Bis Mitte Oktober sollten Großbritannien und die EU ihre künftigen Beziehungen nach dem Brexit geklärt haben, anderenfalls steht wieder das Szenario eines harten Brexit ohne Deal im Raum. Vor allem die Schotten fürchten eine Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen. Sie haben mehrheitlich gegen den Brexit gestimmt. Viele fühlen sich von der Regierung in London zunehmend entfremdet. Nirgendwo sonst ist Premier Boris Johnson so unbeliebt, nirgendwo sonst ist die Kritik an seiner Corona-Politik so stark. Im Norden des Vereinigten Königreichs herrscht eben nicht nur ein anderes Wetter, sondern auch ein anderes politisches Klima als im Rest des Landes: „Das ist das erste Mal in der Geschichte, dass Umfragen über eine lange Zeitspanne eine Mehrheit für eine Unabhängigkeit Schottlands prognostizieren“, sagt John Curtice. Der Politologe gilt als wichtigster Meinungsforscher des Landes und hat die letzten vier Unterhauswahlen richtig vorausgesagt. Reporter Benedict Feichtner, selbst Brite, ist für das WELTjournal quer durch das Land der Highlands gefahren. In Sterling trifft er den Flötenbauer George Ormiston, der aus einer der ältesten Familien Schottlands stammt und seit seiner Jugend für die Unabhängigkeit kämpft. Im Nordwesten besucht er Whisky-Destilleure, die sich einst in die unzugänglichsten Regionen zurückzogen haben, um sich vor den englischen Steuereintreibern zu verstecken. Jetzt wollen sie, so wie die klare Mehrheit der Schotten, durch die Unabhängigkeit zurück in die EU. Doch kann das gelingen? (Text: ORF)