Niemand kennt das genaue Datum. Luther selbst hat es in seinen Erinnerungen nicht fixiert. Aber die Forscher haben gut begründete Vermutungen. Im Frühjahr 1513 muss es gewesen sein, das "Turmerlebnis" des Doktor Martinus, die Nacht im Schwarzen Kloster, die sein Leben und den Gang der Welt verändert. Die Zeit ist aus den Fugen. Das Macht- und Gedankengebäude des Mittelalters zerfällt. Unerhörte Entdeckungen beunruhigen die Menschen. Der Kaiser ist mit der Türkengefahr beschäftigt. Die Fürsten nutzen seine Schwäche, um ihre Interessen zu stärken. Der Papst ist auf das Format eines Renaissancefürsten geschrumpft, der mit Gift und Dolch Familienpolitik betreibt. Überall erklingt der Ruf nach einer Reform "an Haupt und Gliedern".
Paris im August 1572. In der Nacht vor dem Bartholomäusfest reißen die Glocken der Pariser Kirchen die Einwohner der französischen Hauptstadt aus dem Schlaf. Sie rufen nicht zum Gottesdienst, es sind Totenglocken. Das Signal zu einem Massenmord. Weit mehr als dreitausend Menschen werden in dieser Nacht in Paris umgebracht. Die Opfer des Massakers sind Hugenotten, französische Protestanten. Sie waren zur Hochzeit ihres Schutzherrn, des Prinzen von Navarra, mit der Schwester des katholischen Königs nach Paris gekommen. Doch die Versöhnungsfeier wird zum Blutbad, zur "Pariser Bluthochzeit". Selbst wenn sich die Abläufe des schrecklichen Ereignisses rekonstruieren lassen, es bleiben viele Fragen über Täter und Opfer, Motive und Intrigen unbeantwortet.
Bergzabern in der Pfalz, Juni 1921. Eine große Frau des 20. Jahrhunderts ist zu Besuch bei Freunden und erlebt ihre Nacht der Entscheidung: Edith Stein, 29 Jahre alt, ledig, Jüdin, Philosophin, Atheistin. Was in dieser Nacht genau geschieht, weiß nur Edith Stein selbst, es gibt sonst keine Zeugen. Und Edith Stein hat sich später immer nur sehr zurückhaltend dazu geäußert. Nur so viel deutete sie an: ein Buch habe in dieser Nacht ihrem Ringen um den wahren Glauben ein Ende gemacht: "Das Leben der heiligen Theresia von Jesu". Diese Lektüre fesselt die junge Frau so sehr, dass sie nicht mehr an Schlaf denken kann. Spätere Biographen behaupten, sie habe das dicke Buch in einer Nacht ausgelesen. Und sie habe es aufs Geratewohl und eher zufällig aus dem Bücherschrank ihrer Gastgeber genommen. Heute weiß man, dass dieser Nacht ein langer Weg vorausging und Edith Stein das Buch in ihrem Reisegepäck schon bei sich führte. Sie wartete nur noch auf den richtigen Moment, es zu lesen.
Washington D.C., 28. August 1963. Fast eine Viertel Million Menschen "marschieren" in die amerikanische Hauptstadt, um friedlich gegen die Rassendiskriminierung in den USA zu protestieren. Es ist die größte Demonstration, die in der amerikanischen Hauptstadt bis dahin stattgefunden hat. Zahlreiche Reden werden gehalten. Doch alle warten darauf, was der Schlussredner sagen wird: Dr. Martin Luther King. Er ist der unbestrittene geistige Führer der gewaltlosen amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Und tatsächlich: Seine Rede wird zu einer der berühmtesten der Weltgeschichte: "I have a dream" - Eines Tages wird sich die amerikanische Nation erheben und ihr Credo verwirklichen, dass alle Menschen gleich sind und nicht mehr nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilt werden.