Saudi-Arabien – das riesige Königreich in der Wüste – gilt als superreich und streng konservativ. Geschlechtertrennung, Vollverschleierung der Frauen, keine Kinos, kein Theater, kein Vergnügen. Das klingt erst einmal abschreckend. Doch wie steht es wirklich um die Gesellschaft in dem islamischen Königreich? Wie leben die Menschen hier, wovon träumen sie, was erhoffen sie sich von der Zukunft? In Dschidda, Saudi-Arabiens buntester Stadt am Roten Meer, träumt die 18-jährige Dschumana Chalid davon, eines Tages als erste saudische Primaballerina öffentlich zu tanzen. Huda Talbani pfeift auf die strengen Regeln und hat sich mit ihrem mobilen Haustier-Service selbstständig gemacht. Die saudischen Frauen sind kreativ, wenn es darum geht, Nischen für ihre Bedürfnisse zu finden. Sind sie unter sich, finden sie Freiräume, und viele von ihnen arbeiten an der Gestaltung ihrer Zukunft. Die Männer dagegen, so hat es den Anschein, halten an ihren Traditionen fest. Die unmittelbare Nähe Dschiddas zu Mekka lässt Ali mindestens einmal im Jahr zur heiligsten Stätte des Islams pilgern. Dort findet er Ruhe und die Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein. Und in den Bergen der Provinz Asir suchen einige Männer sogar Zuflucht in den Traditionen ihrer Vorväter. Die sogenannten Blumenmänner von Asir schmücken ihre Häupter mit Kränzen und tragen bunte Trachten – das ist ihre Art, sich dem Gleichheitsdiktat der Königsfamilie zu entziehen. Nach außen mag Saudi-Arabien als einheitliches Land erscheinen, doch der Blick in das Innere des Königreichs offenbart eine ungeahnte Vielfalt.
Unbekannt, geheimnisvoll, sagenumwoben: Saudi-Arabien öffnet sich langsam der westlichen Welt. Das Königreich, das zu 95 Prozent aus Wüste besteht, steckt voller Entdeckungen. Die knapp 32 Millionen Einwohner leben in konservativen Städten und weltoffenen Metropolen, in der Wüste und in Oasen voller Kultur und Tradition. Jeden Tag geht Naif auf den Flohmarkt der Hauptstadt Riad. Dort treffen sich Geschäftsleute, Tagelöhner und Milliardäre zu einem beliebten Zeitvertreib: Feilschen und Versteigern. Naif geht jeden Tag auf Schnäppchenjagd – heute will er sogar selbst was verkaufen: traditionelles Werkzeug zum Kaffeerösten. Mitten in der Wüste bei 50 Grad im Schatten braucht Pierre Hakim jeden Tag Millionen Liter kaltes und reines Wasser. Für seine Kaviarzucht hat er deshalb gigantische Kühlanlagen angeschafft und sogar eine eigene Kläranlage installiert. Mit Erfolg: Die reichen Saudis stehen Schlange bei Pierre, denn sein Kaviar gilt als der beste des Landes. Fatimah Alkthani hat lange mit Anfeindungen und Vorurteilen kämpfen müssen. Denn die 28-Jährige hat einen eigenen Beruf. Dass Frauen einer Arbeit nachgehen, ist besonders bei der älteren Generation verpönt. Fatimah ist Malerin und organisiert Kunstausstellungen. Sie kann dadurch inzwischen ihr eigenes selbstständiges Leben finanzieren. Bei Nasser Abdul Madschid darf heute nichts schief gehen. Der Restaurantbesitzer erwartet wichtige Gäste. Für sie geht Nasser höchstpersönlich auf den Markt und sucht dort das beste Schaf. Vier Stunden wird er es zubereiten und dann seinen Gästen servieren. Sein Restaurant gilt als eines der besten der Stadt und er hat dem Kamerateam einen Blick in seine Töpfe gewährt.
Sagenumwoben und weithin unbekannt: Oman – ein Land fast so groß wie Deutschland, hat über vier Millionen Einwohner. In den letzten Jahren hat sich das Sultanat westlichen Besuchern mehr und mehr geöffnet. Die Reise beginnt in Musandam. Dort gibt es tiefblau schimmerndes Meer und das bis zu 2.000 Meter aufragende Hadschargebirge. Wie von der Welt abgeschnitten, existieren kleine Siedlungen in dieser grandiosen Felsenwüste. Etwa 400 Kilometer südlich der Exklave Musandam liegt Mussana. Dort hat die größte Segelschule des Landes ihren Sitz. Segeln ist ein Volkssport, und in Mussana trainieren die Spitzenteams. Die 26-jährige Ibtisam al-Salmi ist ein Aushängeschild für die Gleichberechtigung im omanischen Segelsport und trainiert für die Olympischen Spiele. In Barka wartet der Stier Toto ungeduldig auf seinen Einsatz. Das freitägliche "Bullendrücken" ist ein Großevent. Züchter aus der ganzen Region bringen ihre Tiere zum Kräftemessen in die Arena. Bei der omanischen Version des Stierkampfes tritt Tier gegen Tier an. Sieger ist, wer sein Gegenüber wegstoßen kann. Nur eine Autostunde von Barka entfernt liegt Maskat – die Hauptstadt Omans. Die Sultan-Kabus-Moschee erhebt sich schon von weitem über der Stadt. Sie ist eine der größten Moscheen der Welt und hat für bis zu 20.000 Gläubige Platz. Der Namensgeber Sultan Kabus gilt als vergleichsweise liberaler Herrscher. Nur wenige arabische Führer fordern und fördern so engagiert die Gleichstellung der Frauen. Das Sultanat versucht die Balance zwischen Tradition und Fortschritt. Die über vier Millionen Omaner leben überwiegend in Städten. Je weiter man nach Süden kommt, desto weniger ist das Land besiedelt. Die meisten Beduinen sind in den letzten Jahren in Dörfern und Städten nahe der Wüste sesshaft geworden. Junge Menschen wie der 27-jährige Humied al-Meghairi sind einerseits noch verwurzelt in den Traditionen ihrer Vorfahren, andererseits macht auch der Fortschritt vor ihnen nicht halt.
Luxus, Glamour und schäumender Reichtum - das assoziiert man mit den Vereinigten Arabischen Emiraten. Einen Hauch davon spürt man auch beim Juwelier Amwadsch in Abu Dhabi, wo sich reiche Araber mit Edelsteinen und Geschmeiden eindecken, oder auf der Brautmesse in Dubai. Dort berichtet die Bloggerin Sinah über die neusten Trends. Doch hinter den glitzernden Häuserfassaden im Wüstensand herrscht in den sieben Scheichtümern auch ein ganz normaler Alltag. Auf der Camelicious-Kamelmilchfarm beginnt die erste Schicht schon morgens um fünf. Um diese Zeit holen die letzten Fischer in Fudschaira ihre Netze ein. Auch Dr. Margit Müller, die Leiterin des Falkenkrankenhauses in Abu Dhabi, ist schon früh auf den Beinen. Bis zu 60 Tiere pro Tag hat sie in ihrem Hospital zu versorgen. Und Warren Baverstock vom Luxus-Hotel Burdsch al-Arab rettet im Jahr über 300 Schildkröten. Die Vereinigten Arabischen Emirate haben sich zu einem Wirtschaftsstandort jenseits des Öls gemausert. Fast 90 Prozent Ausländer aus über 200 Nationen halten den Golfstaat am Laufen. Kein Wunder, dass sich Englisch inzwischen als heimliche Amtssprache etabliert hat. Sehr zum Leidwesen der Kinderbuchautorin Tata Aida. Sie versucht, einheimische Kinder mit humorvollen Geschichten wieder für ihre Muttersprache zu interessieren. Vielfalt und Unternehmergeist – die Vereinigten Arabischen Emirate sind auf dem besten Weg ihre Scheichtümer in eine moderne Zukunft zu führen, die nicht mehr zwangsläufig von sprudelnden Ölquellen abhängt.
Die kleinsten Staaten der Arabischen Halbinsel könnten kaum unterschiedlicher sein: Katar, das reichste Land der Welt, gilt als konservativ und traditionsbewusst. Bahrain wiederum ist weltoffen und liberal – dort ist sogar uneingeschränkter Alkoholausschank erlaubt. Und Kuwait gilt als besonders ursprünglich. Ghanima al-Freh ist sich sicher: Kuwait hat das beste Essen der Arabischen Halbinsel. Ghanima muss es wissen – sie ist Chefin eines traditionellen Restaurants und hat schon in allen Nachbarländern gekocht. Ihr Restaurant in Kuwait-Stadt ist berühmt. Ghanima beschäftigt ausschließlich Frauen und zu ihr kommt hauptsächlich weibliche Kundschaft. Einmal im Jahr ist in der Wüste Bahrains die Hölle los: Dann beginnt die viermonatige Campingsaison. Die Menschen in Bahrain lieben es, ihr Wochenende in der Wüste in Zeltlagern zu verbringen. Abu Ahmed hat dann jede Menge zu tun. Er vermietet vier Zeltlager und muss alles in Schuss bringen, bevor die Gäste anreisen. Die arabische Kultur ist voller Regeln und Bräuche. Hamad al-Amari hat daraus ein Geschäftsmodell entwickelt: Er gibt Kurse für Ausländer in arabischen Benimmregeln und übt mit ihnen den traditionellen Nasenkuss und das korrekte Anlegen des arabischen Gewandes. Für Omran ist heute ein wichtiger Tag: Seine Schwerttanzgruppe tritt bei einer großen Hochzeit auf. Omran ist Arda-Lehrer und bringt dem Nachwuchs bei, wie man das Schwert zur Trommelmusik schwingt. Auf der Hochzeit müssen die Kleinen nun beweisen, was sie gelernt haben.