Burjaten, den Ureinwohnern Zentralsibiriens, gilt der „Baygal nuur“ – der „reiche See“, als magischer Ort, als Wiege und Seele ihres Volkes. Der Rest der Welt sieht im Baikal schlicht ein Gewässer der Superlative. Im Herzen Sibiriens, an der Südostgrenze Russlands zur Mongolei, liegt ein Fünftel aller flüssigen Süßwasserreserven der Erde. Der Baikal ist der tiefste und älteste See der Welt, seine Wasserfläche bedeckt ein Gebiet größer als Belgien. Die Baikal-Region gilt Biologen als „Galapagos-Archipel Russlands“, als eines der artenreichsten Frischwasserbiotope der Erde. Im Baikal lebt die weltweit einzige ausschließlich im Süßwasser vorkommende Robbenart, die „Nerpa“ oder Baikalrobbe. 128 Fischarten bevölkern den See, zwei davon sind endemisch: der „Omul, eine Moränenart, und der „Golomjanka“, der am tiefsten vorkommende Süßwasserfisch der Erde. Über 230 Arten winziger Flohkrebse klären das Wasser des Baikal auf natürliche Weise und sorgen damit für den extrem hohen Reinheitsgrad des Sees. Für die Bewohner der Dörfer entlang des Ufersaums eine nie versiegende Trinkwasserquelle. Gründe genug für die UNESCO, das „Blaue Auge der Erde“ seit 1996 als Weltnaturerbe zu führen. Wenn Russen von ihrem „Osero Baikal“ reden, meinen sie das „große sibirische Meer“, das sich auf 455 Metern Höhe zwischen den südsibirischen Gebirgszügen entlang der Südostgrenze Russlands zur Mongolei auf einer Fläche von 31.722 Quadratkilometern ausbreitet. Seine Dimensionen sind atemberaubend. Er ist mit 25 Millionen Jahren ältester und mit 1.642 Metern der tiefste See der Erde, erstreckt sich 673 Kilometer vom Südwesten bis zum Nordosten und weitet sich an der breitesten Stelle auf 82 Kilometer. Gespeist wird das „sibirische Meer“ von 336 Flüssen und unzähligen Bächen, hat jedoch nur einen einzigen Abfluss, die Angara, einer der größten Flüsse Sibiriens. Trotz ihrer gewaltigen Abflussmenge müsste die Angara etwa 40