Die Dimensionen Russlands durchaus vor Augen, war das rasche Vordringen der deutschen Armee bis an die Wolga – gemessen an der geringen Bevölkerungsdichte – keine überirdische Leistung. Ungleich schwieriger war es, für genügend Nachschub zu sorgen. Mit dem kontinentalen Winter und dem ebenso zähen wie klugen Widerstand der Verteidiger aber hatte die deutsche Heeresführung nicht gerechnet. Erbittert verteidigten Rotarmisten jedes Haus, jeden Keller, jeden Unterstand. Mitte November 1942 wurden die Angreifer von einer überraschenden sowjetischen Gegenoffensive eingekesselt. Es war der Anfang vom Ende der 6. Armee. Bislang wurde die Schlacht von Stalingrad meist aus nationaler Sicht dargestellt. Heute – zum 60. Jahrestag der Katastrophe – beginnt eine Trilogie, in der Zeitzeugen beider Seiten gemeinsam schildern, was im Kessel von Stalingrad geschah. In Zusammenarbeit mit dem russischen Fernsehsender TVS entstand eine Dokumentation, die zeitgleich im deutschen wie russischen Fernsehen ausgestrahlt wird. Aus dieser Fassung wird bald ein Kinofilm entstehen, der im Winter 2003 an den Start geht. (Text: ZDF)
Am frühen Morgen des 19. November 1942 begann eines der bewegendsten Kapital des Zweiten Weltkriegs. In den Niederungen zwischen Don und Wolga lag dichter Nebel. Um 5.20 Uhr eröffneten mehrere Tausend sowjetische Geschütze und Stalinorgeln das Feuer. „Es war atemberaubend“, erinnert sich Hauptmann Gerard Dengler noch heute mit Schaudern. Der sowjetische Angriff traf die Deutschen an ihrer empfindlichsten Stelle: im Rücken der Front, dort wo verbündete Rumänen und Italiener die Flanken der 6. Armee sicherten. Ihre Gegenwehr dauerte nicht lange. Schlecht ausgerüstet und zweifelnd am Sinn des Feldzugs ergaben sich die Einheiten der „Bundesgenossen“ der erdrückenden Übermacht. Bei Kalatsch am Don trafen die sowjetischen Panzerspitzen zusammen, die von Norden und Süden zeitgleich angegriffen hatten. Die deutsche 6. Armee mit mehr als 300 000 Mann war eingeschlossen. (Text: ZDF)
Anfang Januar 1943 ist die Lage für die Soldaten der 6. Armee hoffnungslos: Völlig entkräftet, halb verhungert und apathisch liegen die Männer bei eisigen Temperaturen in ihren Stellungen. Wehren können sie sich nicht mehr, die Munition ist nahezu aufgebraucht. Da bieten die Sowjets der 6. Armee am 8. Januar 1943 ehrenvolle Kapitulationsbedingungen an. Doch Hitler verbietet Paulus die Kampfaufgabe. Das sinnlose Sterben geht weiter. (Text: ZDF)