Die Reise der "HMS Bounty" ist eine der berühmtesten der Geschichte. Die "Bounty" soll auf Tahiti Brotfruchtpflanzen sammeln. Sie sollen als billiges Nahrungsmittel für Sklaven dienen. Tatsächlich erfüllt die Crew der "Bounty" ihre Aufgabe zunächst reibungslos. Doch auf der Weiterfahrt kommt es am 28. April 1789 zur Katastrophe. Unter Führung Fletcher Christians meutert die Mannschaft und setzt den Kapitän mit wenigen Getreuen in einem Beiboot aus. In einer nie da gewesenen nautischen Meisterleistung navigiert der Kapitän die Schaluppe über 5800 Kilometer nach Timor im heutigen Indonesien. Einen Großteil der Meuterer verschlägt es nach einer Irrfahrt auf die Insel Pitcairn, wo sie das Schiff versenken. Ihre Nachfahren leben noch heute dort. Fünfmal wurde der Stoff verfilmt, allein dreimal von Hollywood. Doch alle Verfilmungen verfälschten die wahren Geschehnisse auf der "Bounty". Der Matrosen peitschende Tyrann, als der er auf der Leinwand meist erscheint, war William Bligh nicht. Vielmehr galt er seinerzeit als besonders menschenfreundlicher und humaner Kapitän, der auf die Gesundheit seiner Mannschaft achtete. Sein berühmt gewordener Gegenspieler Fletcher Christian war - so belegen neuere Forschungen - ein psychisch überaus labiler Mensch, der sich dem nur wenig älteren Bligh nicht unterordnen wollte. Der lange Aufenthalt auf Tahiti hatte in den Männern die Sehnsucht nach süßem Nichtstun geweckt. Blighs Versuche, die Disziplin aufrecht zu erhalten, waren vergebens. Ein Aufsehen erregender Prozess in England sollte die Geschehnisse nach Blighs Rückkehr klären. Die Angehörigen der Meuterer taten das ihrige, um den Ruf ihrer Verwandten zu retten. Bereits hier begann die Legendenbildung um die Helden der "Bounty", die sich gegen die Unterdrückung erhoben. Aber was geschah wirklich in jener schwül-heißen tropischen Nacht zum 28. April? Bis heute liegen William Blighs Logbücher von der "Bounty" in der Mitchell Library im australischen Sydney.