In Japan konnte der Urwald mit seinem Reichtum an vielfältigen Pflanzen- und Tierarten trotz der Anwesenheit des Menschen als intaktes Ökosystem erhalten werden, da vor allem ältere Japaner noch weitgehend autark und in Harmonie mit der Natur leben. Um die besondere Beziehung zwischen Wald und Mensch zu begreifen, muss man beobachten, wie die Bewohner den Wald mit Hilfe von Brandrodung erneuern, die in einigen bewaldeten Regionen Japans noch nach uralten Regeln durchgeführt wird.
Ein Jahr lang hat Shohei Shibata die 87-jährige Bäuerin Kuniko Shiiba mit der Kamera begleitet, die noch immer Brandrodungen durchführt. Jedes Jahr nimmt sie gemeinsam mit anderen Bäuerinnen einen neuen Waldabschnitt in Angriff. Sie präpariert das Terrain, entfernt tote Äste, beschneidet die Bäume und legt schließlich das Feuer.
In jedem Abschnitt des Waldes entwickeln sich - je nach zeitlichem Abstand zur letzten Brandrodung - verschiedene Pflanzenarten. Würmer, Schnecken und kleine Insekten spielen im Zyklus des Ökosystems eine wichtige Rolle. Erstere verdauen die pflanzlichen Überreste und graben die Erde um, Letztere sorgen für die Befruchtung der Pflanzen.
Die Bewohner der Region haben gelernt, die Natur in einem 30-jährigen Zyklus zu pflegen, und sie kennen alle Pflanzenarten, die ihnen als Nahrung, Heilmittel oder Werkzeug dienen. Der Wald wiederum gibt ihnen die Möglichkeit, völlig autark zu leben. Der Mensch setzt die verborgenen Kräfte des Waldes frei und sorgt für seine Erneuerung. So bleibt der Wald ewig jung und wird nie älter als 30 Jahre, während die Menschen seit Generationen ausschließlich von seinen Früchten leben. In einer Welt auf der Suche nach mehr Nachhaltigkeit ist diese Symbiose zwischen dem Wald und seinen Bewohnern ein einzigartiges, mustergültiges Schauspiel.