Sebastian Kien, ein Vagant und Possenreißer (geistes- und seelenverwandt einem François Villon) rettet mit List und Tücke ein junges Mädchen vor dem Gehängtwerden. Da Engele Kerkerinck ihre gesamte Familie verloren hat, nimmt sie Sebastian in seine Obhut, macht ihr Mut zum Weiterleben, will ihr das Tanzen beibringen und das Singen. Engele jedoch will nach Münster, dorthin, wo der sagenhafte Jan van Leyden predigt, ein Wiedertäufer, zu dem Katholiken wie Protestanten in Scharen überlaufen – vor allem Frauen. Auch Engele ist wie verzaubert von diesem Mann, von seiner Statur, von seinem Feuer, von seiner Wortgewalt, von seiner Ausstrahlung. Sebastian Kien erkennt in Jan van Leyden einen alten Bekannten wieder: den Schauspieler und Hurenwirt Jan Bockelson, mit dem er vor einigen Jahren jenes Gewerbe betrieben hat, von dem sich Sebastian immer noch recht – oft auch schlecht – ernährt. Es kommt zu einem überschwänglichen Wiedersehen. Bockelson will seinen alten Freund zum Verbündeten machen, sagt sich selbst eine glanzvolle Zukunft voraus: „Eines Tages werde ich König von Münster sein!“ Aber noch ist der Widerstand der in Münster verbliebenen Katholiken nicht gebrochen. Noch gibt es Misstrauen bei den wohlhabenden Bürgern gegen den Mann, der Entsagung und Armut predigt und Geld, Schmuck und Geschenke in seinen eigenen Truhen hortet. Bockelson überwindet eine Vertrauenskrise, die auch im Hohen Rat der Stadt entstanden ist, indem er den berühmten Propheten Jan Matthys zu Hilfe ruft. Sebastian Kien wird beauftragt, die Ankunft des Propheten als Volksfest aufzubereiten. Mit einer nahezu magischen Inszenierung nimmt Bockelson die Volksseele wieder in Besitz, ohne zu ahnen, dass er mit dem Einzug des Propheten in Münster wie zwanghaft in ein Geflecht von sich überstürzenden Ereignissen verstrickt wird. Ursache ist Divara, die Ehefrau des Jan Matthys. Die Begegnung ist wie ein gegenseitiges Erkennen. Divara spürt in dem jungen und strahlenden Bock
Engele ist längst der Faszination Bockelsons erlegen. Sie wird als Geliebte des Königs von Divara geduldet, die in dem Mädchen kaum eine Konkurrenz sieht, sondern eine Festigung ihrer Position. Sebastian Kien will die Stadt verlassen. Aus seiner Fürsorge für Engele war Zuneigung entstanden, aus der Zuneigung Liebe. Doch die Sorge um Engele lässt Sebastian in der Stadt bleiben; vielleicht aber auch der Wunsch, dass sie doch noch zu ihm findet. Bockelson gibt sich seinen Verzückungen hin. Er steht unter dem Diktat „göttlicher Eingebungen“. Als Clarissa, die Tochter des Bürgermeisters Knipperdolling und Münsters „letzte Katholikin“, in einem Brunnenschacht aufgegriffen wird, befiehlt Bockelson dem Vater, der gegen seinen Willen zum Henker ernannt worden war, die Tochter eigenhändig zu enthaupten. Bockelsons Einfall, die widerspenstige Katholikin tiefer zu demütigen als nur durch den Tod, rettet Clarissa das Leben. Der König von Münster macht die Tochter des Bürgermeisters zu seiner Hetäre und lässt tags darauf die Vielweiberei und die freie Liebe als Glaubensprinzip der Wiedertäufer öffentlich verkünden. Münster feiert das neue Gesetz mit einer Orgie. Die Belagerung Münsters durch die Truppen des Fürstbischofs dauert nun schon über ein Jahr. In der Stadt herrschen Hunger und Krankheit. Divara erkennt die Gefahr und bestimmt das Gesetz des Handelns. Dem Hohen Rat der Stadt verspricht sie „Rettung und Heil“ in drei Tagen. Als Faustpfand bietet sie an, dass „der König verbrennen wird, wenn die Prophezeiung nicht in Erfüllung geht.“ In panischer Angst sucht Bockelson Rat und seelischen Beistand bei seinem Freund Sebastian, den er ins Gefängnis geworfen hat. Wieder ist es ein Einfall Sebastian Kiens, der es Bockelson ermöglicht, sich aus der Affäre zu ziehen. Im Doppelsinn des Wortes „verbrennen“ erkennt er die Chance. In einer Zeremonie, die von dem Prädikanten Rottmann zu einem Weihefest gemacht wird, verbrennt Bockelson d