Nur in wenigen Alpenregionen ist es so schön wie im Sturatal, dennoch heisst es im Volksmund das schwarze Loch Europas. Kaum ein anderer Landstrich hat soviel Bevölkerung verloren, gehört sopravivvanza, die Kunst des Überlebens, zum täglichen Sprachgebrauch. Von diesen Traditionen erzählt Bartolomeo Bruna, ein Koch der mit seiner Familie die Osteria della Pace führt. Er hat die alten Gerichte der Bergbauern wieder entdeckt und ist damit erfolgreich.
In der Nähe von Sterzing haben Ulli und Karl Mair den seit über 1000 Jahren bestehenden „Pretzhof“ restauriert und zu einer der besten Osterien Südtirols gemacht. Hier wird viel Wert auf traitionelle Rezepte gelegt, aber ohne falsche Angst vor Modernisierung. Ob Speck, Gamsfleisch, Bergkäse – höchstes Augenmerk legen die Mairs auf die Qualität ihrer Produkte, zugekauft wird nur bei ausgesuchten Bauern der Region.
An den südlichen Rändern des Mátra-Gebirges wächst seit mehr als 1.000 Jahren Wein. Im kleinen Dorf Gyöngyöspata führen tiefe Stollen in den vulkanischen Fels. Diese Stollen bilden ideale Lagerplätze für Weinfässer, deshalb sind die Zugänge fast immer hinter einem einstöckigen Häuschen versteckt. Vor 18 Jahren ist Magdi Bernáth an ihren Geburtsort zurückgekehrt. Obwohl sie eine Stelle als Managerin hatte, ist sie heute Winzerin.
Der Nordosten der Slowakei ist eine der strukturschwächsten Regionen des Landes. Vieles hier ist noch sehr ursprünglich. Die Berghütten der Hohen Tatra werden bis heute von Trägern zu Fuß versorgt. Viktor Beranek ist 56 und trägt 76 Kilo Lebensmittel vom Tal über rund 800 Höhenmeter auf die Rismy Chata. Auch wenn die Küche hier oben sehr einfach ist, werden die Lebensmittel durch das Herauftragen zu etwas Besonderem.
Das Hochplateau Luncanilor in den rumänischen Südkarpaten ist eine Gegend, in der die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Keine Straße verbindet die etwa 70 Einwohner mit der Außenwelt. Gegenseitige Hilfe wird großgeschrieben, und in der Landwirtschaft wird gearbeitet wie vor 100 Jahren. Entsprechend naturbelassen sind auch die einfachen, typischen Gerichte des Plateaus, und die unverfälschten Produkte erfreuen sich wachsender Nachfrage bei qualitätsbewußten Kunden.
Südlich der Kärntner Landeshauptstadt Klagenfurt liegen die Karawanken. Seit 34 Jahren leben Friedhelm Jasbinschek und seine Frau Gertraud in einem Forsthaus mitten in einem riesigen Jagdrevier. In ihrem kleinen Paradies verfeinern sie Wildgerichte mit selbst angebauten Kräutern. Sie kochen auf einem Holzofen, denn Strom und Wasser gibt es dort oben nicht. Das Kärntner Brillenschaf war wegen der Nazis beinahe ausgerottet, denn mit seinen schwarzen Flecken entsprach es nicht dem „reinweißen deutschen Bergschaf“. Friedhelm Jasbinschek fand noch 21 Mutterschafe und ein paar Widder und begann zusammen mit Bauern der Region ein Wiederaufzuchtprogramm: mit Erfolg. Die Züchter beliefern heute die Spitzengastronomie. Patrick Müller, einer der kreativsten und eigenwilligsten Spitzenköche Wiens, verwöhnt die Jasbinscheks mit einem köstlichen Menü.
Vier Monate im Jahr lebt die Familie Bantin auf einer alten Almhütte aus dem 17. Jahrhundert. Die Bantins gehören zu den wenigen, die heute noch auf 2.000 Meter Höhe eine Käsespezialität herstellen, nach der sich Gourmets von Paris bis Tokio die Finger lecken: den „Bleu de Termignon“. Nussig, süßsäuerlich, fruchtig und nach windumwehten Alpenblumen soll er schmecken. Käsekenner können geradezu poetisch werden, wenn sie von ihm schwärmen. Marcel Bantin ist einer von fünf Landwirten, die das Geheimnis der Herstellung des „Bleu de Termignon“ noch kennen. Eigenhändig pflegt und hegt er seinen „Bleu“, von dem er behauptet, er könne sogar das Wetter vorhersagen. Begeistert von dieser Hingabe und dem Geschmack dieser Käsespezialität ist auch Bernard Mure-Ravaud, Affineur aus Grenoble. Der mehrfach als bester Käsemeister Frankreichs ausgezeichnete Gourmet kauft seine Ware am liebsten bei Marcel Bantin persönlich ein.
Im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Österreich, südlich von Oberstdorf, an einem der beliebtesten Bergwanderwege Deutschlands, dem Heilbronner Weg, liegt auf rund 1.800 Höhenmetern die Enzianhütte. Sie gehört keinem Verein, sondern in dritter Generation der Familie Schwegler. Die Enzianhütte ist eine Mischung aus Hüttenromantik und raffinierter Küche – und mittendrin ist Daniel Schwegler: Koch, Allrounder und Enkelsohn eines Wilderers. Fünf Monate im Jahr leben Daniel Schwegler und sein Team auf engstem Raum zusammen. Statt Hüttenkost gibt es auf der Enzianhütte Ausgefallenes. Das Motto ist „high class in high mountains“. Vor dem Haus tummeln sich Saiblinge in einem kleinen Teich, auf den Wiesen weiden Steinschafe und aus der heimischen Jagd kommt Hirschfleisch. Daniel Schwegler kocht daraus regionale Spezialitäten. Eine Edelküche an einem Ort zu betreiben, der nur durch einen mehrstündigen Fußmarsch zu erreichen ist, ist eine logistische Meisterleistung.
In Soglio, einem kleinen Ort in der italienischen Schweiz, sind Heidi und Marco Giovanoli die einzigen Landwirte des Dorfes, die allein von den Erträgen ihres Bauernhofs leben. Kühe und Kastanien sind ihre Lebensgrundlage. Im Herbst ist Erntezeit für die Esskastanien, die wichtigste kulinarische Köstlichkeit des Bergell. Vier Wochen dauert die Ernte. Die Edelkastanien kommen entweder in die Cascina, das Dörrhaus von Marco Giovanolis Eltern, oder sie werden direkt verkauft. Kurt Röösli, Chefkoch des Fünfsternehotels „Waldhaus“, nimmt Marco Giovanoli alles ab, was er kriegen kann. Daraus zaubert er zum Beispiel die in der Schweiz heiß geliebten „Vermicelles“ – Kastanienpüree mit Schlagsahne. Heidi Giovanoli verwöhnt währenddessen ihren Mann Marco mit einem „Ris Sale Sü“ – einem alten Bergeller Eintopfgericht. Das Gemüse dafür stammt aus Marcos Überraschungskorb, den er seiner Frau liebevoll und fast jeden Tag aus dem eigenen Garten zusammenstellt.
Im Nordwesten Sloweniens entspringt die Soca in 1.600 Metern Höhe und fließt nach 140 Kilometern ins italienische Mittelmeer. Der Fluss beeindruckt durch sein kristallklares und türkisblau scheinendes Wasser. Darin lebt die Marmorataforelle, die über 20 Kilo schwer werden kann. Vor zwölf Jahren haben Ana Ros und Valter Kramar das Gasthaus „Hisa Franko“ im Soca-Tal übernommen. Ohne Ausbildung und nach vielen Anfangsfehlern kocht Ana Ros heute regionale Gerichte in Spitzenqualität. Lange Zeit dachte man, dass sich die Marmorataforelle mit der Bachforelle vermischt hätte und verschwunden wäre. Doch dann entdeckte man in einem abgelegenen Zufluss noch einige Exemplare. Die Wiederaufzucht wird mit großem Erfolg betrieben. Nicht nur Angler, sondern auch die Küche von Ana Ros profitieren davon. Die Marmorataforelle ist ein hervorragender Speisefisch.
Große Bergschluchten, hohe Bergplateaus, Täler und extrem steile Felswände – so präsentiert sich das 20 Kilometer lange Aravis-Massiv mitten in den Savoyen. Aus dieser atemberaubend schönen Region stammt ein Bewohner, der sich besonders stark mit seiner Heimat verbunden fühlt: Frankreichs Starkoch Marc Veyrat.
Im Mangfallgebirge liegt auf 1.083 Metern Höhe der größte Hochgebirgssee Bayerns – der Spitzingsee. Er ist nur eine Autostunde von München entfernt, umgeben von fast 2.000 Meter hohen Gipfeln und dunklen Fichtenwäldern. Direkt am Ufer des Sees liegt der gleichnamige kleine Ort mit etwa 200 Einwohnern und einer imposanten Kirche aus Felssteinen. Der Schornstein auf der Albert-Link-Hütte raucht jeden Tag, denn das Steinofenbrot von Uwe Gruber ist heiß begehrt.
Nur 30 Kilometer vom Schwarzen Meer entfernt und doch mitten im Hochgebirge: Die Gipfel des Kaçkar steigen hinter der Küstenlinie jäh bis auf fast 4.000 Meter an. Hier regnet es 250 Tage im Jahr, und ein ständiger Nebelschleier umgibt die Hänge. Im Winter liegt manchmal monatelang Schnee. Ein Gebirge, das zähe Bewohner verlangt. Hier gibt es eine verwunschene Ursprünglichkeit zu entdecken, die man in anderen Gebirgen Europas oft vergeblich sucht.
Der Olymp -Berg der Götter. Die Griechen der Antike glaubten fest daran, dass das Bergmassiv mit seinen bis zu 2918 Meter hohen Gipfeln der Palast von Göttervater Zeus und seinen elf unsterblichen Gefährten sei. Dort versammelten sie sich um den Herrscher des Himmels und hielten Rat bei Speis und Trank. Wein, Gemüse, Obst, Fleisch von Lamm und Zicklein geben die fruchtbaren Ebenen rund um das Gebirgsmassiv in Nordgriechenland mehr als genug für eine reich gedeckte Göttertafel her. Und die Sandstrände der Ägäis sind nur rund 18 Kilometer Luftlinie vom höchsten Gipfel des Olymp, dem Mitikas, entfernt.
Enge Gassen, alte Häuser aus riesigen Granitsteinen, steile Wege und Treppen, die mächtigen Relikte einer Burg aus dem zwölften Jahrhundert – das ist das Dorf Linhares da Beira am Westrand der Serra da Estrela. Das Gebirge im Zentrum Portugals erreicht fast 2.000 Meter und ist somit das höchste des Landes. Linhares hat nur 220 Einwohner, die fast ausschließlich von der Landwirtschaft leben. Um seinem Heimatort neuen Auftrieb zu geben, eröffnete Bürgermeister Paulo Mimoso 2010 ein für diese Region ungewöhnliches Restaurant: es heißt „Cova da Loba – Höhle der Wölfin“.