Auf ganz Sardinien sind über 7.000 Rundtürme aus tonnenschweren Steinbrocken verstreut. Oft sind nur noch die Stümpfe dieser megalithischen Bauten vorhanden, die „Nuraghi“. Die ersten wurden um 1400 vor Christus erbaut. Zwischen die mächtigen Blöcke wurden kleine Steine gesteckt, eine Bauweise, die die Steintürme einsturzsicher machte. Allesamt sind sie Zeugen einer der größten frühgeschichtlichen Inselkulturen: der Nuraghenkultur. Die alten Sarden haben keine schriftlichen Zeugnisse hinterlassen. Ungeklärt ist, ob sie überhaupt eine Schrift benutzten. Vieles über sie bleibt deshalb im Dunkeln, wie auch das Rätsel um die Nuraghi-Turmbauten. Die meisten von ihnen finden sich im Inselinnern. Dort besetzen sie in strategisch günstiger Lage die Spitzen von Hügeln, oft sind mehrere in Sichtweite aufgereiht. Vieles spricht dafür, dass sie vor allem der Verteidigung dienten, Schutz boten vor Seeräubern und anderen Eindringlingen. Einige bildeten dorfartige Siedlungen, etwa der Komplex Su Nuraxi, der zum UNESCO-Welterbe erklärte wurde. Von der Religiosität der Nuragher zeugen Wasserheiligtümer wie das von Santa Cristina. Dort wurden wohl Reinigungs- und Fruchtbarkeitsrituale veranstaltet. Wie die Nuraghi stellt auch der Cantu a tenore, eine Art historischer Chor und Sardiniens immaterielles Kulturerbe, die Wissenschaftler vor Rätsel. Manche vermuten die Wurzeln des archaischen Gesangs in der Nuraghenkultur. Sicher ist, dass der Cantu a tenore tief in der Welt der sardischen Hirten verwurzelt ist. Die Dokumentation aus der Reihe „Schätze der Welt – Erbe der Menschheit“ stellt die Geheimnisse der Nuraghen auf der Mittelmeerinsel Sardinien vor. (Text: 3sat)
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Willy Meyer | Director |