Sein Diplom frisch in der Tasche, beschloss der junge französische Ingenieur Corentin de Chatelperron, ein Boot aus Jutefasern und Harz zu entwickeln und damit eine ökologische Revolution loszutreten. Um die Widerstandsfähigkeit des Bootes zu testen, ging Corentin sechs Monate lang alleine auf Jungfernfahrt, von Bangladesch bis Malaysia. Gleichzeitig wollte er testen, wie man auf hoher See autark leben kann und zwar nur mit Lowtech-Lösungen. Auf dem Boot hatte er ein kleines Treibhaus, um Kartoffeln anzubauen, zwei Hühner, einen Solarherd und einen Holzsparofen. Rückblickend musste er sich jedoch ein Fiasko eingestehen. Er ließ sich aber nicht entmutigen und hatte zwei Jahre später sein neues Projekt, größer und ambitionierter als das erste: den nur mit Lowtech ausgestatteten autarken 14 Meter langen Katamaran „Nomade des Mers“. „Lowtech“ bedeutet Technik nach den Maßstäben „einfache Funktion, einfache Herstellung, einfache Bedienung“. Die Ausrüstung an Bord bedient die Grundbedürfnisse der Crew wie essen, trinken und Energie erzeugen. An einem Winterabend läuft die „Nomade des Mers“ aus dem Hafen von Concarneau aus. Ziel der geplanten Seereise ist es, Erfinder aus aller Welt zu treffen, um deren Lowtech-Lösungen zu erforschen, zu dokumentieren und im Open Access online zu teilen. Bei diesem außergewöhnlichen Abenteuer müssen Corentin, seine Crew und der Katamaran zahlreiche Hürden überwinden: Unwetter, technische Pannen, Erschöpfung, Entmutigung. Diese werden jedoch durch die übergroße Freude wettgemacht, wenn Experimente gelingen und Lowtech-Erfindungen mit allen Menschen für eine nachhaltigere Zukunft geteilt werden können. (Text: arte)
Vor zehn Tagen ist der Katamaran „Nomade des Mers“ von seinem Heimathafen in der Bretagne aus in See gestochen. An den Seegang im Golf von Biskaya werden sich Corentin und seine Crew noch lange erinnern. Jetzt nähern sie sich ihrem Ziel: Am anderen Ende der turbulenten Fahrt, eingetaucht in die marokkanische Sonne, wartet Agadir. Es ist die erste Station dieser Weltreise auf der Suche nach Lowtech-Lösungen und ihren Erfindern. Marokko ist führend in der Meerwasserentsalzung. Bis 2030 soll der gesamte Trinkwasserbedarf in der Region Agadir auf diese Weise gedeckt werden. Corentin freut sich darauf, Medhi kennenzulernen. Der junge Erfinder hat eine Möglichkeit gefunden, um Süßwasser aus einer schier unerschöpflichen Quelle zu gewinnen: dem Ozean. Gemeinsam bauen sie einen Prototyp aus Ton und probieren ihn an Bord des Katamarans aus. Somit soll unterwegs Salzwasser in Trinkwasser umgewandelt werden können. Die Erfindung soll wie alle Lowtech-Lösungen einfach zu bauen, nicht teuer und für jeden zugänglich sein. (Text: arte)
Der Katamaran „Nomade des Mers“ setzt seine Reise über den Atlantik fort und nimmt Kurs nach Süden. Die Sahara-Küsten und Saint-Louis im Senegal wurden erfolgreich umschifft, nun legt Corentin einen Zwischenstopp in Dakar ein. Nach drei Monaten und 4.000 Kilometern auf See gehören auch die Hühner als Maskottchen mittlerweile zum eisernen Bestand der Crew. Corentin will ein Mittel zur Stromversorgung finden – und zwar mit Lowtech-Verfahren. Im Senegal ist der Zugang zu Elektrizität ein Riesenproblem. 40 Prozent der Haushalte leben ohne Strom, die anderen mit ständigen Ausfällen. Dakar ist eine Recycling-Metropole. Hier wimmelt es von sogenannten Makern, grandiosen Tüftlern und Bastlern, die vermeintlichen Schrott in nützliche Gegenstände verwandeln. Außerdem gibt es viele FabLabs. Das Konzept: Jeder kann das Know-how und die Produktionsmittel vor Ort nutzen, um etwas zu „fabrizieren“. Einzige Bedingung: Alle Pläne müssen Open Source, sprich für alle frei zugänglich sein. Abdulaye aus Mali hält vielleicht die Lösung für die Stromversorgung an Bord bereit. Der erfinderische Fernsehreparateur und Hobbybastler sammelt leidenschaftlich gerne Elektroteile und nimmt die Crew mit in das Stadtviertel Colobane, ein Recycling-Paradies. Mit den dort gesammelten Fundstücken beweist er Corentin, wie Wind zur Stromerzeugung dienen und somit die Bewässerungspumpe auf dem Katamaran antreiben kann. (Text: arte)
Der Katamaran „Nomade des Mers“ dringt in den Mangrovenwald vor, der in den Deltas der Flüsse Saloum und Sine im Senegal liegt, wenige Kilometer nördlich der Grenze zu Gambia. Corentin kocht zweimal pro Tag für die Crew. Natürlich auf Holzfeuer – wie Milliarden andere Menschen auch. Dabei wird ihm bewusst, dass alleine für Kochfeuer enorm viel Holz verbraucht wird. Außerdem entwickelt ihr Kocher einen dichten, giftigen Qualm. Für Kochfeuer werden jedes Jahr weltweit Waldflächen gerodet, die der Größe Belgiens entsprechen. Der senegalesische Waldbestand ging in den letzten 50 Jahren um 40 Prozent zurück. Aber Corentin hat von einem Ersatzbrennstoff gehört: „grüne Kohle“ aus Bioabfällen, zum Beispiel Reisstroh. Jean Goepp ist Gründer des Vereins Nébéday, der seit Jahren im Senegal grüne Kohle fördert. Er erklärt der Crew seine Methode für die Herstellung dieses revolutionären nachhaltigen Brennstoffs, außerdem dürfen sie Frauengruppen bei der Produktion zusehen. Sie erfahren: Grüne Kohle ist nachhaltig, natürlich und der Qualm macht nicht krank. Nun möchte die Crew wissen: Ist ein Kocher mit grüner Kohle auch für den Katamaran geeignet? (Text: arte)
Die Crew des Projekts „Nomade des Mers“ erreicht Santiago, die größte der Kapverdischen Inseln. Um die Selbstversorgung an Bord des Katamarans zu verbessern, tüftelt Corentin an einer Lowtech-Lösung für den Gemüseanbau. Das System soll leicht zu konstruieren sein und mit wenig Wasser auskommen. Imposante Berge, endloses Meer und dazwischen die paradiesische Tarrafal-Bucht: Hier lernt Corentin den Agraringenieur Sergio Monteiro Roque kennen, einen Pionier in Sachen erdfreie Pflanzsysteme. Wegen des Wassermangels müssen die Kapverdischen Inseln 80 Prozent ihrer Nahrungsmittel importieren, obwohl der Boden sehr fruchtbar ist. Deshalb wurden vor Ort wassersparende Alternativen entwickelt. Sergio möchte ein einfacheres Pflanzsystem für den Katamaran bauen, damit der Anbau von Kulturpflanzen besser gelingt. Darüber hinaus will Corentin eigenen Biodünger herstellen. Dafür wird ein Wurmkomposter mit einem Biofilter kombiniert. Dabei wird er unterstützt und beraten von dem Agraringenieur Thomas Blangille, der auf ökologischen und erdfreien Anbau spezialisiert ist. (Text: arte)
Nach drei Wochen auf hoher See erreicht der Katamaran „Nomade des Mers“ endlich Brasilien. Die Hühner haben die lange Überfahrt prima überstanden, und in der Kajüte wuchern die Pflanzen. Aber Corentin, Pierre-Alain und Elaine sind erschöpft. Außerdem wollen sie mal etwas anderes essen als Eier, Würmer und Salat. Sie legen in Recife im Norden des Landes an und quartieren sich für einige Tage im Öko-Schulungszentrum Serta ein. Hier werden einfache Lowtech-Lösungen für existenzielle Probleme wie den Zugang zu Wasser oder Energie angeboten. Der Garten des Zentrums ist eine wahre Lowtech-Fundgrube. Roberto Ferrera und andere Lehrer zeigen den dreien ihre selbst entworfenen Schätze: Solaröfen, Wasserpumpen, eine Obstdarre und sogar eine Biogasanlage, mit der aus Kuhfladen Gas und Biodünger gewonnen werden. Überhaupt gibt es bei Serta viel zu lernen, und die Crew möchte ihren Katamaran weiter verbessern, bevor es wieder auf See hinausgeht. Vor allem von der Biogasanlage sind sie angetan und wollen sie für den Katamaran nachbauen. Außerdem besuchen sie den Bauernhof von Fernando. Er hat bei Serta gelernt, den trockenen Boden profitabel zu bewirtschaften. Nun ist sein Betrieb ein Vorzeigehof für die Bauern der Region geworden. (Text: arte)
Nachdem der Katamaran „Nomade des Mers“ die Küste Brasiliens entlanggesegelt ist, legt die Besatzung einen kurzen Halt in Rio de Janeiro ein. Die Stadt ist bekannt für Copacabana und Zuckerhut, aber auch für ihre Favelas. Über Missstände bei der Müllentsorgung wird dagegen wenig gesprochen. Wie aber soll man der Unmengen an Plastik Herr werden, die täglich an einem der schönsten Strände der Welt landen? Die Brasilianer nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand. Sogar in den Schulen ist das Thema bereits angekommen: Hier gibt es gezielten Unterricht in Sachen Umweltbewusstsein. Die Crew trifft Alex Grael, den Gründer eines Projekts, das junge Leute aus den Favelas für den Umweltschutz sensibilisiert. Angesichts der wachsenden Umweltverschmutzung engagieren sich immer mehr Brasilianer für müllfreie Strände und beseitigen den Müll, der sich an den Stränden angesammelt hat. Der Designer Bruno Temer zeigt Corentin seine selbst erfundene Maschine, mit der er Plastikmüll in Souvenirs verwandelt. Aus lästigem Abfall entstehen so kleine Figuren. Das hat die Crew zu einem Recycling-Experiment motiviert: Sie möchten alte Waschmittelflaschen in Flügel für ihr Windrad verwandeln. (Text: arte)
Mit dem Katamaran von Kap Verde nach Brasilien überzusetzen war letztlich nur ein kleines Abenteuer im Vergleich zur Weiterfahrt nach Madagaskar. Sechs Meter hohe Wellen und eine Windstärke von 50 Knoten haben das fragile Gleichgewicht an Bord völlig durcheinandergebracht. So ist die Besatzung der „Nomade des Mers“ noch etwas aufgewühlt, als sie im Hafen von Toliara im Südwesten Madagaskars anlegt. Doch der Lowtech-Katamaran dürfte schnell wieder meerestüchtig sein: Lowtech bedeutet nämlich auch einfache Reparatur. In der Zwischenzeit entdecken die jungen Meeresnomaden eine wichtige Ressource Madagaskars: die erstaunlich nährstoffreiche Spirulina-Alge. Täglich dient sie Zehntausenden von Menschen als wichtiges Nahrungsergänzungsmittel – eine Wunderwaffe gegen Mangelernährung im Kindesalter. Dr. Haza, Spezialist für Spirulina-Kulturen, schaut sich die Kultur an Bord an und will ein neues System entwickeln, wie sich der Ertrag am besten steigern lässt. In einer von Nonnen geführten Krankenstation, nehmen unterernährte Kinder an einem Aufbauprogramm teil, das auch die Eigenschaften der Spirulina-Alge nutzt. (Text: arte)
Auf dem Weg zu den Malediven erleidet die „Nomade des Mers“ einen Schaden. Eine Woche, nachdem die junge Crew die Küste von Madagaskar verlassen hatte, kam mitten im Indischen Ozean in stockfinsterer Nacht plötzlich starker Wind auf. Wenig später lag der gebrochene Mast im Wasser. Zum Glück schaffte es die „Nomade des Mers“ noch bis nach Victoria, die Hauptstadt der Seychellen. Bei ihrer Ankunft wartet leider schon die nächste Schwierigkeit: Die Gesundheitsbehörden auf den Seychellen sind sehr streng. Sie kontrollieren, dass keine Krankheiten eingeschleppt werden. Als sie die Hühner, die Würmer und den Kompost auf dem Katamaran entdecken, wird das Team unter Quarantäne gestellt. Die Hühner müssen abgegeben werden und auch die Pflanzen – ein sehr trauriger Moment für die Crew. Doch davon lassen sich die Lowtech-Begeisterten nicht entmutigen. Sie wollen den Mast reparieren lassen, machen sich auf die Suche nach neuen Pflanzen und Lowtech-Lösungen. Auf den paradiesischen, üppig grünen Inseln treffen sie Menschen, die lokale Umweltschutzaktionen unterstützen. Patrick Logan beispielsweise stellt aus altem Speiseöl Biodiesel her. An der Universität der Seychellen erfährt Corentin von einem Dozenten für Chemie, wie man richtig guten Biodiesel herstellen kann. Eine großartige Innovation, die Corentin umso mehr zu schätzen weiß, da es der Katamaran ohne Diesel-Treibstoff nicht bis nach Victoria geschafft hätte. (Text: arte)
Von den Seychellen aus nimmt der Katamaran „Nomade des Mers“ Kurs auf den Golf von Bengalen. Nach einigen Tagen auf hoher See macht die junge Crew Halt im südindischen Chennai, dem ehemaligen Madras. Vor 15 Jahren erlebte der einstige Handelsstützpunkt der britischen Kronkolonie die schlimmste Dürrekatastrophe seiner Geschichte. Die Wasserversorgung in dieser Sechseinhalb-Millionen-Metropole ist ein riesiges Problem. Zudem wächst die Bevölkerung immer weiter. Mit Amandine und Pierre-Alain möchte Corentin verschiedene lokale Akteure treffen, die daran arbeiten, den Zugang zu sauberem Wasser zu verbessern. Seit der Meerwasserentsalzer auf der „Nomade des Mers“ kaputt gegangen ist, hat auch Corentin nirgendwo ein brauchbares Lowtech-System zur Gewinnung von Trinkwasser gefunden. Corentin begibt sich auf einen Streifzug durch die Stadt und trifft unter anderem Wissenschaftler, die hauptsächlich zur Wasseraufbereitung forschen, um so ausreichend Trinkwasser für alle herzustellen. Wasser wird in Indien wegen des Bevölkerungswachstums und hinzu kommt, dass die meisten Ressourcen kontaminiert sind. Viele Menschen erkranken beispielsweise an Cholera und verlieren ihre Arbeit. Das Forschungsinstitut setzt alles daran, auch Lösungen für die sozial Schwachen zu finden. Manche Systeme, die in der Stadt installiert wurden, wie eine Pflanzenkläranlage, könnten auch für die Crew der „Nomade des Mers“ interessant sein. (Text: arte)
In Indien liegt der Katamaran „Nomades des Mers“ erstmal für längere Zeit vor Anker. Corentin und Pierre-Alain besuchen Auroville, eine experimentelle Stadt, die Mirra Alfassa einst gründete. „Ich wollte eine Stadt bauen, in der alle Menschen ungeachtet ihrer Religion und Herkunft in Frieden und Harmonie leben“, sagte die gebürtige Französin, die hier überall nur „die Mutter“ genannt wird. 50 Jahre nach ihrer Einweihung im Jahr 1968 wohnen in der Projektstadt Auroville rund 2.500 Menschen tatsächlich sehr harmonisch zusammen. Lowtech wurde in Auroville schon immer großgeschrieben, denn die Menschen setzen auf einfache technische Lösungen, die sie ständig weiter entwickeln. Seit 50 Jahren entwickeln sie deshalb ständig neue Lowtech-Tools. Corentin ist begeistert, denn er ist überzeugt, dass darin die Zukunft liegt – für jeden Einzelnen und als Massenprodukt. Hier will die Crew lernen, wie man einen gut funktionierenden Kocher baut. Auf der Reise war das Kochen fast überall ein zentrales
Nach mehreren Tagen auf See erreicht der Katamaran „Nomade des Mers“ endlich Trincomalee, eine kleine Hafenstadt im Nordosten von Sri Lanka. Die Crew hat sich verändert: Johnny ist aus Auroville mitgekommen und Amandine aus Concarneau ist auch dabei. Sri Lanka ist ein wunderschönes Land mit hohen Bergen, paradiesischen Stränden, einer beeindruckenden Tierwelt und einer reichen Kultur. Auch die Wirtschaft boomt – doch das hat seinen Preis: Sri Lanka steht auf Platz fünf der größten Meeresverschmutzer der Erde; 1,6 Millionen Tonnen Plastik landen hier jedes Jahr im Ozean. Johnny sprüht förmlich vor Lowtech-Ideen. Er & Co.rentin wollen plastik- und müllfrei für den Katamaran einkaufen. Rohan Edirisoorya von der Ruhuna-Universität hilft der Crew mit seinem genialen Plastik-Pyrolysator, durch den man Plastikmüll in Treibstoff umwandeln kann. Lässt sich das auch auf dem Katamaran umsetzen?
Die Fahrt über den Golf von Bengalen war sportlich, aber jetzt liegt die atemberaubende Südküste Thailands mit der Postkarteninsel Phuket vor den Augen der Crew. Auf dieser Etappe wird die Mannschaft von Olivier Guy begleitet. Er ist Techniklehrer und großer Lowtech-Fan. Der Katamaran „Nomade des Mers“ ankert vor Phuket-Stadt. Thailand ist nicht nur ein beliebtes Reiseziel, sondern auch der weltweit größte Produzent von Speiseinsekten. Insekten sollen die Nahrung der Zukunft sein, das ihre Zucht wenig Platz und Ressourcen benötigt. Um ein Kilogramm Rindfleisch herzustellen, werden mehr als 15.000 Liter Wasser verbraucht. Die globale Nutztierzucht verursacht mehr Treibhausgase als alle Transportmittel zusammen. Vor Antritt der Weltreise hat Corentin einige Bluttests machen lassen, um zu sehen, wie sich seine Werte verändern. Seit eineinhalb Jahren ernährt sich Corentin nun vegetarisch. In Phuket-Stadt erhält Corentin die neuesten Ergebnisse von einem Arzt: ein leichter Mangel an Folsäur
Nach den wertvollen Einblicken in die Insektenzucht setzen Corentin und sein Crew-Kamerad Olivier ihre Suche nach unkompliziert anzubauenden Lebensmitteln fort. Ihr Katamaran „Nomade des Mers“ liegt noch immer im thailändischen Phuket, einer Insel, auf der nahrhafte Pilze wachsen. Pilze sind reich an Proteinen und Mineralien und haben einen geringen Platz- und Wasserbedarf. Weil das Material für die Pilzzucht nicht teuer ist, nutzen immer mehr Thailänder diese Möglichkeit, sich etwas dazuzuverdienen. Viele sind in Kooperativen organisiert und das Königreich hat ein staatliches Förderprogramm angelegt, das die Gründung von Pilzfarmen erleichtert. Thor führt Corentin und Olivier über seine Pilzfarm und erklärt sein einzigartiges Wirtschaftsmodell, das Hunderten Menschen täglich Lohn und Brot gibt. Ju ist Köchin und kennt eine interessante Methode der Pilzkonservierung, die den Nährwert sogar verbessert: die Lacto-Fermentation. Corentin möchte eine Pilzzucht auf dem Boot beginnen und besu
Corentin und sein Katamaran „Nomade des Mers“ sind nun schon 17 Monate auf See. Die Weltumseglung, die in der Bretagne begann, führt heute nach Indonesien. Medan, eine große Stadt im Osten des Landes, ist die letzte Etappe des ersten Teils der Reise. Trotz zahlreicher Pannen ist der Katamaran inzwischen ein schwimmendes Lowtech-Labor. Im Treibhaus zieht Corentin Pflanzen in Hydrokultur und im Solarofen kann er ohne Holz kochen. Das Solardörrgerät macht Vorräte haltbar und Mikroalgen liefern Proteine. Und auch die Sago-Würmer aus Thailand bereichern den Speiseplan. Die Crew lebt noch längst nicht autark, aber die vielen Lowtech-Lösungen stimmen zuversichtlich. Die Crew hat das Problem, dass sich auf dem Katamaran ein Haufen alter Akkus und Batterien angesammelt hat, was nicht sehr nachhaltig ist. Aber Corentin ist sich sicher, dass man damit noch etwas anfangen kann. Das größere Problem: Der Steuerbootmotor streikt. Solange der nicht repariert ist, kann die „Nomade des Mers“ nicht weite
Vor ein paar Monaten hat Corentin seine bretonische Heimat verlassen. Nun sticht er zum zweiten Teil seiner Weltreise mit dem Katamaran „Nomade des mers“ (deutsch: Nomade der Meere) in See – begleitet von Coline, einer Spezialistin für Kompostierung. Sie hat ein System ins Leben gerufen, bei dem Nahrungsabfälle von Restaurants eingesammelt, kompostiert und anschließend an die Gemüsebauern der Stadt verteilt werden: eine Kreislaufwirtschaft, die Bioabfälle wiederverwertet.In Malaysia entdecken Corentin und Coline eine sehr wirksame Methode, die Abfälle aufzubereiten: durch Fliegenlarven, die organische Stoffe zersetzen.
Der Katamaran „Nomade des mers“ nimmt Kurs auf Singapur. Dort wollen Coline und Corentin ein Verfahren untersuchen, das landwirtschaftlichen Anbau auf kleinstem Raum und mit geringem Wasserverbrauch ermöglicht: Aquaponik – ein Verfahren, das Techniken der Aufzucht von Fischen in Aquakultur und der Kultivierung von Nutzpflanzen mittels Hydrokultur verbindet Während Singapur 90 Prozent seiner Lebensmittel importiert, versuchen einige motivierte „urbane Landwirte“, eine selbstständige Nahrungsversorgung im Stadtstaat zu ermöglichen. Coline und Corentin lassen sich von der revolutionären Anbautechnik überzeugen.
Corentin ist noch immer auf der Suche nach einem wirksamen System für eine alternative Wasserversorgung. Auf der philippinischen Insel Negros trifft er einen Erfinder, dem dies mithilfe eines 200 Jahre alten Lowtech-Verfahrens gelingt: Ganz ohne Strom oder fossile Brennstoffe pumpt er Wasser vom Fluss bis zum deutlich höher gelegenen Dorf. Dafür nutzt er den „Widderstoß“ – eine mechanische Technik, die sich überall auf der Welt einsetzen lässt.
Zusammen mit Johnny, den er in Auroville kennengelernt hat, segelt Corentin von den Lubang-Inseln zur philippinischen Hauptinsel Luzon. Während der Überfahrt ist in der linken Kabine eine Glühbirne durchgebrannt. Corentin und Johnny überlegen, wie sich die Leuchte auf einfache, nachhaltige Weise ersetzen ließe. Nach einer Nacht auf See fährt der „Meeresnomade“ in die Bucht von Manila ein. Dort treffen die beiden Seefahrer einen Sozialunternehmer, der eine aus Plastikflaschen hergestellte DIY-Solarlampe im ganzen Land verteilt. Die so einfache wie geniale Erfindung stammt aus den Slums von Manila und kommt heute in 26 Ländern des globalen Südens zum Einsatz.
Der „Meeresnomade“ nimmt Kurs auf den Inselstaat Taiwan, der zu den größten Elektronikproduzenten der Welt gehört. Die von Corentin so geschätzte Open-Source-Philosophie beruht auf dem Zugang zu einem Computer und zum Internet – zwei großartige Erfindungen, von denen noch immer viele Menschen ausgeschlossen sind. Corentin fragt sich, wie mithilfe von Recycling-Komponenten jeder Mensch auf der Welt mit einem Computer ausgestattet werden könnten. Seine Herausforderung: im Hightech-Paradies einen Lowtech-Computer herstellen! Doch wie lässt sich ein kostengünstiger Computer mit geringem Energieverbrauch realisieren, während alle Welt immerzu der modernsten Technik hinterherjagt?
Nach viertägiger Fahrt durch das Chinesische Meer und die Philippinensee nähert sich der Katamaran der Insel Okinawa, der südlichsten Präfektur des japanischen Archipels. An Bord läuft die Zucht von Soldatenfliegenlarven aus Malaysia wie am Schnürchen. Doch für viele Menschen, vor allem in Großstädten, ist es keine Option, Küchenabfälle mit Fliegen zu kompostieren. In Okinawa erkundet Corentin ein altes japanisches Verfahren der Kompostherstellung mit Hilfe von Mikroorganismen, das für Städter deutlich praktikabler ist.
Von Okinawa segelt Corentin auf seinem Katamaran über das Ostchinesische Meer in Richtung Norden, zum Hauptarchipel und dem Hafen von Tokushima. Im Westen liegt China, im Osten der Pazifische Ozean.In der Kleinstadt Kamikatsu möchte Corentin lernen, wie man möglichst wenig Abfall produziert. Die Bürger des Ortes sind dabei, mit Hilfe von Recyclingverfahren zur „Zero Waste“-Stadt zu werden. Die Bausteine des Erfolgs: die lokale Kreislaufwirtschaft, eine Philosophie des Minimalismus und der Grundsatz: „Der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht.“
Ziemlich mitgenommen von der über zweimonatigen Pazifiküberquerung legt der Katamaran am frühen Morgen im Jachthafen von San Francisco an. Corentin wird von der jungen Designerin Caroline Pultz begleitet. Sie arbeitet in Belgien mit einem Stoff aus Pilz-Myzelien, der unter anderem Plastik ersetzen kann. Aus dem organischen Material lassen sich Alltagsgegenstände, Verpackungen, Baustoffe und sogar Textilien herstellen.
Während der Katamaran „Nomade des Mers“ in der Bucht von San Francisco im Hafen liegt, denkt Corentin darüber nach, wozu sich Solarpanels außer zur Stromerzeugung noch verwenden lassen. In den USA wurden immer wieder neue Lebensweisen erprobt. Ein Beispiel dafür ist die bioklimatische Architektur, die es ermöglicht, Gebäude auf natürliche Weise mit der Energie der Sonne zu heizen. Corentin fährt über Land in den Bundesstaat New Mexico. Dort besucht er eine Gemeinschaft von Männern und Frauen, die autark leben – aber anders als Corentin nicht auf See, sondern an Land. Aus verschiedensten Recyclingmaterialien bauen sie ökologisch nachhaltige Häuser, die sie „Earthships“ nennen.
Nach zweiwöchiger Überfahrt von der US-amerikanischen Westküste steuert der Katamaran die Hafenstadt Puerto Vallarta im mexikanischen Bundesstaat Jalisco an. Zusammen mit Guénolé steht Corentin hoch zufrieden vor seinem Gewächshaus und pflückt Gemüse für das Mittagessen. In diesen warmen Gefilden gedeihen die Pflanzen an Bord besonders gut. Corentin würde gern neue Nahrungsmittel anbauen. In der Nähe von Chiapas trifft er eine Organisation, die sich bemüht, uralte landwirtschaftliche Verfahren wieder einzuführen – etwa die Mischkultur Milpa, bei der Mais, Bohnen und Kürbisse gemeinsam angebaut werden.