Immer hatte der Architekt Auguste Perret davon geträumt, Le Havre einmal mit einem der großen Ocean Liner zu verlassen, den Hafen hinter sich lassen, die Stadt, Frankreich, den Kontinent. Viele Träume haben hier begonnen, die der Auswanderer nach Amerika, der Kaffee- und Baumwollhändler, der Fischer und Marinesoldaten, der Franzosen und Engländer, die sich hier am Kanal dicht gegenüber liegen. Am 5. September 1944 sind alle Träume erst einmal vorbei. England vernichtet die deutschen Besatzer, die seit 1940 die Stadt Le Havre mit 40.000 Mann zum größten Kriegshafen am Atlantik ausgebaut hatten. In wenigen Stunden sterben mehr als 5.000 Menschen und 12.500 Gebäude verschwinden im Bombenhagel – die Hälfte der Stadt. 80.000 Menschen verlieren über Nacht ihre Heimat. Die französische Regierung reagiert mit einem radikalen Plan. 1945 beauftragt die Regierung den Architekten Auguste Perret, mit einem Masterplan die Stadt Le Havre schnellstens wieder aufzubauen. Auf 130 Hektar soll Wohnraum für 60.000 Angesichts des riesigen Schutthaufens und in Ermangelung von Baumaterialien macht Auguste Perret aus der Not eine Tugend und verarbeitet den Schutt zu entstehen Betonoberflächen, die nahezu malerische Oberflächen zeigen. Grob oder fein, gefärbt, gewachst, modelliert, mit Ornamenten, griechischen Säulenzitaten oder französischen, klassizistischen Elementen versehen – Auguste Perret schafft etwas total Neues. ‚Mein Beton ist schöner als Stein, dessen Schönheit die edelsten Baumaterialien übertrifft.‘ Menschenwürdig soll die neue Stadt werden, offen, luftig, hell. Licht, Luft, Strom und fließend Wasser für alle. Sozial und modern im Geiste Le Corbusiers. Auguste Perret, der 1954 stirbt, hat sein Gesamtkunstwerk nicht mehr vollendet erleben können. Und die Diskussionen, die seine radikale Architektur von Le Havre hervorrief: ‚Die Stadt hat keine Seele mehr‘ riefen die Kritiker und sprachen von einer zweiten Zerstörung. Auguste Perret blieb in
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Horst Brandenburg | Writer |