Jeder hat schon einmal draufgedrückt, auf eine Türklingel der Firma Siedle. Jede zweite Klingel und Gegensprechanlage in Deutschland kommt aus dem Schwarzwälder Familienbetrieb in Furtwangen. Seit über 250 Jahren sind die Siedles im Geschäft. Zunächst mit dem Guss von Glocken, später mit Telefon- und Gegensprechanlagen bis hin zu moderner Gebäudekommunikation. Jahrhundertelang waren es die Männer in der Familie, die das Unternehmen leiteten. Bis vor zwölf Jahren Gabriele Siedle die Geschäftsführung von ihrem erkrankten Mann übernahm. Die ehemalige Bankerin arbeitete sich in Technik und Management ein und verschaffte sich ein hohes Ansehen. „Als Marktführer ist man ständig getrieben“, meint die 65-jährige Unternehmerin. Hinzu kommt die Verantwortung für über 500 Mitarbeiter. Siedle ist der wichtigste Arbeitgeber im kleinen Furtwangen. Wenn die Firmenchefin über den Markt geht, kommt sie ins Gespräch mit den Menschen, deren Arbeitsplätze von ihren unternehmerischen Entscheidungen abhängen. Smalltalk zwischen Gemüseständen, auch mal mit dem Bürgermeister. Die Firma hat nach schwierigen Zeiten den Technologiewandel bewältigt. Neben der klassischen Sprechanlage fürs Einfamilienhaus betreut Siedle mittlerweile Großprojekte in aller Welt. Auch die Oper in Oslo, der Deutsche Bundestag in Berlin oder ein Luxushotel am Vierwaldstättersee sind mit Türkommunikationstechnik von Siedle ausgestattet. „Smarte Gebäude“ sind in aller Munde. Siedle hat gerade einen intelligenten Briefkasten entwickelt, der sich per Smartphone von überall aus öffnen lässt. Eine spannende Entwicklung für das Traditionsunternehmen, meint die Chefin. Neben den ständigen technischen Veränderungen muss Gabriele Siedle sich einer weiteren Herausforderung stellen. Siedles Ära als Familienbetrieb geht zu Ende. Es gibt keine Kinder, die im Unternehmen folgen. Wenn die Geschäftsführerin irgendwann in den nächsten Jahren in den Ruhestand geht, wird die Unternehme