Unheil aus der Flasche

Die Rolle der alkoholkranken Frau Henrich in «Unheil aus der Flasche» bedeutete für Jenny Gröllmann (Jahrgang 1947) eine große darstellerische Herausforderung. Sie hatte in dieser Rolle alle Stadien der rückfälligen Alkoholikerin darzustellen, die einzelnen Stufen der Betrunkenheit, die Selbstaufgabe und die Qual der Entziehung. Die Schauspielerin bewältigte diese schwere darstellerische Aufgabe auf geradezu beklemmende Weise. Sie spielte den körperlichen Verfall dieser schönen Frau, die emotionale Abstumpfung, die Resignation bis hin zur Suizidabsicht. In der zentralen Sequenz, als sie aus der Klinik geflohen ist und durch die Straßen Berlins irrt, gibt sie dieser Figur Züge einer Weltentrücktheit, scheint durch die anderen Passanten hindurchzugehen. Dann wieder, in den psychischen Zusammenbrüchen, wird sie zu einer bemitleidenswerten Person. Am Ende, wenn sie am Krankenhausbett ihres Sohnes sitzt, der für die Befriedigung ihrer Sucht zusammen mit seinem wenige Jahre älteren Bruder, der beim Vater lebt, Einbrüche begangen hat und dabei lebensgefährlich verunglückt ist, schluchzt sie vor Glück, als der Junge aus dem Koma erwacht: «Er hat mich erkannt, sehen Sie, er hat mich erkannt!» Zwischen Mutter und Sohn spielen sich bewegende Szenen ab, wenn das Kind seine Mutter beschwört, mit dem Trinken aufzuhören, damit er nicht wieder ins Kinderheim muß: «Ich bin lieber mit dir zusammen. Ist doch schön, eine Mutter zu haben!» - Beklemmend auch, wenn der ältere Sohn in einem knappen Satz das Elend der Trennung der Eltern beschreibt: «Vater ist fremdgegangen, und sie hat getrunken. Was ist das für eine Familie!» Oder wenn der kleine Sohn bittet: «Mutti, laß mich nicht allein!» Im Mittelpunkt steht die Krankheit der Frau, als Nebenlinie der Geschichte laufen die eigentliche Kriminalhandlung und die Ermittlungen der Polizei. Auf diesem Nebengleis lassen sich in diesem Film noch soziale Probleme thematisieren, die sonst im DDR-Fernsehen stre