Hier ist jeder ein Fremder, und daher ist niemand ein Fremder", so sagt es Adam Tihany, geboren in Transsilvanien, und als Stararchitekt und Designer von Luxushotels und Viel-Sterne-Restaurants seit langem ein bekennender New Yorker. New York ist die Stadt, deren Konturen wie die keiner anderen ins Bewusstsein der Welt eingebrannt sind - Skyline, Straßenschluchten, das grelle Augenfutter des Times Square, die Brücken, die grandiosen Flüsse, die New York zusammenhalten. Fotografien, Bücher, Filme und immer wieder die Nachrichten haben New York zum globalen Mythos der Megacity in Stolz und aller Verletzlichkeit stilisiert. New York ist die immerwährende Hauptstadt des Jetzt, dank ihrer Fähigkeit zu Erneuerung und Anpassung. Hier ist der Ort der Trends und Innovationen, und kaum jemand vermag sich seiner Faszination zu entziehen. New York ist ein nahezu perfektes Labor friedlichen Nebeneinanders, es steht für Freiheit, Offenheit und Toleranz. New York ist auch die Welthauptstadt des Kapitalismus, Herz der internationalen Finanzströme, amerikanische Medienhochburg, globales Zentrum des Kunstmarktes und ein Magnet von unerhörter Anziehungskraft für Menschen, die aus allen Himmelsrichtungen aus den unterschiedlichsten Gründen hierher kommen. Zum Beispiel Michael Shvo, 32 Jahre alt. Er kam vor zehn Jahren aus Israel nach New York, mit 3.000 Dollar in der Tasche. Inzwischen ist er der Shooting Star des brodelnden New Yorker Immobilien-Hexenkessels, in dem Appartements zu 20 Millionen Dollar geradezu als Schnäppchen die Besitzer wechseln. Michael Shvo verkauft nicht nur Wohnungen, sondern Träume - im Zusammenspiel mit renommierten Architekten und Designern vermarktet er durchgestylte High-Tech-Appartements. Der Kunde - ob junger, erfolgreicher Wall Street Börsianer, Anwalt oder Entertainer - legt das Geld hin, den guten Geschmack liefert Michael Shvo gleich mit. Violeta Galarzaga aus Puerto Rico wohnt im noch immer ärmlichen East Harlem. Die ledige Mutter von
Beim Nachmittagstee mit seiner Familie auf dem Dach des Hauses kann Abu Yehia auf 4.500 Jahre Geschichte blicken. Der stolze Besitzer von vier Kamelen wohnt direkt am Fuße der Cheops Pyramide, dem letzten noch existierenden Weltwunder der Antike. Aber für Abu Yehia ist das Grabmal der Pharaonen weniger Vergangenheit als Gegenwart: Er lebt von den Touristen, die zum Fotoschnappschuss mit seinen Kamelen vor die historische Kulisse drängen. Wenn da nicht die Mauer wäre. Mit einem drei Meter hohen Betonwall haben die Behörden das Pyramidenplateau neuerdings eingezäunt. Ein verzweifelter Versuch, dem urbanen Wildwuchs der Häuser, Gassen, Hotels und Läden Einhalt zu bieten, der sich inzwischen bis auf wenige hundert Meter an die antiken Bauwerke herangefressen hat. Der Moloch Kairo wächst, unaufhörlich.