1957: Im Speisesaal der Villa Hügel sitzt die Familie in angespanntem Schweigen beisammen. Arndt, der 19jährige Sohn und Alleinerbe von Alfried Krupp, ist zum Abendessen gekommen – doch seine Großmutter Bertha (71) schiebt Kopfschmerzen vor, um ihn nicht willkommen heißen zu müssen. Der sensible, extravagant zurechtgemachte Enkel Arndt entspricht nicht ihren Erwartungen an einen Kruppschen „Thronfolger“. Als Alfried (50) seine Mutter zur Rede stellt und fordert, sie müsse seinen Sohn akzeptieren, kommt es zu einem heftigen Streit: Es ist die erste offene Auseinandersetzung zwischen zwei Menschen, die jahrzehntelang ihren Groll und ihre Enttäuschung voreinander verborgen haben. Alfried wirft seiner Mutter vor, ihn zu hart erzogen und seine Ehe zerstört zu haben. Bertha rechtfertigt sich, es sei ihre Verantwortung gewesen, die Schwächen Alfrieds durch Strenge auszugleichen und ihn zum Herrscher des Krupp-Imperiums zu formen. Beide spüren: Nicht nur die Vergangenheit lastet schwer auf ihnen; mit dem Zusammenhalt der Familie steht auch die Zukunft der Firma auf dem Spiel. Alfried macht deutlich, dass die alten Zeiten, denen Bertha nachhängt, unwiederbringlich vorbei sind. Künftig wird er allein entscheiden, ob und wie es mit Krupp weitergehen soll. Mit dieser Zurückweisung bringt er die Welt seiner Mutter ins Wanken. Nachdem sie Alfried aus dem Haus geworfen hat, erleidet die alte Frau einen Herzinfarkt und bricht wie tot zusammen.
Ihr Name ist ein Mythos, ihr Stahl galt als der härteste der Welt: Die Krupps, einst Deutschlands mächtigste Industriellendynastie. Dokumentation von Sebastian Dehnhardt und Manfred Oldenburg.
1957: Bertha erleidet einen gefährlichen Rückfall. Auch Alfried, der sich noch immer nicht mit ihr versöhnen kann, hat der Streit innerlich aufgewühlt. Mit Harald spricht er darüber, wie sie ihre Kindheit erlebt haben und was Krupp für beide bedeutet. 1920: Die Krupps sind den Unruhen im Ruhrgebiet glücklich entkommen und verbringen den Sommer in Schloss Blühnbach, dem österreichischen Jagdschloss der Familie. Hier bekommt Bertha ihr sechstes Kind: Waltraud. Für die Kinder ist es eine befreiende Erfahrung, so viel Zeit im Freien und fernab des strengen Hügel-Regiments verbringen zu dürfen. Doch die Verpflichtungen in Essen lassen kaum Zeit für unbeschwerte Freizeit. Die Umstellung auf „Friedensproduktion“ ist nicht leicht; Gustav sieht sich gezwungen, Tausende Arbeiter zu entlassen. Alfried, der bisher von einem Hauslehrer unterrichtet wurde, möchte auf eine öffentliche Schule gehen. Er sehnt sich nach Kontakt mit „normalen“ Gleichaltrigen. Doch die Distanz zwischen ihm und den anderen Jungen scheint unüberwindbar. 1932: Seine Studienzeit in München bedeutet für Alfried (25) eine neue, ungekannte Freiheit, die er in vollen Zügen genießt. Während er als Sportflieger über den Wolken schwebt und auf Faschingsfesten als „gute Partie“ umworben wird, bahnen sich auf Hügel erste Veränderungen an. Fritz Thyssen macht Stimmung für Hitler, den er und andere Industrielle mit Millionensummen unterstützen. Nach anfänglichem Zögern sieht auch Gustav Krupp in den bevorstehenden Rüstungsaufträgen eine Chance, das Unternehmen weiter voranzubringen. 1936 verliebt sich Alfried Hals über Kopf in die hübsche Anneliese Bahr. Zum ersten Mal in seinem Leben ist er wirklich glücklich – doch seine große Liebe steht unter keinem guten Stern. Bertha und Gustav geben ihm unmissverständlich zu verstehen, dass die labile, geschiedene Kaufmannstochter keine angemessene Ehefrau für ihn sei. Als Anneliese schwanger wird, springt Alfried über seinen
In der Reportage "Auf der Suche nach Familie Krupp" nähern sich die Hauptdarsteller Iris Berben und Benjamin Sadler einer Familie an, die Familien und Wirtschaftsgeschichte geschrieben hat. Der ZDF-Dreiteiler "Krupp: Eine deutsche Familie"" erzählt die Geschichte der berühmten Unternehmerfamilie aus dem Ruhrgebiet, die einst zu einer der einflussreichsten und prominentesten Industriellendynastien der Welt aufstieg. Kaiser Wilhelm II und AdolfHitler änderten für sie Gesetze, Hunderttausende arbeiteten für Krupp, Nationen führten vor allem mit ihren Waffen Krieg. In Essen gibt es noch immer Stadtteile, Krankenhäuser, Schulen, Museen und Konzerthäuser die ihre Namen tragen. Die Krupps prägten maßgeblich das Ruhrgebiet, Deutschland und die ganze Welt. Iris Berben spielt Bertha Krupp, Benjamin Sadler deren Sohn Alfried Krupp von Bohlen und Halbach. In der Reportage "Auf der Suche nach Familie Krupp" erforschen die Schauspieler auf einer spannenden Reise den Kruppschen Mythos. Sie treffen noch lebende Angehörige der Familie und sehen gemeinsam mit ihnen bisher unveröffentlichtes, privates Filmmaterial. Ein interessanter Dialog entsteht. Wer waren die Krupps? Was hat sie angespornt? Worunter haben sie gelitten? Iris Berben fährt nach Essen. Sie besucht die "Bertha Krupp Schule", trifft überzeugte Kruppianer und entdeckt die Stadt ihrer eigenen Kindheit. Nach 50 Jahren sieht die Schauspielerin das erste Mal das Haus ihrer Großeltern und spricht über die Zeit ihrer Mutter, die am Werkband bei Krupp stand. Ihre Vorbereitung auf die Rolle der Bertha war eine emotionale Reise in die eigene Vergangenheit. Bertha Krupps Chauffeur, Sepp Hofreiter, fährt Iris Berbenzu einem Haus der Familie Krupp in Salzburg, das voll von privaten Schätzen ist. Behutsam nähert sich die Schauspielerin dem Vorbild für ihre Rolle und erforscht dabei vor allem die privaten Seiten einer stets auf Rationalität bedachten Frau. Benjamin Sadler ist der Sohn eines deutschen Vaters und e
1940: Nachdem Anneliese mit ihrem Sohn die Villa Hügel verlassen hat, stürzt sich Alfried in die Arbeit in der Firma, die jetzt nach Kriegsausbruch immer mehr Aufträge mit immer weniger Fachkräften zu bewältigen hat. Bald arbeiten Tausende von Fremdarbeitern in den Stahlwerken der Krupps. Die Nachricht über den im Krieg tödlich verunglückten Sohn Claus hat Gustav in eine Depression gestürzt. In den folgenden Jahren baut der Vater gesundheitlich immer weiter ab. 1943 übernimmt Alfried schließlich offiziell die Leitung des Unternehmens – in dem Wissen, dass der Krieg möglicherweise bereits verloren ist und er zur Verantwortung gezogen werden wird. Dank eines besonderen „Führererlasses“ darf Alfried nun sogar den Namen „Krupp“ tragen. Weil die Firma auch den Alliierten als gigantischer Rüstungskonzern bekannt ist, wird Essen massiv bombardiert, Rohstoffe und Material werden knapp. Alfried versucht, die Anforderungen der Wehrmacht um jeden Preis zu erfüllen. 1944 verhaftet die Gestapo seinen Onkel Tilo von Wilmowsky und seine Tante Barbara, Berthas jüngere Schwester, weil sie Kontakte zu der Opposition hatten. Die Familie unternimmt nichts, um sich für die beiden einzusetzen – man hat zu große Angst, selbst bei Hitler in Ungnade zu fallen. Dann ist der Krieg vorbei, und Alfried wird auf Hügel von den Amerikanern festgenommen. Bertha pflegt inzwischen den schwerkranken Gustav in Blühnbach. 1948 beginnt in Nürnberg der sogenannte „Krupp-Prozess“: Alfried wird anstatt seines Vaters als Kriegsverbrecher verurteilt.