Erstes Etappenziel ist die Camargue, eine Welt zwischen Land und Meer. Die Biologin Delphine Nicolas erforscht in den Etangs – Teichen, aus denen Salz gewonnen wird – die Entwicklung von Fischpopulationen. Die Route führt weiter über die Rhône nach Arles und Avignon. Von allen französischen Flüssen hat sie die größten Umbaumaßnahmen erfahren, auch durch die vielen Wasserkraftwerke. Die natürlichen Lebensräume und Migrationswege für Fische werden dort in aufwendigen Verfahren wiederhergestellt. Nächster Haltepunkt der Reise ist das Weinanbaugebiet bei Châteauneuf-du-Pape, in dem der Winzer Patrick Brunel die Rebsorte Mourvèdre anbaut. Sie gedeiht gut in Flussnähe, denn Wassermassen sorgen für eine ausgeglichene Temperatur. Ein Stück flussaufwärts beginnt die Ardèche. Der wilde Fluss hat über Jahrhunderte nicht nur dramatische Schluchten geformt, sondern auch ein gigantisches Höhlensystem. Nicolas Bransolle führt in die dunklen Gänge und Grotten, die teils über, teils unter dem Wasser liegen. Die Familie Peschier ist auf der Ardèche zu Hause. Vater und Söhne haben im Kajaksport etliche Olympiasiege errungen. Die Biologin Anne-Cécile Monnier erforscht auf Tauchgängen die Lebensräume der Flussforellen. Die Reiseetappe endet an der Beaume, die sich noch ursprünglicher zeigt als die Ardèche. In ihrem Charakter ist sie der perfekte Kontrast zur begradigten Rhône – und ein Paradies für Fliegenfischer.
Der Rederangsee inmitten der Mecklenburgischen Seenplatte ist im Herbst Schauplatz eines eindrucksvollen Spektakels: Tausende Kraniche sammeln sich dort, bevor sie nach Süden ziehen. Über die Mirower Seenkette führt die Route weiter über Rheinsberg durch den Rhin. Der wildromantische Wasserlauf darf nur von Kajaks befahren werden. Am Stechlinsee, 70 Meter tief und einer der dunkelsten Orte Deutschlands, untersucht die Gewässerforscherin Stella Berger auf einem schwimmenden Seelabor unter anderem den Einfluss von Lichtverschmutzung auf die Unterwasserwelt. Per solarbetriebenem Hausboot geht es durch die Ruppiner Schweiz zum Lehnitzsee, den die kanadische Autorin Jessica Lee wie Dutzende andere Seen rund um Berlin durchschwommen hat. Ihre Erfahrungen hat sie in einem Buch veröffentlicht. Havel und Spree führen ins Zentrum Berlins. Die Architektenbrüder Tim und Jan Edler haben eine erstaunliche Vision für einen Seitenkanal der Spree an der Museumsinsel: Dort soll ein Flussbad entstehen, mitten in der Stadt. Für die hygienischen Hürden gibt es bereits Lösungen, die bürokratischen müssen noch überwunden werden. Über den Müggelsee und die Dahme erreicht man den Spreewald. Im malerischen Dorf Schlepzig betreiben drei Bartender aus Berlin eine Whisky-Brennerei. Die Reise endet in der Spreeaue, wo der Wasserbauingenieur Christoph Gerstgraser einen Spreeabschnitt durch Renaturierung in ein blühendes Biotop zurückverwandelt hat.
Die Halbinsel Hel mit ihren weißen Sandstränden und tiefgrünen Pinienwäldern beherbergt ein Forschungslabor zur Untersuchung des Lebens in der Ostsee – und eine Robbenaufzuchtstation. Von dort geht es in die Hansestadt Danzig, vorbei an Werften und alten Kontorhäusern. Über die Weichsel und den Oberländischen Kanal schippert das Schiff weiter zu den Rollbergen: Aufgrund einer ingenieurtechnischen Glanzleistung aus alten Zeiten konnten dort Schiffe auf Schienen über Land transportiert werden. Bis heute ist das System in Betrieb. An der Universität in Olsztyn, der Hauptstadt Masurens, forscht Renata Augustyniak erfolgreich daran, umgekippte Seen wiederzubeleben. Als sauberster Strom des Landes gilt die Krutynia. Dort ist eine Reha-Station für Störche beheimatet – das Wappentier des Landes. Der Wildhüter und Naturfotograf Waldemar Bzura ist schon früh unterwegs, um schwimmende Inseln im Frühnebel aufs Bild zu bannen – und die reiche Tierwelt Masurens. Am Bełdany-See züchtet Moussa Bah, Veterinär aus dem afrikanischen Mali, im Auftrag der Polnischen Akademie der Wissenschaften Konik-Wildpferde. Die Tierwirtin Marlena Boroń betreut derweil die Biberaufzucht der Station. Mit dem Segelboot geht es über Mikołajki zum Masurischen Kanal. Wenige Kilometer vor der russischen Grenze trainiert Marta Gottwald, Weltmeisterin im Angeln. Die Tour endet an einer riesigen Schleuse aus Nazi-Zeiten – heute umgewandelt zu einer abenteuerlichen Kletteranlage für schwindelfreie Freizeitsportler.
Die Reiseetappe führt durch den Norden Italiens. Sie beginnt in der Lagunenstadt Venedig, wo Gezeitenwächter Marco Favaro täglich Wetter und Wasserpegel im Blick haben muss. Weiter südlich ergießt sich Italiens längster Fluss in die Adria – der Po, in dessen Mündungsdelta man allenthalben auf Muschelzüchter trifft. Stromaufwärts geht es durch die Pianura Padana, Italiens wirtschaftsstärkste Region. In Cremona lehrt Angelo Sperzaga das alte Handwerk des Geigenbaus. Früher ließ Stradivari für seine Instrumente Holzstämme im Fluss hertransportieren, und auch heute spielt Wasser eine Rolle bei der Geigenherstellung. Hinter Cremona produziert ein imposantes Wasserkraftwerk nachhaltigen Strom. Seit kurzem verfügt es über eine neue Fischtreppe, die wandernden Arten flussaufwärts hilft. In der Provinz Pavia liegt das Paradies der Flusswels-Angler. Giuseppe Errani ist Profi im Einfangen der Süßwassergiganten. Die Alpen rücken in Sichtweite, der Po wird schmaler und ist nur noch bedingt schiffbar. Dort befinden sich die flachen Reisfelder des Piemont. Jedes Frühjahr werden sie mit dem Wasser des Po geflutet. Turin ist die Geburtsstätte des italienischen Rudersports. Der Bootsbauer Marcello Renna fertigt für seine Kunden individuelle Ruderboote an. Hinter Turin erreicht man nach einer über 400 Kilometer langen Reise die Quelle des Po in den Cottischen Alpen. Dort erforschen die Ökologen Francesca Bona und Stefano Fenoglio die Bedrohung der alpinen Gewässer durch den Klimawandel.
Die Niederländer ringen dem Meer seit Jahrhunderten Land ab, sind Experten im Umgang mit steigenden Wasserpegeln und Vorreiter neuer Ideen. Der Architekt Koen Olthuis baut Häuser ausschließlich auf dem Wasser. Seine Vision, aus schwimmenden Gebäuden ganze Stadtviertel zu errichten, weckt in Zeiten des Klimawandels internationales Interesse. Von Rotterdam geht es, dem Lauf der Maas folgend, in Richtung Osten. Landwirtschaftliche Flächen sind von Deichen umbaut, doch es gibt ein Umdenken. Das landesweite sogenannte Delta-Programm setzt auf niedrige Deiche und gezielte Überschwemmungsflächen. Das Grundstück von Bauer Nol Hooijmaaijers wurde nach diesen Prinzipien umgebaut, ebenso ein großes Gebiet der Gemeinde Oojen-Wanssum. Die Route entlang der Maas führt weiter zur historischen Dampfpumpstation De Tuut, die früher zur Entwässerung der Landschaft genutzt wurde. Am World Cleanup Day sammeln Freiwillige Müll aus den Gewässern: In Hollands Flüssen sammelt sich jede Menge davon aus ganz Europa an. Über Venlo, Roermond und Maastricht erreicht man Belgien. Während in Lüttich Streetfishing zum Trend wird, kümmern sich in den belgischen Ardennen Wissenschaftler um die Wiedereinführung der Lachse. Die Wanderung der Fische macht deutlich, wie die Natur über Landesgrenzen zusammenhängt – und dass zum Schutz der Umwelt überregionale Ansätze notwendig sind.