Die Belagerung von Paris durch Preußen, Bayern, Sachsen und Württemberger im Jahr 1870/71 ist nicht so verheerend wie die Belagerung Leningrads in den Jahren 1941 bis 1944. Aber doch erleben in den fünf Monaten zwischen September 1870 und Januar 1871 fast zwei Millionen Bewohner von Paris, dass ein moderner Krieg wenig Unterschied zwischen Zivilisten und Soldaten macht. Die Episode „Eine Pariserin“ der Reihe „Der Bruderkrieg – Deutsche und Franzosen 1870/71“ lässt die 20-jährige Geneviève Bréton durch ihr Tagebuch vom Geschehen, von Glück und Schmerz der Liebe in Kriegszeiten, glühendem Patriotismus und der Erkenntnis berichten, dass nicht der Feind, sondern der Krieg das eigentliche Übel ist.
Der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 ist auch ein Medienkrieg. Als er im Juli 1870 ausbricht, eilt der damals berühmteste Kriegsreporter der Welt an die Schauplätze in Frankreich. Der 49-jährige Brite William Howard Russell schreibt für die Londoner „Times“. Die Episode „Ein britischer Kriegsberichterstatter“ führt mit Auszügen aus Russells Kriegstagebuch mit dessen Sinn für Heroik, Tragik, Dramatik und auch Leid durch einen Krieg, bei dem Zivilisten und einfache Soldaten die Verlierer sind.
Dass der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 das Elsass, Lothringen, die Île-de-France, Burgund und die Loire-Region und nicht die deutschen Landschaften verheert, ist auch sein Verdienst: Der 38-jährige Paul Bronsart von Schellendorff leitet die Operationsabteilung im preußischen Großen Generalstab. Er hat brillant den Aufmarsch der deutschen Armeen geplant. Aber bei ihrer Versorgung in Feindesland kommt er an seine Grenzen. Sein „Geheimes Kriegstagebuch“ hat den fast empathiefreien Ton, den alle Welt der preußischen Junker- und Offizierskaste zutraut. Die Episode „Ein preußischer Generalstabsoffizier“ folgt dem Oberstleutnant bei seinem schon als Wissenschaft betriebenen Handwerk, das ihm am Tag der Schlacht von Sedan einen Moment des Ruhms beschert.