München bezeichnet sich gern als "Weltstadt" - als "Weltstadt mit Herz". Hier, so will man gerne glauben, kann man sich nach der Geschäftigkeit des Tages in bierseliger Zufriedenheit zurücklehnen und den Laptop gegen die Lederhose eintauschen. Leben und leben lassen auf gut Münchnerisch halt. Doch so gemütlich ging es in der 850-jährigen Stadtgeschichte allerdings nicht immer zu. Schließlich beginnt die Chronik der Isarmetropole mit einem legendären Schurkenstück Herzog Heinrichs des Löwen, bei dem die Brücke von Föhring in Flammen aufgegangen sein soll ein Schachzug, der 1180 angeblich mit einer ersten Zerstörung von Munichen geahndet wurde. Kriegsnöte, Pestepidemien, Rattenplagen, Stadtbrände oder die in der "Sendlinger Mordweihnacht" von 1705 gipfelnde habsburgische Besetzung brachten das öffentliche Leben mehrmals fast zum Erliegen. Dazu gesellte sich die stete Gefährdung durch die Isar damals noch ein "frei gewaltig wazzer", das regelmäßig über die Ufer trat und alles mitriss, was im Weg stand. Doch die Bewohner der Stadt bewiesen Durchhaltevermögen. Sie handelten unter anderem mit Salz, Wein und Stoffen, errichteten einen vier Kilometer langen Mauerring mit über hundert Türmen und stellten einen "Ratznklauber" an. Das Leben pulsierte, die Wirtschaft boomte. An der Floßlände trafen Importe aus der Levante und aus Italien ein, vor allem aber Bauholz aus dem Karwendel und Lenggrieser Kalk. Denn die Stadt, die zu Zeiten Kaiser Ludwigs des Bayern Hauptstadt des Reiches und sogar ein "Gegenrom" darstellte, wuchs und wuchs und wuchs. Mit dem Bürgerstolz, der auch im Bau des sogenannten "Alten Rathauses" seinen Ausdruck gefunden hatte, war es ab dem 16. Jahrhundert freilich vorbei. Als Hauptstadt des Herzogtums Bayern wurde München zur Kulisse fürstlichen Gepränges. Die Bewohner begnügten sich mit der Rolle von Statisten, sei es 1568 bei der prunkvollen Hochzeit Wilhelms V. mit Renata von Lothringen, sei es zur Zeit Karl Theodors, der den
Mit der Proklamation Bayerns zum Königreich 1806 wurde München königliche Hauptstadt und wieder einmal Schauplatz europäischer Geschichte. Zunächst dominierten die autokratisch herrschenden Könige die Geschicke der Isar-Metropole, doch im Laufe des 19. Jahrhunderts emanzipierten sich die Bürger immer mehr von der Bevormundung durch die Herrscher. München entwickelte sich zu einer dynamischen, selbst verwalteten und selbst gestalteten Großstadt.
"München muss herrlich gewesen sein. Man spürt es noch; ein großer Zug ist überall in dieser Stadt, eine Lebensfreude, die aus dem Süden herauf klingt ...", so schwärmte Max Frisch 1946 nach einem Besuch in seinem Tagebuch. Die Isarstadt lag in Trümmern, aber ihre Magie, dieses kaum beschreibbare Flair, das man einige Jahre später werbewirksam in den Slogan "Weltstadt mit Herz" zu fassen versuchte, war stärker als jede Ruinenlandschaft.