Michael Goldmann-Gilead verlor fast seine gesamte Verwandtschaft durch den Holocaust und überlebte selbst nur wie durch ein Wunder den nationalsozialistischen Vernichtungsplan von Auschwitz. Keine Rachegefühle oder Hass, sondern der Wunsch nach Gerechtigkeit war später sein Antrieb, als er im Jahr 1960 als Kriminalpolizist bei der Vorbereitung des Eichmann-Prozesses eine maßgebende Rolle im Spezial-Ermittlerteam „Büro 06“ einnahm. Michael Goldmann-Gilead verbrachte neun Monate neben Adolf Eichmann im Gefängnis bei Haifa, nachdem der „Organisator des Holocaust“ 1960 aus seinem Versteck in Argentinien entführt und nach Israel gebracht worden war. Als Kriminalpolizist war es Goldmann-Gileads Aufgabe, Beweismaterialien zu sammeln, Schoah-Überlebende ausfindig zu machen und sie zu überzeugen, im Prozess von ihren hochtraumatisierenden Erlebnissen in den Konzentrationslagern zu berichten. Mit dem Eichmann-Prozess begann die Ära der Zeugen. Zum ersten Mal hörte man ihnen zu. Im Prozess war Michael Goldmann-Gilead der persönliche Referent des Chefanklägers Gideon Hausner, dabei hätte der Polizist selbst in den Zeugenstand gerufen werden können: Er hat im Ghetto Przemysl, im Arbeitslager Szebnie und schließlich im Vernichtungslager Auschwitz Jahre der Folter und Todesangst überlebt. Auch er hat lange geschwiegen. Mit dem Eichmann-Prozess änderte sich weltweit die Wahrnehmung der bis dahin wenig beachteten Ausmaße des Holocaust. Am 31. Mai 1962 wurde das Todesurteil gegen Adolf Eichmann vollzogen, und Michael Goldmann-Gilead war bei der Exekution anwesend. Der Kriminalpolizist erinnert sich: „Eichmann sagte in seinen letzten Minuten: ‚Ich war gottgläubig und sterbe gottgläubig.‘ Ich kann mich genau erinnern an diesen Moment, an diese Minuten. In dieser Sekunde habe ich ihn angeschaut, und ich dachte: An welchen Gott hat dieser Massenmörder geglaubt?“ Michael Goldmann-Gilead selbst hat den Glauben an Gott und an die Menschen durch seine Tätigkeit bei der Holocaust-Gedenkstätte