In den Straßen von Jerusalem erkennt man ultraorthodoxe Juden an ihren schwarzen Mänteln, den langen Schläfenlocken und den breiten Hüten. Bei der Staatsgründung Israels vor 70 Jahren waren es ein paar hundert, heute stellen sie eine Million oder 11% der israelischen Bevölkerung. Mit einer Geburtenrate von 6,9 Kindern sind die Streng-Gläubigen die am stärksten wachsende Gruppe, mit zunehmendem Einfluss auf die israelische Gesellschaft. Ihre umstrittene Befreiung von der Wehrpflicht war der Anlass für die Neuwahlen in Israel. Die französische Journalistin Bethsabée Zarka zeigt im WELTjournal-Spezial Einblicke in diese radikale, sehr verschlossenen Gemeinschaft: Die Ultraorthodoxen leben streng nach den Gesetzen der Thora, die den demokratischen Werten im Staat Israel oft entgegenstehen. Sie wollen der israelischen Gesellschaft ihre religiösen Regeln aufzwingen und verdrängen Nicht-Religiöse aus ihren Vierteln. Die Männer arbeiten nicht, sondern widmen sich ihren religiösen Studien. Für das Einkommen sorgen die Frauen und der Staat. Da in der stark zersplitterten Parteienlandschaft die Stimmen der Ultraorthodoxen wahlentscheidend sein können, wächst ihr Einfluss auf die Politik Israels zusehends. (Text: ORF)