaulich und betucht - gutes, altes West-Berlin! Doch inzwischen kündigt sich Veränderung an: Nicht nur die Kunstszene aus Mitte findet Gefallen an den gepflegten Altbauten. Die neuen Wilmersdorfer lieben das alte Wilmersdorf dafür. Aber sie verändern es auch. (rbb)
Der Hohe Fläming ist das kleinste Mittelgebirge Deutschlands - behaupten die Bewohner halb stolz und halb ironisch. Ihr Hagelberg, die höchste Erhebung, ist nämlich ein "echter 200er". Auf der Eiszeitkante dieses Berges gibt es die beste Thermik Europas, meinen die Segelflieger, die hier über die Wiesen und Wälder, Burgen und Naturschutzgebiete gleiten - ein Paradies für Ruhesucher. (rbb)
Ganz am Rande Berlins liegt die einst größte Plattenbausiedlung der DDR: Marzahn. Dem Stadtteil eilt ein rauer Ruf voraus. Doch Marzahn gehört zu den grünsten Ecken der Stadt, hat Freiräume, die man im Zentrum mittlerweile vergeblich sucht - und wird von den Berlinern neu entdeckt: Von den berühmten Gärten der Welt über den idyllischen Ortskern bis hin zum Kiezleben in der Plattenbausiedlung. (rbb)
Frankfurt (Oder) - das ist optisch eine Stadt voller Gegensätze: Plattenbauten wetteifern mit prächtiger Backsteingotik, heruntergekommene Industrie-Ruinen mit liebevoll restaurierten Altbauten. Und das alles ist eingebettet in die wunderschöne Flusslandschaft der Oder. Das Bilderbuch Frankfurt (Oder) erzählt von einer Grenzstadt im Spannungsfeld zwischen Erneuerung, Geschichte und gelebtem Europa (rbb)
Die Seen-Landschaft rund um den Wandlitzsee - nordöstlich von Berlin - zieht seit mehr als hundert Jahren erholungssuchende Berliner in ihren Bann. Kaum sitzt man in der Heidekrautbahn, schon ist man der trubeligen Großstadt entflohen. Einfach schön ist es da. So viel Wald. So viele Seen. Und so viel Ruhe – wenn man Glück hat ... Ein Bilderbuch rund um den Wandlitzsee – von Windsurfern, Trödel-Sammlerinnen, Hobby-Tüftlern, Chanson-Liebhabern … Und auch über Geschichte: Denn für viele ist der Name "Wandlitz" immer noch verbunden mit der einst abgeschotteten Wohnsiedlung des SED-Politbüros. Ein paar Kilometer weiter versucht ein Hausmeister mitten im Wald Sichtachsen freizuhalten: auf den größten leerstehenden Gebäudekomplex nördlich Berlins: Die FDJ-Jugendhochschule am Bogensee. Um die Ecke – der verfallene Landsitz von Joseph Goebbels. Text: RBB