Fast drei Millionen Türken leben zurzeit in Deutschland. Ihre Gefühle sind widersprüchlich, sie changieren zwischen dem Wunsch dazuzugehören und sich dennoch abzuschotten. Sie leben mitten unter uns und dennoch wissen wir viel zu wenig voneinander. Im Winter 1961 rollten die ersten Züge mit türkischen Gastarbeitern von Istanbul aus nach Westdeutschland. Die Wirtschaft der noch jungen Bundesrepublik boomte, die Arbeitskräfte aus der Türkei waren gefragter denn je: junge Männer, die vor allem in der Schwerindustrie, auf dem Bau und in der Automobilbaubranche zum Einsatz kamen. Das deutsch-türkische Anwerbeabkommen vom 30. Oktober 1961 hatte die Zuwanderung in großer Zahl erst möglich gemacht. Doch sollte der Aufenthalt ursprünglich auf zwei Jahre beschränkt bleiben. "Deutschland ist kein Einwanderungsland!", lautete damals das Credo der Politik. Dennoch entschieden sich viele türkische Gastarbeiter, mit ihren Familien in der Bundesrepublik zu bleiben.