Die Liebe schlug ein wie ein Blitz. Lotti Geel war 15, Rudolf 20 Jahre alt. Mittlerweile liegen die Eiserne Hochzeit und ein gemeinsames Leben hinter ihnen. Für das hochbetagte Ehepaar kommt nun das allerletzte, vielleicht sogar schwierigste Stück. Hält das die Liebe aus? Lotti Geel (86) zieht ihrem Mann die Hosen an, knöpft das Hemd zu. «Eine Jacke?», will sie wissen. Eine schlüssige Antwort kriegt sie selten, häufig kommt einfach nichts. Rudolf Geel (91) ist seit acht Jahren an Demenz erkrankt, seine Frau betreut ihn rund um die Uhr. Eine starke Belastung für die an sich lebenserprobte Liebe. Unsere Gesellschaft wird immer älter. Und mit uns altert die Liebe. Was heisst das? Werner Weiler (93) hat darauf eine Antwort: «Immerhin brauchen wir uns jetzt im Alter richtig.» Wenn er und seine Frau Yvonne (93) aus dem Haus gehen, halten sie Händchen. Sie, weil praktisch blind; er, weil wacklig auf den Beinen. Es passt! Reporterin Vanessa Nikisch hat die Ehepaare Weiler und Geel besucht und wollte wissen: Wenn Lotti Geel sagt, dass sich ihre Liebe zu ihrem demenzkranken Mann gewandelt habe, vergleichbar zu der eines Kindes, ist die Liebe dann nur noch Pflicht? Und wenn Werner Weiler betont, dass er die Hilfeleistungen seiner Frau nicht missen möchte, ist es dann nur noch Zweck? Oder ist nicht genau das die eigentlich wahre Liebeserklärung an den Partner?