All Seasons

Season 1

  • S01E01 Ankunft im Westen (1945-1948)

    • February 26, 2007
    • Westdeutscher Rundfunk (WDR)

    Das 1946 gegründete Bundesland Nordrhein-Westfalen hieß in den 1950er Jahren auch "das Flüchtlingsland der Bundesrepublik". Knapp zweieinhalb Millionen Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten fanden hier Aufnahme, mehr als in jedem anderen Bundesland. Doch die meisten kamen mit Verspätung: Das Land lag weit im Westen, und in der unmittelbaren Nachkriegszeit waren Ruhrgebiet und weite Teile des Rheinlands wegen der verheerenden Kriegsschäden gesperrt. Erst mit den organisierten Transporten seit dem Herbst 1946 trafen viele Vertriebene im Westen ein. Sie wurden vor allem in den ländlichen Gebieten am Niederrhein, in Ost-Westfalen und im Sauerland angesiedelt und lebten dort mit Alteingesessenen auf engstem Raum, vielfach freundlich aufgenommen, aber oft auch angefeindet: "Pimocken" war einer der Schimpfnamen, mit denen man sie belegte. Es sollte viele Jahre dauern, bis die Gräben zwischen Einheimischen und Hinzugekommenen wirklich überwunden waren.

  • S01E02 Heimweh und Hoffnung (1949-1953)

    • March 1, 2007
    • Westdeutscher Rundfunk (WDR)

    Mit der Währungsreform 1948 und der Gründung der Bundesrepublik 1949 ist für die meisten Vertriebenen die Zeit gekommen, sich eine neue Existenz im Westen zu schaffen, selbst wenn viele noch immer auf eine Rückkehr in die Heimat hoffen. Die Schlesierin Margaret Männich erzählt: "Dann ist irgendwie Anfang der 50er das Bewusstsein gekommen, das hat keinen Zweck hier zu hoffen, da sind jetzt fünf-sechs Jahre vergangen, wir müssen hier sesshaft werden. Wir müssen hier, irgendwo müssen wir bleiben und müssen leben." Einheimische und Vertriebene kommen sich näher, erste Freundschaften entstehen und können doch die Kluft zwischen Hiesigen und Fremden nicht ganz überspringen. Mechthild Geiger aus Bad Oeynhausen erzählt, dass sie zwar mit einem Flüchtlingsmädchen befreundet war, es aber nicht nach Hause einlud: "Diese Freundin hätte ich durchaus mal mitbringen können. Aber die wollte auch nicht. Also, da blieb schon eine unsichtbare Grenze." Und wenn Einheimische Flüchtlingsfrauen heirateten, heißt es vielerorts noch immer: "Na, findest Du keine Einheimische?" Kein Wunder, dass viele Vertriebene sich in Landsmannschaften organisieren, alleine schon um einen Ort zu haben, an dem sie sich über ihr Heimweh und ihre Hoffnungen austauschen können - auch wenn dies bei den Einheimischen oft Unverständnis und Misstrauen hervorruft. Viele Flüchtlinge haben wegen der Kriegswirren keine abgeschlossene Schulausbildung mehr geschafft, oder sie haben Berufe erlernt, die hier im Westen so nicht gebraucht werden. So versuchen die meisten erst einmal irgendwie Geld zu verdienen. Viele arbeiten weit unterhalb ihrer Qualifikation oder lassen sich für den Bergbau anwerben, der dringend Arbeitskräfte benötigt. "Für mich war einfach nur wichtig, dass ich Arbeit hatte," erzählt der Schlesier Günter Baier, der 1950 nach Dortmund fährt, um dort in der Zeche Zollern eine Bergmannslehre zu beginnen. "Was dann für mich natürlich neu war: Wenn man dann die Strecke von D

  • S01E03 Eine neue Heimat (1957-1969)

    • March 9, 2007
    • Westdeutscher Rundfunk (WDR)

    Mitte der 50er Jahre ist die Situation für Flüchtlinge und Vertriebene in Nordrhein-Westfalen voller Kontraste. Die erste Generation der Ostpreußen, Schlesier und Sudetendeutschen hat sich längst in ihren adretten Eigenheimen in einer der vielen Flüchtlingssiedlungen des Landes und im Berufleben eingerichtet. Viele sind durch ihre Mitgliedschaft in den örtlichen Vereinen oder im Kirchenchor, manche auch durch Heirat längst Einheimische geworden. Trotzdem ist der landsmannschaftliche Zusammenhalt untereinander enorm wichtig. Die Ostpreußin Marianne Bokemeyer, die 1945 nach der Flucht in Ostwestfalen ankommt, ist lange in Bad Oeynhausen Anlaufpunkt für ihre Landsleute. "Als wir 1957 die Apotheke aufmachten, da kamen alle Ostpreußen zu uns. Sie glauben nicht, was das ausmachte. Die kamen einfach zu mir, um das Gefühl zu haben das ist unsere Landsmännin. Jeder konnte von dem erzählen, woher er kam. Wir hatten ja nicht so viel zu tun und Zeit zu reden." Gleichzeitig gibt es immer wieder Neuankömmlinge, die in die Barackenlager, zum Beispiel in Stukenbrock oder Wipperfürth, eingewiesen werden und dort unter ärmlichen Bedingungen wohnen müssen: ein Zimmer für eine ganze Familie, alte verwohnte Etagenbetten, Apfelsinenkisten, gestapelt, mit einem Vorhang davor, um das Nötigste unterzubringen. Es sind vor allem Spätaussiedler aus Schlesien, die jetzt ankommen, Menschen, die bei der großen Welle der Vertreibung am Kriegsende ihre Heimat nicht verlassen durften oder wollten und nun ein Jahrzehnt unter polnischer Herrschaft zugebracht haben. Weil vor allem die Kinder und Jugendlichen unter ihnen nicht mehr deutsch sprechen, haben sie bei der Ankunft mit besonderen Problemen zu kämpfen. Neben ihnen gibt es weitere Flüchtlinge, die jetzt in immer größerer Zahl an Rhein, Ruhr und Weser eintreffen: Bis zum Mauerbau 1961 kommen zehntausende Menschen aus der DDR, die oftmals kurz entschlossen aus politischen Gründen dem Arbeiter- und Bauernstaat den Rücken