Murmansk, die größte Stadt nördlich des Polarkreises, wird auch „Kapstadt des Nordens“ genannt. Zwar ist der Hafen selbst im Winter eisfrei, aber kalte Temperaturen sind hier normal. Die Rentnerin Olga Wladimirowna Popowa liebt das: Sie hält es in dem vier bis sieben Grad kalten Wasser fast eine Stunde lang aus. Doch diese abgelegene Gegend bietet noch ganz andere Vergnügungen. Wenn winterlicher Frost die Kola-Halbinsel fest im Griff hat, finden in Murmansk die „olympischen Polar-Spiele“ statt. Dann treffen sich Teilnehmer und Zuschauer bei Disziplinen wie Eissurfen und Eisschwimmen oder Wettbewerben rund ums Rentier. Nikolai Seliwanov, einer von 30 Rentierzüchtern an der Kola-Küste, gehört zum Volk der Sami, den Ureinwohnern dieses Gebietes. Seine Herde überwintert weit draußen in der Tundra. Aber seine handverlesenen Rennrentiere bleiben dicht am Haus und werden dort für die Wettkämpfe trainiert. Auch Wjatscheslav Olegowitsch Maltsev bereitet sich auf „Polar Olympia“ vor. Der Segelmacher ist eine Berühmtheit unter Russlands Wintersportlern. Als Eissurfer hat er unzählige Medaillen gewonnen. Legendär sind seine Segel, maßgeschneiderte Hightech-Tuche, exakt auf den Charakter des jeweiligen Sportlers zugeschnitten. Larissa Iwanowna Sunina ist Lehrerin in dem abgelegenen Dorf Teriberka. Vor zwei Generationen lebten dort, direkt am Meer, noch 5.000 Menschen von Pelztierzucht und Fischerei. Jetzt bangen ein paar Hundert Einwohner um ihre Zukunft. Gerade einmal fünf Kinder unterrichtet Larissa noch. Liebevoll bereitet sie ihre Schützlinge auf das harte Leben im kalten Norden vor. Larissas erwachsene Tochter Julia hat Glück gehabt. Sie hat eine Anstellung als Filetiererin in der nahen Fischfabrik gefunden. Nur: An den Geruch wird sie sich nie gewöhnen. Der kleine Kaufmannsladen für die allernötigsten Dinge weit draußen auf dem Land gehört Margarita Alexandrowna Majorowa. Ihre Ware kauft sie in Murmansk. Dafür muss sie erst einmal in di