Berlin, ein Tag im Winter. Auf dem Weg zur Schule wird die zwölfjährige Lisa von Bode entführt. Ihre Eltern erhalten kurz darauf eine Lösegeldforderung: fünf Millionen Euro in Bitcoins. Für den erfahrenen Kommissar Peter Nadler gibt es schon bald keinen Zweifel, dass der Täter aus dem Nahbereich der wohlhabenden Familie kommen muss. Die Zeit drängt, das Mädchen muss schnell gefunden werden. Als Nadler den Sicherheitsmann Georg Kelz kennenlernt, sagt ihm seine Intuition: Das ist der Täter. Seine junge Kollegin Judith Lansky zweifelt. Da der undurchsichtige Kelz in den Vernehmungen selbstgewiss schweigt, verliert der Ermittler die Nerven. Allein, ohne Zeugen, erzwingt Nadler mit brutaler Gewalt von Kelz den Aufenthaltsort des Mädchens; dieser verspricht dem Kommissar, den Grund seines überraschenden Geständnisses für sich zu behalten. Als der Fall vor Gericht kommt, scheint es nur noch um das Strafmaß zu gehen. Kelz´ Strafverteidiger Biegler setzt jedoch auf eine hieb- und stichfeste Argumentation, ganz im Sinne des Rechtsstaats und unterzieht Nadler so einem geschickten Verhör, um zu zeigen, dass der Angeklagte für das Geständnis gefoltert wurde und es daher nichtig ist. Die Schuldfrage spielt für ihn keine Rolle. Er fordert Freispruch und eine Bestrafung des Polizeibeamten.
Im Entführungsfall der zwölfjährigen Lisa von Bode steht Georg Kelz vor Gericht. Da von dem Angeklagten, Security-Mitarbeiter im Haus der wohlhabenden Familie von Bode, ein Geständnis vorliegt, scheint es nur noch um das Strafmaß zu gehen. Seinen erfahrenen Verteidiger Biegler macht jedoch eine Frage stutzig: Warum sollte jemand, der minutiös ein perfektes Verbrechen geplant hat, keine Spuren hinterlässt und in den Vernehmungen wenig Reue zeigt, ohne Not den Aufenthaltsort seines Entführungsopfers verraten? Ihm kommt der Verdacht, dass der Angeklagte in der Untersuchungshaft gefoltert wurde. Tatsächlich bricht Kelz irgendwann sein Schweigen und berichtet, wie Nadler ihn zum Sprechen gebracht hat: mit Waterboarding am frühen Morgen im Duschraum der Haftanstalt – ohne Zeugen. Für seinen Verteidiger Biegler, dessen Frau Elly mit den von Bodes befreundet ist, geht es von Anfang an um Grundpfeiler des Rechtsstaats. Schuld oder Unschuld spielen keine Rolle. In der Verhandlung nimmt er sich Biegler vor, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Sein Ziel ist ein Freispruch.
ONE zeigt eine völlig eigene, dritte Version von ‚Feinde‘: Sie ist radikaler und konsequenter, denn das Konzept des TV-Events wird noch zugespitzt und ist mit einer Länge von 45 Minuten auch explizit auf die Sehgewohnheiten eines non-linearen Publikums zugeschnitten. Dieser Film konzentriert sich ausschließlich auf die Hauptverhandlung und Rechtsfragen im Strafprozess. In diesem Prozess werden die beiden Perspektiven des Anwalts und des Ermittlers gegenübergestellt und miteinander verwoben. An ausgewählten Stellen wird die Befragung des Kommissars durch den Anwalt zu dessen Ermittlungen mittels Splitscreens illustriert. Das Geschehen im Gerichtssaal bekommt dadurch für den Zuschauer weitere Dimensionen. Dabei wird die unterschiedliche Ästhetik beider Filme kombiniert und somit in einem Werk sichtbar gemacht. (Text: One)
Die Dokumentation von Susanne Laermann und Jan Vogelgesang beschäftigt sich mit der Frage: Ist der Freispruch des Angeklagten gerecht? In einem Experiment werden einer Gruppe von Zuschauern – bestehend aus Eltern, Polizisten und Juristen – die zwei Filme "Feinde" in einem Münchner Kino gezeigt. Zunächst "Gegen die Zeit", die Perspektive des Kommissars, und anschließend "Das Geständnis", die Perspektive des Strafverteidigers. Danach stimmen die Kinobesucher über die Frage ab: Ist der Freispruch gerecht? Es ist spannend zu sehen, wie die verschiedenen Zuschauergruppen entscheiden. Eingeordnet wird das Ganze durch den Bestsellerautor Ferdinand von Schirach und Frau Prof. Elisa Hoven, die an der Universität Leipzig Strafrecht lehrt. Dass diese Frage nicht nur abstrakt ist, sondern auch in der Realität eine dramatische Rolle spielen kann, wird anhand tatsächlicher Entführungsfälle erzählt: Vorbild der Filme ist der Fall Jakob von Metzler, der Frankfurter Bankierssohn, der als Kind entführt und ermordet wurde. Richard Oetker, selbst Entführungsopfer, das 1976 von seinem Peiniger in einer Kiste gefangen und mit Stromstößen gequält wurde, erzählt von diesem Verbrechen und seiner Haltung zur Frage des gerechten Umgangs mit dem Täter. Unter den Folgen leidet der dadurch gehbehinderte Unternehmer bis heute. Zu Wort kommt auch Familie Riße, die 2015 auf schnelle Ermittlungen der Polizei angewiesen war, als ihre 17-jährige Tochter Anneli-Marie entführt und kurz darauf von ihren Kidnappern getötet wurde. Persönlich Betroffene äußern sich auch über das Vorgehen des Kommissars im Film, der zur Rettung des entführten Mädchens bestehende Gesetze missachtet und die Foltermethode "Waterboarding" anwendet. Die Dokumentation will eine Diskussion anstoßen und stellt dabei die existenzielle Frage: Kann ein Freispruch in einem solchen Fall gerecht sein?
Was ist Recht - und was Gerechtigkeit? Darum geht es in Ferdinand von Schirachs großem Fernsehprojekt "Feinde" für die ARD. Was ihn dabei nicht loslässt, erzählt der Bestsellerautor in diesem Interview."Feinde" sind zwei Filme - einer erzählt aus der Perspektive des Polizisten Nadler (Bjarne Mädel), der ein entführtes Mädchen retten möchte, einer aus der Perspektive des ausgebufften Strafverteidigers Biegler (Klaus Maria Brandauer). Es geht um die Frage: Wie weit darf man gehen - für das vermeintlich Gute? Darf man foltern, um ein Menschenleben zu retten?