In der Mönchsrepublik Athos lebt das vor hunderten von Jahren untergegangene Byzanz noch immer fort in den Mönchen, in ihrer Kunst und in ihren Riten. Die Halbinsel ist das spirituelle Herz der Orthodoxie, ein Refugium, an dem das Alte wichtiger ist als das Neue. Ein orthodoxer Mönch des 21. Jahrhunderts lebt ähnlich bescheiden wie seine Brüder vor tausend Jahren. Sie tragen schwere Bärte und schwarze Roben als Zeichen für ihren weltlichen Tod mit dem Eintritt ins Kloster. Außer ihrem Glauben besitzen sie nichts. Und doch hüten sie weltliche Schätze von unermesslichem Wert wie Altarwände aus purem Gold oder Handschriften aus dem 9. Jahrhundert. Auch die Ikonen des Athos sind einzigartig. 20 Großklöster bestimmen seit über tausend Jahren die Gesetze und Geschicke der Republik, stellvertretend für diese 20 wurde im Großkloster Pantokrator gedreht. Die kleinste Gemeinschaft des Athos ist die Zelle mit mindestens zwei Mönchen, von denen der eine dem anderen gegenüber gehorsam sein muss neben der Keuschheit, der Demut und der Arbeit eine wichtige Mönchsregel. Die extremste Lebensform auf dem Athos sind jedoch die sehr kleinen und schwer erreichbaren Höhlen der Eremiten. Dagegen pulsiert das Leben in der Hauptstadt Karies. Dort ist der Sitz der Mönchsregierung. Auch die Zeit scheint auf dem Athos einen anderen Stellenwert zu haben als in der Außenwelt. Diesem Phänomen wird die Dokumentation mit ruhigen, sorgfältig eingerichteten Bildern gerecht, die den Zuschauer in eine weitgehend unbekannte Welt entführen. (Text: arte)
Ein Rhythmus aus schwingenden Tönen erfüllt die Dunkelheit der Gemäuer. Ein Mönch singt am frühen Morgen Psalmen. Um sechs Uhr ist die Liturgie vollendet und ein neuer Tag wird am Athos willkommen geheißen. 350 Quadratkilometer dicht bewaldet, felsig und beinahe menschenleer. Heute leben über 2.000 Mönche in dem Kirchenstaat ein Leben, das auf die Überwindung des Todes ausgerichtet ist. Verborgen vor den Augen der Öffentlichkeit, folgen sie ihren Regeln, die Hierarchie betonen, aber dem individuellen Gebet weiten Raum lassen. Wie schwer es ist, dort zu leben, hat Vater Grigorios immer wieder erlebt. Es ist eine tägliche Prüfung für ihn, der seit Jahren vergeblich versucht, sein eigenes Heim zu einer Mönchsgemeinschaft auszubauen. Er sorgt für die Maultiere und ist als Handwerker begehrt, aber wenn es um seine eigenen Probleme geht, dann sind seine Gebete bisher nicht erhört worden. Er hat sein Haus zwar schon gut in Schuss, aber das wichtigste, seine Kirche, ist noch immer eine Baustelle. Die Geschichte von Vater Grigorios erinnert an das Leben von vielen Hundert früherer Eremiten, die sich trotz der Widrigkeiten dieser kargen Landschaft am Heiligen Berg über die Jahrhunderte angesiedelt haben. Aus ihren Höhlenkirchen sind prosperierende Mönchsdörfer geworden, die Weihrauch oder Ikonen herstellen. Einer der Höhepunkte der Dokumentation ist die Besteigung des Heiligen Bergs, geführt von Vater Grigorios. Die letzte Etappe der Besteigung findet nachts statt, um den Sonnenaufgang zu erleben. (Text: arte)