Aus jeder seiner Rollen macht er ein großes Schauspiel, man könnte auch sagen ein brandauerhaftes Spiel. Dass Klaus Maria Brandauer immer nur sich selbst spiele, wie es heißt, ist für ihn kein Vorwurf, sondern das Natürlichste der Welt. Gebrochene und komplexe Charaktere der großen Klassiker sind seine Lieblingsrollen, die er mit Bubencharme und Zwielichtigkeit versieht. Als „Mephisto“ kam der große Durchbruch im Film, den langersehnten Hamlet am Wiener Burgtheater spielt er erst mit 43. Zu dieser Zeit besetzte ihn Hollywood als hochintelligenten Bösewicht in Filmen wie „James Bond – Sag niemals nie“ oder als unwiderstehlichen Fiesling in „Jenseits von Afrika“. In Deutschland spricht man schon immer gerne von seinem Größenwahn, mit dem er selbst jedoch ganz gut leben kann. „Ich habe überhaupt nichts dagegen, überschätzt zu werden. Ich lade alle dazu ein, es weiter zu tun.“ Auch selbst zu inszenieren, hat sich Brandauer zugetraut. Für Brechts „Dreigroschenoper“ hat er 2006 den Punkrocker Campino besetzt, damit einen Publikumserfolg gelandet und trotzdem Kritikerdresche bekommen. Brandauer bezeichnet es in „Deutschland, deine Künstler“ als sein Waterloo, über das er heute mit Humor sprechen kann. Seinen idealen Regisseur findet er spät in Peter Stein, da sich der selbstbewusste Steirerbursch und der strenge Preuße privat wie künstlerisch auf Augenhöhe begegnen. Der textgenaue Umgang mit Klassikern ist beiden heilig. Seit dem zehnstündigen „Wallenstein“-Marathon 2007 sind sie gemeinsam erfolgreich und unzertrennlich. In Becketts „Das letzte Band“ spielt Brandauer zur Zeit die Solorolle des alten Zausel Krapp, der 70 wird und Rückschau hält. Im Sommer 2013 ist er selbst 70 geworden. „Deutschland deine Künstler“ begleitet ihn ans Wiener Burgtheater, wo er, Ehrenensemblemitglied auf Lebenszeit, im Clownskostüm als Krapp auf der Bühne gefeiert wird und seine Rührung kaum verbergen kann. Filmautorin Johanna Sc