1347 bricht ein furchtbares Verhängnis über Europa herein. Die Pest, der "Schwarze Tod", rafft innerhalb von drei Jahren ein Drittel der Bevölkerung dahin. Die Menschen reagieren unter Schock. Geißlerzüge und Judenpogrome werden zur weiteren Seuche. - Der festgefügte Kosmos des Mittelalters bekommt tiefe Risse. Der planende Schöpfergott erscheint nun als unberechenbarer Herrscher. - Die Menschen suchen Zuflucht in Prozessionen, Wallfahrten und im Reliquienkult. Die Päpste geraten in Abhängigkeit vom französischen König und verlegen ihre Residenz nach Avignon. Man spricht von der "Babylonischen Gefangenschaft der Kirche". Verschwenderische Hofhaltung, Ämterschacher und Geldschneiderei zeigen den moralischen Niedergang. - Die Zeit ist aus den Fugen. Die gotischen Kathedralen werden zur "fiebrigen" Flamme und erreichen die Grenzen ihrer physikalischen Möglichkeiten. Eine große Sehnsucht nach der Nähe des Heiligen beseelt die Menschen. Die christliche Mystik bringt Frauen und Männer mit visionärer Begabung hervor. Sie empfinden die Offenbarung als Einbruch Gottes in ihr ganz persönliches Dasein. - Aber auch die Mächte der Finsternis durchdringen den Alltag. Teufel und Dämonen scheinen allgegenwärtig. Die Kirche, die den heidnischen Aberglauben einst so erfolgreich bekämpfte, verliert viel von ihrer befreienden Kraft. - Die Päpste kehren nach Rom zurück, bleiben aber im Widerstreit der Parteien. Gegenpäpste stehen auf. Das "Große Abendländische Schisma" stürzt die Christenheit in tiefe Zweifel und Unruhe. Immer lauter wird der allgemeine Ruf nach einer "Reform an Haupt und Gliedern". 1414 soll ein Konzil in Konstanz die Wende bringen. Es scheitert am Widerstand der Kurie und an nationalen Einzelinteressen, düster beleuchtet durch den Scheiterhaufen, auf dem der tschechische Reformer Johannes Hus qualvoll stirbt.
Name | Type | Role | |
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Georg Graffe | Writer | ||
Klaus Kafitz | Director |