Aus heutiger Sicht erscheint es kaum vorstellbar, dass Hitler glaubte, die Sowjetunion, das größte Land der Erde, in kurzer Zeit militärisch besiegen zu können. Auch Stalin hielt eine Invasion der Wehrmacht selbst noch 1941 nicht für denkbar. Geheimdienstberichte, die ihn vor einem unmittelbar bevorstehenden Angriff der Deutschen warnten, kommentierte er mit unflätigen Beschimpfungen. Die militärische Führung in Deutschland und sogar zahlreiche Beobachter im Westen fanden den Angriffsplan dagegen durchaus logisch. Teil 1 der Dokumentation schildert die Erfolge der ersten Monate, in denen sich die „Blitzkrieg“- Taktik zu bewähren schien. In Frankreich, in Norwegen und in Jugoslawien hatte die Wehrmacht schon mit derselben Methode gesiegt. Die gewonnenen Schlachten von Minsk, Wjasma, Brjansk und Kiew bestärkten Hitler noch in seinen größenwahnsinnigen Plänen. Und hinter der Front begannen bereits die Kriegsverbrechen der SS-Einsatzgruppen sowie der Wehrmacht. Am 16. Oktober 1941 stand Stalins gepanzerter Zug in Moskau bereit, um die sowjetische Staatsführung nach Osten zu evakuieren. Doch der Zug fuhr nicht ab. Im letzten Augenblick entschloss sich Stalin zu siegen – um jeden Preis.
Der zweite Teil der Dokumentation beschäftigt sich mit dem Leid der Zivilbevölkerung. Hitlers Krieg war ein Vernichtungskrieg. Er wollte die eroberten Gebiete rücksichtslos ausplündern. Nur einem Teil der einheimischen Bevölkerung sollte aus der Sicht der Nazis das Los der Sklavenarbeit bleiben. Massenmord und bewusst in Kauf genommene Hungersnöte waren die Konsequenz. Stalin rief zur Partisanenbewegung auf, und damit wurde die Spirale der Gewalt um ein entscheidendes Stück weiter gedreht. Die sowjetischen Partisanen terrorisierten vielerorts die eigenen Landsleute, und sie lieferten den Deutschen einen Vorwand für neue Gewalttaten gegen die Zivilbevölkerung. Nur wenig bekannt ist, dass in der Ukraine eine eigenständige nationale Partisanenbewegung entstand, die sowohl gegen die Deutschen wie auch gegen die Sowjets kämpfte. Bewegende Einzelschicksale machen die Ereignisse anschaulich. Da ist die Weißrussin, die ihren Bruder durch Hitlers Soldaten und ihre Schwester durch Stalins Partisanen verlor. Oder die Ukrainerin, die als junges Mädchen von Birkenrinde und Rinderblut leben musste. Der Wehrmachtssoldat, der aus Wut über den Tod seiner Kameraden wehrlose Zivilisten erschoss. Aber auch der sowjetische Soldat, der die eigenen Leute mit Waffengewalt zwang, nach vorne zu stürmen, und der hinter der Front Rotarmisten exekutierte, die es mit der Angst bekommen hatten.
Noch im Frühjahr 1942 sah es so aus, als ob die Rote Armee keine Chance hätte, die deutsche Wehrmacht jemals zurückzuschlagen. Doch schon im Herbst, in Stalingrad, erlebten die Deutschen eine der schwersten Niederlagen ihrer Geschichte. Die dritte Folge schildert, wie und warum sich das Blatt wendete. Während Hitler den militärischen Sachverstand seiner Generäle immer krasser ignorierte, lernte Stalin allmählich, auf seine führenden Militärs zu hören. Die sowjetische Rüstungsproduktion kam in Schwung, und die deutsche Wehrmacht hatte – über 1.500 km weit auf sowjetischem Gebiet – wachsende logistische Schwierigkeiten. In Stalingrad an der Wolga, im erbitterten Häuserkampf Mann gegen Mann, fiel die Entscheidung. Wie neue Forschungen ergeben haben, zahlten die sowjetischen Soldaten einen hohen Preis: eine Million Gefallene. Ein Rotarmist, der nach Stalingrad kam, hatte eine durchschnittliche Lebenserwartung von 24 Stunden. Zeitzeugen aus der kleinen Gruppe der überlebenden Sowjets erinnern sich an die Tragödien von Stalingrad: Stoßtrupps, die Gebäude besetzen sollten, erwiesen sich als Himmelfahrtskommandos. Strafkompanien wurden ins feindliche Feuer geschickt, nur um die gegnerischen Stellungen besser einschätzen zu können. Und elternlose Kinder versuchten, trotz Kälte, Hunger und Entkräftung zu überleben. Am 30. Januar 1943 wurde General Paulus, der Oberkommandierende der 6. Armee, zum Generalfeldmarschall ernannt. Der wahre Sinn der Beförderung: Hitler forderte ihn dadurch indirekt zum Selbstmord auf, denn noch nie war ein Feldmarschall in Gefangenschaft gegangen. Auch daran, wie das Ende der Schlacht um Stalingrad auf beiden Seiten erlebt wurde, erinnern sich Zeitzeugen auf sehr persönliche Weise.
In der Schlussphase des Krieges zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion eskalierten die Grausamkeiten gegen Zivilisten. Militärisch war der Krieg längst entschieden, doch für die Menschen brachte er noch einmal millionenfaches Leid. Überlebende Opfer und auch Täter erzählen, was sie erlebten. Die Nazis ließen, kurz vor ihrem Rückzug, aus Ungarn Hunderttausende Juden in die Todeslager deportieren. Stalin setzte dort, wo seine Armeen Gebiete zurückeroberten, das Machtmonopol der kommunistischen Partei schnell und rücksichtslos wieder durch. Ethnische Minderheiten, die im Verdacht standen, mit den Deutschen kollaboriert zu haben, wurden nach Sibirien zwangsumgesiedelt. Eine Viertelmillion Menschen starben allein auf den Transporten. Die letzte Folge der Reihe zeigt das Ineinandergreifen von Verbitterung, ohnmächtiger Wut und dem Wunsch nach Rache. Der Rückzug der Wehrmacht war begleitet von der Taktik der „verbrannten Erde“, wie die unterschiedslose Zerstörung von Gebäuden, Straßen und ganzen Ortschaften beschönigend genannt wurde. Die Soldaten der Roten Armee verspürten, je weiter sie nach Westen vordrangen und je mehr sie von den Folgen des deutschen Überfalls zu sehen bekamen, umso heftiger das Bedürfnis nach Rache: Vandalismus im eingenommenen Budapest, millionenfache Vergewaltigung in Deutschland, individuelle Mordtaten an gefangen genommenen Soldaten. Am Ende fraß der sowjetische Sieg seine Väter. Die Chefs von Marine und Luftwaffe wurden verhaftet und entehrt. Und selbst Marschall Shukow, der entscheidenden Anteil am Ausgang des Krieges hatte, wurde nach Odessa verbannt. Stalin, dessen Fehlentscheidungen in der Anfangsphase des Krieges um ein Haar fatale Folgen gehabt hätten, wollte den Siegesruhm für sich allein.