Ein Päckchen Kaffee, zwei Tafeln Schokolade und der Duft des "Westens": Die Post von drüben hat ihren Platz im deutsch-deutschen Langzeitgedächtnis sicher. Alle Jahre wieder in der Vorweihnachtszeit gingen damals Millionen Pakete auf Reisen. Was auf ihrem Weg vom Absender zum Empfänger passierte, ob die Päckchen und Pakete tatsächlich geöffnet wurden, darum rankten sich jede Menge Gerüchte und Legenden. Mit ihnen hat sich die Historikerin Konstanze Soch beschäftigt. Frau Soch, 25 Millionen Päckchen und Pakete wurden in den 1980er-Jahren jährlich von West nach Ost geschickt wurden. Dabei hat vor allem der jedes Jahr heiß ersehnte Inhalt in der DDR für Gesprächsstoff gesorgt. Wie kommt es aber, dass Sie – 1988 gerade noch in der DDR geboren – sich das Westpaket als Thema für Ihre Doktorarbeit ausgesucht haben? Also in meiner eigenen Familie gabs nur die Erzählung: "Ach, die tollen Westpakete von Tante Fe und Onkel Werner." Ich habe nie gehört, dass wir auch was zurückgeschickt haben. Und dann hab ich aber ganz schnell in den Forschungen herausgefunden, dass auch ganz viel zurückgeschickt wurde - teilweise mehr als andersrum. Das hat mich total erstaunt, denn wenn man sich die deutsch-deutsche Forschung anschaut, hat man immer dieses Bild von den armen Ossis und den reichen Wessis. An diesen Päckchen und Paketen - das hab ich auch wieder im privaten Umfeld gemerkt - spiegeln sich ganz stark die Rollenverständnisse wieder von arm und reich und wer kann etwas schenken und wer kann nichts schenken. Aber so war es gar nicht. Das Westpaket – eine planwirtschaftliche Größe Fünf Milliarden DDR-Mark entspricht der Warenwert der jährlich eintreffenden 25 Millionen Päckchen aus dem Westen – so zumindest beziffern es Ende der 1980er-Jahre die Ökonomen im Leipziger Marktforschungsinstitut. Davon sind allein 12.000 Tonnen Röstkaffee, durch die die DDR zwanzig Prozent weniger Importe braucht. Bei Kleidung sieht es noch viel gravierender aus. Gehen pro Jahr circa dreieinhalb Million