Er gilt als einer der schönsten Konzertsäle weltweit: der Palau de la Musica Catalana in Barcelona, 1908 mit einem Konzert eingeweiht, das Richard Strauss dirigierte. Eigentlich ist dieser Musikpalast das Vereinshaus eines Chors, des „Orfeo Catala“. Davon zeugt eine riesige Figurenkaskade, die am Fassadeneck dieses einzigartigen Gebäudes in die engen Gassen der Altstadt ragt, eine allegorische Darstellung des katalanischen Volkslieds „La Canco Popular Catalana“. Den Giebel der Front schmückt ein koloriertes Mosaik, das in vollendeter Jugendstilmanier den Gesangsverein darstellt. Ein durchscheinendes Gebäude, überall farbiges Glas und buntes Fliesenmosaik. In einer Umgebung altertümlicher Häuser scheint eine Fantasieblume aufzublühen. Der Palau de la Musica Catalana ist ein herausragendes Beispiel des Modernisme, des spanischen Jugendstils. Er wurde von einem der führenden Baumeister der katalanischen Jugendstilarchitektur entworfen: Lluis Domènech i Montaner. Barcelona war die Hochburg des Modernisme, der auch eine Demonstration der kulturellen Eigenart der Katalanen war. Dass sich ein Gesangsverein dieses großartige Gebäude ohne staatliche Unterstützung erbauen lassen konnte, lässt sich mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Barcelonas Ende des 19. Jahrhunderts und der gleichzeitig erwachten Begeisterung für die katalanische Sache erklären. Reiche Großindustrielle förderten die eigenständige lokale Kultur. Sie investierten vor allem in aufsehenerregende Bauwerke der aus der Tradition ausbrechenden jungen Architekten. Der Jugendstil in Barcelona war auch politisch. Heute ist er historisch – und sehenswert. (Text: 3sat)
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Christian Romanowski | Writer | ||
Christian Romanowski | Director |