115. Am 1. Juli 1990 ist es soweit, die D-Mark löst die Mark der DDR ab. Offiziell heißt es Wirtschafts- und Währungsunion und damit verbunden eröffnet sich eine völlig neue (Waren)-Welt für die Ostdeutschen. In den Monaten zuvor hatte sich die Euphorie des Mauerfalls gelegt, die Menschen riefen nach der harten Währung. Immer mehr Ostdeutsche, vor allem junge und gut ausgebildete Fachkräfte verließen die DDR gen Westen. Scheinbar nur die Einführung einer einheitlichen Währung kann diese Abwanderung stoppen. Die Regierung in Bonn will zudem die Währungshoheit über die DDR erlangen, um den Einfluss der Sowjetunion zu vermindern und die Wiedervereinigung voran zu treiben. Die Einführung der D-Mark ist die größte fiskalische Aktion in der Geschichte der DDR und der Bundesrepublik im 20. Jahrhundert. Doch mit dem neuen Geld kommen nicht nur Kaufkraft und eine bunte Warenwelt, sondern auf der anderen Seite abgewickelte Betrieben und Massen- Arbeitslosigkeit. Die Ostmark und damit auch die meisten Ostprodukte sind praktisch über Nacht wertlos. Statt Wohlstand, machen sich Existenzsorgen und eine riesige Frustration breit. Wie konnte es dazu kommen? Wo sich alle so auf das neue Geld gefreut hatten? Lag der Fehler im System, wie bis heute viele vermuten? Hat man die Risiken einfach unterschätzt? (Text: mdr)