Piloten dürfen nicht berauscht sein. Viel zu groß sind die Risiken, für sie selbst und für andere Menschen, nicht nur eventuelle Passagiere, wenn Flugzeugführer nicht im Vollbesitz ihrer Fähigkeiten sind. Aber Fliegen ist anstrengend, in Kriegszeiten zumal und besonders auf Feindflügen. Da zählen die Gefahren durch Drogen weniger, wenn sie Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit erhöhen und außerdem das Schlafbedürfnis reduzieren.In den Feldzügen der Wehrmacht 1939/40, deren enorm schneller Erfolg den Mythos vom „Blitzkrieg“ gebar, kämpften unzählige deutsche Soldaten auf Droge. Vor allem die Piloten und die Besatzungen gepanzerter Fahrzeuge, also die beiden Speerspitzen in Heinz Guderians Konzept „Gefecht der verbundenen Waffen“, benutzten dazu chemische Hilfsmittel, die sie ganz offiziell von ihren Vorgesetzten bekamen.Sie hießen „Stuka-“ oder „Göring-Pillen“ und „Panzerschokolade“, trugen den Markennamen Pervitin, enthielten aber vor allem eines: Metamphetamin. Also jenen synthetischen Wirkstoff, der heute als Crystal oder Ice bekannt ist. Da Pervitin im industriellen Maßstab und ganz offiziell von pharmazeutischen Fabriken hergestellt wurde, vor allem den Temmler-Werken, war es bedeutend reiner als die berüchtigte Szenedroge, die in kleinen Chemielabors zusammengebraut und oft genug mit allerlei giftigen Stoffen gestreckt wird.