Er ist einer der meistgehassten Männer der Weimarer Republik: der Zentrumspolitiker Matthias Erzberger. Denn er hat am Ende des Ersten Weltkrieges seine Unterschrift unter das Waffenstillstandsabkommen gesetzt und die Friedensverhandlungen geführt. Für weite Teile der Öffentlichkeit steht Erzbergers Name sinnbildlich für die Schmach der Niederlage. Rechtsgerichtete Republikgegner betrachten ihn als einen derjenigen Politiker, die den "im Felde unbesiegten Soldaten mit einem Dolchstoß in den Rücken gefallen sind" – immer wieder wird mit dieser "Dolchstoßlegende" genannten Geschichtsfälschung gegen Erzberger und andere Politiker Stimmung gemacht.
Berlin, 24. Juni 1922. Hinter Walther Rathenau, dem deutschen Außenminister, liegt eine lange Nacht: Bis in die frühen Morgenstunden hat er mit dem amerikanischen Botschafter konferiert. Zur gleichen Zeit wartet in einer Seitenstraße der Königsallee ein Wagen mit drei jungen Männern. Die ehemaligen Offiziere sind Mitglieder der "Organisation Consul", eines Geheimbundes, der den Sturz der Republik zum Ziel hat. Für sie ist Walther Rathenau, der sich für den Ausgleich mit den einstigen Gegnern einsetzt, ein Vaterlandsverräter. Schüsse fallen, eine Handgranate fliegt. Rathenau stirbt in den Armen einer Krankenschwester, die zufällig am Tatort ist.