In den letzten Wochen hat sich Lateinamerika zum neuen Hotspot der Corona-Pandemie entwickelt, stark betroffen ist auch der Andenstaat Bolivien. Die Pandemie trifft Bolivien in einer schwierigen Zeit: unter dem ersten indigenen Präsidenten Evo Morales hatte sich der Andenstaat vom ärmsten Land Lateinamerikas hochgearbeitet und die Lage der Indios, die die Mehrheit der Bevölkerung stellen, verbessert. Doch im Vorjahr musste Morales wegen Wahlbetrugsvorwürfen auf Druck des Militärs zurücktreten, Unruhen brachen aus, Morales musste ins Ausland fliehen. Die selbsternannte rechtsliberale Interims-Präsidentin Jeanine Añez nutzt das Machtvakuum, um Bolivien wieder umzukrempeln, auch ohne parlamentarische Legitimation. Besonders bitter ist dies für die Indigenen, die einen historischen Rückschlag fürchten. WELTjournal -Reporterin Julieta Rudich hat in den bolivianischen Andenstädten La Paz und El Alto auf 4000 Meter Seehöhe Menschen begleitet, die so wie Evo Morales aus der indigenen Volksgruppe der Aymara stammen. Sie kommen „von ganz unten“ und kämpfen gegen rassistische Ungerechtigkeiten. Die Journalistin Yolanda Mamani erhebt ihre Stimme im Radio und als Youtuberin, der Aktivist Carlos Macusaya ist in intellektuellen Kreisen eine bekannte unbequeme Stimme. Von Evo Morales und seiner sozialistischen antiimperialistischen Politik waren sie anfangs begeistert, sein Bestreben, sich mit allen Mitteln an der Macht zu halten, sehen sie kritisch, doch jetzt fürchten sie, dass viele von Morales’ Errungenschaften wieder rückgängig gemacht werden. (Text: ORF)