Der Kulturpalast in Sofia wirkt im Vergleich zum Größenwahn in den anderen Palästen fast moderat. In nur vier Jahren wurde er aus dem Boden gestampft und 1981 zur Feier des 1.300-jährigen Bestehens von Bulgarien eröffnet. Die treibende Kraft hinter dem Projekt war Ljudmila Schiwkowa, die damalige Kulturministerin und Tochter des langjährigen bulgarischen Staatsoberhauptes Todor Schiwkow. Damals glänzte das pompöse Kultur- und Kongresszentrum mit futuristischer Technik und beherbergte alle nur vorstellbaren Kunstgegenstände. Jeder Werktätige musste ob er wollte oder nicht einen Tageslohn spenden, um die immensen Baukosten abzufedern. Er wurde vom Gehalt abgezogen, wodurch fast 15 Prozent der Kosten zusammenkamen. Ein Werbefilm von 1980 präsentiert voller Stolz die moderne Technik: kolossale Apparaturen mit blinkenden Lichtern, tausend Knöpfchen und Tasten, Wände mit quadratmetergroßen Schaltplänen, ganze Sitzreihen, die wie von Geisterhand gezogen in den Wänden verschwinden. Heute scheint der Palast vor allem eine Heimstatt und ein Museum seiner eigenen Belegschaft zu sein. Die Dokumentation begegnet Mitarbeitern, die hier nahezu ihr ganzes Leben verbracht und in der Abgeschiedenheit ihrer kaum aufzufindenden Arbeitsräume alle Systemwechsel und EU-Beitritte überdauert haben. Die Sanierungskosten des schnell aus der Mode gekommenen Palastes werden derzeit durchgerechnet. Bulgarien übernimmt 2018 die EU-Ratspräsidentschaft bis dahin müssten die Renovierungsarbeiten abgeschlossen sein. (Text: arte)