In dieser Folge tauchen wir ein in die ungarische Badekultur Budapests: Das Gellertbad am Fuß des Gellertberges ist das wohl berühmteste und teuerste Bad der Donaumetropole. Budapest hat eine reiche und jahrhundertealte Badekultur, die schon die Römer zu schätzen wussten. Sie erbauten die ersten Thermalbäder am Donauufer, und mit ihnen kam der Bau von Kanalisationsnetzen und Wasserleitungen. So konnten überhaupt erst die ersten privaten und öffentlichen Bäder in Budapest entstehen. Im 16. und 17. Jahrhundert beherrschten türkisch-osmanische Besatzer Ungarn. Das spiegelt sich auch in der Architektur des Gellertbades wider. Orientalische Elemente und ungarische Volkskunst wurden mit Wiener Jugendstil in Einklang gebracht. Das Bad entstand im frühen 20. Jahrhundert, als in Europa der Kurtourismus blühte und Budapest sich mit repräsentativen Badepalästen schmückte. Insgesamt drei Architekten waren am Bau des Heilbades beteiligt: Armin Hegedüs, Artur Sebestyen und Izidor Sterk. Sie vereinten verschiedenste Stilepochen und sie verwendeten die schillernde Keramik der Porzellanmanufaktur Zsolnay. 1918 war die Eröffnung. Das Gellertbad ist nicht nur wegen seiner Schönheit ein fester Bestandteil der ungarischen Badekultur, sondern vielmehr wegen seines Wassers. Die Heilwirkung des Budaer Wassers wurde über zwei Jahrtausende in Sagen und Chroniken weitergereicht. Es enthält viele Mineralien, die zur Heilung verschiedenster Krankheiten wie Rheuma und Arthritis eingesetzt werden. Die Krankenversicherung in Ungarn ermöglicht jährlich zweimal eine Kur. (Text: arte)
Im Istanbuler Hafenviertel Tophane lässt sich in die orientalische Badekultur eintauchen, genauer gesagt in einen türkischen Hamam aus Zeiten des Osmanischen Reiches, den Hamam Kilic Ali Pasa. Das Osmanische Reich stieg nicht nur aufgrund seiner immensen geografischen Ausdehnung zur Weltmacht empor. Sein Reichtum nährte sich auch aus seiner einzigartigen Kunst, Kultur und Architektur, deren Spuren bis heute sichtbar sind. Berühmtester Architekt des Osmanischen Reiches war der Baumeister Sinan. Er erbaute 1580 den Hamam Kilic Ali Pasa samt einer dazugehörigen Moschee und Koranschule. Der Hamam ist berühmt für seine architektonischen Linien, die majestätische Kuppel und wurde zu einem symbolträchtigen Gebäude der osmanischen Architektur. Keine andere Religion legt auf Hygiene, Reinlichkeit und Reinheit so großen Wert wie der Islam. Der Hamam-Besuch dient den Muslimen zur Reinigung von Körper und Seele vor dem Gebet und war auch immer schon ein Ort sozialen Austauschs. Auch wenn die Hygiene und das Baden heutzutage hinter verschlossenen Türen privater Badezimmer stattfindet, spielen das öffentliche Badehaus und die rituelle Waschung in der Türkei noch immer wichtige Rollen. Über die Jahrhunderte verfiel der Hamam. Zu Ehren des größten und bedeutendsten Architekten des Osmanischen Reiches und zur Wiederbelebung der traditionellen osmanischen Badekultur wurde er nun fünf Jahre lang aufwendig restauriert und erstrahlt heute in neuem Glanz. (Text: arte)
Als die Römer im Jahr 43 nach Christus Britannien eroberten, entdeckten sie einen Schatz: eine Quelle, die ihren Besuchern heißes Wasser schenkte. Schon die Kelten nutzten die heilende Kraft des mineralstoffreichen, 46,5 Grad warmen Wassers. So entschlossen sich die Eroberer zum Bau eines Badetempels. Das architektonische Wissen und die Badekultur pflegten die Römer schon lange. Gut 300 Jahre lang bauten sie an einem Badetempel, der einzigartig war im nördlichen Teil des Reichs. Säulen und Gänge, Dampfbäder und Becken, wohin das Auge reichte. Daneben ein Tempel für die Göttin des Ortes: Sulis Minerva. Neben der ikonischen Säulenarchitektur war vor allem die Ingenieurleistung beachtlich. Holzpfähle wurden in den Boden gerammt, um die Quelle mit einem Fundament zu stabilisieren. Fußbodenheizungen wurden installiert, um Schwitzstuben zu erschaffen. Aus dem bis dahin unbekannten Ort in den Hügeln Somersets wurde die berühmte Stadt Aquae Sulis. Aus dem gesamten Reich kamen die Menschen, um dort zu baden, zu schwitzen oder einfach nur den neuesten Tratsch auszutauschen. Im 5. Jahrhundert zogen die Römer sich zurück. Das Bad zerfiel. Im 12. Jahrhundert ließ der Bischof Johann von Tours das King’s Bath auf die römischen Ruinen bauen. Im 18. Jahrhundert stießen dann Kanalarbeiter auf die römische Anlage, die heute sechs Meter unter Straßenniveau liegt. Archäologen legten die Bäder über viele Jahrzehnte wieder frei und machten sie für Besichtigungen zugänglich. Heute sind die Römischen Bäder im englischen Bath eine europaweit einzigartige Attraktion. (Text: arte)
Die japanische Badekultur spielt sich seit Jahrhunderten in Sentos ab – in Badehäusern im öffentlich-urbanen Raum. Private Badezimmer gab es in Tokio früher kaum, weil man Angst hatte, dass das Erhitzen von Badewasser zu Wohnungsbränden führen könnte. Eines der bekanntesten Badehäuser in Tokio heißt Takara-yu. 1927 eröffnet, wurde es nach einem Erdbeben 1938 am gleichen Ort im dörflichen Tokioter Viertel Adachi wiederaufgebaut. In der japanischen Hauptstadt erinnern die Sentos von außen an Tempel, nicht zuletzt das Ziegeldach ist an die Architektur eines Shinto-Schreins angelehnt. Im Umkleidebereich dominiert Holz als Material. In der Nasszelle sind es vor allem Fliesen in Pastelltönen, große Badebecken runden die Erscheinung ab. Die Decken sind hoch, damit die Luft zirkulieren kann. Ein weiteres Charakteristikum im Sento ist seit fast 100 Jahren das Landschaftsgemälde: Wasser muss auf diesen Bildern zu sehen sein, ebenso wie der Vulkan Fuji und eine Abbildung von Kiefern, die in der japanischen Kultur für Glück und Feierlichkeit stehen. Im Gegensatz zu den spirituell konnotierten Onsen, die auf der ganzen Welt bekannt sind, werden die Sentos nicht mit heißem Quellwasser gespeist. Sentos haben alltäglichen Reinigungscharakter und dienen der Hygiene. Darüber hinaus übernehmen sie auch die wichtige Funktion eines sozialen Treffpunkts in ihrem jeweiligen Viertel – vor allem für Tokios ältere Bevölkerung. (Text: arte)